Wien Petr Maťa Hersche, Peter: Muße und Verschwendung

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forschung ähnlicher Fragenkomplexe bzw. zu Neubewertungen außerhalb des hier
gewählten Untersuchungsraums auf. Die luzide Sprache, treffende, klare Formu­
lierungen und eine sorgfältige Argumentation machen schließlich auch die Lektüre
zum Genuss.
Wien
Petr Maťa
Hersche, Peter: Muße und Verschwendung. Europäische Gesellschaft und Kultur
Barockzeitalter.
im
Herder, Freiburg im Breisgau 2006, 2 Bde., 1206 S.
Keine Frage: Was hier anzuzeigen ist, darf mit Fug und Recht als ein opus summum
angesprochen werden. Und dieses hebt (zumindest auf den ersten Blick) mit einer
Geste der Bescheidenheit an. Den Vorbemerkungen zu Zielsetzung, Gestaltung und
Anlage seines Buches (S. 25-32) stellt Peter Hersche nämlich ein Zitat von Marc
Bloch voran - und in diesem heißt es sinngemäß, dass der besondere Wert einer
Synthese gerade darin bestehen könne, nicht Antworten zu geben, sondern vielmehr
Fragen aufzuwerfen. Wer nach diesem Motto jedoch erwartet hätte, dass sich der
Schweizer Historiker auf den folgenden über tausend Seiten auf ein grüblerisches
Nachsinnen beschränkt und Gedankengänge mit vielen Fragezeichen garniert wer­
den, wird rasch eines Besseren belehrt. Gleich in den einführenden Bemerkungen
dominieren nicht eigentlich Frage-, sondern (freilich ungedruckte) Ausrufungs­
zeichen. So etwa, wenn Hersche bei den heute Studierenden ein fehlendes Grund­
lagenwissen über die Geschichte des Christentums diagnostiziert, in der Forschung
einen stark ausgeprägten nationalen „Tunnelblick" beklagt und das Verschwinden
des Barockbegriffs aus der allgemeinen historischen Diskussion moniert (S. 25 f.).
Ein doppeltes Ausrufungszeichen darf man unterstellen, wenn er die „ganz klare
Absicht" formuliert, keine konventionelle Kirchengeschichte zu schreiben und die
im deutschen Sprachraum „beliebte" etatistische Perspektive „fast völlig" zu ver­
nachlässigen. Stattdessen verspricht er, eine Sozial- und Kultur- bzw. Mentalitäts­
geschichte der katholischen Barockkultur zwischen 1560 und 1780 zu bieten - und
zwar auf der Grundlage monografischer Literatur der letzten 30 Jahre aus dem
deutsch- und romanischsprachigen Raum (S. 28).
Dies sind starke Worte - und gleichzeitig wird damit auch ein hoher Anspruch
formuliert. Sein Pulver hat Hersche damit aber noch längst nicht verschossen. Im
ersten Hauptteil, schlicht mit „Grundlagen" überschrieben (S. 36-211), widmet er
sich zunächst ausführlich den in den letzten 30 Jahren eingeschlagenen „Holz- und
Königswegen" bei der Erforschung des frühneuzeitlichen (Barock-)Katholizismus.
