Keller, Gottfried, Heroische Landschaft, 1842, Öl auf Leinwand, 87,5 x 116 cm, Zentralbibliothek Zürich, . Depositum: Gottfried KellerStiftung, Winterthur Bearbeitungstiefe Name Keller, Gottfried Lebensdaten * 19.7.1819 Zürich, † 15.7.1890 Zürich Bürgerort Glattfelden (ZH), Zürich Staatszugehörigkeit CH Vitazeile Dichter, Schriftsteller, Landschaftsmaler, Zeichner, Kunstkritiker und Zürcher Staatsschreiber Tätigkeitsbereiche Malerei, Aquarell, Zeichnung, Bleistiftzeichnung Lexikonartikel Mit fünf Jahren verlor Gottfried Keller seinen Vater, den Drechslermeister Hans Rudolf Keller. Zwischen 1822 und 1825 starben vier seiner fünf Geschwister; er lebte mit seiner Mutter Elisabeth, geborene Scheuchzer, und seiner Schwester Regula in Zürich. Mit fünfzehn Jahren wurde Keller von der Kantonalen Industrieschule gewiesen und beschloss, Landschaftsmaler zu werden. Erste Ausbildung im Atelier von Peter Steiger, wo er nur kopieren und kolorieren durfte. 1837 begegnete er Rudolf Meyer, bei dem er einige Monate Unterricht erhielt. Als künstlerische Autoritäten waren auch Ludwig Vogel und Johann Jakob Ulrich wichtig, denen er seine Bilder zeigte. 1840 Reise nach München, um sich als Autodidakt weiterzubilden. Mitglied des Münchner Seite 1/4, http://www.sikart.ch Kunstvereins in der Hoffnung, dort Bilder ausstellen und verkaufen zu können. Er verkehrte vor allem mit Schweizer Künstlerfreunden, zum Beispiel Johann Salomon Hegi, Julius Rudolf Leemann und Johann Conrad Werdmüller; daneben lernte er einige deutsche Maler wie Eugen Napoleon Neureuther und Julius Lange kennen. 1842 schickte Keller seine Heroische Landschaft erfolglos an die Schweizer Kunstausstellung. Im Herbst desselben Jahres musste er aus Geldnot sämtliche Blätter an einen Trödler verkaufen und kehrte nach Zürich zurück. Hier widmete er sich noch einige Zeit der Malerei, gab sie 1843 aber als Berufsziel endgültig auf und wandte sich der Schriftstellerei zu. 1848–1850 Studium an der Universität Heidelberg; während eines Berlinaufenthaltes 1850–55 entstand die erste Fassung des Romans Der grüne Heinrich. 1861 Wahl zum Staatsschreiber des Kantons Zürich, womit seine finanzielle Situation erstmals gesichert war. Im Alter enge Freundschaft mit Arnold Böcklin und Rudolf Koller. Als Dichter hatte er bald grossen Erfolg und starb als hochangesehener Mann. Gottfried Keller wird oft als Paradebeispiel einer Doppelbegabung erwähnt – der Malerdichter. Im Grünen Heinrich, dem «ersten realistischen Künstlerroman» der deutschen Literatur, ist sowohl seine eigene kurze Malerlaufbahn als auch die Situation junger Künstler in München Mitte des 19. Jahrhunderts beschrieben. Er schildert sein Scheitern als «Pinsler», der ohne Ausbildung vom Verkauf seiner Blätter zu leben versucht. Kellers künstlerisches Werk besteht hauptsächlich aus Skizzen, Zeichnungen und Aquarellen, nur wenige Bilder wurden in Öl vollendet. Stets mühte er sich mit dem «genauen Naturstudium» ab, wie es sein Lehrer Meyer von ihm gefordert hatte. Seine sorgfältig gezeichneten und teilweise später kolorierten Studien zeigen Pflanzen, Bäume und Waldlandschaften aus der Umgebung von Glattfelden und Zürich, später von München. Gleichzeitig bewunderte er die idyllischen Landschaften Karl Rottmanns, die sein Hauptwerk Heroische Landschaft (1842) – eine menschenleere, phantastische Gegend – beeinflusst haben. Im Grünen Heinrich distanzierte er sich von diesem «Herausspinnen einer fingierten, künstlichen, allegorischen Welt aus der Einbildungskraft», welche «nichts anderes als [...] Arbeitsscheu» bedeute. Keller fühlte sich zwischen den verschiedenen Auffassungen der Landschaftsmalerei hin und her gerissen, verzweifelte am