NATÜRLICHE ENERGIEN Maßvoll handeln und die Natur schützen 2 Mit dem Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen INHALT Vorwort – Wie alles begann������������������������������������������������������������������� 4 Die Herausforderung unserer Zeit�������������������������������������������������������� 6 Islam ist Umweltschutz������������������������������������������������������������������������� 8 NourEnergy – Das Team�����������������������������������������������������������������������13 Referenzen.............................................................................................14 Unser Leitbild........................................................................................17 Photovoltaik..........................................................................................18 Solarthermie..........................................................................................20 Energieeffizienz.....................................................................................22 Regenwasserbewirtschaftung������������������������������������������������������������24 Permakultur...........................................................................................26 NourEnergy klärt auf.............................................................................28 Gedicht: Die Tiere im Trauergarten�����������������������������������������������������29 Impressum.............................................................................................30 3 VORWORT Wie alles begann M ich persönlich inspirierten mein Studium zum Diplom Wirtschaftsingenieurwesen (Fachrichtung Energietechnik) und insbesondere der Islam, Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft zu übernehmen. Als Enkelkind eines sogenannten türkischen „Gastarbeiters“ wurde ich im hessischen Darmstadt geboren. Meine Eltern gaben mir von Kindesbeinen an Werte mit, die sie selbst durch den Islam und meine Großeltern verinnerlicht hatten. Ich solle stets bedacht, rücksichtsvoll und verantwortungsvoll handeln, vor allem wenn es um Mitmenschen, Tiere, Lebensmittel und Wassernutzung ging. Mit 23 Jahren, wenige Monate vor meinem Diplomabschluss und zu einer Zeit als man bundesweit über Thilo Sarrazins kontroversen Thesen über Muslime diskutierte, verfestigte sich in meinem Kopf die Idee, wie ich „meinem“ Deutschland und gleichzeitig der Umwelt Gutes tun könnte. Deutschland hat mir und vielen anderen hier lebenden Menschen enorm Positives gegeben. Angefangen vom Lernen des „Ein-Mal-Eins“ und des Fußballspielens über die kostenfreie, exzellente akademische Ausbildung an einem weltweit renommierten Standort, sowie das Kennenlernen vieler liebenswerter Menschen, prägen meine tiefe Verbundenheit zu diesem Land. Für all das bin ich Allah sehr dankbar. Der Einsatz für die Gesellschaft ist Pflicht eines jeden Muslims. Ali ibn Abi Talib, der Cousin des Propheten Muhammad ﷺ1 und einer der größten Persönlichkeiten in der muslimischen Geschichte, gab einmal einen weisen Ratschlag: „Habe glücklichen Anteil daran, solange Du ein Bringer von Nutzen bist, kein Plünderer; ein Kultivierer, kein Zerstörer!“ Diese Aussage, verbunden mit dem Pflichtbewusstsein sich für Umwelt und Gesellschaft einzusetzen, haben mich motiviert meinen Mitbürgern etwas zurückzugeben. Getrieben von dieser Inspiration gründete ich gemeinsam mit zwei Kommilitonen und weiteren Freunden ein Team: „NourEnergy“ – die erste muslimische Umweltschutzorganisation in Deutschland. Dieser gemeinnützige Verein setzt sich seit seiner Entstehung in Darmstadt im Jahr 2010 für Umweltschutz, Nachhaltigkeit und soziales Engagement ein. Mittlerweile ist es ein bundesweit vertretenes Team, in dem viele Mitglieder einen Migrationshintergrund haben. Durch interkulturelle und interreligiöse Beziehungen und aufgrund ihrer akademischen Laufbahn sind diese jungen Menschen ein bedeutender Teil unserer Gesellschaft. Sie alle geben in besonderer Form ein Stück dieser Vielfalt und des Verantwortungsbewusstseins als ehrenamtliche Arbeit zurück. Die angebotenen Dienstleistungen von NourEnergy sind vielfältig – mehr dazu ist gerne in dieser Broschüre zu lesen – und stehen allen Organisationen zur Verfügung, die für soziale und ökologische Aspekte einen Mehrwert in der Gesellschaft leisten wollen. Das geschieht unabhängig von Glaube oder Religionszugehörigkeit. 1 Allahs Segen und Frieden auf ihm 4 Von Ingenieuren/Innen über Rechtsanwälte/Innen und Informatiker/Innen bis hin zu Journalisten/Innen und Kaufleuten setzen sich bei NourEnergy Menschen für ökologische und ressourcenschonende Technik, sowie für die Sensibilisierung für unsere wundervolle Natur ein. Denn diese Themen erfordern viel Herzblut und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Kein Meister ist vom Himmel gefallen! Schön ist, dass der Verein auch als eine Vorbildfunktion für junge Muslime gilt. Deutschland ist ein Einwanderungsland und dies erfordert, dass beide Parteien – Gastgeber und Einwanderer – ihren Beitrag für eine soziale Harmonie leisten. Als Plattform für Schüler, Studenten und Fachkräfte – mit oder ohne Studium – bietet NourEnergy für seine Teammitglieder die Chance persönliche Fach- und Sozialkompetenzen zu verbessern und zu erweitern. In einer angenehmen und konstruktiven Atmosphäre können sie gegenseitig von den Erfahrungen profitieren. An konkreten und zukunftsträchtigen Projekten arbeiten Muslime und Nichtmuslime, sowie Menschen aus Deutschland, der Türkei, Frankreich, Afghanistan und den arabischen Ländern zusammen. Diese Kooperationen sind wichtig, damit Menschen diverser Völker und Kulturen einander kennenlernen und gegenseitige Vorurteile abbauen.2 Ganzheitliches Denken von Visionären Sicherlich ist das Engagement von NourEnergy im Ganzen ein bescheidener Beitrag für den Umweltschutz. Denn dieses Thema ist außerordentlich komplex und mit vielen