LANDESDENKMALRAT BERLIN 1 Sitzung des Landesdenkmalrates Berlin am 03.07.2015 Ergebnisprotokoll Anwesende: Landesdenkmalrat (LDR): Herr Prof. Dr. Bernhard Furrer (stellvertretender Vorsitzender) Frau Christine Edmaier Frau Nicola Halder-Haß Frau Dr. Juliane Kirschbaum Herr Prof. Dr. Kay Kohlmeyer (später eingetroffen) Herr Prof. Dr. Michael Krautzberger Herr Florian Mausbach Frau Prof. Dr. Elisabeth Merk (musste früher gehen) Frau Jórunn Ragnarsdóttir (musste früher gehen) Herr Wolfram Sauerbier Frau Prof. Dr. Kerstin Wittmann-Englert und Herr Prof. Volker Staab sind entschuldigt. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (SenStadtUm): Frau Regula Lüscher, SenStadtUm/Senatsbaudirektorin (TOP 5) Frau Dr. Dagmar Tille, SenStadtUm/Leitung Stabsstelle Denkmalschutz und UNESCOWelterbe Frau Dr. Beatrix Burtin, SenStadtUm/Stabsstelle Denkmalschutz und UNESCO-Welterbe Herr Dr. Nils-Christian Kallweit, SenStadtUm/Stabsstelle Denkmalschutz und UNESCOWelterbe Herr Marc Ruiken, SenStadtUm/Stabsstelle Denkmalschutz und UNESCO-Welterbe, Praktikant Landesdenkmalamt (LDA): Herr Prof. Dr. Jörg Haspel, LDA/Landeskonservator und Leitung Landesdenkmalamt Herr Dr. Matthias Dunger, LDA/Fachbereich Bau- und Kunstdenkmalpflege (TOP 5) Frau Dr. Sabine Schulte, LDA/Fachbereich Bau- und Kunstdenkmalpflege (TOP 3) Externe: Frau Abgeordnete Katrin Lompscher (ab TOP 5) TOP 3 Herr Jochen Kölling, BSM Berlin Frau Kerstin Kipker, Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Stadtentwicklungsamt/Stadtplanung Frau Sabine Kunert, Gewobag Herr Patrick-Michael Weiss, SenStadtUm/Abteilung Städtebau und Projekte/Referat II D Seite 1 von 8 TOP 4 Frau Ulrike Zeidler, Bezirksamt Treptow-Köpenick, Leitung Stadtentwicklung TOP 5 Frau Katharina Komann, Bayerische Hausbau GmbH Herr Bernhard Taubenberger, Bayerische Hausbau GmbH Herr Andreas Hild, Hild und K Architekten Herr Dionys Ottl, Hild und K Architekten Herr Rainer Latour, Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Leitung Stadtentwicklung Frau Ingrid Lohse, Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Stadtentwicklung/ Untere Denkmalschutzbehörde (UD) (später eingetroffen) TOP 6 Herr Holger Lippmann, Tempelhof Projekt GmbH Herr Christoph Schuster, Tempelhof Projekt GmbH Herr Jochen Zinke, Bollinger + Fehlig Architekten Frau Dorothea Krömer, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, (UD) TOP 1 Begrüßung und Einführung Herr Prof. Dr. Furrer und Frau Dr. Tille begrüßen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der aktuellen Sitzung des Landesdenkmalrates (LDR). TOP 2 Ergänzungen zur Tagesordnung und Verabschiedung des Protokolls Aufgrund der aktuellen Entwicklungen und des Interviews von Herrn Prof. Dr. Bernhard Furrer in der Berliner Zeitung vom 03.07.2015 soll das Magnus-Haus (Am Kupfergraben) unter TOP 7, Verschiedenes, ein weiterer Besprechungsgegenstand sein. Es erfolgt eine kurzer Austausch zu aktuellen Entwicklungen bezüglich ICC (Internationales Congress Centrum), wobei der LDR informiert wird, dass nach Beschluss des Senats die etappenweise Sanierung beabsichtigt ist und für die künftige Nutzung auch weiterhin die Kongressnutzung des ICC im Vordergrund steht. Die Sanierung ist ab dem Jahr 2018 geplant, wofür der Senat maximal 200 Mio. € zur Verfügung