Südostschweiz, Graubünden, 28.7.2015

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KULTUR REGION
Jeden Abend
Musik oder Comedy
Das Schweizer Tourneetheater Das
Zelt gastiert vom Donnerstag, 30.Juli,
bis Samstag, 8.August, auf dem Park­
platz Fadail in Lenzerheide. Zum
Auftakt tritt am Donnerstag um
20 Uhr das Duo Fischbach mit seinem
Programm «Endspurt» auf. Zu einer
«Musikalischen Therapie mit Neben­
wirkungen» laden am Freitag, 31.Juli,
um 20 Uhr die Exfreundinnen. Ange­
kündigt wird ein musikalisches Feuer­
werk mit mehrstimmigem Gesang,
mitreissender Comedy und viel
Glamour. Am Sonntag, 2.August, um
19 Uhr findet anschliessend eine
Volksmusikgala statt. Auf dem
Programm stehen unter anderem die
Kapelle Oberalp, der Schanfigger Mix
und die Bündner Spitzbueba. Komiker
Rolf Schmid präsentiert am Mittwoch,
5.August, um 20 Uhr sein Programm
«XXL», und Philipp Fankhauser spielt
am Donnerstag, 6.August, um 20 Uhr.
Eine grosse Kinderzaubershow bieten
am Freitag, 7.August, um 19 Uhr das
Zauberduolino Domenico. Abschlies­
send lädt die Revival­Band ABBA 99
am Samstag, 8.August, um 20 Uhr
zum Konzert. Weitere Informationen
und Ticketreservation im Internet
unter www.daszelt.ch. (so)
Südostschweiz | Dienstag, 28. Juli 2015
Eine Brass Band ist nicht
einfach eine Blechmusik
Musikvereine gibt es in Graubünden schon lange – Brass Bands nach englischem Vorbild aber erst
seit dem Jahr 1970.
Comedia Zap
laden nach Fuldera
Im Chastè da Cultura in Fuldera tritt
heute Dienstag, 28.Juli, um 20.30 Uhr
das Komikerduo Comedia Zap auf.
Das Duo besteht aus Cécile Steck und
Didi Sommer, im Gepäck haben sie ihr
Programm «Bitte wenden». Comedia
Zap zappen laut Mitteilung von der
Clownerie zur musikalischen Parodie
bis hin zur Comedy im Stummfilm­
Stil. Reservation unter der Telefon­
nummer 081 858 57 06. Weitere Infor­
mationen finden sich im Internet
unter www.chastedacultura.ch. (so)
INSE R AT
Ant-Man – Ein Trickbetrüger besitzt die Fähigkeit auf
winzige Körpergrösse zu schrumpfen, aber dabei seine
Kräfte zu vervielfachen. Top­Action.
In 3D (erhöhte Eintrittspreise)
ab 12 J.
16.00, 20.30
Deutsch
Minions – Der erste eigene Film für die Kultwichte aus ’Ich
einfach unverbesserlich’. Drei der Minions machen sich auf
in die Welt, um einen neuen Anführer zu suchen.
In 2D (normale Eintrittspreise)
18.30
Deutsch
ab 6J.
Jurassic World – Der vierte Teil der Dino­Franchise.
Eine genmanipulierte Dinosaurier­Bestie bedroht den
Park.
In 2D (normale Eintrittspreise)
16.00
Deutsch
ab 12 empf 14 J.
Ted 2 – Der coolste Bär der Filmgeschichte ist zurück.
Fortsetzung der Komödie mit Mark Wahlberg und Aman­
da Seyfried.
16.00
Deutsch
ab 16 J.
Minions – Der erste eigene Film für die Kultwichte aus ’Ich
einfach unverbesserlich’. Drei der Minions machen sich auf
in die Welt, um einen neuen Anführer zu suchen.
In 3D (erhöhte Eintrittspreise)
16.15, 20.45
Deutsch
ab 6J.
Ant-Man – Ein Trickbetrüger besitzt die Fähigkeit auf
winzige Körpergrösse zu schrumpfen, aber dabei seine
Kräfte zu vervielfachen. Top­Action.
In 2D (normale Eintrittspreise)
18.15
Deutsch
ab 12 J.
While We’re Young – Komödie um ein Paar Mitte 40,
dessen Leben durch die Freundschaft mit einem jungen
Pärchen wieder Schwung bekommt.
18.30
Deutsch
ab 12 empf 14 J.
Arthouse Kinofilme Montag und Dienstag
L’Homme Qu’On Aimait Trop – Drama mit Cathe­
rine Deneuve.
