Reudelsterz - Entstehung und Auszüge aus der Schulchronik Der Name Reudelsterz entstand wahrscheinlich aus dem um 1350 genannten Hof „Rodensteyrezz“. - Roden/Reudel = Rodung, Steyrezz/Sterz = Ende Aus der Schulchronik ab dem Jahr 1838 Nach einer Darlegung auf Seite 7 dieser Chronik verdankt „ Reudelsterz seine Entstehung drei Brüdern, Reudelsterz mit Namen, die sich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts hier ansiedelten; ...“ . Im Mittelrh. Urkundenbuch I. , S. 479, Nr. 419, steht, daß dem Hospital bei der Florinskirche in Koblenz von den Mitdörflern von Mayen Zuwendungen gemacht wurden. „ Die Mitdörfler ( convicani ) von Mayen in Cürrenberg, Nitiska, Akada ( Kürrenberg, Nitz und Acht am Ausfluß des Achterbaches in den Nitzbach ) und was zu diesen Willen gehört, haben aus gutem Willen und rechtmäßig die Zuwendung für den hl. Dienst ge – (Seite 72) macht. „ Reudelsterz wird in dieser Urkunde nicht genannt. Man darf daraus wohl den Schluß ziehen, daß es im 12. Jahrhundert noch Waldgebiet war, und erst später, nach Acht, Nitz und Kürrenberg, eine sehr wahrscheinlich von Mayen angelegte Rodung wurde. Wollte man für das Ende einer auf Mayener Waldgebiet angelegten Rodung suchen, so fände man eine einfache Erklärung für den Namen Reudelsterz, nach ( Fabricius lic S 2 ) ursprünglich Rodensteyrczz. Die angeführte Urkunde im „Mittelrh. Urkundenbuch „ gehört in das Jahr 1110. Wahrscheinlich entstand Reudelsterz im 13. oder 14. Jahrhundert. Nach Fabricius lic VII. S. 5 – 6 war es vor 1400 und auch später mit Nitz und Kürrenberg der Stadt Mayen verbürgert „ Das bei Kürrenberg gehaltene hohe Geding über die Mayener Wälder und das alte Mayener Hochgericht, das zu ......................... im Stadtbezirk dem hohen Kreutz „ nach der Pellenz zu, von 1594 an auf „ der Höhen an , „ wo der Galgen auf – (Seite 73) gerichtet wurde, stand die städtische Jurisdiktion, erstreckten sich auch auf Reudelsterz. Nach Fabr. lic S. 2 wurden am Martinstage zu Mayen 2 x die Glocken geläutet zur Zahlung der Zinsen von Rodländereien und Neubrüchen. Wer nicht vor Sonnenuntergang zahlte, hatte 60 Schilling Strafe zu entrichten. Unter den hierzu Verpflichteten finden sich die Besitzer des Hofes „ Rodensteyrczz „ , im Ganzen 39 Personen. Auch eine Urkunde aus dem Jahre 1460 im Pfarrhause zu Monreal erwähnt bereits den Hof Reudelsterz. „ Frau Els. Von Broll ( Vlatten ) verlehnt ihr Höfgen Oekerod und schenkt es der Kirche u. Priestern für ein Jahrgezeit, tut jährlich Pacht 8 Osterländ Gulden. Sie verlehnt es an Eckerts Kinder auf Reudelsterz, welche ihren Hof Reudelsterz für den Pacht mit verpfänden. Das Jahrgezeit ist auf die 4 Quatember Dienstag zu halten, item allemal den ............. zu spenden und dann 16 Albus für 4 Wachskerzen auszusehen. „ Nach den hier angeführten (Seite 74) Urkunden ist neben der in dieser Chronik bereits vertretenen Ansicht, daß Reudelsterz seinen Namen und seine Entstehung drei Brüdern gleichen Namens verdankt, die sich im 16. Jahrhundert hier ansiedelten, auch diese möglich, daß der heutige Flecken Reudelsterz bereits im 12. oder 13. Jahrhundert der Schluß einer Rodung auf Mayener Waldgebiet war und diese Rodung spätestens um 1400 mit einem Gehöft bebaut war. Vielleicht waren die Besitzer dieses ersten Gehöftes die oben genannten drei Brüder, standen im Dienste der Stadt Mayen und hießen nach der Art und dem Ort ihrer Beschäftigung „ die Brüder zu Rodensteyczz. „ Sie müßten dann bereits um 1400 gelebt haben. Direktorial – Assistent Dr...??... – Bonn erstattet in dem Anfang 1929 erschienenen Heft 133 der Bonner Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande „ einen Bericht über die von ihm geleiteten fünf – (Seite 75) jährigen Ausgrabungen und Untersuchungen im Walddistrikt „ Brasil „, südwestlich von Mayen, der auf verschiedene noch offene Fragen betreffend die Anlage römischer Bauwerke Antwort gibt. Im Verlaufe der Arbeiten ergab sich nach dem Bericht die überraschende Tatsache, daß vor dem römischen Bauernhof ( denn das bedeutet das für solche Bauten oft gebrauchte Wort „ villa und nicht etwa ein schloßartiges Gebäude ) sich in der sogenannten Latene – Zeit an derselben Stelle schon eine ähnliche kleinere Siedlung befand. Das erwähnte Waldtälchen war also vor den Römern etwa 800 bis 1000 Jahre bewohnt. Erst mit dem Eindringen der Franken wurde die Tradition unterbrochen. Aus der römischen Zeit wurden in der Gemarkung Reudelsterz im Wiesentälchen südöstlich der Höhe 442 nicht weit von der alten Römerstraße Mayen – Weiler Gebäudereste geringen Umfangs festgestellt. Auszüge aus der Schulchronik ab dem Jahr 1838 (Niedergeschrieben von Joseph Ternes, Lehrer in Reudelsterz von 1838 bis 1883, nach Informationen von Stephan Kirst, Lehrer in Reudelsterz von 1801 bis 1838) Am 17. Februar 1838 wurde mir Joseph Ternes die Schule zu Reudelsterz von der Königlichen Regierung zu Coblenz übertragen. Am 5. März desselben Jahres habe ich dieselbe angetreten. Mein Vorgänger im Amte, ......... Stephan Kirst, hatte dieselbe vom Jahre 1801 bis zu meinem Antritte geleitet, und war nun pensioniert zu 8 Taler jährlich, sage und schreibe acht Taler. Er war seiner Provession ein Schneider und betrieb dieses Handwerk noch mehrere Jahre während der Schule, doch in der Schule, im Beisein der Kinder. Später gab er das Handwerk auf und arbeitete neben der Schule an seinem Acker. Er unterrichtete die Kinder nur die Wintermonate, vom 1. November bis Ostern, und von Ostern bis wieder zum 1.November war die Schule frei. Als Lohn für sein Schulhalten erhält er von jedem Kinde 12 ½ SGr ?, was ihm von den Eltern der Schulkinder gezahlt wurde. Da in erster (Seite 2) Zeit seines Schulhaltens die Kinderzahl sehr gering war, und ihm wegen Armut und bösen Willen, für manches Kind nichts bezahlt wurde, so war sein Lohn ein sehr geringer. Er starb am 6. August 1851 in einem hohen Alter. Lebte also noch mit mir 13 Jahre. Aus seinem Munde habe ich über die Zustände und früheren Verhältnisse des Dorfes vieles mitgeteilt erhalten…. Aus seinem Munde habe ich über die Zustände und früheren Verhältnisse des Dorfes vieles mitgeteilt erhalten. Im Jahre 1810 und 1811 wurde von der französischen Regierung die Straße in der Karbach gebaut. Bei diesem Baue war Kirst als ......arbeiter tätig, und verunglückte dabei, indem er von herabfallender Erde überschüttet wurde. Er wurde nun von einem französischen Arzte namens Schling aus Mayen wieder geheilt, blieb aber Zeit lebens gelähmt an seinem Fuß. Es wurde ihm nun, weil in kaiserlicher Arbeit verunglückt, eine Pension von 300 Franken in Aussicht gestellt, die er aber als unverdientes Geld ausschlug…. …Die Kapelle im Dorfe war baufällig geworden und drohten die Seitenwände einzustürzen. Es mußte also daran gedacht werden, dieselbe wieder aufzubauen. Die Gemeinde besaß eine Waldparzelle, genannt der Scheuernbüsch, der mit vielen schweren Eichenbäumen bestellt war. Diese Bäume wurden verkauft und von dem Erlöß die Kapelle wieder