stellt. Da dieser Betrag voraussichtlich für eine Sanierung des kompletten ICC mit Kosten von ca. 500 Mio. € nicht ausreichen wird, soll, wie von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung vorgeschlagen, zusätzlich durch die Ermöglichung einer teilweisen privaten Nutzung Kapital gewonnen werden. Frau Edmaier erfragt den Denkmalstatus des ICC und welche Teile des Gebäudes hiervon erfasst sind. Herr Prof. Dr. Haspel erläutert, dass dem Senat der Denkmalwert des ICC mitgeteilt worden ist, um den Denkmalschutz bei der weiteren Planung zu berücksichtigen. Eine formelle Unterschutzstellung steht noch aus. Frau Dr. Tille bittet um Behandlung des Themas unter TOP 7, Verschiedenes, damit der LDR eine Empfehlung aussprechen könne. Das Protokoll der vorangegangenen Sitzung des LDR wird genehmigt. TOP 3 Mehringplatz / Landschaftsplanerischer Wettbewerb Der LDR erkennt die (der jüngeren Zeitgeschichte geschuldete) zunehmende Masse von Objekten der Nachkriegsmoderne, die inzwischen auch denkmalrechtliche Behandlung erfordern. Als Vorbemerkung zur Behandlung des Vorhabens am Mehringplatz und einer sich nicht nur dort abzeichnenden Gefährdung der Gebäude dieser Zeitschicht beschließt Seite 2 von 8 der LDR , einen Leitfaden zum grundsätzlichen Umgang mit der Nachkriegsmoderne durch drei bis vier Mitglieder des LDR zu entwickeln. Zum Projekt: Für die Sanierung des Mehringplatzes und insbesondere zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raumes bereitet die Wettbewerbsabteilung gemeinsam mit dem Bezirk Friedrichshain/Kreuzberg einen landschaftsplanerischen Wettbewerb vor. Anlass des Zeitpunktes ist der Wunsch nach Verknüpfung der absehbar abschließenden Baumaßnahmen an der U6 mit einer qualitätsvollen Wiederherstellung des Platzes. Mehrere Mitglieder des LDR hatten am Vorabend Gelegenheit, die Platzanlage unter Führung von Frau Dr. Sabine Schulte vom Landesdenkmalamt, dem Leiter des Fachbereichs Stadtplanung, Herrn Matthias Peckskamp, dem Bezirksstadtrat und Leiter der Abteilung Planen, Bauen und Umwelt, Hans Panhoff, sowie unter Beisein von Herrn Olav Vogt von der Unteren Denkmalschutzbehörde Friedrichshain-Kreuzberg zu besichtigen. Im Vorfeld der Wettbewerbsauslobung gab es einen Workshop, um Wettbewerbsgebiet und Zielorientierung der Wettbewerbsaufgabe zu eruieren. In dessen Kontext entstanden Ideen, den Rundbau des Mehringplatzes an der südlichen Seite zum Landwehrkanal aufzubrechen, um eine Torsituation und Achsenentwicklung mit Bezug auf die Friedrichstraße zu entwickeln, die aus der historischen Standortsituation abgeleitet wird. Diese Überlegungen im Rahmen eines landschaftsplanerischen Wettbewerbs ohne Beteiligung der Baudenkmalpflege hat eine Befassung im Landesdenkmalrat veranlasst. Frau Dr. Schulte führt für das LDA in die geschichtliche Bedeutung der denkmalgeschützten Gesamtanlage Mehringplatz ein. Sie erklärt den Mehringplatz aus seiner Geschichte als südlichen Abschluss der Friedrichstadt vor der historischen Akzisemauer mit dem Halleschen Tor. Im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört, konnte der nach dem Krieg in Mehringplatz umbenannte Belle-Alliance-Platz als erster Platz der Friedrichstadt wieder aufgebaut werden. Frau Dr. Schulte stellt die Scharoun-Düttmann Planungen der 1960/70er Jahre