Mitteilung Im eisigen Bauch: Walliser Gletscherarchäologie Seit einigen Jahrzehnten sorgt die Klimaerwärmung im Wallis für einen massiven Gletscherschwund. Die schrumpfenden Eismassen geben dabei Holz-‐, Leder-‐ und Stofffragmente oder Knochen frei, die Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende in den riesigen Eisarchiven gefangen waren. Organische Materialien sind ohne den eisigen Schutzmantel stark gefährdet. Um den Zerfall dieses aussergewöhnlichen historischen Kulturerbes durch Umwelteinflüsse zu verhindern, müssen Gletscherfunde nach dem Freischmelzen möglichst rasch geborgen und konserviert werden. Aufgrund der gewaltigen Gletscherrückzuge, ist es indes unmöglich, das jährlich freigeschmolzene Gelände flächendeckend archäologisch zu untersuchen. Ein interdisziplinäres Forschungsteam mit Experten aus den Bereichen Archäologie, Geschichte, Glaziologie und GIS-‐Informatik hat ein Geoinformationssystem-‐gestütztes Vorhersagemodell zur Bestimmung archäologischer Fundverdachtsflächen entwickelt, um dadurch eine gezieltere Geländearbeit zu ermöglichen. Das Forschungsgebiet umfasst die vergletscherte Übergänge zwischen dem Wallis und Italien. Am 23. April 2015 stellt das Forschungsteams die ersten Resultate dieses wissenschaftlichen Projekts vor, welches zwischen 2011 und 2014 vom Schweizerischen Nationalfonds, vom Geschichtsmuseum Wallis und vom Kantonalen Amt für Archäologie finanziert wurde. -‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐-‐ Kontakt Projektteam Ralph Lugon 079 688 76 51 [email protected] Votrag Datum: Donnerstag, 23. April 2015, 20 Uhr 15 Ort: Konferenzsaal der Dienststelle für Kultur (2. EG, Av. de la Gare 42, 1950 Sitten) Titel: Gletscherarchäologie im Wallis: vom Schuhnagel zum PC (auf Französisch) Stephanie Rogers, Geografin, Philippe Curdy, Archäologe, Muriel Eschmann-‐Richon, Historikerin, und Ralph Lugon, Geograf Abbildung 1: Prospektion am Oberen Theodulgletscher -‐ September 2010. Philippe Curdy (vorne), Archäologe des Projekts, untersucht mit der Zermatterin Annemarie Julen-‐Lehner Fundpläne. Im Hintergrund das Matterhorn. In den 1980er Jahren und den frühen 1990er Jahren entdecken Annemarie Julen-‐Lehner (02.09.1926-‐08.11.2010) und ihr Bruder Peter Lehner (11.05.1926-‐27.10.2013) am Ostrand des Oberen Theodulgletschers die Überreste eines um 1600 auf dem Gletscher verunlglückten Mannes. Die Überreste – zusammen mit Knochenresten wurden Waffen, Münzen, Textil-‐ und Lederfragmente sowie weiteres Material entdeckt – sind heute Bestandteil der Sammlung des Geshichtsmuseums Wallis. © Foto Sophie Providoli Abbildung 2: Flächenänderungen des Oberen (1) und Unteren (2) Theodulgletschers zwischen 1850 und 2010 nach kartographischen Quellen. © Stephanie Rogers Abbildung 3: Simulation des Gletscherrückzugs des Oberen Theodulgletschers. Die schwarze Linie folgt dem Gletscherstand von 2010. Die Ausmasse von 2020, 2030, 2040, 2050, 2060, 2070 und 2080 sind farblich dargestellt. Laut diesem Vorhersagemodell ist der Gletscher 2080 völlig abgeschmolzen. © Stephanie Rogers.
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