Dichtung_poema magna[1]

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Poema Hamburga
Entrance, Portal, Zugangsdaten
I
Der Stadtmond geht auf
Mit der knarrenden Haustür
Und Kichern.
Ein durchgekneteter Tag geht auf
Ofengesicht, glühender König,
Vom Springer geschlagen:
Einen vor und einen zur Seite,
Als wäre es ein Rheinfall
oder bloß eine ungewollte Klospülung.
Mehliges Matt
Und aus die Maus.
Hisse eine der Fahnen,
denn noch steht die Welt auf beiden Beinen.
Noch wiederholbar, mit einem Doppelklick,
raunt sie ihre sandigen Daten
dem Kunden ins küstige Ohr.
II
Restlos sausen wir an deinen Türmen
vorbei und um ein Haar
hättest du die Kreuzung verpasst.
Zwei Generationen halten hier
Und warten geduldig auf Befehl,
nur neuronal gemeint, Insider-Bekenntnis,
Traumflasche, Kellogs zum Frühstück, ein Brief
Und ab geht die Post.
Ein Blick in die aufgeschlagene Zeit,
wenn wir uns hinten anstellen,
nicht dumm anstellen, weil Mama
dir verboten hat in diesem konstanten Durcheinander
von Klamotten, Heften, Stadtplänenden für Istanbul, dem früher stolzen Bollwerk
gegen den Islam – und jetzt den Rücken kehren
und nach Hause. Endlich nach Hause.
III
Müde wandern mit dem Seitenblick aufs leere Feld
Den Läufer übersehen und plötzlich
Ist das Glas gekippt.
Rubinrot breitet sich die Fläche auf dem gedeckten
Anlass plus Kontinent und fertig.
Land willst du bereisen
Nur ein Blick ins Telefonbuch, lass ihn weinen,
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er beruhigt sich gleich wenn der Wecker
und dann wieder raus in der Frühe
wenn der Flieder duftet hinterm Müll
an den Bergen unbestiegen sperren
und mit dem Kaffee wach geworden
wandern den Pfad Z/auswärts/weit/hinein
und laufen inmitten platzender Ballons.
die glühen bis zu den Kanten der Gipfel.
Dort laufen den Gang wo wir lernten,
riechen die Mauer von damals.
Feucht bröckelt der Putz
Von Alpenwänden, aneinander gelehnt,
rauscht noch die Spülung
hinter geöffnetem Fenster.
Und wir drehen uns zum Windrad
Und spielen Verstecken im Hof
Dann hallt dein verzweifelter Ruf
wo du denn steckst
und wir uns hinter den Nachbarn dann kriechen
dein Heft ist ganz leer
die Pflicht nicht getan
zu lang waren wir im Gebüsch
und untersuchten die brennenden Zweige
Jetzt knacken wir rastlos die Finger
Und laufen den Gang wo wir lehnten.
Wir riechen die Mauer, auch das eigene Knie
Und den Arm, dieser graue, menschliche Geruch
Und möchten mit dir sprechen.
„Please hold the line!”
Bis zum Aufgang, denn so vieles geht auf:
Zum Beispiel der Mond, die Rechnung, die quietschende Tür.
Wie das Papier knistert am Nil,
knacken deine hungrigen Finger,
knistert der Heimweg unter kieselnden Schritten
„wurde gestreut!“
Auch der Teig geht auf
Seine Kerben öffnen sich und wir ritzen
den eigenen Namen ins Mauerwerk,
Stab für Stab mischt sich bröselnder Rost
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In das sanfte Moos und schläft
Bis zum nächsten Gang.
Und wir laufen immer noch
kriegen, schneller noch und schnaufen,
eine Hand bereit, haarscharf, Klingeln, aus
und rein in das grau verstimmte Zimmer.
Glocken von drüben, von Osaka,
„wo Osaka liegt? nicht in Afrika,
nein, in Japan!“
Fenster zu, Stiller werden, jetzt sitzt du am Eingang
der Kirche und versteckst dich vor den Kameraden,
die dich sehen, alles verschwimmt hinter
bröckelndem Putz, die Steine riechen noch damals,
von ihnen lernen wir und laufen
unseren Gang und vor drei Tagen….
IV
Vor drei Tagen ist mein Pass abgelaufen.
Wie weise ich mich aus?
Die Nummer lautet -----------Geburtsdatum, Augenfarbe und Geschlecht
Sind immer noch aktuell.