vor, deren Hauptmerkmale das Aufgreifen der historischen Platzform als geometrische Grundform einerseits und der konsequente Abschluss der Fläche sowie der Achse Friedrichstraße anderseits ist. Dieser wird durch eine zweigeschossige Wohnbrücke mit Maisonette-Wohnungen geleistet. Die heutige Platzgestaltung stammt von Werner Düttmann und dem Gartenarchitekten Walter Rossow. Rossow sind die Befestigung der Wege mit Betonsteinen und Pflasterungen, die Bepflanzung der Rasenkompartimente mit frei angeordneten Bäumen sowie die rahmenden Hochbeete am Platzrand zuzuschreiben. In den teils terrassenartig angelegten Hochbeeten befinden sich kleine Kinderspielplätze sowie diverse Pflanzungen. Die Aufstellung der noch erhaltenen Denkmäler rekonstruiert den ehemaligen Gedenkplatz für die Befreiungskriege gegen Napoleon (Belle-Alliance-Platz). Vor dem Hintergrund einer kunsthistorischen Analyse der Motive der runden Großform, Rondelle und Brückenhäuser in Architektur und Städtebau des 20. Jahrhunderts stellt Frau Dr. Schulte die charakteristischen Bedeutungsgehalte des Denkmals Mehringplatz dar und plädiert dafür, die Kernaussagen des Denkmals zu wahren. Der Mehringplatz war nie ein Verkehrsplatz. Diese Tradition hat die denkmalgeschützte Nachkriegsschicht berücksichtigt und in „radikal“ moderne Formensprache umgesetzt. Es seien Elemente wie die Wohnbrücke, auf die es ankomme, wenn man es mit den Zeugnissen der Moderne ernst meine. Herr Weiss vom Wettbewerbsreferat der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt führt aus, dass sich der Mehringplatz in einem förmlich festgelegten Sanierungsgebiet befindet. Die Sanierung der U-Bahn-Tunneldecke durch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) am Mehringplatz erstrecke sich aufgrund von Komplikationen bereits über Jahre. Mit dem Seite 3 von 8 planerischen Ziel der Einheit von Mehringplatz und Blücherplatz sei ein Workshop mit drei Büros durchgeführt worden. Das Ergebnis des Workshops wird vorgestellt. Danach werde eine Verlängerung der Achse der Friedrichstraße bis zum Blücherplatz vorgesehen, wobei die Wohnbrücke zur Öffnung der Achse entfernt werden müsse. Des Weiteren enthalte die Planung einen Erweiterungsbau für die Amerika-Gedenkbibliothek. Und schließlich solle die Aufenthaltsqualität für Fußgänger unter der U-Bahn-Brücke Hallesches Tor verbessert werden. Die bestehende Treppenanlage am Rondell des Mehringplatzes beinträchtige erheblich die Barrierefreiheit und den Fahrradverkehr. Zur Umsetzung dieser Planung führt Herr Kölling für die BSM Berlin aus, dass ein Wettbewerb mit sieben Teilnehmern für eine Landschaftsplanung (insbesondere Grünflächen, Wegeführung, Pflasterung, Luftgeschosse) durchgeführt werden solle (europaweite Auslobung März 2016), um bestehende „Angsträume“ für die Bewohner unter den dunklen Durchgängen zu beseitigen. Dabei handele es sich um einen Ideen- und Realisierungswettbewerb für den Freiraum, keinen städtebaulichen Wettbewerb. Frau Kunert erklärt als Vertreterin der Eigentümerin Gewobag, dass ein Abriss der Wohnbrücke am Mehringplatz momentan kein Thema sei. Auch seien die sieben Mieter in der Wohnbrücke nicht anderweitig unterzubringen. Frau Kipker vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Stadtentwicklungsamt/Stadtplanung, weist