ALTERNATIVE INVESTMENTS: BEDEUTUNG NIMMT ZU

SCHWEIZER MAGAZIN FÜR KOLLEKTIVE
UND STRUKTURIERTE INVESTMENTS
PORTFOLIOSTRATEGIE
CHINAS ZUKÜNFTIGE ROLLE
IM PORTFOLIO-KONTEXT
FORUM
CHF 10.–
Dez. 15 / Jan. 16
55
ASSET MANAGEMENT
FAKTOR-ETFs ERSCHLIESSEN
SYSTEMATISCH RENDITEQUELLEN
ALTERNATIVE INVESTMENTS:
BEDEUTUNG NIMMT ZU
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FONDS-BUSINESS IN DER SCHWEIZ
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editorial
Rainer Landert
Markus Röthlisberger
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER
Nach der Krise ist bekanntlich vor der Krise. Schon seit geraumer Zeit ist das aktuelle Umfeld für Anleger wahrlich alles andere als vielversprechend; Wachstum
und Investitionsfreude kommen trotz massiver Geldschwemme seitens der EZB
kaum auf. Dass neben Ratlosigkeit sich vermehrt auch Nervosität ausbreitet, ist
allzu verständlich. Ausnehmend lange hat die Börsenhausse ab 2009 bereits gedauert. Tiefe Zinsen, hohe Risiken an den Aktienmärkten, Lethargie im Rahmen
der Schwellenländer und Hoffnungslosigkeit bei den Rohstoffpreisen – wie sollen
in einem solchen Umfeld auf längere Sicht hinaus sowohl institutionelle als auch
private Investoren ansprechende Anlagerenditen erzielen können?
In Sachen Anlagestrategien, Anlagetechniken, Anlagestile, Anlageklassen sind also
Ideenreichtum und valable Alternativen zum traditionellen Asset Management gefragt. Was haben hierbei die Profis zu bieten? Die Anlagen sind bekanntlich weniger liquide, die Märkte komplexer, der Einsatz solcher Anlagen im Risk Management wesentlich anspruchsvoller, das hochgelobte Alpha meist nur Ausdruck von
Risiken, die man zum voraus nicht gekannt hat. Je spezialisierter die Anlageausrichtung, desto kleiner auch die verfügbaren Investitionsmöglichkeiten. Die Märkte sind schnell «ausgekauft», und wer dann mal aussteigen will, kreiert rasch einmal seinen eigenen Kursabsturz. Ob sich solche Anlagen längerfristig für das Segment vorab der Family Offices und institutionellen Anleger mit ihren grossen Vermögen eignen, ist auch unter diesem Aspekt genau zu prüfen. Das einführende
Panel soll darüber berichten.
Der Begriff «alternativ» wird aber nicht nur im Asset Management zum Trend. Er
hält zunehmend auch Einzug in die Welt der Kommunikation. Bereits möchten einem Bericht der englischen Aufsichtsbehörde FCA zufolge über 60% der Investoren mit ihren Beratern über soziale Medien verbunden sein. Immer stärker zeichnet sich in der modernen Kundenkommunikation eine Abkehr vom traditionellen
Email ab. Auch hier gilt: Welchen Segen die Alternativen zum Email wie etwa der
Einsatz von Youtube und Facebook auch bringen mögen, die Risiken können noch
kaum abgeschätzt werden.
Viel Spass bei der Lektüre.
Rainer Landert und Markus Röthlisberger
B2B DEZEMBER 2015
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inhalt
Dezember 2015
editorial1
forum
Alternative Investments: Einsatz im aktuellen Portfolio-Kontext
4
portfoliostrategie
Marktzyklen durch Sektor-Rotation nutzen
Zehn Jahre Outperformance in Serie – wie ist's möglich?
Ergebnisorientiert & kundenzentriert investieren
Anlagen der besonderen Art für aktuelle Portfolios
Europas ETF-Markt wächst
Faktor-ETFs: Systematisch Renditequellen erschliessen
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firmenstrategie
Effizienter Einsatz für die Kunden
Herausforderungen bei Vertriebsfragen
Optimale Produkte entstehen im Dialog mit Kunden
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service
Klassische Fonds nutzen Vorteile von ETFs
Fondsinformation für Mobile-Geräte optimiert
Ein Eldorado für Fonds- und Derivate-Partner
Wenn Bulle & Bär zum Tanz bitten
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48
alternative anlagen
Alternative Anlagen für Realwert-Erhalt
Stabilität durch Absolute Return
Long/Short-Ansatz bietet aktuell grosse Chancen
Nachhaltige Outperformance durch Global Macro Funds Portfolio-Optimierung: Hedge Fund-Mix ist entscheidend
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58
events
Eyes on 2016
60
asset management
Preferred Securities bleiben attraktiv
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Systematisches Research unterstützt «Buy low, sell high»
64
Responsible Investing: Der lange Abschied vom Verbrennungsmotor 67
Investieren mit Überzeugung
68
Private Placements: Attraktives Nachrangkapital von Versicherungen 70
Smart Food – Mehr Nachhaltigkeit bei Nahrungsmitteln
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China – Eine «neue Normalität»
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Die japanische Wachstums-Story geht weiter
77
Spitzenleistungen bei asiatischen Aktien
80
pro memoriam
info & edu center / impressum
84
trägerschaft85
B2B DEZEMBER 2015
forum Alternative Anlagen erfahren derzeit eine
starke Beachtung. Ein Fachpanel beleuchtet Strategien, Techniken und spezifische Anlagestile sowie
Transparenzaspekte und Risikofragen. Mehr
zum Thema finden Sie ab Seite
4
portfoliostrategie Traditionell bildeten ETFs breit
diversifizierte Aktienindizes ab. Inzwischen kennt der
Markt eine Reihe innovativer Anlagelösungen wie
ETFs, die über einen Faktoransatz systematisch
Renditequellen erschliessen. Mehr dazu ab Seite
32
asset management Kursstürze, Zweifel an Wachstumsstatistiken, eine hohe Verschuldung und die überraschende Abwertung der Währung – China sorgte
heuer für Furore. Mehr zur zukünftigen Bedeutung des Landes im Portfolio-Kontext auf Seite
74
3
forum
4
B2B DEZEMBER 2015
forum
A LT E R N AT I V E I N V E S T M E N T S
EINSATZ IM AKTUELLEN
PORTFOLIO-KONTEXT
Nicht zuletzt durch die Suche nach neuen Rendite­
quellen finden Alternative Anlagen in der Schweiz
zunehmend Eingang in die Portefeuilles sowohl ins­
titutioneller Investoren als auch vermögender Pri­
vatanleger. Die zunehmende Bedeutung der Anla­
gekategorie manifestiert sich unter anderem in der
Fondsstatistik der Swiss Fund Data AG; das entspre­
chende Volumen hat sich in den letzten anderthalb
Jahren in etwa verdreifacht und beträgt aktuell rund
25 Mrd. CHF.
Generell werden Hedge Funds mit interessanten
Vorzügen in Verbindung gebracht, so etwa die Mög­
lichkeit, mit einer Vielzahl an Investment-Ansätzen
Erträge generieren zu können oder die Chance auf
langfristig höhere Renditen. Andere wiederum ver­
weisen auf die geringere Volatilität durch die ver­
schiedenartigen Ertragskomponenten oder das Aus­
blenden von «Noise». Auch die Absicherungs-Fähig­
keit gegen extreme Risiken wird den Hedge Funds
oft zugesprochen.
Die Auswahl ist aber anspruchsvoll. Zur Wahl ste­
hen neben zahlreichen Strategien von Single Hedge
Funds auch Dachfonds, wobei je nach Marktsituation
andere Performance-Treiber aktiv sind. In jüngerer
Vergangenheit kamen überdies so genannte «liquid
Alternatives» auf, welche den traditionellen Hedge
Funds Volumen streitig machen.
B2B DEZEMBER 2015
5
forum
Verschiedene Stilrichtungen zur Wahl
Nachfolgend sollen die wichtigsten Hedge
Fund-Strategien kurz beleuchtet werden.
Erfolgt die Einteilung nach der Sensitivität
gegenüber Entwicklungen auf den Finanzmärkten, findet man oft Relative Value, Event
Driven und Opportunistic als Oberbegriffe.
Opportunistic
Strategien dieser Kategorie hängen stark
von der Entwicklung der Aktien-, Obligatio­
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nen-, Rohstoff- und Devisenmärkte ab. Zu ihnen zählen unter anderem die Stilrichtungen Global Macro oder Long/Short. Letztere wird häufig als die «klassische» Hedge
Fund-Strategie bezeichnet. Es handelt sich
um einen direktionalen Ansatz, der in beide
Richtungen des Aktienmarkts Wetten eingeht – also auf steigende und fallende Kurse
setzt. Global Macro Funds beschreiten dem
Namen entsprechend einen makro-ökonomischen Ansatz mit globaler Ausrichtung.
Es sind so genannte «Top-down»-Manager,
die in opportunistischer Weise in bestimmte
Sektoren, Währungen, Länder oder Terminkontrakte investieren. Sie haben das breiteste Investment-Spektrum.
Event Driven
Fonds dieser Kategorie nutzen Preisanomalien aus, die mit Kapitalmarkt-Transaktionen
einhergehen. Zu erwähnen sind etwa Fusionen, Übernahmen, Abspaltungen, Umstrukturierungen oder Aktienrückkäufe und sonstige signifikante Marktereignisse. Zu ihnen
zählen unter anderem Merger Arbitrage und
Distressed Securities. Distressed Securities
Funds ihrerseits investieren in Wertpapiere von Firmen, die Schutz vor Insolvenz beantragt haben oder sie zu vermeiden versuchen, indem sie mit den Gläubigern über
eine aussergerichtliche Umstrukturierung
verhandeln.
Relative Value
Ansätze dieser Kategorie fokussieren auf
(marktneutrale) Arbitrage-Möglichkeiten
und weisen daher kaum Abhängigkeiten
zur Marktentwicklung auf. Die Fonds wollen gezielt Preis-, Kurs- oder Zinsdifferenzen eines Guts (Aktien, Bonds, Devisen,
Rohstoffe, Optionen) ausnutzen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt an verschiedenen Börsenplätzen auftreten mögen. Zu ihnen gehören unter anderem die Stilrichtungen Convertible Arbitrage oder Equity Market Neutral.
Leistungsvermögen
Die absoluten Renditen von Hedge Funds
können sich durchaus sehen lassen, wobei
wie immer ein gewisser «Survivorship Bias»
mitschwingt. Im Schnitt erreichten die Produkte seit 1990 eine jährliche Rendite nach
Kosten von über 10%. Seit Februar 2009, als
wir die Kurs-Tiefststände im Zusammenhang
mit der Finanzkrise sahen, entwickelten sich
die Alternativen Anlagen weniger erfreulich,
wenn man zum Beispiel den S&P 500 als
Vergleich heranzieht. Dieser erreichte rund
18% pro Jahr, während Hedge Funds in ihrer
Gesamtheit durchschnittlich immerhin noch
8% erzielen konnten. Dies hatte unter anderem auch Druck auf deren Kosten zur Fol-
6
B2B DEZEMBER 2015
forum
ge. Die Formel «2+20» gilt heute nicht mehr
uneingeschränkt. Im Schnitt gelten derzeit
eher Werte von 1.5 % Management Fee plus
17 % Performance Fee, wobei grosse Fonds
eher günstiger sind als kleinere.
Als Gründe für die jüngst eher unterdurchschnittlichen Resultate werden unter anderem die QE-Programme mit ihren Marktverzerrungen vor allem auf der Volatilitätsseite
genannt, aber auch strukturelle Aspekte wie
die «Institutionalisierung» der Hedge Funds
und der regulatorische Druck auf sie werden
als mögliche Gründe herangezogen.
Industrie-Trends
In den letzten Jahren konnte eine Art «Monetarisierung» beobachtet werden, was
heisst, dass Hedge Funds auch Volumen generierten, in dem sie den entsprechenden
Investoren Anteile an ihren Firmen überliessen. Weil die Vermeidung von Reputationsrisiken inskünftig immer bedeutender
wird, um Assets under Management zu generieren, dürfte eine strategische Brand
Awareness immer wichtiger werden. Der
Transparenz und Kommunikation wird mehr
Aufmerksamkeit zuteilwerden. Nicht zuletzt
aufgrund der so genannten «liquid Alternatives» dürften die Kosten weiter nach unten tendieren, wobei FATCA vielleicht etwas Gegensteuer geben mag.
trialisierung in diesem Anlagesegment weiter fortschreiten, was ein Aufbrechen und
Neu-Aggregieren der Wertschöpfungskette beinhaltet.
Interessierte Investoren haben sich insbesondere die Frage zu stellen, wie ein spezifisches Produkt sich in verschiedenen Szenarien verhält. Es gilt abzuwägen zwischen
kurzfristigem Diversifikationsnutzen und
langfristigen Vorteilen. Sicher ist auch die
Frage von Belang, ob denn ein Hedge Fund
unbedingt Extremrisiken eliminieren und
wie schnell eine Position effektiv liquidiert
werden muss. Last but not least ist auch zu
klären, ob gewisse regulatorische Vorgaben
bestehen und welche Kosten man für ein Engagement zu zahlen bereit ist.
Viele dieser Fragen werden nachfolgend in
einem Fachgespräch von Experten noch detaillierter erörtert.
… zusammen mit
dem Werbebrief
wirkt’s optimal.
Auf der Vertriebsseite werden sich manche Single Hedge Funds überlegen, ob
sie aufgrund der Nachfrageseite nicht ein
Onshoring in gut regulierte Domizile vornehmen wollen, sofern die geltenden Freiheitsgrade das bisherige Fondsmanagement
weiter erlauben. Ausserdem steht insbesondere bei kleineren, noch wenig bekannten
Hedge Funds die Frage im Raum, ob allenfalls eine Retail-Kundschaft angepeilt werden soll, was registrierte Produkte bedingt,
um auf entsprechende Plattformen zu gelangen.
Wie geht es weiter?
Die Dichotomie zwischen standardisierten
und kundenspezifischen Lösungen wird in
den kommenden Jahren wohl noch weiter
zunehmen. Zuletzt dürfte auch die Indus­
B2B DEZEMBER 2015
Direct Marketing. Auch das ist die Post.
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den Absatz
7
forum
Die Gesprächspartner sind ­U mberto
Boccato [Mirabaud Asset Manage­
ment (Suisse) SA], Nicolas Campiche
­[Pictet Alternative Advisors], Daniel
Durrer [GAM Anlagefonds AG], Andrew
­M cCaffery [Aberdeen Asset Manage­
ment] und Frank Petschke [UBS Asset
Management].
Beginnen wir das Gespräch wie üb­
lich mit einer allgemeinen Frage zum
Markt für Alternative Anlagen. Wie
schätzen Sie die Lage aktuell ein?
Petschke: Wir sehen weltweit ansprechende Zuflüsse in Alternative Anlagen,
vor allem in Hedge Funds, Infrastrukturanlagen und Private Equity. Anleger in
Asien und Europa investieren vermehrt
in H
­ edge Funds, sie wählen etwa unsere
Fund of Hedge Funds-Produkte, setzen
vereinzelt aber auch auf massgeschneiderte Portfolios. Hauptgründe sind auf
der einen Seite die höhere Liquidität im
Vergleich zu anderen Alternativen Anlagen, aber auch die als relativ hoch angesehene Bewertung der Aktienmärkte und
die Angst vor steigenden Zinsen, durch die
die Preise von Anleihen fallen könnten. Investoren suchen bekanntlich Anlagen, die
zu den traditionellen Anlagen unkorrellierte Erträge liefern können. Neben Banken,
welche die Produkte in den diskretionären Mandaten einsetzen, sehen wir die
Nachfrage hauptsächlich bei Family Offices und auch wieder bei Pensionskassen. Viele Anleger delegieren dabei die
8
«Mirabaud ist schon
länger in mehrere
­‹Aktivisten› investiert.
Das Haus führt sogar
­einen Dachfonds mit
entsprechenden
Fondsmanagern.»
Umberto Boccato
Auswahl der Single Hedge Funds an Anbieter mit langjähriger Erfahrung und entsprechenden Ressourcen.
McCaffery: Grössere Investoren mit geringeren Liquiditäts- und Regulationsvorgaben müssen über individuelle Lösungen
Zugang zu Illiquiditätsprämien vermittelt
bekommen, während kleinere Kunden zusätzlich erwarten, dass die Lösungen einfach zugänglich sind und die Minimalvolumen erreicht werden können.
Boccato: Global betrachtet werden die
von Hedge Funds verwalteten Vermögen kontinuierlich weiter wachsen. Zwischen Ende 2008 und heute haben sich
die Volumen von 1.4 Bio. auf rund 3. Bio.
USD verdoppelt. Die Anzahl der global emittierten Produkte blieb mit rund
1000 im genannten Zeitraum etwa sta-
bil. Für neue Fonds wurde die Kapitalgenerierung schwieriger; der Grossteil der
Neugelder floss in grosse Vehikel. In der
Schweiz beispielsweise sind Pensionskassen weiter zögerlich gegenüber der Anlagekategorie, während in den USA die
Anlagevehikel auf mehr Zustimmung treffen – Stiftungen und Pensionsfonds wurden nicht nur zu den führenden Anlegergruppen bei etablierten Hedge Funds, sie
investieren dort auch in neu aufgelegte
Produkte.
Die Fondsmarkt-Statistik der SFAMA
zeigt, dass die Gruppe der Alternati­
ven Anlagen in den letzten anderthalb
Jahren stark zulegen konnte. Welche
Strategien profitierten hiervon mass­
geblich und denken Sie, dass die Anle­
ger renditetechnisch betrachtet damit
richtig lagen?
Durrer: Wir sehen verstärkte Nachfrage nach den Strategien Equity Long/
Short, Global Macro und Managed Futures. Auch das Thema Alternative Risk Premia ist im Trend, nicht nur bei institutionellen Kunden. Investoren scheinen aktuell Fonds mit tiefem Risikoprofil aggressiveren Strategien vorzuziehen. Liquidität
steht auch sehr hoch im Kurs. Ebenso besteht ein Trend hin zu Strategien, die in einer UCITS-Struktur erhältlich sind. Diese sind meist in den wichtigen europäischen Ländern zum Vertrieb zugelassen
und steuerlich transparent. GAM ist in diesem Bereich einer der grössten Anbieter
mit einem breiten Angebot an interessanten Strategien.
Campiche: Auch unsere Kunden investieren bei Hedge Funds die meisten Neugelder in die Long/Short-Aktienvehikel.
Über die ersten drei Quartale des Jahres hinweg konnten diese Fonds 2–3 %
an Ertrag erwirtschaften, dies nach Abzug von Gebühren. Da die Aktienmärkte in dieser Periode rückläufig tendierten, war dies ein richtiger Entscheid. Wir
denken, dass diese Anlagestrategie weiteres Potenzial beinhaltet; die Auswahlmöglichkeiten für dynamische Manager
und solche mit geringen Netto-Exposures sind derzeit attraktiv.
B2B DEZEMBER 2015
forum
Woran erkennt man heute einen guten
Hedge Fund Manager?
Petschke: Um einen guten Hedge Fund
Manager zu erkennen, sollte man sich folgende Kernfrage stellen: Wie wird Alpha
generiert und ist es nachhaltig? Ein guter
Hedge Fund Manager versteht seine Investitionsgrundlagen und hat einen sehr
guten Geschäftssinn. Hervorragende Reputation und Track Record sind wichtig,
jedoch sollte der Hedge Fund Manager
zeigen können, dass er auch in der Zukunft erfolgreich operieren kann. Er oder
sie muss aufweisen können, dass sich der
Anlageprozess von den Mitbewerbern abhebt und ungewollte Risiken dabei vermie-
B2B DEZEMBER 2015
den werden. Ausserdem ist eine adäquate Infrastruktur und eine «best business
practice» sehr wichtig.
Boccato: Die Kernkriterien, welche wir für
die Selektion guter Hedge Fund Manager
heranziehen, heissen: Talent, Kompetenz,
Leistungsausweis und – am wichtigsten –
ein gleichgerichtetes Interesse mit den Investoren durch ein finanzielles Engagement des Managers im Fonds.
Durrer: Gute Marketingdokumente und
Präsentationen sind schnell geschrieben. Können, Erfahrung und solides Risikomanagement findet man jedoch nicht
wie Sand am Meer. Viele unserer eigenen
Hedge Fund Manager oder die externen
Manager, welche wir in unsere Dachfonds
einbinden, verfügen über jahrelange Erfahrung in unterschiedlichsten Marktlagen. Bei komplexen Strategien ist es zentral, dass das Research-Team ein sehr gutes Verständnis für die Strategie hat, die
eingesetzten Instrumente im Detail nicht
nur versteht, sondern auch die Handelsprozesse, Market Maker und Treiber der
Liquiditätsentwicklung bestens kennt.
Ebenso ist es zentral, dass der Analyst den
Hedge Fund Manager mit seinen Mitbewerbern vergleichen kann zwecks Feststellung, ob der Manager Alleinstellungsmerkmale besitzt und wie sich der Ansatz
gegenüber anderen abhebt.
9
forum
Woher stammen derzeit die besten
Hedge Fund-Anbieter – aus den USA,
Asien oder Europa? Wie findet man sie
und kann man derzeit überhaupt noch
in entsprechende Vehikel investieren?
McCaffery: Unser Selektionsprozess
basiert auf persönlichen Meetings mit
Managern rund um den Globus. Wir machen keine Vorgaben über bestimmte
Regionen und treffen unsere Entscheide ausschliesslich aufgrund der Re­
search-Resultate. Da hilft es natürlich,
dass unsere Büros auf der ganzen Welt
verteilt sind mit spezialisierten Anlageteams für Hedge Funds in New York und
London.
10
Campiche: Die Mehrzahl der Manager,
in welche wir investieren, stammen aus
entwickelten Staaten, allen voran aus den
USA und UK. Das Anlageuniversum allerdings ist global, worunter auch Produkte
aus der Schweiz fallen. Wir sehen eine zunehmende Zahl an interessanten Fondsmanagern aus Asien; mit ansteigender
Marktreife und gutem Knowhow bieten
sie ernsthafte Absicherungsstrategien.
Um die besten Manager einer jeweiligen
Strategie zu finden, bedarf es eines klaren
Vorgehens, wozu das Screening des Anlageuniversums ebenso zählt wie Hinweise
durch unser Netzwerk oder ein strenger
Due Diligence-Prozess.
McCaffery: Während unserer 17 Jahre,
in denen wir Hedge Funds auswählen,
haben wir sowohl in ganz kleine Fonds
als auch grosse Vehikel investiert – immer mit Bedacht und Fokus auf die Kapazität, Liquidität und opportunistische
Chancen-Wahrnehmung. Wir dürfen uns
durchaus stolz als «Anker-Investoren» bezeichnen, die schon in einer sehr frühen
Phase bei Vehikeln bedeutende Positionen aufgebaut haben, welche heute zu
den grössten Fonds im Hedge Fund-Universum zählen.
Campiche: Wir beobachten derzeit eine
steigende Zahl an Fonds, die sich vor neuen Kunden verschliessen. Analog zu früher
B2B DEZEMBER 2015
forum
ist es auch heute so, dass sich die besten
Fondsmanager ihre Kunden aussuchen
können. Wer als Investor eine gute Reputation ausweisen kann und sich langfristig für ein Engagement ausspricht, der
hat sicherlich bessere Karten für einen
Zuschlag.
2+20 galt lange als Standard-Formel
für Vergütungen von Hedge Fund Ma­
nagern. Wie sieht die Lage heute aus?
Durrer: Das Thema der Vergütungsstruktur kommt alle paar Jahre auf den Tisch.
Pauschal gilt festzuhalten, dass eine Senkung der Kostenstruktur meist mit enttäuschender Performance zusammenhängt und dass gute Strategien weiterhin ihren Preis haben. In einem Umfeld
von generell tieferen Performance-Erwartungen ist der Fokus auf die Gebühren immer hoch.
Petschke: 2+20 ist immer noch oft anzutreffen, heute jedoch viel mehr durch das
Angebot- und Nachfrage-Prinzip bestimmt.
Manager, welche konsistent A
­ lpha und eine
sehr gute Nettoperformance liefern, haben
zum Teil noch höhere Gebühren.
McCaffery: Obwohl 2+20 oftmals als
Standard-Gebührenmodell für Hedge
Funds genannt wird, gibt es nur sehr wenige Anbieter, bei denen wir diese Struktur heutzutage anerkennen würden. Die
Anbieter haben erkannt, dass die BuySide vielfach auch Vorgaben über Vergütungs-Levels kennt und wenn ein Fondsmanager seine Assets erhöhen möchte,
werden seine Gebühren unter merklichen
Druck geraten.
Durrer: Unseres Erachtens wäre es falsch,
als Investor einen strikten Ansatz bezüglich Gebühren zu verfolgen, denn dann
könnte der eine oder andere gute Manager aus dem Universum fallen.
Wo liegen die spezifischen Herausfor­
derungen bei der Führung und Verwal­
tung von Multi Manager Portfolios?
Boccato: Es ist die Fähigkeit, die Leistung von bestehenden Managern dauerhaft korrekt einschätzen zu können, um sie
bei Bedarf mit besseren Kandidaten zu ersetzen. Dadurch lässt sich ein nach brei-
B2B DEZEMBER 2015
«Wer als Investor eine
gute R
­ eputation ausweisen kann und sich
langfristig für ein
­Engagement ausspricht,
der hat sicherlich
­bessere Karten für
einen Zuschlag.»
Nicolas Campiche
ter Überzeugung geführtes Portfolio optimal führen. Im Zusammenhang mit dieser
Frage steht auch der Aspekt der Volumen,
die einem Fondsmanager zugesprochen
werden sollen. Idealerweise müssten die
überzeugendsten Manager die grössten
Positionen führen.
Campiche: Heute suchen Käufer von Alternativen Anlagen nach Beratern, wel-
che ihre Bedürfnisse verstehen und Portefeuilles wunschgemäss strukturieren können. Die erste Herausforderung liegt also
im Verstehen all der Kundenbedürfnisse
und Restriktionen – Stichworte: Liquidität, Risikoausmass etc. Die zweite Herausforderung bei der Führung des Portfolios
liegt dann in der Erzielung der bestmöglichen risikoadjustierten Rendite innerhalb
der Vorgaben. Wir denken auch, dass der
Fokus auf eine kleinere Zahl an Managern,
von denen man aber eine hohe Überzeugung hat, ein guter Weg ist, um die Rendite zu erhöhen.
Boccato: Zu den zentralen Herausforderungen gehört auch die Fähigkeit, das
makroökonomische Umfeld und die globalen Vorkommnisse richtig einschätzen
zu können, wodurch sich bestimmte Risiken gezielt eingehen lassen. So kann etwa
die Quote direktional agierender Produkte oder sektoriell ausgerichteter Manager
unterschiedlich ausgestaltet werden.
Sprechen wir kurz ein paar Anlage­
ausrichtungen explizit an, so etwa die
Rohwaren. Viele Rohstoffpreise sind
in jüngerer Vergangenheit drama­
tisch gesunken, worunter traditionelle
Fonds leiden. Wie verhält es sich aber
mit entsprechenden Hedge Fund-An­
bietern oder CTAs? War die Volatiliät
ein guter Nährboden für Profite?
Boccato: Hedge Funds auf Rohstoffe
übertrafen traditionelle Fonds, vor allem
jene, welche Relative Value-Ansätze oder
Volatilitäts-Strategien applizierten. CTAs
erlitten Verluste, als die Rohstoffmärkte
zu korrigieren begannen, allerdings drehten viele Modelle mit der anhaltenden
Baisse-Phase von netto Long- zu netto
Short-Positionen. Dadurch konnten die
Verluste teilweise wettgemacht werden.
