Ausgabe 01/16 - Emmausgemeinschaft St. Pölten

emmaus
Rundbrief der Emmausgemeinschaft St. Pölten
01/16
März 2016
Von Syrien nach Murstetten
Familie Jaseem Ali findet eine neue Heimat
Jaseem Ali (40), Lastwagenfahrer. Zusammen mit seiner Frau Zarifa (31) und den Kindern (v.l.n.r.) Majd (5), Raitham (10), Halema (8), Asmah (6), Renat (3) und Mohamad (10)
lebte er in der Stadt Ma`dan im Osten der syrischen Provinz Ar Raqqah. Nach 14-tägiger
Flucht betrat die Familie am 18. Oktober österreichischen Boden. Mit im Bild (ganz li.)
Erika Breitner aus Murstetten (Seite 8).
Foto: Böswart
2
Vorwort
Liebe FreundInnen
und Förderer der
Emmausgemeinschaft!
„Der Gerechte aber wird
aus Glauben leben.“
Die Emmausgemeinschaft St. Pölten
hat sich in den letzten Jahren enorm
gewandelt. Nach vielen Jahren des
Wachstums und der Schaffung neuer Angebote, vor allem im Jugendbereich, wurde eine Neuordnung notwendig. Besonders am Standort Viehofen
wurden durch den Um- und den Zubau
viele neue Möglichkeiten geschaffen.
All jene, die noch nicht den Weg nach
Viehofen gefunden haben, sind herzlich eingeladen, sich von den tollen
neuen Räumlichkeiten, aber auch von
den Angeboten des Altwarenhandels,
des Flohmarkts und des Quatschcafés
zu überzeugen.
Notwendig wurde auch, nach dem
Abgang von Charly Rottenschlager,
die Veränderung und Verjüngung
der Geschäftsführung. Die neue Geschäftsführung hat sich hervorragend
eingearbeitet und bereits weitreichende Entscheidungen getroffen. Seit
wenigen Monaten ist der Jugendbereich – mit Ausnahme der Jugendnotschlafstelle - in der neu geschaffenen
Tochtergesellschaft Antlas GmbH konzentriert. Durch die Neustrukturierung
soll jene Flexibilität und Dynamik gewährleistet sein, die im Jugendbereich
notwendig ist. Für Emmaus bedeutet
dies eine Redimensionierung und die
Konzentration auf den Erwachsenenbereich. Antlas kann sich, als Tochtergesellschaft, auf einen starken Emm a u s - Rü c k h a l t
verlassen.
All diese Änderungen waren
das Ergebnis
„emmaustypischer“ Prozesse: Wie immer
bei wichtigen
Entscheidun gen werden alle
Argumente
ausführlich
diskutiert,
das Für und Wider abgewogen und auf diese
Weise
Entscheidungen
vorbereitet. Ziel all der Dis-
Hab 2,4b
Bild: Danussa/shutterstock.com
Vorwort
kussionen ist ein Konsens. Einfache
Mehrheitsentscheidungen gab es nie,
stattdessen herrschte Einstimmigkeit
oder zumindest wurden im Verein große Mehrheiten für wichtige Entscheidungen gefunden.
Ostern und Antlas
Wir leben in einem wunderbaren
Land, nicht nur, weil Österreich zu den
reichsten Ländern der Erde gehört. Wir
haben auch das Privileg, das Erwachen
der Natur nach dem Winter ganz besonders intensiv zu erleben. Die Tage
werden länger, es wird wärmer und
grüner, und die ersten Blumen erfreuen das Auge. Ausgerechnet in diesen
Abschnitt des Jahres fällt Ostern mit
der Auferstehung - für mich eine ganz
besonders gütige Fügung. Für unseren
Glauben ist Ostern mit der Auferstehung wohl das schönste Symbol. Nach
Leid und Tod gibt es noch Hoffnung!
Mit Antlas und vor allem dem neuen Antlashof in Hofstetten, erhalten
zahlreiche Jugendliche wieder neue
Hoffnung und Unterstützung auf ihrem Weg zurück zu einem würdigen
Dasein.
Vielen Dank für ihre Unterstützung und
ein gesegnetes Osterfest!
Aus dem Inhalt
„Es ist vollbracht…“
Die letzte Woche
im Leben Jesu
Seite 4
Neubeginn für Jugendliche
Emmaus gründet
die Antlas GmbH
Seite 6
Mit-Mensch:
Mehr Gottvertrauen …
Seite 7
Von Syrien nach Murstetten
Eine neue Heimat
für Familie Ali
Seite 8
Geschichte:
Havels Hoffnung
Seite 10
Ethik: Loslassen können Seite 12
Aus den Emmaus-Werkstätten
Oster- und Frühlingsdekoration
Seite 14
„Menschen sind spannend!“
Als Freiwilliger
am Kalvarienberg
Seite 16
So schlank, so krank
Magersucht
Seite 17
Menschlichkeit und Verantwortung
Die SOMA-Sozialmärkte in NÖ
Seite 18
Franz Angerer
Obmann
Emmausgemeinschaft St. Pölten
Thomas Frind – neuer Leiter des
WH Herzogenburger Str. Seite 19
Buchtipp: Scharia –
der missverstandene Gott Seite 22
3
4
Ostern
„Es ist vollbracht ...“
Die letzte Woche im Leben Jesu
In den Evangelien nimmt die letzte Woche im Leben Jesu unverhältnismäßig viel Raum ein. Würde die gesamte Zeit des öffentlichen Wirkens Jesu
in vergleichbarer Ausführlichkeit dargestellt, wären die Evangelien zwischen 700 und 1100 Kapitel lang.
Die Stadt Jerusalem hatte damals nur
etwa 50.000 Einwohner. Zu Passah
war sie überfüllt mit Pilgern – ca. 1 Million! Die Atmosphäre ist gespannt bis
explosiv – die Menge des Volkes bereitet Jesus einen triumphalen Einzug.
Die Menschen knüpfen enorme Erwartungen an Jesus - für die Obrigkeit und
das religiöse Establishment eine beunruhigende Entwicklung. So ist die erste Hälfte dieser Woche für Jesus angefüllt mit Reden an das Volk und mit
heftigen Disputen mit Pharisäern und
Schriftgelehrten. Jesus nutzt diese Gelegenheiten, sich zu erklären: Messias,
Sohn Davids, Sohn des Hochgelobten
– und wegen dieser Ansprüche wird er
im Prozess befragt – und für seine Antwort verurteilt.
Als Jesus am Montag die Händler aus
dem Tempel wirft, läuft das Fass end-
gültig über - ein Schlag ins Gesicht der
Firma (der Hohepriester) „Hannas und
Kaiphas“. Die Tempelbank, ein ziemlich reiches Finanzunternehmen, steht
unter ihrer Verwaltung. Dabei verletzt
Jesus mit seiner radikalen Aktion weniger religiöse Gefühle, vielmehr entlarvt
er die finanziellen Interessen hinter der
Religion. Und Religion ist ein einträgliches Geschäft. Nicht nur, dass Jesus
Vergebung ohne Opfer verkündigt, er
macht auch klar, dass die Zeit des alten
„Systems“ abgelaufen und nun nichts
mehr davon zu erwarten ist.