darauf hin, dass ein Rahmenplan mit Stand 04.06.2013, beschlossen vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg am 02.07.2013 bzw. 06.08.2013, ohne den Wohnbrückenbau und mit zwei Kopfbauten für das Sanierungsgebiet bestehe, welcher der Aktualisierung bedürfe. Der Rahmenplan sei aber nicht Gegenstand des Landschaftsplanungswettbewerbs. Die Fragen nach einem städtebaulichen Wettbewerb und der Verbindlichkeit des Rahmenplans werden vom LDR aufgegriffen. Das LDA plädiert nachdrücklich für die Erhaltung des zentralen Entwurfsmotivs – aus der Nachkriegsepoche – des geschlossenen Rondells. Empfehlung zu TOP 3 Der Landesdenkmalrat wird über die Vorstellungen zur Umgestaltung des Mehringplatzes orientiert, die im Rahmen eines Workshops geäußert wurden. Dazu gehört auch die Idee, im Rahmen eines durchzuführenden landschaftsplanerischen Wettbewerbs die Möglichkeit zu eröffnen, das Brückengebäude, das den inneren Ring gegen U-Bahn (hier als Hochbahn) und Landwehrkanal hin abschließt, abzubrechen, um die Achse der Friedrichstraße zu stärken. Weiter soll eine Fahrradverbindung über den Platz führen. Der Landesdenkmalrat ist der Ansicht, dass alle Verfahren – auch Workshops – in Fällen, bei denen eingetragene Denkmale betroffen sein könnten, von Anfang an mit der Denkmalpflege abgesprochen sein sollten. Im konkreten Fall stellt er fest, dass das Brückengebäude integrierender Bestandteil des Entwurfs von Hans Scharoun und Teil der ursprünglichen Realisierung durch den ausführenden Architekten Werner Düttmann ist. Die besondere Atmosphäre des Platzes mit dem Abschluss der Friedrichstraße durch die Friedenssäule würde durch einen Abbruch des Brückenbauwerks empfindlich gestört. Einen Abbruch dieses konstituierenden Teils des Baudenkmals lehnt er daher entschieden ab. Er erinnert überdies daran, dass für die Eigentümerin ein Abbruch nicht zur Debatte steht. Die Rahmenplanung und die Auslobung sind entsprechend der denkmalrechtlichen Situation anzupassen. Auch die im Rahmenplan vorgesehenen vorgelagerten Kopfbauten sind mit dem Baudenkmal nicht verträglich. Seite 4 von 8 Alle künftigen Maßnahmen sollten dem bestehenden Stadtraum und dem Baudenkmal verpflichtet sein und diese stärken. Das Durchführen der Fahrradverbindung im Rahmen eines Denkmalbereichs ist eine gestalterische Frage; der Landesdenkmalrat macht aber darauf aufmerksam, dass die ruhige Atmosphäre des Platzzentrums gewahrt werden muss. TOP 4 Müggelturm Da der Projektträger und Eigentümer des Objektes Müggelturm für eine Teilnahme an der Sitzung nicht zur Verfügung stand, erläutert die Leiterin der Abteilung Stadtentwicklung des Bezirksamts Treptow-Köpenick, Frau Zeidler, die Projektgenese und gibt einen historischen Abriss der Entstehung und Entwicklung des Müggelturms sowie dessen Bedeutung, Lage und Erschließung. Zwischenzeitlich sind denkmalrechtliche Genehmigungen mit diversen Auflagen erteilt worden. Der Eigentümer und Investor hat bislang jedoch keine vollständigen Bauvorlagen unterbreitet. Die konkreten Ausführungen bleiben daher noch abzustimmen. Der Eigentümer beabsichtigt vor der Entwicklung des Turms und des Ausflugslokals sowie dessen Barrierefreiheit zunächst einen Straßenlanderwerb zur besseren Erschließung des Müggelturms. Empfehlung zu TOP 4 Der