Welche Denkschulen und Ansätze ,,beliebte[r] Großtheoretiker" (S. 29) Hersche als
„Holzwege" erachtet, darüber wird der Leser nicht im Unklaren gelassen. Zwei
Kostproben: Hans Ulrich Wehler mache in seiner Gesellschaftsgeschichte mit einem
„penetranten protestantisch geprägten Borussismus redivivus" eine angemessene
Würdigung des Katholizismus unmöglich (S. 45). Die Konfessionalisierungsthese ä
la Wolfgang Reinhard sei „das größte Hindernis zur adäquaten Erkenntnis des frühneuzeitlichen Katholizismus" - wobei Hersche gleich die Frage anschließt: „Warum
muss denn eigentlich der Katholizismus der Frühneuzeit um jeden Preis .modern'
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gesehen werden?" (S. 63; dass Hersche auf die Diskussion der Thesen Heinz Schillings explizit verzichtet, leuchtet dem Rezensenten nicht ein). Unterm Strich, resümiert Hersche, hätten Fortschrittsgeschichte und Modernisierungsparadigmen „so
gut wie nichts" (S. 47) zur Erforschung des Barockkatholizismus beigetragen. Umfassend berücksichtigt hat Hersche für seinen Ansatz, der entschieden mehr auf die
Alltagskulturen als auf Institutionen, Dogmen und große Individuen abhebt, die
Erträge und Perspektiven der alten und neuen Kulturgeschichte, der in Frankreich
begründeten Schulen der Historischen Reügionssoziologie und der „Annales", der
Geschlechtergeschichte (deren Blickwinkel vor „wissenschaftlicher Arterienverkalkung" schütze, S. 82) und insbesondere der Volkskunde. In seiner Tour d'horizon
durch Forschungstraditionen und -landschaften geht Hersche natürlich auch auf
Max Weber ein (S. 94-111), den im Kern genau das umgetrieben habe, was er,
Hersche selbst, als leitende Fragestellung seines Buches erachtet, „nämlich die nach
den Folgen der konfessionellen Spaltung für das profane Leben" (S. 28). Im Rahmen
einer klaren Benennung der Defizite der Weberschen These über den ursächlichen
Zusammenhang von Protestantismus und Kapitalismus plädiert er dafür, die „ganze
Sache einmal vom gegenüberliegenden Ufer her zu betrachten, d. h. versuchen, einen
spezifisch .barocken Habitus', ,Geist' [...] oder umfassender eine .Kultur' als
Gegenstück herauszuarbeiten" (S. 106). Worin für Hersche dieses „Gegenstück" in
der Gesellschaft des katholischen Europa besteht, bringt der Obertitel seines Werkes
auf den Punkt: „Muße und Verschwendung".
Der Bück für die nötigen Differenzierungen wird durch diese prägnante Formel
nicht verstellt. So macht der Autor gleich im Anschluss auf die notwendige Unterscheidung zwischen verschiedenen Katholizismen aufmerksam (S. 112-152). Hier
benennt Hersche vier regional unterschiedliche „Großgruppen": 1. die mittelmeerischen Länder Italien, Spanien und Portugal; 2. den deutschsprachigen Raum; 3. den
(auf acht historischen Feldern näher beleuchteten) ,,unbarocken[en]" (S. 128) Sonderfall Frankreich und 4. die „Minderheitskatholizismen und Grenzgebiete in West
und Ost". Dazu rechnet er England, die Niederlande und schließlich die „sich einer
einfachen Zuordnung" (S. 149) entziehenden ostmitteleuropäischen Königreiche
Polen, Böhmen-Mähren und Ungarn (mit Siebenbürgen). Dass den zuletzt genannten Gebieten, deren Behandlung die Leser dieser Zeitschrift besonders interessieren
dürfte, gerade einmal zwei Seiten gewidmet werden, verwundert nicht, denn aus
sprachlichen Gründen bleibt in dem Buch - wie der Autor eingangs freimütig einräumt - das katholische Osteuropa ausgespart (S. 27). Gleichwohl hält die Lektüre
dieses Werkes gerade auch für die sich mit dem frühneuzeitlichen Ostmitteleuropa
beschäftigenden Vertreter unterschiedlicher Disziplinen eine Fülle wichtiger Einzelbeobachtungen und äußerst anregender, ja mitunter faszinierender Befunde und
Überlegungen bereit.
Am Ende dieses ersten Hauptteils widmet sich Hersche schließlich dem eigentlichen Initiationsereignis des frühneuzeitlichen Katholizismus: dem Konzil von Trient
und der Umsetzung des hier verabschiedeten Reformprogramms (S. 152-211).
Letzteres ist für Hersche alles andere als eine Erfolgsstory, wobei er natürlich auch
hier die nötigen Differenzierungen nicht vermissen lässt. Unter Berufung auf die
Ergebnisse von Langzeitstudien und über die Benennung von Hemmnissen (konfes-
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sionelle Gemengelagen, schwach entwickelte Staatlichkeit) und Störfaktoren (z.B.
