Eine ausführliche und detailreiche

Soziale Integration von weiblichen Flüchtlingen durch Fahrradfahren
Shahrzad Mohammadi
Lena Pawelke
Clara Speidel
In Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) e.V.
Kreisverband Freiburg und Spendenfreun.de
Januar 2016
Inhalt
Abstract ...................................................................................................................................... 3
1
Projekthintergrund .............................................................................................................. 4
1.1
2
Theoretischer Hintergrund ........................................................................................... 5
Das Bike Bridge Projekt ..................................................................................................... 6
2.1
Erste Phase ................................................................................................................... 7
2.2
Zweite Phase ................................................................................................................ 8
2.3
Dritte Phase.................................................................................................................. 9
3
Das Projektteam ................................................................................................................ 10
4
Die Pilotphase ................................................................................................................... 11
5
Ausblick – Zukunft des Projekts ....................................................................................... 13
2
Abstract
Aufgrund der großen Anzahl von Flüchtlingen, welche derzeit in Westeuropa ankommen,
wird die Thematik der sozialen Integration der Geflüchteten im Gastland immer wichtiger. Es
gibt bereits eine Vielzahl unterschiedlicher Integrationsansätze und Projekte. Einige dieser
Programme zielen darauf ab, über Sportangebote bestenfalls soziale Integration zu erreichen
oder zumindest die aktuelle Situation zu verbessern. Wohingegen viele Fußballprojekte vor
allem Männer, und Kinder und Jugendliche erreichen konnten, gibt es gezielt für
Flüchtlingsfrauen
derzeit
noch
wenige
bis
keine
Projekte.
Aufgrund
kultureller
Gegebenheiten müssen Sportprogramme speziell auf die Frauen abgestimmt werden. Durch
das Bike Bridge Projekt sollen vor allem Flüchtlingsfrauen angesprochen und zum Sport
ermutigt werden. Durch Fahrradtraining, Touren und Ausflüge in der umweltfreundlichen und
fahrradbegeisterten Stadt Freiburg soll die Mobilität der Frauen verbessert werden, und
gleichzeitig auch deren soziale und kulturelle Integration. Das Projekt besteht aus drei
aufeinanderfolgenden Phasen: 1) Theoretische und praktische Einheiten rund um das
Fahrradfahren 2) Fahrradtouren in der Stadt und Umgebung und 3) Reparatur-Workshops und
Freizeitausflüge mit dem Fahrrad für Flüchtlingsfrauen und ihre Familien.
3
1
Projekthintergrund
Weltweit sind laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) rund 60
Millionen Menschen auf der Flucht. Hauptursache dafür: Krieg.1 Auf der Suche nach
Sicherheit sind auch westeuropäische Länder jedes Jahr das Ziel vieler Menschen, die ihre
Heimatländer aufgrund von Armut, Konflikten und Verfolgung verlassen müssen. So haben
bis zum 21.Dezember 2015 rund 1 Million Menschen das Mittelmeer überquert, oder sind per
Landweg nach Europa gekommen. Die Meisten von ihnen stammen aus Syrien, Afghanistan
und dem Irak. 2015 waren in West- und Zentraleuropa so viele Menschen auf der Flucht wie
seit den Balkankonflikten in den 1990er Jahre nicht mehr.2 Vor allem in Deutschland steigt
die Zahl der AsylbewerberInnen weiterhin stark an. Nach neustem Stand der Eurostat Statistic
Explained wurden in Deutschland im zweiten Quartal 2015 die meisten ErstbewerberInnen
registriert (38 Prozent der Gesamterstanträge in der EU).3 Die aktuelle Flüchtlingswelle bringt
