Spielen Jungs anders als Mädchen?

Spielen Jungs anders als
Mädchen?
Dr. Christiane Richard-Elsner
ABA Fachverband
Draußenkinder
Zuschreibungen von Tradition und
Wissenschaft geprägt
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Vor 19. Jh. Kirche und Tradition
19. Jh. Biologismus
Nachkriegszeit: soziale Konstruktion
2000er Populärbiologismus – traditionelle
Vorstellungen aus anderen Kulturen
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Geschlecht
Biologisch bedingt?
Sozial konstruiert (Gender)?
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Geschlechtsidentität
• Bewusstwerden meist zwischen 17. und 21.
Lebensmonat
• Wichtig in der frühen Kindheit, zur
Identitätsbildung
• Einfaches Abgrenzungsmerkmal
Verhalten und Vorlieben orientieren sich an
dem, was das Kind für geschlechtsspezifisch
hält…. und welche Anlagen es hat.
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Biologie
Nicht entweder oder, sondern fließende Übergänge
(Kultur als Bestandteil der Biologie des Menschen)
Umwelt
Anlagen sind abhängig von entsprechender Umwelt
Kultur
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Biologie
Sievert, Stephan; Krönert, Steffen (2015): S. 27
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Biologie
Jungen: höhere Konzentration an Testosteron:
- Verhalten „unruhiger“, „wilder“
- Schlechtere Emotionskontrolle
- Weniger Sensibilität für andere Menschen
- Höhere Leistungsbereitschaft
- Gesteigerte Motivation
- Soziales Verhalten (hohe Loyalität nach innenAbwehr nach außen)
- Wettbewerbsorientierung
- Risikofreude
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Anteil Kinder
Biologie: geringe Unterschiede!
Jungen
Mädchen
Sprachkompetenz
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Vorbilder
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Typisch Junge- typisch Mädchen?
• Kulturell sehr unterschiedlich
(für Pädagogen nicht leicht: Vorstellungen im
trad. Islam und westliche Vorstellungen)
• Moden unterworfen (Frisur, Kleidung,
Verhalten)
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Einfluss der Umwelt auf Anlagen
Typische Mädchen- und Jungenspielsachen
trainieren das, was die Kinder sowieso schon besser
machen
denn: Fähigkeiten sind ja immer
Anlagen, die geübt werden
(Umwelt)
Was als gemeinsam spielbar erlebt wird, ist kulturell
bedingt. Es gibt aber Vorlieben.
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Gemeinsames Spiel
• Komplexer
• Geschlechtstypischer Einfluss abhängig von
der Stellung der Kinder in der Gruppe (z.B.
Alter)
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Alsobspiele
Mädchen
Sprachlich differenzierter,
differenziertere Rollen
gemeinsam
differenziertere Rollen
Jungen
Wettkampforientiert
Mutter-Vater-Kind
Schule
Kaufladen
Arzt
Tier(Pferd, Hund spielen)
Jagd auf: Räuber und Gendarm,
Cowboy und Indianer, Starwars….
glanzvolles Leben: Prinzessin, Star, Musiker
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Konstruktionsspiele
Mädchen
gemeinsam
Jungen
Bude bauen
Kochen
Fahrzeuge bauen
Andere technische Geräte
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Bewegungs/Tobespiele
Mädchen
gemeinsam
Jungen
Gummitwist Wettkampforientierung
Seilspringen
Fußball
Andere Lauf-, Ball- Regelspiele
Raufen
Sozialer Ausgleich
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Fahrzeugnutzung
Mädchen
Jungen
Selbsterfahrung, Abenteuerlust, räumliche
Unabhängigkeit, Konkurrieren mit Gleichaltrigen
Verkehrsmittel, Ausstattungsgegenstand
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Mediennutzung
DIVSI U9-Studie: Kinder in der digitalen Welt,
Juni 2015
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Mediennutzung
Forsa-Umfrage, November 2015
Kinder von 12 bis 17 Jahre
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Spielpartner
• Bevorzugung von gleichgeschlechtlichen
Spielpartnern ab ca. 3 Jahren
• Jungen spielen gern in größeren Gruppen
• Mädchen bevorzugen kleinere Gruppen oder
die Zweierkonstellation (beste Freundin)
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Fairness
• Akzeptieren von Hierarchien
• Aushandlung von Regeln
• Reaktion auf Regelverstöße
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Fairness
• Aushandlung von dem, was fair ist.
