Spezial Rollladenkästen Welchen Kasten hätten’S denn gern? Überblick über Kastentypen, Dämmmaterial und Revisionsarten Aufsatzkasten, Einbaukasten, Styropor, Neopor – und wie war das noch gleich mit Ziegel? sicht+sonnenschutz stellt verschiedene Kastentypen vor und erläutert, mit welchen Vorteilen bestimmte Material- und Revisionsvarianten punkten. Der Anbieter Beck+Heun unterscheidet zwischen Einbaukästen für jedes Mauerwerk und jeden Wandaufbau, zwischen Fenster-Aufsatzkästen sowie Komplettsystemen rund um das gesamte Fenster. Exte wiederum hat sich mit seinen Produkten Elite XT und Expert XT auf Aufsatzkästen spezialisiert. Eine weitere Variante sind Vorbauelemente. Wodurch zeichnen sich die verschiedenen Kastentypen aus? Typologie der Rollladenkästen Einbaukasten: Einbaukästen wie Roka-Therm von Beck+Heun kommen meist bei Neubauten zur Ausführung. Den Kasten setzt der Verarbeiter in der Rohbauphase; durch ein seitliches Auflager integriert er diesen in das Mauerwerk. Diese Kastenvariante wird laut Beck+Heun meist nur mit Lager und Welle ohne Behang montiert. Um eine zusätzliche Lastabtragung zu realisieren, bringt der ausführende Betrieb Befestigungen wie Winkel oder Bänder in die Betondecke ein. „Diese Variante hat den Vorteil, dass sie in der Rohbauphase fest mit dem Mauerwerk verbunden wird“, sagt Bernd Friegel, Produktmanager Niederlassung Süd. Ein weiterer Vorteil: Antriebsart, Panzerart und -farbe lassen sich nach der Fenstermontage noch wählen. Aufsatzkasten: Aufsatzkästen wie Roka-Top oder Elite XT montiert der Verarbeiter vorab auf das Fenster, anschließend setzt er das gesamte Element in die Rohbauöffnung. Diese Kästen sind bereits mit dem gewünschten Sonnenschutzbehang ausgestattet. „Aufsatzkästen bieten eine höchst flexible Bauweise, die sich beliebig an die gewünschte Bausituation anpassen lässt“, sagt Tobias Marten, KeyAccount-Manager bei Exte. Im Neubau seien die Kästen komplett integrierbar; durch diverse Größen von Putzwinkeln innen und außen lasse sich der Aufsatzkasten mithilfe von Zusatzdämmung und Putzträgerplatten genau an die WDVS-Fassade anpassen. Zudem seien Rollladenkasten und Fenster durch die direkte Verbindung ohne zusätzliche Maßnahmen luft- und schlagregendicht. Einen Nachteil gibt es aber auch: „Der Einsatz von Aufsatzkästen ist nur in Verbindung mit einem Fenstertausch bzw. -ausbau möglich“, gibt Marten für die Renovierung zu bedenken. Komplettsystem: Komplettsysteme wie Roka-Co2mpact setzt der Verarbeiter laut Beck+Heun nach der Rohbau-Fertigstellung. Das Komplettsystem bestehe neben der Beschattungseinheit aus zwei Laibungselementen und einem Fensterbank- oder Estrichanschlusselement. Zudem lasse sich ein dezentrales Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung integrieren. „Diese Variante vereint zahlreiche Detailprodukte in einem Rundum-Dämmpaket“, betont Bernd Friegel. Thermisch getrennte und schlagregendichte Führungsschienen seien vormontiert. Das integrierte Fensterbank- oder Estrichanschlusselement dichte den unteren Fensteranschluss ab. Zudem sei das System vorverkabelt und sofort einsatzbereit. „Der Verarbeiter muss es nur noch anschließen.