Sicherheitserziehung Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen und Senioren Heiner Müthing, Uli Hesse, Andrea Bause Wuppertal 15.08.2015 12. August 2015 Sicherheitserziehung Feuerwehr und Pflegeeinrichtungen – wie kommen wir zusammen? Heiner Müthing Seite 2 Aus der Presse 8. Januar 2013 - Wuppertal. Bei einem Brand in einer Wuppertaler Wohnanlage für Menschen mit Behinderung ist ein Mann ums Leben gekommen. Das Feuer war am Dienstag aus noch ungeklärter Ursache im Erdgeschoss der Einrichtung in einer Wohnung ausgebrochen, wie ein Sprecher der Polizei sagte. - Ein 43 Jahre alter Mann ist am Dienstagnachmittag bei einem Brand in einer Behinderteneinrichtung in Wuppertal ums Leben gekommen. Das Feuer war aus noch ungeklärter Ursache in der Wohnung im Erdgeschoss der Einrichtung ausgebrochen, wie die Polizei mitteilte. Dort fanden die Rettungskräfte die Leiche des Mannes in seinem in Flammen stehenden Bett. Laut Polizei hatte der Mann die Feuerwehr selbst alarmiert. Wie er ums Leben kam, sei noch nicht eindeutig geklärt. Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 3 Aus der Presse Brand in Wohngruppe behinderter Menschen Gelöscht hat die Feuerwehr einen Brand im Haus St. Vinzenz am Stadtpark. - Ahlen (sen) - Gebrannt hat es am Montagvormittag in den Räumen einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderungen im Haus St. Vinzenz am Stadtpark. Die Bewohner wurden unverletzt in Sicherheit gebracht. Das Feuer wurde gelöscht, bevor es sich von einem Abstellraum aus weiter ausbreiten konnte. - Ausgelöst hatte es ein Deckenlüfter. Gegen 10 Uhr hatte die automatische Brandmeldeanlage des Hauses Alarm geschlagen, wie Wehrchef Walter Wolf berichtet. Der Löschzug Hauptwache rückte aus und fand im Abstellraum einer Wohngruppe im zweiten Obergeschoss brennende Plastikbehälter vor. Wolf zufolge hatte ein in Brand geratener Deckenlüfter die Behälter entzündet, als er herabfiel. - Der Hausmeister hatte vor Eintreffen der Wehr bereits versucht, das Feuer mit einem Pulverlöscher zu ersticken. Da jedoch dichter Rauch aufstieg, musste er den Versuch abbrechen. Als die Einsatzkräfte ankamen und das Feuer mit Druckluftschaum löschten, hatten die Mitarbeiter der Einrichtung laut Wolf bereits begonnen, die zehn Bewohner in Sicherheit zu bringen. Neun von ihnen wurden herausgebracht. Ein Bettlägeriger sei dort belassen und vor Ort betreut worden, da er durch eine Brandschutztür geschützt gewesen sei, so Wolf. Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 4 Verhalten und Reaktionen von Menschen mit Behinderungen Beispiel Neustadt - Rollstuhlfahrer fährt sich fest Rollstuhl steht quer in der Tür und blockiert diese. Mehrere Rollstühle bilden einen unüberwindbaren Stau Gehhilfen und Rollatoren werden zu Stolperstellen. Rollstühle werden verlassen um „schneller“ flüchten zu können - Reagieren emotional Verwirrt Verunsichert Sind überfordert Wollen wieder zurück in Ihre vertraute Umgebung Klammern sich an die Helfer Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 5 Verhalten und Reaktionen der Betreuer Beispiel Neustadt - Betreuer sind überfordert Zuwenig Betreuer um überall helfen zu können Stehen selber unter Schock Sind vielleicht selber verletzt Wollen alleine helfen - Wer behält die Gesamtübersicht? Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 6 Herausforderung - Mit den Reaktionen und dem Verhalten der Menschen mit Behinderungen umgehen können - Unvorhersehbare oder irrationale Reaktionen in die Planung mit einbeziehen. - Leichte Sprache anwenden - Mit Zeichen arbeiten Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 7 Einschränkungen von Menschen mit Behinderungen - Menschen mit Hörschäden nehmen nicht nur Feuer später wahr, sie haben auch Probleme mit der Kommunikation mit Helfern und Rettern. - Menschen mit geistiger Behinderung haben Angst vor dem ungewohnten und Neuen, können sich nicht darauf einstellen, flüchten und verstecken sich und wollen immer wieder in Ihre vertraute Umgebung. - Menschen mit körperlicher Behinderung können sich meist nicht selber retten, haben ein eingeschränktes Bewegungsfeld, sind auf Hilfe anderer angewiesen. Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 8 Einschränkungen von Menschen mit Behinderungen - Verringerte Mobilität Verlangsamte Wahrnehmung Reaktionsvermögen? Sinneswahrnehmungen? Selbstrettungsfähigkeit gegeben? Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 9 Verhalten in der Situation - Angst vor der Feuerwehr und deren Kleidung (Atemschutzträger, Geräuschkulisse) - Sich verstecken wollen vor der Feuerwehr (Dusche, Schrank, Nebenraum ) Abwehrhaltung , sich wehren , Schlagen, Treten, Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 10 Möglichkeiten der Feuerwehr - Kenntnisse am Objekt auffrischen durch Besichtigungen, Führungen mit Personal - Einsatztaktiken besprechen und üben - Evakuierungspläne gemeinsam angehen - Vorbeugender Brandschutz und Baulicher Brandschutz im Spannungsfeld zwischen Wohnqualität und barrierefreiem Wohnen - Außenwohngruppen in Übungspläne einbeziehen Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 11 Was noch? - Personal sensibilisieren - Feueralarm mit den Menschen mit Behinderungen trainieren - Abläufe durch wiederholtes Üben alltäglich machen - Wiederholungen so lange, bis es aufgenommen worden ist - Kurze Fluchtwege in der Planung realisieren Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 12 Wie wird eine Idee umgesetzt? 1.) Planen 5.) Verbessern 4.) Rückmeldungen 2.) Entwickeln 3.) Durchführen Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 13 Welche Gruppen sollte man einbeziehen? Feuerwehr LeitungsKräfte Senioren/ Angehörige MmB Pflegepersonal Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 14 Sicherheitserziehung Mögliche Erkrankungen und Einschränkungen in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen Andreas Bause Seite 15 Aus der Presse UBM Andrea Bause – Löschzug Bigge-Olsberg 45 Jahre Beruf : Krankenschwester Jetzt Pflegefachkraft beim MDK WL Seit 2003 Mitglied in der Feuerwehr Seit 2010 Freiwillige Feuerwehr Stadt Olsberg Löschzug Bigge Olsberg Verantwortliche für BSE / BSA Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 16 Themen: Erkrankungen in Pflegeinrichtungen Psychische Erkrankungen Erkrankungen in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 17 Erkrankungen in Pflegeeinrichtungen: Demenz, Korsakow Syndrom Schlaganfall Seh- und Hörbeeinträchtigung Morbus Parkinson Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 18 Erkrankungen in Pflegeeinrichtungen: DEMENZ Demenz ist eine fortschreitende, unheilbare Erkrankung des Gehirns. Häufigkeit der Erkrankung nimmt mit steigendem Lebensalter zu. Organisch bedingter fortschreitender Verlust geistiger Fähigkeiten Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 19 Erkrankungen in Pflegeeinrichtungen: Veränderungen im intellektuellen und kognitiven Bereich Gedächtnisstörungen, Zerstreutheit, Konzentrationsstörungen Orientierungsstörungen: Zeitlich, Örtlich, Situativ, Persönlich Sprachstörungen: Wortfindungsstörungen, Sprachzerfall Apraxie: vergessen von Handlungsabläufen ( z.B. Ankleiden) Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 20 Erkrankungen in Pflegeeinrichtungen: Stimmung und Befindlichkeit: Interessenlosigkeit Affektiver Rückzug Ängstlichkeit Stimmungslabilität, Neigung zu diffuser Verstimmung Verhalten: Apathie Reizbarkeit, Aggressivität Körperfunktionen: Im Krankheitsverlauf zunehmender körperlicher Abbau bis zur vollständigen Pflegebedürftigkeit Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 21 Erkrankungen in Pflegeeinrichtungen: KORSAKOW SYNDROM Korsakow Syndrom: ist eine Form von ( Kurzzeit-) Gedächtnisstörung, die durch Alkohol, Gehirnentzündungen, Gehirnverletzungen hervorgerufen wird. Gedächtnislücken treten auf, werden mit Floskeln überspielt. Die Betroffenen wirken konfus, desorientiert. Gerade eben Gesagtes ist innerhalb kurzer Zeit vergessen. Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 22 Erkrankungen in Pflegeeinrichtungen: SCHLAGANFALL Schlaganfall ist ein plötzlicher Gefäßverschluss eines Hirngefäßes. Es können alle Bereiche des Gehirns betroffen sein. Je nach geschädigtem Gebiet, und Größe der geschädigten Bereiche sind unterschiedliche Ausfälle erkennbar: Lähmungen der Extremitäten, Gangstörungen, Gangunfähigkeit Sprachstörungen, Wortfindungsstörungen, Sprachverlust Sehstörungen, eingeschränktes Gesichtsfeld, Blindheit Schluckstörungen Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 23 Erkrankungen in Pflegeeinrichtungen: SEH- UND HÖRMINDERUNG Sehminderung: entstehen durch unterschiedliche Erkrankungen der Augen: Makulardegeneration Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 24 Erkrankungen in Pflegeeinrichtungen: SEH- UND HÖRMINDERUNG Grauer Star Schwerhörigkeit / Taubheit erschwert die Verständigung mit den Bewohnern. Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 25 Erkrankungen in Pflegeeinrichtungen: MORBUS PARKINSON Morbus Parkinson: Schüttellähmung, Gehirnerkrankung mit verschiedenen Merkmalen: Allgemeine Bewegungsverlangsamung, Versteifung Gesichtsstarre Gangstörungen (Trippelschritte, Schwellenangst, Starthemmungen) Verlangsamtes Denken, Handeln Sprachstörungen (leise, monotone, verwaschene Sprache) Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 26 Psychische Erkrankungen in Pflegeeinrichtungen: SCHIZOPHRENIE Schizophrenie: ist eine häufige, schwere Form der psychotischen Erkrankungen: akustische Halluzinationen sind häufig Psychosen gehen mit Realitätsverlust einher, wirken zerfahren Verfolgungswahn Große Erregungszustände Starke Antriebsminderung Patienten erhalten Neuroleptika, die dämpfend wirken die Reaktionsfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit und Orientierung der Patienten einschränkt. Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 27 Erkrankungen in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen: - Intelligenzminderungen - Spastiken Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 28 Erkrankungen in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen: INTELLIGENZMINDERUNG Unvollständige Entwicklung der geistigen Fähigkeiten Beeinträchtigung der sozialen, motorischen Fertigkeiten Sprachentwicklung Ursachen: - Genetisch bedingt: Chromosomenschädigungen - Schädliche Substanzen in der Schwangerschaft - Hirnschädigung unter der Geburt Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 29 Erkrankungen in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen: STUFEN DER INTELLIGENZMINDERUNG Leichte Intelligenzminderung: Geistiger Entwicklungsstand eines Erwachsenen vom Niveau eines Grundschulabschlusses (Intelligenzalter 9- 12 Jahre) Sind lernfähig, haben Gedächtnisschwächen, Konzentrationsstörungen besuchen Förderschulen für lernbehinderte Menschen Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 30 Erkrankungen in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen: STUFEN DER INTELLIGENZMINDERUNG Mittelgradige Intelligenzminderung: Geistiger Entwicklungsstand eines Erwachsenen vom Niveau eines Grundschulkindes (Intelligenzalter 6 - 9 Jahre) deutliche Entwicklungsverzögerung im Kindesalter besuchen Förderschulen für geistig behinderte Menschen können in geschütztem Rahmen Arbeiten, Lesen und Schreiben erlernen Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 31 Erkrankungen in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen: STUFEN DER INTELLIGENZMINDERUNG Schwere Intelligenzminderung: Geistiger Entwicklungsstand eines Erwachsenen vom Niveau eines Kindergartenkindes (Intelligenzalter 3 – unter 6 Jahre) Können nicht lesen und schreiben sind nicht Schulbildungsfähig in Förderschulen für geistige Behinderungen in lebenspraktischen Tätigkeiten bildbar dauerhafte Lebensunterstützung erforderlich Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 32 Erkrankungen in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen: STUFEN DER INTELLIGENZMINDERUNG Schwerste Intelligenzminderung: Geistiger Entwicklungsstand eines Erwachsenen vom Niveau eines Kleinkindes (Intelligenzalter unter 3 Jahre) Beweglichkeit, Kontinenz und Sprachvermögen sind hochgradig eingeschränkt Auswirkungen: mangelnde Einsicht Antriebsminderung Geringe/Keine Eigeninitiative Affektive Erregung mit Wutausbrüchen Angstzustände Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 33 Erkrankungen in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen: SPASTIKEN Eine Spastik ist eine erhöhte Muskelspannung der Skelettmuskulatur, die auf Grund von Schädigungen des Gehirns oder Rückenmarks entsteht. Die Spastiken bleiben für den Rest des Lebens bestehen. Betroffene Bereiche: Lähmung einer Extremität Lähmung beider Beine Lähmung einer Körperhälfte Lähmung aller Extremitäten Brandschutzaufklärung für Menschen mit Behinderungen Seite 34
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