Jesus ist anders
Auch bei den Jüngern dürfte diese
Woche ziemlich an den Nerven gezerrt
haben. Einerseits stehen sie mit ihrem
Meister im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, andererseits ist Jesus nicht
bereit, die (politischen)
Erwartungen zu erfüllen. Mit dieser „Verweigerung“ kündigt Jesus
etwas komplett Neues
an: Er ist nicht gekommen als politischer
Befreier, auch nicht als
religiöser Aufrührer, ja
nicht einmal als ReforFoto: Renata Sedmakova/shutterstock.com
Ostern
mator. Er will Heil und Erlösung, die
weit über die Wünsche und Vorstellungen der Menschen hinausgehen. Aber
zunächst steuert alles auf ein verhängnisvolles Ende zu …
Der Donnerstagabend gehört noch
einmal Jesus und seinen Jüngern. In
der Südwestecke der Stadt liegt das
Viertel der Essener. Hier hat diese
religiös-jüdische Gemeinschaft auch
ein Gästehaus mit einem Saal in einem
Obergemach. Und hier feiert Jesus
mit den Jüngern Pessach (das „letzte
Abendmahl“) - Lamm, Brot, Wein.
Wichtig! Das Abendmahl stellt die Gemeinschaft mit Christus nicht her, sondern dar.
Die letzten Wege Jesu führen ihn dann
immer tiefer in ein fast unverständliches Dunkel hinein. Im Garten Gethsemane geht Jesus hinein in den Willen
des Vaters, der den geliebten Sohn
preisgeben wird, um die auch geliebten, aber verlorenen Mensch zurückzu-holen. Es wird ein einziger Leidensweg. Wozu Menschen fähig sind, was
Sünde anrichtet, das wird sich alles an
Jesus entladen – Verrat, Verleugnung,
Verleumdung, ein unfairer Prozess, bei
dem die religiöse Obrigkeit unter dem
Deckmantel vorgespielter Rechtschaffenheit 23-mal ihre eigene Prozessordnung verletzt. Zu sehr hat Jesus das
System „Religion“ in Frage gestellt.
Von Gott verflucht
Was dann vor Pilatus abläuft – es ist
inzwischen Freitag, früher Morgen
bzw. Vormittag – soll nur noch einem
dienen: Weg mit dem, kreuzige ihn! Er
muss nicht nur einen grausamen und
schändlichen Tod sterben, sondern
auch den Tod eines Verfluchten. Es
soll unmissverständlich klar werden:
Wer so stirbt, ist ein von Gott Verlassener; wer so verreckt, ist ein von Gott
Verfluchter! Und es stimmt: Am Kreuz
hat Jesus unseren Platz eingenommen
– er ist der Verfluchte! Aber es ist der
Fluch, der auf uns liegt, den er an unserer Stelle trägt.
Für Jesus sind diese letzten Stunden
seines Lebens die Erfüllung seiner
Sendung. Er ist nicht in ein unabwendbares Scheitern hineingestolpert. „Es
ist vollbracht…“ sagt er, kurz bevor er
stirbt – und das bedeutet nicht „Endlich ist es vorbei…“, sondern die Vollendung des Werkes Jesu.
Der Ostermorgen ist schon der Anbruch einer neuen Woche. Dieser Tag
zeigt, dass die Katastrophe des Kreuzes keine Niederlage und kein Desaster gewesen ist: Der Auferstandene
– und nur er, der lebendig Gemachte!
– kann den Frieden verkündigen, den
Gott nun jedem anbietet, der sich in
Christus zu ihm wendet.
Kurt Schneck
Israelexperte Kurt Schneck war
bis 2015 Leiter der Bibelschule Schloss Klaus in Oberösterreich. Zusammen mit seiner Frau
genießt er heute die Pension in
Wernberg/Kärnten.
5
Die Antlas GmbH wird gefördert von:
Antlas
Neubeginn für Jugendliche
Emmaus gründet die Antlas GmbH
Seit 1. Jänner 2016 ist es offiziell: Neben SOMA hat nun auch eine zweite
Emmaus-Tochtergesellschaft, die Antlas GmbH, die Arbeit aufgenommen.
Gegründet wurde die GmbH im Juni
2015. Auslöser dafür war die spezielle
Situation und die Rahmenbedingungen
von Jugendangeboten in Niederösterreich.
Die Anfänge der Idee für den Antlashof reichen zwei Jahre zurück. Damals
wurde der Landesregierung die Idee
unterbreitet, ein eigenes Projekt für
psychisch kranke Menschen ins Leben
zu rufen und dafür einen bestehenden
Bauernhof zu adaptieren. Das Projekt
war gefunden, als Emmaus-GF Roland
Hammerschmid 2015 den Hof seines
Vaters erbte, ein mehr als 400 Jahre
altes Gebäude, mit einer Wald- und
Grundfläche von insgesamt 14ha. Jetzt
geht es an den Ausbau des Antlashofes, ein Pferdestall wurde bereits errichtet und eine Schar Hühner gekauft.
Eine Pflanzenkläranlage und eine Solaranlage sind geplant.
„Antlas“ steht für den Antlastag (=Gründonnerstag), den Tag des Erlasses der
Foto: Weichhart
6
Sünden und Kirchenstrafen. Büßer wurden wieder in die christliche Gemeinschaft aufgenommen.
Im übertragenen Sinn steht Antlas für
Erneuerung und Neubeginn, für das Bearbeiten und Hinter-sich-lassen der Vergangenheit und um die (Wieder-) Aufnahme in das gesellschaftliche Leben.
Arbeitsbereiche
Am Antlashof in Hofstetten-Grünau
im Südwesten von St. Pölten sollen 12
psychisch kranke Menschen würdevoll
im Einklang mit der Natur leben können
und dadurch psychische Stabilität erlangen - in der Arbeit mit Holz, Tieren,
Obst und Gemüse. Mittelfristig soll ein
selbstbestimmtes Leben möglich sein.
Dazu werden am Antlashof Wohngruppen und Arbeitsräume neu gebaut, die
schon im September 2016 fertig sein
sollen.
Die Wohngruppe Masala ist eine sozialpädagogische Wohngemeinschaft für
6-14 jährige Kinder. Die WG ist für 10
Kinder und Jugendliche aus Österreich
bzw. für minderjährige Kinder, die österreichischen gleichgestellt sind.
Ziele:
• Den Minderjährigen wird ein
stabiler, äußerer Ort der Sicherv.l.n.r. Bgm. Arthur Rasch, Pfr. Leonhard Obex,
LR Barbara Schwarz u. Antlas-GF Roland Hammerschmid beim Spatenstich am Antlashof.
