Wo die Wildsau auf das Pistazienklößchen trifft

Pressebericht
Hildesheimer Allgemeine Zeitung - Nachrichten aus Hildesheim und der Region vom 14.11.2015
HILDESHEIM
SONNABEND, 14. NOVEMBER 2015
HILDESHEIMER ALLGEMEINE ZEITUNG |
Wo die Wildsau auf das Pistazienklößchen trifft
Das „Gropius“
entzückt seine Gäste
mit Wildgenuss aus
heimischen Wäldern.
Eine Restaurantkritik über
ein etwas anderes Haus.
Ehemalige der
RBG treffen sich
Concordia
hofft auf neuen
Trainingsplatz
Erlaubt Stadt das Fällen
von sieben Bäumen?
von rainer breda
von marita Zimmerhof
HildesHeim. Immer dem Lichtschein
nach. Manche Feinschmecker folgen
den Sternen des Michelin, andere lassen
sich von den Punkten des Gault-Millau
lenken. Doch wer in Hildesheim das Feine sucht, sollte den Windlichtern folgen,
die durch die dunkle Nacht in der Nordstadt geradewegs in das neue SceneRestaurant „Gropius“ führen. 60 Plätze
bietet das Lokal – und alle sind schon
seit Wochen gebucht. „Wildgenuss“ verspricht die geschmackvoll gestaltete
Karte, und auch die
Tischdekoration in
dem ansonsten betont sachlich gehaltenen
Ambiente
lässt den Herbst
über die Tafel pusten: Die ist mit buntem Laub, mit Kastanien,
Eicheln,
kleinen roten Wildfrüchten sehr, sehr
Alles hört auf sein hübsch dekoriert.
Kommando:
Die Gläser funkeln
Küchenchef
frisch poliert, das
Lasse Althaus.
Besteck glänzt makellos silbern, denn
natürlich wurde mit weißen Handschuhen eingedeckt.
Dem Überläufer und den vier Rehen,
die die Köche für ihr Menü aus der Decke geschlagen haben, gönnen die Jagdhornbläser vom Wohldenberg noch ein
letztes Halali, ehe die Service-Brigade
sie durch hohe Kochkunst veredelt serviert: „Feines von der Wildsau“ macht
den Auftakt. Unter der Cloche liegt appetitlich angerichtet eine aromatische
Terrine mit hausgemachtem mild-würzigem Kürbis-Chutney. Getrocknete Aprikosen, Äpfel und Weinbeeren in der
Masse schaffen zu dem herben Wild-
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fleisch einen wunderbaren Kontrast. Es
folgt: das Süppchen, eine klare, nicht zu
kräftig gewürzte Wildkraftbrühe, die
den zartgrünen Pistazienklößchen noch
Raum zur Geschmacksentfaltung gibt.
Souverän wandern die Teller auf die Tafel, ebenso souverän räumt der Service
wieder ab und sorgt zugleich dafür, dass
die Gläser nicht leer bleiben.
Nun hat das Reh als Zweierlei seinen
großen Auftritt: als rustikale geschmorte
Keule und als zart gebratenes Filet. Ganz
wunderbar harmoniert dazu der Apfelring, der in einem Weißweinsud mit
Zimtnote gegart und mit Preiselbeeren
gefüllt ist. Der heimliche Star sind die
watteweichen Semmelknödel, die mit
Semmelbröseln in Nussbutter überglänzt
sind. Mancher Gast war schwer versucht, Küchenchef Lasse Althaus nach
dem Rezept zu fragen. Wildpilze und
Spitzkohlgemüse begleiten den gelungenen Hauptgang und unterstreichen
zugleich den Anspruch einer regional
und saisonal ausgerichteten Küche.
▲ Die tranchierte Rehkeule wird mit der
Wildrahmsauce nappiert, so bleibt sie in
der Röhre schön saftig.
Fotos: Kaiser
◀ Eine Terrine zum Auftakt: Maelic Per,
Lucéle Deehem, Romaén Desport bereiten
den ersten Gang vor.