Der Pass der europäischen Gemeinschaft,
ein Reisepass, den wir hinauffahren
mitten in den französischen Alpen.
Passieren die Grenze ohne Kontrolle,
aber mein Stempel, der fehlt.
Ist mein Pass nicht mehr gültig.
Wie bestätige ich mich ohne Stempel.
Existenz ohne Siegel, weise mich aus
Dreimal sind wir gelaufen hinauf
Und hinab um Ruhe zu finden.
Ich wollte dich anrufen, deine Nummer
War besetzt, deine Augen laufen mit.
Das ist mir noch nie passiert
Und dann ist es abends, dann ist es morgens
Und wieder ein neuer TagOhne Pass und Namen – Niemand!
Wer wird mir glauben
Unter den Stunden, Zyklopen
Und Anrufbeantwortern.
Jetzt stehen hier und suchen
In Sternen, Kompass und Karte
Und gelangen an eine versteckte Terrasse
Dort oben im Alpengrün.
Dort haben wir uns eingeloggt
Und sind jetzt dabei
Wenn die Zugvögel, nein,
Satelliten ihre Walzerrunde
Drehen und Umlauf kabellos
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Wir ohne Datum hinein bezogen
Adlerflug wie Helden im Garten,
der Krippe, man weint ohne Anschluss
die Zelte, die Tickets, ein Handschuh
denn die rissigen Hände,
denn die klirrende Kälte in Murmansk,
Komm, einen weiter, hier hinauf,
und nur zuhören am Ampelgrün
bis wir weiterziehen um die Ankunft
einzureichen beim servierten Pfannkuchen,
alles beieinander und kautnur um welchen Bezug kauen wir uns zurecht?
Um Mehl oder Milch oder Eier?
Aus welcher Mischung besteht das Ganze,
wenn wir den Tag rühren in der überlieferten
Schüssel auf dem verbäumten Tisch?
Der Weizen neigt sich im Wind, seine Ähren
Und wir pflücken auf virtuellen Feldern und Dörfern,
um sich neu zu finden bei der Ernte.
Melken zu durstig aus Informationen, Kanälen
Und geworfen von Mutterleib an
Bis zum Ei des Kolumbus.
Was zuerst da war und wer zuerst da war.
Aber wir glotzen den Abend zurecht
Und kauen und knistern und schlürfen
Schlaflos uns in fremdes Schicksal hinein
und wir liegen verbogen auf einem Streifen Papier
Leg´ nicht auf, lass´ uns hören, das hohe Signal
Am Ende des Kaps mit dem Kopfhörern, dem Wachs
In den verstopften Ohren,
Telefon, Telepathie, Telemachos.
Alles Spiele von der Telekom, komm, auf und los
Geht die Jagd mit dem zweiten Satz
Auf der Fahrt und Gruppe und Zug und spät weich
Die Feigen im Korb, die schlechten, die guten
Und immer noch ein dumpfes Hämmern aus der Werkstatt.
Und wir?
Wir kauen am knisternden Flurgang entlang
an der knirschenden Diele vorbei und
beruhigen dich am schweigenden Fenster
Dicht am Schnee vorbei
und suchen
In Sternen, Kompass und Karte
Und gelangen an eine gläserne Terrasse
oben im Alpenschrank voller Gipfel
und wir blasen die Trompeten zum Aufzug
wenn Roland in Spanien, dann in Oklahoma
blitzende Schwerter zieht, Michael die Pferde,
dann Karl kurz vor Barcelona, das war seine Armada.
und drücken dann auf Pause,
denn mein Pass ist immer noch
abgelaufen, die ganze Stadt umher
und habe dich gesucht die ganze Nacht
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und Europa nickt dir zu, nickt dann ein
mitten in den Alpen querfeldein.
Passieren die Grenze, die uns ausmacht
aber mein Stempel, wo ist mein Stempel?