ProZent (Produktionsschule Zentralraum) wendet sich an Jugendliche
nach abgeschlossener Schulpflicht
bis zum vollendeten 21. bzw. 24. Lj.,
die eine Berufsausbildung absolvieren wollen und einen klaren und realisierbaren Berufswunsch haben.
Zielgruppe sind Jugendliche, die
durch Defizite bei Basiskompetenzen
(sozial, Kulturtechniken inkl. Neue
Medien) mit einer Berufsausbildung
überfordert sind oder eine überbetriebliche Ausbildung oder integrative
Berufsausbildung abgebrochen haben.
BeVe (Begleitete Verselbständigung)
ist eine Einrichtung, in der Jugendliche von 16 bis 18 Jahren in eigenen
Wohnungen im Stadtgebiet in einem
geschützten Rahmen ihren eigenen
Haushalt führen. Betreuung ermöglicht ihnen ein geregeltes Alltagsleben. Ziel ist die eigene Wohnung
ohne weitere Betreuung.
In den teilbetreuten UMF Außenwohnungen werden jugendliche UMF ab
16 Jahren in ihrer Entwicklung unterstützt, hin zu Eigenverantwortung
und Gemeinschaftssinn mit eigenen
Handlungskompetenzen und Gestaltungsmöglichkeiten.
Christian Veith
Mit-Mensch
von Karl Rottenschlager
Mehr
Gottvertrauen…
Im Jahr 1983 besuchte mich Frau Dr. Elisabeth S. in Emmaus.
Sie meinte, ich solle
„mehr Gottvertrauen“ haben, spendete
500,- Schilling und schenkte mir eine kleine Skulptur, die den Kreuz tragenden Jesus darstellt. Seither habe ich Frau S. nicht
mehr gesehen. Am 23.12.2014 verstarb
Frau Dr. S. Von ihren Verwandten erfuhr
ich, dass sie ihr Ferienhaus in Murstetten
(bei St. Pölten) der Emmausgemeinschaft
vererbt hatte. Unser Sanierungsbetrieb
renovierte das Haus, MitarbeiterInnen
richteten es liebevoll ein. Ein Jahr später,
am 23.12.2015, zog eine syrische Familie
in das Haus ein. Jaseem Ali, seine Frau
und ihre sechs Kinder - das siebte ist unterwegs - haben die Hölle des Krieges
überlebt. Entsprechend verängstigt wirkten sie bei ihrer Ankunft. Doch die Verantwortlichen von Pfarre, Gemeinde, Schule
und Kindergarten sowie die NachbarInnen
waren äußerst hilfsbereit. Trotz Sprachbarriere gelang der Start optimal.
Im Jänner fand im Pfarrzentrum Böheimkirchen ein Spielenachmittag für AsylwerberInnen statt. Neun Familien aus der
Umgebung waren gekommen. Strahlende Gesichter, auch bei Familie Ali. Neben
Deutschkursen und Begleitung bei Behördenwegen bieten freiwillige HelferInnen im Pfarrzentrum monatlich ein „Café
International“ an. NÖN-Schlagzeile zum
Spielenachmittag: „So klappt Integration.“
Foto: Böswart
heit geboten, an dem sie ge fordert und gefördert werden.
Sie entwickeln ihre eigenen Res sourcen und neue Lebenskonzepte.
• Begleitung bis zur
Selbständigkeit in der
Volljährigkeit.
8
Emmausgemeinschaft
Von Syrien nach Murstetten
Familie Jaseem Ali findet eine neue Heimat
„Es war ein gutes, ja perfektes Leben vor dem Krieg
in Syrien“, sagt Jaseem Ali, der mit seiner Familie aus
Syrien nach Österreich geflohen ist. „Ich hatte meinen
eigenen LKW und 5 Fahrer beschäftigt. Ich hätte den
Lastwagen nie verkauft, weil er so wertvoll für mich war.
Aber um mit meiner Familie flüchten zu können, musste
ich es tun…“ Heute lebt die Familie sicher und geschützt
in einem Haus, das ihnen Emmaus zur Verfügung stellt.
Vor der Flucht
Vater Jaseem erzählt: „Ich selbst war
auch in Saudi-Arabien und arbeitete
am Bau. In dieser Zeit fuhren meine
Leute mit dem Lastwagen. Aber alles
nur innerhalb Syriens. Die ersten Angriffe kamen aus der Luft. Ich bekam
Angst, als die Attacken immer häufiger
wurden. Flugzeuge griffen die ganze
Gegend an. Der IS kam am Boden,
die Truppen von Assad aus der Luft.
Mein Haus wurde nur leicht beschädigt, aber wie es jetzt aussieht, weiß
ich nicht. Heute ist die Stadt zerstört.
Praktisch jede Woche höre ich, dass
Nachbarn gestorben sind, auch Cousins. Die meisten Leute haben kein
Geld, um zu fliehen und andere wollen
nicht, weil sie ihre Heimat lieben. In
letzter Zeit ist die Stadt vom IS belagert. Keiner kommt derzeit heraus und
niemand kommt rein. Nur Menschen
mit schweren Krankheiten lassen sie
gehen.“
Welches Kind soll ich retten …
„Wir brauchten 14 Tage von Syrien
nach Österreich. Unser Weg führte
über die Türkei, Griechenland, Maze-
donien, Serbien, Kroatien und Ungarn
nach Österreich. Die gefährlichste
Situation hatten wir am Meer auf der
Überfahrt von der Türkei zur griechischen Insel Chios. Das Boot war sehr
klein, ein Schlauchboot, in dem 44
Leute, 8 davon Kinder, saßen. Mitten
auf dem Meer bedauerte ich es, dass
ich weggegangen war. Ich hatte Angst
um die Kinder, und ich fragte mich,
welche meiner Kinder ich im Fall des
Falles retten sollte und welche nicht ...
Wieder an Land, fühlten wir uns wie
neugeboren.“
Warum Österreich
„Wir wollten nach Österreich, weil die
Schwester und der Bruder meiner Frau
mit ihren Familien und auch einige syrische Freunde in Wiener Neustadt leben.“
In Österreich
„Zuerst kamen wir in ein Flüchtlingscamp im 9. Bezirk in Wien. Wir konnten uns das nicht aussuchen, sondern
wurden von der Polizei zugewiesen.