Lebensbereichen verzahnt. Wir finden es dennoch wichtig, statt über Politik und Wirtschaft zu klagen, selbst zu handeln. Wer es mit Umweltschutz und Energiewende ernst meint, muss grundlegend neu verstehen, was Umweltschutz und Klimawandel für unsere und andere Gesellschaften bedeuten. Es gilt zu begreifen: der klimatische Wandel ist nicht das Problem der Umwelt, sondern der Menschheit. Diese existenzielle Herausforderung betrifft nicht allein den Umwelt- und Energieminister, sondern ebenso Kultur, Städtebau, Bildung, Infrastruktur, Mobilität, Sicherheit, Energie, Konsum, Ernährung, Lebensstile. Folglich ist es konsequent, wenn das stetige Wirtschaftswachstum und das Festhalten an einem auf Übernutzung ausgerichteten Konsumierens hinterfragt werden. Denn dieses Vorgehen – auch mit unbegrenzt viel grüner Energie – ist alles andere als nachhaltig und wird die Klimaerwärmung sicherlich nicht aufhalten. Wir brauchen Menschen, die sich politisch und wirtschaftlich beteiligen – als Konsument, Mitarbeiter, Wähler oder Stromkunden. Verstärkt wollen wir mit unseren Möglichkeiten daran arbeiten, dass ökologische, soziale und ökonomische Debatten zusammengeführt werden und nicht voneinander isoliert. Denn für die tatsächlich nachhaltige Lösung der Klimaerwärmung benötigt die Menschheit Visionäre, die ganzheitlich denken und handeln. Tanju Doğanay Vorstandsvorsitzender NourEnergy e.V. 2 Vgl. Koran, Sure 49 „Die Wohnungen“, Vers 13: „O ihr Menschen, Wir haben euch ja von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt.“ 5 DIE HERAUSFORDERUNG UNSERER ZEIT D ie Menschheit steht im 21. Jahrhundert vor großen Herausforderungen. Neben der stetig knapperen Wasserverfügbarkeit weltweit, gilt es Lösungen für die Herstellung nachhaltiger und schadstofffreier Energie weiter zu entwickeln und umzusetzen. Der Klimawandel hat zu Folge, dass der Meeresspiegel durch die Wassererwärmung steigt und viele Städte und Länder, wie Hamburg oder die Niederlande, eine Überschwemmung zu fürchten haben. Täglich können wir die Eisschmelze an den Polaren beobachten. Eine weitere Konsequenz der globalen Erwärmung. Mittlerweile erleben Menschen, insbesondere von Armut betroffene Bauern in Entwicklungsländern, die ersten Folgen des Klimawandels. In den Industrienationen erfahren wir die Begleiterscheinungen durch beispielsweise asylsuchende Flüchtlinge, denen fruchtbarer Boden und damit die Existenzgrundlage entzogen ist. Zum Überleben verlassen sie ihre Heimat in Richtung dem wohlhabenden „Norden“. Hier stellen sich die Fragen: Welche Rolle spielen Unternehmen, die Pestizide, Kunstdünger und genmanipuliertes Saatgut an diese Bauern vertreiben? Möchte man, dass die Menschen in ihrer Heimat bleiben? Dann sollten Staaten sich nicht auf den Bau von Grenzzäunen und Mauern fokussieren, sondern die Ursachen für die Flüchtlingsströme behandeln. Jeder Mensch, der über eine längere Zeit seine Sicherheits- bzw. physischen Bedürfnisse nicht stillen kann, wird sehr wahrscheinlich irgendwann auswandern, um eben diese an einem anderen Ort der Erde zu erfüllen. Aktuell wurde im Dezember 2015 auf der UN-Weltklimakonferenz in Paris der Klimawandel als Fluchtursache anerkannt. Damit wird zeitnah die Einführung einer neuen Kategorie asylberechtigter Flüchtlinge erfolgen. An diesem Beispiel lässt sich gut erkennen wie ver- 6 schiedene Themen, z.B. Umweltschutz und Flüchtlinge, miteinander verknüpft sind. Durch die steigende Weltbevölkerung – Experten schätzen, dass sie von derzeit 7,3 Milliarden Menschen auf voraussichtlich etwa 9 bis 10 Milliarden im Jahr 2050 ansteigen wird – und durch den stetigen Wirtschaftswachstum der letzten Jahrzehnte ist der Ressourcenverbrauch weltweit in erhöhtem Maße gestiegen. Allein zwischen den Jahren 1930 und 2002 stieg der Wasserverbrauch um das Sechsfache, bei einer Verdreifachung der Weltbevölkerung. Das heißt, ein doppelt so schneller Anstieg des Wasserverbrauchs. Damit Menschen zu jeder Jahreszeit ständig mit Obst und Gemüse, wie Tomaten, Erdbeeren oder Orangen versorgt werden, werden allein in der industriellen Landwirtschaft weltweit etwa 70 % (in Entwicklungsländern sogar bis zu 90 %) des verfügbaren Wassers verbraucht. Auf den künstlich bewässerten Ackerflächen bleibt hierbei der wesentliche Teil wegen Versickerung und Verdampfung ungenutzt. Besonders wasserintensiv ist die Rindfleischproduktion: Für 1 kg Rindfleisch werden etwa 100.000 kg Wasser benötigt. In Anbetracht dessen, dass die Existenzgrundlage aller Lebewesen das Wasser ist3, ist der aktuelle Weltwasserbericht der UNESCO alarmierend: Zwischen 2000 und 2050 gehen Experten von einer Vervierfachung des Verbrauchs in der Industrie aus. Des Weiteren habe die Landwirtschaft die stetig wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Wenn die Menschheit nichts am Status quo ändere, wird – so der Bericht – schon 2030 eine weltweite Wasserversorgungslücke von 40 % resultieren. 3 „Da haben wir aus dem Wasser alles Lebendige gemacht.“ (Koran, Sure 21 „Die Propheten“, Vers 30). Diese Aussage deckt sich mit den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen; der Mensch z.B. besteht etwa zu 80 % aus Wasser. „Wir haben ja Unsere Gesandten mit den klaren Beweisen gesandt und mit ihnen die Schrift und die Waage herab kommen lassen, damit die Menschen für die Gerechtigkeit eintreten.