V
Senkt auf zur Weile dröhnendes Rohr
an bröckelnden Wänden
Hinan nur zu und dann weiter im Marsch von Alban Berg
Oder war es Mahler eben noch durch den Lautsprecher
Am Hauptbahnhof die letzte Zeitung
umgeblättert seitenweise
Aufgeschlagen Infos geschluckt die Pillen
am Morgen Blicke
Zur Bahn in Reih und Glied mit dem Atem angestellt
Das Büro die Eingangstür wo nun und
wer zu beiden Seiten
Das Buch die Erfindung in Mainz fertig gedruckt
Geraten ein noch aus wieder auf die Wendeltreppe
Voller Chromosomen im Anmarsch
in einer endlosen Schleife
Am Boden ein Faden ein Labyrinth auf der Flucht
Manche flogen und brannten andere verliebten sich
Und gründeten Städte im Bausch und
bogen bei der Anfahrt
Zur Arbeit noch ganz verschlafen
verträumt und unausgegoren
Der geknetete Tag in den Händen der Mutter
Und weiter wie gehabt,
wenn wir Iran im Urin spüren
In unerkannter Anreicherung
Weggespült mit den Infos 1001
Oder 235 flüstert der Urahn
Aus Isfahan, ganz ruhig und besonnen,
ohne Eile im Gang, ohne Stress,
silberweiß glänzt durchs Radio
in der Mensa zwischen den fernen Zeilen
zu kauen und zu zeugen
that thereby beautys rose might never die
Doch mit der Zeit gleiten wir die Treppe runter
Hinab ins Untergeschoss
Meiner tröpfelnden Stadt.
Ihr Schoß ist weich und geheizt,
Gänge mischen sich ineinander, Fluren
Verdoppelten Blicks weit den Tunnel von fern
Verrät uns der Durchzug verspätete Abfahrt
Im wühlenden Dickicht kosmetischer Figuren
Dicht an verschlossenen Händen,
die nach Türen greifen und hinaus fliehen
wie getroffenes Wild
wir streifen leicht und gehetzt ins Ziel
und weichen lächelnd strampelnden
Völkern auf dem Gehweg aus
Grüßen fremd vorbei
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Begleitet von einer Truppe Gedanken,
die klingen fast wie eine Reger Orgelfuge.
Das Thermometer klebt immer noch am Mund
Der Stadt, Ruinentor, Apothekenlicht,
Schaufensteridylle, Decoration promise, Glasträume
Im leicht gebückten Rückenwind ohne Radioansage.
Schweigendes Plenum im Foyer, watende Augenblicke,
dünenverstummt, sandverweht, weitriechender Flieder
und wir waten immer noch durch Matsch und Quatsch,
bis wir eingelassen werden, rein, rein, rein
und von der Raupe zum Publikum werden
wie gewohnt klatschen in den Rängen, aufstehen,
wenn wir wach sind, zu Bett gehen
wenn wir weiterziehen - und das alles,
um die Miete zu zahlen.
So traben wir uns an den sinnschiefen Stattrand
Nach der mittdreißigsten Drehung und balancieren
Hey, schwindelfrei!
Auf dem Rand wie auf der Schnur vom Schulhof,
die für Schuhe, das Springseil, den Labyrinthfaden
und bewandern den Äquator wie ein Mäander
und schlängeln uns nach oben und nach unten
mit der Sinus-Kurve, denn die U-Bahn ist nicht weit von hier.
Dicht gedrängt das x und der Term
in der geschweiften Klammer,
assoziativ, ohne Gleichung,
dicht gedrängt setzen wir uns fort
wie Seepferdchen und taumeln durch die endlose See
inmitten des von Träumen verkritzelten Koordinatensystems
auf dem grauen Milimeterpapier,
saust mein Stift die stillen
Kurven, ich komme mir schon selbst
vor wie eine Parabel,
stetig am Verlernen und doch
diese Liebe zu den Zahlendoch wir unterbrechen unser Programm auf möglichst
jeder Zeile und springen von Etage zu Etage.
VI
Der endlose Vorrat an vergilbten Tagen
Riecht nach dem Speicher von oben,
nach feuchter Wäsche zwischen den Spinnen,
wühlen sich verstaubte Kinderhände durch das Gewebe
eines Abends, eines Morgens und dann noch der Ruf
aus dem Treppenhaus, wo ich denn sei plus Echo.
Versteckt habe ich mich aus Angst
Seit zwei Stunden kauere ich sinnschief
Unterm Dach, Feigenkerne knistern
Zwischen deinen Zähnen, malmen sich
einen Tagesrest, einen Auszug, den Buchdeckel dortunaufgeschlagen wenden wir uns zum Gelände,
schließen zweimal die Tür, speichern das Ungesagte
und gleiten die polierten Stufen hinab
ins Erbgeschoss. Den fremden Schlüssel voll Stolz
in meinen müden Händen.
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„Woraus bist du genommen?“
„Gefunden habe ich ihn unter den Dächern!“
unter dem endlosen Vorrat.
schlägt sich durch die Plane am Häusergerüst
Und meldet sich wie die Hand durch die Falten eines Kleids
Plötzlich an, unerwartet, auflehnend
etwas geht mir durch den Kopf.