“ Der Vorbaurollladen reduziert Wärmebrücken am Fenster und setzt zugleich optische Akzente am Haus. Foto: Reiser 22 Vorbauelement: Vorbaurollläden eignen sich für Neubau und Renovierung. Den Kasten setzt der Verarbeiter vor das eingebaute Fenster oder er bringt ihn in einer Wandaussparung unter. Durch Vorbaurollläden lassen sich, da die Gebäudehülle nicht durchbrochen ist, insbesondere Wärmebrücken über dem Fenster vermeiden. Da der Kasten von außen gut zu erkennen ist, dient er ferner als Gestaltungselement. sicht+sonnenschutz 2/2016 Materialvarianten Beck+Heun bietet seine Einbaukästen aus den Materialien Styropor, Neopor, Ziegel und Porenbeton an. Seine Aufsatzkästen liefert der Anbieter aus Styropor oder Neopor, bei den Komplettsystemen kommt ausschließlich Neopor zum Einsatz. Exte wiederum verwendet als Dämmmaterial ausschließlich Styropor. Welche Eigenschaften haben die Materialien? Styropor: Styropor hat laut Beck+Heun hochdämmende Eigenschaften (λ = 0,035 W/mK), ist leicht und extrem umweltverträglich. Es eigne sich daher für die Herstellung von Leichtbaukästen. Für mehr Stabilität lassen sich bei diesen zusätzliche Armierungen einschäumen. Neopor: Neopor beinhaltet dem Anbieter zufolge kleine Grafitteilchen, die die Wärmestrahlung reflektieren und dem Material einen silbergrauen Glanz verleihen. Dadurch ergebe sich eine um bis zu 20 Prozent bessere Dämmleistung (λ = 0,032 W/mK) als bei herkömmlichem Styropor. Ziegel: Ziegel ist laut Beck+Heun einer der beliebtesten Baustoffe im ökologischen Massivbau. Er werde aus den natürlichen Baustoffen Lehm und Ton geformt, sei nicht brennbar und gebe keine schädlichen Substanzen ab. Ziegel weise zudem gute Putzeigenschaften auf und biete einen sehr guten Schallschutz. Porenbeton: Porenbeton punkte ebenfalls mit gutem Putzuntergrund und bilde mit Mauerwerken aus Porenbeton eine homogene Oberfläche. Wie Bernd Friegel erläutert, seien die Materialien generell nicht situationsgebunden. Styropor und Neopor ließen sich bei nahezu allen Mauerwerken einsetzen. „Wir empfehlen allerdings, bei einem Ziegel- oder Porenbetonmauerwerk das passende Material einzusetzen, um einen homogenen Putzuntergrund und ähnliche Materialeigenschaften zu erzielen.“ Ferner lassen sich dem Produktmanager zufolge die genannten Grundmaterialien kombinieren, um die einzelnen Vorteile miteinander zu verbinden. Im Hinblick auf die Werkstoffe entwickelt sich Beck+Heun nach eigenen Angaben konsequent weiter. Ein Beispiel dafür sei SaWaPor aus Wasser und Sand. „Das natürliche Material ist nicht brennbar und verfügt über außergewöhnliche Dämmeigenschaften“, schildert Friegel. Einbaukästen aus Ziegel eignen sich für Massivhäuser und bieten darüber hinaus einen sehr guten Schallschutz. Foto: Reiser sicht+sonnenschutz 2/2016 Spezial Rollladenkästen Revisionsmöglichkeiten Die Besonderheit des Exte-Aufsatzkastens Elite XT besteht laut Tobias Marten darin, dass sich alle Anforderungen des Markts mit einem System realisieren lassen – die Öffnung des Aufsatzkastens ist variabel nach innen, unten oder außen möglich. Beck+Heun bietet Produkte mit Revision von außen oder von unten an. Worin unterscheiden sich die Revisionsarten? Revision außen: Die Revision erfolgt von außen – zwischen Behang und Fenster – durch eine größere Auslassöffnung. Beck+Heun schließt diese durch ein Abrollprofil oder mit einem Insektenschutzrollo. Exte schließt die Öffnung ebenfalls durch einen Insektenschutz oder durch eine Blende aus Aluminium. Beck+Heun sieht raumseitig geschlossene Systeme generell im Vorteil. „Sie lassen sich raumseitig verputzen, fliesen oder tapezieren. Es ergibt sich eine harmonische Optik ohne störende Fugen“, erläutert Bernd Friegel. Zudem entstehen bei dieser Revisionsart im Innenraum weder Schmutz noch Beschädigungen. Des Weiteren würden Wärmebrücken minimiert und der Schall- und Wärmeschutz sichergestellt. Tobias Marten sieht den Vorteil dieser Revisionsart ebenfalls darin, dass sich der Kasten innen und außen komplett überputzen lasse und so luftdicht abgeschlossen sei. „Durch die Verschiebung des Rollladenkastens in die Dämmebene ergibt sich ein besserer Wärmeschutz.