“ – Koran, Sure 57 „Das Eisen“, Vers 25 Am Beispiel der wohl wichtigsten Ressource der Erde wird deutlich, dass eine weltweite Energiewende und Änderung der hiesigen Lebensstile notwendig sind. Daher sind Umweltschutz und der nachhaltige Umgang mit Ressourcen, überall auf der Welt, zu wesentlichen Pfeilern geworden, wenn es darum geht, Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und den nachfolgenden Generationen zu übernehmen. Denn eine intakte Umwelt ist die Voraussetzung für ein friedliches Leben auf unserer Erde. Wenn wir den kommenden Generationen eine lebenswerte Zukunft sichern wollen, müssen wir die Schätze unserer Natur mit Verstand und großer Sorgfalt nutzen. Denn wir sind von dieser uns umgebenden Natur abhängig. müssen sich durch teilweise hochdosierte Umweltgifte ganz neuen Herausforderungen stellen. Das tückische an diesen gesundheitsschädlichen Stoffen ist, dass sie oft erst spät zu Symptomen führen und lange unerkannt den Körper schädigen. Krebs- und Herzkreislauferkrankungen sind in Deutschland die häufigsten Todesursachen. Unser Handeln in der Natur beeinflusst direkt unseren Körper und unseren Geist. Wir sind ein Teil des Ökosystems und in unserem Sonnensystem wahrscheinlich die einzigen, die es aus dem Gleichgewicht bringen (können). „Mens sana in corpore sano“ („Der gesunde Geist in einem gesunden Körper“) heißt es schon seit alters her. Diese Einheit aus Körper und Geist beeinflusst wiederum ihr eigenes Umfeld. Sind Körper und Geist erst aus dem Gleichgewicht geraten, so ist beides nur schwer wieder ins Lot zu bringen. Wer also Verantwortung für die eigene Gesundheit und die seiner Mitmenschen übernehmen will, muss sich auch für seine Umwelt einsetzen. Denn eine gesunde Umwelt schützt unser Leben. Letztlich steht und fällt auch unsere Gesundheit mit den Umwelteinflüssen. Oft denkt der Mensch er sei frei und unabhängig, doch eigentlich ist er in derselben Position, wie der Fisch im Wasser. Was passiert mit einem Fisch, wenn die Wassertemperatur steigt oder neue chemische Inhaltsstoffe das Wasser verunreinigen? Genau so sind wir in unserer uns umgebenden Erdatmosphäre gefangen. Alle Organe des Körpers 6,1 Entwicklung der Weltbevölkerung (in Milliarden) 1,0 0,01 -8000 0,1 -1000 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,35 0 200 400 600 800 1000 0,4 1200 0,5 1400 0,6 1600 1800 2000 (Jahre v. Chr./n. Chr.) 7 ISLAM IST UMWELTSCHUTZ D er Umweltschutz und somit die Bewahrung der Natur und der Schöpfung, mit all ihren Lebewesen, sind in den Ursprüngen des Islams fest verankert. Im Koran und in den Überlieferungen zum Leben des Propheten Muhammad ﷺwird der Umweltschutz immer wieder direkt angesprochen. Zudem wird zum Ausdruck gebracht, dass alle Lebewesen Gemeinschaften bilden, die Gott preisen. • „Gründe für den Samum (heißer Wind), der viele Tiere sterben lässt“ Manuskript in Teheran; Aus klaren Prinzipien dieser Religion lässt sich der Umweltschutz ableiten. Es sind die Prinzipien der Gerechtigkeit, der Ausgewogenheit, sowie der Barmherzigkeit. Werte, die bereits die früheren Muslime beherzigt und umgesetzt haben. • „Eine Abhandlung über den chronischen Schnupfen anhand der Blüte der Rosen“ al-Razi (925 n. Chr.), Die Botschaft des Islams hat einen Samen für eine auf Wissen basierte Zivilisation gesät und dieser Samen hat die nachfolgenden Generationen motiviert, Zusammenhänge ganzheitlich zu verstehen und wissenschaftlich zu vermitteln. Muslimische Forscher haben eine Vielzahl großer Arbeiten und Werke aus den vergangenen Hochkulturen (z.B. der alten Griechen) ins Arabische übersetzt und weiterentwickelt. Zum Thema Umweltverschmutzung und Nachhaltigkeit können beispielsweise folgende Leistungen erwähnt werden: • „Ursachen von tödlichen Giftstoffen - genannt Epidemien“ al-Kindi (ca. 873 n. Chr.); 8 • „Überlebensmaterial über die Behandlung von Luftverderb und das Vermeiden von Schaden infolge von Seuchen“ al-Tamimi (ca. 1000 n. Chr., 700 Seiten); • „Die Natur von Alexandria“ Ibn Jumay’ (ca. 1198 n. Chr.); • „Die Abwehr der universell schädigenden Faktoren vom menschlichen Körper“ Ibn Sina - lat.: Avicenna (1037 n. Chr.). Diese großen Werke und viele weitere haben einen bedeutsamen Einfluss auf die Wissenschaft in Europa ausgeübt. Das heißt, auch das christlich-jüdische Abendland wurde durch muslimische Errungenschaften in Forschung und Wissenschaft nachwirkend geprägt. Umweltschutz aus islamischer Perspektive resultiert aus der Überlegung, dass der Schöpfer im Universum alles in der richtigen Proportion und im richtigen Maß erschaffen hat, sowohl in qualitativer, als auch quantitativer Hinsicht. So steht im Koran: „Gewiß, Wir haben alles in (bestimmten) Maß erschaffen.“ (Koran, Sure 54 „Der Mond“, Vers 49) und „Und alles hat bei Ihm ein Maß.“ (Koran, Sure 13 „Der Donner“, Vers 8) Daraus ergibt sich eine natürliche Ordnung (Fitra), die als bewahrungswürdig und bewahrungspflichtig gilt und somit den Einzelnen und die Gesellschaft dazu auffordert, sich für die Umwelt, den Naturschutz und die Wahrung der Gott gewollten Ordnungsprinzipien jederzeit einzusetzen. Darauf verweist auch der islamische Grundsatz des Eingottglaubens (Tauhid). Dieser umfasst auch die Einheit der Schöpfung und verdeutlicht damit, dass alle Dinge im Universum miteinander in Beziehung stehen. Die Besonderheit des Menschen dabei ist, dass er sich bewusst für diese Gemeinschaft und die Lobpreisung Gottes und dessen Schöpfung entscheiden kann. Fühlt er sich als Teil dieser ganzheitlichen Lebensgemeinschaft, wird er vernunftgemäß nicht andere Teile des Ganzen angreifen, denn in der Konsequenz wäre es ein Angriff auf die eigene Existenz. „Ihn preisen die sieben Himmel und die Erde, und wer in ihnen ist. Es gibt nichts, was Ihn nicht lobpreist; ihr aber versteht ihr Preisen nicht.“ (Koran, Sure 17 „Die Nachtreise“, Vers 44) „Es gibt kein Tier auf der Erde und keinen Vogel, der auf seinen Flügeln fliegt, die nicht Gemeinschaften wären gleich euch.“ (Koran, Sure 6 „Das Vieh“, Vers 38) Die Umwelt ist im Koran als Mittel zum Lebensunterhalt für den Menschen beschrieben und muss folglich mit Verantwortung behandelt und erhalten werden. „Und die Erde haben Wir gedehnt und darauf festgegründete Berge gesetzt und auf ihr von allen zu wiegenden Dingen wachsen lassen. Und haben auf ihr für euch (Möglichkeiten für den) Lebensunterhalt geschaffen und (auch) für diejenigen, die ihr nicht versorgt.