Viele Bäume beugen sich im späten Wind
In den quergefegten Straßen, richtungslos,
Blätter, Nachrichten, Papier wirbeln ihre Kreise
Und tanzen und wir schauen zu an der Haltestelle
Und gehen auf und ab zwischen Europa-Passage
Und Heimweg, heim, heim, nach Hause,
nicht mehr draußen sein, nicht mehr kalt
zu 20 % wahrscheinlicher dein Aufenthalt,
ob Elektronen oder Asylanten, a-pro-pos:
mein Pass ist immer noch abgelaufen.
So schlagen wir uns durch
die gewogenen Pläne hindurch
In Tabellen, Tarifen und Dateien und entfernen
Und entfalten die Skizze wie ein Kloster
Auf unberührtem Grundstück an Mauern gelehnt,
an deiner Brust im Hof, haben Unerhörtes überliefert
für die nächste Generation, laufen sie noch
um den Bus zu kriegen für den nicht mehr haftenden Heimweg.
Mit einem Streifen Tesa
kleben wir erinnertes Schüttgut
an die Nachtlampe, um besser zu sehen,
was im Werk vor sich geht, flüsternde Nachtwachen
im Drahtgespräch der Zentrale.
Schicht um Schicht zu tragen bis zum Morgen
Die Ablösung, die Tasse Kaffee hingeschüttet
Als rohe Idee, „bin noch nicht richtig da!“
Schlürft der Chor still vor sich hin und blickt
In den launig gähnenden Schacht samt Mundgeruch
Einer unaufgeräumten Welt „und dieses Zimmer?“
Zischt der Chef im Chaos hin und her.
Die Kunden erschüttert über den Lärm, den grollenden
Donner, als rissen Wände entzwei, prasseln
Deine Worte durch das undichte Dach.
Bis hin zur Aufschüttung,
graben durch den dicht gedrängten Tag,
dann Kinderstimmen, Rabenrufe, Sirenen
aus der Ferne, ein Fax ist gerade angekommen
und wenn schiefer der Sinn am Ende der Leitung
verlegen stottert, Papier zu füllen, Texte, Koriander, Ingwer und
Dill.
Dill kommt aus Persien
Und wurde später auch in Spanien
Und Frankreich und Deutschland
Angebaut.
Ohne Übersetzung angebaut
Mit frischer Erde zwischen den Fingern
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den Spaten in das Beet gestammelt
Mit gefalteten Händen murmeln
Mit dem Westwind das Kyrie.
Die Amseln im rauschenden Verkehr,
Wolken decken uns, „der Bus! Der Bus!“
Nur zu, fahre hinaus in die Ferne
Jeden Morgen neu, nichts ist sicher,
will aber Halt, mich halten
an den festen Stand, und Ruhe,
nur Ruhe im rauschenden Kanal
mit dem Hörer am Ohr
und deutschen Stimmen aus dem Vorzimmer,
früher der Vorhof von Mauern umgeben
und Toren und dann plötzlich
ein Windstoß.
Aufgelegt. Was solls?
Den gelben Marker zu unterstreichen
Den Text vor der Sonne
Und wandern im Schriftzug
Unsere Karte auf und ab.
Der stumme Asphalt, unser Gang.
Vorbei.
Um sich selbst ähnlicher zu werden,
macht sie ihr Haar zurecht.
Wir ballten den Neuschnee zum Werfen,
doch war er nicht feucht genug auf
dem zugepuderten Feld.
Bevor wir erwachen der Zusammenhang, entgleiten zur Lawine,
der Spaten, die Eisschicht, gähnender
Abgrund, die weiße Decke, der Wecker
Schließt die Kerbe im ungekneteten Tag.
Dann drehen wir ganz einfach die Leinwand
Um 90° und kippen uns westwärts
Zur Fassade des Stadtzentrums------VII
Schielende Türme.
Über der Fußgängerzone, die einig raunt und flüstert.
Meine Kuppel jedoch spitzt sich himmelwärts und weich
Kritzelt der Bleistift die heranziehenden Wolken
Näher und näher heran, um sich einen Namen
Anzubauen mit Stroh, Holz und Diamanten.