die Frage hervor, wie solch eine große Anzahl von Neuankömmlingen mit verschiedenen
sozialen, kulturellen und religiösen Hintergründen und Lebenserfahrungen bestmöglich in das
System und die kulturellen Gegebenheiten des Gastlandes integriert werden kann. UNFlüchtlingskommisar António Guterres dazu: „Da ausländerfeindliche Ressentiments
mancherorts zu eskalieren drohen, ist es wichtig die positiven Beiträge von Flüchtlingen und
Migranten für die Gesellschaften in denen sie leben anzuerkennen und dabei die europäischen
Werte zu schätzen: den Schutz von Leben, die Aufrechterhaltung der Menschenrechte und die
Förderung von Toleranz und Vielfalt“.4
1
United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR). Verfügbar
unter: http://www.unhcr.de/unhcr/international.html (Stand: 30.12.2015)
2
UNHCR. Verfügbar unter: http://www.unhcr.de/home/artikel8cefa273fc9da2e6291567bfd83a48e/eine-millionfluechtlinge-und-migranten-flohen-2015-nach-europa.html (Stand 30.12.2015)
3
Eurostat Statistic Explained: Verfügbar unter: http://ec.europa.eu/eurostat/statisticsexplained/index.php/Migration_and_migrant_population_statistics (Stand 28.12.15)
4
UNHCR. Verfügbar unter: http://www.unhcr.de/unhcr/international.html (Stand: 30.12.2015)
4
1.1 Theoretischer Hintergrund
Auf der Suche nach einer Möglichkeit die Integration zu vereinfachen und zu verbessern, und
Toleranz und Vielfalt zu fördern, wurden in den letzten Jahren in vielen westeuropäischen
Ländern unterschiedlichste Projekte, sowohl staatliche als auch nichtstaatliche, initiiert und
durchgeführt. Einige dieser Projekte versuchen ethnische Minderheiten durch Sportangebote
in die Gesellschaft zu integrieren, ausgehend von der Idee, dass Sport die Integration fördern
und verbessern kann.5 Sport wird hier in Anlehnung an die Definition der Vereinten Nationen
(UN), als jegliche Form physischer Aktivität, welche zu körperlicher Fitness, geistigem
Wohlbefinden und sozialer Interaktion führt, so wie Spiel- und Freizeitsport, aber auch
organisierter Sport und Wettkampfsport, verstanden.6 Während die meisten der bereits
durchgeführten Programme zumindest zu einem bestimmten Grad das Ziel der Integration von
Männern und Kindern und Jugendlichen erreichen konnten, zeigt sich häufig, dass Frauen
durch Sport nicht erfolgreich integriert werden konnten. Nach ersten Erfahrungen mit Sportund Integrationsprojekten in Norwegen, musste der Schluss gezogen werden, dass Frauen aus
einer Minderheit nicht erreicht wurden.7 Auch Ergebnisse des Projekts „A Sporting Chance“
in Südaustralien im Auftrag der Australischen Regierung (Projektlaufzeit von 2005 bis 2008),
bestätigen, dass das Programm, welches neu angekommene Flüchtlingsfamilien über Sport
und Freizeitaktivitäten die Integration in die Aufnahmegesellschaft erleichtern sollte, kaum
Frauen ansprach.8 Dies könnte auf die Wahl der Sportart, wie zum Beispiel Fußball,
zurückzuführen sein. Während viele Sportarten sehr gut geeignet zu sein scheinen, Männer
einer Minderheit zu integrieren, scheitern diese hingegen oftmals hinsichtlich der Integration
von Frauen. Frauen einer Minderheit sind stärker gefährdet an den Rand der Gastgesellschaft
gedrängt zu werden als Männer, Kinder und Jugendliche. Der Hauptgrund, warum viele
Frauen nur zögerlich an Sportprojekten teilnehmen ist häufig, dass beispielsweise
5
Amara, M., Aquilina, D., Argent, E., Betzer-Tayar, M., Green, M., Henry, I., Coalter, F.& Taylor, J. (2005).
The Roles of Sport and Education in the Social Inclusion of Asylum Seekers and Refugees: An Evaluation of
Policy and Practice in the UK. Loughborough University.
6
United Nations [UN] Inter‐Agency Task Force on Sport for Development and Peace. (2003). Sport for
Development and Peace: Towards Achieving the Millennium Development Goals.
7
Walseth, K. & Fasting, K. (2004). Sport as a Means of Integrating Minority Women. Sport in Society: Cultures,
Commerce, Media, Politics, 7(1), 109–129.
