L E D N A W A KLIM & TTIP DIE AKTUELLE SITUATION Derzeit handeln die EU und die USA die sog. Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (kurz TTIP) aus – ein Freihandelsabkommen mit dem Ziel, sog. tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse oder -barrieren zwischen diesen beiden Wirtschaftsmächten abzubauen. Da jedoch die tarifären Handelsbarrieren wie Zölle, Exportsubventionen, Steuern etc. im transatlantischen Handel bereits niedrig oder gar nicht vorhanden sind, konzentriert sich TTIP insbesondere auf den Abbau der nichttarifären Handelsbarrieren (NTB), also solcher, die aus teils sehr unterschiedlichen Gesetzen und Verordnungen in den USA und der EU resultieren. Entscheidend ist, dass viele dieser NTB die europäische Gesetzgebung und die in der EU vergleichsweise hohen Umwelt-, Sozial- und Qualitätsstandards sowie andere demokratische Entscheidungsprozesse, Herkunftsangaben, rechtliche und technische Vorschriften BEI „TTIP WIRD UNG u.v.m. betreffen. Deswegen IG DER BEWÄLTKRISE könnten beispielsweise A DER KLIM DEN ambitionierte europäische MEHR SCHA N.“ Klimamaßnahmen und -geALS NÜTZE setze dem Abbau von NTB zum Opfer fallen; um nur eine Bedrohung von vielen zu nennen. 1D AS SOG. ENERGIE-KAPITEL Die EU will die USA mittels eines sog. Energie-Kapitels in TTIP über die Ausfuhr von „Kohle, Erdöl, Erdölprodukte, (flüssigem) Erdgas und elektrischer Energie“ aus den USA nach Europa bewegen. Der Import von durch Fracking – einem enorm umweltschädigenden Verfahren – gewonnenem Schiefergas und kanadischem Teersandöl, welches über die USA nach Europa gelangen würde, wären hier inbegriffen. Das Drängen der EU auf ein Energie-Kapitel muss auch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass die USA seit den 1970er Jahren ein Verbot über den Export von Rohöl verhängt haben, welches die EU gerne aufgehoben sehen würde; dafür wiederum wäre eine Mehrheit im Kongress notwendig. Der sog. US Gas Act sieht umfassende Erdgas-Exporte von den USA in die EU vor, sobald das Freihandelsabkommen mit der EU in Kraft getreten ist – damit würden sich für die USA ein großer Markt öffnen und die gefährlichen Frackingmethoden der Konzerne umso lukrativer werden. 2 BESEITIGUNG STAATLICHER UNTERSTÜTZUNG FÜR ERNEUERBARE ENERGIEN Durch TTIP könnten lokale, regionale und nationale Programme zur Förderung erneuerbarer Energien verboten werden, da die Beseitigung der sog. Local-Content-Vorschriften droht, die als Kauf-lokal-Prinzip beschrieben werden könnten und Unternehmen zur Inanspruchnahme heimischer Vorleistungen im Fall von Direktinvestitionen verpflichten. Ebenso würden auch die Bemühungen zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft weiter untergraben werden. 3 VERKLAGEN VON REGIERUNGEN DURCH UNTERNEHMEN Der umstrittene Investorenschutz (ISDS), auch bekannt als Investitionsschiedsverfahren, wurde bereits von Unternehmen genutzt, um beispielsweise den kanadischen Staat, der aus Bedenken über die umweltschädlichen Auswirkungen von Fracking ein Moratorium erlassen hatte, zu verklagen. In Deutschland wurde gegen die Vorschriften für sauberes Wasser geklagt, weil dadurch die Privatisierung des Wassersektors untergraben würde. Das Risiko von Unternehmen auf Milliarden verklagt zu werden, könnte also eine abschreckende Wirkung auf die zukunftsorientierte Politikgestaltung der europäischen Regierungen im Klimabereich haben. WWW.STOPCLIMATECHANGE.NET 4 ERHÖHTE EMISSIONEN Ein durch TTIP intensivierter transatlantischer