Bezüglich Commodity-Strategien sind wir
derzeit neutral eingestellt.
Petschke: Die CTAs haben in diesem Jahr
eher negativ abgeschnitten – der HFRX
Macro/CTA Index verlor von Jahresbeginn bis Mitte Oktober 1.81 %. Die Performance einzelner Manager ist jedoch sehr
durchmischt. Verluste in Rohöl-Anlagen
wurden durch direktionale und Relative
11
Value-Strategien in Erdgas teilweise ausgeglichen.
Asien ist durch seine stark volatilen
Märkte wohl interessant für Hedge
Funds. Stimmt diese Einschätzung und
mit welchen Strategien hat man in der
Region heute die besten Chancen auf
eine ansehnliche Rendite?
McCaffery: Wir verfolgen eng das Aufkommen von Macro Funds, die sich mit
breitem Ermessens-Spielraum auf China
fokussieren. Wir denken, dass die Rendite-Dispersion und eine akribische Analyse
der chinesischen Volkswirtschaft die zwei
zentralen Eckpunkte bei Investments in
China sind. In den übrigen aufstrebenden
Ländern Asiens konnte Indien dank der
angekündigten Reformen unlängst wieder
grosses Interesse auf sich vereinen. Auch
in anderen Ländern sah man interessante
Entwicklungen, so etwa in Indonesien, das
die Subventionen für Benzin erhöht hat,
während Malaysia das Gegenteil vornahm
und sie abschaffte – dies weil die Ölpreise tief sind und um mit dem neu verfügbaren Geld Infrastrukturprojekte finanzieren zu können.
Boccato: Asiatische Märkte bieten attraktive Anlagemöglichkeiten, wobei wir
Long/Short Equity Manager bevorzugen.
Wir empfehlen Investments in verschiedenen Regionen Asiens über lokal ansässige Fondsmanager, die sich auf ein
bestimmtes Land oder Gebiet fokus­sieren.
Wie hat sich der Kreditmarkt als Spiel­
feld für Hedge Funds entwickelt? Bie­
tet er ausreichend Möglichkeiten für
alternative Anlagestrategien?
Campiche: Strategien im Kreditbereich
waren seit 2009 wichtige Renditetreiber
für Hedge Funds. Auf der liquiden Seite
der Bondmärkte dürften die höhere Volatilität und die robusten Aktivitäten von
Unternehmen weiterhin ein breites Spektrum an Anlagechancen bieten, dies auch
im Convertible-Bereich. Das europäische
QE-Programm ist positiv für die Kreditmärkte, während ein Anstieg der US-Zinsen Volatilität bringen würde.
12
B2B DEZEMBER 2015
forum
Petschke: Kreditstrategien haben letztes
Jahr und bis Mitte dieses Jahres positive Renditen erwirtschaftet. Später gab es
weniger Opportunitäten, weshalb wir das
Engagement bei Unternehmensanleihen
und strukturierten Hypotheken-Produkten in unseren Portfolios reduziert haben.
Campiche: In der weniger liquiden Zone,
also etwa im Distressed-Bereich, sehen
wir heute weniger Möglichkeiten, weil die
Ausfallraten noch immer tief sind. Wir sind
uns der Risiken in diesem Marktsegment
sehr bewusst und verfolgen Aspekte wie
Leverage, Liquiditätsmangel oder mögliche systemische Risiken sehr genau.
Was halten Sie von Hedge Fund Mana­
gern, die als «Aktivisten» auftreten
und bei den Firmen mit Ideen vorstel­
lig werden und die Wünsche mit Nach­
druck implementieren wollen?
Boccato: Mirabaud ist schon länger in mehrere «Aktivisten» investiert. Das Haus führt
sogar einen Dachfonds mit entsprechenden Fondsmanagern. Wir sind überzeugt,
dass aktivistische Haltungen den Wert eines Unternehmens erhöhen können und
sehen die Annahme bestätigt durch unsere Managerauswahl, die schon mehrfach
erfolgreich Veränderungen herbeiführten und dadurch die Unternehmenseffi­
zienz steigern konnten – sei dies durch höhere Verkaufserlöse, tiefere Kosten oder
ein verbessertes Marketing und Branding.
Auch eine bessere Corporate G
­ overnance
konnte durch Interventionen schon herbeigeführt werden – etwa eine CEO-Entschädigung, die im Einklang mit Aktionärs­
interessen steht. Zu erwähnen sind aber
auch Bilanzoptimierungen, indem beispielsweise die Schulden hernach zu
geringeren Kosten bedient werden, ebenso Spin-Offs, Aktienrückkäufe oder Steuer­
optimierungen. Last but not least führten
auch Anregungen zu externen Wachstumsstrategien einen Mehrwert herbei. Hierzu zählten mitunter strategische
­Akquisitionen.
McCaffery: Praktisch alle aktienorientierten Fondsmanager treten bei Unternehmensleitungen aktiv auf und nicht nur
jene, welche explizit als «Aktivisten» be-
B2B DEZEMBER 2015
zeichnet werden. Wer solche Manager in
sein Portfolio integriert, muss zwei Dinge
beachten: Zum einen sollen diese Manager Gelegenheiten entdecken und Werte im Unternehmen auch wirklich freisetzen können. Zum anderen soll man sich
bewusst sein, dass solche Prozesse meist
länger dauern, insbesondere bei komplexen Firmenstrukturen.
Inwiefern machen Anlagefonds der
Kategorie «Exotic Beta» den Hedge
Funds heute Volumen streitig?
McCaffery: Wir meinen, dass diese Anlagestile Aufmerksamkeit generieren und
bestimmten Hedge Fund-Strategien Volumina streitig machen können, weil Investoren andere Diversifikationsformen
«Pauschal gilt festzuhalten, dass eine Senkung der Kostenstruktur
meist mit enttäuschender Performance zusammenhängt und dass
gute Strategien weiterhin
­ihren Preis haben.»
Daniel Durrer
und neue Wege zur Reduktion von Kosten und Gebühren suchen. Dennoch sehen wir «Exotic Beta» nicht kategorisch als
Bedrohung für Hedge Funds und wir denken nicht, dass deren Wachstum einzig zulasten Alternativer Anlagen geht.
Campiche: Wir sehen exotische Strategien oder etwa Faktoransätze im Bereich
«alternative Beta» als Ergänzung zu klassischen Hedge Funds, da ihre Ziele üblicherweise darin bestehen, mit geringen
Kosten und hoher Liquidität spezifische
Risikofaktoren einzufangen. Hedge Funds
auf der anderen Seite verfolgen komplexere Strategien, wobei die Renditen stark
vom Talent eines Managers abhängig sind.
Können Hedge Fund-Manager aus De­
visenschwankungen in der Mehrheit
Kapital schlagen oder nicht? Wie ist
Ihre Einschätzung?
Campiche: Die Chancen, mit aktivem Devisenhandel Kapitalgewinne zu erzielen, sind
zyklisch. Unsere Beobachtungen zeigen,
dass auf Währungen spezialisierte Hedge
Fund Manager durchaus Schwierigkeiten
bekunden, über Zyklen hinweg beständige Renditen zu erzielen. Ein diversifizierter Ansatz inklusive Zins- und Aktienstrategien erscheint uns wesentlich robuster.
Eine kurze Zusatzfrage mit Blick auf
die Währungen: Sollten Schweizer In­
vestoren ihre alternativen Invest­
ments in Fremdwährungen heute absi­
13
forum
chern? Worauf ist gegebenenfalls da­
bei zu achten?
Durrer: Bei Absolute Return-Strategien
ist ein vollständiges Absichern der Fremdwährungsrisiken ein Muss, ansonsten wird
das wertvolle Alpha ungewünschter Volatilität ausgesetzt. Jeder Manager verwaltet seine Strategie nach einer Basiswährung, im Normalfall USD, die dann zu
100 % in die Basiswährung des Investors
abgesichert werden sollte. Wir bieten für
all unsere Vehikel Anteilstranchen in den
verschiedensten Währungen an, bei denen die Fremdwährungsrisiken abgesichert sind.
Petschke: Wir empfehlen, die Währungsrisiken abzusichern, da das Risiko-Ertrags-Verhältnis bei einer Währungsanlage eher ungünstig ist. Der Investor muss
sich der anfallenden Absicherungskosten jedoch bewusst sein. Bei Absicherung eines USD-Portfolios in CHF liegen sie zurzeit bei ungefähr 1 % pro Jahr.
Diese Kosten sind grösstenteils auf den
Zinsunterschied zwischen den Währungen zurückzuführen und reduzieren den
risikobereinigten Ertrag – gemessen am
Sharpe Ratio – nicht.
McCaffery: Für Kunden mit CHF als
Referenzwährung und mehrheitlich liquiden Hedge Fund-Anlagen in USD ist
eine Währungsabsicherung unkompliziert und effizient machbar. Wenn allerdings das Portefeuille auch eine gewisse
Menge Schwellenländer-Währungen aufweist mit undefinierbarer Liquidität und
unklaren Cashflows, dann kann eine Absicherung schnell sehr teuer und ineffizient werden.
Wenden wir uns rasch der Due Dili­
gence zu: Was hat sich nach dem «Fall
Madoff» verändert?
Petschke: In einem Due Diligence-Prozess ist es unter anderem wichtig zu verstehen, welche Rendite für eine bestimmte Hedge Fund-Strategie in einem konkreten Marktumfeld realistisch ist. Der
Fall «Madoff» hat gezeigt, wie wichtig die
Due Diligence ist. Wir versuchen laufend,
unseren bereits sehr stringenten Prozess
zu verbessern. Bevor wir bei UBS Hedge
14
Fund Solutions einen Hedge Fund in unsere Plattform integrieren und investieren,
wird er auf Herz und Nieren geprüft. Dies
dauert in der Regel drei bis sechs Monate.
Viele Hedge Fund Manager sind transparenter und offener geworden, was Investoren erlaubt, ein Engagement besser zu
überwachen.
«Es gibt leider keine
‹Allwetter›-Strategie,
weshalb man für robuste
und beständige E
­ rträge
einen Ansatz wählen
sollte, der mehrere Strategien kombiniert.»
Andrew McCaffery
Boccato: Mirabaud begann vor mehr als
40 Jahren in Hedge Funds zu investieren
und etablierte ein umfangreiches Operations-Management schon lange bevor
Herr Madoff sein Unwesen trieb. Ein zentraler Teil des Evaluationsprozesses stellt
heute die Analyse der Transaktionsstruktur dar, um potenzielle Risiken bei Betrug
und Interessenskonflikten des Fondsmanagers zu identifizieren oder um die Qualität von Risikomanagement und Comp­
liance in Hedge Funds zu bewerten. Das
ist positiv für den Endanleger, hat allerdings die Kosten zur Führung eines ­­Hedge
Funds nach oben getrieben, was indirekt
die grössten Anbieter begünstigt, da sie
diese gut verkraften können.
Campiche: Transparenz und operationelle Aspekte bei Hedge Funds haben sich
seit dem Fall «Madoff» generell stark verbessert. Anbieter, die Herrn Madoff auf
den Leim gingen, mussten deutliche Kapitalabflüsse hinnehmen oder teilweise ihren Betrieb sogar einstellen. Pictet selber
hat gegenüber 2008 keine grossen Anpassungen beim Due Diligence-Prozess vornehmen müssen, da die drei Pfeiler Invest­
ments, Operationalität und Quantitatives
schon vorher appliziert wurden und ihre
Gültigkeit nie verloren.
Durrer: Der Fall Madoff hat zur Konsequenz, dass der Fokus wieder vermehrt
auf die operationelle Due Diligence gelegt wird. Bei einem Alternativen UCITSFonds sind die meisten dieser operationellen Aspekte bereits durch die regulatorischen Vorgaben abgedeckt. GAM
hat seit längerer Zeit eine vom Anlageteam unabhängige Equipe, die die operationellen Risiken überwacht. Nicht zuletzt deshalb waren wir nicht bei Madoff
investiert.
Und welche Veränderungen ­brachte
die Einführung der AIFMD für den
Markt alternativer Investments?
Campiche: Anpassungen sind hauptsächlich auf der Vertriebsseite zu verzeichnen. Jene Unternehmen, die das von der
­AIFMD verlangte System anzubieten vermögen, können nun ihre Non-UCITS an
professionelle Investoren in ganz Euro-
B2B DEZEMBER 2015
pa vertreiben. Schweizer Asset Manager
mit wesentlichen Aktivitäten in Europa haben diese Neuregulierung bereits für sich
genutzt.
Petschke: AIFMD hat vor allem den Vertrieb von Alternativen Anlagen innerhalb Europas beeinflusst. Viele Investoren und Anbieter fokussieren aus praktischen Gründen nun auf UCITS-Lösungen.
McCaffery: In Bezug auf die Akquise
von neuen Geldern aus Europa führte
die ­AIFMD zu einem komplexeren Umfeld für Asset Manager. Heute etwa können Fonds mit Domizil Cayman nur sehr
schwer in Europa vertrieben werden, insbesondere in der Schweiz. Als Resultat
besteht die Gefahr, dass Investoren einerseits eine geringere Auswahl haben und
anderseits die Innovation leidet, da neue
Konzepte in der Regel eher von kleineren,
dynamischen Start-ups kommen.
Die Schweiz debattiert seit etwa
zwei Jahren über eine Asset Manage­
ment-Initiative. Was denken Sie: Soll­
te unser Land die Expertise für ­Single
Hedge Funds fördern oder sehen Sie
unsere Chance eher bei Dachfonds
oder traditionellen Investments mit
Nischen-Charakter?
Campiche: Unser Land hat das P
­ otenzial,
seine Rolle in der globalen Asset Management-Industrie überall dort auszuweiten,
wo es Zusatznutzen generieren kann. Das
mag auf der klassischen Investment-Seite sein, bei der Verwaltung von Single
Hedge Funds oder auch in der Hedge
Fund-Selektion. Die Herausforderung
ist überall die gleiche, nämlich das Auffinden und Halten von entsprechenden
Fachkräften. In der Schweiz domizilierte Fonds allerdings haben an Attraktivität eingebüsst.
Wechseln wir wieder zurück zum Asset
Management bzw. zum Einsatz der Pro­
dukte im Portfolio-Kontext. Wie hoch
sollte die Quote Alternativer Anlagen
in einem Balanced-Portfolio eines insti­
tutionellen Investors heute sein? Wel­
che Strategien empfehlen Sie einem
solchen Kunden tendenziell?
B2B DEZEMBER 2015
15
forum
McCaffery: Unser Muster-Portfolio des
Typs «Growth» weist mit Aktien und Obligationen von je 30 % die höchste Diversifikation auf und beinhaltet auch eine grosse
Quote von Hedge Funds. Sie variiert zwischen 7–12 % und kombiniert aktiv verwaltete Strategien mit unterschiedlichen Performance-Treibern sowie Elementen zur
Absicherung von Extremrisiken. Dies ergibt eine optimale Balance aus Ertrags­
potenzial und Risikokontrolle.
Boccato: Wir empfehlen eine Quote von
etwa 20 % und denken, dass das Marktumfeld Hedge Funds begünstigt, da die Volatilität zurückgekehrt ist und klassische
Long-Ansätze an Attraktivität einbüssten.
Aktienmärkte bieten derzeit nurmehr ein
limitiertes Aufwärtspotenzial und Bondmärkte werden sich bei anhaltend niedrigen Zinsen in den kommenden Jahren
nur in engen Bandbreiten bewegen. Wir
empfehlen heute eher liquide Strategien
wie Equity Long/Short, Global Macro und
Event Driven, da sie einerseits von der hohen Volatilität profitieren, anderseits bei
heftigen Korrekturen weniger unter den geringeren Handelsvolumina leiden dürften.
Petschke: Für ein Balanced-Portfolio
empfehlen wir je nach Investor, Bedürfnis, Ausrichtung und Liquiditätsanforderungen 15–20 % des Portfolios in Alternative Anlagen zu investieren. Dabei sollten
Hedge Funds eine zentrale Rolle spielen.
Wir favorisieren dabei Funds of Hedge
Funds oder ein diversifiziertes Portfolio
von Single Hedge Funds.
Wie schätzen Sie im aktuellen Markt­
umfeld die Erwartungshaltungen der
Anleger bezüglich Alternativen Anla­
gen ein?
Durrer: Alternative Anlagen haben je nach
vorgesehenem Einsatz verschiedenste Verwendungszwecke in den Kunden-Portfolios zu erfüllen. Wie bereits erwähnt, ist
die Vorhersehbarkeit der Erträge momentan wichtiger als der Mehrertrag. Somit sehen wir im aktuellen Tiefzinsumfeld viele
Kunden, die mit einer Netto-Jahresrendite von 3–5 % durchaus zufrieden sind, vor
allem wenn ihre Anlagen nur gering mit anderen traditionellen Anlagen korrelieren
16
B2B DEZEMBER 2015
forum
und somit im Gesamtportfolio-Kontext einen wichtigen Beitrag liefern.
Boccato: Im heutigen Umfeld versuchen
viele Investoren die niedrigeren Erträge
auf der Obligationenseite zu kompensieren und einen gewissen Schutz vor Aktienverlusten zu erlangen. Sie beginnen
Hedge Funds als prüfenswerte Lösung zu
betrachten.
Gibt es Hedge Fund-Strategien, die
über den Beobachtungszeitraum von
etwa einer Dekade dauerhaft vor Ver­
lusten schützen konnten?
Petschke: Die verschiedenen Hedge
Fund-Strategien lieferten unterschied­
liche Ergebnisse. Es gibt keine Strategie,
welche dauerhaft vor Verlusten schützen
konnte. Deshalb ist es wichtig, diversifiziert in verschiedene Hedge Fund-Strategien zu investieren. Ebenfalls sollte die
Allokation in den verschiedenen Strategien aufgrund sich verändernder Markt­
opportunitäten aktiv verwaltet werden.
Während der Finanzkrise hat sich vor allem das Strategic Systematic Trading bzw.
CTAs bewährt.
McCaffery: Es gibt in der Tat leider keine
«Allwetter»-Strategie, weshalb man für robuste und beständige Erträge einen Ansatz wählen sollte, der mehrere Strategien
kombiniert. Die Auswahl sollte natürlich
mit den anderen Wertschriften im Portfolio harmonieren.
Campiche: Über die lange Frist hinweg
konnten Hedge Funds aber ihre Versprechen auf Diversifikation und Schutz
vor Verlusten durchaus einhalten. Die
Kursrückgänge fielen jeweils geringer aus
und die Erholungsperioden verliefen rascher als jene bei den Aktienmärkten.
McCaffery: Ein Multi-Strategie-Ansatz,
der ein aktives Management sowohl aus
Top-down- als auch Bottom-up-Perspek­
tive ermöglicht, bringt aus unserer Erfahrung die besten Ergebnisse für Investoren. Die Kombination aus stetigen Ertragsflüssen von Market Neutral- und Relative
Value-Strategien mit der Flexibilität von
Macro Funds sowie die Integration von
Elementen zur Absicherung von Extremrisiken zeigt langfristig stabile Resultate.
B2B DEZEMBER 2015
«Viele Hedge Fund
­Manager sind transparenter und offener geworden, was Investoren
erlaubt, ein Engagement
besser zu überwachen.»
Frank Petschke
Würden Sie grösseren Investoren heu­
te eher Dachfonds empfehlen oder
sollten sie – je nach Ausrichtung und
mit akribischer Voranalyse natürlich –
eher einzelne Single Hedge Funds aus­
wählen?
Boccato: Tendenziell empfehlen wir
eher Funds of Hedge Funds oder massgeschneiderte Portefeuilles aus Single
­Hedge Funds als ein paar einzelne Strategien. Der typische Fund of Hedge Funds,
den wir bei Mirabaud anbieten, besteht
aus einer begrenzten Zahl an Managern, in
die wir hohes Vertrauen haben. Dieser Ansatz bringt uns über die längere Frist solide Erträge aus unterschiedlichen Quellen und vermeidet zudem, dass ein einziger Hedge Fund Manager kurzfristig zur
Hauptquelle einer U
­ nderperformance
wird.
Petschke: Wir empfehlen grundsätzlich,
ein hinsichtlich Strategien und Managern
diversifiziertes Portfolio zu wählen. Gerade im aktuell fragmentierten und sich ständig verändernden Marktumfeld müssen
Anpassungen rasch implementiert werden. Je nach Bedürfnis und verfügbaren
Ressourcen kann sowohl ein Dachfonds
als auch ein so genanntes Advisory Portfolio Sinn machen.
Campiche: Unsere Beobachtungen übrigens zeigen, dass gewisse grosse institutionelle Investoren den überwiegenden
Teil der Arbeitsschritte oder sogar alle
Etappen der Selektion selbst erbringen
können. Die anderen Anleger erreichen
in der Regel bessere Resultate, wenn sie
spezifische Aspekte der Fondsselek­tion
und des Portfolio Managements delegieren.
Schwächere Performance, schlechte­
re Manager, weniger Möglichkeiten –
gegenüber Liquid Alternatives, also in
eine europäische Fondshülle verpack­
te Hedge Fund-Strategien, gibt es vie­
le Vorbehalte. Zu Recht?
Durrer: Alternative UCITS erfreuen sich
sehr grosser Beliebtheit, und dies zu Recht.
Es ist richtig, dass sich nicht alle Hedge
Fund-Strategien in einen UCITS-Mantel
packen lassen, und GAM hat als einer der
führenden Anbieter in diesem Bereich immer Wert darauf gelegt, nur jene Strategien unter UCITS anzubieten, die durch
17
forum
facts
Aberdeen Asset Management
Alternative Anlagen stellen eine zentrale Komponente für gut diversifizierte
Portefeuilles dar. Sie eröffnen Investoren die Chance, ein jeweiliges Anlageziel
zu erreichen, etwa die Diversifika­tion
der Wachstumstreiber, Ausnutzung des
Potenzials für höhere Erträge, Reduk­
tion der Volatilität oder Schutz vor Extremrisiken. Die optimale Alloka­tion zu
finden kann Investoren herausfordern,
doch mit der richtigen Unterstützung
können alle von der Anlagekategorie
profitieren. Mit weltweit über 100 Experten für Alternative Anlagen offeriert
Aberdeen spezifische Fonds, Beratung
sowie Partnerschaften und Outsourcing-Angebote.
18
Firmenmeinung zu Alternativen Investments
GAM Anlagefonds AG
Das Unternehmen legt seit seiner
Gründung vor mehr als 30 Jahren einen starken Fokus auf Alternative Anlagen als festen Bestandteil der Vermögensverwaltung. In einer Welt, in
der stete Ertragsquellen schwierig zu
finden sind und traditionelle Anlageklassen sehr stark miteinander korrelieren, erfüllen Alternative Anlagen als
Bausteine wichtige Funktionen in Kunden-Portfolios. Seit einige Strategien
auch in einem UCITS-Format angeboten werden können, hat sich der Investorenkreis massiv erweitert. Angeboten wird heute ein breites Spektrum an
Einzelstrategien, Dachfonds und Portfolios mit alternativen Risikoprämien.
Mirabaud Asset Management
Das Unternehmen betrachtet Hedge
Funds als essenzielle Anlagekomponente, die in jedes gut diversifizierte Portefeuille gehört. Alternative Anlagestrategien, die Kunden des Hauses empfohlen werden, ermöglichen sowohl eine
Dekorrelation der Investments als auch
Kapitalschutz sowie solid diversifizierte
Erträge über die längere Frist. Nichtsdestotrotz liegt der Schlüssel beim Anlageerfolg im Auswahlverfahren der
entsprechenden Asset Manager. Mirabaud als Bankhaus investiert seit mehr
als 40 Jahren in Alternative Anlagen und
weiss, wie man diese Anlagekategorie
erfolgreich bearbeitet und gute Manager gezielt auswählt.
Pictet Alternative Advisors
Das Unternehmen ist jene Einheit in
der Pictet Gruppe, die für Anlagen
in Hedge Funds, Private Equity-Vehikel und Immobilienfonds zuständig ist.
Seit 1991 konstruiert und verwaltet Pictet Portfolios mit alternativen Anlagelösungen für private und institutionelle
Kunden. Pictet Alternative Advisors SA
verwaltet mit über 50 Angestellten ca.
19 Mrd. USD für Kunden und ist überzeugt, dass Anleger-Portefeuilles signifikante Allokationen zu nicht-traditionellen Anlagestrategien enthalten sollten – dies sowohl um die potenziellen
Gesamtrenditen der Portfolios zu erhöhen als auch um die Diversifikation
zu verbessern.
UBS Global Asset Management
Alternative Anlagen können gegenüber traditionellen Anlagen unkorrelierte Ertragsprofile liefern. Aus
diesem Grund sind sie ein wichtiger Bestandteil eines diversifizierten Portfolios, vor allem im aktuellen Marktumfeld von rekordtiefen
Zinsen und hoch bewerteten Aktienmärkten. Unter den Alternativen Anlagen empfiehlt UBS eine Investition
in ein diversifiziertes Portefeuille aus
Single Hedge Funds über Dachfonds,
die gegenüber ­Private Equity- und Infrastruktur-Anlagen zu den liquideren
­Alternativen Anlagen zählen. Der Auswahl von Hedge Funds muss grösste
Aufmerksamkeit geschenkt werden.
B2B B2B DEZEMBER
DEZEMBER 2015
forum
Umberto
­Boccato
CIO ­Alternative
Investments,
Mirabaud
Asset Management (Suisse)
SA, Genf.
Nicolas
­Campiche
CEO Pictet
­Alternative
­Advisors,
Genf.
Daniel Durrer
Head of Insti­
tutional and
Fund Distribu­
tion (Continental Europe)
bei GAM
­Anlagefonds
AG, Zürich.
B2B DEZEMBER 2015
die regulatorischen Vorgaben nicht eingeschränkt werden. Die berühmte Liquiditätsprämie gibt es immer noch und sie
kann mittels verschiedenster Strategien
ausgebeutet werden. Die Erwartung ist jedoch falsch, mit einem UCITS-Produkt Zugang zu dieser zusätzlichen Ertragsquelle zu erhalten.
McCaffery: Gerne ergänze ich hier noch,
dass einige der besten Liquid Alternatives-Strategien nur über Dachfonds-Strukturen zugänglich sind, da entsprechende
Manager wohl den Marktzugang wünschen, allerdings den regulatorischen Aufwand und die Zeit für die Berichterstattungen möglichst gering halten möchten.
Erzählen Sie doch bitte zum Schluss,
auf welche Strategien Interessenten
setzen sollten, um in den nächsten 18
bis 20 Monaten zufriedenstellende
­positive Resultate zu erzielen?
Boccato: Mit Blick auf die aktuellen volkswirtschaftlichen Verhältnisse und Marktgegebenheiten empfehlen wir Investoren,
sich auf liquide und aktienlastige Strate­
gien zu fokussieren, etwa Long/Short
Equity und Global Macro. Diese sollten
besonders gut von den unterschiedlich
tendierenden Märkten und den anziehenden Volatilitäten profitieren können. Wir
begrüssen überdies Produkte von Managern, die als «Aktivisten» agieren.
Durrer: Marktneutrale Long/ShortAktien­strategien und Global Macro-Ansätze haben bewiesen, dass sie in jedem
Marktumfeld eine gute Performance liefern können. CTAs/Managed Futures werden von Trends profitieren, die durch einen neuen Zinszyklus eingeläutet werden.
Nicht zu vergessen sind die alternativen
Risikoprämien.
McCaffery: Wir sind ebenfalls positiv eingestellt für Global Macro-Strategien, die
einen grossen Ermessensspielraum bei
der Titelauswahl aufweisen, mögen aber
auch die Ansätze Market Neutral und Relative Value. Insbesondere die Schwellenländer könnten gute Möglichkeiten für
Global Macro Funds bieten, so die Manager wendig agieren. Bei quantitativen
Strategien mögen wir Firmen mit ausge-
feilter Technologie und gut strukturiertem Research.