Domkapitel, Frauenklöster, Widerstand von Seiten des Volkes) diagnostiziert er aber
insgesamt eine ausbleibende oder verzögerte Durchsetzung des Reformprogramms,
so etwa im Hinbück auf die geforderte Gründung von Priesterseminaren und eine
Reform der Pfarrorganisation.
Auf die in den nun folgenden Teilen des Werkes dargebotene gewaltige Fülle des
Stoffes ähnÜch ausführlich einzugehen, würde den vorgegebenen Rahmen einer
Rezension sprengen. Darum soll im Folgenden zumindest ein Eindruck der Architektur und Proportionen des Ganzen vermittelt werden.
Der zweite Hauptteil „Sozialgeschichte" (S. 214-439) wird eingeleitet von Untersuchungen über die in den einzelnen ständischen Gruppen auszumachenden Eigenheiten der katholischen Gesellschaft, wobei er als „Trendsetter" barocker Kultur
Adel und Bauerntum ausmacht. Im Anschluss daran widmet sich Hersche dann ausführlich dem Klerus (S. 247-318; behandelt werden unter anderem dessen soziale
Rekrutierung, der Alltag des Geistlichen sowie ungeistüche Lebensführung und
Delikte), der Institution „Kloster" (S. 318-383) und der Rolle der Laien (S. 383-439).
Schwerpunkte der Darstellung bilden hier die Bruderschaften, deren profane soziale
Funktionen besonders hervorgehoben werden, des weiteren Prozessionen und Andachten als Manifestationen einer spezifisch katholischen „Sakralisierung des öffentlichen Raumes" (S. 432) und weitere Formen der katholischen Alltagsreügiosität.
Im dritten Hauptteil „Wirtschaftsgeschichte" (S. 442-666) werden zunächst der
„katholische Wirtschaftsstil" (S. 442-489) und „Kreditwesen und Investitionsverhalten" (S. 490-527) diskutiert. Während auf protestantischer Seite die erwirtschafteten
Überflüsse erneut in den Wirtschaftskreislauf eingegeben und investiert wurden,
flössen im katholischen Bereich „Milliardensummen" in religiöse Bereiche (Stiftungswesen) und wurden so „dem produktiven Wirtschaftskreislauf [...] weitgehend
entzogen" (S. 506) - ein Umstand, der für Hersche den spätestens im 18. Jahrhundert
erreichten Vorsprung der protestantischen Welt in wirtschaftlicher Hinsicht erklärt.
Die beiden folgenden Unterkapitel sind dann für das Gesamtwerk zentral. Sie bilden gleichsam eine inhaltliche Achse und sind wohl gerade deswegen genau in der
Mitte der Monografie platziert. Überschrieben mit „Ostentative Verschwendung"
(S. 528-600) und „Mußepräferenz" (S. 601-666) zeichnet Hersche ein breites Panorama des spezifisch in katholischen Gebieten gepflegten Umgangs mit Geld und
Gütern, mit Arbeit und Freizeit. Das inhaltliche Spektrum der hier behandelten
Aspekte reicht vom barocken Bauboom über die Sakrallandschaften bis zum Funeralpomp. Den herausgefilterten Unterschieden zwischen Protestanten und Katholiken im Stil des Wirtschaftens und Ausgebens entspricht nach Hersche eine
unterschiedliche Einstellung zu Muße und Arbeit. Während protestantische Prediger
ihren Zuhörern den Wert der Arbeit ans Herz legten, wurde auf katholischer Seite
die Arbeit nicht als Selbstzweck gesehen. Katholiken arbeiteten gerade so viel, wie
sie zur Deckung ihrer Bedürfnisse als notwendig erachteten (S. 602, 607). Auch in
diesem Kapitel geht Hersche in großer Breite verschiedensten Praktiken und Erscheinungsformen der „Mußepräferenz" nach wie etwa dem Heiligenkult als Grundlage der Muße sowie der Feiertagspraxis, der Festkultur und - zur Lektüre besonders anempfohlen - der Musikkultur (S. 655-666).