“ (Koran, Sure 15 „Die Felsen“, Vers 19-20) Darum zählen zu jenen Handlungen, die Gott tadelnd in seiner Offenbarung erwähnt, die Zerstörung des natürlichen Gleichgewichts, des Ackerlandes und auch die Gefährdung der Nachkommenschaft: „Wenn er (der Mensch) sich abkehrt, bemüht er sich eifrig darum, auf der Erde Unheil zu stiften und Saatfelder und Nachkommenschaft zu vernichten. Und Allah liebt nicht das Unheil.“ (Koran, Sure 2 „Die Kuh“, Vers 205) 9 „Selbst wenn der jüngste Tag angebrochen wäre und man trüge einen jungen Schößling in der Hand, so sollte dieser noch gepflanzt werden.“ – Der Prophet Muhammad ﷺ (Musnad Ahmad) 10 Umwelt und Natur sind fest verankert mit der Pflanzenund Tierwelt. Gott hat dem Menschen, zur Erhaltung und Erleichterung seiner irdischen Existenz, Tiere als Untertan erschaffen. Nutztiere, die als Hilfe für die Arbeit, zur Fortbewegung und als Nahrungsquelle dienen. Der Prophet Muhammad ﷺwurde gefragt: „Oh Gesandter Gottes, gibt es einen Lohn dafür, wenn man gut zu Tieren ist?“ Er antwortete: „Es gibt einen Lohn für jedes lebendige Wesen, dem Gutes getan wird.“ (Bukhari und Muslim) Dazu zählt, dass Tiere ein von Gott gegebenes Recht haben, sich gemäß ihrer Art zu entfalten und besonders in ihrer Rolle als Arbeits- und Nutztiere ein würdevolles Dasein in der Obhut des Menschen zu leben. Bis hin zu ihrem Ende. Überliefert ist, dass der Gesandte Allahs ﷺsagte: „Allah hat euch befohlen, zu jedem gütig zu sein. Wenn ihr also schlachtet, so schlachtet sanft. Wenn einer von euch ein Tier zu schlachten hat, so soll er zuerst seine Klinge schärfen und das Tier gut beruhigen.“ (Schaddâd ibn Aus, überliefert bei Bukhari und Muslim) Diese Erziehung hatte damals ihre tiefe Wirkung auf die Gefährten Muhammads. Umar, der zweite Khalif, sagte darüber: „Bei dem, der Muhammad mit der Wahrheit entsandte, wenn ein Kamel an den Ufern des Euphrats umkäme, so würde ich fürchten, dass Gott mich dafür zur Rechenschaft ziehen würde.“ (Tabari 14:105-106) Durch den Einfluss der Industrialisierung und der Konsumgesellschaft stellt der würdevolle Umgang mit Tieren aller Art wohl eine der größten Herausforderungen für den Menschen dar. Dennoch bleibt dieser seine unbedingte Verantwortung, heute wie damals. Zum Erhalt der Natur und zur Bewahrung ihrer Ressourcen gehören, wie eingangs erwähnt, das Prinzip der Ausgewogenheit und das der Gerechtigkeit. Der Mensch darf bewirtschaften, ernten und Handel betreiben, aber er muss stets das Maß halten. „Er ist es, der euch zu Nachfolgern (Stellvertretern) auf der Erde gemacht und die einen von euch über die anderen um Rangstufen erhöht hat, damit Er euch mit dem, was Er euch gegeben hat, prüfe.“ (Koran Sure 6 „Das Vieh“, Vers 165) „Hierauf haben Wir euch nach ihnen zu Nachfolgern (auf) der Erde gemacht, um zu schauen, wie ihr handeln würdet.“ (Koran, Sure 10 „Yunus“, Vers 14; Sure 32 „Die Niederwerfung“, Vers 7) Allein in diesen beiden Versen wird deutlich, dass Allah dem Menschen eine besondere Stellung auf der Erde gegeben hat. Der Mensch ist Statthalter, Stellvertreter, Nachfolger – mit einer großen Verantwortung für das, was unter „seinem Rang“ liegt. Mit dieser Erhöhung wird er geprüft. Das Wirtschaften und Handeln, der Umgang mit Gütern und Geld sollen also in einem immer präsenten Bewusstsein dieser Probe durch Gott sein. Letztendlich steht der Mensch in der Verantwortung, mit seinen Taten Gerechtigkeit und Ausgewogenheit zu erzielen. „Fairtrade“, der gerechte Handel, muss darum auch ein wesentlicher Baustein im ganzheitlichen Denken eines Statthalters sein. Er ist für den Islam nicht etwa ein Trend von Ökologen und Sozialisten, welche die Welt durch eine „rosa rote Brille“ sehen. Das Konzept „Fairtrade“ umfasst eine Weisheit, die tief in den islamischen Werten verankert ist. Dabei geht es zum einen um den Einsatz für die Gerechtigkeit gegenüber Menschen in Entwicklungsländern. Zum anderen geht es aber genauso darum, dem bereits bestehenden ungerechten Handel innerhalb der Industrieländer entgegen zu wirken. In Bezug auf den gerechten Handel sowie den gerechten Umgang mit den Arbeitern gibt ein Hadith eine klare Empfehlung. Der Prophet ﷺerklärte: „Zahle dem Arbeiter seinen Lohn, bevor sein Schweiß trocknet.“ (Quelle Tirmidhi und Ibn Majah) In vielen Branchen der hiesigen Gesellschaften beherrschen Oligopole die Wirtschaft. Muslime stehen in der Pflicht die Zusammenhänge dessen zu hinterfragen und erkannten Missständen aktiv entgegenzuwirken. Im Mittelpunkt der gesellschaftlichen Handlungen müssen gerechter Handel und Barmherzigkeit stehen, insbesondere gegenüber Benachteiligten. Durch Fairness, Menschlichkeit und durch einen schonenden, gewissenhaften Umgang mit Ressourcen, kann der Mensch Ausgewogenheit in der Umwelt erzielen. 11 Photovoltaik 12 Solarthermie Energieeffizienz Regenwasserbewirtschaftung Permakultur NOURENERGY – DAS TEAM N ourEnergy ist die erste von in Deutschland lebenden Muslimen gegründete Umweltschutzorganisation und arbeitet seit 2010 ehrenamtlich in der Beratung für Naturschutz und Ressourcenschonung. Hierzu zählen beispielsweise im technischen Bereich • die Photovoltaik, • die Solarthermie, • die Regenwasserbewirtschaftung sowie • die Permakultur. Der Verein setzt sich aus Fachkräften zusammen, die aus unterschiedlichen Nationen und sogar von verschiedenen Kontinenten stammen. Es ist eine außergewöhnliche und vielseitige Gruppe, die sich mit Leidenschaft für eine zukunftsfähige Projektidee einsetzt. Ein wesentliches Ziel dabei ist es, erneuerbare Energiesysteme in sozialen Einrichtungen zu fördern. Zudem leistet NourEnergy einen wesentlichen Beitrag dafür, Menschen, durch individuelle und fachkompetente Beratung, für Umweltprobleme und den Umgang mit natürlichen Ressourcen zu sensibilisieren. Der Fokus liegt hierbei darauf, Zusammenhänge zu erkennen und dementsprechend verantwortungsvoll zu handeln. Die Kernmotivation von NourEnergy ist der Islam und das damit verbundene