Klinik-IT: Gut geschützt, voll vernetzt

Kapitel III – Nachhaltigkeit
IT
und IT
Kapitel III – Nachhaltigkeit und IT
Klinik-IT: Gut geschützt, voll vernetzt
Mehr Effizienz: Ärzte und Pfleger greifen mithilfe eines kompakten PDAs und
des Wireless LAN während einer Visite auf Patientendaten zu
Von Michael Battige
Intelligent vernetzt und redundant – so ist eine IT-Infrastruktur, die im Krankenhausbetrieb
für effizientere und bessere Prozesse sorgt. Das wirkt doppelt: sowohl in wirtschaftlicher als
auch in medizinischer Hinsicht.
M
ehr Zeit für Patienten und Entlastung von Verwaltungsaufgaben
– das ist der Wunsch, den Ärzte vielfach an Krankenhausverwaltungen stellen. Diese sind wiederum einem steigenden Kostendruck
ausgesetzt und suchen nach Wegen, das Haus dennoch durch Servicequalität im Wettbewerb zu profilieren. Hier können schlankere und
transparentere Abläufe helfen, Ressourcen besser einzusetzen und damit die wirtschaftliche Grundlage für das Unternehmen zu sichern. Das
kann zum Beispiel mittelfristig bedeuten, eine elektronische Patientenakte einzuführen. Sie ermöglicht es Ärzten, sich auf elektronischem
Wege ganzheitlich über den jeweiligen Patienten zu informieren. Denn
hier können Vorerkrankungen und Allergien ebenso gespeichert werden wie weitergehende Verordnungen.
Komplikationen werden so vermieden und Patienten schnell wieder
entlassen – möglichst gut genesen und zufrieden. Und wenn auch die
Vor- und Nachteile noch diskutiert werden, ist doch absehbar, dass sich
zukünftig immer mehr Krankenhäuser darauf einstellen werden (müssen), ihre Patientenakten elektronisch zu führen. Für viele ist das Anlass,
ihre gesamte IT-Infrastruktur zu überprüfen und gegebenenfalls zu modernisieren – gemeinsam mit einem Partner für IT-Beratung, der sie in der
Konzeption, Planung und Umsetzung begleitet.
Ein systemübergreifendes Netz …
Michael Battige ist System- und
Netzwerkadministrator bei der
FAC’T GmbH Facility Management
Partner.
154
So auch das St. Franziskus-Hospital in Münster und die Klinik für Geriatrische Rehabilitation Maria Frieden in Telgte. Hier hatten sich die Projektverantwortlichen dafür entschieden, die Netzwerk- und Telekommunikationsinfrastruktur der beiden Häuser komplett zu erneuern. Eine
eingehende Analyse, weiterführende Studien und Recherchen legten genau dies nahe. Das Ziel: die Häuser sicher und zuverlässig zu vernetzen
und Ärzte gleichzeitig durch einen zentralen Schreibdienst zu entlasten.
Die Lösung: Ärzte und Pflegekräfte gehen nun mit mobilen Geräten wie
Personal Digital Assistants (PDAs) zur Visite. Diese sind direkt an das Krankenhausinformationssystem (KIS) sowie an die individuellen Systeme (Laborinformationssystem, digitales Diktiersystem etc.) angebunden.
Facility Management 2014
Quelle: iStockphoto
Möglich wird das über ein umfassendes Wireless LAN (WLAN), das einen flächendeckenden, aber geschützten Zugriff auf die Krankenhaus-Server zulässt. So sehen
die Ärzte während der Visite über den PDA die gespeicherten Patientendaten und
ergänzen diese durch ihre weiteren Behandlungsempfehlungen. Auf gleichem
Wege geben sie bei Bedarf einen Auftrag an den zentralen Schreibdienst, zum Beispiel einen Arzt- oder Entlassbrief zu erstellen. Das verschlankt die Prozesse und
spart Zeit.