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Den zweiten Teilband eröffnet das vierte Hauptkapitel „Kultur- und Mentalitätsgeschichte" (S. 668-890). Hier werden thematisiert 1. die erfolglosen Bemühungen
um die Disziplinierung katholischer Untertanen (S. 668-747, unter anderem mit
Unterkapiteln über die Beichte, die Inquisition, das Verhalten in der Kirche,
Sexualität und Ehe), 2. unter der Überschrift „Leben ohne Plan" die Besonderheiten
einer katholischen Lebensweise, die sich durch eine eher lockere Zeitplanung, ein Inden-Tag-Leben und Gelassenheit auszeichnete (S. 748-793), 3. die als „religiöses
Freizeitvergnügen" charakterisierte Wallfahrt, in der für Hersche exemplarisch die
spezifisch katholische Lebensphilosophie zum Ausdruck kommt (S. 794-845), und
schüeßÜch 4. Bildung, Wissenschaft und Magie (S. 845-890).
Im fünften und letzten Hauptkapitel „Schlussfolgerungen, Übergang und Ausblick" (S. 892-1078) stellt der Autor zunächst Überlegungen zum Mit-, Neben- und
Gegeneinander von Protestanten und Katholiken in gemischtkonfessionellen Räumen sowie zum Verhältnis von Katholiken und Juden an (S. 892-924). Im Unterkapitel „Barock als Epoche" (S. 924-952) werden zum einen die Resultate und
grundlegenden Überlegungen des Buches in 18 Thesen zusammengefasst (S. 943947). Zum anderen formuliert Hersche prononciert zum Begriff des Barock, diesen
„nicht [...] als Kultur der Gegenreformation oder des Absolutismus zu begreifen
[...], sondern als Kultur des frühneuzeitüchen Katholizismus, nicht des tridentinischen allerdings, sondern gerade umgekehrt als .antitridentinische' Bewegung, als
Pendelschlag auf die andere Seite hin, zwischen tridentinischer Reform und katholischer Aufklärung". Unter der Voraussetzung einer sozial- und vor allem wirtschaftsgeschichtlichen Erweiterung des Barockbegriffs „könnte Barock sogar erneut
zum Epochenbegriff avancieren" (S. 940). Am Ende stehen Kapitel über die weitreichenden Konsequenzen der religiösen Reformen im Rahmen der Aufklärung als
Antibarock (S. 952-1028) sowie den katholischen „Neobarock" im 19. und 20. Jahrhundert bis „zur endgültigen Liquidation alles Barocken" nach dem Zweiten Weltkrieg (S. 1029-1078).
Die Nachzeichnung des Aufbaus und dargebotenen Stoffes sollte hinreichend
deutlich gemacht haben, dass das Buch den eingangs formulierten Anspruch einer
„faktengesättigten Darstellung" (S. 30) einlöst. Genauso kann Hersche das selbstgesteckte Ziel erreichen, die jeweils einschlägigen Arbeiten kritisch zu reflektieren.
Dies geschieht durch eine ungewöhnliche, aber äußerst positiv hervorzuhebende
„platzsparende Maßnahme" (S. 29), die auch erklärt, warum ein wissenschaftliches
Werk von 1060 Textseiten gerade einmal 328 Fußnoten aufweist. Nach jedem
(Unter-)Kapitel werden nämlich in Petitdruck mal längere, mal kürzere Literaturberichte eingeschoben, in denen pointiert Forschungsergebnisse diskutiert und - der
Empfehlung von Marc Bloch für das Schreiben einer Synthese folgend - offene
Forschungsfragen identifiziert werden.