18.30
F/d
ab 16 J.
Magic Mike XXL – Die Jungs um Magic Mike sind wie­
der da und lassen die Hüllen fallen. Mit Channing Tatum.
21.00
Deutsch
ab 12 empf 14 J.
Unfriended - Unknown User – Horrorfilm über sechs
Freunde, die per Chat eine Nachricht einer Mitschülerin be­
kommen, die sich vor einem Jahr das Leben nahm.
21.00
Deutsch
ab 16 J.
Jugendschutz: Unbegleitet dürfen Jugendliche unter 16 Jah­
ren und Kinder im Rahmen des festgelegten Zutrittsalters Film­
vorführungen besuchen, die bis spätestens 21.00 Uhr beendet
sind. In Begleitung Erwachsener dürfen sie alle Filmvorfüh­
rungen besuchen, falls sie das festgelegte Zutrittsalter nicht um
mehr als 2 Jahre unterschreiten. Die Verantwortung für die Ein­
haltung der Altersbestimmungen liegt bei der Begleitperson.
Eine Erfolgsgeschichte: Heute spielt rund die Hälfte der 95 im Graubündner kantonalen Musikverband organisierten Vereine in Brass-Band-Besetzung.
von Emil Hartmann
E
ine der ältesten Schweizer
Musikgesellschaften
stammt aus Graubünden:
die 1803 gegründete Musi­
ca da Domat. Ihre anfängli­
che Instrumentierung ist nicht doku­
mentiert, vermutlich waren es Klap­
peninstrumente ähnlich des Saxofons
oder der Klarinette, ergänzt durch ei­
nige damals noch ventillose Blech­
instrumente, mit denen lediglich Na­
turtöne gespielt werden konnten. Erst
die revolutionäre Erfindung der Venti­
le im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahr­
hunderts und deren stetige Weiter­
entwicklung erschloss den Blech­
bläsern die Möglichkeit des chromati­
schen Spiels. In der Folge entstanden
laufend neue Formationen. Allein in
Graubünden wurden bis 1899 rund 45
Musikgesellschaften gegründet.
Die Schweizer Blasmusik kennt
heute drei Besetzungstypen: Harmo­
nie, Fanfare mixte und Brass Band. Da­
zu kommen Spezialformationen wie
Big Bands oder Blaskapellen. Die Dif­
ferenz zwischen einer herkömmli­
chen Blechbesetzung (Fanfare mixte)
und einer Brass Band nach engli­
schem Vorbild besteht in der unter­
schiedlichen Instrumentierung, am
augenfälligsten im hohen Melodie­
register, das in einer Brass Band mit
Cornetts besetzt ist anstelle von Flü­
gelhörnern und Trompeten.
Es begann mit Donat Bergamin
Der weiche und geschmeidige Sound
einer Brass Band hielt Anfang der
Siebzigerjahre des vergangenen Jahr­
hunderts auch in Graubünden Einzug.
Schweizweit kannte man bereits eini­
ge Brass Bands. Erster Pionier war
Ernst Graf (1907–1992), der nach lan­
gem Aufenthalt in Nordirland ins
Appenzellerland zurückkehrte, dort
den Musikverein Speicher übernahm
und diesen am Eidgenössischen Mu­
sikfest 1957 in Zürich als Brass Band
präsentierte – eine nicht in allen Krei­
sen gern gesehene Sensation. Grafs
Beharrlichkeit und vor allem seine
Erfolge waren mitverantwortlich für
den Beginn der Brass­Band­Ära in der
Schweiz.
In Graubünden war es Donat Berg­
amin aus Valbella. Als Kenner der
Brass­Band­Szene in England, wo be­
reits seit 1850 entsprechende Wett­
bewerbe stattfanden, ermunterte er
die Musikanten Heinrich Krachenfels
und Walter Villiger sowie Dirigent
Martin Casentieri dazu, etwas zu be­
wegen, und so kam es 1970 zur Grün­
dung der Brass Band Graubünden
(BBG). Rund 25 bis 30 Musikanten aus
Graubünden und dem St.Galler Ober­
land trafen sich wöchentlich zur Pro­
be in Chur, und bereits 1971 fanden
zwei Konzerte statt, das erste in der
Heiligkreuzkirche in Mels, das zweite
in der Churer Martinskirche.