Campiche: Bei Hedge Funds mögen wir
Manager von Long/Short-Aktienfonds,
die ihr Portfolio taktisch absichern können und dadurch in der Lage sind, auch auf
der Short-Seite Alpha zu erzielen. Bei Private Equity-Anlagen favorisieren wir den
Buy-and-Build-Ansatz; ein Unternehmen
soll durch mehrere gezielte Akquisitionen
aus demselben Sektor von Synergien profitieren können.
Petschke: Investoren sollten nicht nur auf
eine Strategie setzen, sondern insbesondere im heutigen Marktumfeld diversifizieren. Funds of Hedge Funds eignen sich
gut hierzu. Die Allokation auf verschiedene Strategien muss laufend überprüft
und gegebenenfalls den Marktbedingungen angepasst werden. Im aktuellen
Börsen­umfeld mit erhöhten Volatilitäten
bevor­zugen wir Relative Value- und ­Equity
­Hedged-Strategien.
Andrew
­McCaffery
Global Head of
Alternatives bei
Aberdeen
Asset Management, London.
Frank Petschke
Produkt­
spezialist bei
UBS ­Asset
­Management,
Zürich.
19
portfoliostrategie
MARKTZYKLEN
NUTZEN DURCH
SEKTOR-ROTATION
Antoine Lesné
Eine Strategie, welche Sektor-Rotatio­
nen appliziert, kann die Diversifizie­
rung und Kontrolle von Portfolios we­
sentlich verbessern. Über Trends und
diesbezüglich zu beachtende Aspekte
sprach die B2B-Redaktion mit Antoine
Lesné, dem Head of ETF Sales Strategy
EMEA von State Street Global Advisors
aus London.
Antoine Lesné, welche Strategie er­
achten Sie als die beste – Sector
­I nvesting oder Style Investing:?
Aktienanleger machen häufig Stil und
Grösse zu Bestandteilen ihrer Strategie,
um das Beta des allgemeinen Index zu
übertreffen. Sie wissen jedoch auch, dass
ein Stil aus der Mode kommen kann, mitunter für mehrere Jahre. Aus unserer At-
Zuordnung der Performance einzelner Sektoren zu Konjunkturzyklen (Schaubild)
Gesundheitswesen
Energie
de
sen
lu
Basiskonsumgüter
Re
on
ssi
ze
Zy
k
Versorgung
Telekom
Zyk
lus
m
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Material
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lu a s e
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Sektoren und
Zyklen
sp
ng o
a
f
n
A
Erh
d er
Finanzen
Technologie
Industrie
20
Nicht-Basiskonsumgüter
tributionsanalyse geht hervor, dass Sector Investing eine breitere Renditestreuung bietet als Style Investing. So kann
Sector Investing für Anleger eine bessere Gelegenheit bieten, ihre Anlagen ihren
Überzeugungen nach auszurichten, um
die angestrebte Rendite zu generieren.
Macht es das Leben leichter, die Wahl
auf Sektoren zu reduzieren?
Ich denke schon. Aktien können nur einem Sektor angehören, während man
sie im Laufe der Zeit eventuell mehreren Stilen zuordnen kann. Wenn sich Aktien überschneiden und verschiedenen
Stilen zugeordnet werden können, stellen die Anleger womöglich eine geringere Streuung der Rendite fest, wobei
die durchschnittliche Korrelation jedes
Aktien­paars in einem Index jedoch zunehmen kann. Beim Sector Investing ist
die Auswahl in der Tat geringer und somit
leichter zu verwalten, die Anleger haben
jedoch immer noch genug Möglichkeiten.
Was denken Sie über die Erholung in
den USA. Ist sie eine Kuriosität?
Die derzeitige, sechsjährige Erholung
von der schlimmsten Rezession seit 80
Jahren, die durch eine Periode entgegenkommender Geldpolitik erleichtert
wird, ist in der jüngsten Geschichte ohne
Beispiel. Das Wachstum ist schwach, es
gab jedoch nie zwei aufeinanderfolgende
Quartale mit negativem BIP-Wachstum,
B2B DEZEMBER 2015
portfoliostrategie
so dass man von einer Rezession hätte
sprechen können. Aufgrund der gemischten Signale ist es nicht erstaunlich, dass
die Anleger unter Druck stehen, herauszufinden, in welchem Stadium des Zyklus wir uns befinden. Die US-Wirtschaft
verbessert sich trotz der schwachen Konjunkturdaten des ersten Quartals weiter:
Im Juni und Juli wurden gute Arbeitsmarktstatistiken vermeldet und Anfang
August wurde erneut ein Zuwachs um
200 0 00 Stellen bekannt. Die Entscheidung der People’s Bank of China, ihre
Währung «abzuwerten», könnte sich allerdings auf die geldpolitische Straffung
der Fed auswirken.
Und wie sieht es in Europa aus?
In Grossbritannien werden die Zinsen
wahrscheinlich nicht vor dem Frühjahr
2016 angehoben. In Europa will die EZB
mit ihrer «Goldlöckchen»-Liquidität die
Konjunkturerholung fördern, und europäische Aktien können starke Zuflüsse
verzeichnen. Seit Jahresbeginn konnten
wir in Europa eine breite Streuung der
Wertentwicklungen der einzelnen Sektoren feststellen. Die Sektorallokation kann
in Asset-Allokationsmodellen ein gutes
Tool für Anleger sein, um die vorherrschenden Marktbedingungen zu nutzen.
Gibt es etwas, das wir aus der Vergan­
genheit lernen können?
Es haben sich bestimmte Trends abgezeichnet. Während der letzten geldpolitischen Straffungen zwischen Juni 1999
und Mai 2000 sowie Juni 2004 und Juni
2006 blieb die Performance des Sektors
«langlebige Konsumgüter» hinter derjenigen des S&P 500 zurück. Das ist auch
jetzt zu erwarten, da die Verbraucher
bei steigenden Zinsen weniger langlebige Konsumgüter kaufen. Am anderen Ende des Spektrums verzeichnete
Energie eine Outperformance von 7.48 %
und anschliessend von atemberaubenden 30.49 %; während beider Zeiträume wuchs die Wirtschaft weiter nachhaltig und der Energieverbrauch stieg1 . Das
derzeit vorherrschende Umfeld erinnert
uns jedoch daran, dass man die Entwick-
B2B DEZEMBER 2015
21
portfoliostrategie
lung in der Vergangenheit mit Vorsicht
betrachten sollte. Langlebige Konsumgüter und Finanzwerte dürften sich auch
im Falle einer Leitzinsanhebung durch die
Fed weiter gut entwickeln. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass die
Zinssätze vorsichtig und allmählich angehoben werden.
Wie sieht es mit dem Risiko aus?
Aufgrund der unterschiedlichen Wert­
entwicklungen der verschiedenen Marktsektoren während der Konjunkturzyklen
können schlaue Anleger diese Unterschiede potenziell ausgleichen, indem sie
die Rendite aufsteigender Sektoren nutzen und die Schlusslichter meiden. Aus
Risikoperspektive betrachtet ist die Volatilität der einzelnen Sektoren im Laufe
der Zeit aufgrund der unterschiedlichen
Renditen sehr breit gefächert. Indem die
Anleger jene Sektoren meiden, von denen kurzfristig in Zeiten wirtschaftlicher
Belastung eine Underperformance zu er-
warten ist, und widerstandsfähigere Sektoren bevorzugen, können sie die Sektor-Rotation nutzen, um die Auswirkungen der Volatilität auf ihre Portfolios zu
reduzieren.
Wie können Sektor-basierte Anlagen
in der aktuellen Situation helfen?
Sector Investing ist gerade in der aktuellen Situation besonders relevant. Im
Gegensatz zur individuellen Aktienauswahl bzw. einer beschränkten Zahl an
Stilmerkmalen kann Sector Investing
eine geringe Korrelation zwischen den
Bestandteilen der Strategie, eine breitere Renditestreuung und eigenständige Engagements bieten – all dies gewährleistet Investoren grosse Flexibilität, die im aktuellen, unsicheren Umfeld
von grossem Vorteil ist. Die erwarteten
Broad B
­ eta-Renditen können nach mehreren Jahren starker Performance geringer ausfallen, besonders in den USA.
Die Auswahl der richtigen Sektoren kann
dank der breiteren Renditestreuung dazu
beitragen, eine gleichmässigere Perfor­
mance zu generieren.
1 Quellen: FactSet und State Street Global Advisors
(Angaben in USD)
Antoine Lesné
Head of ETF
Sales Strategy
EMEA, State
Street Global
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London.
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22
B2B DEZEMBER 2015
portfoliostrategie
ZEHN JAHRE OUTPERFORMANCE IN SERIE –
WIE IST'S MÖGLICH?
Fabian Ackermann / Roger Rüegg
Es ist der Wunsch jedes aktiven Fondsmanagers, den Markt nachhaltig zu schlagen. Bei
uns wurde aus dem Wunsch Wirklichkeit. Dem Aktienfonds Swisscanto (CH) E
­ quity
Fund World enhanced gelang es zehn Jahre in Folge, die Benchmark MSCI World zu
übertreffen. Wie lautet das Erfolgsgeheimnis?
B2B DEZEMBER 2015
Aktives Management musste in der letzten
Zeit viel Kritik einstecken. Nicht nur die Gebühren stünden in keinem Verhältnis zum
Aktivitätsgrad, hiess es, sondern auch die
23
portfoliostrategie
Rendite nach Abzug der Gebühren liege im
Durchschnitt hinter der Benchmark. Dies
ist eigentlich keine Überraschung, denn der
Durchschnitt der aktiv verwalteten Produkte kann nicht besser als der Markt sein, insbesondere dann nicht, wenn Transaktionskosten und Gebühren Berücksichtigung finden. Entsprechend stark im Aufwind sind
passiv bewirtschaftete Indexprodukte, welche – wohlgemerkt – nach Kosten ebenfalls
hinter der Benchmark liegen. Gemäss den
gängigen ökonomischen Theorien sollten die
Aktienmärkte effizient sein und aktives Management wäre demnach ohne Mehrwert.
Umso mehr erstaunt der Fakt, dass der Ak­
tienfonds Swisscanto (CH) Equity Fund
World enhanced zehn Jahre in Serie jedes
einzelne Jahr den Markt übertreffen konnte. Dem Prädikat «enhanced» – es steht für
erweitert bzw. verbessert – sind wir also voll
gerecht geworden. Die Wahrscheinlichkeit,
per Zufall zehn Jahre in Serie den Markt zu
übertreffen, liegt bei 1 zu 1000. Es dürfte
sich also hierbei kaum um einen Zufallstreffer handeln. Was steckt folglich hinter dieser Erfolgsstory?
Die Treiber der Aktienmarktrendite
Um eine Outperformance gegenüber der
Benchmark zu erzielen, müssen zuerst die
Treiber der Aktienmarktrendite ausfindig
gemacht werden. Ein ziemlich unumstrittenes Konzept besagt, dass nur systematisches Risiko entschädigt wird. Im Capital
Asset Pricing Model (CAPM), das auf die
Roger Rüegg
Portfolio
­Manager bei
der ­Zürcher
­Kantonalbank,
Zürich.
24
Überschussrendite Swisscanto Equity Fund World enhanced
Kumulierte Überschussrendite
12%
Überschussrendite pro Jahr
5%
10%
4%
8%
6%
3%
4%
2%
2%
1%
0%
-2%
2006
2007
2008
2009
2010
Überschussrendite pro Jahr (rechte Achse)
Kumulierte Überschussrendite Swisscanto (CH)
Equity Fund World enhanced
2011
2012
2013
Abschwung
Boom
2014
2015
0%
Erholung
Rezession
Der Swisscanto (CH) Equity Fund World enhanced (Valor 26714786) hat in den letzten zehn
Jahren kein einziges Jahr mit negativem Alpha erlebt. Die Grafik zeigt, dass in jeder Marktphase eine Überrendite erwirtschaftet werden konnte – dies notabene auch während der
Finanzkrise. Die Konzentration auf die Stilkomponenten Size, Value, Momentum und Quality – zusammen mit einer disziplinierten und emotionslosen Umsetzung – machen es möglich, den Markt nachhaltig zu schlagen.
Quelle: Lipper, Zürcher Kantonalbank
1960er-Jahre zurückgeht, ist das systematische Risiko, das dem Gesamtmarktrisiko
entspricht, entscheidend. Das unsystematische, idiosynkratische Risiko einer VW-­
Aktie beispielsweise, die nun betrügerische
Geschäftspraktiken und Fehlleistungen des
Managements widerspiegelt, wird hingegen
nicht entschädigt. Denn Risiken wie etwa
jene eines plötzlichen Reputationsverlusts
können durch Investitionen in Aktien mehrerer Unternehmen diversifiziert werden.
Fama & French
verhelfen «Styles» zum Durchbruch
Seit den wissenschaftlichen Publikationen
zum Einfluss von Size und Value durch Eugene Fama und Kenneth French respektive
zum Thema Momentum durch Jegadeesh &
Titman ist klar, dass nicht nur das systematische Risiko die Rendite beeinflusst, sondern
auch sogenannte «Styles» verschiedener Aktien einen wichtigen Teil der Portfolio-Rendite erklären können. Seit Fama & Frenchs
Publikationen in den 90er-Jahren sind in
der jüngeren Vergangenheit weitere Styles wie Quality und Low Volatility hinzuge-
kommen. Auch sie entpuppten sich als Treiber von Portfolio-Renditen, welche mit dem
Marktrisiko nicht erklärt werden konnten.
Outperformance dank
Value, Momentum, Quality & Size
Im Fonds Swisscanto (CH) Equity World enhanced setzen wir diejenigen vier Style-Faktoren um, welche wissenschaftlich am bes-
Fabian
­Ackermann
Leiter Rule
­based Solutions
bei der Zürcher
Kantonalbank,
Zürich.
B2B DEZEMBER 2015
portfoliostrategie
ten untermauert sind. Es handelt sich dabei
um die Eigenschaften «kleine Marktkapitalisierung» (Size), «tiefe Bewertung» (Value),
«positive vergangene Aktienentwicklung»
(Momentum) und «bilanzielle Qualität»
(Quality). Diese Eigenschaften werden über
die Zeit mit einer überdurchschnittlichen
Rendite belohnt. Eine tiefe Bewertung und
eine kleine Marktkapitalisierung suggerieren ein positives Zukunftspotenzial, ein positives Momentum zeigt die Attraktivität der
Unternehmung bei den Investoren und die
Qualitätskontrolle hilft Enttäuschungen zu
vermeiden. Diese einfache, fast intuitive Investitionsidee hat uns dazu verholfen, die
Marktrendite zehn Jahre in Folge zu übertreffen.
Langfristige Gültigkeit
Dass es sich bei den «Styles» nicht um eine
kurzlebige Aktienmarkt-Mode handelt, sondern um persistente Phänomene, konnten
Fama & French mit ihren Analysen zeigen,
die bis ins Jahr 1925 zurückgehen. Ein willkommener Zusatznutzen: Die Renditen der
verschiedenen Faktoren sind auch noch unkorreliert zueinander, was demzufolge bei
einer Kombination zu einer hohen Stabilität der Überrendite führt. Der wichtigste
Erfolgsfaktor des Swisscanto (CH) Equity
Fund World enhanced war und ist es, in diese belohnten Eigenschaften zu investieren
und unbelohnte Aspekte möglichst nicht im
Portfolio zu halten.
Risiken kontrollieren
Allein die Identifikation von Renditetreibern reicht jedoch noch nicht, um eine stetige Outperformance zu erzielen. Ebenso wichtig ist ein diszipliniertes Risikomanagement. Hier setzen wir an verschiedenen Hebeln an. So setzen wir auf das
Gesetz der «Grossen Zahl». Je mehr Einzelwetten mit positivem Erwartungswert
also eingegangen werden, desto stabiler
wird die Rendite. Diese Vorgehensweise
integrieren wir mit einem konstanten Risikobudget der Wetten und einer Verteilung der Wetten auf möglichst viele,
unterschiedliche Einzeltitel, um das erwähnte idiosynkratische Risiko zu minimieren.
Disziplinierte quantitative Umsetzung
Warren Buffet sagte es korrekt: «We
don’t have to be smarter than the rest.
We have to be more disciplined than the
rest». Die Stärke der quantitativen Ansätze liegt in der Mechanik der Portfolio-Konstruktion und ihrer emotionslosen, disziplinierten Umsetzung. So werden durch das quantitative Modell sowohl Sektor- und Regionen-Wetten als
auch Steuerungen des Investitionsgrads
vermieden. Unser klarer Fokus auf die
langfristig belohnten Eigenschaften zählt
ebenso zu den Stärken des Swisscanto
(CH) Equity Fund World enhanced wie
die emotionslose Umsetzung.
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Co-Partner
B2B DEZEMBER 2015
02. März 2016 Zunfthaus zur Zimmerleuten
01. Juni 2016 Haus zum Rüden
31. August 2016 Kongresshaus Zürich
02. November 2016 Zunfthaus zur Meisen
www.investors-panel.ch
Medien-Partner
Veranstalter
25
portfoliostrategie
ERGEBNISORIENTIERT
& KUNDENZENTRIERT
Nick Samouilhan*
Der Wunsch von Investoren, ihr Portfo­
lio-Risiko in Zeiten unüblicher Korrela­
tion der verschiedenen Anlageklassen zu
diversifizieren, wird zu einer verstärk­
ten Nachfrage nach ergebnisorientierten
Multi Strategy-Ansätzen führen.
Die Fähigkeit, ein Anlage-Portfolio so
zu konstruieren, dass damit die Perfor­
mance-Ziele in allen Marktlagen erreicht
werden können, wurde in letzter Zeit immer öfters auf die Probe gestellt. Es ist
damit zu rechnen, dass sich Perioden extremer Volatilität wiederholen, wie wir sie
im dritten Quartal dieses Jahres aufgrund
der Sorgen über Chinas Wirtschaft gesehen haben.
Fokus von traditionellen Strategien
Klasische Investment-Strategien sind entweder darauf ausgerichtet, eine Benchmark
zu schlagen, oder ähnliche Strategien zu
übertreffen. Diese Art, Anlageziele relativ
zu einer Benchmark zu setzen, ist jedoch
kostspielig für Investoren und geht oft in
die falsche Richtung, insbesondere wenn
Investoren sich ein regelmässiges Einkommen wünschen.
Viele Portfoliomanager investieren kurzfristig und versuchen, keine schlechtere
Performance als der Markt oder die Mitbewerber zu erzielen. Dies führt dazu,
dass viele Manager die gleichen Anlagestrategien verwenden und somit die gleichen Wertpapiere halten und die gleichen
­Risiken eingehen.
26
Traditionelle Investment-Strategien basieren zudem oft auf Aktien für Kapitalwachstum, Obligationen für Einkommen sowie Alternativen Anlagen für zusätzliche Diversifikation. Diese Funktionen haben in letzter
Zeit an Bedeutung verloren: Aufgrund der
hohen Bewertungen ist es inzwischen riskant, sich auf Aktien als Treiber für langfristiges Kapitalwachstum zu verlassen. Auch
die Einkommen generierenden Obliga­
tionen werden zu historisch tiefen Preisen
gehandelt und es erscheint unwahrschein-
lich, dass die Anlageklasse einem Portfolio genügend Schutz bieten kann, wenn im
Aktien­bereich Ausverkauf herrscht.
Zeit für einen alternativen Ansatz
Kein Wunder, sind flexiblere Anlagestrategien gefragt – solche, die Renditen generieren, was auch immer an der Zinsfront oder
an den Märkten passiert. Ergebnisorientierte Multi Strategy-Ansätze bieten eine
gute Anlagealternative für Investoren, die
sich in einem Tiefzinsumfeld einen Kapi-
Think Different
Mit dem Antritt als CEO von Aviva Investors hat Euan Munro das Geschäft mit
dem Ziel neu ausgerichtet, ein global uneingeschränktes, also Benchmark-unabhängiges Multi-Strategie-Angebot zu schaffen, das sich auf breit gefächerte Anlagekompetenzen stützt. Sein Anspruch ist es, Aviva Investors damit zu einem globalen Marktführer im Bereich ergebnisorientierter Anlagelösungen zu machen. Die
erste der neu aufgelegten Strategien, der Aviva Investors Multi Strategy Target
Return Fund, hat innerhalb des ersten Jahres die Milliarden-Grenze überschritten und ist auch bei den Schweizer Investoren auf grosses Interesse gestossen.
Bereits im Dezember letzten Jahres wurde die zweite Strategie innerhalb der
­Aviva Investors Multi Strategy (AIMS) Expertise lanciert. Der AIMS Target I­ ncome
Fund ist mittlerweile als Luxemburger SICAV erhältlich und demnächst auch in
der Schweiz zugelassen.
Nebst dem Fokus auf die neue Multi-Strategies-Palette konzentriert sich das auf
mittlerweile sieben Personen gewachsene Team in Zürich auf folgende Strategien: Global High Yield respektive Global Short Duration High Yield, Emerging
Markets Debt Local Currency und Pan European Real Estate.
B2B DEZEMBER 2015
portfoliostrategie
Das von Zürich aus operierende Team von Aviva Investors unter der Leitung von Fabio Ferra und Karsten-Dirk Steffens v.l.n.r.:
Manuel Dalla Corte, Felicity McAndrew, Fabio Ferra, Andrea Hegglin, Alain Meyer, Aurelia Sax, Karsten-Dirk Steffens
talzuwachs, ein regelmässiges Einkommen
oder eine über der Inflation liegende Rendite wünschen. Sie wurden dazu geschaffen, den spezifischen langfristigen Anlagezielen der Investoren zu entsprechen, indem sie unabhängig vom Investitionsklima
konstante Performance erzielen und das
Kapital schützen.
Der Schlüssel zur Konstruktion dieser Multi
Strategy Portfolios liegt in der Kombination
einer breiten Palette an Investment-Ideen.
Einige davon sind dazu geeignet, Rendite
in steigenden Märkten zu generieren, andere in fallenden und eine dritte Kategorie
sollte sich unabhängig von der Marktrichtung stabil verhalten. Damit profitieren solche Portfolios nicht nur von einem gros­sen
Pool an Anlageideen; sie zeigen auch eine
bessere risiko-adjustierte Perfor­mance in
einem Umfeld hoher Korrelation der Anlageklassen.
B2B DEZEMBER 2015
Die risiko-reduzierenden Strategien in unseren Multi Strategy Portfolios spielen eine
wichtige Rolle bei der Generierung von
stabilen Renditen in Schwächephasen der
Märkte. So zielt beispielsweise eine unserer
aktuellen Strategien darauf ab, vom schwächeren globalen Marktwachstum mit einer
Long-Position auf die australische Zinskurve zu profitieren. Australiens Wirtschaft ist
stark von den Rohstoffpreisen abhängig.
Auch wenn eine Abschwächung der chinesischen Wirtschaft und fallende Rohstoffpreise bereits ihren Tribut gefordert haben,
so scheint der Markt die Wachstumsperspektiven der australischen Wirtschaft noch
immer zu optimistisch einzuschätzen.
Eine andere Strategie verfolgt das Ziel,
vom US-Dollar zu profitieren, der sich gegenüber dem Renminbi besser entwickelt
– dies vor dem Hintergrund, dass die US
Fed die Zinsen erhöht, während die chi-
nesischen Regierungsbehörden weiterhin
eine lockere Geldpolitik verfolgen. In einer weiteren Strategie erfolgt ein Shortselling von US-Staatsanleihen mit zweijähriger Laufzeit, um sich damit gegen ein steigendes Zinsumfeld zu schützen.
Zunehmende Popularität
Ergebnisorientierte Multi Strategy Portfolios haben in den letzten Jahren als Instrument, stabilere Renditen mit tiefer Korrelation gegenüber anderen Anlageklassen zu
erwirtschaften, an Popularität gewonnen.
Sobald die US-Zinsen zu steigen beginnen,
könnten die Märkte wieder volatiler werden. Aus diesem Grund wird die Nachfrage nach Multi-Strategie-Ansätzen weiter
zunehmen, dies im Bestreben, das Portfolio-Risiko zu diversifizieren und neue Performance-Quellen zu erschliessen.
* Multi-Asset Fund Manager von Aviva Investors
27
portfoliostrategie
ANLAGEN DER
BESONDEREN ART
FÜR AKTUELLE
PORTFOLIOS
Harald Réczek
Im aktuellen Niedrigzinsumfeld sind
neue Renditequellen gefragt. Der fol­
gende Artikel präsentiert vier Anlage­
konzepte, die über besondere Vortei­
le verfügen und auch bei wechselhaf­
ten Marktbedingungen gut abschnei­
den sollten.
28
Infolge der jahrelangen expansiven Geldpolitik sind die Zinsen auf Rekordtiefststände oder sogar in den negativen Bereich gefallen. Mit herkömmlichen Ansätzen sind Investoren kaum noch in der
Lage, ihre Renditeziele zu erreichen.
Trotz verbreitetem Anlagenotstand ste-
hen durchaus interessante Anlagestrategien zur Verfügung, die bei vertretbarem Risiko attraktive Renditeperspektiven bieten. Vier davon, die sich jeweils
durch eine Besonderheit wie beispielsweise die Fokussierung auf eine neue Anlageklasse oder ein innovatives Anlage-
B2B DEZEMBER 2015
portfoliostrategie
konzept auszeichnen, werden im Folgenden vorgestellt.
Alpha-Generierung durch
innovative Aktienselektion
Die Selektion von profitablen Aktien ist
bei einem weltweiten Anlageuniversum
von über 20 000 gehandelten Unternehmen eine Herausforderung, die nur mit einem strukturierten und wiederholbaren
Anlageprozess gemeistert werden kann.
Das Industrial Life-Cycle Team der Credit Suisse entwickelte deshalb im Jahr
2004 einen innovativen Prozess, der auf
dem Konzept des Lebenszyklus eines Unternehmens beruht (vgl. dazu Abbildung
Seite 30 oben). Gemäss diesem durchläuft jedes Unternehmen fünf Reifephasen (Start-up, Growth, Cash Cow, Fading
Winner, Restructuring). Im Rahmen des
ILC-Anlageprozesses wird zunächst jedes Unternehmen anhand von fest definierten Kennzahlen wie etwa dem Cash­
flow Return on Investment (CFROI) einer der Reifephasen zugeordnet. Danach
wird anhand einer Kombination von Faktoren dessen Attraktivität innerhalb der
B2B DEZEMBER 2015
Reifephase bestimmt. Dabei wird berücksichtigt, dass die Performance in jeder
Phase durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Bevor in die attraktivsten
Unternehmen jeder Reifephase investiert wird, werden diese einer Due Diligence-Prüfung unterzogen, um falsche
positive Signale zu vermeiden. Das Ergebnis für den Kunden sind Anlagelösungen, die sich durch einen hohen Active
Share von über 80 % auszeichnen. Der
ILC-Anlageprozess bildet so das Fundament, um unabhängig vom Marktumfeld
eine stabile und wiederholbare relative
Outperformance bei marktähnlichem
­Risiko zu generieren.
Energie-Infrastruktur
als neue Anlageklasse
Die vor zwei Jahren erfolgte Revision der
Verordnung über die Stromversorgung
hat der Schweizer Energiebranche zu erheblicher Dynamik verholfen. Unter anderem wurde entschieden, die Methode zur Berechnung des Netznutzungsentgelts anzupassen. Dies dürfte zu einer marktgerechteren Vergütung führen
und damit Investitionen in die Energie-Infrastruktur erheblich attraktiver machen.