Ein Iraner, der schon seit 40 Jahren
hier lebt, leitete das Camp. Der wollte mich und meine Familie nach Graz
Foto: Jaseem Ali
Emmausgemeinschaft
schicken. Ich wollte nicht, weil meine
Frau krank und außerdem schwanger
war. Nachdem ich deswegen mit ihm
aneinandergeraten war, warf uns der
Campleiter raus. Wir verbrachten die
nächsten 18 Tage in Wiener Neustadt
bei den Verwandten. Danach kamen
wir in ein Flüchtlingslager in der Jagdschlossgasse in Wien und von dort
hierher nach Murstetten.“
9
tenbrunner von Emmaus nur DANKE
sagen! In Syrien habe ich so etwas nie
erlebt. Ich träume davon, dass wir alle
Papiere bekommen, um hierbleiben zu
können und dass ich wieder arbeiten
kann. Ich habe hier alles, was ich mir
erträumt habe.“
Das Haus
„Für mich ist es ein super Haus! Am
Anfang hatte ich Angst, wie die Menschen uns hier aufnehmen würden,
warm oder kalt. Jetzt fühlen wir uns
alle sehr aufgenommen. Deswegen
mag ich das Haus nur umso mehr.“
Alltag in Österreich
„Ich bringe die Kinder in die Schule und
in den Kindergarten. Dann lerne ich
Deutsch und sorge für meine Frau, ich
koche und mache sauber. Am Nachmittag hole ich die Kinder wieder ab.
Ich gebe ihnen zu essen, dann dürfen
sie fernsehen.“
Wünsche
„Meine Kinder sollen hier ein gutes Leben haben und gut in der Schule sein.
Ich habe keine Chance, nach Syrien zurückzukehren, weil ein Wiederaufbau
dort Jahre dauern würde. Ich wünsche
mir, dass Syrien wieder aufblüht. Wir
wollen hier in Österreich bleiben und
uns integrieren.“
Zukunftspläne
„Ich bin sprachlos über die Hilfe der
Bevölkerung hier in Murstetten und
kann ihnen allen und auch Christa Kal-
Fee, Biene Maja, Indianer, Ritter und Paradiesvogel - im Fasching präsentieren sich Asmah,
Renat, Majd, Mohamad, Halema und Raitham
(v.l.n.r.) in ungewöhnlichem Outfit und strahFoto: zVg
len um die Wette.
Am 13.3. erwartet Familie Ali das 7.
Kind, wahrscheinlich ein Mädchen.
Aus Dankbarkeit gegenüber „Frau Bürgermeister“ Erika Breitner soll es „Erika“ genannt werden …
Vielen Dank an Samer Awad aus Kairo, der bei unserem Gespräch als Arabisch-Dolmetsch fungierte.
Christian Veith
Geschichte
Havels Hoffnung
„Eine meiner wichtigsten Lektionen
haben mich meine Schulkinder gelehrt“, vertraute mir eine ältere Lehrerin einst an: „Ich unterrichtete damals
an einer städtischen Volksschule.
Die Kinder meiner Klasse hatten offensichtliche Lernschwierigkeiten. In
zahllosen Gesprächen, die ich mit ihnen führte, kristallisierte sich heraus,
dass die meisten schwere Lasten zu
tragen hatten. Es gab Schlüsselkinder,
für die niemand Zeit fand, nicht wenige stammten aus zerrütteten Familien,
die von Arbeitslosigkeit und Alkoholismus heimgesucht wurden.
Viele erlebten es bereits als Erleichterung, ihre Sorgen im Klassenverband
mitzuteilen. Aus diesem „Sorgen erzählen“ entwickelte sich im Laufe der
Zeit ein fixes Ritual. Ich lud die Kinder dazu ein, ihre Lasten gedanklich
zu übergeben – an jemanden, der sie
leichter tragen konnte als sie selbst.
Ich verglich diesen „Jemand“ – den
Kindern stellte ich frei, ob sie Gott dazu
sagen wollten, denn viele stammten
aus glaubensfernen Elternhäusern –
mit einem Wagen der Müllabfuhr, der
unsere Sorgen und Probleme auflädt
und abtransportiert. Nach dieser morgendlichen Sorgenübergabe durfte,
wer wollte, eine Bitte oder einen Dank
aussprechen. Diese Form des Betens
wurde gerne in Anspruch genommen.
Mit der Zeit bemerkte ich eine Veränderung in der Klasse: Die Kinder schienen weniger bedrückt zu sein, und
auch ihre Leistungen besserten sich.
Nicht so beim kleinen David. Sein
Nachlassen im Unterricht und sein
häufiges Fehlen gab Anlass zu großer
Besorgnis, die sich auch bald bestätigen sollte.
Einfach beten
Untersuchungen ergaben, dass der
Bub an einer seltenen Form von Krebs
litt. Nun lag es an mir, meiner Klasse
die Wahrheit behutsam beizubringen.
Dies schloss auch die Wahrscheinlichkeit mit ein, dass ihr Klassenkamerad
wohl nicht mehr zurückkommen werde. Ich rechnete mit Niedergeschlagenheit, doch das Gegenteil war der
Fall.
„Beten wir ganz einfach für David“,
schlugen die Kinder vor. Bei ihrer morgendlichen Sorgenübergabe wollten
sie von nun an „fest“ an ihren Klassenkameraden denken.
„Ganz einfach“ - so stellten sich die
Kinder das vor. Ich musste über ihren
Eifer lächeln, gleichzeitig konnte ich es
ihnen nicht ersparen, sie über den tatsächlichen Ernst der Lage zu unterrichten. Das Gebet sei kein Zaubermittel,
stellte ich klar. Zudem wollte ich den
Kindern eine Riesenenttäuschung ersparen.
Doch sie waren von ihrem Entschluss
nicht abzubringen: „Wir wollen es
trotzdem probieren!“
Fern lag es, ihnen eine „Stundenverkürzungsaktion“ unterstellen zu
wollen, zumal wir ja ohnehin jeden
Morgen unser Sorgenübergabegebet
praktizierten.
So beteten wir von nun an für den
kleinen David, während dieser weit
Foto: racorn/shutterstock.com
10
Geschichte
entfernt im Krankenhaus gegen seinen ganz persönlichen Goliat kämpfen
musste.
Unser imaginäres Müllauto fuhr Sonderschichten und transportierte nicht
nur Sorgen und Ängste ab, sondern
auch Verbitterung, Wut, Zorn und so
manche heimlichen Tränen – auch die
meinen; besonders dann, wenn uns
sein unveränderter Zustand mitgeteilt
wurde.
Und trotzdem ...
Die Therapie schlug aber irgendwann
doch noch an, und seine Gesundheit
besserte sich entgegen allen Vorhersagen. Nach vielen Monaten konnte
David als geheilt entlassen werden
und drückte schließlich wieder mit den
anderen die Schulbank. Einige Prüfungen hatte er nämlich in der Klinik absolvieren können.
Ob allein die Kunst der behandelnden
Ärzte die Genesung bewirkt hat? Wäre
dasselbe geschehen, hätten wir nicht
für David gebetet?
Für mich ist das keine so entscheidende Frage. Was mich
vielmehr fasziniert
hat, war die Hartnäckigkeit meiner
Kleinen, nicht aufzugeben; selbst dann
nicht, nachdem ich
sie über die Schwere der Erkrankung
in Kenntnis gesetzt
hatte.