Selbstverständnis der Funktion des Statthalters auf Erden. NourEnergy möchte die Menschen bestärken, Sonnenlicht als Energiespender einzusetzen und Wasser als die kostbarste Ressource der Erde, sowie die biologische Vielfalt der Natur, zu schützen. Die jungen Männer und Frauen wollen mit ihrem Einsatz eine Verbesserung der Umweltverhältnisse erreichen und einen nachhaltigen Konsum aktiv unterstützen. Das Team steht Moschee- und Kirchengemeinden, Synagogen, sowie auch anderen gemeinnützigen sozialen Einrichtungen vor Ort zur Verfügung. Zudem werden regelmäßig Vorträge, Seminare und Workshops an Universitäten, Schulen, bei Veranstaltungen und in interreligiösen Einrichtungen gehalten. Aktive Aufklärungen und Beratungen finden seit 2014 auch in internationalen Partnerschaften statt. In einem weiteren Schritt werden Anlagen für die Nutzung Erneuerbarer Energien geplant, konzipiert und umgesetzt. Bereits zwei Solaranlagen konnten im Laufe der Jahre durch die technische Fachkompetenz der Team-Mitglieder verwirklicht werden. Diverse Konzepte über weitere Projekte in Deutschland und im Ausland sind in Aktion. Damit ist im Laufe der Jahre ein effektiver Nutzen auf unterschiedlichsten Ebenen des Natur- und Umweltschutzes sowie auch im gesellschaftlichen Bereich entstanden. NourEnergy ist als Verein mittlerweile ein bundesweit gefragter lokaler Ansprechpartner. 13 REFERENZEN Ausgewählte Expertise aus den vergangenen Jahren Photovoltaik (PV) Projekte • Photovoltaikanlage der Emir-Sultan-Moschee in Darmstadt (2012) • Photovoltaikanlage der Mevlana-Moschee in Weinheim (2012) Im Rahmen der PV Projekte erbrachte NourEnergy folgende Dienstleistungen: • Standortanalyse • Erstellung der CAD-Zeichnung (Modulbelegungsplan) • Berechnung der Investitionskosten der Anlage • Berechnung der Wirtschaftlichkeit • Wechselrichterdimensionierung sowie Stringplanung • Einkauf der Komponenten im Namen der Moschee • Montage der Unterkonstruktion • Vergabe des Gewerks: Elektroinstallation • Beratende Funktion für die Moschee zu jedem Zeitpunkt Dadurch erzielten die Moscheen folgende Vorteile: • Erheblich kostengünstigerer Bau der PV-Anlage, da NourEnergy ehrenamtlich agiert sowie das eigene Lieferantennetzwerk aus der Branche als Synergieeffekt genutzt wird. • Sicherstellung einer hohen Anlagenqualität, durch Auswahl der wichtigsten Anlagenkomponenten (Unterkonstruktion, Module und Wechselrichter) und Unterstützung der Moschee hinsichtlich der Bauleitung. • Hoher Anlagenertrag, durch fachgerechte Auslegung der Wechselrichter sowie projektspezifische Stringplanung, die die geringe Verschattung durch das Minarett berücksichtigt. 14 Workshops, Seminare, Fachtagungen • „Wie Grün ist der Islam?“ (2010) Organisation: Evangelische Akademie Loccum Ort: Loccum • „Umweltseminar für Kinder“ (2014) Organisation: NourEnergy e.V. Ort: Hamburg • Führung der und Workshop für die jordanische Delegation, Studienreise im Rahmen des Projekts „Umweltschutz und Biodiversität in Jordanien“ (2014) Organisation: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) Ort: Darmstadt • „Die ‚Energiewende’ vom Atomausstieg zu erneuerbarer Energie – Was können religiöse Gruppen beitragen?“ - internationale Konferenz (2015 Organisation: Evangelische Kirche Hessen-Nassau Ort: Arnoldshain im Taunus • Workshop auf dem Seminar „Green Up My Community” (2012) – Teilnehmer aus ganz Europa Organisation: Forum of European Muslim Youth and Student Organisations (FEMYSO) Ort: Berlin • Präsentation „Erneuerbare Energien in Moscheen“ und „Aktivitäten zur Umweltschutzsensibilisierung in Deutschland“ im Rahmen des Projektes „Beschäftigungsförderung durch Energieeffizienz und Erneuerbare Energien in Moscheen in Marokko“ (2015) Organisation: Marokkanische Ministerien für Energie sowie für Religion, Nationale Agentur Marokkos für Erneuerbare Energien (ADEREE), SIE, MEMEE, GIZ Projektförderung: Deutsche Bundesregierung durch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Ort: Rabat, Marokko • 5-jährige Jubiläumsfeier mit der Tagung „Muslime - aktiv für Natur und Gesellschaft” (2015) Organisation: NourEnergy e.V. Ort: Darmstadt 15 „In der Schöpfung der Himmel und der Erde und in dem Unterschied von Nacht und Tag liegen wahrlich Zeichen für diejenigen, die Verstand besitzen.“ – Koran, Sure 3 „Das Haus Imran“, Vers 190 16 UNSER LEITBILD Gedanken, die unser Engagement bewirken Der Mensch ist gleichermaßen eine Schöpfung Allahs wie die Natur. Jedes einzelne Lebewesen, ob Mensch, Pflanze oder Tier, ist ein wertvolles Geschöpf Gottes in der Natur. Gott hat dem Menschen die Erde dienstbar gemacht. Das heißt aber auch: Wir haben nicht das Recht unsere vermeintliche Stärke gegen Tiere und Pflanzen zu verwenden und sie zu unseren Gunsten auszubeuten oder ihre Lebensbedingungen zu zerstören. Als Allahs Statthalter auf Erden trägt der Mensch eine große Verantwortung. Diese Verantwortung sehen wir gegenüber unseren Mitmenschen, unseren Nachfahren und der Natur. Dazu müssen wir sämtliche uns möglichen Maßnahmen ergreifen, um die Umwelt zu schützen. Die Natur ist ein den Menschen anvertrautes Gut. Wir sehen uns lediglich als Verwalter der Erde und nicht als ihr Besitzer. Die Natur kann ohne den Menschen existieren, jedoch der Mensch nicht ohne die Natur. Anstrengungen für den Umweltschutz sind keineswegs „Luxusprobleme“ der Menschheit – sie sollten zumindest aus Eigenschutz unternommen werden. Die Gesundheit des Menschen ist von der Umwelt (Temperatur, Luft, Erde, etc.) abhängig. Aus diesem Verständnis heraus resultiert für uns, dass wir in der Pflicht stehen, rücksichtsvoll mit der Natur und ihren Ressourcen umzugehen. Sie sind für uns überlebensnotwendig. Bewahrung des Gleichgewichts der Schöpfung und maßvollen Einsatz der Ressourcen. Die Ordnung und Balance der Schöpfung ist in den natürlichen Ökosystemen bereits gegeben. Der Mensch sollte versuchen, nur so viel wie