• Mädchen: beziehen oft erwachsene Autoritäten ein
Jungen: Regelungen unter sich - „Petzen“ als Negativbild
• Begünstigt Mobbing <-> Selbständigkeit
• Mädchen: Komplizierte Aushandlung von sozialem
Ausgleich mit Anführerinnen
• Jungen: Akzeptieren Hierarchien eher
• Jungen: Spielen eher regelkonform- Mädchen: verändern
Regeln, wenn sozialer Ausgleich in Gefahr ist.
• Mädchen: sozialer Ausschluss als Gefahr
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Risikoverhalten
Jungen gehen eher als Mädchen
physisch risikoreiches Spiel ein.
Jungen verunfallen mehr
als Mädchen.
Ansehen in der Gruppe steigt
besonders bei Jungen.
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Raumnutzung
• Gewährte Räume sind abhängig von
geographischen Gegebenheiten
• Sozial konstruiert
(Welchen Freiraum gewährt eine Gesellschaft,
welcher Raum wird zugestanden, welche
werden als wünschenswert betrachtet)
- biologisch bedingt?
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Raumnutzung
Jungen bewegen sich
mehr als Mädchen auf
Plätzen (Schulhof)
Mädchen bewegen sich
genauso
viel wie Jungen, wenn es
anregungsreiche Räume
gibt!
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Raumnutzung
Mädchen
Jungen
Erkundung der Umgebung, Spiel in weiterem Radius, Verweilen
Mehr Trennungsangst, Wege werden weniger zum Spiel genutzt,
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Welche Spielmöglichkeiten
brauchen Kinder?
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Individuum
• Ob Junge oder Mädchen, beim Spielen sollte
ein Kind spontan entscheiden können, was es
macht!
• Kreativität
• Momentane Befindlichkeit
• Auslebenkönnen von Bedürfnissen
• Nachahmen von beeindruckenden Situationen
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Spielzeug
Möglichst unspezifisch!
Lose Teile
Dinge des täglichen Lebens
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Kommunale Raumangebote
Zur Zeit: Angebote für kleine Kinder (Spielplätze)
Angebote für ältere Jungen und männliche
Jugendliche (Skaterbahnen, Bolzplätze)
Ziel: vielfältige Raumangebote für beide
Geschlechter und alle Altersgruppen,
Ziel: unspezifische Freiräume und viel Platze für
alle Generationen
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Spielen im Ganztag
Große Gruppen, große Auswahl an
Spielpartnern…….
Wenig Platz: wenig Rückzugsmöglichkeiten,
wenig anregungsreiche Flächen
• Fördert es das vielfältige Spiel?
• Oder ist der Gruppendruck da, in seiner
Alterskohorte und seinem Geschlecht zu
bleiben?
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Anpassungsdruck
• Kinder, die NICHT in das Geschlechtsraster
passen? (Kultur, Religion, Moden – Eltern,
Peers, Medien)
• Je rigider das Raster, um so höher der
Anpassungsdruck um so höher das
individuelle Leid
Aufgabe für Pädagogen und Freiraumplaner!
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Fazit
• Individuum möglichst viel
Entscheidungsfreiheit
• Gemischte Gruppen, egal ob alters- oder
geschlechtsgemischt spielen differenziertere
Spiele
• Rückzugsräume für Geschlechter zur
Identitätsbildung sind auch wichtig.
• Planer: unspezifisches Angebot!
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
Wir wollen dazu beitragen, dass Kinder
wieder selbstverständlich draußen spielen.
Vernetzung
Dr. Christiane Richard-Elsner, Grünbau Berlin, 16. Februar 2016
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