8
Lutheran Community Care. (2013). New Arrivals: A Sporting Chance. Australian Government. Department of
Social Services: Kilburn, South Australia. Abrufbar unter: https://www.dss.gov.au/ourresponsibilities/settlement-and-multicultural-affairs/publications/empowering-refugees-a-good-practice-guideto-humanitarian-settlement/new-arrivals-a-sporting-chance
5
Geschlechtertrennung oder bestimmte Kleidervorschriften nicht gewahrt werden können. Um
Frauen einer ethnischen Minderheit zu integrieren, muss ein Programm somit sorgfältig und
mit Bedacht auf die Bedürfnisse, Werte und Überzeugungen der Teilnehmerinnen entworfen
werden.9
2
Das Bike Bridge Projekt
In der umweltfreundlichen Stadt Freiburg, herrscht eine buchstäbliche Fahrradkultur. Fast
30% aller Verkehrswege werden in Freiburg mit dem Fahrrad, dem zweitbeliebtesten
Fortbewegungsmittel, zurückgelegt.10 Doch das Fahrrad kann nicht ausschließlich als
Fortbewegungsmittel gesehen werden, sondern birgt außerdem die Chance einer verbesserten
sozialen Integration. Im Gastland angekommen, leben viele Flüchtlinge auf engstem Raum,
ohne Beschäftigung und Privatsphäre. Das Fahrrad schafft Mobilität, und die Möglichkeit der
Enge und Isolation im Wohnheim zu entkommen.11 Zusätzlich erleichtert es den Zugang zu
Trainingsprogrammen, Sprachkursen und anderen.12 Das Radfahren ermöglicht den Frauen
die Stadt und die neue Umgebung zu entdecken, Kontakte mit der Gastgesellschaft zu
knüpfen, sowie die Kultur und Traditionen des Gastlandes kennenzulernen. Außerdem kann
das Interesse am Sport geweckt werden, und so gleichzeitig der Eintritt in einen lokalen
Sportverein gelingen. Speziell auch bei Frauen, welche oftmals aus Kulturen oder Ländern
kommen, in denen das Fahrradfahren für Frauen nicht seltener vorkommt, kann Fahrradfahren
zu einem gesteigerten Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein führen und ein Gefühl der
Freiheit und Unabhängigkeit vermitteln.13 Bestenfalls können die Frauen eine notwendige
Balance zwischen den Werten und Normen ihres Heimatlandes und denen des Gastlandes
finden. Die Flüchtlinge können ihren religiösen Werten treu bleiben und dennoch können
Beziehungen mit Mitgliedern der Aufnahmegesellschaft aufgebaut werden. Soziale
Integration wird hier als offenes Konzept definiert, welches Prozesse beinhaltet, die
9
Walseth, K. & Fasting, K. (2004). Sport as a Means of Integrating Minority Women. Sport in Society: Cultures,
Commerce, Media, Politics, 7(1), 109–129.
10
Stadt Freiburg im Breisgau. Verfügbar unter: http://www.freiburg.de/pb/,Lde/231524.html (Stand: 30.12.15)
11
Subhra, G. (2002). Refugee needs and gaps in services. University of Derby: Derby, Leicester and
Nottingham.
12
Van der Kloof, A.; Bastiaanssen, J. & Martens, K. (2014). Bicycle lessons, activity participation and
empowerment. Case Studies on Transport Policy 2. 89-95.
13
Van der Kloof, A.; Porras, F. & Stoscheck, C. (2011). Balance on the Bike – an essay on the relationship
between gender and cycling.
6
Individuen mit der Gesellschaft verbinden, und welche ein Gefühl der Zugehörigkeit und
Bindung hervorrufen.14
Das Bike Bridge Projekt zielt sowohl darauf ab die Mobilität weiblicher Flüchtlinge und
Asylbewerberinnen zu erhöhen, als auch deren soziale und kulturelle Integration durch das
Fahrradprojekt zu verbessern. Es wird aus insgesamt drei Phasen bestehen.