Von Beginn weg bis fast zum
Schluss – die Formation löste sich
1993 auf – stand die BBG unter der
musikalischen Leitung von Martin Ca­
sentieri, der sich all die Jahre mit gan­
zer Kraft für die Sache einsetzte. In
gewissen Bündner Blasmusikkreisen
Vereinsvorstände
befürchteten, dass
ihre besten
Mitglieder der
«elitären» Brass
Band Graubünden
beitreten würden.
herrschte indessen nicht nur eitel
Freude. Vereinsvorstände befürchte­
ten, dass ihre besten Mitglieder der
«elitären» BBG beitreten würden. Das
bewahrheitete sich jedoch nicht. Die
ambitionierten Musikanten blieben
ihren Vereinen treu, spielten in bei­
den Formationen und gaben gemach­
te Erfahrungen weiter. Während ihres
Bestehens gab die BBG 120 Konzerte,
hauptsächlich in Graubünden, aber
auch ausserhalb des Kantons und im
Ausland. Sie besuchte vier Schweizeri­
sche Brass­Band­Wettbewerbe, siegte
dabei zweimal in der ersten Stärke­
klasse und wirkte in verschiedenen
Radio­ und Fernsehsendungen mit.
Surselva stark vertreten
Vor allem in der Surselva fand diese
Art des Musizierens immer mehr Ge­
hör, und reihenweise wurde auf Brass­
Band­Besetzung umgerüstet. Die ers­
ten Vereine waren Disentis, Brigels,
Vignogn, Lumbrein, Sedrun und Trun,
wie aus der Maturaarbeit «Die Ge­
schichte der Brass­Band­Bewegung in
Graubünden», 2006 von Yvonne Bläsi
und Davio Ulber an der Bündner Kan­
tonsschule geschrieben, ersichtlich ist.
Später folgten Sumvitg, Ilanz, Falera
und Sagogn.
Zwölf Spitzenbläser schlossen sich
1989 zum Brassensemble Cerchel Mu­
sical Surselva zusammen. Initiant Cor­
sin Tuor übernahm die musikalische
Leitung. 1992 gründete Gion Gieri Tu­
or die Brass Band Sursilvana, sozusa­
gen die Nachfolgerin der Brass Band
Graubünden. Er dirigierte die Band
während elf Jahren, bevor er den Takt­
stock 2003 an Urs Cadruvi weitergab,
und seit 2005 heisst der musikalische
Leiter Roman Caprez. Ebenfalls in Er­
scheinung trat in dieser bewegten Zeit
die Brass Band Engiadina, welcher
allerdings kein nachhaltiger Erfolg be­
Bild Arno Balzarini/Keystone
schieden war und die sich nach kur­
zer Zeit wieder auflöste.
Die Brass Band Sursilvana und die
Brass Band Cazis – beides Vereine mit
regionalem Charakter – haben sich im
Verlauf der Jahre qualitativ stark ent­
wickelt. Sie nehmen auch regelmässig
mit Erfolg am Schweizerischen Brass­
Band­Wettbewerb in Montreux teil. Al­
lerdings wäre es falsch, nur von den
Spitzenbands zu reden. Es ist die Viel­
zahl an Brass Bands in Graubünden,
welche als Dorfmusik die Szene bele­
ben. Heute spielt rund die Hälfte der
95 im Graubündner kantonalen Mu­
sikverband organisierten Vereine in
Brass­Band­Besetzung, die übrigen
verteilen sich auf Harmonie und Fan­
fare mixte. Dazu kommt die 1988 ins
Leben gerufene Jugend­Brass­Band
Graubünden, welche jeden Sommer
ein Musiklager organisiert.
Für wen macht man Musik?
Auch in Sachen Literatur hat sich in
den vergangenen Jahren einiges getan.
Die qualitative Entwicklung der Bläser
und der Dirigenten verlangte geradezu
danach. So wurden gewisse Komposi­
tionen, die der Höchstklasse zugeord­
net waren, zurückversetzt in die zwei­
te Klasse. Komponisten, auch einige
Schweizer, machten sich daran, inte­
ressante Werke zu schreiben, wobei
Stücke mit extrem hohem Schwierig­
keitsgrad den «Normalzuhörer» oft­
mals überfordern. Anderseits werden
die heranwachsenden Musiker immer
besser, was automatisch höhere An­
sprüche an die Literatur zur Folge hat.
Da stellt sich dann die Frage, für wen
man eigentlich Musik macht: für die
Fachleute, für eine breitere Zuhörer­
schaft oder schlussendlich für sich
selbst? Alle Stilrichtungen haben ihre
Anhänger, und so wird auch Brass­
Band­Musik Liebhabersache bleiben.