Der Küchenchef eines großen Hildesheimer Hotelrestaurants, der sich unter
die Gäste gemischt hat, schaut schon ein
wenig neidisch, als er erfährt, dass hier
nicht weniger als 25 Köche hinter und 32
Servicekräfte in den Kulissen wirbeln.
Den Gästen im „Gropius“ soll es eben
an nichts fehlen. Deshalb schweben
Leuchtende Laternen schaukeln
sanft im milden Novemberwind
auch schon die Dessertvariationen herein. Es gibt den wunderbar klassischen
Dreiklang aus Erdbeere, Schokolade
und Vanille. Die Erdbeere hat sich in ein
exquisites Eis verwandelt, die Schokolade in eine vollmundige Mousse, und die
Vanillenote findet sich in einer Crème
bavaroise wieder. Ein Kaffee mit feinem
Gebäck beendet das edle Mahl. Und
doch gibt es einen Wermutstropfen: Das
„Gropius“ hatte nur diesen einen Tag
geöffnet – Köche und Service sind Azubis, die in ihrer Berufschule ihr Können
gezeigt haben. Unter ihnen acht Azubis
der Partnerschule „St. Joseph L’Amandier“ in Angoulême, die über das EUErasmus-plus-Programm ein Auslandspraktikum absolvieren. Diese Chance
haben auch Hildesheimer Azubis genutzt. Das Wild spendete die Jägerschaft
mit ihrem Vorsitzenden Dr. Joachim Algermissen, koordiniert wurde das Projekt von Rafael Meyer – und der plant
bereits das „Gropius“ für nächstes Jahr.
HildesHeim. Es ist erst ein paar Jahre
her, da musste der FC Concordia seinen
B-Platz aufgeben. Die Stadt suchte nach
überflüssigen Sportflächen, um die Pflegekosten zu senken – und wurde unter
anderem auf der Bürgerwiese bei den
Concorden fündig, die seinerzeit nicht
gerade als blühender Klub galten.
Nun hat der FC „wieder Fuß gefasst“, lobte der städtische Fachbereichsleiter Heinz Habenicht im Stadtentwicklungsausschuss. Er präsentierte
dort den Wunsch des Vereins, hinter
der Kopfseite des A-Platzes sieben Bäume zu fällen – um damit Platz für einen
neuen B-Platz zu schaffen. Denn der
alte sei uneben und zugewachsen, der
FC könne ihn nicht mehr nutzen, erklärte Habenicht. Zudem lägen eine
Kleingartenkolonie und ein Hundesportverein zwischen dem A-Platz und
dem B-Platz.
Das Argument beeindruckte Grünen-Fraktionschef Ulrich Räbiger wenig: „Andere Vereine fahren kreuz und
quer durch die Stadt, um zu trainieren.“
CDU-Politiker Martin Eggers reagierte
ebenfalls zurückhaltend – schließlich
habe die Stadt erst vor kurzem Flächen
abgebaut, um den Aufwand zu senken.
Für den Ausschussvorsitzenden Detlef
Hansen zählte vor allem, ob die Stadt
den Concorden weiter Geld gezahlt hat,
um den stillgelegten Platz zu pflegen.
Dann würde sich die Fäll-Erlaubnis von
selbst verbieten, deutete Hansen an –
der Klub wäre ja an seiner Lage selbst
schuld.
Die Antwort auf Hansens Frage
musste das Bau-Dezernat im Ausschuss
schuldig bleiben, Habenicht konnte
aber am Morgen danach liefern: Der
Verein bekomme schon seit fünf Jahren
kein Geld mehr für den zweiten Platz,
sagte der Fachbereichschef dieser Zeitung. Was FC-Vorsitzender Meik Möhle
nur bestätigen konnte. Der Klub erhalte
von der Stadt 2700 Euro im Jahr, um
den A-Platz zu pflegen, „das reicht hinten und vorne nicht.“ Für einen neuen
B-Platz gebe es „absolut Bedarf“, versicherte Möhle.
Nach seinen Angaben hat der FC
derzeit 85 Mitglieder, drei HerrenMannschaften nehmen am Spielbetrieb
teil. Der frühere B-Platz lässt sich nach
Darstellung Möhles nicht wieder herrichten, „da waren vor einiger Zeit so-