2.1 Erste Phase
Das Projekt wird zunächst mit Bewohnerinnen des Flüchtlingswohnheims in der Bissierstraße
in Freiburg durchgeführt. Geplant ist weitere Unterkünfte anzusprechen und auch dort
Fahrradprojekte für Flüchtlingsfrauen anzubieten. Das Fahrradtraining findet in Kleingruppen
statt. So wird gewährleistet, dass die Teilnehmerinnen ausreichend betreut und gezielt auf ihre
Wünsche, Ängste und Sorgen eingegangen werden kann. In praktischen und theoretischen
Einheiten erlernen sie das Fahrradfahren gemeinsam und sammeln dadurch wertvolle (neue)
Erfahrungen, auch innerhalb der Gruppe. Wertvoll ist außerdem der Kontakte zu den
Trainerinnen und dem Projektteam, welche teilweise aus Deutschland, Iran, Syrien und
weiteren Ländern stammen. Es werden insgesamt zwölf Einheiten á 1,5h durchgeführt. Um
die Verkehrsregeln zu vermitteln, werden zwei Einheiten auf dem Verkehrsübungsplatz der
Jugendverkehrsschule Möslepark durchgeführt. Die weiteren zehn praktischen Einheiten
werden direkt bei der Bissierstraße vor dem Wohnheim durchgeführt. Hier gibt es eine
nahegelegene ruhige Seitenstraße, die für die Trainingseinheiten geeignet ist. Die Anzahl der
Trainerinnen variiert und ist abhängig von der Anzahl der Teilnehmerinnen, soll aber
mindestens vier Trainerinnen pro praktische Einheit betragen, um eine optimale Betreuung zu
gewährleisten. Idealerweise hat jede Teilnehmerin eine Trainerin, die sich um sie kümmert.
Es ist geplant eine Art Patenprogramm einzuführen, so dass eine Teilnehmerin und eine
Trainerin ein Tandem bilden. Dies kann zu einer verbesserten Lernatmosphäre führen und den
Kontakt untereinander intensivieren.
14
Walseth K., & Fasting, K. (2004). Sport as a Means of Integrating Minority Women. Sport in Society:
Cultures, Commerce, Media, Politics, 7(1), 109–129.
7
Tabelle 1: Übersicht über die erste Phase
Teilnehmerinnen
Team
Übungsplatz
Trainingseinheiten
Material
Raum fü Fahrräder
Bewohnerinnen des Wohnheims in der
Bissierstraße (Bissierstraße 9, 79114
Freiburg)
Koordinatorinnen und Trainerinnen
Platz der Jugendverkehrsschule Freiburg
(Möslestraße, 79117 Freiburg), Wohnheim
Bissierstraße
Zwei theoretische Einheiten und zehn
praktische Einheiten á 1,5h
Fahrräder, Helme, Fahrradschlösser,
Trainings- und Lehrmaterial
Lagerungsplatz für die Fahrräder der Frauen
2.2 Zweite Phase
In dieser Phase werden geführte Fahrradtouren in der Gruppe in der Stadt und der Umgebung
Freiburg angeboten. Diese Touren ermöglichen den Frauen die Stadt, sowie auch die deutsche
Kultur kennenzulernen und zusätzlich die deutsche Sprache anzuwenden und zu üben. im Um
die deutsche Sprache zu lernen, besuchen Flüchtlinge und AsylbewerberInnen Sprachkurse,
allerdings können die Kenntnisse im Projekt im Austausch mit den Trainerinnen und anderen
TeilnehmerInnen angewendet und erweitert werden. Männer und Kinder und Jugendliche
haben häufiger die Gelegenheit das Gelernte anzuwenden, da sie meist mehr Kontakte
außerhalb des Wohnheims pflegen. Kinder und auch Jugendliche lernen die deutsche Sprache
in der Schule, z.B. im Unterricht und Kontakt zu MitschülerInnen. In der zweiten Phase des
Projekts sollen auch Familienmitglieder oder Freunde und Bekannte der Teilnehmerinnen
angesprochen und zu gemeinsamen Radtouren eingeladen werden.
