Neues Angebot im Haus der Musik Steinheim – „Ein Geigenvirtuose aus Syrien gibt ab sofort kostenlose Meisterkurse für Anfänger und Fortgeschrittene“, wartet Michael Schnadt, Musikschulleiter des Haus der Musik, mit einem neuen Angebot der in Steinheim ansässigen, gemeinnützige Bildungseinrichtung „Haus der Musik e.V.“, auf. „Er will sein Können und Wissen an junge Menschen vermitteln“, ist Schnadt vom Können des 21jährigen Jack Sarhan begeistert. „Er ist vom Haus der Musik beauftragt ein Projektorchester aufzubauen.“ „Ich möchte Musik machen“, sagt Jack Sarhan, der am 6.Oktober in Passau in Deutschland einreiste. Im Alter von fünf Jahren hat er begonnen Violine zu lernen, mit 17 Jahren studierte er das Fach Geige am Konservatorium in Damaskus. Sein Talent wurde früh erkannt. 2010 war er, wie er erzählt, als einziger aus Syrien im Rahmen der Talentförderung vier Wochen am Nicola-PaganiniKonservatorium zu Gast. 2011 belegte er am Konservatorium in Damaskus Masterkurse in Kammermusik in Jazz – angeboten von der „Yes Academy“ in New York. Im National Symphonic Orchester in Damaskus habe er die erste Geige gespielt. „Als der Krieg begann sind die zahlreichen Musikprofessoren zurück in ihre Heimat nach Russland“, berichtet er, dass mittlerweile alle guten Musiker nach Europa geflohen seien. „Es gibt keine Zukunft mehr für Musiklehrer in Syrien“, berichtet er auch vom gefährlichen Weg zur Universität. Drei Bombenanschläge habe die IS auf die Uni verübt, zwölfjährige Kindersoldaten hätten ihn auf dem Weg zur Uni mit Kalaschnikows bedroht. „Durch einen Querschläger eines Scharfschützen wurde ich auf den Weg zur Uni am am Bein verletzt. Hätten die mich am Arm getroffen, hätte ich keine Geige mehr spielen können“, ist der 21jährige Christ aus Syrien, der sehr gut englisch und auch schon einige Worte deutsch spricht, dennoch voll des Lobes über die Universität in Damaskus. Am 2.September vorigen Jahres entschied er sich Syrien zu verlassen. Als Passagier in einem Plastikboot kam er von der Türkei über die Ägäis nach Griechenland und berichtet wie er – weil er ein guter Schwimmer sei – einem Mädchen seine Schwimmweste abtrat. Über die Balkanroute – damals erfolgte seine Durchreise noch über Ungarn – kam er nach Passau, wo er fünf Tage blieb. „In den Balkanländern wurden wir Flüchtlinge sehr schlecht behandelt. Es war wie ein Rennen, jeder wollte schnellstmöglich da durch. Erst in Deutschland bekam ich wieder etwas zu essen“, möchte er im Interview eigentlich lieber über Musik und weniger über seine Flucht sprechen. Jack Sarhan wurde in die Erstaufnahmeeinrichtung Sportsfield Housing in Wolfgang weiterverteilt, nun lebt er in einem Wohnheim in Rodenbach und kam zum Interview mit dem Bus nach Steinheim. Der Kontakt zum „Haus der Musik“ erfolgte über Barbara Forstreuter. Die Offembacherin hatte ihren Vater im Martin-Luther-Stift besucht, hörte auf dem Nachhauseweg wie sich Männer arabisch unterhielten. „Die arabische Sprache ist mir nicht fremd, ich hab ihn einfach angesprochen. Das ist meine Art, ich mach das öfters so, wenn ich mich für etwas interessiere. Es war ein spontanes Kennenlernen“, sagt die 72jährige. Sie und Jack Sarhan trafen sich öfters – etwa in der Kirche Mariae Namen in Hanau. Der Kontakt wuchs und sie stellte fest, dass Jack Sarhan hervorragend Geige spielen kann. . Sie wandte sich ans Haus der Musik, das nun mit dem Geigenvirtuosen zusammenarbeiten möchte. „Ich habe ihm fünf Minuten beim Geigespielen zugehört und wusste der kann was, der ist richtig gut“, will der Musikschulleiter Schnadt nun auch ein Projektorchester aufbauen. hoh
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