Die bisher nur im Ausland praktizierte
Kooperation von Energiekonzernen und
institutionellen Anlegern bei der Finanzierung von Infrastrukturprojekten dürfte deshalb auch hierzulande an Bedeutung gewinnen. Der Investitionsbedarf
der Schweizer Energiebranche ist dabei enorm: In den nächsten 10 bis 15
Jahren dürften für die Erneuerung und
den Ausbau der Stromerzeugungsanlagen und der Stromnetze unserer Schätzung nach mindestens 50 Mrd. CHF notwendig sein. Solche Summen können von
den Energieunternehmen nicht selbst getragen werden, deshalb sind neue Wege
der Kapitalbeschaffung und neue Investoren gefragt. Investments in die Energie­
infrastruktur sind für Anleger, die über
einen langfristigen Anlagehorizont verfügen, interessant: Ein Portfolio von Anlagen in Schweizer Infrastruktureinrichtungen, das nur begrenzt Strompreisrisiken enthält, sollte in der Lage sein, eine
Nettorendite von 5 % zu erwirtschaften.
Ein erheblicher Renditeanteil dürfte aus
29
portfoliostrategie
Senior Loans –
attraktiver als High-Yield Bonds?
Senior Loans – eine besondere Anlageklasse im Fixed-Income-Bereich – bieten auch unter den derzeitigen Marktbedingungen interessante Risiko-Ertrags-Perspektiven. Dabei handelt es sich
um erst­rangig besicherte Darlehen von
Unternehmen aus dem Bereich Non-Investment Grade, die verbrieft und am Sekundärmarkt an institutionelle Investoren verkauft werden. Ihr Zusatz «­Senior»
weist diese Papiere als höchstrangige
Schuldtitel innerhalb der Kapitalstruktur eines Unternehmens aus, sodass sie
im Konkursfall als erste bedient werden
– noch vor allen anderen Anleihen- und
Aktienbesitzern. Darüber hinaus sind Senior Loans mit variablen Coupons ausgestattet, die sich im Fall steigender Zinsen vorteilhaft auf das Anlageergebnis
auswirken. Senior Loans werden im Anleihenuniversum oftmals mit Hochzinsanleihen verglichen, die ebenfalls dem
Segment Non-Investment Grade zuzurechnen sind. High-Yield Bonds haben
zwar in der Regel einen etwas höheren
Coupon, der auf ihre längeren Laufzeiten und hohen Zinsänderungsrisiken zurückzuführen ist. Sie bieten jedoch keine Seniorität in der Gläubigerstruktur
und sind im Unterschied zu Senior Loans
nicht durch Vermögenswerte besichert.
Mit einer durchschnittlichen Renditeerwartung von derzeit etwa 4–6 % bieten
Senior Loans Anlegern eine interessante
Kombination aus attraktiver Rendite und
einer Duration von beinahe Null.
Mit Trendfolgestrategien
dem Umfeld trotzen
Im Fixed-Income-Bereich setzen viele Anleger weiterhin vor allem auf Carry-Strategien, deren kurzfristige Wertentwicklung jedoch stark von der Fortsetzung
des Niedrigzinsumfelds und weiterhin
stabilen oder engeren Kreditrisikoprä-
30
ILC-Phasen und Alpha-Generierungsmatrix
CFROI
CFROI
CFROI
Kapitalkosten Kapitalkosten
Alpha-Signal
laufenden Barausschüttungen bestehen, was die Attraktivität dieser Anlage
für institutionelle Investoren zusätzlich
erhöht.
Startup
Growth
Cash Cow
Fading
Winner
Restructuring
Bewertung
Gering
Gering
Hoch
Hoch
Hoch
Qualität
Gering
Hoch
Neutral
Neutral
Neutral
Gewinn­
dynamik
Gering
Hoch
Hoch
Neutral
Neutral
Kurs­
Gering
momentum
Hoch
Neutral
Neutral
Gering
mien abhängt. Eine attraktive Alternative zu traditionellen Buy-and-Hold-Ansätzen stellen Trendfolgestrategien dar,
die sowohl in steigenden als auch fallenden Märkten eine positive Wertentwicklung anstreben und aufgrund ihrer tiefen Korrelation mit anderen Fixed-Income-Ansätzen zusätzliche Diversifikationsvorteile bieten. Diese Strategien
gehen in Abhängigkeit von der Richtung, in der sich die Märkte voraussichtlich entwickeln werden, Netto-Long- bzw.
­Netto-Short-Positionen ein. Durch die
Anwendung von Stop Loss-Regeln werden gleichzeitig die Verluste durch gegenläufige Marktbewegungen begrenzt.
Dadurch ergeben sich für Trendfolgestrategien ähnliche Auszahlungsprofile wie
bei einer Long-Straddle-Optionsstrategie, also dem gleichzeitigen Kauf einer
Call- und Put-Option. Vor allem in Marktphasen mit ausgeprägten Trends (wie beispielsweise im Krisenjahr 2008) weisen
diese Strategien in der Regel eine positi-
ve Performance auf. Dagegen neigen sie
bei seitwärts tendierenden Märkten zur
Underperformance. Aufgrund der niedrigen Korrelation von Trendfolgestrate­
gien mit Carry-Strategien lässt sich durch
die Kombination der beiden Ansätze die
Portfolio-Effizienz erhöhen.
Harald Réczek
Head Asset
Management
EMEA and
Swiss Distri­bution, ­Credit
Suisse AG,
­Zürich.
B2B DEZEMBER 2015
portfoliostrategie
EUROPAS ETF-MARKT
WÄCHST
Ivan Durdevic
Amundi Asset Management zählt zu den
grossen ETF-Anbietern in Europa. Die
B2B-Redaktion wollte daher über die
hiesige Grenze blicken und erkundigte
sich bei Ivan Durdevic, Co-Head des Be­
reichs ETF, Indexing & Smart Beta Sales
Switzerland, wie sich der europäische
Markt entwickelt und welche Themen
Kunden derzeit interessieren.
Ivan Durdevic, welche Segmente wer­
den von den Investoren derzeit favo­
risiert?
In den ersten zehn Monaten dieses Jahres haben wir Nettozuflüsse in Höhe von
rund 61 Mrd. EUR1 gesehen. Gesucht waren Aktienwerte aus Europa bzw. der Eurozone und Japan. Bei Bonds gewannen
sichere Staatsanleihen und Anleihen tiefster Bonität hinzu. Gesucht waren zudem
Corporates aus den USA und Europa sowie High Yield Bonds.
Worauf sollten Schweizer Investoren
besonders achten?
Wir sehen, dass Schweizer Anleger Währungen nach den diesjährigen Turbulenzen
mehr Aufmerksamkeit schenken und haben unser Angebot an währungsgesicherten ETFs ausgebaut. So bieten wir z.B. für
japanische Aktien ETFs mit täglicher Währungsabsicherung auf den Topix und den
JPX-Nikkei 400 Index an.
Smart Beta wird derzeit wohl sehr ge­
sucht sein.
Smart Beta ETFs bieten Lösungen für verschiedene Marktlagen und lassen sich komplementär einsetzen. Interessant sind alternative Gewichtungsmodelle und Risikofaktoren im Vergleich zu kapitalmarktgewichteten Indizes, da man mit ihnen Portfolios
breiter diversifizieren und langfristig eine
Outperformance anstreben kann. Die Produkte der ersten Generation nutzen primär Faktoren zur Alpha-Generierung. Die
­neueren Multi-Smart-Beta-Ansätze kombinieren hingegen Risikofaktoren mit Diversifikationsstrategien.
Wir lasen unlängst von Buyback ETFs.
In Buyback-Strategieindizes sind Unternehmen mit Aktienrückkaufprogrammen gebündelt. Diese Massnahmen steigern potenziell Kennzahlen wie den Gewinn pro Aktie. Ausserdem sind viele
Buyback-Aktien in guter finanzieller Verfassung und an der Börse unterbewertet.
Buybacks können folglich als Qualitätsfilter genutzt werden. Eine Besonderheit
unserer Buyback-Strategie-ETFs – z.B. des
Amundi S&P 500 Buyback UCITS ETF
– besteht darin, dass die Titel im Index
gleichgewichtet 2 sind, so dass kein Fokus
auf Index-Schwergewichte besteht.
Und wie steht es um die Floating Rate
Notes?
Vertreter in der Schweiz: CACEIS (Switzerland) SA, route de Signy 35, CH-1260 Nyon, Zahlstelle: Crédit ­Agricole
(Suisse) SA, quai Général-Guisan 4, CH – 1204 Genf. Der Verkaufsprospekt, die wesentlichen Informationen für
den Anleger, der Anlagereglement sowie die aktuellen Jahres- und Halbjahresberichte sind auf Anfrage kostenlos
beim Vertreter für die Schweiz erhältlich.
B2B DEZEMBER 2015
Bei diesen ETFs geht es um die Absicherung gegen mögliche Zinssteigerungen.
In einem Umfeld mit historisch niedrigen
Zinssätzen können sie zur Diversifikation
eines traditionellen Obligationen-Portfolios oder komplementär zu Short-­DurationStrategien eingesetzt werden.
Wie sollte man sich für 2016 positio­
nieren?
Auf der Aktienseite sind wir positiv für
Europa und Japan inklusive der erwähnten Buyback-Titel. Bei Bonds wird sich die
Suche nach Spreads und High Yields fortsetzen3 . Amundi ETF wird weitere innovative Lösungen hierfür anbieten, wobei wir
unserem Credo der Kosteneffizienz und
hoher Qualität bei der Index-Replikation
treu bleiben.
1 Amundi ETF/Bloomberg per 30.10.2015
2Zum Zeitpunkt der Neuanpassung des Strategie­
indexes
3 Amundi Strategy, « 2016 and beyond », November 2015.
http://research-center.amundi.com/
Ivan Durdevic
Co-Head of
ETF, Indexing &
Smart Beta Sales Switzerland,
Amundi Suisse
SA, Zürich.
31
portfoliostrategie
FA K T O R - E T F s :
SYSTEMATISCH
RENDITEQUELLEN
ERSCHLIESSEN
Raimund Müller
Neben klassischen Exchange Traded
Funds, die einen Standard-Index ab­
bilden, etablieren sich vermehrt neue
ETFs, die gezielt auf spezielle Fakto­
ren setzen. Investoren können damit
zusätzliche Renditequellen erschlies­
sen und das Anlagerisiko diversifizieren.
Traditionell gelten ETFs als breit diversifizierte und kostengünstige Anlageform, die
ebenso effizient wie transparent grosse
Aktienindizes wie den MSCI EMU oder
den MSCI USA abbilden. Im Kosmos der
ETFs hat sich in den vergangenen Jahren
allerdings einiges getan. Inzwischen gibt
es in diesem Segment eine ganze R
­ eihe
innovativer Investment-Lösungen, mit denen Anleger ihre Portfolios gezielt optimieren können. Gemeinsam ist diesen
neuen börsengehandelten Fonds, dass
ihre Index-Bestandteile nicht ausschliesslich nach Marktkapitalisierung gewichtet
werden. Dazu gehört etwa die wachsende Zahl von Faktor-ETFs am Markt. Diese spezialisierten ETFs bieten Anlegern
die Möglichkeit, zusätzliche Renditequellen zu erschliessen und ihr Anlagerisiko
zu streuen.
32
Factor Beta Investing basiert ­
auf wissenschaftlichen Erkenntnissen
Der Anlageansatz basiert massgeblich auf
den fundierten Erkenntnissen des Nobelpreisträgers für Wirtschaft Eugene Fama
und seinem Kollegen Kenneth French. Die
beiden Finanzmarktforscher fanden in
den 1990er-Jahren heraus, dass die Renditeerwartung von ­Aktien nicht allein durch
das Marktrisiko (Beta) bestimmt wird. Da
Value- oder Low Volatility-Titel über längere historische Perioden Überrenditen
im Vergleich zum Gesamtmarkt erzielt haben – teils bei geringeren durchschnittlichen Schwankungen –, mussten auch an-
«Inzwischen können
­Anleger den Ansatz des
Factor Investing systematisch, transparent und
zu niedrigen Kosten ins
Portfolio kaufen.»
Raimund Müller
dere Faktoren die Aktienrenditen beeinflussen. Sie kamen zu dem Schluss, dass
Faktoren wie beispielsweise Value die
Rendite von Aktien mitbestimmen. Aktuellere Forschungsbeiträge aus der Finanzwissenschaft haben eine Vielzahl weiterer
Faktoren definiert, die Investoren bei der
Zusammenstellung ihres Portfolios beachten sollten. Bestimmten Faktoren wird
dabei eine besonders grosse Bedeutung
für den Prämienertrag eines Investments­
attestiert.
Die wohl bekannteste und wissenschaftlich gut fundierte Familie von Faktoren
hat der Indexanbieter MSCI entwickelt.
Ganz allgemein gruppieren diese Indizes
potenzielle Investment-Objekte anhand
bestimmter Faktoreigenschaften ein, aus
denen sich Rückschlüsse auf Erträge und
Risiken ergeben.
Alternative Gewichtungskriterien
­bieten Mehrwert
Der Faktor «Value» identifiziert beispielsweise Aktien, die relativ niedrige Preise im Vergleich zu ihrem Fundamentalwert aufweisen. Hierfür werden Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das Kurs-Buchwert-Verhältnis und
B2B DEZEMBER 2015
«Renditeerwartungen
von Aktien werden nicht
allein durch das Marktrisiko (Beta) bestimmt.»
Raimund Müller
niedriger Verschuldungsgrad der Unternehmen.
Ermöglichen Aktien Anteilseignern höhere Kapitalrückflüsse als der Marktdurchschnitt, greift der Total Shareholder Yield-Faktor. Hierunter fallen Unternehmen, die sich auf die Kapitalrendite
ihrer Anteilseigener fokussieren – zum
Beispiel mit überdurchschnittlich hohen
Ausschüttungsquoten oder Rückkaufprogrammen.
Anlageidee
Im Rahmen einer Core-­SatelliteStrategie können Investoren die
Stärken von klassischen und innovativen ETFs sogar kombinieren: Im
Kern eines Portfolios stünden dabei
nach Marktkapitalisierung gewichtete ETFs, während Faktor-ETFs mit
der Chance auf Überrenditen und
guten Diversifikationseigenschaften
als Satelliten das Gesamtkonstrukt
ergänzen und austarieren. Durch die
Über- oder Untergewichtung einzelner Faktoren haben Investoren die
Chance, die Diversifikation und somit das Risiko-Ertrags-Profil ihres
Portfolios zu verbessern.
Mehr Informationen finden sich unter
www.ubs.com/etf-insights
B2B DEZEMBER 2015
das Kurs-Cashflow-Verhältnis analysiert.
Langfristig – so das zugrunde liegende Kalkül – bieten diese Aktien aufgrund ihrer
Unterbewertung Prämienpotenziale gegenüber dem Gesamtmarkt. Aktien, die
eine niedrigere Volatilität als der Marktdurchschnitt haben, werden vom Low Volatility-Faktor erfasst. Die geringen Kursschwankungen dieser Faktor-Klasse wurden als entscheidendes Charakteristikum
isoliert, das gemäss der wissenschaftlichen Erkenntnis historisch zu Überrenditen geführt hat.
Der Quality-Faktor seinerseits berücksichtigt Aktien von Unternehmen mit
hochwertigen Bilanzdaten. Die Firmen
verfügen über langjährig bewährte Geschäftsmodelle und eine nachhaltige Profitabilität. Als Massstab dienen unter anderem eine hohe Eigenkapitalrendite,
geringe Gewinnschwankungen und ein
Neu als Passiv-Strategie zugänglich
Zugang zu diesen Faktoren hatten Investoren bis vor kurzem nur durch aktives Portfolio Management. Inzwischen können Anleger den Ansatz des Factor Investing systematisch, transparent und zu niedrigen
Kosten ins Portfolio kaufen – etwa indem
sie in ETFs investieren, die sich auf Faktor-Indizes beziehen.
Raimund
Müller
Leiter UBS ETF
Schweiz und
Liechtenstein.
33
firmenstrategie
EFFIZIENTER EINSATZ
FÜR DIE KUNDEN
Claudio Muller
SOLUFONDS SA ist eine Schweizer
Fondsleitung mit langjähriger Geschich­
te. Als einziges unabhängiges Unterneh­
men mit Sitz in der Romandie bietet es
spezifische Dienstleistungen für Asset
Manager an, so etwa White Labeling. Die
B2B-Redaktion interessierte sich für die
aktuelle Positionierung und wie sich eine
kleinere Fondsleitung heute im Effizienz­
bereich verbessern kann. Sie kontaktier­
te hierfür Claudio Muller, den Geschäfts­
leiter des Unternehmens.
Claudio Muller, womit beschäftigen
Sie sich derzeit vornehmlich?
In erster Linie muss ich sicherstellen, dass
unsere interne Organisation funktioniert
und wir jeweils flexibel auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen können, ohne
dabei natürlich die Überwachungspflichten
zu vernachlässigen. Dann gilt es stets auch
in Zusammenarbeit mit Kunden oder potenziellen Partnern die Machbarkeit von
Vorhaben zu studieren, sodass wir tragfähige Projekte lancieren können. Und weil
eine offene Struktur, wie wir sie praktizieren,
zahlreiche Geschäftspartner bringt – darunter Vermögensverwalter, Liegenschaftsverwaltungen, Bauunternehmen, Depotbanken
Notare, Anwälte oder Vertriebsleute – gilt
es auch nach Synergien Ausschau zu halten und diese nach Möglichkeit zu nutzen.
Nicht jede Fondsleitung hierzulande bie­
tet Labeling-Services an. SOLUFONDS
ist in diesem Bereich allerdings aktiv.
Als unabhängige Fondsleitung gehört diese Dienstleistung quasi zur DNA. Mit dem
34
Geschäftsmodell «Multi-Produkte, Multi-Depositare und Multi-Liegenschaftsverwaltungen» lanciert und verwaltet das
Unternehmen für Drittkunden traditionelle und massgeschneiderte Fondsstrukturen aller Art. Wir wollen weiterhin neutral
agieren. Bei Wertschriftenfonds bedeutet
dies, dass Partner ihre Depotbank frei wählen können. Heute arbeiten wir schon mit
vier Banken zusammen, wobei ein Ausbau
durchaus möglich wäre, sofern sich im Vorfeld die Schnittstellen als tragfähig zeigen.
Bei Immobilienfonds gehen wir gleich vor
mit den Liegenschaftsverwaltungen, weil
es wichtig ist, dass wir nah am Markt operieren, zumal wir in diesem engen Segment
auch als Käufer auftreten.
Ihr Unternehmen übernimmt auch Auf­
gaben im Bereich Fondsadministration.
Das ist richtig. Zu den Aufgaben gehören
unter anderem die Buchhaltung, die Kontrolle von Restriktionen – Stichwort: Compliance –, NAV-Berechnungen oder die Kotierung an geregelten Märkten. Im Weiteren
koordinieren wir auch Immobilientransaktio­
nen, erstellen Berichte und führen Kapital­
erhöhungen durch. Steuerwertberechnungen zählen ebenfalls zu unseren Aufgaben
im Bereich der Fondsadministration.
Die regulatorischen Anforderungen
sind gestiegen, was wohl zu mehr Be­
ratungsbedarf bei Fondslancierungen
führt. Was gilt es mit Interessenten im
Vorfeld abzuklären, um rasch zu opti­
malen Lösungen zu kommen?
Den Fondspartnern gilt es klarzumachen,
welche Organisation es aufzusetzen gilt – ju-
ristisch, administrativ sowie bezüglich Compliance und Verwaltung. Dann muss abgeklärt werden, welche finanziellen Mittel und
Kompetenzen vorhanden sind, wobei wir
gelegentlich über bestehende Kunden Synergien finden. Manchmal muss man unrea­
listische Vorhaben auch zurückweisen. Da
wir nur Schweizer Fonds auflegen, sollte die
Investorenbasis der Projektpartner primär
auf unser Land fokussiert sein. Diese Einschränkungen muss man Kunden ehrlicherweise aufzeigen. Dann gilt es natürlich Machbarkeitsstudien durchzuführen und ideale
Partner ausfindig zu machen. Hernach kommen die Detailarbeiten – ich erwähne hier
beispielsweise die Bewilligungsgesuche für
Fondsprospekte, die KIIDs oder Verträge
mit Partner-Institutionen.
Die Kosten werden sicherlich auch ein
Thema sein.
In der Tat. Die Fondsgebühren sollten konkurrenzfähig sein. Insbesondere bei Immobilienvehikeln sollten sich Promotoren eine
hohe Flexibilität bewahren und nach möglichen Tools zur Verwaltung Ausschau halten, wobei wir durch die Schnittstelle helfen können.
Und wie steht es um das «Time-tomarket»?
Dank der langjährigen und guten Zusammenarbeit mit der Aufsichtsbehörde
­FINMA wissen wir genau, welche Erfordernisse ein Gesuch zu erfüllen hat. Wir
bieten folglich massgeschneiderte Abläufe, welche Lancierungen gut vorbereiten
und Genehmigungen rasch herbeiführen.
Ich darf stolz festhalten, dass wir in den
B2B DEZEMBER 2015
firmenstrategie
vergangenen zwölf Monaten die Zulassung
für drei Immobiliengefässe erhalten haben.
Das Verfahren für das letzte dauerte nur
gerade 54 Tage.
Gibt es bestimmte Fondsegmente, auf
die sich Ihr Haus spezialisiert hat?
Wir sind für alle Anlageklassen offen und
führen auch bereits jeweilige Produkte. Am
bekanntesten sind wir vielleicht für Immobilien-Angebote. Wir sind auch Mitglied bei
Coptis, dem Schweizer Berufsverband für
Immobilienverbriefung. Coptis beabsichtigt in erster Linie, die Ansichten und Interessen von Mitgliedern in der Regierung
und anderen schweizerischen oder ausländischen Behörden und Gremien zu vertreten sowie zur professionellen Ausbildung
und Entwicklung von seinen Mitgliedern und
von Akteuren der Immobilienverbriefung im
Allgemeinen beizutragen.
Bleiben wir noch kurz bei den Immobi­
lienanlagen. Womit beschäftigen Sie
sich derzeit in diesem Bereich?
B2B DEZEMBER 2015
Wir führten schon öfters Kapitalerhöhungen durch und verarbeiten gelegentlich
den Erwerb von Gebäuden und Grundstücken. Dann erörtern wir neue Projektideen,
die spezifische Immobilien-Typen und Themen betreffen. Auch heute gibt es noch viele Möglichkeiten, Nischenmärkte zu besetzen und entwickeln. Beschäftigen tun wir
uns zurzeit auch mit der Vorbereitung des
Messeauftritts an der Immo’16, die während
der Zürcher Finanzmesse Anfang Februar
2016 stattfindet. Es tut sich aber auch auf
technischer Ebene etwas.
Welches Vorhaben sprechen Sie da
konkret an?
Die Effizienzfrage steht ja stets weit oben auf
der Prioritätenliste, um die Kosten im Griff
halten zu können. Wir haben deshalb ein
Projekt lanciert, das den Datenaustausch erleichtert – etwa bei Wertschriften mit Banken oder bei Immobilien mit Liegenschaftsverwaltungen. Für Letzteres sind wir unlängst eine Kooperation mit der Firma Crossing-Tech eingegangen. Die Lausanner Firma
integriert eine Vielzahl von Daten, um die
Verwaltung zu automatisieren. Neu finden
sich die Informationen nicht nur zentral abgespeichert, sie sind auch bereits verifiziert,
um einen kohärenten und raschen Handel
sicherzustellen. Wir von SOLUFONDS profitieren von einem transparenten, flexiblen
und kontrollierten Ablauf, was die Risiken
bei mehrfachen Erfassungen reduziert und
die manuelle Kontrolle erübrigt.
Claudio Muller
Generaldirektor,
Solufonds SA,
Signy-Centre.
35
firmenstrategie
HERAUSFORDERUNGEN
BEI VERTRIEBSFRAGEN
Philippe Bens
Die Schweizer Depotbank CACEIS hat
unlängst zwei Studien präsentiert, die
sich dem Vertriebsthema widmen. Zu­
sammen mit PWC wurde untersucht, wel­
che Ansätze im Privatkundensegment am
meisten Erfolg versprechen und worauf
man bei den sozialen Medien besonders
achten sollte. Die B2B-Redaktion traf
sich mit Philippe Bens, dem Geschäfts­
führer der CACEIS Bank Switzerland mit
Niederlassung in Nyon, um gewisse As­
pekte vertieft zu diskutieren.
Philippe Bens, der Vertrieb von Finanz­produkten dürfte sich gemäss zwei
CACEIS-Studien in den kommenden
Jahren deutlich verändern. Welche
Gründe lassen sich diesbezüglich ins
Feld führen?
Praktisch alle Industrien werden durch
äus­sere Faktoren in ihrer Entwicklung beeinflusst, was gelegentlich auch zu grösseren Brüchen führen kann. Heute sehen
wir die Finanzindustrie an einem solchen
Punkt, insbesondere was den Produktvertrieb an Privatkunden betrifft. In der Studie wurden verschiedene elementare Treiber für Veränderungen identifiziert, unter
anderem die Regulierungsdichte, der Fokus auf Vorsorgethemen, die Veränderungen beim Anlegervertrauen und bei der
Loyalität. Natürlich spielt auch die Technologie eine wichtige Rolle.
Wenn wir von Vertrieb sprechen, kom­
men wir um MiFID etc. nicht herum.
36
Im Nachgang zur Finanzkrise wurden die
regulatorischen Anforderungen drastisch
erhöht, einerseits um Interessenskonflikte zu vermeiden und anderseits um die
Transparenz im System zu verbessern –
dies immer im Namen des Anlegerschutzes. Damit sind auch Fragen um die Vergütungsmodelle verbunden. Von einem
absoluten Verbot in England – Stichwort:
RDR Retail Distribution Review – bis zu
nationalen Rulings für Retrozessionen wie
hierzulande werden derzeit viele unterschiedliche Ansätze appliziert. Ich denke, dass MiFID II ab 2017 wohl für etwas
Harmonie sorgen wird.
Zunehmend kommen die «Millennials»
ins Erwachsenenalter und werden so
für Bankdienstleistungen begehrter.
Wir werden einen deutlichen Wechsel im
Privatkundenbereich sehen. In den nächsten paar Jahren gehen die Baby Boomer in
Pension, während die Generationen X und
Y global zunehmend an Einfluss gewinnen.
Insbesondere die um die Jahrtausendwende geborenen Leute werden die Finanzindustrie fordern, haben sie doch ganz andere Verhaltensweisen und Erwartungen,
etwa in Bezug auf Sicherheit, Einfachheit,
Transparenz, Bequemlichkeit, Personalisierung, Produkt-Performance und Kosten.
Will man bei dieser Gruppe an Aufmerksamkeit, Loyalität und Ver­trauen gewinnen, müssen nicht nur der Bekanntheitsgrad gesteigert, sondern auch neue Produkte und Vertriebs- bzw. Informationskanäle erschaffen werden.
Da wird also die Technologie zu einem
zentralen Faktor.
Das sieht die Studie genauso. Technologische Entwicklungen verändern die Kommunikation und das Interagieren untereinander radikal und ermöglichen ganz
neue Geschäftsmöglichkeiten. Das gilt
beim Banking ebenso wie für den Fondsvertrieb, wo Apps und Websites plötzlich
die Rolle des Beraters übernehmen und
die bisher oft zu beobachtende Informations-Asymmetrie ausgleichen können.
Die Fachwelt spricht bereits von so genannten «Robo Advisors».
Die regulatorischen Hürden sollte man
aber nicht unterschätzen.
Dem ist so. Wo Kunden sind, ist auch der
Regulator nicht weit weg. Viele Firmen unterschätzen diesen Fakt, zumal wenn sie
international ausgerichtete Ambitionen
hegen und länderspezifischen Anforderungen genügen müssen. Das kann schnell
teuer werden.
Was lässt sich sagen über den Stellen­
wert der Brand Awareness?