Das „Trotzdem“ der
Kinder hat mich damals mitgerissen
und tut es auch heute noch, wenn ich
mich selbst in scheinbar ausweglosen
Situationen befinde. Ich wünsche meinen Schützlingen von einst – die inzwischen natürlich längst alle erwachsen
sind – dass sie sich etwas von ihrem
Widerstandsgeist bewahrt haben.“
Vor einiger Zeit, so die Lehrerin abschließend, habe sie ein Zitat des
tschechischen Schriftstellers und
späteren Präsidenten Vaclav Havel gelesen, der die beschriebene Haltung
sehr treffend auf den Punkt bringe:
Hoffnung ist nicht die Überzeugung,
dass etwas gut ausgeht, sondern die
Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal
wie es ausgeht.
Kurt Neumeyr
Kurt Neumeyr (*1975) ist Religionspädagoge, AHS-Lehrer und
Freiwilliger in der Emmausgemeinschaft St. Pölten.
11
12
Ethik
Loslassen können
In unserer Kultur zählen die „Macher“. Jene, die fest zupacken und etwas
voller Energie angehen, sind hoch angesehen, sogar über ihren Tod hinaus.
Und das ist seltsam. Denn angesichts
des eigenen sicheren Sterbens müssen wir eines lernen: das Zurückstecken, Loslassen, es den-anderenüberlassen, das Vertrauen. Anders
ausgedrückt: Die Einwilligung in die
on nun engagiert um relativ „kleine“
Dinge bemüht, ohne darüber gleich in
der Zeitung lesen zu wollen?
Ja? Dann erzählen Sie diese Mutmacher-Geschichten weiter!
Unsere Zeit auf der Erde läuft irgendwann ab. Mitgestalten können wir
dann nicht mehr. Aber gleichzeitig
kann etwas ganz Neues entstehen,
wenn eine Aufgabe von anderen
Menschen – mit anderen Ansätzen
oder Begabungen – aufgegriffen
wird.
Vielleicht wird es dann besser, als
wir selbst es je gekonnt hätten.
Immer schon haben Menschen Dinge optimiert. Ich ritze keine Runen
mehr in Stein, sondern tippe auf einer Tastatur – praktisch!
Ich denke an die 3. Strophe eines Gedichts des evangelischen Theologen
Dietrich Bonhoeffer aus dem Jahr
1944 mit dem Titel „Stationen auf dem
Wege zur Freiheit“.
Walter Steindl
Endlichkeit, also in das Enden der eigenen Möglichkeiten.
Das ist kein Stoff für Heldengeschichten! Dahinter steckt aber eine große
menschliche Leistung.
Kennen Sie BeispieLeiden
le geglückter FirWunderbare Verwandlung. Die starken, tätigen Hände
men- oder Hofübersind dir gebunden. Ohnmächtig, einsam siehst du das Ende
gaben? Oder haben
deiner Tat. Doch atmest du auf und legst das Rechte
beobachtet,
wie
still und getrost in stärkere Hand und gibst dich zufrieden.
sich jemand nach
Nur einen Augenblick berührtest du selig die Freiheit,
einem Schlaganfall
dann übergabst du sie Gott, damit er sie herrlich vollende.
oder einer Wirbelsäulenverletzung in den eigenen nun
eingeengt scheinenden Möglichkeiten
Walter Steindl leitet das Männerfröhlich und zufrieden bewegt? Oder
wohnheim Kalvarienberg und ensich nach der Pensionierung aus einer
gagiert sich in der Freiwilligenarmit viel Ansehen verbundenen Positibeit bei Emmaus
Foto: Brisbane/shutterstock.com
Krise zu neuem Leben
Durchbruch
endlich gewagt mich anzuvertrauen
meine Schattenseiten anzuschauen
meine Verletzungen behutsam zu berühren
meine Wut auszudrücken
Endlich erahnen wie
Du
mich durch diese Krise
zu neuer Lebenskraft begleitest
Bei dir ist die Quelle des Lebens
Foto: photolike/shutterstock.com
(Nach Psalm 36,10)
Aus: Pierre Stutz,
Du hast mir Raum
geschaffen. Psalmengebete, 2. Auflage,
München (Claudius
Verlag) 1997.
Betriebe Viehofen
Bunte Oster- und Frühlingsdekoration
Ostern im christlichen Sinn oder einfach nur Nesterl suchen und Eier
essen – egal. Mit den handwerklichen Schmuckstücken aus den EmmausWerkstätten wird die Osterzeit besonders schön.
Emmaus bietet Kerzen mit österlichen Motiven in verschiedenen Ausführungen an. Die Preise reichen von 6,60
Euro bis 8,80 Euro. Gerne nehmen die EmmausWerkstätten auch Ihre Bestellung für Individualkerzen entgegen.
Blumenstäbe
aus Glas
9,50 Euro/Stück
Fotos: Böswart
14
Betriebe Viehofen
15
Ostereier
aus Glas
4,90 Euro/Stück
Osterhasen
aus Glas
4,90 Euro/Stück
Osterküken
aus Glas
4,90 Euro/Stück
Auch die beliebten Emmaus
Firmanstecker sind ab sofort
wieder erhältlich. Gerne können
Sie auch mehrere Exemplare zur
Ansicht bestellen. Retournieren
Sie einfach innerhalb von drei
Monaten die nicht verkauften
Paare. Ausgehend von der Anzahl Ihrer Firmlinge empfehlen
wir, ein Drittel mehr Anstecker
zu bestellen, um eine Auswahl
bieten zu können. Wir berechnen
natürlich nur die von Ihnen behaltenen Exemplare.
Ratschen aus Emmaus Eigenproduktion gibt es in diversen Ausführungen ab
6,50 Euro.
Freiwilligenarbeit
Menschen sind spannend!
Als Freiwilliger am Kalvarienberg
Robert erzählt: „Ich stamme aus komplizierten familiären Verhältnissen und
hätte selbst Gast bei Emmaus werden
können. Ich wollte mein Wissen und
meine Lebenserfahrung für andere einsetzen – und deswegen bei Emmaus
mitarbeiten.
Nachtschicht
Im Oktober 2011 begann ich mit meiner
Arbeit am Kalvarienberg - immer den
ganzen Sonntag. Ich führte Gespräche,
half bei der Essensausgabe und aß gemeinsam mit den Gästen. Ich hatte keine feste Funktion und unterstützte daher die hauptamtlichen Kollegen, z.B.
beim Wäsche waschen. Es war spannend, weil jeder Dienst anders war.
Seit Juni 2012 bin ich geringfügig beschäftigt und mache Nachtschichten
am Kalvarienberg. Ich helfe den Gästen
und stehe für Notfälle zur Verfügung.
Ich sichere das Gebäude oder mache
die Abrechnung zusammen mit dem
Saftbeislwirt.
