leben 17 - SABINE SPIELER

leben 17
F R A N K F U R T E R A L L G E M E I N E S O N N TA G S Z E I T U N G , 2 1 . J U N I 2 0 1 5 , N R . 2 5
PLATZ 1
Brutzel-Alternative
Das Ceme-Gel hält, was es verspricht:
Die Textur ist leicht, riecht neutraler als
die üblichen Selbstbräuner und lässt
sich gut verteilen. Durch den Zusatz
von Thermalwasser kann man die
Creme auch als Feuchtigkeitspflege
nach dem Duschen verwenden – und sogar für das Gesicht. Ich bin begeistert.
Nach zweimaligem Auftragen hat die
Haut tatsächlich eine leichte, natürliche
Bräune, die nicht nach einer
Woche Brutzel-PauschalUrlaub aussieht.
Mission Sommerteint
Natürlich ist es ein Trugschluss zu glauben, dass man von Anfang Juni bis Ende August durchgängig braun ist. Und
dass Selbstbräuner da ohne weiteres nachhelfen können. Viel zu oft mutet das Ergebnis nach der Bräunung im
Badezimmer leider orange, fleckig, streifig an. Unsere Autorin Sabine Spieler hat zehn Produkte über vier Wochen
am eigenen Leib getestet – und ist zwischendrin auf ein paar echte Schätze gestoßen.
Autobronzant Hydratant Moisturizer Self Tanner
von La Roche-Posay, 100 ml, 15,90 Euro,
erhältlich in der Apotheke.
PLATZ 2
Wie eine Italienerin
PLATZ 7
Nie abends auftragen
Selbstbräuner fürs Gesicht sind so eine
Sache. Wer riskiert da schon orangefarbene Flecken? Das Tonic der Eigenmarke von dm verspricht eine gleichmäßige
Bräune und soll nach der Gesichtsreinigung – und am besten noch nach einem
Peeling – aufgetragen werden. Das Tonic riecht stark nach Kokos. Muss man
mögen. Nach einigen Minuten bleibt
der typische Selbstbräunerduft in der
Nase. Und dann färbt das Tonic auch
noch ab, es bietet sich also nicht an, mit
der Aktion abends zu beginnen. Dann
die Enttäuschung: Das Versprechen,
dass die Bräunung nach zwei bis sechs
Stunden abgeschlossen sein soll,
ist nicht eingetroffen. Ein zweiter
Versuch, jetzt mit mehr Glück.
„Du hast eine frische Farbe“, sagen Freunde am nächsten Tag.
Sundance Selbstbräunungstonic von dm,
200 ml, 2,95 Euro.
Anna Kournikova, Pippa Middleton und
Lady Gaga schwören angeblich auf XenTan. Die amerikanische Kultmarke verspricht verführerischen „Glow“. Die
Konsistenz des Bronzeners könnte cremiger sein. Ich muss genau aufpassen, die
Creme gleichmäßig zu verteilen. Das
Gel wäre vielleicht die bessere Alternative gewesen, oder ich hätte den passenden Handschuh dazu kaufen sollen, der
vom Hersteller empfohlen wird. Ansonsten lässt hier nichts zu wünschen übrig.
Dank des Vanillegeruchs fühle ich mich
wie ein Karamellbonbon. Mein Sohn
möchte gleich wissen, was ich Leckeres
gegessen habe. Vom Resultat wenige
Stunden später bin ich begeistert: Der
Bräunungseffekt ist so wie beschrieben.
Mein Sommerteint ist nicht orange,
nicht gelb, sondern oliv-stichig wie der
einer Italienerin. Das hat zwar
seinen Preis, ist aber immerhin
günstiger als ein Italienurlaub.
PLATZ 8
Macadamia-Hölle
100 Prozent natürliche Düfte, frei von Silikonen, Parabenen, Mineralöl, synthetischen Konservierungsstoffen – besser
könnte die Zusammensetzung für einen
Selbstbräuner kaum klingen. Beim Öffnen der Tube vergeht mir aber jedes Gefühl von Natürlichkeit: Die Milch riecht
so intensiv nach Macadamianüssen, dass
ich den Geruch nur schwer aushalte.
Schade, denn die Textur ist
angenehm. Wäre da nicht der
Geruch von Macadamia.
Selbstbräunungsmilch von Lavera, 150 ml,
8,95 Euro, erhältlich
in Reformhäusern und Drogerien.
PLATZ 9
Xen-Tan Deep Bronze Luxe, 236 ml,
49,50 Euro, erhältlich zum Beispiel über
www.niche-beauty.com.