Gegabelt, geschnitzt und geläutert türmen wir uns
Langsam über die asphaltierten Jahre, flattern
Deine Schritte, um Tauben, die flüstern, die betenden
Frauen und murmeln inmitten der heulenden Sirenen
Am Ufer und den quietschenden Gleisen, der Tag,
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wenn es dunkler mit dem Gummi radiert.
Die rechte Ecke auf dem Papier ist noch weiß,
unfertig die Baustelle aus Schotter und Geröll.
Wir kühlen unsere marschierten Füße im Kiesel
Und rühren Kalk und Splitt in unser stilles Gespräch,
das formbeständig prägt, wie wir aufwachsen
als kerbfeste Seele das Nächste anklicken
uns neu zu bündeln, wenn wir die Tür öffnen.
Zu biegen, Raum betreten, reißfest uns halten
Mit dem Begriff klinken wir „es werde!“
Unser plötzliches Neon schmiert sich zur Stunde,
spiegellos, Graffitii, mit hochgezogenen Brauen
die Höhlen von Lascaux, hörnt sich der Blick zum A,
dem Auerochsen, das getroffene Wild in die Wälder
und der Bogen in deiner Hand, ihre Kontur, sie hält
Vasen, Fresken und Mosaik, Tempel, Hof, Musik
im Abteil, wo die Fahrenden nacheinander dasselbe
Thema husten, e-moll Fuge, wohltemperiert
Am Fenster und den quietschenden Gläsern,
wir schließen, „zurückbleiben bitte!“ und die Gäste
sich einsam stauchen in der einig rauschenden Menge.
Bald sind wir da, denn es riecht jetzt schon
Nach gemähtem Rasen und hymnischem Alpenecho,
bevor wir zu Bett gehen noch Algengesang
und die Kiesel-Spur unter deinen verbrauchten Sohlen
bleibt, wenn du schon weg bist, das Ufer noch in Sicht.
An meinem Ufer schwimmt ein Balken mit Blumen
durch Lasten längs und quer zur Achse
Gegenüber der Stiefelsohle wohnt ________
Der fremde Söhne heranzog, gelungene
Seufzer bei Feierabend zum Grillen
Wood you bring the fire?
Fleht die Prominenz, türmen sich die Namen
alpin, Elefanten, abgelaufener Pass, müde Füße
unter Strom, Wölfe, übersprungene Zäune
und Entführungen die neuesten Nachrichten
am Datum vorbei mit fehlenden Angaben
sine nomine der Ausflug und niemand da
wenn wir den Anker heben und Alpenträume
zu steigen, endlose Aufzüge, hellere Etagen
bei der Ankunft in Aachen um 8.14 Uhr
Durch soviel
Wo Licht und
Dann ist der
Und ich höre
Korridore geschlichen
Tür jetzt zu.
Tag von uns gewichen
dir leise zu.
Eine Birke, ein Balken, ein Scheit.
Wir wärmen unsere Hände nachts
Und ziehen uns die Splitter aus den Blicken,
und dann:
Die fremd zerkauten Schicksale
Online abrufbar, stimmlos
In Leuchtschrift blitzen sie auf
Und reden dir umgeblättert zu.
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Sie flehen und flüstern in Rätseln,
kauen ihre kritische Masse mint
ohne zu schlucken mit dem bitteren
Nachgeschmack im flimmernden Abbild
Aus Pixel und Sternen, enter und löschen,
denn es ist Zeit zu schlafen.
Gute Nacht!
Wühlen windige Schatten zwischen den Zweigen
Eines durchdachten Stammbaums, dort, am Stadtrand
Beim Tor, auf und weg ist der Bus,
auf den wir gewartet haben.
Schlagen uns durch die
unangekündigten Jahre
Dicht an dicht die Worte fehlen,
die Gäste, Frau, Kind, Mama,
-HERR.
VIII
mit Folie überzogen,
der quietschende Abend
bis zur Rot-Ampel die endlosen Straßen,
Linien der fliehenden Perspektive,
Gedanken entlang
Am Eingang, das Portal,
die Menschenmauer, die Konsolen,
die flackernden Leuchter und
der flatternde Taubenschwarm.
In Rom wächst schließlich immer noch Gras.
Der junge Engländer Tizians schaut fassungslos zu,
grün drängt sich die Landschaft durch seinen Blick,
flattern drängt sich, flackert die Straßen entlang,
bremst, knirscht und quietschtund wir
had somewhere to get to and sailed calmly on
und prüfen die sandige Brise,
wie der Wind an deinen Armen riecht
beim einatmen, der vierstellige PaINter,
zim-entspeert, welcome to O2,
“gib mir auch einen Schluck!”