Versuch, die Natur sowohl mimetisch abzubilden als auch mit «Geist» zu erfüllen. Als Kunstkritiker formulierte er später in Aufsätzen und Zeitungsartikeln sein Kunstverständnis: Die Verbindung des Paysage intime mit dem Paysage idéal, wie er sie bei Robert Zünd bewunderte, ist das Ziel: die Seite 2/4, http://www.sikart.ch «ideale Reallandschaft» oder die «reale Ideallandschaft». Werke: Zentralbibliothek Zürich. Regine Helbling, 1998 Literaturauswahl - Grüner Heinrich. Lebensläufe zwischen Scheitern und Erfolg: Johann Gottfried Steffan und die Schweizer Maler in München 1840 bis 1890. Pfäffikon (SZ), Seedamm-Kulturzentrum, 2005. Hrsg. von Adrian Scherrer. Mit Beiträgen von Bernhard Echte [et al.]. Stäfa: Th. Gut, 2005 - Regine Helbling: Gottfried Keller und seine Malerfreunde. Glattfelden, Gottfried Keller Zentrum, 1994. Glattfelden, 1994 - Dominik Müller: ««Schreiben oder lesen kann ich immer, aber zum Malen bedarf ich Fröhlichkeit und sorglosen Sinn». Gottfried Kellers Abschied von der Malerei». In: Jahresbericht der Gottfried KellerGesellschaft, 61, 1993, S. 3-19 - Bruno Weber: Gottfried Keller. Landschaftsmaler. Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 1990 - Gottfried Keller. Mittelalterliche Stadt. Hrsg.: Bruno Weber. Luzern: Ars Collect, 1990 - Bruno Weber: «Erläuterungen zur ‹Heroischen Landschaft› von Gottfried Keller». In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, 36, 1979. S. 259-279 - Gottfried Jedlicka: «Gottfried Kellers ‹Ossianische Landschaft›». In: Jahresbericht der Gottfried Keller-Gesellschaft, 19, 1950. S. 3-19 - Gottfried Keller: «Aufsätze zur Kunst». In: Gottfried Keller: Sämtliche Werke. Band 22. Bern: Benteli, 1948. S. 235-307 - Paul Schaffner: Gottfried Keller als Maler. Gottfried Keller-Bildnisse. Zürich: Atlantis, 1942 - Paul Schaffner: Gottfried Keller als Malerdichter. Zürich: Gottfried KellerGesellschaft, 1937 - Gottfried Keller: Der grüne Heinrich. Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker-Verlag, 1985; 1996 (Sämtliche Werke 2; 3) - Paul Schaffner: Gottfried Keller als Maler. Stuttgart, Berlin: Cotta'sche Buchhandlung, 1923 Nachschlagewerke - E. Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays par un groupe d'écrivains spécialistes français et étrangers. Nouvelle édition entièrement refondue sous la direction de Jacques Busse. Paris: Gründ, 1999, 14 vol. Seite 3/4, http://www.sikart.ch - Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst. Dictionnaire biographique de l'art suisse. Dizionario biografico dell'arte svizzera. Hrsg.: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Karl Jost. Zürich: Neue Zürcher Zeitung, 1998, 2 Bde. - The Dictionary of Art. Edited by Jane Turner. 34 volumes. London: Macmillan; New York: Grove, 1996 - Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Unter Mitwirkung von Fachgelehrten des In- und Auslandes herausgegeben von Ulrich Thieme und Felix Becker. 37 Bände. Leipzig: Seemann, 1907-1950 [Taschenbuchausgabe: München: DTV, 1992] - Schweizerisches Künstler-Lexikon, hrsg. vom Schweizerischen Kunstverein, redigiert unter Mitwirkung von Fachgenossen von Carl Brun, 4 Bde., Frauenfeld: Huber, 1905-1917[Reprint: Nendeln: Kraus, 1982]. Direktlink http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4022821&lng=de Normdaten GND 139414509 | Deutsche Biographie Letzte Änderung 05.08.2015 Disclaimer Alle von SIKART angebotenen Inhalte stehen für den persönlichen Eigengebrauch und die wissenschaftliche Verwendung zur Verfügung. Copyright Das Copyright für den redaktionellen Teil, die Daten und die Datenbank von SIKART liegt allein beim Herausgeber (SIK-ISEA). 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