notwendig und so wenig wie möglich in diese Ökosysteme einzugreifen. Pflanzen, Tiere, Wasser und Luft – der Mensch kann von allen Gebrauch machen, muss jedoch darauf achten, dass das Gleichgewicht der Natur erhalten bleibt. Mit der Sicherstellung eines verantwortungsvollen Energieverbrauches, durch die Nutzung von Erneuerbaren Energien, möchten wir einen nachhaltigen Beitrag leisten. Verbesserung des Umweltschutzes durch die Schaffung eines Bewusstseins für die Natur. Viele Gesellschaften – insbesondere stark Urbanisierte -– haben den Bezug zur Natur und das Bewusstsein der eigenen Abhängigkeit von ihr verloren. Wir sehen uns in der Pflicht, die kritischen Folgen der hiesigen Lebensstandards für die Umwelt und damit auch für den Menschen aufzuzeigen. Durch gezielte Sensibilisierung wollen wir Menschen zum aktiven Umdenken verhelfen. Umweltschutz bedeutet, die Umwelt vor dem Fehlverhalten der Menschen zu schützen. 17 PHOTOVOLTAIK Aus Sonnenlicht werde Strom D er Begriff „Photovoltaik“ lässt sich auf das aus dem Griechischen abgeleitete Wort „Photo“ (Licht) und auf die durch den italienischen Elektrizitätsforscher Alessandro Volta entstandene Bezeichnung „Voltaik“ zurückführen. Photovoltaik ist allgemein mit der Beschreibung „Elektrizität aus Licht“ zu übersetzen. Für unsere Gesellschaft bedeutet es: aus dem Sonnenlicht Strom für einen maßvollen Verbrauch zu gewinnen. 18 Wie funktioniert Photovoltaik? Bei der Erzeugung von Strom geht es stets darum, Elektronen in einen Bewegungsfluss zu bringen. Um dies zu gewährleisten, bedarf es zusätzlicher Energie, die die festen Atomstrukturen so ändern, dass sich starre Elektronen „losreißen“ und dann in Bewegung setzen. Vereinfacht erklärt ist das der gewünschte Stromfluss. Für diesen Prozess bedarf es einer großen Energiezufuhr. Sie kann entweder aus fossilen Energiequellen (Kohle, Erdgas, Erdöl, Uran) oder aus regenera- tiven Energiequellen gewonnen werden. Die Ersteren nutzen konventionelle Kraftwerke4 als Energieträger. Bei der damit bewirkten Stromgewinnung entstehen Kohlenstoffdioxid (CO2) – Abgase, radioaktiv verseuchter Müll und Lärmemission. Sie alle haben für Mensch und Natur gravierend schädliche Auswirkungen. Bei der Nutzung von Erneuerbaren Energien, wie Sonnenlicht, Wasser oder Wind, ist eine saubere Energieumwandlung möglich – ohne negative Folgen für die Umwelt. Die natürliche Sonnenenergie wird durch PV-Module in nutzbare Stromenergie umgewandelt. Die auf die Module fallenden Sonnenstrahlen bewirken, dass sich die dort bestehende Atomstruktur verändert. Elektronen lösen sich von ihrem ursprünglichen Platz und wandern zu einer neuen freien Stelle. Der gleiche Vorgang setzt auch bei vielen weiteren Elektronen ein und damit entsteht ein natürlich erzeugter Stromfluss. Welche Vorteile hat eine PV-Anlage? a) Für die Umwelt • Einsparung von Kohlenstoffdioxid (CO2); bei der Stromproduktion entsteht kein schädliches Nebenprodukt, das in die Atmosphäre gelangt. • Erdöl, Erdgas und Kohle sind begrenzt verfügbar. Im Gegensatz dazu ist Sonnenenergie unbegrenzt vorhanden5, umweltfreundlich und kostenfrei. Damit werden wertvolle Ressourcen geschont, die noch weitere wichtige Funktionen auf der Erde haben. • Mit der Erzeugung des natürlichen Stroms wird nicht nur der Eigenbedarf der Einrichtung gedeckt, sondern überschüssiger Strom wird an den örtlichen Energieversorger abgegeben. Damit leistet eine PV-Anlage einen essentiellen Beitrag für die Gesellschaft. c) Für die Einrichtung • Einrichtungen werden von abhängigen Stromverbrauchern zu unabhängigen Stromerzeugern. • Für den Eigenverbrauch wird eigen erzeugte Energie genutzt und überschüssige Energie wird entsprechend verkauft. Die Stromkosten werden minimiert. • Soziale Einrichtungen übernehmen mit der Bewahrung der Umwelt eine Vorbildfunktion. Mit einer PV-Anlage kann ein beachtliches Zeichen gesetzt werden. b) Für die Gesellschaft Beitrag von NourEnergy e.V. • Viele dezentrale, unabhängige Energieerzeuger können in der Gesellschaft entstehen; derzeit hingegen wird der Strommarkt in Deutschland durch Oligopole beherrscht • Fachkompetente Beratung in Hinblick auf Organisation, Planung und Installation von Anlagen • Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern und damit von Drittstaaten, die diese an Deutschland verkaufen. • Konzeption und Baubegleitung. • Erhaltung und Förderung der Gesundheit, da die Umwelt nicht mehr durch Abgase, radioaktiv verstrahlten Müll und Lärm beschädigt wird. 4 Steinkohle-, Braunkohle-, Atom- und Gaskraftwerke 5 Experten schätzen heutzutage, dass die Sonnenenergie noch etwa fünf Milliarden Jahre zur Verfügung steht. 19 20 SOLARTHERMIE Aus Sonnenenergie werde Wärmeenergie S olarthermie bezeichnet die Umwandlung von Sonnenenergie in technisch nutzbare Wärme. Sie ist deshalb so wertvoll, weil sie den Menschen jeher natürlich und kostenlos zur Verfügung steht. Wie funktioniert Solarthermie? Prinzipiell erhitzt die Sonne Wasser, das sich in einem dunklen Gartenschlauch befindet. Eine ähnliche Methode wird auch in der Solarthermie genutzt. Die Sonnenstrahlen werden von den sogenannten dunkel beschichteten Solarkollektoren absorbiert, so dass die Wärmeträgerflüssigkeit in den Kollektoren aufgewärmt wird. Diese Wärme wird anschließend in einem Speicher gepuffert, so dass die gewonnene Energie zu jeder Tages- und Nachtzeit in Form von Warmwasser oder Heizung genutzt werden kann. Welche Vorteile hat eine Solarthermieanlage? a) Für die Umwelt • Erhebliche Reduzierung von fossilen Energieträgern. • Senkung des CO2 Ausstoßes bis zu 30 %. b) Für die Gesellschaft • Viele dezentrale, unabhängige Energieerzeuger können in der Gesellschaft entstehen; derzeit hingegen werden der Gas- und Ölmarkt in Deutschland durch Oligopole beherrscht. • Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern und damit von Drittstaaten, die diese Deutschland verkaufen. • Erhaltung und Förderung der Gesundheit, da die Umwelt nicht mehr durch Abgase, radioaktiv verstrahlten Müll und Lärm beschädigt wird. c) Für die Einrichtung • Geringere Heizkosten durch Nutzung von natürlicher Sonnenenergie. • Soziale Einrichtungen übernehmen mit der Bewahrung der Umwelt eine Vorbildfunktion. Mit einer Solarthermieanlage kann ein großes Zeichen gesetzt werden. Beitrag von NourEnergy e.V. • Fachkompetente Beratung in Hinblick auf Organisation, Planung und Installation von Anlagen. • Konzeption und Baubegleitung. 