Spannende Schicksale
Menschen sind spannend! Ihre Geschichte, ihre Erfahrungen und ihr
Wissen. Und wie sie trotz Schicksalsschlägen oder Krisen wieder in ein
stabiles Leben zurückfinden. Selbst
kleine Schritte bewirken
Großes.
Ich lerne sehr
viel über andere
Menschen
und
auch über mich
selbst. Es ist
herausfordernd,
spannend und
lehrreich, sich
auf die jeweiligen Charaktere
einzustellen und wie diese unterschiedlichen Menschen miteinander
umgehen. Ohne diese Erfahrungen
wäre ich heute nicht, wer ich bin. Durch
die Geschichten der Gäste habe ich
auch meine eigene besser verstanden.
Egal, wie herausfordernd ein Dienst
gewesen sein mag - wenn ich morgens
nach meiner Nachtschicht nach Hause
gehe, weiß ich, dass ich Sinnvolles getan habe. Als Teil von Emmaus kann ich
jene unterstützen, die in der „normalen“
Gesellschaft kaum noch Unterstützung
finden. Rückblickend habe ich 2011 die
richtige Entscheidung getroffen.“
Wenn Sie Interesse an einer freiwilligen Mitarbeit bei Emmaus
haben, wenden Sie sich bitte an:
Jutta Strobl
0676 / 88 6 44 - 636
[email protected]
zVg
Es war 2011, als Robert Koch eine Möglichkeit suchte, sich sinnvoll zu
engagieren. Eher zufällig erfuhr er von Emmaus. Und begann 2011 ehrenamtlich im Wohnheim Kalvarienberg zu arbeiten.
Foto:
16
Thema
So schlank, so krank
Magersucht
Psychische und
Verhaltensstörungen Teil 4
Die Magersucht (Anorexia nervosa) zählt zu den Essstörungen und scheint
eng an die westliche Zivilisation gebunden zu sein. Betroffen sind deutlich
mehr Frauen als Männer (10:1).
Foto: chocolat01/pixelio.de
Die Ursachen sind einerseits genetisch
und soziokulturell bedingt (Schlankheits- und Schönheitsideal), aber auch
das Verlangen nach Kontrolle, narzisstische Bestätigung, negativer Selbstwert und Perfektionismus spielen eine
Rolle. Depressionen und Persönlichkeitsstörungen sind häufige Begleiterkrankungen von Essstörungen.
5,6% der Betroffenen sterben innerhalb von 10 Jahren an Lungenentzündung oder Nierenversagen. Es gibt
zwei Erkrankungsgipfel, um das 14.
und um das 18. Lebensjahr, vereinzelt auch nach dem 25. Lj. Die jungen
Frauen stammen aus höheren sozialen
Schichten und sind meist überdurchschnittlich begabt.
Zwischen dem Auftreten der ersten
Symptome bis zum Beginn einer Therapie liegen 7 Jahre. Grund für die
lange Verzögerung sind Scham- und
Schuldgefühle.
sowhat - Institut für Menschen
mit Essstörungen
Grenzgasse 12/3. Stock
3100 St. Pölten
www.sowhat.at
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Isolation und die zwanghafte Fixierung
auf Essen führen im Verlauf der Erkrankung auch zu sozialen Problemen.
Müdigkeit, Schwäche und Reizbarkeit
lassen nur leichte und kurze Tätigkeiten zu. Darunter leiden Ausbildung und
Berufsleben.
Magersucht führt zu einem Gewichtsverlust von zumindest 25% des Normalgewichts bzw. zu einem BMI (Body
Mass Index) unter 17,5 (Normalwert:
zwischen 18,5 und 24,99). Die Folge
sind hormonelle Störungen, Ausfall
der Monatsblutung, Wachstumshemmung, Unterzuckerung, Osteoporose,
Wasseransammlungen im Gewebe
und Organschäden. Oft werden zusätzlich Abführmittel und Entwässerungstabletten verwendet. Weitere Symptome sind u.a. Konzentrations- und
Schlafstörungen sowie Verstopfung.
Magersucht braucht professionelle Hilfe. Bei lebensbedrohlichen Zuständen
(Herzrhythmusstörungen, Nierenversagen oder Unterernährung) hilft nur
stationäre Behandlung.
Bärbel Fichtl
www.sozialpsychiatrie-aktuell.at
SOMA
Menschlichkeit und Verantwortung
Die SOMA-Sozialmärkte in Niederösterreich
Ohne Einkaufspass geht in den SOMA-Sozialmärkten nichts. Wer sich
die normalpreisigen Waren im Supermarkt nicht leisten kann, darf einen
SOMA-Pass beantragen. Ihn haben in Niederösterreich derzeit schon über
11.000 Menschen.
2004 gegründet, betreibt die SAM (Sozialer ArbeitsMarkt) NÖ GmbH, an der
die Emmausgemeinschaft mehrheitlich beteiligt ist, die SOMA-Sozialmärkte. Deren eines Ziel ist die Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen
auf dem Arbeitsmarkt.
Heute gibt es in ganz NÖ 110 MitarbeiterInnen, 50 davon sind Transitarbeitskräfte, also langzeitarbeitslose Personen, die hier 6 Monate lang beschäftigt
sind.
Der erste Sozialmarkt eröffnete im November 2004 in St. Pölten. Heute sind
es in ganz NÖ neun, zwei davon mobile
Märkte im Most- und im Waldviertel.
Wer darf bei SOMA einkaufen
Hauptklientel sind Personen mit (zu)
geringem Einkommen, also Arbeitssuchende, Pensionisten, Alleinerziehende und Flüchtlinge. Den SOMA-Pass
kann beantragen, wer nicht mehr als
900,- Euro netto (1350,- Euro für 2 Personen) im Monat verdient. Allerdings
kaufen viele nicht bei SOMA ein, weil
sie nicht als arm gelten wollen.
Angeboten werden vor allem - voll
verzehrtaugliche - Lebensmittel, die
die SOMA-Märkte von Supermärkten,
Landwirten etc. kostenlos erhalten.
2015 wurden an SOMA NÖ 1425 Ton-
nen Lebensmittel gespendet. So sparen die SOMA-Kooperationspartner
Entsorgungskosten und helfen zugleich Menschen in Not.
Allein zu SOMA St. Pölten kommen
täglich 200-220 Einzelpersonen, die
durchschnittlich rund 6 Euro pro Einkauf ausgeben. Damit lässt sich ein
Einkaufskorb füllen. - Auch günstig essen ist in einem SOMA möglich. 2 Euro
kostet das Menü.
30-35% des Gesamtbudgets muss
selbst erwirtschaftet werden, da Fördergeber und Spenden bei weitem
nicht alles abdecken.
Wer will, kann Bedürftige mit dem „SOMA-Euro“ unterstützen - Gutscheine,
die an hilfsbedürftige Personen verschenkt oder für diese im SOMA selbst
hinterlegt werden.