Die neuen Transparenzrichtlinien könnten
schneller als gedacht dazu führen, dass
Fonds nicht mehr wie bislang verkauft,
sondern neu gekauft werden, das bisherige Push-Modell also nicht mehr länger
die Norm bleibt. Folglich müssen Asset
Manager und auch Service Provider viel
mehr Ressourcen in die Kommunikation
stecken, um sich zielgruppenspezifisch zu
positionieren und gegenüber Mitbewer-
B2B DEZEMBER 2015
firmenstrategie
bern klar abzugrenzen. Hierfür braucht
es als Basis eine robuste Datenarchitektur, um den Multi Channel-Ansatz technologisch zu implementieren. Auch externe
Plattformen für Informationen und Handel werden wichtiger, nicht zu vergessen
die Möglichkeit, das Verhalten der Kunden nachzuverfolgen, um ihnen noch gezieltere Angebote unterbreiten zu können.
Welche Angebote werden denn wich­
tiger?
Die Studie sieht hier einerseits breit abgestützte Asset Allocation-Konzepte auf
dem Vormarsch oder Alternative Anlagen,
die auch für weniger vermögende Kunden
zugänglich werden. Wichtig ist vielleicht
noch zu erwähnen, dass die Finanzplanung
schon früher einsetzen wird, da insbesondere die jüngeren Leute nicht mehr uneingeschränkt an die Tragfähigkeit des heutigen Systems glauben.
Kommen wir nochmals auf die sozia­
len Medien zurück. Wie präsentiert
sich die Lage aktuell in der Finanzin­
dustrie?
Die explizit hierfür gemachte Studie zeigt,
dass Social Media vor allem für Marketing
und Förderung der Marke genutzt werden. Befragt wurden die 100 grössten
Asset Manager weltweit. Rund 40 % sind
noch gar nicht aktiv und nehmen bloss
eine abwartende Beobachterrolle ein. Das
steht in Kontrast zum Gebrauch von ­Social
Media für Finanzbelange. In den USA nutzen rund 25 % der Erwachsenen entsprechende Angebote, Reichere gar zu einem
Drittel.
spielsweise das Reputationsrisiko durch
mangelhafte oder fehlerhafte Informatio­
nen. Optimal ist es natürlich, wenn man
den Erfolg der diversen Aktivitäten messen kann.
Philippe Bens
Senior Country
­Officer von CACEIS
in der Schweiz.
Eine Social Media-Strategie für
­Asset Manager zahlt sich also aus?
Wir denken dies. Ein Bericht der englischen Aufsichtsbehörde FCA etwa
zeigt, dass über 60 % der Investoren
mit ihren Beratern über soziale Medien verbunden sein möchten. Die
Hälfte jener Leute, die noch nicht auf
diesen Kanälen unterwegs ist, würde rasch einsteigen, wenn
man sich in Echtzeit mit
Finanzfachleuten unterhalten könnte. Erfolgreich sind heute jene Unternehmen, die nicht bloss
Mails und Presse­
informationen aussenden, sondern
Kunden zeitgerecht erkenntnisreiche Inhalte
anbieten.
Worauf sollte man achten, um eine So­
cial Media-Strategie erfolgreich zu im­
plementieren?
Zum einen sollte man Informationen zielgruppengerecht zur Verfügung stellen,
zum anderen auch Elemente zur Investor
Education integrieren. Für Letzteres ist
übrigens Youtube der wichtigste Kanal,
vor Facebook. Wichtig sind natürlich auch
die Interaktivität und Netzwerk-Möglichkeiten. Risiken sollten dabei nicht vergessen werden – die Studie erwähnt hier bei-
B2B DEZEMBER 2015
37
firmenstrategie
OPTIMALE PRODUKTE
ENTSTEHEN IM
DIALOG MIT KUNDEN
Nicholas J. Arthur
Vescore AG ist der neue Asset Mana­
ger der Raiffeisen Schweiz Genossen­
schaft. Mit ihrem Start im Juli 2015 über­
nahm Nicholas J. Arthur die Leitung
des Kundensegments «Finanzinterme­
diäre». Mit ihm traf sich die B2B-Re­
daktion, um mehr über Vescore, ihre
Wurzeln und die Kernkompetenzen zu
erfahren.
Nicholas J. Arthur, zuerst Notenstein
Privatbank, dann Notenstein Asset
Management und jetzt Vescore. Wer
sind Sie?
38
Vescore ist der Zusammenschluss von drei
ehemaligen «Boutiquen» zu einem Unternehmen. Dahinter verbirgt sich das ­einstige
institutionelle Kundengeschäft der Notenstein La Roche Privatbank AG, 1741 Asset
Management AG – heute Vescore Fondsleitung AG – und Vescore Solutions AG. Darüber hinaus halten wir noch eine strategische Mehrheitsbeteiligung an CEAMS. Wir
bündeln somit das bereits vorhandene Asset Management Knowhow innerhalb der
Raiffeisen Gruppe neu unter einem Dach.
Vescore ist ein neuer Name im Schwei­
zer Markt. Warum nicht Raiffeisen
­ sset Management? Raiffeisen ist als
A
Brand etabliert und wäre eine logische
Konsequenz.
Die Dienstleistungen von Vescore richten
sich an institutionelle Kunden sowie an
Finanzintermediäre in der Schweiz und
im europäischen Ausland. Mit unseren
Standorten in München und Wien sind
wir bereits in Ländern aktiv, in denen
eigenständige Raiffeisenbanken diesen
Markennamen besetzt haben. Vescore
ist in allen Landessprachen der Schweiz
gleich auszusprechen, kurz, prägnant
und war markenrechtlich bereits geschützt.
B2B DEZEMBER 2015
firmenstrategie
Turbulente Märkte und ein neu zu eta­
blierender Brand. Das klingt nach einer
nicht einfachen Aufgabe im jetzigen Um­
feld. Wie geht Vescore mit dieser Auf­
gabe um?
Tatsache ist, dass wir turbulente Monate
hinter uns haben. Jedoch sprechen die
uns neu anvertrauten Kundengelder für
unsere Strategie. Mit dem diesjährigen
Nettoneugeldzufluss wachsen wir stärker als der Markt.
Sie haben Ihre Strategie erwähnt.
Könnten Sie unseren Lesern mehr da­
rüber sagen?
Wir sind innerhalb der Raiffeisen Gruppe
für das Asset Management verantwortlich
und richten uns klar an institutionelle Anleger und Finanzintermediäre. Hierbei unterscheiden wir zum einen zwischen individuellen Anlagelösungen für klassische
institutionelle Anleger wie zum Beispiel
Pensionskassen, Stiftungen und Versicherungen, welche wir im gemeinsamen Dialog mit diesen ausarbeiten. Zum anderen
verfügen wir über eine attraktive Palette
B2B DEZEMBER 2015
an Kollektivanlagen für Finanzinterme­
diäre. Durch die Bündelung der verschiedenen Kompetenzen können unsere Kunden zwischen aktiven, fundamentalen Ansätzen und quantitativen, modellbasierten
Strategien wählen. Vor allem bei den aktiv
verwalteten Strategien bildet unser Nachhaltigkeitsansatz einen zentralen Bestandteil im Anlageprozess.
Sie sprechen von individuellen Anlage­
lösungen. Was bedeutet dies bei Ves­
core konkret?
Wir haben uns auf die Fahne geschrieben,
ein wandlungsfähiger Asset Manager zu
sein, der auch einmal konträr zum Mainstream denkt. Wir behaupten nicht, alles
zu wissen und für jedes Problem eine Lösung zu haben. Doch wir sind überzeugt,
mit unserem Knowhow unsere Kunden
kompetent beraten zu können. Diese Haltung spiegelt sich in unserem Logo, dem
roten Doppelpunkt wider, der zum Dialog einlädt. Wir finden, man soll nicht jedes Fragezeichen mit einem Ausrufezeichen beantworten.
Das Team «Intermediary Clients»
der Vescore AG v.l.n.r.:
Nicholas J. Arthur (Leiter),
Giovanna Mancuso (Support)
und Patrik Breitenmoser
(Kundenbetreuer).
Save-The-Date
Vescore veranstaltet 2016 vier Experten-Roundtables für Finanzintermediäre. Über Mittag erörtern
Fachleute aktuelle Themen aus der
Finanzwelt auf interaktive Weise. Die
Anlässe finden daher in kleiner Runde statt und werden mit einem Lunch
abgeschlossen.
Daten: 15. März 2016, 31. Mai 2016, 25.
August 2016 und 23. November 2016
Informationen und Anmeldungen via
[email protected]
oder 058 702 04 71.
39
firmenstrategie
Ausgehend von diesen Dialogen sind
aus Ihrer Sicht aktuell welche Themen
für Investoren interessant?
Wir sehen ein steigendes Interesse an Alternativen Anlagen wie zum Beispiel Risikoparitäts-Ansätzen. Aus opportunistischer Überlegung und angesichts der vergangenen Korrekturen steigt ebenfalls
das Interesse an Rohstoffanlagen. Weiterhin hoch ist die Nachfrage nach Immobilienanlagen, wobei der Fokus vermehrt auf Europa gelegt wird. Im Bereich
der festverzinslichen Anlagen geht die
Suche nach Rendite weiter. Gemeinsam
mit ­A ZIMUT bzw. der Az Fund Management SA, einem führenden unabhängigen italie­nischen Asset Manager, bieten
wir Anlegern eine hochverzinsliche Alternative im Bereich nachhaltiger, hybrider Obligationen. Weiterhin attraktiv
bleiben Aktien, wobei rein passive Ansätze zunehmend mit Smart Beta-Lösungen
umgesetzt werden. Zu guter Letzt beobachten wir ein immer breiteres Interesse
an nachhaltigen Anlagelösungen, also einem Gebiet, auf dem wir über eine breite und attraktive Fondspalette verfügen.
Sie erwähnen eben nachhaltige Anla­
gen. Hand aufs Herz: Marketing oder
effektiver Renditetreiber?
Gegenfrage: Investieren Sie lieber in eine
Unternehmung, welche sowohl mit ihren
Mitarbeitern, Lieferanten als auch anderen Stakeholders verantwortungsvoll
umgeht, um das unternehmerische Risiko
möglichst gering zu halten, oder in eine
Unternehmung, welche jederzeit in rechtliche, regulatorische oder gesellschaftliche Schwierigkeiten geraten kann? Nachhaltige Anlagen sind für uns letztendlich
ein wichtiger Baustein, um unseren Kunden einen zusätzlichen Mehrwert bieten
zu können. Selbstverständlich braucht es
auch alle anderen Bausteine, wie zum Beispiel ein gut funktionierendes Risikomanagement und ein Analysten-Team, welches sich um die finanziellen Aspekte der
zu investierenden Firmen kümmert.
Noch einmal zurück zur Strategie von
Vescore und Ihrer Rolle innerhalb der
40
Anlageideen
Notenstein Sustainable Water Fund (ISIN: LU0995510970)
Wir konsumieren etwa 150 Liter reines Wasser pro Tag, wobei der virtuelle Verbrauch mit rund 5000 Litern deutlich höher liegt. Aus diesem immensen Bedarf
ergeben sich für die Zukunft grosse Anlagechancen. Als nachhaltiger Asset Manager fokussiert sich Vescore aber nicht nur auf das Thema des «Flaschenwassers», sondern sieht die grössten Chancen im Bereich der Effizienzsteigerung,
Infrastruktur, Technologie und Qualität (z. B. Wasseraufbereitungsanlagen, Modernisierung der Infrastruktur in der westlichen Welt, Entsalzungsanlagen etc.).
1741 Switzerland Index Series – Sieben Strategien
Etwa 99.8 % der Investoren in der Schweiz legen bei Passiv-Investments einen
klassischen marktkapitalgewichteten Index zugrunde, was insbesondere beim
SMI und SPI aufgrund der wenig gleichmässigen Verteilung suboptimal ist. Mit
den 1741 Switzerland Index Series Funds stehen Investoren sieben passive Anlage­
instrumente auf spezifische alternative Schweizer Aktienindizes zur Verfügung.
Im Angebot stehen zum Beispiel die Ansätze Gleichgewichtet, Minimum Volatilität oder Momentum.
Raiffeisen Gruppe. 2017 läuft der Ko­
operationsvertrag mit Vontobel aus.
Können sie uns hierzu ein paar ­Worte
sagen?
Selbstverständlich spielt unsere Mutter
eine grosse Rolle für unsere zukünftige
Ausrichtung. Schliesslich sind mehr als die
Hälfte aller Einwohner der Schweiz Kunde
der Raiffeisen. Dies hilft uns, zusätzliches
Vertrauen und somit neue Kunden für die
Vescore gewinnen zu können. Dementsprechend bereiten wir uns schon heute
sorgfältig auf diese Entwicklung vor und
positionieren uns als führender Asset Manager im Bereich nachhaltiger, qualitativer
sowie quantitativer Anlagen. Allerdings
haben wir innerhalb der Raiffeisen Gruppe auch den Auftrag, zur Ertragsdiversifikation beizutragen. Daher ist es ebenfalls
unsere Aufgabe, ausserhalb des Raiffeisen
Kanals bei institutionellen und interme­
diären Kunden erfolgreich zu sein.
Zusammen mit Ihrem Team sind Sie zu­
ständig für die Betreuung der Finanz­
intermediäre. Worauf legen Sie da ak­
tuell den Fokus?
Wir konzentrieren uns auf die Betreuung
von Schweizer Banken – darunter etwa unsere «Schwester» Notenstein La ­Roche –,
Vermögensverwaltern und M
­ ulti Family-­
Offices. In Abstimmung mit der Raiffeisen
Schweiz bereiten wir uns zusätzlich auf die
zukünftige Betreuung der Raiffeisen Gruppe mit ­ihren knapp 300 Raiffeisenbanken
vor. Für Finanz­intermediäre in der französischen und italienischen Schweiz kann ich
auf die Unterstützung der institutionellen
Kundenbetreuer vor Ort zählen. Aufgrund
des breiten Anlage-Knowhows bei Vescore
können wir verschiedensten Bedürfnissen
unserer Kundschaft entsprechen.
Lassen Sie uns zum Abschluss doch
noch kurz wissen, was Sie Investoren
derzeit besonders empfehlen.
Meine persönlichen Favoriten innerhalb
der Vescore Fondspalette sind im Augenblick Sustainable Hybrid Bonds, Index Series Switzerland, Sustainable Water, CYD
Diversified Commodities und Global Risk
Diversification.
B2B DEZEMBER 2015
service
KLASSISCHE FONDS
NUTZEN VORTEILE
VON ETFs
Beat Auerbach / Estelle Pool
2013 lancierte SIX Swiss Exchange das Handelssegment «Sponsored Funds»,
an dem Investoren von allen Vorteilen des geregelten Börsenhandels profitie­
ren können, so etwa von Kurslimiten bei Auftragseingaben. Die B2B-­Redaktion
traf sich mit Beat Auerbach und Estelle Pool, die als Vertreter des Mitbe­
gründers Julius Bär beste Einblicke in den Markt für börsengehandelte Fonds
bieten.
B2B DEZEMBER 2015
Estelle Pool, Beat Auerbach, das SIX-­
Segment «Sponsored Funds» gibt es
nun schon mehr als zwei Jahre. Wie hat
sich das Handelssegment für klassische
­Anlagefonds an der Schweizer Börse
entwickelt?
41
service
Pool: Ich muss gestehen, dass ich den Start
des Handelssegments nicht live miterlebt
habe, da ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht
im Fondshandel tätig war und mich wie alle
Anleger, Kundenberater und Mitarbeiter
aus der Fondsindustrie zuerst informieren
musste.
Auerbach: Du bringst es auf den Punkt,
Estelle. Es benötigt immer Zeit, bis eine
neue Dienstleistung bei Anlegern, Kundenberatern und professionellen Investoren die
gebührende Wahrnehmung erhält. Und es
braucht noch mehr Zeit, bis sich eine solche
Dienstleistung schlussendlich durchsetzt.
Dies wird beim Sponsored Funds-Segment
von SIX Swiss Exchange auch so sein. Aber
wir sehen bereits eine gesunde und nachhaltige Entwicklung, welche ein sehr gros­
ses Potenzial für die Zukunft erahnen lässt.
Welche und wie viele Produkte können
gehandelt werden?
Auerbach: Zurzeit werden 358 Anlagefonds
im Sponsored Funds-Segment gehandelt.
Beat Auerbach
Spezialist für
Funds Secon­
dary Market
Making bei der
Bank Julius
Bär & Co. AG,
­Zürich.
Estelle Pool
Spezialistin
für Funds Secondary Market Making bei
der Bank Julius
Bär & Co. AG,
­Zürich.
42
«Wir gehen davon aus,
dass das Produkt-Universum nächstes Jahr
die Hürde von 400
­Titeln nehmen wird.»
Estelle Pool
Produkte von mehr als 70 verschiedenen
renommierten Fondsanbietern bilden das
aktuelle Universum. Es handelt sich hierbei
immer um Produkte, die für den Vertrieb in
der Schweiz zugelassen sind. Das Universum
deckt alle Anlageklassen, Länder, Regionen,
Sektoren, Themen und Strategien ab.
Pool: Derzeit sind gemäss FINMA-Statistik
mehr als 8600 Produkte für den Vertrieb in
der Schweiz zugelassen. Davon eignen sich
ca. 30 % für den börslichen Handel. Das Universum kann und wird also noch wachsen.
Sie erwarten folglich noch zahlreiche
weitere Produkte?
Pool: In der Tat. Mit dem wachsenden Interesse am Handelssegment für klassische
Anlagefonds steigt auch die Nachfrage nach
einem erweiterten Produkte-Universum.
Nach einem Zuwachs von 13 Anlagefonds
im Juni 2015 folgten am 23. November 2015
weitere 28 Anlagefonds (siehe dazu Tabelle
auf Seite 43, Anm. der Redaktion) und bilden nun das aktuelle Angebot der erwähnten 358 Anlagefonds. Wir gehen davon aus,
dass das Produkte-Universum nächstes Jahr
die Hürde von 400 Titeln nehmen wird.
Gibt es andere Börsen auf dieser Welt,
welche ein Handelssegment für klassi­
sche Anlagefonds anbieten?
Auerbach: In Deutschland bieten die Börsenplätze Berlin-Bremen, Düsseldorf,
Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart ebenfalls einen Handel für klassische
Anlagefonds an. Die Kursstellung ist aber
nicht verpflichtend, sichtbare Kursstellungen sind also nicht immer handelbar. Die an-
gebotene Quote-Liquidität ist ausnahmslos
tiefer und die Spreads oftmals nicht attraktiv. Im Handelssegment der Schweizer Börse
wird mit den gleichen Rahmenbedingungen
wie im ETF-Geschäft gehandelt. Die Anforderungen bezüglich Liquidität, Spreads und
verpflichtender Kursstellung sind identisch
wie bei ETFs. Die Schweizer Investoren profitieren ausserdem vom Handel in der Referenzwährung, während in Deutschland alle
Anlagefonds in Euro gehandelt werden.
Wer in einen aktiven Anlagefonds inves­
tiert, traut dem Fondsmanager länger­
fristig eine gute Leistung zu. Warum soll
ein Anlagefonds dann über die Börse ge­
handelt werden?
Pool: In den vergangenen Jahren haben sich
die Anforderungen der Anleger stark verändert. Investoren wollen rasch auf Marktveränderungen reagieren und sind bei zunehmenden Volatilitäten an den Finanzmärkten immer weniger bereit, Anlagefonds zu
einem unbekannten Preis zu handeln. Dies
steht nicht im Widerspruch zum Vertrauen
in den Fondsmanager, längerfristig eine gute
Leistung zu erzielen.
Anleger erhalten von ihren Kundenbe­
ratern meistens die Rückmeldung, dass
Aufträge bei klassischen Anlagefonds
nicht mit einer Preislimite platziert wer­
den können, so wie sie dies von Aktien
kennen. Was sagen Sie dazu?
Pool: Diese Aussage ist natürlich nicht ganz
richtig. Seit der Einführung des Sponsored
Funds-Segments durch SIX Swiss Exchange
haben auch die Fondsanleger die Möglichkeit, einen Auftrag mit Preislimite und der
gewünschten Gültigkeit – zum Beispiel aufs
Monatsende – zu platzieren. Bei der Ausgabe und Rücknahme von Anteilen zum Nettoinventarwert über die Fondsgesellschaft
ist es nie möglich, Aufträge mit Preislimiten
zu platzieren.
Auerbach: Gerne ergänze ich hier noch,
dass grundsätzlich ein riesiges Interesse
nach Auftragsplatzierungen mit Preislimiten
besteht. Die Hochrechnung unseres internen Erfahrungswertes zeigt, dass tausende
von limitierten Aufträgen an der Schweizer
Börse platziert würden, falls alle Handels­
B2B DEZEMBER 2015
service
Die folgenden 28 Anlagefonds sind neu an der Börse handelbar:
Name
Bellevue Funds (Lux) SICAV BB Adamant Biotech EUR BC
Carmignac Gestion Carmignac Emergent FCP EUR AC
Credit Suisse Equity Fund (CH) Swiss Dividend Plus CHF B
CS Investment Funds 2 SICAV Global Security Equ Fd USD BC
Deutsche Invest I SICAV Emerging Markets Top Dividend LCC
DWS Concept SICAV Kaldemorgen EUR LCC
Fidelity Funds SICAV China Focus Fund USD AD
Fidelity Funds SICAV European Growth Fund EUR AD
Fidelity Funds SICAV Germany Fund EUR AD
Fidelity Funds SICAV Pacific Fund USD AD
Goldman Sachs Funds SICAV India Equity USD BC
JPMorgan Funds SICAV Europe Small Cap Fund EUR AD
JPMorgan Investment Funds SICAV Europe Strat Div EUR AC
Magellan SICAV EUR CC
Picard Angst Funds Systematic Commodity Alpha CHF AH
Picard Angst Funds Systematic Commodity Alpha USD A
Pictet SICAV High Div Selection EUR PC
Pictet SICAV Water CHF HPC
Pioneer Funds FCP European Potential EUR AC
SGKB (Lux) Fund FCP Schweiz CHF BC
SGKB (CH) FinReon Swiss Equity IsoPro® CHF A
Systematic Equity Switzerland CHF
Threadneedle Investment Funds Latin America USD R1C
Threadneedle Investment Funds Pan Euro Smaller Comp EUR RC
UBS (Lux) Equity SICAV European Opport Unconst EUR PC
UBS (Lux) Equity SICAV US Income CHF PHC
UBS (Lux) Equity SICAV US Total Yld CHF PHC
UniRak
teilnehmer ihre Kunden darauf hinweisen
und dies aktiv offerieren würden.
Pool: Ausserdem gilt es ebenfalls zu berücksichtigen, dass der offizielle Nettoinventarwert eine Preisbestimmung zu einem Zeitpunkt während des Tages ist. Die laufende
Preisbestimmung an der Börse deckt aber
den ganzen Handelstag ab. Nicht selten werden bei Aufträgen mit Preislimiten im Börsenhandel Ausführungspreise erreicht, die
bei der Nettoinventarwert-Methode nie erzielt wurden.
Wie werden die Geld- und Briefkurse
berechnet?
B2B DEZEMBER 2015
Valor
3882734
2027897
19849971
21007211
3730841
12959492
1673449
207531
207537
207439
3474672
358460
1615653
496707
27670373
27670370
11216286
19743297
2844932
1731484
12779992
21452296
1250195
2398783
14543379
26244478
20240384
350720
Auerbach: Die Market Maker berechnen
mit den veröffentlichten Informationen zum
Anlagefonds kontinuierlich einen iNAV,
also einen indikativen Nettoinventarwert
wie beim ETF-Handel auch. Er setzt sich
aus zu Marktpreisen bewerteten Einzelpositionen zusammen und wird während des
ganzen Handelstages berechnet. Dies sorgt
für transparente und jederzeit handelbare
Geld- und Briefkurse.
Estelle Pool, lassen Sie uns doch zum
Abschluss Ihre Einschätzung zuteilwer­
den, ob denn der Nettoinventarwert im­
mer auch der korrekte Preis ist.
ISIN
LU0415392249
FR0010149302
CH0198499714
LU0 9 0 947 12 51
LU0329760002
LU0599946893
LU 0173 61 4 49 5
LU0048578792
LU0048580004
LU0049112450
LU 03 3 3 8 1 01 8 1
LU0053687074
LU 01 695 27297
FR0000292278
CH0276703730
CH0276703706
LU0503634221
LU0843168575
LU027 1656307
LU 01 81 5 879 5 6
CH0127799929
CH0214522960
GB0002769866
GB00B0PHJS66
LU0723564463
LU 1 1 4 9 72 5 0 9 2
LU0868494880
DE0008491044
Symbol
M0U8
Y9U3
CDP4
CGS2
FP7Z
HVJ9
FJRH
FJ2B
FJ2L
FJ2X
GS06
JPJJ
JR6C
CL52
PASC
PASU
PIHD
PIWA
X9IH
SGKS
SFSI
SYES
TDLF
TDL2
UEEU
UEUI
UUTY
UI4B
Währung
EUR
EUR
CHF
USD
EUR
EUR
USD
EUR
EUR
USD
USD
EUR
EUR
EUR
CHF
USD
EUR
CHF
EUR
CHF
CHF
CHF
USD
EUR
EUR
CHF
CHF
EUR
Pool: Wir werden oftmals mit dieser Frage
konfrontiert. Der Mentalitätswechsel findet bei vielen Investoren und Kundenberatern erst statt. Sie sind gewohnt, Anlagefonds nach dem altbekannten Muster via
Primärmarkt zum Nettoinventarwert mit
den Annahmefristen und der zeitlich verzögerten Berechnung der NAVs zu handeln. Ich begegne dieser Aussage immer
mit einer Gegenfrage: Handeln Sie die Novartis-Aktie ebenfalls immer zum Schlusskurs mit einer Annahmefrist während des
Tages – und falls diese Annahmefrist verpasst wurde, bereits zum Schlusskurs des
Folgetages?
43
service
FONDSINFORMATION
FÜR MOBILE-GERÄTE
OPTIMIERT
Tommaso Porzio
Das Nutzungsverhalten der Benutzer
von digitalen Medien ist in einem ste­
tigen Wandel. Immer kleinere, schnel­
lere und leistungsstärkere Endgerä­
te kommen auf den Markt – und ein
Ende ist nicht absehbar. Als Anbieter
von Fondsdaten hat die Swiss Fund
Data AG deshalb ihre Plattform aufge­
rüstet.
Bereits heute machen die mobilen Zugriffe auf das Informationsangebot der
Swiss Fund Data www.swissfunddata.ch
über 10 % des Traffics aus – ohne dass das
Unternehmen eine auf mobile Endgeräte optimierte Website besitzt. Diese Erkenntnis veranlasste uns dazu, die Plattform technologisch aufzurüsten, um dem
Bedarf nach unkomplizierter Navigation
und schneller Ladezeit nachzukommen.
Dadurch können wir den Besuchern auf
einfache Weise die gewünschten Informationen bereitstellen.
Design-Anpassungen inklusive
Die Swiss Fund Data Website erscheint
neu auch in einem leicht angepassten Design. Sie wurde auf das so genannte Res­
ponsive Design optimiert, also für alle
44
B2B DEZEMBER 2015
service
gängigen Geräte wie Mobilephones, Tablets, Notebooks und Desktop PCs. Die
Entwicklung erfolgte in einem längeren
Prozess mit unseren Mitarbeitern, den
Designern sowie den Entwicklern unseres Partners Rolotec. Die markanteste
Änderung betrifft die Schriften, die besser lesbar und klarer sind. Bei den Farben und Formen der Website haben wir
bewusst keine markanten Änderungen
vorgenommen. Wir haben darauf geachtet, dass die zentralen Elemente wie die
Such-Funktionalitäten nach Produkten
und Anbietern im gleichen Look & Feel
wie bisher erscheinen. Sie sollen aber
dennoch den neusten technologischen
Standards entsprechen und vor allem auf
jedem Gerät optimal dargestellt werden.
