Pressetext Deutsch

FÜRSTENGLANZ
DIE MACHT DER PRACHT
Winterpalais
18. März bis 26. Juni 2016
Hyacinthe Rigaud
Ludwig XIV., 1701-1712
Öl auf Leinwand
131 x 97,3 cm
Châteaux de Versailles et de Trianon, Versailles
© bpk, RMN - Grand Palais, Gérard Blot
FÜRSTENGLANZ
DIE MACHT DER PRACHT
Europa ist reich an großen Gemäldegalerien. Wie aber verbreitete sich deren Ruhm im
17. und 18. Jahrhundert? Die Ausstellung Fürstenglanz
Die Macht der Pracht im
Winterpalais des Prinzen Eugen zeigt vom 18. März bis 26. Juni, wie durch aufwendig
illustrierte Publikationen, sogenannte Galeriewerke, prachtvolle Sammlungen
weitreichende Bekanntheit erlangten. Dank zahlreicher Leihgaben aus ganz Europa
erzählt die Schau die Geschichte des Galeriewerks und damit die sukzessive
Erschließung bedeutender privater Kunstsammlungen für die Öffentlichkeit. Ursprünglich
als Diplomatengeschenke entstanden, gelten diese Galeriewerke als Grundlage der
modernen Kunst- und Ausstellungskataloge. In einem Parcours für alle Sinne präsentiert
die von Tobias G. Natter kuratierte Ausstellung prachtvolle Publikationen, Porträts
fürstlicher Auftraggeber vom französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. bis zum
österreichischen Reformkaiser Joseph II. sowie hochkarätige Gemälde aus erlesenen
Sammlungen. Aus einer gesamteuropäischen Perspektive führt der Rundgang nach
Brüssel und Paris, Wien und Dresden, von England über Deutschland bis hin nach
Russland
und
zeigt,
wie
die
barocke
Sammelleidenschaft
einem
Demokratisierungsprozess unterzogen wurde.
Ausstellungsthema einführt, wird das Winterpalais des Prinzen Eugen selbst zum Exponat.
Gemalte Einblicke in barocke Gemäldegalerien Bilderschätze, wie sie an allen fürstlichen
Höfen Europas entstanden
vermitteln in ihrem Detailreichtum eine Vorstellung vom
Fürstenglanz jener Zeit. Da aber die Reichweite der Galeriebilder begrenzt war, ermöglichte
erst die Verbreitung gedruckter Galeriewerke, den propagandistischen Reichtum solcher
Gemäldegalerien zu nutzen. Ursprünglich an den fürstlichen Höfen als Diplomatengeschenke
entstanden, wurden diese zum Ursprung des modernen Kunst- und Ausstellungskatalogs.
Gerade im 21. Jahrhundert, in dem das Buch einer prekären Zukunft entgegensieht, zeigen die
erlesenen Galeriewerke das Buch als Kunstwerk.
Die Geburtsstunde der aufwendig mit druckgrafischen Reproduktionen gestalteten
Bucheditionen war im Jahr 1660. Unter dem Titel Theatrum Pictorium (Theater der Bilder)
publizierte der Hofmaler David Teniers d. J. in Brüssel ein reich illustriertes Werk, das bis heute
von der Sammelleidenschaft des habsburgischen Erzherzogs Leopold Wilhelm zeugt, indem es
dessen umfangreiche Gemäldesammlung dokumentiert. Geschenkexemplare, sogenannte
exemplaires royales, aus seiner Hand wurden mit vergoldeten Wappeneinbänden verziert.
Ein Blick nach Paris zeigt die Entstehung der Tableaux du Cabinet du Roi unter Ludwig XIV.
Ihrem Initiator, dem königlichen Finanzminister Jean-Baptiste Colbert, gelang es, in dem
vielbändigen Werk nicht nur die Gemälde, sondern alle Kulturleistungen der glorreichen
Regierung des Sonnenkönigs zu verewigen. Ludwig VIX. ist nicht nur durch hochkarätige
Leihgaben aus dem Louvre, sondern auch durch das Staatsporträt von Hyacinthe Rigaud aus
Schloss Versailles in der Ausstellung vertreten. Das ganzfigurige Gemälde dieser
Herrscherpersönlichkeit im Krönungsgewand entwickelte sich gewissermaßen zur Ikone.
Unter August III., Kurfürst von Sachsen und König von Polen, erreichte die Gattung Galeriewerk
einen neuerlichen Höhepunkt. Das Dresdner Galeriewerk übertraf alles Vorangegangene an
Pracht, Eleganz und Sorgfalt bei der Druckvorbereitung. Auch kunsthistorische Texte und
ästhetische Erläuterungen spielten eine immer größere Bedeutung. Auf Vorwürfe von
Zeitgenossen, einen holprigen Text verfasst zu haben, erwiderte der Dresdner Galeriedirektor
noch 1768, dass die deutsche Sprache, anders als Italienisch oder Französisch, für das
Verfassen solcher Texte angeblich wenig geeignet sei, da ih
Kunstwörter fehlen. Erst
Ende des 18. Jahrhunderts erschienen die ersten Kurzführer in deutscher Sprache.
Ein weiteres ehrgeiziges Unternehmen wurde unter Kaiser Karl VI. im hochbarocken Wien um
1720/30 initiiert. Die umfassenden Pläne, die Gemäldesammlung in großem Umfang zu
veröffentlichen, gerieten jedoch nach der Publikation der ersten vier Bände ins Stocken. Ein
Prodromus, eine Art Vorschau, in der die über tausend geplanten Gemäldereproduktionen zu
Miniaturtableaus zusammengefasst wurden, zeugt noch heute vom enormen Anspruch dieses
Projekts. Ein halbes Jahrhundert später bot die Übersiedlung der kaiserlichen Gemäldegalerie
von der Wiener Stallburg ins Obere Belvedere den Anlass zur Produktion eines neuen
Sammlungsführers. Diese kleinformatige Publikation offenbart Einblicke in das Konzept und
das Organisationsprinzip der neuen Hängung, die sich im europäischen Vergleich in einer völlig
veränderten, programmatischen Ordnung präsentiert. Dem Wunsch des Publikums folgend,
die Sammlung in handlichen Führern zu betrachten, wurden die großen Tafelwerke zunehmend
durch preisgünstige Kurzführer ersetzt. Ganz im Geiste der Aufklärung ging die Öffnung der
aristokratischen Sammlungen für ein neues, breites Publikum Hand in Hand mit der
Entwicklung der Galeriewerke.
Die Ausstellung führt vor Augen, wie durch Galeriewerke die Pracht barocker Gemäldegalerien
für ein großes Publikum zugänglich gemacht wurde und somit fürstliche Sammelleidenschaft
Einzug in die öffentliche Sphäre hielt. Das glanzvolle Winterpalais des Prinzen Eugen bietet
sich für die Präsentation dieser Schau gerade zu an, denn erst vor zwei Jahren wurde das
Stadtpalais für die Museumsnutzung geöffnet und die Räumlichkeiten somit für die
Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine Transformation, für die dereinst das Galeriewerk
entstanden war.
Fürstenglanz Die Macht der Pracht
18. März bis 26. Juni 2016
Winterpalais
Öffnungszeiten
Täglich 10 bis 18 Uhr
Pressekonferenz
Mittwoch, 16. März 2016, 10 Uhr, Winterpalais (Himmelpfortgasse 8, 1010 Wien)
Kontakt
Presse Belvedere & Winterpalais
T +43 (01) 795 57-177
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