Notizen zum Medien-Apéro vom 21. Oktober 2015 Zoo Zürich AG Zürichbergstrasse 221 CH-8044 Zürich T +41 (0)44 254 25 00 F +41 (0)44 254 25 10 [email protected] www.zoo.ch LANGE SCHNÄBEL UND LANGE NASE Mitten im Gesicht und lang ausgezogen – das ist das gemeinsame Merkmal der beiden unterschiedlichen Neuankömmlinge im Zoo Zürich. Einerseits wurden Dottertukane neu in den Tierbestand aufgenommen; andererseits ist ein Flachlandtapir hier geboren worden. Lange Schnäbel: Südamerika beherbergt eine grosse Vielfalt farbenfroher und auffällig «gestalteter» Vogelarten. Zu dieser Gruppe gehören zweifelsohne die Tukane mit ihren mächtigen, langen Schnäbeln. Bezogen auf den Schnabel haben Tukane eine gewisse Ähnlichkeit mit den Nashornvögeln. Diese sind aber in Afrika und Asien zuhause. Systematisch gehören die Tukane zu den Spechtvögeln. Die auffälligste Gemeinsamkeit mit den Spechten sind die Füsse: Zwei Zehen ragen nach vorne, zwei nach hinten. Der mächtige Schnabel des Tukans ist leicht gebaut. Über seine Funktion wurden verschiedene Theorien aufgestellt. Er spielt sicher in der innerartlichen Kommunikation eine Rolle. Mit seiner Länge – beim Dottertukan misst er zwölf bis vierzehn Zentimeter – ist er hilfreich beim Pflücken von Früchten an den dünnen Enden der Zweige. Und über die Durchblutung des Schnabels kann der Vogel seine Körpertemperatur regeln. Dottertukane haben im nördlichen Südamerika ein grosses Verbreitungsgebiet. Vier Unterarten werden unterschieden, wobei eine genauere geographische Abgrenzung dieser Unterarten kaum möglich ist, da sie in den Überlappungsbereichen miteinander hybridisieren. Die im Zoo Zürich gezeigte Unterart entspricht der Nominatform (Ramphastos vitellinus vitellinus). Den Lebensraum der vorwiegend baumbewohnenden Dottertukane bilden verschiedene Waldtypen des Tieflandes bis hin zu Bergregenwäldern. Die Vögel halten sich gerne in der Nähe von Gewässern auf. Sekundärwälder werden nur spärlich besiedelt. Auf der Futtersuche sind die Dottertukane einzeln, paarweise oder in kleinen Gruppen unterwegs. Auf dem Speiseplan stehen Palmfrüchte, Feigen und weitere Früchte, Insekten und andere Wirbellose, gelegentlich auch kleine Wirbeltiere wie Echsen, Frösche und gar Fledermäuse. Als Nesträuber haben die Tukane eine Vorliebe für Eier und Jungvögel. Auch Blüten bestimmter Pflanzen werden ihres Nektars wegen aufgesucht. Ihren Wasserbedarf decken die Tukane gerne mit dem in den Blattachseln der Bromelien angesammelten Wasser. Dottertukane sind Höhlenbrüter. Geeignete Baumhöhlen werden schon vor Brutbeginn bezogen und als Schlafplatz genutzt. Obwohl die Tukane zu den Spechtvögeln gehören, können sie mit ihrem Schnabel bestenfalls in morschem Holz bestehende Höhlen etwas erweitern. Das Gelege umfasst zwei bis vier Eier und wird von Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen. beiden Paar-Partnern während fünfzehn bis achtzehn Tagen bebrütet. Die Jungen – mit ihrem noch verkürzten Schnabel erinnern sie an «Globi» – sind vom Typ Nesthocker und öffnen ihre Augen erst mit zwei bis vier Wochen. Gefüttert werden sie von beiden Elternteilen. Mit etwa vierzig bis sechzig Tagen werden sie flügge. Unsere beiden Dottertukane sind Nachzucht-Vögel aus dem Weltvogelpark Walsrode. Lange Nase: Am 28. September 2015 brachte das 15-jährige Flachlandtapir-Weibchen Amapa ihr achtes Jungtier zur Welt. Vater des weiblichen Jungtiers ist der in Hamburg geborene und seit 2002 in Zürich lebende Mato. Was am Jungtier auffällt, ist sein Tarnkleid: Weissliche bis cremefarbene Längsstreifen, die sich stellenweise in Flecken auflösen, überziehen den Körper. Flachlandtapire sind Waldbewohner. So lösen sich die Konturen des Jungtiers im sich auf dem Waldboden abzeichnenden Spiel von Licht und Schatten auf. Diese Tarnung kommt dem Jungtier insbesondere in den ersten Lebenstagen zugute, wenn es als Ablieger seiner Mutter noch nicht überall hin folgt. Das Junge kam nach einer Tragzeit von rund dreizehn Monaten mit einem Geburtsgewicht von etwa fünf bis sechs Kilogramm zur Welt. Die Mutter legt sich zum Säugen nieder, und auch das Jungtier trinkt im Liegen. Mit etwa zwei bis drei Wochen beginnen junge Tapire mit der Aufnahme erster fester Nahrung. Die Säugezeit kann bis zum Alter von zehn Monaten andauern. Die «lange Nase» der Tapire entstand aus der rüsselartigen Verschmelzung von Nase und Oberlippe. Dieser Rüssel wird als sehr empfindliches Riech- und Tastorgan eingesetzt. Tapire gehören systematisch in die Ordnung der Unpaarhufer. In dieser Verwandtschaftsgruppe hat sich im Lauf der Stammesgeschichte die Zahl der Zehen von ursprünglich fünf auf drei bis vier (Tapire, Nashörner) und eins (Pferde) reduziert. Die Tapire haben im Laufe ihrer Entwicklung einen recht ursprünglichen Körperbau beibehalten. Die Zahl der behuften Zehenglieder beträgt am Hinterfuss drei und am Vorderfuss vier (die vierte Zehe ist in der Grösse reduziert). Einst recht weit verbreitet (u.a. auch in Europa), ist das Vorkommen der heutigen vier rezenten Tapir-Arten auf die getrennten Verbreitungsgebiete Südamerika und Südostasien beschränkt. Tapire ernähren sich im Wesentlichen von Gräsern, Laub, Wurzeln und Früchten, fressen gelegentlich aber auch Fische oder Aas. 1934 kam das erste Paar Flachlandtapire nach Zürich, und bis 1943 wurden auch drei Jungtiere geboren. Nach einem Unterbruch in der Haltung dieser Art erfolgte 1961 ein Neuanfang. 29 Jungtiere sind bis dato im Zoo Zürich auf die Welt gekommen. Die drei südamerikanischen Tapirarten – Flachland-, Baird’s- und Bergtapir – wie auch der Schabrackentapir aus Südostasien sind in ihren Beständen gefährdet. Ihr Fleisch ist begehrt und ihr Lebensraum wird zusehends zerstört und fragmentiert. Für die Flachlandtapire wird ein Erhaltungszucht-Programm (EEP) geführt. Im Zuchtbuch waren Ende 2014 342 Tiere (170.172) in 126 Institutionen aufgeführt. Für weitere Informationen steht Ihnen gerne zur Verfügung: Dr. Robert Zingg, Senior Kurator, Zoo Zürich Telefon 044 254 25 00, [email protected] Text- und Bildmaterial sind elektronisch erhältlich unter www.zoo.ch/medien Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen.
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