Christian Veith
www.somanoe.at
Foto: SOMA
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Emmausgemeinschaft
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Vor den Vorhang
Thomas Frind - neuer Leiter des Wohnheims Herzogenburger Straße
Warum hast du dich
bei Emmaus beworben?
Von einem Bekannten habe ich von
Emmaus gehört und
erfahren, dass ein
Wohnheimleiter
gesucht wird.
Du bist der neue
Leiter des WH
Herzogenburger
Straße. Welche Erfahrungen hast
du diesbezüglich?
Ich habe bisher 19 Jahre im Sozialbereich (Arbeit mit Menschen mit Behinderung) gearbeitet und davon ca.
7 Jahre eine Tagesstruktur und einen
Fahrtendienst geleitet.
Was bedeutet dir die Arbeit mit Menschen?
Eine Möglichkeit, christliche Nächstenliebe praktisch zu leben und abseits vom „Helfersyndrom“ Menschen
professionell zu begleiten. So verschieden wir Menschen sind, so abwechslungsreich ist auch die Arbeit
mit ihnen.
Wie gehst du mit herausfordernden
beruflichen Situationen um?
Ich stelle mich ihnen ohne Angst – und
kann aus jeder Situation etwas „mitnehmen“. Ich betreibe das mit einer
gewissen Freude und großem Gottvertrauen!
Geboren und aufgewachsen:
1971 in Wien
Familienstand: geschieden, 2 Kinder
(16,5 und 18 Jahre)
Wohnort: Wien
Ausbildung: Reproduktions- und
Drucktechnik auf der Grafischen.
Danach beschäftigt als Layouter und
Druckvorstufentechniker
Tätig als: „Behindertenfachbetreuer“,
also Begleiter und Betreuer von Menschen mit Behinderung. Als „Konfliktlotse“
in der Mobbing- und Konfliktberatung
Hobbys: Familie und Freunde, SpieleAbende, Ausflüge, Tauchen, Klettern, Bücher,
Theater, Musik ...
Lieblingsspeise: Da gibt‘s viele (Hausmannskost, Cordon und Pizza). Ich esse sehr, sehr
gerne!
Lebensmotto: Aus der Bibel, 1. Kor. 13,13:
„Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe,
diese drei; aber die Liebe ist die größte unter
ihnen.“
Lebensziel: Jeden Tag mindestens einen
Menschen zum Lachen bringen
Foto: zVg
Du bist Quereinsteiger im Sozialbereich. Wann und warum hast du gewechselt?
Vor langer Zeit hatte ich ein Schlüsselerlebnis und da wusste ich, dass ich
das machen möchte. Und habe meine
Entscheidung bis heute keinen einzigen Tag bereut!
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Emmausgemeinschaft
Großzügige Spende der Erber Group
Die weltweit agierende Erber Group mit Sitz in Getzersdorf ist bestrebt,
ihre Werte wie Innovation, Partnerschaft, Wertschätzung und Nachhaltigkeit aktiv zu leben.
Für die Konzernführung ist daher das
Thema „Soziale Verantwortung“ sehr
wichtig. Seit 2009 unterstützt die Erber Group immer wieder verschiedene Hilfsprojekte. Über 50 waren es
bisher in 25 Ländern. Im Fokus standen dabei die Verbesserung der Trinkwasserqualität,
Agrarentwicklung,
Kinderwohlfahrt, die Unterstützung
der Opfer von Gewalt und Naturkatastrophen sowie Menschen, die aus
diesen Gründen auf der Flucht sind.
Margarete Erber bei der Übergabe mit Roland
Immer wieder unterstützt Erber
Hammerschmid (links) und Karl Langer (rechts)
auch die Arbeit der Emmausgemeinschaft. Wie schon im vergangenen Jahr wurde auch 2016 wieder eine namhafte
Spende übergeben. Margarete Erber persönlich besuchte das Emmaus-Stammhaus in der Herzogenburger Straße und übergab Gutscheine in der Höhe von
3000,- Euro an die Geschäftsführung. Vielen herzlichen Dank!
RZ Pellets – seit Jahren treuer Sponsor
12 Tonnen Holz-Pellets für die CityFarm. Diese große Menge übergab die Firma
RZ Pellets GmbH aus Ybbs im Dezember an die Emmausgemeinschaft. „Diese
Spende sichert die Begleitung und Integration von psychisch kranken Menschen
mittels Arbeitstherapie“, freuen sich Gabriele Kellner und Hans Kogler von der
Emmaus CityFarm.
Ein Dankeschön im Namen aller Gäste und MitarbeiterInnen an Dominik
Kielhauser von der RZ Pellets Geschäftsleitung für dieses wahrhaft
weihnachtliche Geschenk!
Das Team der CityFarm mit Herrn Tober
(4.v.r.) von RZ Pellets.
Foto: Kogler
Emmausgemeinschaft
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Da haben wir den Salat
Foto: Böswart
Bereits zum neunten Mal fand Ende Oktober
in der Franz-Peer-Siedlung in St. Pölten ein
Grätzelfest statt. Einer der Initiatoren, Stefan Hofer, besuchte danach das Team der
Kochwerkstatt am Standort Viehofen – mit
einem 500,- Euro Scheck in der Hand. Der
Erlös des Festes ist alljährlich einem sozialen Zweck gewidmet, und diesmal wurde
Stefan Hofer (4.v.l.) mit dem Team der
erfreulicherweise Emmaus dafür ausgeKochwerstatt
Foto: Emmaus
wählt. Mit der Spende werden nun zwei
Hochbeete angeschafft. Ab dem Frühjahr kann die Küche also auf selbstgezogene Kräuter, Salate und anderes Gemüse zurückgreifen. Vielen herzlichen Dank!
Foto: Böswart
Event Residenzen unterstützt Emmaus
Am 21. Jänner trafen Birgit
Hackenauer und Bernhard
Wiehalm von Event Residenzen in der Herzogenburger
Straße ein, in der Hand einen
Scheck. Das Unternehmen
betreibt die Veranstaltungszentren „Conference Center
Laxenburg“ und - in zentraler
Wiener Innenstadtlage - das
„Palais Niederösterreich“.
Vor einigen Jahren entschied
sich Event Residenzen, zu
V.l.n.r. Bernhard Wiehalm, Birgit Hackenauer
Weihnachten
keine
Ge(beide GF Event Residenzen), Karl Langer (GF
schenke mehr an MitarbeiEmmaus), Isabella Herzmanek (Assistentin der
terinnen und Mitarbeiter zu
Geschäftsführung) bei der Spendenübergabe im
verteilen, sondern stattdesWohnheim Herzogenburger Straße.
sen den dafür vorgesehenen
Betrag zu spenden. Emmaus-Obmann Franz Angerer stellte den Kontakt zu Event
Residenzen her. Sehr angetan von den Erzählungen über Emmaus, entschied
sich die Geschäftsführung, Emmaus mit einer Spende zu unterstützen. Im Namen von Event Residenzen übergaben Birgit Hackenauer und Bernhard Wiehalm
den Scheck von 2500,- Euro.