21 ENERGIEEFFIZIENZ Wer Energie spart, handelt ressourcenschonend 22 N icht jede Einrichtung hat die finanziellen Mittel eine Solar- oder Photovoltaikanlage zu installieren. Auch in diesem Fall lassen sich wertvolle Ressourcen einsparen. Denn Energieeinsparung muss nicht immer mit großen Investitionen verbunden sein. Bereits mit kleinen Änderungen können große Ziele erreicht werden. Wie wird Energieeffizienz erreicht? Stromsparen kann durch Einsatz von energiesparenden LED-Lampen, bis hin zu Leuchten, die durch Bewegungsmelder gesteuert werden, gelingen. Zum geringeren Verbrauch von Wärmeenergie ist das Abdichten von Türen und Fenstern eine einfache dennoch effektive Lösung. Welche Vorteile bieten diese Maßnahmen? a) Für die Umwelt • Erhebliche CO2 Einsparungen und Schonung der Ressourcen, wie Erdöl und Kohle. b) Für die Gesellschaft • Geringer CO2 Ausstoß schützt die Erdatmosphäre und schützt die zukünftige Gesellschaft vor negativen Luftverschmutzungen. • Durch Eindämmung der Umweltverschmutzung wird die Gesundheit der Menschen gefördert. c) Für die Einrichtung • Kosteneinsparung durch die geringere Aufwendung von Ressourcen. • Die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen ist mit keinen großen Aufwendungen verbunden. Beitrag von NourEnergy e.V. • Aufzeigen von Möglichkeiten, wie mit wenig Geld gezielt Ressourcen geschont und die Umwelt geschützt werden kann. • Sensibilisierung des Umfelds und unverbindliche Beratung der sozialen Einrichtungen. 23 24 REGENWASSERBEWIRTSCHAFTUNG Trinkwasser ist lebenswichtig und endlich R egenwasser ist ein lebensnotwendiges Gut und elementar für den Erhalt des Wasserkreislaufes. Durchschnittlich werden in Deutschland 35-40 Liter sauberes Trinkwasser pro Tag/pro Person für die Toilettenspülung eingesetzt. An der Stelle ist zu überlegen, ob ein Mensch je bereit wäre Milch oder Trinkwasser aus der Flasche für die Toilettenspülung einzusetzen. Warum dann Trinkwasser aus der Leitung? Welche Vorteile hat Regenwasserbewirtschaftung? a) Für die Umwelt • Anstieg des Grundwasserspiegels und Förderung der Grundwasserneubildung, durch Regenwasserversickerung und -nutzung. • Entlastung der Kanalisation und Kläranlagen. Wie funktioniert Regenwasserbewirtschaftung? Regenwasser kann auf unterschiedliche Art bewirtschaftet werden. Dazu gehören Versickerung und Nutzung. Das Prinzip der Regenwassernutzung besteht darin, dass der anfallende Niederschlag aufgefangen und vor Ort in Regentonnen oder Zisternen gespeichert wird. Diese Flüssigkeit kann anschließend für unterschiedliche Zwecke, für die keine Trinkwasserqualität vorausgesetzt ist, genutzt werden – also von Gartenbewässerung bis hin zur Toilettenspülung und dem Wäschewaschen. Der Vorteil einer Regenwassernutzungsanlage ist nicht nur auf die Verwendung von Regenwasser begrenzt. Sie fördert auch die Grundwasserneubildung und entlastet die Kanalisation und Kläranlagen. Denn überschüssiges Regenwasser in den Zisternen wird nicht in die Kanalisationen eingeleitet, sondern versickert in den Boden, sodass die Grundwasserneubildung gefördert wird. Bei starkem Niederschlag werden durch Rückhalt des Regenwassers Überschwemmungen und Überlastungen der Kanalisationen vermieden. b) Für die Gesellschaft • Durch die Grundwasserneubildung kann die Wasserknappheit in der Zukunft vorgebäugt werden. c) Für die Einrichtung • Bei Regenwassernutzung werden sogenannte Frischwassergebühren eingespart (abhängig vom Bundesland). • Bei Versickerung des aufgefangenen Regens werden sogenannte Siel- und Versiegelungsgebühren eingespart (abhängig vom Bundesland). Beitrag von NourEnergy e.V. • Beratung rund um das Thema „Wassersparendes Verhalten“. • Kalkulation von Regenwassernutzungs- oder -versickerungsanlagen. • Prüfen welche Regenwasserbewirtschaftungsmethode für die jeweilige Einrichtung am effektivsten ist. 25 PERMAKULTUR Nachhaltige Begrünung von Einrichtungen D er Begriff „PermaKultur“ setzt sich aus den englischen Wörtern „Permanent“ und „Agriculture“ zusammen. Sie ist ein Gestaltungsansatz, der es ermöglicht, Lebensräume nachhaltiger zu bewirtschaften. So, dass Mensch und Erde gleichzeitig davon profitieren. Mittlerweile wird der Begriff auch im Sinne von beständiger Kultur, einschließlich der Lebensmittelversorgung, verstanden. Die Permakultur hat einen Schatz an Methoden und Komponenten, die praktisch erprobt sind. Dazu zählen unter anderem die Kräuterspirale im Garten oder der „Waldgarten“, in dem Obstbäume zusammen mit Heilpflanzen, Gründünger und Tieren in einem lebendigen System in gegenseitiger Symbiose leben. Zudem sind durch die Permakultur wichtige ethische Grundsätze gegeben: • Sorge für Menschen tragen. („People Care“) • Sorge für die gesamte Schöpfung tragen. („Earth Care“) • Überschüsse teilen, mit Mensch und Tier, sowie den Konsum eingrenzen. („Fair Share“) 26 Wie funktioniert Permakultur? Die Permakultur wird genutzt um beispielsweise Nahrungsmittelversorgung nachhaltig und mit minimalem Aufwand zu ermöglichen. Das kann technische Energie sein oder körperliche Arbeit, und es können weitere Ressourcen sein, die zum Erhalt eines funktionierenden Kreislaufes eingebracht werden müssen. Wichtig ist dabei nicht das Erzielen eines schnellen Ertrages, sondern der Aufbau naturnaher Systeme, die im Laufe der Zeit stabiler werden und sich selbst regulieren. Permakultur eignet sich für den Übergang zu einer komplett nachhaltigen Lebensweise – für Einzelpersonen wie auch für Gemeinschaften. Welche Vorteile hat Permakultur? a) Für die Umwelt • Mit Permakultur ist es möglich zerstörte Ökosysteme zu reparieren wie z.B. Steppen wieder zu begrünen, neue Oasen in der Wüste zu schaffen u.