Freitag, 9. Oktober 2015 • Nr. 235 THEMA KORAN „Wir wissen nicht, wer das war“ KORANVERTEILUNG Die muslimische Gemeinschaft sucht nach Antworten Finn Overdick und Nico Wildschutz Junge Männer verteilen in der Innenstadt von Luxemburg den Koran. Sie hatten keine Erlaubnis. Die Gemeinde wusste nichts von der Aktion. Die Shoura befasst sich mit dem Fall. Am Samstag verteilten vier junge Leute in der Stadt Korane. Die Aktion sorgte, vor allem in den sozialen Medien, für viel Aufregung. Die Polizei war demnach schnell zur Stelle und kontrollierte die Ausweise. Alle vier waren den Behörden völlig unbekannt. In einem Interview erklärte Lydie Polfer gegenüber RTL, dass solche Verteilungen ohne Genehmigung nicht erlaubt sind. Die jungen Männer hatten keine Genehmigung. Die Gemeinde wusste nichts von der Aktion. Shoura reagiert Die Polemik ging nicht an der muslimischen Gemeinschaft Shoura vorbei. „Keiner von uns weiß, wer die vier sind“, so JeanLuc Karleskind, Vizepräsident der Gemeinschaft. Die Mitglieder wollten sich am Donnerstagabend treffen, um über das Geschehene zu diskutieren. Karleskind weiß bisher auch noch nicht, um welche Art von Koranen es sich bei der Verteilung handelte. Im Dezember 2013 wurden bereits in der Fußgängerzone von Luxemburg-Stadt mehrere junge Männer dabei beobachtet, wie sie den Koran verteilten. Der damalige Bürgermeister Xavier Bettel traf durch Zufall auf die Männer. In einem Gespräch klärte er sie damals darüber auf, dass sie ohne Genehmigung nichts verteilen dürfen. „Abu Al Muhadjir Purtughali“ Was Bettel zu dem Zeitpunkt nicht wusste, unter den jungen Männern befand sich Nasceu S. Duarte. Der junge Mann aus Kehlen war zu dieser Zeit bereits in der Islamistenszene aktiv. Wenige Wochen später verschwand er und tauchte kurz danach in Syrien auf. Er war mit zwölf anderen Portugiesen in das Kriegsgebiet gereist. Dort hatte er zunächst den Kampfnamen „Abu Al Muhadjir Purtughali“. Dem Geheimdienst in Luxemburg ist Nasceu S. Duarte bekannt. Er soll in Syrien für den Islamischen Staat (IS) in einer Propaganda-Abteilung aktiv sein. Ob er noch lebt, ist unklar. Seine letzte Meldung verbreitete er im November 2014: „Lest den Koran! Gute Nacht“, schrieb er auf Facebook. Seitdem ist es ruhig um den jungen Mann geworden. 6 Luxemburger haben sich bisher dem IS angeschlossen (Stand 2014) Am letzten Samstag verteilten mehrere junge Männer den Koran in der Innenstadt 5 Persönlich erstellt für: asbl asti Tageblatt
© Copyright 2024 ExpyDoc