Tabelle 2: Übersicht über die zweite Phase
Teilnehmerinnen
Team
Anzahl
Material
Projektteilnehmerinnen und
Familienmitglieder, Bekannte und Freunde
OrganisatorIn und StadtführerInnen
Drei Fahrradtouren in der Stadt und
Umgebung
Fahrräder (Trainingsräder und ggf. Räder für
weitere Teilnehmer ohne eigenes Rad),
Helme, Fahrradschlösser und Verpflegung
8
2.3 Dritte Phase
In der dritten Phase werden Maßnahmen durchgeführt, um die Nachhaltigkeit des Projekts zu
sichern. Die Kursteilnehmerinnen sollen nach Ende des Kurses weiterhin die Möglichkeit
haben, ein Fahrrad zu nutzen. Deshalb soll ihnen am Ende des Projekts ein eigenes Fahrrad
zur Verfügung gestellt werden (im Idealfall können sie ihr Trainingsrad behalten oder für
einen geringen Betrag erwerben). Geplant ist durch Spendenaufrufe mit Partnern wie z.B.
dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e. V. (ADFC), der Friedenskirche Littenweiler
und der Zypresse gebrauchte Fahrräder zu sammeln. Der ADFC ist ein bundesweiter,
gemeinnütziger Verein und somit die Interessenvertretung der Alltags- und Freizeitradler.
Schwerpunkte der Arbeit des ADFC sind die Verkehrsplanung, Verkehrspolitik und der
Tourismus, aber beispielsweise auch die Verkehrspädagogik. Sie bieten unter anderem
geführte Radtouren an, sowie Technik- und Sicherheitstrainings.15 Der ADFC stellt
demzufolge einen wertvollen Projektpartner dar. Die durch die Spendenaktion gesammelten
Fahrräder sollen ggf. repariert und den Frauen übergeben werden. Des Weiteren soll es
Reparatur-Workshops für interessierte Frauen geben, bei denen einfache Reparaturfertigkeiten
vermittelt werden. Hierfür sind Kooperationen mit lokalen Fahrradwerkstätten wie der StusieWerkstatt, den Radgebern oder Bud’s Bikes geplant. Um den Kontakt zum Projektteam, den
Trainerinnen und innerhalb der Gruppe im Anschluss an das Projekt aufrechtzuerhalten, sind
weitere Ausflüge und Radtouren geplant. Dadurch soll quasi auch der Kontakt zur
Gesellschaft aufrechterhalten werden und so gleichzeitig das Risiko der sozialen Exklusion
minimiert werden. Die Fahrradtouren sollen in Zusammenarbeit mit dem ADFC durchgeführt
werden, der bereits geführte Fahrradtouren anbietet. Über stattfindende Touren wird auf der
Homepage des ADFC unter dem Punkt „Touren/Termine“ informiert.16 Die Frauen und auch
ihre Familien werden aktiv zur Teilnahme motiviert. Es können und sollen auch weitere
TeilnehmerInnen wie FreiburgerInnen teilnehmen.
15
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V. (ADFC). Verfügbar unter: http://www.adfc.de/ueber-uns/ziele-desadfc/adfc-daten-kurz-und-knackig (Stand: 30.12.15)
16
ADFC. Verfügbar unter: http://www.adfc-bw.de/freiburg/touren-termine/infos-zu-adfc-touren/ (Stand:
30.12.15)
9
Tabelle 3: Übersicht über die dritte Phase
Reparatur-Workshops
Ort: StuSie-Fahrradwerkstatt oder Mosaik
Selbsthilfewerkstatt (Stadtteiltreff
Betzenhausen)
Kosten: Materialspenden oder
Selbstbeteiligung der
Teilnehmerinnen
Anzahl: Zwei bis drei Workshops
Teilnehmerinnen: Interessierte Frauen
Team
Fachleute aus Fahrradwerkstätten und
Projektteam
Sammlung gebrauchter Fahrräder über z.B.
Zypresse, ADFC, Stadtteiltreff
Betzenhausen, Friedenskirche
Zusammenarbeit mit dem ADFC, Freikarten
für z.B. Spiel der Frauenmannschaft des SC
Freiburg
Fahrräder
Fahrradtouren und Ausflüge
3
Das Projektteam
Die Zusammenarbeit von qualifizierten Personen aus verschiedenen Ländern (wie z.B.
Deutschland, Syrien und Iran), mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund und einer
breiten Sprachkompetenz (Deutsch, Englisch, Iranisch-Persisch, Afghanisch-Persisch (Dari)
und Arabisch) sind sehr erfolgsversprechend. Die große Sprachkompetenz des Teams
verspricht eine erleichterte Kommunikation mit den Flüchtlingsfrauen bzw. zu vereinzelten.