Landesdenkmalrat wird über die Entstehungsgeschichte des 1960/61 erbauten Müggelturms mit den dazugehörenden Bauten sowie über die Entwicklung der letzten Jahre orientiert. Die Anlage als ganze ist als Baudenkmal eingetragen. Es sind bereits denkmalrechtliche Genehmigungen (mit Auflagen) bspw. für eine Verglasung der Terrasse und Fenstererneuerungen erteilt worden. Der Landesdenkmalrat begrüßt die Anstrengungen für die Erhaltung des Müggelturms und die Maßnahmen zu Bestandssicherung und adäquater Nutzung des Denkmals. Er empfiehlt eine Professionalisierung der baulichen Projektentwicklung mit Fachleuten, die Erfahrung mit entsprechenden Baudenkmalen haben. Aussagekräftige und verbindliche Unterlagen, namentlich Pläne sind Voraussetzung, damit er vor einer Genehmigung konkret auf das eigentliche Projekt eingehen kann. Der LDR ist bereit für Gespräche mit der Bauherrschaft. Barrierefreiheit wird für den eigentlichen Turm denkmalgerecht nicht zu realisieren sein, wohl aber für den Gastronomietrakt. In Bezug auf den Verkauf des Vorgeländes empfiehlt der LDR dem Bezirk, darauf zu verzichten und stattdessen ein Nutzungsrecht einzuräumen. TOP 5 Zentrum am Zoo / Großes Hochhaus, Neugestaltung Der Projektträger, der bereits „Bikini Berlin“ entwickelt hat, möchte nun als Abschluss der Gebietsentwicklung das Hochhaus am Zoo in Nutzung bringen und hierfür sanieren. Da der theoretische Ansatz des Architekten Fragen nach dem Umgang in Alternativen aufwirft, die von grundsätzlicher Bedeutung für die Denkmalpflege sind, ist die Befassung im Landesdenkmalrat unerlässlich. Herr Dr. Dunger führt eingangs für das LDA die Bedeutung des Großen Hochhauses für das Zentrum am Zoo aus denkmalpflegerischer Sicht aus. Herr Hild von Hild und K Architekten verweist auf die erheblichen Defizite des Baus, wonach das Hochhaus nicht die aktuellen Anforderungen an Technik, Brandschutz und Statik erfülle. Zur Frage der Ertüchtigung stellt er drei denkbare Strategien vor. Diese Strategien werden Seite 5 von 8 letztendlich als Frage von „Genotyp“ und „Phänotyp“ bezeichnet, sodass ein teilweiser Rückbau und Neubau mit der Ästhetik des Originals zu favorisieren sei. Der andernfalls durchzuführende Substanzerhalt würde durch die erforderlichen Ertüchtigungsmaßnahmen zu einem Verlust des Erscheinungsbilds führen. Es ist abzuwägen, welche Bedeutung dem Erhalt der Originalsubstanz – auch mit Blick auf die Auswirkungen auf viele weitere Fälle der jüngeren Architekturgeschichte – beizumessen ist. Empfehlung zu TOP 5 Der Landesdenkmalrat wird über die Entstehungsgeschichte der Bauten um den Breitscheidplatz und namentlich des sog. Großen Hochhauses orientiert. Seitens der Bauherrschaft werden ihm detailliert die Problematik des Bestands sowie die drei Szenarien, die geprüft worden sind, vorgestellt (Erhaltung als Umbau und Sanierung mit Rekonstruktion von Elementteilen – Erhaltung der Struktur und Neubau der Fassade – Teilerhalt mit Rekonstruktion des Erscheinungsbilds). Der LDR anerkennt die sorgfältige Vorarbeit, die seitens der Architekten geleistet worden ist. Er betrachtet den städtebaulichen Wert des Ensembles, bestehend aus Großem und Kleinem Hochhaus, dem Bikini-Haus und dem Filmpalast als wesentlich. Er ist indessen nicht davon überzeugt, dass alle drei Varianten abschließend