Flexible Darstellung
Ab sofort sind die Inhalte der Swiss Fund
Data Plattform responsive. Dies bedeutet, dass sich die Seite
Ihrem Gerät anpasst,
egal ob Sie es
B2B DEZEMBER 2015
quer oder hochkant halten. Die Web­site
erscheint übrigens in den vier Sprachen,
Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch.
Wir hoffen, dass Sie viel Freude mit der
neuen Responsive-Website haben und
würden uns sehr über Ihre Meinung freuen. Sie können sie über folgende E-Mail
Adresse mitteilen:
[email protected]
Tommaso
Porzio
Sales und
Marketing Manager und stv.
Geschäftsführer der Swiss
Fund Data AG,
Zürich.
45
service
EIN ELDORADO FÜR
FONDS- UND
­D ERIVATE-PARTNER
Urs Wolperth
Seit Jahren nutzen private und p
­ rofessionelle
Anleger die fundierten Fonds- und Derivate-­
Informationen von cash. Der Fonds-Bereich
bietet einen umfassenden Überblick über alle
in der Schweiz zum Vertrieb zugelassenen An­
lagefonds und über 1000 Exchange Traded
Funds (www.cash.ch/fonds). Auf dem führen­
den Schweizer Finanzportal finden sich aber
auch detaillierte Informationen zu allen an SIX
Structured Products gehandelten Titeln (www.
cash.ch/derivate).
Urs Wolperth
Key Account Manager
bei cash, Zürich.
Der Fonds-Bereich wie auch der Derivate-Bereich
von cash bieten umfassende, aber auch einfache
und verständliche Selektions- und Filtermöglichkeiten. Mit deren Hilfe findet ein interessierter
Anleger rasch die zu seinen Zielen und Wünschen
passenden Fonds oder Derivate.
Es ist das Gesamtpaket, das den Mehrwert von
cash ausmacht. Neben aktuellen Finanz- und Wirtschaftsinformationen kann direkt über cash.ch
online gehandelt werden – und das pauschal zu
29 CHF (exkl. Fremdgebühren). Mit einer sehr
­finanzaffinen Leserschaft und einer hohen Reichweite zu dieser Zielgruppe ist cash der ideale Partner für Anbieter von Kollektivanlagen und strukturierten Produkten.
46
Ein Fonds- und Derivate-Partner von cash erhält
zudem die Möglichkeit, seine Neuemissionen oder
Expertisen in Form von Gastkommentaren im redaktionellen Umfeld von cash zu publizieren.
Vorteile für cash-Partner
• Logo-Präsenz auf der Fonds- bzw. Derivate-Startseite
• Portrait als Anbieter gemäss eigenen Vorgaben
• Möglichkeit zur Verlinkung auf die eigene Firmen-Website
• Publikation der Gastkommentare in der ­Kolumne
«Invest – Stimmen zum Markt» auf der Startseite
von cash
• Verlinkung auf eigene Publikationen über die
Startseite «Börse & Märkte» (Infoboard)
• Publikation von rechtlichen Dokumenten, gesetzlichen Mitteilungen und Marketingdokumenten (in Kooperation mit Swiss Fund Data)
• Monatliche Reportings über die Anzahl Abrufe
der Inhalte
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auf cash
Zusätzliche Vorteile für Fonds-Partner
Fonds-Partner sind mit verschiedenen Platzierungen im «Fondsguide», auf der cash-Startseite und
im cash-Newsletter präsent. Konkret geniessen sie
folgende Vorteile:
B2B DEZEMBER 2015
service
Quelle: www.cash.ch/derivate
• Publikation des «Fonds des Monats» auf der • Bevorzugte Behandlung in der Derivatesuche,
Fonds-Startseite
im Emissionskalender sowie im Emittenten-Be• 24x pro Jahr Newsletter-Versand mit den «Fonds
reich
des Monats» der Partner
• Rund 100x pro Jahr im cash-Newsletter
• Portrait von einzelnen Fonds gemäss eigenen • Emissionen unserer Partner können bei cash kosVorgaben
tenlos gezeichnet werden
• Bevorzugte Behandlung bei der Suche im «Fonds-­
Guide»
Zusätzliche Vorteile für Derivate-Partner
Als Derivate-Partner sind Sie mit verschiedenen Platzierungen im Derivatebereich, auf der
cash-Startseite und im cash-Newsletter präsent.
Die Vorteile lassen sich wie folgt auflisten:
• Publikation von «Aktuellen Emissionen» auf der
Startseite «Börse und Märkte» und auf der Startseite «Derivate»
• Bei den Detailansichten von Produkten werden
Emissionen mit demselben Underlying aufgeführt
B2B DEZEMBER 2015
Die PArtnerschaft auf cash.ch
Falls Sie mehr über das cash-Finanzportal sowie die Werbe-Möglichkeiten wissen möchten,
kontaktieren Sie uns bitte unverbindlich. Gerne
erklären wir Ihnen die einzelnen Möglichkeiten
oder das Vorgehen beim Publizieren von Gastkommentaren und bei Neuemissionen. Ihr persönlicher Kontakt:
Tel. +41 44 436 77 20, [email protected]
Quelle: www.cash.ch/fonds
47
service
WENN BULLE & BÄR
ZUM TANZ BITTEN
Chris Landis
Zum 20. Mal jährt sich die Einführung
des vollelektronischen Handels an der
Schweizer Börse. Chris Landis, Division
CEO SIX Swiss Exchange, war in seiner
Funktion als CIO massgeblich am Auf­
bau der Elektronischen Börse Schweiz
(EBS) beteiligt. Mit ihm unterhielt sich
die B2B-Redaktion über bewegende
Momente und Feierlichkeiten.
Chris Landis, Sie feiern ab d
­ iesem
Monat bis nächsten August das 20Jahre-Jubiläum des elektronischen
Handels und wurden im November
zum Division CEO SIX Swiss Exchange
und zum Mitglied der Konzernleitung
von SIX ernannt. Wir gratulieren zum
Erfolg auf allen Ebenen.
Chris Landis
Division CEO
SIX Swiss
­Exchange und
Mitglied der
Konzernleitung
SIX, Zürich.
48
Vielen Dank. Wenn man so zurückblickt,
sind da schon viele Meilensteine erkennbar. Am 8. Dezember 1995 fiel der Startschuss für die schrittweise Ablösung
des Ringhandels durch den vollelektronischen Handel. Den Anfang machten wir
mit dem kleinen Segment der Auslandaktien. Dies war eine Art Testlauf, bevor
dann die grossen Segmente Schweizer
Aktien und Optionen am 2. August 1996
und die Obligationen am 16. August 1996
folgten. Wir waren also über einen Zeitraum von acht Monaten intensiv mit der
Überführung des Ringhandels beschäftigt, wobei wir das System laufend optimierten und perfektionierten.
Sie waren damals schon bei der ­B örse.
Welche Position hatten Sie inne?
Ich stiess 1992 zur Börse und war als Leiter des technischen Supports gleich mitten im Geschehen, als es um die Vorbereitungsarbeiten und die Einführung des
vollelektronischen Handels ging.
Waren Sie persönlich vor Ort, als die
Ringe abgelöst wurden?
Am letzten Ringhandelstag – es war der
15. August 1996 – traf ich die letzten Vorbereitungen für das grosse Ereignis am
nächsten Tag, den so genannten «Big
Bang». Ich war zu diesem Zeitpunkt im
Projekt-Büro am Bleicherweg und muss
eingestehen, dass ich schon ein bisschen
nervös war.
Und wie sind Sie am nächsten Tag ge­
startet?
Die Eröffnung lief sehr gut – wir hatten es
also tatsächlich geschafft. Dass es aber
so reibungslos verlaufen würde, das hätte ich so nicht gedacht.
Das Projekt Elektronische Börse
Schweiz musste aber mehrmals ver­
schoben werden.
Das ist richtig. Der Lancierung gingen
dreieinhalb Jahre intensive Projektarbeit voraus. Als Pionierin hatten wir
nichts Vergleichbares, worauf wir hätten zurückgreifen können. Die stufenweise Einführung erlaubte uns Erfahrungen
zu sammeln, operative Abläufe zu kontrollieren und laufend zu verfeinern, bevor der nächste Schritt eingeleitet wurde.
Damals kursierte folgender Witz: «Kennen Sie den Unterschied zwischen einer
Schnecke und der EBS? Die Schnecke ist
schneller». Schon kurz nach der Einführung des elektronischen Handels konnten auch wir über diesen Witz von Herzen
lachen.
Was ging Ihnen am Tag des Big Bangs
durch den Kopf?
Ich war stolz auf die Leistung, die wir als
Team für die Börse und den Schweizer Finanzplatz vollbracht haben. Gleichzeitig
ahnte ich, dass wir zwar den Big Bang geschafft hatten, aber noch längst nicht am
Ende der Entwicklung standen. Die Umstel-
B2B DEZEMBER 2015
service
lung führte dann ja
tatsächlich unter anderem zu einem starken Volumenwachstum
und zu einer Internationalisierung unserer Teilnehmer. Und technologisch hat sich
seither vieles verändert. Das Handelssystem ist schneller geworden und auch die
Kapazitäten sind massiv ausgebaut worden. Was heute gilt, galt aber auch schon
damals: Im Zentrum stehen unsere Kunden, die bei uns einen integren Markt mit
der besten Liquidität in Schweizer Titeln
vorfinden, sowie die Stabilität und Zuverlässigkeit unserer Börsensysteme.
Die Schweizer Börse hat sich nicht
auf den Lorbeeren ausgeruht; sie war
immer vorne mit dabei, wenn es da­
rum ging, sich und den Finanzplatz
B2B DEZEMBER 2015
Schweiz weiter zu entwickeln. Was
braucht es dazu?
Ich glaube, der Weitblick ist generell sehr
wichtig. Offen und neugierig sollte man
sein, auch Mut gehört dazu. Mut, Sachen
anzupacken oder auch sein zu lassen. Wir
wurden 2014 als Börse des Jahres ausgezeichnet und gehören zu den leistungsfähigsten Börsen weltweit. Den Stresstest
am 15. Januar 2015 haben wir mit Bravour gemeistert. Was es sonst noch dazu
braucht? Natürlich eine gute Mannschaft
– die haben wir, ohne Frage.
Wir hörten, dass es innerhalb von SIX
noch andere Jubiläen gibt?
Nebst unserem Jubi­läum
haben wir als SIX bis Ende
2016 noch so einiges zu feiern,
etwa 85 Jahre SIX Financial Information. Das Unternehmen ist hervorgegangen aus der Ticker AG und späteren Telekurs, 45 Jahre SIX Securities Services
– die ehemalige SEGA – und 40 Jahre
SIX Payment Services, vormals ­Eurocard
Switzerland. SIX ist stolz, seit 1930
fester Bestandteil des Finanzplatzes
­
Schweiz zu sein und diesen aktiv mitzugestalten.
Wir wünschen Ihnen in Ihrer n
­ euen
Aufgabe als CEO der Börse den von
Ihnen genannten Weitblick, eine
grosse Portion Mut und viel Erfolg.
Mögen dabei keine Kursstürze die
Festlaune trüben.
49
alternative anlagen
ALTERNATIVE
ANLAGEN FÜR
REALWERT-ERHALT
Bernhard Schmitt
Auf der Suche nach neuen Renditequel­
len beginnen immer mehr Anleger, ihre
Vermögensallokation auch in Richtung
alternative Strategien zu überprüfen.
Expansive Geldpolitik, Negativzinsen
wie auch die Volatilitäten einzelner An­
lageklassen betonen die Bedeutung die­
ser Überlegung. Daraus resultieren eini­
ge Fragen, welche die B2B-Redak­tion
mit Bernhard Schmitt von der LLB dis­
kutierte.
Bernhard Schmitt, warum sollten Kun­
den gerade jetzt den Fokus auf Alter­
native Anlagestrategien richten?
Nach unserer Ansicht wird die weltweit
expansive Geldpolitik weiter anhalten.
Bernhard
Schmitt
Manager LLB
Alternative
Strategie Global, LLB Asset
Management
AG, Vaduz.
50
Das Zinsniveau bleibt damit tendenziell
tief und die Renditemöglichkeiten aus
den Bondmärkten sind folglich begrenzt.
Dennoch ermöglicht die globale Wirtschaft, die ihr Wachstumspotenzial fast
ausschöpft, risikoreichere Wertschriftenkäufe zu tätigen, so etwa sehr aktiv verwaltete Alternative Anlagen.
Sie verwalten einen Dachfonds. Welche
Strategien bevorzugen Sie da derzeit?
Der Fonds LLB Alternative Strategie Global wurde bewusst als Dachfonds aufgestellt. Er bewegt sich im Umfeld liquider
alternativer Strategien. Darunter verstehen wir beispielsweise Long/Short ­Equity
oder Event Driven, aber auch die Fixed-­
Income-Ansätze. Unter einem Dach sollen verschiedene Fondsmanager sowie
eine Vielzahl von Stilrichtungen die positiven Effekte der Diversifikation entfalten
können. Nachdem an Märkten nicht nur
ein Thema gespielt wird und sich für ein
Fonds­produkt nicht unbedingt alle Markt­
erwartungen erfüllen, kann unseres Erachtens die Antwort darauf nur in einem Portfolio mit mehreren Managern und unterschiedlichen Stilrichtungen liegen.
Wenn Sie Liquidität hoch bewer­
ten, dann werden Sie vermutlich auf
UCITS-konforme Fonds setzen.
Das ist korrekt. Die UCITS-Struktur erfüllt höchste globale Ansprüche beim In-
vestorenschutz. Dies gilt für die Liquidität – zweiwöchentlich oder noch öfters
– und die obligatorisch verankerte regulatorische Aufsicht. Bekanntermassen ist
der Vertrieb an Private und institutionelle Kunden möglich. All diese Vorteile von
UCITS gelten für die Zielfonds wie auch
für unseren Dachfonds. Offshore-Produkte hingegen sehen wir weniger als Teil des
Anlageuniversums, da sie oftmals nur einmal monatlich handelbar sind.
Welche Anlagestrategie verbirgt sich
hinter dem Fonds?
Im Mittelpunkt stehen Manager mit einer aktiven Portfolio-Strukturierung; der
Schutz vor grossen Kursverlusten muss in
der Zielfunktion der jeweiligen Manager
enthalten sein. Die einzelnen Stilrichtungen werden wiederum aktiv bewirtschaftet. Dabei sind wir offen in Bezug auf die
regionale Herkunft der Manager und der
jeweils favorisierten Anlageregionen. Der
Prozess der Fonds- und Managerselektion läuft bei uns nach dem bewährten
LLB-Ansatz der 5 P's ab.
Können Sie uns den Selektionsprozess
etwas detaillierter erläutern?
Im Wesentlichen handelt es sich um einen quantitativen und qualitativen Selektionsprozess. Nach einer quantitativen
Vorselektion über die Eckdaten Track Record, Fondsvolumen etc. erfolgt die Ana-
B2B DEZEMBER 2015
alternative anlagen
lyse zentraler Kennzahlen. Darunter fallen auch die Entwicklungen von verwalteten Vermögenswerten oder Sensitivitätsanalysen. Die daran anschliessende
qualitative Auswertung fokussiert sich
dann auf die 5 P's Philosophie, ­People,
Prozess, Portfolio und Performance.
Eine kontinuierliche Prüfung stellt die
Einhaltung der Qualität der ausgewählten Fonds sicher.
Wie sind Sie im Markt aktuell positio­
niert?
Wenn wir im Fonds Aktien-Exposures eingehen, dann mit klarer Ausrichtung auf
Value- respektive fundamental orientierte Ansätze. Derzeit haben wir kein unmittelbares Exposure in Richtung Emerging
Market Equity. Unser gegenwärtiger Stilfokus liegt auf Long/Short Equity, Global Macro und Fixed Income (vgl. Abbildung oben rechts, Anm. der Redaktion).
Folglich ist die Aktiensensitivität des LLB
­Alternative Strategie Global markant tiefer als im Vergleichsindex.
Stil-Allokation des LLB Alternative Strategie Global Fund seit Lancierung
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
Juni 2015
CTA
Fixed Income
Global Macro
Juli 2015
Aug. 2015
Long Short Equity
Multi Strategy
Quant Equity
Sept. 2015
Event Driven
Equity Market Neutral
Übrige Stile
Quelle: ASM
Und wie schätzen Sie den Markt für al­
ternative Strategien derzeit ein?
Der Markt ist bereits gross und er wächst
weiter. Alternative UCITS, also europaweit einheitlich regulierte Fonds mit hohem Anlegerschutz, bestehen gegenwärtig
aus über 820 Fonds mit einem aggregierten Fondsvolumen von fast 310 Mrd. EUR1.
Was lässt sich abschliessend noch be­
richten zu den Schlüsselthemen Trans­
parenz und Fremdwährungsrisiken?
Der LLB Alternative Strategie G
­ lobal Fund
ist steuertransparent in der Schweiz, in
Liechtenstein, in Deutschland und in Österreich. Er hat die entsprechenden Vertriebs­
zulassungen für die Schweiz und Liechtenstein. Der Fonds erfüllt alle UCITS-Standards betreffend Anlagerestriktionen, Risikomanagement und Vertrieb in der EU.
Er investiert global. Fremdwährungsrisiken
werden aus Sicht der jeweiligen Referenz­
währung CHF, EUR oder USD weitgehend
abgesichert.
1 Quelle: Hedgeanalytics AG, Winterthur
B2B DEZEMBER 2015
51
alternative anlagen
STABILITÄT DURCH
ABSOLUTE RETURN
Thomas Zuschlag
Das Niedrigzinsumfeld erfordert neue
Strategien bei der Kapitalanlage. Vor
diesem Hintergrund gewinnen Absolute
Return-Strategien immer stärker an Be­
deutung. Die Anforderungen an die Aus­
wahl vielversprechender Fonds sind je­
doch hoch und erfordern ein besonders
tiefgreifendes Verständnis.
Absolute Return-Strategien gewinnen in
jüngster Vergangenheit immer stärker an
Bedeutung – zu Recht. Denn zum einen kommen immer mehr attraktive Fonds in die-
sem Bereich auf den Markt, deren Manager ihre Expertise bereits unter Beweis gestellt haben und deren Ertrags-Risiko-Profil eine Bereicherung für so gut wie jedes
Portfolio darstellt. Zum anderen sind Absolute Return-Fonds im aktuellen Niedrigzinsumfeld, in dem viele zinsorientierte Strate­
gien die Ergebnisse der Vergangenheit nicht
mehr erreichen, ein hervorragender Ausweg
aus der Zinsfalle. In Anbetracht dieser beiden Entwicklungen sollte der Portfolio-Anteil von Absolute Return-Fonds noch stärker wachsen. Tatsächlich werden aber viele
Portfolios noch immer von klassischen Ver-
Sauren Absolute Return versus HFRX Global Hedge Fund Index
Anteilsklasse I indexiert seit Lancierung am 31. Mai 2010 in EUR
25%
20%
Sauren Absolute Return (I)
HFRX Global Hedge Fund Index
15%
10%
5%
0%
-5%
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Quelle: Sauren Fonds-Service AG
Verbindliche Grundlage für den Kauf des Fonds sind die wesentlichen Anlegerinformationen (KIID), der jeweils gültige Spezialverkaufsprospekt des in der Schweiz zugelassenen Sauren Absolute Return (nebst Anhängen und Satzung),
der zuletzt veröffentlichte und geprüfte Jahresbericht und der letzte veröffentlichte ungeprüfte Halbjahresbericht, die
in deutscher Sprache kostenlos bei der Vertreterin in der Schweiz, IPConcept (Schweiz) AG, In Gassen 6, Postfach,
CH-8022 Zürich bezogen werden können. Zahlstelle in der Schweiz ist die DZ PRIVATBANK (Schweiz) AG, Münsterhof 12, Postfach, CH-8022 Zürich.
Die historische Performance stellt keinen Indikator für die laufende oder zukünftige Performance dar. Die Performancedaten lassen die bei der Abgabe und Rücknahme der Aktien erhobenen Kommissionen und Kosten unberücksichtigt. Die
Anteilklasse I richtet sich an institutionelle Investoren. Mit der auf Schweizer Franken lautenden Anteilklasse C existiert
eine an Schweizer Investoren gerichtete Anteilsklasse, die das Währungsrisiko gegenüber dem EUR weitgehend absichert.
52
waltungsstrategien dominiert, das Potenzial
von Absolute Return-Strategien wird noch
zu selten genutzt.
Bei Absolute Return-Fonds
entscheidet die Auswahl
In allen Anlagebereichen kommt es darauf
an, vielversprechende Anlageideen von weniger attraktiven Konzepten zu unterscheiden. Bei Absolute Return-Fonds gilt das
umso mehr. Gerade Investment-Ansätze
mit positiven Ertragszielen erfordern spezielle Kompetenzen, die Analyse ist deutlich anspruchsvoller und aufwändiger als bei
klassischen Anlagefonds. Deswegen bedarf
es hier eines besonders tiefgehenden Verständnisses der jeweiligen Anlagephilosophie, um chancenreiche Anlageideen zu erkennen. Anders als bei klassischen Fonds,
bei denen die Entwicklung im wesentlichen Mass durch die allgemeine Marktentwicklung geprägt ist, hängt die Entwicklung
bei Absolute Return Funds insbesondere
von den Fähigkeiten und Erfahrungen des
Fondsmanagers ab.
Personenbezogene Anlagephilosophie
Bei Absolute Return-Fonds kann die langjährig bewährte und erfolgreiche personenbezogene Investment-Philosophie des
Hauses Sauren «Wir investieren nicht in
Fonds – wir investieren in Fondsmanager»
ihr Potenzial besonders gut entfalten. Die
Fonds-Performance der Vergangenheit hat
häufig nur eine unzureichende oder überhaupt keine Aussagekraft für die zukünftige
Entwicklung – so beispielsweise bei einem
Fondsmanager-Wechsel. Um zu verstehen,
B2B DEZEMBER 2015
alternative anlagen
wie der Erfolg eines Fonds zustande kommt
und ob er fortgesetzt werden kann, bedarf
es einer fundamentalen Analyse, die den
entscheidenden Faktor für die zukünftige
Performance betrachtet: den Fondsmanager und seine Anlage-Philosophie. Das vierköpfige Sauren Portfoliomanagement-Team
führt jedes Jahr mehr als 350 Gespräche mit
erfolgversprechenden Fondsmanagern und
kann in der Analyse auf die Erfahrung aus
insgesamt über 6000 Gesprächen zurückgreifen. Vielversprechende Fonds werden
auf Basis sorgfältiger qualitativer Analysen
der Fondsmanager und ihres persönlichen
Profils ausgewählt. Anhand des verwalteten
Fondsvolumens wird zudem überprüft, ob
der jeweilige Fondsmanager das Potenzial
seiner Strategie ausschöpfen kann.
Breite Diversifikation durch Dachfonds
Um erfolgreiche Absolute Return-Strate­gien
in ihrer ganzen Vielfalt zu nutzen, empfiehlt
es sich, mit einem Dachfonds in ein Portfolio unterschiedlicher Fonds zu investieren.
Durch die Diversifikation über verschiedene Strategien und Anlageklassen wird zugleich das Risiko breiter gestreut. Darüber
B2B DEZEMBER 2015
hinaus ist über einen Dachfonds eine breite
Diversifikation des Managerrisikos möglich.
Sauren Absolute Return
Der Sauren Absolute Return ist ein konservativer vermögensverwaltender Dachfonds
mit Absolute Return-Konzept und eignet
sich als Anlagemöglichkeit zur Abdeckung
des Absolute Return-Bereichs bei längerfristigem Anlagehorizont. Der Sauren Absolute Return strebt unabhängig von der
Marktentwicklung die Erzielung eines attraktiven positiven Ertrags von jährlich über
3 % an. Das Portfolio ist breit diversifiziert
in Absolute Return Funds unterschiedlicher
Anlage­klassen und vereint verschiedene
Strategien.
«­Hedge-Dachfonds – konservativ» ausgezeichnet, wobei der Fonds in allen drei
Zeiträumen (1, 3 und 5 Jahre) gewinnen
konnte.
Thomas Zuschlag
­ eschäftsführer der ­Sauren Finanz­
G
dienstleistungen GmbH & Co. KG, Zug.
Erfolgsnachweis
Der Sauren Absolute Return konnte seit
seiner Auflegung einen attraktiven Ertrag
bei insgesamt niedriger Volatilität erwirtschaften, wobei der Dachfonds insbesondere auch in schwierigen Marktphasen überzeugte. Im November 2015 wurden die Leistungen mit dem österreichischen Dachfonds Award in der Kategorie
53
alternative anlagen
LONG/SHORT-ANSATZ
BIETET AKTUELL
GROSSE CHANCEN
Pierre-Olivier Pourcelot
RAM Active Investments ist eine erfolg­
reiche Investment-Boutique aus Genf.
Vor elf Jahren begann das Team mit ei­
nem klassischen Fonds für europäische
Aktienwerte, dem 2009 schliesslich ein
Market Neutral Fund mit Long/Short-An­
satz folgte. Im gleichen Zeitraum startete
das Unternehmen mit einem klassischen
Fonds für Schwellenländer und ergänzte
diesen nach Anfangserfolgen 2011 eben­
falls mit einer Long/Short-Strategie. Die
B2B-Redaktion interessierte sich für die
Produkte sowie die Einschätzung der ak­
tuellen Lage und sprach hierzu mit ­PierreOlivier Pourcelot, dem Head of Sales &
Marketing des Unternehmens.
Pierre-Olivier Pourcelot, in den hetero­
genen Schwellenländern ist die Vola­
tilität oftmals hoch und schwer bere­
chenbar – so auch 2015. Ein Paradies für
Long/Short-Fondsmanager?
Es ist sicher von Vorteil für Hedge Fund Manager, wenn im Markt Bewegung herrscht.
Da Volatilität aber heisst, dass Kurse auch
rasch nach unten rauschen können und man
sich zu wenig schnell optimal positionieren
kann, würde ich nicht gerade von einem Paradies sprechen. Unser Long/Short Fund für
Schwellenländer hat am Anfang des zweiten Quartals nachgegeben, sich aber durch
Umschichtungen in den Folgewochen stabilisiert und weist nun wieder Potenzial nach
54
oben auf. Shortpositionen haben wir insbesondere in China und relativ gering in In­
dien, Südkorea und Indonesien. Netto Long-­
Positionen haben wir trotz der Korrektur mit
Malaysia und Taiwan auch in Asien.
Welche Anlageziele verfolgen Sie denn
mit Ihren Long/Short Funds?
Unser Ziel besteht darin, auf mittlere bis längere Frist Kapitalgewinne zu erzielen. Dabei
folgen wir systematisch Selektionsstrate­gien,
die auf Fundamentalresearch basieren. Ein
eigenes Modell soll die risikoadjustierten Erträge maximieren, indem sowohl Käufe als
auch Verkäufe von Wertschriften und Index-Futures getätigt werden. Das optimierte
Portfolio ist dann ein Resultat aus Multi-Faktor-Strategien, die Anlagechancen aus einer
Mischung verschiedener Ansätze generieren
– etwa Value, Defensive und Momentum. Mit
unseren Fonds sind wir beispielsweise Leader über 1 und 3 Jahre bei den Peergroups
«Market Neutral» und «Long/Short».
Sie führen UCITS-Produkte?
Richtig. Unsere Long/Short Funds sind normale UCITS und für Kundenmandate bestens geeignet. Eine Anteilsklasse «CHF hedged» des RAM L/S European Equities Fund
existiert und bringt etwa 9 % pro Jahr in
CHF mit einer Volatilität von 6 im aktuellen
Umfeld. Welche andere liquide Anlageklasse hat dies in den letzten Jahren geschafft?