Denn viele von ihnen sind erst kürzlich nach Deutschland gekommen und beherrschen die
deutsche Sprache noch nicht. Neben der Sprache ist die Kenntnis über kulturelle Hintergründe
wie Normen und Werte sehr hilfreich in der Zusammenarbeit mit den Frauen. Die Kenntnis
von kulturellen Gegebenheiten und die Tatsache, dass zumindest eine Person des
Projektteams bestimmte kulturelle Merkmale mit den Frauen aus dem Wohnheim teilt, sind
von großem Vorteil. Eine weitere sehr bedeutende Komponente ist die interkulturelle
Kompetenz, die ein wichtiger Aspekt ist in der Zusammenarbeit mit Flüchtlingen und
AsylbewerberInnen. So kann eine vertrauensvolle Atmosphäre aufgebaut werden, welche die
Frauen zur aktiven Teilnahme an dem Projekt ermutigt und sie sich wohlaufgehoben fühlen
lässt. Die Zusammenarbeit erfahrener deutscher und internationaler Teammitglieder schafft
10
ein geeignetes Setting für das langfristige Projektziel, die soziale Integration der Frauen aus
einer ethnischen Minderheit in die Aufnahmegesellschaft zu fördern.
Die Mitglieder des Projektteams sind zwei Doktorandinnen und eine Studierende bzw. ab
Februar 2016 Graduierte des Instituts für Sport und Sportwissenschaft der Albert-LudwigsUniversität Freiburg. Zusätzlich wird das Team durch einen Berater unterstützt, der ebenfalls
Doktorand und gleichzeitig wissenschaftlicher Mitarbeiter in Karlsruhe ist. Iyas Ahmad
stammt aus Syrien und wird bei Bedarf unterstützen. Die Lebensläufe des Projektteams sind
dem Dokument als Anlage beigefügt.
4
Die Pilotphase
Um das theoretische Modell der Intervention zu prüfen, soll eine erste Pilotphase gestartet
werden. So können mögliche Defizite und Probleme frühzeitig aufgedeckt und angesprochen
werden. Beispielsweise können so die Ziele des Projekts mit den Wünschen und Bedürfnissen
der Flüchtlinge verglichen und dementsprechend angepasst werden. Zusätzlich bietet sich die
Gelegenheit für das Projektteam wertvolle Erfahrungen zu sammeln, bevor das Projekt an
Größe zunimmt und z.B. auf weitere Wohnheime ausgedehnt wird.
Es ist geplant das Pilotprojekt ab Januar 2016 vorzubereiten und zu organisieren.
Abgeschlossen soll diese Pilotphase mit der Evaluation und dem Abschlussbericht im
September 2016 (siehe Tab. 4). An dieser Phase des Projekts sollen mindestens sechs
Flüchtlingsfrauen teilnehmen. Die Pilotphase beinhaltet zwei theoretische und 12 praktische
Trainingseinheiten (zwei Einheiten pro Woche á 1,5h) plus zwei Fahrradtouren nach
Beendigung der Trainingseinheiten. Um Teilnehmerinnen zu rekrutieren, sind verschiedene
Maßnahmen geplant. In dem Begegnungscafé „Mosaik am Mittwoch“ für Einheimische und
Flüchtlinge aus dem Wohnheim in der Bissierstraße, soll das Projekt vorgestellt und zur
Teilnahme aufgerufen werden. Das erforderliche Material wie Fahrräder, Helme und
Fahrradschlösser werden ebenfalls mit Hilfe von Partnern, wie dem ADFC oder dem
Stadtteiltreff Betzenhausen organisiert. In Tabelle 6 sind alle potentiellen Partner und
Unterstützer mit detaillierter Form der gewünschten Zusammenarbeit aufgelistet.
11
Tabelle 4: Zeitplanung für die Pilotphase
Bike Bridge
Aufgaben
Koordination von Partnern
Rekrutierung der Teilnehmerinnen
Vorbereitung
Vorbereitung des Trainingsmaterials
Rekrutierung der Trainerinnen
Trainingseinheiten
Durchführung
Fahrradtouren
Evaluation Evaluation Dokumentation
2016
Jan. Feb. Mär. Apr. Mai Jun. Jul. Aug Sep.