Klebt wie Pattex
Ein Gel, das nicht klebt – klingt gut. Ist
leider Wunschgedanke. Das Gel klebt
wie Pattex an den Beinen. Nach über einer Stunde Warten in Unterwäsche
wage ich es und schlüpfe in meine Hose
– und bleibe prompt darin hängen.
Nach besagten drei bis vier Stunden, in
denen der Bräunungsprozess abgeschlossen sein soll, schaue ich in den Spiegel.
Das Braun ist extrem orangestichig. Ich sehe aus wie ein
radioaktives Dosenwürstchen.
PLATZ 3
Schimmernde Beine
Die Milch: eine angenehme Textur, die
sich leicht verteilen lässt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis: super. Das Ergebnis:
kann sich sehen lassen. Dabei probiere
ich das Produkt zunächst nur auf
dem rechten Bein. Das hat jetzt
einen herrlichen Glanz, ich kann
mit dem anderen nachziehen.
Natural Bräuner/Bronzeur Gel von
Garnier Ambre Solaire, 150 ml, 8,90 Euro,
erhältlich in Drogerien.
Self Tanning Milk von Douglas,
100 ml, 12,90 Euro.
PLATZ 4
PLATZ 10
Keine Turbo-Bräune
Penetrant süßlich
Weekend in Capri, klingt gut. Der intensive Geruch, der mehr nach Sonnenmilch als nach Selbstbräuner riecht, trägt
das Übrige bei zum Sommergefühl.
Durch die leichte Färbung des Bronzeners fühle ich mich wie von der Sonne
geküsst. In den nächsten Stunden schlägt
der Sonnenmilch-Duft jedoch in den typischen Selbstbräuner-Geruch um –
schade! Das Ergebnis ist nach einmaligem Auftragen dezent, aber natürlich.
Ein Bronzener für eine Grundbräune, als
Einstieg in den Sommer. Wer den Turbo-Effekt will, kann auf die stärkeren Präparate ausweichen. Es gibt
drei verschiedene Farbtöne.
Okay, wieder ein Bio-Selbstbräuner
ohne Silikone, Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe – dazu auch noch einer,
der vegan ist? Interessantes Produkt,
denke ich. Doch beim Öffnen der Tube
ändert sich das: Der Duft – laut Hersteller eine Mischung aus Vanille und Orange – verschlägt mir den Atem. Nach ein
paar Stunden habe ich nur noch penetranten, süßlichen Geruch in der Nase,
was mit den weiteren Inhaltsstoffen
Soja-, Jojoba- und Mandelöl zusammenhängen muss. Am Ende muss ich passen. Der Selbstbräuner bekommt
von mir die Rote Karte. Ich geh
ins Bad – duschen.
Self Tan Beauty Light Week End in
Capri von Lancaster, 125 ml, 29,99 Euro,
erhältlich in Parfümerien.
Mischung: Ganz so sauber wie in der Welt des Drucks mit ihren Farbbestandteilen geht es beim Selbstbräunen nicht zu.
PLATZ 5
Pre-After-Sun?
Der Schaum ist frei von Parfum und
deshalb auch recht geruchsneutral,
also auch für empfindliche Haut geeignet. Er soll aus 20 Zentimeter Abstand
aufgesprüht werden. Die Textur ist
angenehm, aber so kühl, dass man beim
Aufsprühen den Eindruck hat, dass es
sich eher um ein After-Sun-Produkt
handelt. Durch die Entfernung lässt
sich der Schaum nicht ganz optimal
auftragen. 20 Zentimeter sind viel,
bei so einer heiklen Angelegenheit.
Mit dem Ergebnis bin ich dann aber
mehr als zufrieden: Schon nach
zweimaligem Auftragen zeigt
meine Haut eine leichte, natürliche Bräune.
Photoderm Autobronzant Bioderma, 150 ml,
14,90 Euro, erhältlich in Apotheken.
BRAUCH’ ICH DAS?
PLATZ 6
Überraschend blumig
Das Spray hat eine ölige Konsistenz,
zieht dafür aber überraschend schnell
ein. Für meine trockene Haut angenehm, für Mischhaut vielleicht ein bisschen zu viel an Pflege. Der Duft ist zunächst sanft und blumig, im Laufe des
Tages entwickelt sich dann aber doch
der für Selbstbräuner typische Geruch.