Und die Fingerabdrücke, Fettflecken, Kratzer?
Bis zum Morgen ist alles mit Folie überzogen,
overhead, nur eine laute Fliege verirrt
sich im Licht.
„Wo waren wir stehen geblieben?“
Ein Abend, ein Morgen, ein neuer Tag,
der ist stramm gegürtet wie Ranuccio Farnese,
„was kost´ die Welt?“
Er weiß, wie ähnlich er sich sein kann
auch wenn er noch zur Schule schluckt
Den ganzen Tag
Wählen, wählen, wählen
und sprechen, sprechen, sprechen
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und abgewiesen werden
und?
Mittags schwanken wir dann
kaffeeschlürfend
zur Löwenstunde.
Der ganze Tag –
Auch nur ein Gleichnis.
So what?
Schaut man genauer hin,
so hat auch ein Sommertag,
an dem der Flieder duftet
und die Amseln zwitschern
und die Bienen summen
eine dämliche Delle.
Da hilft manchmal nur ein Plakat,
das etwas Unnützes verkündet.
Kleistern, kleben und anschauen
Und den Abend vergnügt singen
Bis es dunkel ist.
Der üble Druck wird dich nicht knicken,
denn du glimmst hartnäckig von der Sohle an
und hast nicht verlernt, hinauf zu sehen
zu der raunenden Dachrinne,
Sternenfang, bis drei gezählt
und weg. Du musst uns suchen,
wenn die Glocken läuten im Handumdrehen
Sirenen, Hunde und der aufheulende Rückwärtsgang
einer zahmen Erinnerung ohne Leine,
ohne Futter, Ziel und Programm,
nur die Andacht, wenn wir beide hier sitzen
auf der namenverritzten Holzbank
im Westschiff zu flüstern ohne Butterbrot,
nur das eingewickelte Papier knistert
ein Echo entlang, Masten, Deiche, Möwen
jammern, Wind, der keine nationalen Grenzen
berücksichtigt, Gebete gleich hinter der Brust,
trockene Lippen, glühende Sonnenaufgänge,
zwei Raben rechts und dann die große Weißfläche
auf der frischen, unbenutzten Leinwand.
Der vage Monat April
weicher Beine
bei einer Kugel Malaga-Eis
im sturen Stau des Hofwegs
im Aneinander von strotzenden Bussen
schwankenden Figuren in den Schaufenstern
und blinzelnde Vorhänge,
die wir gerade zuziehen,
zu grell der Stich vom Horizont,
thermisch Weitfühlgeschichten
direkt geimpft gegen zuviel Erinnern,
wenn wir morgens wintermüde
uns schleppen in die Schlappen
Gleich hinterm Ohr wächst ein Johannesbrotbaum.
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An ihm stehen wir uns spät
zur Warteschleife.
Das ist auch nur ein Vorwand,
um auszuruhen an diesem immergrünen Nachmittag
mit dem rastlosen Gedanken, besser Prosa zu machen,
die Zeilen zu strecken, um noch dichter anzustehen
um nicht zu sagen: „So ein Mist auch!“
Da wächst ein Baum gleich hinterm Ohr
und übersteigt die dunkle Vorwelt. Marmelade
kleckert ihre fälligen Verse vom Gewand.
Was wir pflücken, was wir beißen und kauen,
unsere knirschenden Zähne fertig mahlen,
das schlucken
Erst das gemahlene Bild stampft still
und gemessen im Trumpfsumpf,
ob Heide, Jude, was auch immer!
Erst die amorphe Fläche präzisiert den Schliff
bis ins Mark und Münze, ein Wurf
in den schwankenden, stolpernden, kippenden
Halt –
Den Blick im Griff,
der heiter lau die Farben mischt
Erst das gemalte Schwarz schlürft sich
wer weiß wie zur Mitte, der Rand.
Erst der kleckernde Wille macht
die zögernde Wucht.
Wood you bring the build to usUnd jetzt?
Das Ende der Wirbelsäule vom Text
drückt nach oben
beim Kuckucksruf
seine sakralen Wurzeln
zu heben„und zu sitzen nervt.“
Man verliert Freunde
mit dem schwarzen Haar.
Denn Freundschaften fallen aus,
fallen zu Boden
oder bleiben
an der verbrauchten Bürste hängen.
Die gefärbten Gespräche
ermüden von selbst,
und wir gurren und gähnen.
----und kichern.
Exit.
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