Um Trainerinnen zu rekrutieren werden am Institut für Sport und Sportwissenschaft
angehende Sportlehrerinnen und Studierende des Bachelor- und Masterstudiengangs
angesprochen. Es besteht eventuell auch die Möglichkeit das (Pilot-)Projekt im Rahmen eines
Seminars gemeinsam mit den Studierenden durchzuführen. Versucht wird auch das
Trainerinnenteam so multikulturell wie möglich zusammen zu stellen. Zumindest wird darauf
geachtet, dass Studierende bereits ausreichende Vorerfahrungen in vergleichbaren Projekten
gesammelt haben. In den ersten Einheiten soll für jede Teilnehmerin eine Trainerin zur
Verfügung stehen. Im Lauf der Einheiten kann die Zahl der Trainerinnen reduziert werden,
bestenfalls bleibt die Zahl konstant und es kann durchweg mit einem Patenprinzip gearbeitet
werden. Im August und September 2016, am Ende der Trainingseinheiten, wird das
Programm abschließend evaluiert und die Abschlussdokumentation des Projekts erstellt.
Durch eine Dokumentation der Trainingsstunden aus Sicht der Trainerinnen, Erfahrungs- und
Erlebnisberichten der Teilnehmerinnen sowie Interviews und der Begleitung und
Beobachtung des Projektteams, wird die Pilotphase sowohl qualitativ als auch quantitativ
evaluiert. Zusätzlich können weitere Maßnahmen wie z.B. die Befragung der Projektpartner
und -unterstützer wertvolle Ergebnisse liefern. Das Projektteam wird bei jeder Aktivität vor
Ort sein und sich zusammen mit den Trainerinnen um das Monitoring kümmern. Das
Monitoring beinhaltet zum einen z.B. das Führen von Anwesenheitslisten oder innovative
Methoden wie das Foto-Monitoring.
12
5
Ausblick – Zukunft des Projekts
Wie bereits erwähnt sollen an die Pilotphase weitere Maßnahmen angeschlossen werden. Die
Idee Bike Bridge soll zu einem umfassenden Programm ausgebaut werden. Geplant sind z.B.
Ausweitungen auf weitere Wohnheime, das Einbeziehen der Teilnehmerinnen in das Projektund/oder Trainerinnenteam und Kooperationen mit z.B. Sportvereinen und die Entwicklung
von gewünschten Sport- und Bewegungsangeboten für die Flüchtlingsfrauen. Außerdem ist
die Zusammenarbeit mit anderen Projekten angedacht, um beispielsweise das Fahrradfahren
mit dem Deutsch lernen zu kombinieren. Es besteht auch die Möglichkeit innerhalb des
Projekts wichtige formale Aktivitäten, wie der Besuch beim Bürgeramt, gemeinsam und mit
dem Fahrrad zu erledigen. An Ausbaumöglichkeiten und Ideen fehlt es nicht.
Um das Projekt im Rahmen der Nachhaltigkeit sinnvoll zu führen, ist es zwingend
erforderlich den Flüchtlingsfrauen eine Stimme zu geben und sie z.B. durch Aufgaben in das
Projekt und auch dessen Organisation zu integrieren. So entsteht eine Art Ownership und die
Erfolgschancen des Projekts steigen erheblich. Vermitteln am Ende Flüchtlingsfrauen neuen
Teilnehmerinnen das Fahrradfahren, so wäre dies ein großer Erfolg. Der Ansatz des Projekts
ist von Beginn an ein partizipativer in jeder Hinsicht, das bedeutet auch, dass das gesamte
Projekt nur mit verschiedenen Partnern und Stakeholdern durchgeführt werden kann. Deshalb
werden von Beginn an alle Unterstützer und Förderer miteinbezogen.
Konkrete Zukunftsideen sind wie oben bereits erwähnt, Bike Bridge zu einem Programm
auszubauen und z.B. andere Sportarten einzubeziehen, wie Schwimmen oder Sportspiele und
weitere Zielgruppen wie Kinder und Jugendliche, anzusprechen.
13