Die Konstruktion ist auch viel günstiger als
Funds of Hedge Funds – es besteht nur eine
einzige Gebührenebene – und trotzdem erreicht man damit eine riesige Diversifikation
mit Hunderten von Titeln.
Und wie gehen Sie vor bei der Titel­
selektion?
In Europa nehmen wir EU15 plus Norwegen und die Schweiz als Anlageuniversum.
Von den rund 6000 Titeln nehmen wir nur
jene mit guten Liquiditäts-Profilen und einer Kapitalisierung über 150 Mio. EUR, was
das Angebot auf 1500 Titel reduziert. Dann
kommt das vorhin angesprochene Modell
zum Einsatz, wobei wir keine Stil-Arbitrage
vornehmen. Aktuell kommen so 300 Long-,
150 Short-Positionen und fünf Short-Futures heraus.
Vielleicht noch ein Wort zum Shortsel­
ling. Welche Philosophie verfolgen Sie
diesbezüglich?
Das Short Book besteht einerseits aus einem Korb von Index-Futures, um das Beta
des Portefeuilles zu neutralisieren. Anderseits sind natürlich Shortpositionen von
Wertschriften darin enthalten, um bei Erfolg
Alpha zu generieren. Zu Letzteren zählen
überbewertete Aktien mit einem negativen
Ertrags-Momentum oder Firmen, die im Vergleich zu ihrer Branche viel Cash vernichten
sowie Unternehmen mit hohen Wachstumsausgaben bei geringer Dynamik. Zusammen
machen sie rund 45 % des Netto-Exposures
B2B DEZEMBER 2015
alternative anlagen
aus. Der Rest entfällt auf Futures, um Leerverkäufe auf gewissen Indizes wie CAC40
und FTSE vorzunehmen. Beim Schwellenländer-Fonds applizieren wir noch Shortselling
auf Aktien, die im jeweiligen Sektor hoch bewertet sind und deren Gewinne im Vergleich
zu den Cashflows viel zu gut ausschauen.
Wer mehr Freiheiten hat, muss h
­ eute
einen starken Fokus auf das Risikoma­
nagement legen. Wie wird dieses bei
RAM Active Investments gehandhabt?
Im Europa-Fonds haben wir folgende Risikolimiten festgelegt: Das maximale Netto-Exposure für Länder und Sektoren darf
25 % nicht überschreiten – egal ob Long oder
Short. Ein Einzeltitel darf nicht über 3 % an
Gewicht aufweisen. Dann gelten noch eine
Value-at-Risk-Limite von 15 % und eine maximale Leverage Ratio mittels Derivaten von
170 %. Neben den Vorgaben für UCITS werden natürlich auch Stresstests durchgeführt,
um die maximalen Verluste zu begrenzen.
Die vergleichbaren Zahlen beim Schwellenländerfonds lauten 20 % bzw. 2.5 % für maximale Exposures und beim Leverage liegt
B2B DEZEMBER 2015
die Limite bei 100 %. Das Optimierungs-Modell schaut natürlich auch darauf, dass die
Handelskosten nicht zu hoch ausfallen und
wir mit den Transaktionen keine Märkte selber beeinflussen.
Lassen Sie die Leser noch kurz wissen,
wie sich die Produkte optimal in einem
Portfolio kombinieren lassen?
Weil die beiden Fonds untereinander praktisch nicht korreliert sind, verbessert ein
Kundendepot, das beide Produkte gleichgewichtet integriert, sein Rendite-Risiko-Profil.
Blicken wir am Schluss noch etwas in die
Zukunft. In jüngerer Vergangenheit hat
es sich gelohnt, Industrienationen ge­
genüber Schwellenländern vorzuziehen.
Ist diese Idee Ihres Erachtens noch im­
mer verheissungsvoll?
Dies lässt sich nicht generell mit Ja beantworten. Zwar hat sich der Bewertungsunterschied zwischen Industrienationen und
Emerging Markets zugunsten der Schwellenländer bewegt, womit sich ein Investment in diesem Marktsegment empfiehlt.
Allerdings gilt es hierbei sehr selektiv vorzugehen – dies sowohl bezüglich der Titelselektion als auch der Länderauswahl – denn
strukturelle und wirtschaftliche Unterschiede haben über die letzten Jahre deutlich zugenommen. Einige der Schwellenländer haben grosse Herausforderungen zu bewältigen; die Ländergruppe bleibt also heterogen
und stark fragmentiert, was jenen Markt­
akteuren Chancen eröffnet, die gezielt Ineffizienzen ausnutzen wollen.
Pierre-Olivier
Pourcelot
Head of ­Sales
& Marketing
RAM Active
­Investments
SA, Genf.
55
alternative anlagen
BB GLOBAL MACRO FUND
NACHHALTIGE
OUTPERFORMANCE
Lucio Soso
Bestehende globale ­Ungleichgewichte
können zu rasanten und beachtlichen
Marktbewegungen führen. Wer in jedem
Marktumfeld positive Renditen anstrebt,
der sollte Global Macro Funds in Betracht
ziehen. Die B2B-Redaktion kontaktierte
diesbezüglich Lucio Soso, der den BB Glo­
bal Macro Fund seit Jahren erfolgreich
verwaltet, und fragte ihn, wie er sich ak­
tuell positioniert und weshalb ein Misch­
fonds die optimale Wahl sei.
ben wir Abwärtsbewegungen von 20–30 %
gesehen. Unser Ziel ist es, unabhängig von
der Grosswetterlage einen Wertzuwachs
von 5–7 % zu erzielen – dies bei einer Volatilität von ebenfalls 5–7 %. Über die letzten
drei Jahre konnten wir die Vorgaben mit einer jährlichen Rendite von 7.7 % sogar schlagen. Die erfreuliche Wertentwicklung zeigt
sich auch in konstanten Mittelzuflüssen. Vor
kurzer Zeit hat das Fondsvolumen die wichtige Marke von 100 Mio. EUR überschritten.
Ein klassisches Misch-Portfolio aus Ak­
tien und Obligationen ist in der Regel
aber anfällig auf steigende Zinsen.
Wir stehen heute am Ende eines 30-jährigen
Bullenmarktes in Staatsanleihen. Aus heutiger Sicht werden die Zinsen entweder steigen oder bestenfalls auf dem aktuell tiefen
Niveau verharren. Daher stellt sich die Frage, ob Balanced-Ansätze auch zukünftig erfolgreich sein können. Aus diesem Grund
haben wir nach möglichen Parallelen gesucht und den US-Rentenmarkt in den Jahren 1945 bis 1981 analysiert. Zum Ende des
zweiten Weltkrieges lag die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen bei 1.5 %. Über die folgenden 35 Jahre legte das Zinsniveau dann
bis auf 16 % zu. Trotzdem ergab unsere Analyse, dass Staatsanleihen bei entsprechend
langsam steigenden Zinsen einen positiven
Beitrag auf unser Portfolio haben werden.
Ein Balanced-Portfolio aus 75 % Staatsanleihen und 25 % Aktien dürfte sich im aktuellen Umfeld somit als guter Ansatz für Absolute Return-Investoren erweisen. Wir gehen
noch einen Schritt weiter: Der Einsatz von
Leerverkäufen und eines begrenzten Hebels
Lucio Soso, in Zeiten rekordtiefer Zin­
sen scheint das Anlageziel positiver
Renditen nur mit Investments an den
Aktien­märkten möglich zu sein.
Mit Blick auf die verschiedenen Anlageklassen scheinen es heute tatsächlich nur ­Aktien
zu sein, die noch positive Erträge abwerfen
können. Geldmarktanlagen und Anleihen
bieten Renditen, die sich nahe bei null be- Anlagestrategie des BB Global Macro Fund – ein erweitertes Balanced-Portfolio
wegen. Bei den Rohstoffen sehen wir uns
mit einem Bärenmarkt konfrontiert und es
ist schon immer schwierig gewesen, auf fundamentaler Basis in dieser Anlageklasse zu
Auswahl der aussichtsreichsten AktienKonzentriertes
und Anleihenmärkte
Portfolio
investieren. Viele konservative Anleger setzen sich zum Ziel, eine jährliche Rendite von
Marktumfeld bedarf der Fähigkeit, «short»
gehen zu können
Möglichkeit «short»
5 % zu erzielen, dies mit einem limitierten
Zumeist Short-Positionen in Staatsanleihen
zu gehen
Rückschlagsrisiko.
oder auf Aktienindex-Ebene
In der Vergangenheit wurde dies mit
Staatsanleihen erreicht…
…was heute aber nicht mehr möglich ist.
Ein reines Aktien-Engagement birgt hingegen naturgemäss hohe Risiken; zuletzt ha-
56
Nullzinsumfeld nutzen
Gewöhnlich 120-150% Nettoexposure
(Aktien und langfristige Anleihen)
Moderater Leverage
Balanced Portfolio
stabil – nachvollziehbar – konservativ
75% Staatsanleihen
25% Aktien
B2B DEZEMBER 2015
alternative anlagen
Lucio Soso
Lead Portfolio Manager des
BB Global Macro Fund, Bellevue Asset
Management, Küsnacht.
bringt neben der zusätzlichen Performance
auch deutlich mehr Stabilität.
So genannte «Alleskönner» stellen enor­
me Anforderungen an Fondsmanager.
Wie schaut Ihr Anlageprozess aus?
Eine der zentralen Herausforderungen bei
globalen Investments in mehrere Anlageklassen besteht in der Grösse des Anlageuniversums. Unser Anlageprozess startet mit der Analyse des Wirtschaftszyklus
in den verschiedenen Regionen der Welt.
Auf Grundlage der Analyse-Ergebnisse formulieren wir drei Anlageszenarien. Im zweiten Schritt suchen wir Anlageideen, die unter den Szenarien mit der grössten Eintrittswahrscheinlichkeit eine positive Performance bieten.
Setzen Sie bei der Titelselektion auf be­
stimmte Modelle?
Bei der Evaluation bedienen wir uns mehrerer quantitativer Modelle, die wir im Laufe der letzten 20 Jahre entwickelt haben.
So können wir fundierte Entscheidungen
über Aktien aus mehr als 50 Ländern und
B2B DEZEMBER 2015
Bondmärkte in über zehn Währungen treffen. Der dritte Schritt schliesslich besteht
in der Konstruktion des Portfolios. Dies geschieht mit Hilfe unserer firmeneigenen
«Risk ­Engine», einem für das Risikomanagement konzipierten Tool, welches das Gesamtrisiko des Portfolios und die Risikoauswirkung jeder einzelnen Position analysiert.
Auf diese Weise können wir die passende
Grösse für jede Position bestimmen.
Sie erwähnten eben das Risikomanage­
ment. Wie bestimmen Sie den jeweils
gewünschten Grad an Leverage?
Dazu möchte ich vorab sagen, dass der BB
Global Macro Fund zu den ersten Global
Macro Hedge Funds unter UCITS IV zählt
und eine tägliche Liquidität bietet. Das Risikomanagement ist integraler Bestandteil
und Impulsgeber des Anlageprozesses. Weil
niedrige kurzfristige Zinsen geringe Kreditkosten bedeuten, sehen wir ein Leverage
des Portfolios zwischen 30–50 % als angemessen. Hierbei investieren wir vorwiegend in Staatsanleihen und Aktienindizes
und können so eine Extrarendite von 1–2 %
pro Jahr erwirtschaften. Wir behalten die
Diversifikation unseres Portfolios in einem
definierten Bereich.
Wie ist Ihr Portfolio aktuell aufgestellt?
Halten Sie derzeit überhaupt noch
Short-Positionen?
Wir verfügen zwar über die Möglichkeit,
Short-Positionen einzugehen, investieren
allerdings zurzeit vorwiegend Long. Wenn
wir Leerverkäufe tätigen, dann meist auf
Staatsanleihen oder Aktienindex-Ebene.
Eine Leerverkaufsposition von 30 % bestand unlängst bei deutschen Staatsanleihen, als auf fünfjährige Anleihen negative
Renditen anfielen. Auf der Obligationenseite ist das Portfolio zurzeit mit etwa 80 % in
Staatsanleihen investiert, hauptsächlich infolge der transparenten Politik der US-Notenbank Fed und als Absicherung für den
Aktienanteil. Bei den Aktien setzen wir auf
Regionen, in denen der Mechanismus der
quantitativen Lockerung aktiv ist, wie etwa
in Europa oder Japan. Zusätzlich halten wir
auf Sektorebene Aktien aus dem Gesundheitssektor und europäische Banken.
57
alternative anlagen
PORTFOLIO-OPTIMIERUNG
HEDGE FUND-MIX IST
ENTSCHEIDEND
André Tomasini
Hedge Funds haben die nötigen Freihei­
ten bei der Umsetzung ihrer Anlagestra­
tegien und können deshalb auch unter
schwierigen Marktbedingungen positi­
ve Renditen erzielen. Deshalb sind sie
gerade im aktuellen Marktumfeld eine
prüfenswerte Option.
So dürfte beispielsweise die erwartete Erhöhung der Leitzinsen in den USA zu einer
Kurseinbusse vor allem bei länger laufenden Obligationen führen. Und bei den Unternehmensanleihen sowohl im Investment
Grade- als auch im High Yield-Segment stehen wir vor der Situation, dass die Prämien
gegenüber den risikofreien Staatspapieren
unverhältnismässig tief sind. Bei den Aktien
wiederum dürfte die Reduktion der Geldzufuhr durch die Notenbanken die Kurse
ebenfalls unter Druck setzen.
Portfolios werden resistenter
In der gegenwärtigen Situation sind Anlageformen gefragt, die ein hohes Mass an
Kurzportrait UBS (CH) Global Alpha Strategies
André Tomasini
Leiter 3rd ­Party
­Wholesale
Schweiz und
Liechtenstein
bei UBS Asset
Management,
Zürich.
58
Anteilsklassen
Auflegung
Verwaltungs-Gebühr
Performance-Gebühr
Valor / ISIN-Code
USD / CHF hedged / EUR hedged
25.06.2004 (CHF-Anteilsklasse)
31.03.2010 (USD- und EUR-Anteilsklasse)
1.32 % p.a.
10 %
10769087 / CH0107690874 (USD)
1878471 / CH0018784717 (CHF hedged)
10769088 / CH0107690882 (EUR hedged)
B2B DEZEMBER 2015
alternative anlagen
Gute Defensivqualitäten – eine wertvolle Eigenschaft fürs Portfolio
Indexierte Performance vom 25.06.2004 – 30.09.2015 in CHF
bei moderaten Wertschwankungen über
einen gesamten Konjunkturzyklus (3 bis
5 Jahre) hinweg. Um das Potenzial dieses
Fonds auszuschöpfen, ist ein langfristiger
Anlagehorizont von mindestens 5 Jahren
erforderlich.
Performance kumuliert
160
150
140
130
120
110
100
90
UBS (CH) Global Alpha Strategies
MSCI World TR (net)
80
70
2005
2007
2009
2011
2013
2015
Quellen: UBS Hedge Fund Solutions, Morgan Stanley Capital International
Flexibilität bieten. Wenn dabei verschiedene Strategien zum Einsatz kommen,
führt dies zu einer noch besseren Diversifikation. Der UBS (CH) Global A
­ lpha Strategies verfügt über diese Eigenschaften.
Es handelt sich um einen Schweizer Dachfonds, der einen einfachen Zugang zum
Hedge Fund-Universum ermöglicht. Der
Fonds investiert in verschiedene Strate­
gien, so etwa Equity Hedged, Credit, Relative Value oder Trading. Die ausgewählten Manager decken eine entsprechend
breite Palette an komplementären Anlagestilen ab. Das Ziel sind positive Renditen
Da gewisse Strategien Zeit brauchen, bis
sie sich auszahlen, ist das Kapital etwas
länger gebunden als bei einem traditionellen Anlagefonds. Im Gegenzug für die eingeschränktere Liquidität haben Investoren Chancen auf eine positive Rendite unabhängig vom Marktumfeld. Auch ­Hedge
Funds bleiben in bestimmten Phasen nicht
vor Kursverlusten verschont; während einer Baisse sind sie jedoch wesentlich geringer als bei reinen Aktienanlagen. Dies
lässt sich am Beispiel der grossen Finanzkrise 2008 sehr gut illustrieren, als der
Fonds deutlich besser abschnitt als der
MSCI World und zudem der Kurs viel
schneller wieder das Vorkrisenniveau erreichte.
Für alle, die mit Fonds zu tun haben:
EinsteigerInnen, A
­ ssistentInnen und Sachbearbeiter­Innen
Grundlagenwissen zu Kollektivanlagen
in deutscher oder französischer Sprache
Know the FUNDamentals
(Praxislehrgänge über jeweils vier Nachmittage) Durchführungsorte: Zürich und Genf
Kursprogramm 2016: www.fund-academy.com
B2B DEZEMBER 2015
59
events
EYES ON 2016
Invesco Eyes on 2016 – unter diesem
Motto lud der US-Vermögensverwal­
ter seine Kunden in der Schweiz zu ei­
ner hochkarätig besetzten Tagung ins
Zürcher Park Hyatt ein. Fragen wie
«Welche Perspektiven bringt das Jahr
2016?» oder «Welche Entwicklungen,
Strategien und Anlagen werden es prä­
gen?» wurden diskutiert, bevor ein Pa­
nel zum Abschluss das «bigger picture»
ausleuchtete. Die B2B-Redaktion war
zugegen und berichtet über den Anlass.
Am 18. November 2015 lud die Schweizer Niederlassung von Invesco bereits zur
zweiten Tagung dieser Art nach Zürich.
Die Besucher erwartete eine interessante
60
Mischung aus Fachinformationen zu diversen Anlagegebieten, Kontakten mit ausgewiesenen Finanzexperten sowie eine
hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion.
Kurzweiliges Programm
Der halbtägige Anlass setzte sich zum
Ziel, Investoren aufzuzeigen, wie I­ nvesco
die aktuelle Marktsituation einschätzt,
auf welche Trends man achten sollte und
wie man sich bei spezifischen Anlagekategorien optimal positionieren könnte. Aus­
serdem sollten die Besucher die Möglichkeit haben, sich mit den Referenten direkt auszutauschen.
Reto Meisser, CEO der Invesco Schweiz,
begrüsste die stattliche Gästeschar von
rund 150 Personen, was er als Bestätigung
für die im Jahresverlauf geleistete Arbeit
wertete. Nach einer kurzen Vorstellung
des Unternehmens durch Sergio Trezzi,
Head of Retail Continental ­Europe, wurden die für Anleger zentralen Fragen in
einzelnen Etappen erörtert.
Blick auf zwei unterschiedliche Welten
Zum Auftakt sprach John Greenwood, der
Chief Economist von Invesco, zu den Besuchern. Er zeigte auf, wie sich die Verschuldungslage von Staat und privatem
Sektor überlappen und was getan werden müsste, damit sich die Lage verbesserte. Die Stimulus-Programme zu Beginn
der Staatsschuldenkrisen seien sicherlich
notwendig und hilfreich gewesen, doch
B2B DEZEMBER 2015
events
müsste nun vermehrte Kreditvergabe für
Wachstum bei den Unternehmen sorgen.
Banken verleihen Geld aber erst, wenn
sich die Kunden in positiver Stimmung zeigen und dies wiederum ist abhängig von
der Haushaltslage der Staaten. Das so genannte Deleveraging findet zwar in den
USA und in UK statt, nur unmerklich jedoch in Kontinentaleuropa.
Mit Blick auf die Zinsen zeigte Greenwood auch auf, dass einzelne Staaten wie
etwa Australien, Kanada oder Schweden
nach Ausbruch der Finanzkrise im aktuellen Jahrzehnt die Zinsen anzuheben
versuchten, doch aufgrund der globalen Grosswetterlage rasch wieder eine
Zinsumkehr einleiteten.
B2B DEZEMBER 2015
Im Weiteren erläuterte der Chief Economist die Lage in den Schwellenländern und zeigte die Abhängigkeit dortiger Länder von China auf. Bei Indus­
trienationen seien vor allem Australien,
Kanada, Japan und Deutschland signifikant exponiert mit Exportanteilen am
BIP von 2–5%.
Ein interessanter Aspekt bezog sich noch
auf die Wirtschaftszyklen. Für verschiedene Länder wurde aufgezeigt, an welcher Stelle der Kurve sie sich befinden
und was dies mit Blick auf die Zinssituation bedeuten könnte. Von Interesse war
natürlich die Ableitung, welche Investments die Anleger entsprechend favori­
sieren sollten.
Vorteile von Low Volatility-Ansätzen?
Mit dieser Frage eröffnete Michael Frai­
kin seine Ausführungen zu einer Anlageklasse, welche Invesco schon früh mitprägte. Der Global Head of Research bei
Invesco Quantitative Strategies zeigte,
dass gewisse Glaubenssätze wie «Mehr
Risiko bedeutet mehr Ertrag» ins Wanken geraten sind. Er diskutierte die Unterschiede zwischen Wertschriften mit
geringer und solchen mit hoher Volatilität. Interessant war sicherlich die Aussage, wonach Aktien mit hoher Volatilität im Schnitt niedrigere Erträge liefern
als Titel mit einer geringen oder mittleren Schwankungsbreite. Das Ganze sei
natürlich nicht statisch; alle 5–6 Jahre
gebe es Phasen, in denen sehr volatile
61
events
Wertschriften den Markt schlagen. Zwischen kaum und nur wenig schwankenden ­Titeln gebe es aber keine signifikanten Unterschiede.
Interessant war auch der Hinweis, dass
­Minimum Varianz-Portfolios nicht zwangsläufig identisch sind mit Low Volatility
Portfolios und man sich bei der Auswahl
von Wertschriften noch zusätzlicher Filter
bedient. Diese hätten einiges gemeinsam
mit Behavioral Finance.
Zum Schluss illustrierte Michael Fraikin
anhand von Elfmeter-Situationen beim
Fussball, dass Menschen oft dann zur Aktion neigten, wo es vielleicht besser wäre,
nichts oder einmal etwas ganz anderes
zu tun – beim Fussball also etwa den Ball
einmal bewusst in die Mitte des Tors zu
schiessen, was mit einer höheren Trefferwahrscheinlichkeit einherginge.
Was bringen die Bondmärkte?
Als dritter Referent erörterte Joseph
Portera die Unterschiede zwischen
Emerging Market Debt und High Yield
Investments. Der Head of Global High Income aus Atlanta zeigte einleitend, dass
es wichtig sei, die Top-down Driver zu
verstehen, da sie das Aktionsfeld ziemlich gut absteckten. Auf Fundamentalanalysen könne man heute allerdings auch
im Bondbereich nicht mehr verzichten.
Joseph Portera zeigte auf, dass Schwellenländer-Währungen nach der Korrektur nicht mehr unbedingt falsch bewertet seien, bei Lokalanleihen steilere
Zinskurven zu erwarten seien und entsprechende Staats- und Unternehmensanleihen Spielraum für Neubewertungen
böten. Für 2016 könnten also Schwellenländer-Investments in Lokalwährungen
gute Chancen bieten.
Die Spreads von High Yield-Anlagen s­ eien
im Vergleich zu anderen Bond-Segmenten derzeit attraktiv. Der Markt werde
durch einige Neuemissionen belebt. Gefahren bestünden natürlich durch eine
globale, durch China induzierte Ab-
62
schwächung oder eine zu starke Zinserhöhung in den USA. Bei High Yield-Anlagen stünden derzeit folgende Themen
im Fokus: Bau, Öl, Konsumausgaben und
Datenübertragung.
Invesco denkt, dass der unlängst zu beobachtende Ausverkauf gute Investment-Gelegenheiten im High Yield-Bereich bietet. Übergewichtet werden Anleihen mit B- und CCC-Ratings, während
die sichersten Segmente oder Bonds mit
BB-Einstufung einen geringeren Eingang
ins Portfolio finden. Die Sektoren Energie, Rohwaren und Minen bleiben he­
rausfordernd, während man sich als High
Yield-Investor in der Regel vor Zinserhöhungen nicht zu fürchten braucht.
Multi Assets als Anlageidee für 2016
Richard Batty, Fondsmanager von Invesco Perpetual aus England, zeigte in der
letzten Präsentation die Möglichkeiten
von Multi Asset Portfolios auf. Der Anlagehorizont für Anlageideen in seinem
Portfolio betrage jeweils 2–3 Jahre.
Diversifikation ist bekanntlich das beste
Mittel, um Anlagerisiken eines Fonds zu
streuen und mögliche Verluste zu verringern. Echte Diversifikation könne aber
nur erreichen, wer sich völlig von der Beschränkung durch Anlageklassen befreie.
Gesucht würden also herausragende Anlageideen. Das Fondsmanagement investiert folglich in eine Kombination aus traditionellen Wertschriften und Derivaten,
um ein hoch diversifiziertes Portfolio zusammenzustellen. Weitere Ideen können
aus den Themenbereichen Währungen,
Volatilität oder Zinsen kommen.
Richard Batty unterliess es natürlich
nicht, ein paar Anlageideen explizit zu erörtern. Zum einen erwähnte er die Divergenzen in wirtschaftlichen Entwicklungen
von Europa und Australien, von der man
mittels gezielter Positionierung profitieren könnte. Eine zweite Investment-Idee
konzentrierte sich auf Währungen und
betraf die Frage, wie man erwartete Differenzen bei der japanischen und korea­
nischen Währung optimal ausnutzen
kann.
Lebendiges Panel zum Abschluss
Zum Abschluss der Veranstaltung debattierten Professor Dr. Jürgen Stark, früherer Chefökonom der Europäischen Zentralbank, Prof. Dr. Klaus Wellershoff, ehemaliger Chefvolkswirt der UBS, und Invescos John Greenwood («der Mann,
der den Hong Kong Dollar rettete») unter Moderation des Börsen-TV Journalisten Jens Korte weitere Aspekte, welche Investoren in der Schweiz bewegen.
Zum einen ging es um die Frage, inwiefern eine Zinserhöhung in den USA die
hiesige Geldpolitik und Wirtschaft beeinflussen könnte. Auch die Frage, welche Region 2016/17 zur Lokomotive tauge, wurde angesprochen und kontrovers
diskutiert. Das gleiche galt bei der Frage, ob sich Chinas Wachstumsmodell der
letzten 30 Jahre aufrechterhalten lasse
oder ob man in einigen Jahren sogar mit
Kapitalabflüssen zu rechnen habe. Neben Inflationsfragen im Zusammenhang
mit QE-Programmen gelangten auch Aspekte über Währungspaare zur Debatte
und natürlich die Frage, was die Auflösung der Untergrenze CHF/EUR unserem
Land bringt. Last but not least gingen die
Podiumsteilnehmer auch auf brandaktuelle Themen ein, etwa die Flüchtlingsströme oder die Terror-Anschläge in Paris.
Nach einer unterhaltsamen, lebendigen
und bisweilen kontrovers geführten Debatte trafen sich die Besucher zu einem
reichhaltigen Mittags-Buffet, an welchem
man sich sowohl mit Exponenten von Invesco als auch unter interessierten Gästen austauschen konnte.
B2B DEZEMBER 2015
asset management
PREFERRED SECURITIES
BLEIBEN ATTRAKTIV
Matthew Byer
Matthew Byer, der Chief Operating
­Officer von Spectrum Asset Management,
­erklärt im Interview mit der B2B-Redak­
tion, warum Preferred Securities gut
­positioniert und attraktiv bewertet sind
sowie Anlegern höhere Renditen und ein
interessanteres Wachstumspotenzial ver­
sprechen. Spectrum Asset Management
ist der Sub-Investment-Manager des
­Preferred Securities Funds von Principal
Global Investors.
Matthew Byer, was sind Preferred
­Securities?