ausgelotet worden sind. Vor einer inhaltlichen Stellungnahme ersucht er daher darum, für die Variante 2 die Folgen eines Einbaus des Treppenhauses im Inneren des Gebäudes, für die Variante 3 die Folgen des Beibehaltens der ursprünglichen Geschosshöhen (OK – OK) nachzuweisen. TOP 6 Information Flughafen Tempelhof / Entwurf Gestaltungskonzept Versammlungsstätte Herr Schuster von der Tempelhof Projekt GmbH, Leitung Gebäudemanagement, führt in die Entwicklung des Flughafengebäudes im Nachgang zum Volksentscheid ein. Hierbei geht es insbesondere um die Ertüchtigung der Anlage und die Ansiedlung neuer Nutzungen. Der Denkmalpflegeplan, dessen Dokumentationsteil den Mitgliedern des (noch vorherigen) Landesdenkmalrates bereits im Juni 2014 vorgestellt wurde, sei kurz vor der Fertigstellung. Herr Architekt Zinke führt für die Bauherrenschaft aus, dass der Flughafen zur Versammlungsstätte entwickelt werden soll, wofür insbesondere neben der Brandschutzertüchtigung, Öffnungen der Fassade zur Verbesserung der Eingangssituation erforderlich sind. Um zur architektonischen Umsetzung des Denkmalpflegeplans auch ein einheitliches gestalterisches Gesamtkonzept für das Flughafengebäude zu haben, an dem sich perspektivisch die gestalterische Ausbildung diverser Einzelmaßnahmen orientiert, soll durch die Tempelhof Projekt GmbH zeitnah ein Workshop zur Diskussion des vorliegenden Entwurfes erfolgen. Hierbei soll die Eignung der vorliegenden Gestaltungsvorschläge dieser ersten größeren Maßnahme auf Übernahme als generelle Gestaltvorschläge im Sinne eines Gestaltungsleitbildes erörtert werden. Der Workshop soll unter Teilnahme von Mitgliedern des LDR durchgeführt werden. Frau Ragnarsdóttir und Frau Edmaier erklären ihre Bereitschaft zur Teilnahme. Empfehlung des LDR Die Vorstellungen für die Nutzung mit dauerhaften Versammlungsstätten im Flughafengebäude, für das mittlerweile ein Denkmalpflegeplan besteht, werden dem Seite 6 von 8 Landesdenkmalrat vorgestellt. Sie haben nicht zu unterschätzende Veränderungen zur Folge. So sollen neue Zugänge in den Treppentürmen sowie neue Öffnungen auf der Rückseite der Erdgeschosse geschaffen werden. Der Landesdenkmalrat empfiehlt, ein detailliertes Gestaltungshandbuch zu entwickeln. Damit kann sichergestellt werden, dass die künftigen Interventionen auf gemeinsamer gedanklicher und gestalterischer Basis ausgeführt werden und präzisen Bezug zum Bestand haben. Er empfiehlt, zu diesen Fragen einen Workshop durchzuführen. Dazu delegiert er seine Mitglieder Christine Edmaier, Jórunn Ragnarsdóttir, Volker Staab und Kerstin Wittmann-Englert. Er geht davon aus, dass bei sorgfältiger Vorbereitung der Workshop ab Ende September stattfinden könnte. Staatsoper / Außenfarbgebung Herr Prof. Dr. Haspel informiert den LDR anhand der wechselvollen Geschichte des von Knobelsdorff erbauten ersten frei stehenden Opernhauses über die aktuelle Fassadenfarbigkeit der Staatsoper Berlin. Das LDA hat Befunduntersuchungen und Bemusterungen an der Staatsoper vorgenommen. Aufgrund dessen verfolgt das LDA eine Wiederherstellung der Farbgebung und -technik der Zeit des Wiederaufbaus der Staatsoper in den 1950er Jahren durch den Architekten Richard Paulick, auf dessen Planung eine maßgebliche Erweiterung des Bühnenhauses beruht, und nicht