Am Ende bleibt noch anzumerken, dass Hersche in seinen Äußerungen hin und
wieder auch übers Ziel hinausschießt, so etwa, wenn er zur Quellenlage bemerkt,
dass „Ego"-Dokumente „praktisch ausschließlich protestantischer, insbesondere
kalvinistischer bzw. englischer Provenienz" und Reiseberichte „eine bei den meisten
Historikern in Misskredit geratene und daher wenig verwendete Quellengattung"
seien (S. 88, 91). Ebenso geht er fehl in der Annahme, dass Individuen die Gräben,
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die sich zwischen den konfessionell verschieden geprägten Kulturen auftaten, „kaum
jemals überschrittfen hätten], höchstens etwa an den europäischen Fürstenhöfen mit
ihren Heiraten und Konversionen" (S. 893). Doch das sind Petitessen und können
den Gesamteindruck nicht schmälern: Peter Hersche ist mit diesem Werk ein großer
Wurf gelungen. Zweierlei trägt dazu besonders bei: Zum einen eine durchweg
anschauliche, manchmal sogar spannende Darstellungsweise. Zum anderen, dass der
von Neugier und wohl auch Sympathie für die frühneuzeitüchen katholischen Kul­
turen angetriebene Autor sich mit dem von der Forschung Erreichten nicht begnü­
gen will und deswegen Zusammenhänge erkundet, die andere, vor ihm, noch nicht
erkannt haben.
Leipzig
Jörg Deventer
Ebelová, Ivana u.a. (Hgg.): Pamětní kniha města České Lípy 1461-1722
Gedächtnisbuch der Stadt Böhmisch Leipa 1461-1722].
[Das
Univerzita Jana Evangelisty Purkyně, Ústí nad Labem 2005, 377 S., Abb., CD-ROM (Libri
civitatis 1).
Immer mehr alte Handschriften werden weltweit digitalisiert und meist via Internet
erschlossen. Der Weg zu ihnen ist dann zwar wesentlich einfacher, nicht aber die
Arbeit mit ihnen. Einem breiteren Kreis von Forschern - nicht nur Historikern und
Archivaren, sondern zum Beispiel auch Sprachwissenschaftlern - wird eine mittel­
alterliche und frühneuzeitliche Quelle erst durch eine kritische Edition zugäng­
lich. Aus diesem Grund entstand an der Jan-Evangeüsta-Purkyne-Universität in
Ústí nad Labem (Aussig) die Idee, die ältesten Stadtbücher aus Nordböhmen und
später auch aus anderen Gebieten der böhmischen Länder im Rahmen einer Edi­
tionsreihe mit dem Titel „Libri civitatis" herauszugeben. In den Jahren 2004 bis
2006 wurde das von Michaela Hrubá, Inhaberin des Lehrstuhls für Geschichte der
Universität Üsti nad Labem, geleitete Projekt von der Wissenschaftsstiftung der
Tschechischen Republik (Grantová agentura České republiky) finanziert und 2005
erschien in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Historische Hilfswissenschaften
der Karlsuniversität Prag und dem Staatlichen Gebietsarchiv Litoměřice (Leitmeritz)
der erste Band der Reihe - das Gedächtnisbuch der Stadt Česká Lípa (Böhmisch
Leipa).
Česká Lípa gehörte im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit zu den bedeu­
tendsten Landstädten Nordböhmens. Das erste Stadtbuch vom Ende des 14. Jahr­
hunderts gilt seit dem 18. Jahrhundert als verloren, daher ist die älteste erhaltene
Quelle dieser Art, auf die heute zurückgegriffen werden kann, das so genannte
Gedächtnisbuch von 1461. Im Gegensatz zum ersten Stadtbuch, in das die wichtig­
sten Stadtprivilegien eingetragen wurden, diente dieses eher dazu, gewöhnliche
Angelegenheiten des Rates und der Bürger zu registrieren. In den ersten etwa 100
Jahren seiner Existenz wurden deswegen im Gedächtnisbuch Angaben aus diversen
Bereichen des Stadtlebens (Zünfte, Finanzen, Verwaltung, Markt, Bauwesen,
Bürgerrecht, Gerichtswesen) verzeichnet. Als dann für viele dieser Themen spezielle
Stadtbücher entstanden, behielt das Gedächtnisbuch nur noch die Funktion eines
Bürgerbuchs, in dem die Erwerbungen des Bürgerrechts verzeichnet wurden.