VON JENNIFER WIEBKING
Handtasche, Lili Radu, 449 Euro
D
as Leben als junger Designer ist
in Zeiten wie diesen kein Zuckerschlecken. Weil es viele von ihnen gibt und die Läden zugleich von den
etablierten Marken mit zunehmend größeren Mindeststückzahlen an Bestellungen unter Druck gesetzt werden, bleibt
für junge Kreative oft kaum Platz. Nur
wenige schaffen es, innerhalb von fünf
Jahren einen laufenden Betrieb aufzubauen.
Eine davon ist Lili Radu, ehemals
Frankfurter und jetzt Berliner AccessoireDesignerin. 2010 gründete sie eine Marke
für Laptop-Hüllen mit dem modischen
Anspruch von Handtaschen, weil sie
selbst auf der Suche nach so einer war.
Dann wurde Apple auf Lili Radu aufmerksam und beauftragte sie als erste deutsche Designerin, einige Hüllen zu entwerfen. Dann ließen sich auch immer
mehr Händler überzeugen, die Taschen mit in ihr Programm aufzunehmen. Zum kleinen Jubiläum lanciert Lili
Radu nun eine Sonderkollektion. Als
aufstrebendes Label
feiert man ja nicht alle Tage Fünfjähriges.
Illustration Jan Bazing, Fotos Hersteller
Weil das Tonic durchsichtig ist und
aufgesprüht wird, kann man schnell
eine Körperstelle übersehen. So entstehen die berüchtigten orangefarbenen
Streifen! Deshalb in einem zweiten
Schritt lieber noch mal mit der
Hand sorgfältig drübergehen,
dann kann sich das Ergebnis
sehen lassen.
Autobronzant Tonique von Biotherm, 200 ml,
29,90 Euro, erhältlich in Parfümerien.
Selbstbräunungslotion von Alverde,
200 ml, 3,95 Euro, erhältlich in Bio-Märkten
und Drogerien.
STEHT MIR DAS?
VON JENNIFER WIEBKING
Donald Trump, New York, 16. Juni
Sieht nicht nach Laptop-Bag aus!
Ist auch eine Handtasche, Radu hat ihr
Portfolio erweitert. Höchstens die
Apple-Watch passt in die Tasche, sollten
Sie die nicht am Arm tragen wollen.
Ist die Tasche nicht spätestens im
nächsten Jahr out? Je älter sie wird, desto mehr ist sie ein Erinnerungsstück. Dass
es sich um eine Sonderedition handelt, erkennt ja nur, wer Bescheid weiß.
Woran denn? An der römischen Fünf, dem V.
Ansonsten kommt die Tasche ohne Logos aus.
Wodurch zeichnet sie
sich noch aus? Die Farben. Links im Bild sehen
wir orange, striking blue,
türkis. Es gibt auch noch
blau-schwarz, schwarzorange.
Foto Hersteller
Die Tasche ist mir zu
teuer, gibt es günstigere? Die Ciabatta-Clutch
(gleiches Farb-Schema,
gleiches V) kostet 399
Euro, die Schutzhülle für
den Pass 119. Laptophüllen gibt es leider keine.
E
ine weitere Woche,
ein weiterer Kandidat
für den Präsidentschaftswahlkampf 2016 in den
Vereinigten Staaten. Und anders als in der vergangenen
Ausgabe (Jeb Bush) ist nicht
nur der Nachname berühmt,
sondern auch der Vorname
berüchtigt: Donald Trump.
Dass sich der 69 Jahre alte
Immobilieninvestor und Multimilliardär auf das Rennen
einlässt, an dem neben ihm
schon elf Republikaner beteiligt sind, gab er standesgemäß bekannt, bei einem Auftritt in seinem eigenen, mit
viel Gold ausgestatteten
Hochhaus, dem Trump
Tower an Manhattans Fifth
Avenue. So etwas hat dann
doch nur einer.
Die Haare
Die typische
Trump-Frisur, an
der Luft getrocknet, dann zurechtgekämmt.
Das Sakko
Staucht. Ungünstig, wenn
man viel mit den Armen vorhat (siehe Gestik).
Die Mimik
Entschlossener Blick,
den er da drauf hat. Bewundernswert, gemessen an den schlechten
Chancen, die ihm eingeräumt werden.
Die Krawatte
Rot. Hat aber
nichts zu sagen.
Auch eine in
Blau gilt in Amerika nicht als politisches Statement.
Die Gestik
Er weiß, wie’s
geht. Ein Zufallsschnappschuss, aber beide Daumen zeigen nach oben.
Foto Laif