die Farbgebung einer später aufgebrachten Farbschicht. Der LDR nimmt die Ausführungen zur Kenntnis und erachtet das Vorgehen als denkmalpflegerisch richtig. Klinikum Benjamin Franklin / Fassadensanierung Herr Prof. Dr. Haspel stellt das Klinikum Benjamin Franklin als seit 2013 geschützte Gesamtanlage vor. Insbesondere die Fassade, deren Sanierung erforderlich sei, sowie ausgewählte Innenbereiche unterliegen dem Schutz. Ein Denkmalpflegeplan wurde ausgearbeitet. Die Fassade könne erhalten und saniert werden. Die Sanierung würde jedoch zu Mehrkosten führen, weshalb der LDR in einer der nächsten Sitzungen durch die Charité über die Planungen informiert werden sollte. Wettbewerb Neubau Bauhaus-Archiv Der Altbau des Bauhaus-Archivs ist selbst Hauptausstellungsstück. Dazu gehört der Zugangsweg, der konstituierender Bestandteil der Inszenierung ist. Der Neubau des Bauhaus-Archivs muss entsprechend reagieren. Der LDR soll am Wettbewerb des Neubaus beteiligt werden. Frau Prof. Dr. Wittmann-Englert sollte daher als Sachpreisrichterin fungieren. TOP 7 Verschiedenes Magnus-Haus Die bereits ergangene Empfehlung des LDR zum Umgang mit dem Magnus-Haus hat offensichtlich keine nachhaltige Berücksichtigung gefunden. Das Unternehmen Siemens verfolgt die Errichtung einer baulichen Anlage im Garten des Magnus-Hauses weiter. Angesichts der Bedeutung dieses Ensembles für das Land Berlin verabredet der LDR folgende Schritte: Seite 7 von 8 1. Die Anmeldung eines Gesprächs mit dem jetzt amtierenden Senator über die Auswirkungen der vom Landesdenkmalrat verabschiedeten Empfehlungen. 2. Schreiben an den Aufsichtsrat des Unternehmens und 3. Schreiben an den Regierenden Bürgermeister von Berlin. ICC Der LDR beschließt, das ICC in der nächsten Sitzung als eigenen Tagesordnungspunkt zu behandeln. Friedrichswerdersche Kirche Der LDR wird durch sein Mitglied, Herrn Sauerbier, über die Anhörung zur Friedrichswerderschen Kirche in einem Ausschuss des Abgeordnetenhauses informiert. Ehemalige Konditorei, Schlosspark Glienicke (Teil des Wirtschaftshofs) Der LDR befasst sich mit dem heute vom Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf verwalteten und als Wirtschaftshof genutzten Gebäudeensemble im Schlosspark Glienicke, (ehemalige Konditorei und zwei Stallgebäude). Der Bauzustand der Gebäude wird kritisch bewertet. Mit einer künftigen Umnutzung als Besucher- und Ausstellungszentrum des Landschaftsparks, der ein starker touristischer Anziehungspunkt ist, könnten Fördermittel für touristische Infrastruktur eingeworben und die Information über die Welterbe-Stätte verbessert werden. Eine Machbarkeitsstudie bildet die Grundlage für diese Idee. Ihre Umsetzung hängt im Moment an der naturschutzrechtlichen Prüfung des Ausweichstandortes für die Verlagerung des Wirtschaftshofes. Langfristig sollen weitere Bereiche des Landschaftsparks an die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten übergehen. Die Stabsstelle Denkmalschutz und UNESCO-Welterbe bemüht sich derzeit um Strukturierung der hierfür erforderlichen Maßnahmen und Optionen zur Beschaffung der erforderlichen Mittel. Der LDR sichert in dieser Angelegenheit vollstes Verständnis und volle Unterstützung zu. Dr. Kallweit, Dr. Burtin Seite 8 von 8
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