Handel wird Emissionen nicht reduzieren, sondern aller Voraussicht nach das Gegenteil bewirken: Auch wenn einige Vorhersagen nur eine geringe Zunahme an Emissionen prognostizieren, könnte der faktische Anstieg weitaus drastischer sein, wenn z. B. Aspekte wie ein erhöhter Autoverkauf und die Folgen eines umfassenden Energie-Kapitels (siehe oben) mit einkalkuliert werden. In einem Bericht der Heinrich-Böll-Stiftung heißt es, „es ist unwahrscheinlich, dass engere Zusammenarbeit [im Handel zwischen der EU und den USA] zu geringerem Treibhausgasausstoß führt. Im Gegenteil sieht das ehrgeizigste TTIP Szenario einen Anstieg der CO2-Emissionen um 11,8 Millionen Tonnen vor: 3,9 Millionen Tonnen in den USA, 4,3 Millionen Tonnen in der EU und 4,3 Millionen Tonnen in China, die durch ‚umweltschädlichere Herstellungsverfahren‘ und daraus resultierende CO2-Verlagerungen entstehen“. Der jüngste Bericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change, im dt. auch als Weltklimarat bezeichnet) betont, dass wir „alle verfügbaren Instrumente und Maßnahmen nutzen sollten, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen“. TTIP hingegen wird bei der Bewältigung der Klimakrise mehr schaden als nutzen. WOFÜR SICH DIE GRÜNEN AUF EU-EBENE EINSETZEN Wir Grüne im Europäischen Parlament sind aus den hier aufgeführten vielfältigen Gründen grundsätzlich gegen TTIP. 93% der Vorbereitungstreffen der EU-Kommission wurden mit Wirtschaftslobbyisten abgehalten. So standen die Verhandlungen von Anfang an unter einem schlechten Stern. Auch wenn die Kommission uns das Gegenteil glauben lassen möchte: Klimarelevante Standards werden durch TTIP keineswegs angehoben. Vielmehr bietet TTIP viele Möglichkeiten für das schnelle Geschäft; politische Ziele für eine tiefgreifende und nachhaltige Verbesserung der Klimasituation werden jedoch geopfert. Wir Grüne kämpfen für ein TTIP, das die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduziert und Klima- sowie Umweltthemen in den Mittelpunkt der Verhandlungen stellt. WWW.STOPCLIMATECHANGE.NET N O I S I V E R E S UN • Ein gutes Freihandelsabkommen würde sicherstellen, dass beide Wirtschaftsmächte ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen nachhaltig reduzieren, anstatt uns jahrzehntelang in deren intensiver Nutzung gefangen zu halten. Es würde das Machtgleichgewicht zugunsten der Bürgerinnen und Bürger verlagern, anstatt ein exklusives privates Rechtssystem für ausländische Investoren zu schaffen, und es würde Klima- und Umweltfragen in den Mittelpunkt der Vereinbarung setzen. Nach dem aktuellen Stand erfüllt das Abkommen keine dieser Anforderungen. WIE BÜRGERINNEN & BÜRGER PROFITIEREN WÜRDEN Am 6. Mai 2015 kommentierte einer der Hauptverhandlungsführer von TTIP bezüglich der Lobbyarbeit für US-Rohöl-Verbote: „Wir sind sehr vorsichtig und versuchen, jede Art von öffentlichen Stellungnahmen zu vermeiden. Ich denke, weil wir das Gefühl haben, dass es geschickter ist, außerhalb der Öffentlichkeit zu verhandeln.“ Dieses Geständnis zeigt eindeutig, wie wenig öffentlich diese Debatte ist. Alle Bürgerinnern und Bürger würden wesentlich davon profitieren, wenn auf Basis transparenter Informationen über TTIP diskutiert werden könnte. Dann würde klar werden, dass TTIP es schwieriger für uns macht, realistisch angesetzte Klimaziele auch wirklich zu erreichen. WEITERE INFORMATIONEN: [email protected] [email protected] WWW.STOPCLIMATECHANGE.NET
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