aufgebaut, und noch 8 Fuß in der Länge vergrößert. Im Jahre 1826 ?? Die Waldparzelle wurde nun zu Ackerland umgeschaffen. … (Weitere Ausführungen durch Lehrer Schumacher aus dem Jahr 1911 auf der Grundlage von Schriftstücken des Lehrers Joseph Ternes ab 1838) (Seite 7) Soweit sich ermitteln läßt, verdankt das Dorf Reudelsterz seine Entstehung drei Brüdern, Reudelsterz mit Namen, die sich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts hier ansiedelten; ihre Beschäftigung war Ackerbau. (Abweichung von der Version Rodensteyrezz um 1350) Da die Wohnungen der hiesigen Bürger : Nicol. Palm, Matth. Kaul und Joh. Oster die ältesten hiesigen Ortes sind, mögen sie die ursprünglichen 3 Gehöfte der genannten Gründer sein. Damit stimmen auch die Mitteilungen der noch jetzt lebenden ältesten Bewohner des Ortes überein. Obwohl also die Angaben in Betreff der Gründung von Reudelsterz genau sind, tragen doch einige Wohnhäuser hiesigen Ortes unerklärliche, abweichende Jahreszahlen. Es ist dies die Wohnung des verstorbenen Ackerers Peter Engels, mit der Jahreszahl 834 und die Wohnung des Schneidermeisters Peter Kaul, 1118. Gegen das hohe Alter der beiden Häuser spricht schon der Umstand, daß die genannten Jahresdaten beide in Holz eingegraben sind, mithin wohl ein so hohes Alter nicht zulassen dürften. Wegen ihres Alters mögen noch erwähnt sein die Wohnungen, des Ackerers P. Engels, 1656, des Ackerers M. Engels „ 1621 „ . Überhaupt sind gemäß den Jahreszahlen (Seite 8) von den älteren Wohnungen viele im Laufe des 16. Und 17. Jahrhunderts gebaut worden. Die im Verhältnis zu der frühen Gründung des Ortes jetzt noch schwache Bevölkerungszahl, sowie die großen Zahlenunterschiede sprechen für eine verhältnismäßig schwache Bevölkerungszunahme.. Nach dem Berichte der ältesten Bewohner zählte Reudelsterz am Anfang dieses Jahrhunderts circ. 20 Bürger, die jetzige Zahl der Bürger ist 46 (1838) und die Seelenzahl bei der letzten Volkszählung 1. Dezember 1879….? Hindernd für einen größern Ortszuwachs war zumteil die seit einem Lebensalter eingetretenen Auswanderungen nach andern Teilen Deutschlands oder nach Amerika, die recht stark war, zumteil waren es ansteckende Krankheiten, von denen ..... die Cholera 1866 vierzehn Menschen hinwegraffte.. In kirchlicher Beziehung gehörte Reudelsterz bis zum Jahre 1804 zu Mayen, kam dann, mit Rücksicht auf die geringere Entfernung zur Pfarrei Monreal. Die hiesige Kapelle, welche ein Alter von 200 Jahren haben soll, erfuhr mit Rücksicht auf ihre Beschränktheit und ihrer großen Baufälligkeit ( sie soll nämlich 6 Stützen gehabt haben ) eine Vergrößerung. Zur Be- (Seite 9) streitung der Kosten waren vierundzwanzig Taler und fünfzehn Groschen nötig. Die Einwohnerzahl bei der Volkszählung am 1.Dzbr. 1885 war 254. Männl. 138. Weibl. 116. (Weitere Ausführungen durch Lehrer Schumacher aus dem Jahr 1911) Im Jahre 1906 erhielt Reudelsterz die Wasserleitung. Es war einem wirklich notwendigen Bedürfnis abgeholfen; da das Wasser in fast allen Brunnen des Ortes ungenießbar geworden war, mußte das zum Trinken und Kochen notwendige Wasser mühselig herbeigefahren werden. Auch das Schulgebäude erhielt 2 Krahnen. Wieder einen Schritt auf dem Wege zur Kultur machte unser Ort, als er im Jahre 1907 Fernsprechanschluß erhielt, der Apparat wurde im Hause des Herrn Wirtes Georg Wolf angebracht, der auch die Bedienung übernahm. Heute hat Reudelsterz 403 Einwohner (213 männl., 190 weibl.)
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