“ Marten hält diese Variante insbesondere in Verbindung mit Hebeschiebe-Türen für eine sehr gute Lösung. Revision unten: Die Revision erfolgt von innen durch eine Öffnung an der Unterseite des Rollladenkastens. Ein Deckel verschließt diese. Marten bezeichnet diese Variante als geeignete Lösung für den Neubau, weil Aufsatzkästen dann oft überputzt würden. Mit der Revision nach unten stelle dies kein Problem dar. „Der Kasten lässt sich innen und außen überputzen. Nur die untere Revisionsblende ist an der inneren Seite noch sichtbar“, sagt Marten. Variable Öffnung nach unten, hinten (unser Bild) und außen: Mit dem Rollladenkasten Elite XT von Exte lassen sich alle Bauformen mit einem System realisieren. Foto: Exte Revision innen: Die Revision erfolgt von innen durch eine Öffnung an der Hinterseite des Kastens. Laut Marten handelt es sich dabei um die klassische Variante für die Renovierung. „Es ergibt sich eine maximal große Öffnung für den einfachen Zugang“, nennt der Key-Account-Manager als Vorzug dieser Revisionsart. Der Kasten bleibe dabei komplett sichtbar, lasse sich in Teil- oder Volldekor aber passend zum Fenster gestalten. Matthias Metzger SCHWERPUNKT MEINUNG sicht+sonnenschutz: Welches sind die wichtigsten Kriterien bei Rollladenkästen? „Renommierte und qualitätsbewusste Rollladen-Fachbetriebe verkaufen heute nur noch geschlossene Rollladenkasten-Systeme mit Außenmontage. Viele dieser Rollladenkästen erreichen nahezu mauerähnliche Wärmedämmwerte, und mit kaum sichtbaren SchienenSystemen trägt der Rollladen in geschlossenem Zustand enorm zur Verbesserung der Energiebilanz am Haus bei. Steuerungssysteme erhöhen die Sicherheit.“ Georg Braun, Rolladen Braun Foto: Rolladen Braun 24 „In der energetischen Altbausanierung kommt es darauf an, so wenig wie möglich Fläche durch den Einsatz von Rollladenkästen einzubüßen. Hier sind kompakte Baugrößen und farbliche Gestaltungsmöglichkeiten die Hauptkriterien. Im Neubau ist maximaler Rollraum in Kombination mit unterschiedlichen Revisionsarten und einer Vielzahl an variablen Anpassungsmöglichkeiten ein kaufentscheidendes Argument.“ Dan Friedl, geschäftsf. Gesellschafter bei Exte Foto: Kober „Ein guter Rollladenkasten zeichnet sich durch seine flexible Bestückung aus. Bei Vorbauelementen spielen neben der Stabilität ästhetische Aspekte eine Rolle. Hier sind wir als Hersteller gefordert, die erforderliche Vielfalt an Formen und Farben vorzuhalten. Bei Aufbau- und Renovierungskästen sind die Topthemen die Energieeffizienz und die Dämmung des Kastens, um möglichst wenig Wärme aus dem Gebäude entweichen zu lassen.“ Alexander Koch, Leiter Kundenzentrum Lakal Foto: Lakal „Wo früher im Wesentlichen ein Aufbewahrungsort für den Rollladenbehang mit Welle und Antrieb zu finden war, sind jetzt individuelle Lösungen mit besten Wärme- und Schalldämmwerten, auch bei den Kopfstücken, gefragt. Aktuell werden Weiterentwicklungen im Bereich der Koppelung zwischen Rollladenkasten und Fensterelement vorgestellt. Das Ziel ist eine Verbesserung der Logistik, um Fenster und Rollläden erst auf der Baustelle zusammenzufügen.“ Jürgen Köhler, technischer Leiter bei Lehr Foto: Lehr sicht+sonnenschutz 2/2016
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