ä. • Durch Wiederherstellung und Kultivierung natürlicher Bodenfruchtbarkeit (Einsatz von Humus) sind keine schädlichen Chemikalien als Dünger notwendig. • Durch gezielte Zusammensetzung können Pflanzen eines Grundstückes im Wachstum und Ertrag gegenseitig voneinander profitieren. b) Für die Gesellschaft • Gelebte Kooperation und Gemeinschaft zum gegenseitigen Nutzen. • Weniger versiegelte Flächen stattdessen mehr Gärten und Grünflächen in der Stadt. • Mehr Unabhängigkeit von Industrieller Versorgung. c) Für die Einrichtung • Ein Gemeinschaftsgarten kann eine bindende Wirkung auf die Gemeinde haben. • Durch natürlich angelegte Pflanzen ist der Erhalt des Gartens nur mit wenig Aufwand verbunden. • Freude für Jung und Alt bei diversen Gartenarbeiten. • Ertrag von biologisch gewonnen Lebensmitteln für den Eigenbedarf und das Umfeld. Beitrag von NourEnergy e.V. • Beratung und ganzheitliche Planung beim Errichten von ökologischen und nachhaltigen Grünanlagen. • Bewusstseinsbildung und Beratung, um die Lebensgewohnheiten besser im Sinne von Nachhaltigkeit zu gestalten. 27 NOURENERGY BERÄT UND SENSIBILISIERT Vorträge, Workshops und Seminare N eben den Dienstleistungen zur Planung und Auslegung von umweltschonenden Systemen, bringt NourEnergy das breite Fachwissen auch im Zusammenhang mit Vorträgen, Seminaren und Workshops ein. Gerne folgt das Team Einladungen zur Weiterbildung rund um die Themen Ressourcenschonung, Umweltschutz und Erneuerbare Energien. Ein besonderer Fokus bei diesen Vorträgen und Workshops liegt auf den damit einhergehenden islamischen Grundsätzen. Inhalte und Schwerpunkte können in Abstimmung jedoch individuell, nach Anliegen und Fragestellung der Zielgruppen, ausgerichtet werden. Ziel des Angebotes ist es, den Blick der Teilnehmenden auf die Umwelt zu schärfen und damit auf die Verantwortung des Menschen gegenüber Natur und Gesellschaft aufmerksam zu machen. Im Mittelpunkt steht dabei die Interaktion zwischen Referenten und dem Plenum. Für Fragen, Anregungen und Ideen wird ausreichend Zeit eingeräumt, damit die vermittelten Inhalte und Werte eine effektive und nachhaltige Anwendung finden können. NourEnergy e.V. freut sich über Ihr und Euer Interesse! 28 DIE TIERE IM TRAUERGARTEN Ein Gedicht von Dr. Ali Özgür Özdil Als ich einmal unter einem Baum stand, krabbelte auf meiner rechten Hand eine Ameise hoch und sprach zu mir: Da du mich verstehst, spreche ich zu dir. Aber auch Wasser, Pflanzen und Luft klagen über all diese dummen Plagen, die der Mensch über die Schöpfung gebracht, statt dass er über sie als Statthalter wacht. Warum hören die Menschen nicht unser Klagen, zum Beispiel wenn sie die Tiere zu ihrem Spaß jagen? Was würdest du als Mensch mir sagen, wenn du mich hörst etwa fragen: Doch es kommt schon bald die Zeit, wo Gott euch alle befreit. Und wenn wir dann wieder vor euch stehen, werden euch dann endlich alle verstehen. Wenn in der Arena der Stier, dieses starke, edle Tier. Wenn das Rind oder Schwein im Viehtransport reist tagelang von Ort zu Ort. Dann ist es für manchen jedoch zu spät, weil nichts mehr wieder zurückgeht. Darum sage ich: Noch vor dem großen Beben, wo wir doch noch haben dieses Leben, helft uns beim Hören bevor wir alles zerstören. Wenn der Elefant auf der Flucht vor des Menschen Elfenbein sucht. Wenn das Huhn, das im Wasser kocht, während sein kleines Herz noch pocht. Wenn im Zirkus ein Löwe oder ein Pferd sich vor Millionen Menschen beschwert. Wenn im Netz der Wal oder Delphin kann dem Tode nicht entfliehen. Wenn im Käfig Affe und Vogel oder der Schmetterling am Nagel. Und der tanzende Bär und viele andere Tiere mehr ...sprechen könnten. Was würden sie den Menschen wohl sagen? Ich sprach: Sie können doch sprechen und sie klagen wie du über unsere Verbrechen. Erinnern uns an unser Versprechen und ich weiß, Gott wird sie bald alle rächen. Weil wir verlernt haben sie zu hören und immer noch nicht aufhören zu töten und zu zerstören. Selbst auf das Gurren der Tauben, denen wir die Freiheit rauben, Wenn wir auf der Straße gehen, ohne sie zu sehen. Die Ameise sprach: Richtig! Alles was erschaffen wurde, ist wichtig. Da du mich nicht getötet hast, danke ich dir und grüße all die tauben Menschen von mir. Dann sagte sie noch „ma’as-Selam“ und ging dorthin zurück, von wo sie kam. Vielleicht war diese Begegnung unter dem Baum bloß nur ein kurzer Traum. Doch die Klage der Ameise ist echt und es kommt gewiss der Tag, wo alle Klagen werden gerächt. 29 „O Kinder Adams, legt euren Schmuck bei jeder Gebetsstätte an und eßt und trinkt, aber seid nicht maßlos! – Er (Allah) liebt nicht die Maßlosen.“ – Koran, Sure 7 „Die Höhen“, Vers 31 Impressum Kontakt: NourEnergy e.V. www.nour-energy.com [email protected] Redaktion: Diana Schild, M.A. Religionswissenschaft Esra Polat, M.Sc. Tanju Doganay, Dipl. Wirt.-Ing. 1. Auflage (Darmstadt März 2016) Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier Gestaltung: Morkramer Media GmbH, Offenbach Literatur: Der edle Qur‘an und die Übersetzung seiner Bedeutung in die deutsche Sprache. F. Bubenheim und Dr. N. Elyas (2003, 2. Auflage) Bukhari, Muslim,Tirmidhi und Ibn Majah gehören zu den sechs sunnitischen Hadith-Sammlungen (al-Kutub as-sitta) Bild- und Grafikrechte: NourEnergy e.V., Shutterstock Die Arbeit unseres gemeinnützigen Vereins können Sie gerne mit einer Spende unterstützen. Kontodaten: IBAN: DE35 5009 09005173 7526 00 BIC: GENODEF1P06 30 31 „Der Beste unter den Menschen ist derjenige, der seinen Mitmenschen am nützlichsten ist.“ – Der Prophet Muhammad ﷺ (Dschâmiu’s Sağîr)
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