Das WLAN ist auch Dreh- und Angelpunkt für weitere Anwendungen, die sich
zusätzlich auf die Zufriedenheit der Patienten auswirken und damit die Wettbewerbsposition des Krankenhauses stärken. So haben Patienten, ebenso wie die Mitarbeiter, im Krankenhaus über das drahtlose Netz stets eine gute Verbindung ins
Internet. Das ist für viele nahezu unverzichtbar in Zeiten, in denen soziale Netzwerke, E-Mail- und Online-Angebote zum Alltag gehören, auf die man auch im Krankenhaus ungern verzichtet.
… mindert durch VoIP-Telefonie Strahlenemissionen …
Darauf aufbauend realisierten die Projektverantwortlichen schließlich einen weiteren entscheidenden Schritt: Sie nutzten die neue Netzinfrastruktur, um das Telefonsystem umzustellen. Da kein flächendeckendes DECT-Telefonnetz vorhanden
war, wurde das W-LAN genutzt und um die weitaus strahlungsärmere, wenngleich
Facility Management 2014
155
Kapitel III – Nachhaltigkeit
IT
und IT
Kapitel III – Nachhaltigkeit und IT
Auf dem Weg zur elektronischen Patientenakte: Modernisierung
der IT- und TK-Infrastruktur
Zukunftsweisend: Wireless-LAN-Technologie für IT-Netzwerk und
TK-Anlagen für mehr Mobilität
Quelle: iStockphoto
anspruchsvollere Voice-over-WLAN-Technologie (VoWLAN) ersetzt. Dies stellt einen
erheblichen Fortschritt dar.
Die Gespräche laufen seitdem per Internet Protocol (IP) über das neue Drahtlosnetz. Rund 15.000 Anschlüsse ließen sich dadurch theoretisch einfach an die Infrastruktur anschließen, da die Telefonanlage flexibel konfigurierbar und in hohem
Maße skalierbar ist. Gleichzeitig ist die Wireless-LAN-Verbindung durch eine komplexe Verschlüsselungstechnik und einen zentralen „Schleusen-Server“ vor unerlaubten Zugriffen gut geschützt. Denn laut Anforderungsprofil an das neue System musste auch die Datensicherheit unbedingt gewährleistet sein. Der moderne
WPA2-Standard zur Verschlüsselung soll dies garantieren.
156
Quelle: iStockphoto
Die IT-Infrastruktur in Münster und Telgte läuft seither stabil und hilft, Ressourcen
und die wirtschaftliche Grundlage der Krankenhäuser zu schonen. Und sie ist eine
gute Basis für weitere Neuerungen, die zukünftig dazu beitragen werden, dass sich
die Häuser nachhaltig weiterentwickeln.
M
… und hilft Kosten zu senken
Summary
So weit die Konzeption. Für die Umsetzung bedeutete dies, im laufenden Betrieb
rund 24 Kilometer Kabel zu verlegen und 450 Basisstationen – davon 90 in Telgte – zu installieren. Letztere sollten sich möglichst unauffällig – also zum Beispiel
ohne ständig aufleuchtende LEDs – in die Krankenhausräume integrieren lassen.
So fanden die Projektverantwortlichen zielführende Lösungen, die einige Einsparmöglichkeiten über die ursprünglichen Anforderungen hinaus eröffneten: Die
täglich individuelle Speisenauswahl funktioniert jetzt ebenfalls über ein mobiles
Gerät, und der teure sowie wartungsintensive „Notfall-Pieper“ konnte abgeschafft
werden. Allein das senkt die Kosten in beiden Häusern erheblich.
Establishing a more sustainable information technology infrastructure in hospitals often
requires an external, independent review of the existing facilities. Allocating resources to information technology (IT) infrastructure can drive the whole system towards
innovative solutions, again bringing forward new ways of communicating and administrating crucial patient information. This is best seen in St. Franziskus Hospital, located
in Münster, and Maria Frieden, a geriatric clinic in Telgte, Germany. Here, wireless-LANbased infrastructure makes patient data accessible to doctors and nursing staff using
PDA devices. Using the same WLAN infrastructure, a VoIP telephone system also integrates about 15,000 telephone connections and reduces radiation compared with the DECT
phones used previously.
Facility Management 2014
Facility Management 2014
157