Ein großes „Dankeschön“ für diesen Betrag!
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Emmausgemeinschaft
Buchtipp
Scharia - der missverstandene Gott.
Der Weg zu einer modernen islamischen Ethik.
Foto: Rike/pixelio.de
von Mouhanad Khorchide, Herder Verlag, 2013, 19,50 Euro
„Islam ist Barmherzigkeit“ – dieses Gottesverständnis geht von
einem liebenden Gott der Barmherzigkeit aus – und lehnt die weit
verbreitete Vorstellung von einem islamischen Gott des Gehorsams ab. Der Islamwissenschaftler und Soziologe Mouhanad Khorchide versucht
in seinem Buch, die weitreichenden Konsequenzen aus diesem revolutionär neuen
Gottesverständnis für den religiösen Alltag und das tägliche Miteinander zu ziehen.
Khorchide führt den Begriff der Scharia aus der Verengung heraus, die er durch
Fundamentalisten wie Islamkritiker in den letzten Jahren erfahren hat. In klarer
Sprache erläutert der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster den historischen Kontext der Scharia und kritisiert traditionelle
Fehlauslegungen der Scharia wie auch die Fehlauslegung durch den Salafismus.
Für Khorchide geht es bei der Scharia um „eine Wechselwirkung zwischen der
Läuterung des menschlichen Herzens und der Bewahrung von Gerechtigkeit und
Menschenwürde in einer Gesellschaft“.
Emmaus dankt der Firma Elektro Taucher aus Perschling sehr
herzlich für die Unterstützung der Familie Jaseem Ali!
Vor den Vorhang auch Reinhard und Erika Breitner aus Murstetten, die sich liebevoll und mit großem Einsatz um Jaseem
Ali, seine Frau Zarifa und ihre 6 Kinder kümmern.
Erika Breitner mit
dem jüngsten Sohn
der Familie Ali, Majd.
Foto: B ös
war t
Offenlegung und Impressum lt. §25 Mediengesetz
Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Emmausgemeinschaft St. Pölten - Verein zur Integration sozial benachteiligter
Personen, 3100 St. Pölten, Herzogenburger Straße 48, ZVR: 248337422; Für den Inhalt verantwortlich: Mag. Karl Langer;
Redaktion: Mag. Christian Veith; Layout: Matthias Böswart; Herstellung: Ing. H. Gradwohl GmbH, 3390 Melk a.d. Donau;
Die Emmausgemeinschaft St. Pölten ist zu 100 Prozent Eigentümer der vierteljährlich erscheinenden periodischen Druckschrift „Emmaus-Rundbrief“. Weiters ist die Emmausgemeinschaft St. Pölten Eigentümer und Betreiber der Homepage
www.emmaus.at. Geschäftsführer der Emmausgemeinschaft St. Pölten, Herzogenburger Straße 48, 3100 St. Pölten, sind
Mag. Karl Langer und Roland Hammerschmid; Verein: Obmann DI Franz Angerer, 1. Obmann-Stv. DI Benno Scheiblauer,
2. Obmann-Stv. Ilse Baier, Schriftführerin Gertrud Wallenböck, Kassierin Johanna Pfaffenbichler, Rechnungs- und Wirtschaftsprüfer: Höchtl & Partner Wirtschaftsprüfung GmbH, Mariazeller Str. 150, 3100 St. Pölten, Blattlinie: Der „EmmausRundbrief“ dient der Berichterstattung über die aktuelle Entwicklung der Einrichtungen der Emmausgemeinschaft St.
Pölten und zur umfassenden Information für FreundInnen und Förderer des Vereins.
Kontaktdaten der Emmausgemeinschaft St. Pölten
Geschäftsführung & Verwaltung
Geschäftsführung:
Personal & Öffentlichkeitsarbeit
Pädagogik & Entwicklung
Referate
Referat Arbeit:
Referat Wohnen:
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[email protected], 0676 / 88 6 44 - 589
Fachärztliche Dienste:
[email protected], 0676 / 88 6 44 - 788
Verwaltung:
[email protected], 0676 / 88 6 44 - 0
Öffentlichkeitsarbeit
[email protected], 0676 / 88 6 44 - 346
Beratungs- und Betreuungseinrichtung
[email protected], 0676 / 88 6 44 - 578
Exkursionen & Besuche
[email protected], 0676 / 88 6 44 - 636
Zivildienst
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Dienstleistungen
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Ortweingasse 2-8, 3107 Viehofen
Möbelverkauf: Mi, 15-18 Uhr
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Falls unbesetzt, aufs Band sprechen
Fax: 0676 / 88 6 44 - 812
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Kunstwerkstatt
Ortweingasse 2-8, 3107 Viehofen
Sanierung
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KunstHandWerk-Verkauf
Ortweingasse 2, 3107 Viehofen
Tel.: 0676 / 88 6 44 - 770
Fax: 0676 / 88 6 44 - 802
E-Mail: [email protected]
Öffnungszeiten: Mo, Do, 9.30-12 & 13-16
Uhr, Di, Mi, 16-18 Uhr, jeden 1. Samstag
im Monat beim Flohmarkt, 9-14 Uhr
Gartenpflege
Ortweingasse 2-8, 3100 St. Pölten
Tel.: 0676 / 88 6 44 - 279
E-Mail: [email protected]
Tel.: 0676 / 88 6 44 - 574
Fax: 0676 / 88 6 44 - 802
E-Mail: [email protected]
Österreichische Post AG
Sponsoring-Post
Benachrichtigungspostamt
3101 St. Pölten
GZ 02Z033980 S
Hilfe über den Tod hinaus
Immer wieder kommt Emmaus in
den Genuss von Spenden, die anlässlich von Begräbnissen ehemaliger Gäste oder deren Angehöriger
an die Gemeinschaft ergehen. Für
Emmaus sind diese Spenden sowohl Freundschafts- als auch Vertrauensbeweis und Dank für die
Wertschätzung und Hilfe, die Emmaus seit mittlerweile Jahrzehnten
seinen Gästen entgegenbringt.
Dafür ein herzliches „Dankeschön!“
Foto: Böswart
Die Emmausgemeinschaft wird gefördert von:
NÖ Landesregierung, Arbeitsmarktservice, Bundesministerium für Justiz, Stadtgemeinde St. Pölten, Caritas,
Diözese St. Pölten, Fachstelle für Suchtprävention NÖ.
ZVR-Zahl: 248337422
Sparkasse NÖ Mitte-West,
IBAN: AT84 20256 000000 38570 | BIC: SPSPAT21
Raiba St. Pölten,
IBAN: AT96 32585 0000 1129360 | BIC: RLNWATWWOBG
Spenden an die Emmausgemeinschaft sind steuerlich absetzbar!
Die Registriernummer der Emmausgemeinschaft St. Pölten lautet: SO 1120.