Es handelt sich dabei um nachrangige festverzinsliche Wertschriften mit Couponzahlungen. Insbesondere Emittenten aus dem
Finanzbereich wählen sie, wenn die Bilanz
mit Kapital unterlegt und aus Kostengründen keine klassische Eigenkapitalerhöhung
durchgeführt werden soll. Angesiedelt sind
die Papiere unterhalb vorrangiger Schulden wie Senior Debt oder auch Bankdarlehen, aber oberhalb der Stammaktien. Wir
schätzen den Markt mit etwa 400 Emittenten auf rund 500 Mrd. USD.
Wie beurteilen Sie die Lage am Zinsmarkt?
Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank könnte die Zinsen zwar schon bald
anheben, doch die Entwicklung am langen Ende wird nach wie vor von der Lage
auf den Weltmärkten bestimmt. Obwohl
die Europäische Zentralbank ihr QE-Programm fortsetzen wird, bleibt noch viel
Raum für die weitere Verengung der
Spreads.
Was bedeutet das für Preferred
­Securities?
Unternehmensanleihen und High Yield
Bonds sehen immer noch teurer aus als
­Preferred Securities. Die Volatilität der
Anleihen und der Aktien dürfte mit der
Zinswende zunehmen, sollte jedoch später wieder abnehmen. Mit Preferred
­Securities ist man aber gut positioniert,
auch wenn die Erträge wahrscheinlich
nicht sehr hoch ausfallen.
Was gilt bezüglich Qualität?
Sie ist wesentlich. Eine erfolgreiche
Selektion könnte Zusatzerträge generieren, aber es hängt letztlich davon ab,
welche Titel man halten möchte. Wir bevorzugen Emittenten, die erfolgreich mit
dem Gegenwind kämpfen, meiden jedoch
Unternehmen, die unter den strukturellen Defiziten am Arbeits- und Immobi­
lienmarkt leiden. Unseres ­
Erachtens
zählen Preferred Securities zu den at-
traktivsten Anlagen im festverzinslichen
Uni­versum.
Wie wichtig sind Regulierungsaspekte
bei dieser Anlageklasse?
Die strengere Regulierung sowie erhöhte Kapi­talpuffer und die Umstellung auf
Basel III haben die Risiken im Finanzsektor reduziert. Davon profitieren Anleger,
die in P
­ referred Securities investieren.
Inzwischen gibt es sogar schon Emissionen mit höheren Risiken, aber auch höheren Coupons. Preferred ­Securities bieten
­Investoren sehr interessante Ertrags- und
Rendite­chancen, trotzdem bleibt die Erfahrung wesentlich.
Matthew Byer
Chief Operating Officer von
Spectrum ­Asset
Management,
Stamford.
Die Informationen in diesem Dokument stammen aus Quellen, die im Dezember 2015 als zuverlässig gelten. Das Dokument richtet sich auschliesslich an erfahrene institutionelle Anleger. Es wurde in Grossbritannien verfasst und sein Inhalt genehmigt von Principal Global Investors (Europe) Limited, Level 1, 1 Wood Street, London, EC2V 7JB, in
England unter der Nummer 03819986 registriert und von der Financial Conduct Authority reguliert und zugelassen. Der Schweizer Vertreter heisst ACOLIN Fund Services
AG, Stadelhoferstrasse 18, CH-8001 Zürich. Die Schweizer Zahlstelle ist die Banque Cantonale de Genève, 17, quai de l’Ile, 1204 Genf. Performanceangaben aus der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Anhaltspunkt für die künftige Wertentwicklung. Der Finanzmarktausblick beruht auf den aktuellen Marktgegebenheiten. Es ist nicht sicher,
dass diese Ereignisse eintreffen oder sich die Prognosen bewahrheiten. Die effektiven Bedingungen können deutlich von den hier beschriebenen abweichen. Zusätzliche Informationen erhalten Sie auch via James Cahill unter [email protected] ; +44 20 7710 0252.
B2B DEZEMBER 2015
63
asset management
SYSTEMATISCHES
RESEARCH
UNTERSTÜTZT
«BUY LOW, SELL HIGH»
Daniel Fasnacht / Thomas Stämpfli
Mit Hilfe systematischen Researchs
finden Investoren sowohl den optima­
len Einstiegszeitpunkt in einem Bul­
len-Markt als auch den optimalen Aus­
stiegszeitpunkt in einem Bären-Markt;
dabei schützen sie sich effektiv gegen
den Zukauf an der Spitze und den Ver­
kauf am Tiefpunkt.
Wenn wir uns nicht auf eine gewisse Systematik festlegen und eher auf unsere Intuition verlassen, riskieren wir, dem Herdentrieb zu folgen, welcher von Gier und
Angst geprägt ist. Die Verhaltensökonomie (Behavioral Finance) wird von Profes-
64
sor Thorsten Hens am Institut für Banking
und Finance der Universität Zürich seit
Jahren erforscht. Es ist klar belegt, dass
Emotionen bei Investitionsentscheiden zu
kurzfristigen, unrealistischen Kursschwankungen an Finanz- und Kapitalmärkten
führen. So hatte die Entscheidung unserer Nationalbank am 15. Januar 2015, die
Mindestgrenze vom CHF gegenüber dem
EUR aufzuheben, ebendiese kurzfristigen
Nebeneffekte. Der CHF verteuerte sich
um 15 % und der Schweizer Leitindex verlor 15 % am gleichen Tag. Die Rechnung
der Investoren war einfach: Kosten gehen
im Vergleich zu den Einnahmen um 15 %
hoch und die Gewinne entsprechend um
15 % zurück. Darauffolgend nahmen einige
Banken ihre Kaufempfehlung für den SMI
von «Buy» auf «Hold» zurück. Die Kalkulation und die Änderung der Investitionsempfehlung lagen weit daneben. Die Resultate vieler SMI-kotierter Firmen zog im
ersten Quartal an und mit ihr auch der Aktienkurs, obwohl der Anteil der Schweizer Exporte in den Euroraum sehr hoch
ist. Auch im zweiten und dritten Quartal
waren die Ergebnisse der im SMI gelisteten Firmen gut.
Es wird heisser gekocht als gegessen
Um das zu verstehen, hilft ein Blick in die
Vergangenheit. In den letzten 25 Jahren
B2B DEZEMBER 2015
asset management
Dr. Daniel Fasnacht
CEO der Tom Capital
AG, Zürich.
war der Wechselkurs sowohl positiv als
auch negativ korreliert mit dem Kurs des
SMI und dessen Gewinnen. Der Wechselkurs hat somit keinen dominierenden Einfluss, sonst wäre der SMI über die letzten
25 Jahre nur gesunken. Ein weiterer Faktor
war die Geschwindigkeit der Anpassung. Es
war zwar die schnellste und grösste Anpassung in der Geschichte, aber trotzdem vergleichbar mit vergangenen Vorkommnissen. So haben die Unternehmen gelernt,
mit einer starken Währung umzugehen und
haben auch dieses Mal schnell und entschlossen darauf reagiert, sei es mit Lohnkürzungen, Arbeitszeitverlängerung oder
Verlagerung der Produktion ins Ausland.
B2B DEZEMBER 2015
Thomas Stämpfli
Head of Research,
Tom Capital AG, Zürich.
Wer die Geschichte nicht studiert, ist
dazu verdammt, ihre Fehler zu wiederholen. Was bereits der Philosoph Georg
Santayana erkannte, ist offensichtlich. Im
Nachhinein ist klar, dass viele Banken und
Investoren das Januar-Ereignis falsch interpretiert haben und mit einer schon
fast irratio­nalen Abwertung der Aktien
reagierten. Natürlich gibt es immer eine
rationale Erklärung dazu, diese ist jedoch
oberflächlich und nicht zutreffend – so
wie in diesem Fall. Die so genannten «Psycho-Fallen» können mit einem systematischen Ansatz eliminiert werden, der die
in der Vergangenheit bewährten Bewertungsmethoden gleichbleibend anwen-
det und damit gegen Panikreaktionen immun ist. So reagierte das von Tom Capital
entwickelte systematische Modell unmittelbar nach dem Kurssturz des SMI mit
einer Erhöhung der Wahrscheinlichkeit
eines Kursanstieges von 70 % am 15. Ja­
nuar auf 90 % am 16. Januar. Die Veränderung dieser Wahrscheinlichkeit bis Ende
der Berichtsperiode des ersten Quartals ist signifikant, denn sie antizipiert
einerseits das starke, Value-getriebene
Reversionsverhalten der Aktienmärkte
nach extremen Kursausschlägen und relativiert anderseits den Einfluss von Währungsschwankungen auf den SMI. Diejenigen, die also am 16. Januar 2015 einen
65
asset management
kühlen Kopf bewahrten, geniessen heute noch eine bedeutend höhere Bewertung ihrer Aktien.
Wie erkennt man
Marktphasen frühzeitig?
Wir denken, dass es möglich ist, die Richtung von liberalen, grossen und liquiden
Finanzmärkten durch die systematische
Überprüfung des bereits vorhandenen
Anlagewissens zu bestimmen. Dabei berücksichtigen wir, dass verschiedene Investorengruppen Finanzdaten basierend auf ihrer Grundorientierung unterschiedlich interpretieren. Konkret
integrieren wir Indikatoren von Value Investing, ­makro-ökonomischen Theorien,
technischen Analysen und Behavioural
­Finance. Der Kern unseres Research-Prozesses ist, dieses Wissen zu kodifizieren
und ein Signal zu produzieren, welches
uns für den entsprechenden Markt einen Status gibt. Damit unsere Prognose
gemessen werden kann, verwenden wir
klare Zeitangaben und übersetzen unsere Prognosewerte in Wahrscheinlichkeitsmasse (siehe linke Abbildung unten). Die erste Dimension drückt basierend auf eher fundamentalen Daten die
Grundrichtung des Marktes aus, also ob
wir uns mittelfristig in einem Bären- oder
Bullenmarkt befinden. Die zweite Dimen-
Tom Capital Matrix am Beispiel des SMI
100%
Bären-Markt
Bullen-Markt
«Der Wechselkurs hat
keinen dominierenden
Einfluss, sonst wäre der
SMI über die letzten 25
Jahre nur gesunken.»
sion entspricht der Abweichung vom fairen Preis. Sie misst aufgrund technischer
Analysen, ob der Markt kurzfristig überverkauft oder überkauft ist.
Mit dieser Matrix sind Anleger in der
Lage, Kauf- und Verkaufsmöglichkeiten
besser zu identifizieren. Denn natürlich möchte jeder ein Wertpapier in einer Phase eines steigenden überverkauften Marktes kaufen, also dann, wenn der
Preis niedriger, der Titel also unterbewertet ist. Legen wir die Signale auf eine
Grafik, wobei die Zeitachse beliebig gewählt werden kann, sehen wir, dass sich
beispielsweise im Jahr 2015 neben dem
Januar noch eine weitere Kaufphase von
September bis Ende Oktober mit deutlich unterbewerteten Preisen präsentier-
te (vgl. dazu die dunkelgrüne Fläche in
der rechten Abbildung unten).
Richtig handeln
Nun geht es darum, gewinnbringend nach
diesen Signalen zu handeln. Allerdings ist
es nicht einfach, die richtigen Instrumente auszuwählen. So gibt es eine Vielzahl
an Optionen auf den SMI, viele Indexfonds oder aber auch Futures. Weiter ist
es wichtig, ein System zu haben, das uns
sagt, wann man mit welchem Instrument
und mit welchem Hebel einsteigen soll.
Bei Tom Capital haben wir in den letzten
Jahren viele Erfahrungen gesammelt und
schliesslich eine optimierte Handelsstrategie entwickelt, bei der aufgrund unserer
Signale und Schwellenwerte graduell Positionen auf- und entsprechend wieder abgebaut werden. Der Tom Capital Growth
Fund appliziert diese Strategie 1:1, vor allem beim SMI, DAX, S&P 500, auf 10-jährige US Treasury Notes Futures und beim
GBP sowie AUD.
Auch wenn die gesetzmässigen Wechselwirkungen zwischen emotionalem Denken und systematischem Handeln wichtig bleiben, werden wohl systematische
Investitionsansätze in Zukunft die Oberhand gewinnen. Denn eines wird bleiben:
buy low – sell high!
SMI mit Bullen- und Bärenmarkt-Phasen 2015
10000
100%
Überkauft
9500
BUY
9000
50%
8500
50%
Überverkauft
8000
SELL
7500
0%
01/2015
0%
0%
66
50%
100%
Oberes Band
03/2015
Fair Price
05/2015
07/2015
Unteres Band
09/2015
Bullenmarkt
11/2015
Bärenmarkt
B2B DEZEMBER 2015
asset management
RESPONSIBLE INVESTING
DER LANGE ABSCHIED
VOM VERBRENNUNGSMOTOR
Ennio Perna
Die europäischen Autobauer haben zur
Senkung der CO2-Emissionen ihrer Flot­
ten stark auf die Diesel-Technologie ge­
setzt. Seit bekannt wurde, dass Volkswa­
gen Diesel-Aggregate aktiv manipuliert
hat, droht diese Technologie ins Abseits
zu geraten. Nun gilt es die Entwicklung von
alternativen Antriebstechnologien zu in­
tensivieren. Dennoch bleiben die Optio­
nen zumindest kurzfristig beschränkt.
In den kommenden Jahren werden die
Emissionsgrenzwerte weltweit und insbesondere in Europa deutlich verschärft. Seit
2015 gilt etwa in Europa der durchschnittliche CO2-Zielwert von 130g/km über die
Ennio Perna
Sustainable Investment ­Analyst
für Energie- und
Industrieunternehmen bei der
Bank J. Safra
­Sarasin, Basel.
B2B DEZEMBER 2015
gesamte Flotte eines Automobilherstellers.
Bis 2025 soll dieser Wert bis auf 95g/km sinken, was vor allem für die Hersteller von Premiumfahrzeugen eine grosse Herausforderung darstellt.
Hybrid-Technologie
rückt verstärkt in den Fokus
Da die Diesel-Technologie in Folge des
VW-Skandals an Glaubwürdigkeit eingebüsst hat, rückt die zumindest teilweise
Elektrifizierung der Fahrzeuge in den Fokus.
Lange hatten die europäischen Autobauer
das Feld bei der Entwicklung von serienreifen Hybrid-Antrieben japanischen Herstellern wie Toyota oder Honda überlassen. Erst
in jüngerer Vergangenheit machten auch die
Europäer diesbezüglich auf sich aufmerksam. So hat beispielsweise BMW einen leistungsstarken Plug-in-Hybrid-Antrieb entwickelt, der im Sportwagen i8 eingebaut wird
und auch schrittweise in Massenmodellen
zur Anwendung gelangt (beispielsweise im
2er Active Tourer). Da BMW ebenfalls über
eine grosse Dieselflotte verfügt, dürfte der
Konzern die Plug-in-Hybrid-Technologie nun
verstärkt zum Einsatz bringen.
Der Erdgasantrieb – eine vergessene
Alternative mit grossem Potenzial
Signifikante Emissionsreduktionen lassen
sich kurzfristig auch durch den Einsatz von
Erdgas erzielen. Dieses verbrennt deutlich
sauberer als Diesel oder Benzin (rund 20%
weniger CO2, bis zu 95% weniger Schadstoffe und praktisch keine Feinstaubpartikel) und ist als Antriebstechnologie bereits
ausgereift. Fiat beispielsweise produziert
schon seit Jahren mehrere Erdgasmodelle. Aus Nachhaltigkeitssicht stellt die Erdgas-Technologie auch langfristig eine inte­
ressante Alternative dar. In Kombination mit
dem Power-to-Gas-Verfahren (also der Umwandlung von Strom zu Gas/Methan) könnte überschüssiger Strom aus erneuerbaren
Energien in Form von Gas zum Fahren oder
Heizen verwendet werden, was den Ausstoss von Treibhausgasen nochmals reduzieren würde.
67
asset management
­I NVESTIEREN
MIT ÜBERZEUGUNG
Daniel Ghirardi
Daniel Ghirardi ist kein unbekannter
Name im Schweizer Fonds-Business. Nach
einem längeren beruflichen Aufenthalt in
Asien übernahm er im Frühjahr die Ver­
triebsleitung der New Capital Funds,
welche die Produktmarke von EFG A
­ sset
­Management bildet. Die B2B-Redaktion
unterhielt sich mit ihm über die aktuel­
le Positionierung des Unternehmens und
welche Produkte Investoren derzeit in
­Betracht ziehen sollten, um zufrieden­
stellende Renditen zu generieren.
Daniel Ghirardi, Sie haben kurz nach
Jahresbeginn zu EFG Asset Manage­
ment gewechselt.
Als ich mit EFG Asset Management sprach,
wurde mir rasch klar, dass hier sehr viel Potenzial drin steckt. Der Entwicklungsplan ist
fundiert, ebenso die zur Verfügung stehenden Ressourcen und auch die Qualität des
Fondsmanagements ist eindrücklich. Das
Unternehmen verfügt über eine globale Präsenz mit Locations in Europa, Asien und den
USA. Sie alle arbeiten eng zusammen. Der
Vorteil einer kleinen, dynamischen Struktur
besteht darin, die Leistung der Kompetenzzentren rasch zu maximieren und sie rentabel zu betreiben.
Unter dem Brand «New Capital Funds»
werden die Fonds vertrieben.
Richtig. Das vor fünf Jahren gegründete Unternehmen ist Teil der börsenkotierten EFG
International und agiert als Investment-Einheit der Gruppe. Es dient der sichtbaren
Identität, denn unter dem Brand sind sowohl
68
Analysten, Fondsmanager als auch der Vertrieb zusammengeschlossen. Die Fondsfabrik – ich erlaube sie mal so zu nennen –
führt Produkte, die auf starken Überzeugungen basieren und von ausgezeichneten
Fondsmanagern verwaltet werden, welche
wir früher wohl nie für uns hätten gewinnen
können. Die Denkweise entspricht einem
«Start-up» und ist sehr unternehmerisch geprägt, was mir gefällt. Heute verwaltet EFG
Asset Management bereits 12 Mrd. USD.
Urs Beck führt einen Fonds für Schwei­
zer Aktien. Wie schlägt er sich im aktuel­
len Umfeld?
Urs ist einer der vielgepriesenen Fondsmanager, die ich vorhin ansprach. Er entschied
sich für unser Haus, um hier frei von Vorgaben seinen Aktienfonds zu führen – dies
im Gegensatz zu seinem früheren Arbeitsort. Das schwierige Umfeld macht natürlich
auch ihm zu schaffen, dennoch liegt der
Fonds sowohl auf Jahresbasis als auch im
laufenden Jahr vor dem Vergleichsindex.
Den Rebound des SPI im Oktober konnte er nicht ganz mitmachen, weil der Fokus derzeit auf Small- und Midcaps liegt,
die bei rasch drehenden Märkten immer
etwas hinterher hinken. Im November hat
der Fonds gegenüber dem Index denn auch
weiter zugelegt.
Worauf konzentriert sich der Fonds­
manager bei der Titelauswahl?
Im Grunde agiert er stilagnostisch mit einem Fokus auf Fundamentalanalysen. Mit
einem Universum von rund 210 Titeln aus
dem Schweizer Aktienmarkt braucht ein
gut geführter Fonds keine Vorlieben auf bestimmte Stile. Vorgaben bezüglich Sektoren
kennt der Fonds ebenfalls nicht.
Sie erwähnten eben die Fundamental­
analysen.
Für die Führung des Fonds sind sie zentral.
Weil aber eine Bilanz allein nichts aussagt
über die Qualität und Philosophie der Firmenleitung oder deren strategische Pläne,
stehen pro Jahr über 100 bilaterale Gespräche an. Eine akribische Vorbereitung hilft
dabei, die elementaren Fragen zu stellen
und die Antworten richtig zu interpretieren.
Der Auswahlprozess durchläuft dann noch
ein proprietäres Modell, bei dem klassische
Faktoren wie Bewertungen, Momentum etc.
beleuchtet werden. Dort gelangen auch Informationen von zusätzlichen Quellen und
Analysten in den Score. Als Resultat sehen
wir einen Fonds mit etwa 40 Aktien, einem
Tracking Error von 5–8% und einem Active
Share von etwa 60–80%.
Welche anderen Produkte aus dem
Hause New Capital Funds sollten Inte­
ressenten noch in Betracht ziehen?
Auf der Bond-Seite könnte man sicherlich
den Wealthy Nations Bond Fund ­anschauen.
Für dieses Produkt suchen wir Investment
Grade Bonds von Ländern und Firmen, welche eine höchstmögliche Rückzahlungswahrscheinlichkeit aufweisen. Weil das
Fondsmanagement dabei von makroökonomischen Betrachtungen ausgeht und
die Selektion mit quantitativen Ansätzen
ergänzt, werden keine Indizes verfolgt. Im
Prinzip handelt es sich um eine Art «Value»-
B2B DEZEMBER 2015
asset management
Fonds, was im Bond-Bereich doch eher selten anzutreffen ist.
Blicken wir noch kurz auf die Aktiensei­
te: Ihr Haus besitzt hier einen Fonds für
China-Aktien.
Das ist richtig. Trotz negativer Schlagzeilen
würde ich persönlich mich von China-­Aktien
nicht abwenden. Die Fundamentaldaten
sind intakt und werden durch Strukturreformen – Stichwort: SOE State-Owned Enterprises – und die Geldpolitik des Landes gestützt. Auch bei unserem China ­Equity Fund
handelt es sich um ein Portfolio, das vom
mehrfach ausgezeichneten Fondsmanager Mansfield Mok aufgrund klarer Überzeugungen zusammengestellt wird. Ich darf
hier noch anfügen, dass auch der vorhin erwähnte Wealthy Nations Bond Fund seine
­China-Quote ebenfalls erhöht hat...
Gibt es Einschränkungen bezüglich der
Kapitalisierung?
Nein. Mansfield wählt kleine und mittlere
Firmen genauso wie Grossunternehmen. Er
ist ein klassischer, fundamental orientierter
Stock Picker mit Fokus auf das Ertrags-Momentum und gesunde Bilanzen. Er analy-
B2B DEZEMBER 2015
siert auch die Geschäftsmodelle, um intrinsische Werte zu finden, wobei jeder Titel in
2–3 Jahren zur Performance-Attribution beitragen soll. Gesucht sind also Firmen mit zunehmendem Marktanteil oder Leader in ihren jeweiligen Sektoren.
Lassen Sie zum Schluss die Leser doch
noch wissen, wohin Sie New Capital
Funds entwickeln möchten. Wo steht das
Unternehmen in anderthalb Jahren?
Wir befinden uns derzeit in einer starken
Wachstums-Phase und werden uns einerseits mit weiteren ausgezeichneten Fondsmanagern verstärken, anderseits auch die
Vertriebsseite ausbauen. Eine Niederlassung in Deutschland ist wahrscheinlich, später vielleicht auch eine in Italien. Rainer Lang
stiess neu zu uns und kümmert sich neben
dem Vertrieb in der Deutschschweiz auch
um die Belange der institutionellen Kundschaft. Nachdem wir schon 2015 diverse
Produkte lanciert haben – etwa einen Fonds
für globale Aktien oder ein Multi-Asset-Produkt, dessen Offshore-Version schon seit
Jahren besteht – fokussieren wir uns nun auf
Angebote für Institutionelle. Im kommenden
Jahr wird die Mehrzahl unserer Fonds einen
Track record von drei, fünf oder mehr Jahren aufweisen, was uns erlauben wird, die
Visibilität stark zu erweitern. Heuer konnten
wir bereits das 5-jährige Bestehen des New
Capital US Growth Fund mit seinen fünf
Morningstar-Sternen feiern. Auch wenn regulatorische Vorgaben die Expansion behindern, sind wir zuversichtlich, sie dank dem
Support unseres Mutterhauses unvermindert fortzuführen. Wir wollen beweisen,
dass spezialisierte Investment-Boutiquen
auch in einem kompetitiver werdenden Umfeld ihre Daseinsberechtigung haben.
Daniel ­Ghirardi
Head of
­Business
­Development
Continental
­Europe für New
Capital Funds,
EFG Asset
­Management,
Genf.
69
asset management
P R I VAT E P L A C E M E N T S
ATTRAKTIVES
NACHRANGKAPITAL
VON VERSICHERUNGEN
Daniel Grieger
Mit dem Wechsel des Solvenzregimes
am 1. Januar 2016 steht dem Versiche­
rungssektor in Europa eine einschnei­
dende Veränderung bevor. Vor allem
kleinere Versicherer müssen sich auf ei­
nen erhöhten Kapitalbedarf einstellen.
Dies bietet Investoren eine Einstiegsge­
legenheit in eine interessante Anlage­
klasse: Fremdkapital-Privatplatzierun­
gen von Versicherungsgesellschaften.
menden Jahren Vermögensbildung und
damit die Versicherung von Vermögenswerten und den Vorsorgebedarf erhöhen
bzw. beschleunigen. Wenn man sich dann
noch vor Augen hält, dass die Versicherungsdurchdringung bei privaten Gebäuden selbst in einem von Erdbeben geprägten Gebiet wie Kalifornien gerade einmal
12 % beträgt, wird deutlich, dass der Versicherungssektor eher an Relevanz gewinnen statt verlieren wird.
Jedem, der den Versicherungssektor für
eine kleine, belanglose Nische hält, sei gesagt: 6 % des Bruttosozialproduktes weltweit wird derzeit für Versicherungsprä­
mien ausgegeben. Bevölkerungswachstum
und Urbanisierung werden in den kom-
Versicherungen sind Unternehmen, welche
Risiken für eine meist vorab bezahlte Prämie übernehmen. Sie betreiben keinerlei
Fristentransformation wie Banken und verwenden derivative Finanzinstrumente nur
zu Absicherungszwecken. Aktiven und Ver-
70
bindlichkeiten werden meist kongruent gehalten und der Fremdfinanzierungsbedarf
ist gering, da die Versicherungsprämien bereits bei Beginn der Deckungsperiode vereinnahmt werden. Etwas Ähnliches wie einen Bankensturm, also eine plötzlich auftretende Liquiditätskrise, ist bei Versicherern ebenfalls schwer vorstellbar. All dies
sind Gründe, weshalb Pleiten von Versicherungsunternehmen extrem selten sind
und der Versicherungssektor historisch die
tiefste Ausfallrate unter allen Industriesektoren hat.
Der Hauptgrund, weshalb Versicherer
Fremdkapital ausgeben, ist die Finanzierung von Solvenzkapital. An dieses werden unter Solvency II gewisse Bedingun-
B2B DEZEMBER 2015
asset management
gen geknüpft – «Tier 2»-Kapital muss beispielsweise für mindestens zehn Jahre
dem Versicherer zur Verfügung stehen
und darf mit keinerlei Anreiz ausgestattet
sein, dieses vorzeitig zurückzubezahlen.
Kleine Versicherer im Nachteil
Grosse Versicherer haben schon immer
die Gelegenheit genutzt, Nachrangkapital am Finanzmarkt aufzunehmen. Allein
in Europa beträgt das Volumen an emittierten «Tier 2»-Anleihen 124 Mrd. EUR;
es verteilt sich auf 68 Emittenten und 238
verschiedene Anleihen. Jetzt gibt es allerdings gemäss EIOPA 4324 Versicherer in
Europa, von denen offensichtlich nur die
grössten in der Lage sind, sich Solvenzkapital über den Kapitalmarkt zu beschaffen.
Die mehreren tausend kleinen Versicherer haben nun ein Problem. Banken stehen
als Quelle für Nachrangkapital seit Basel
III kaum mehr zur Verfügung, da die eigenen Kapitalanforderungen für Laufzeiten
über fünf Jahre prohibitiv hoch geworden
sind. Dabei sind kleine Versicherer gegenüber grossen im Nachteil, weil sie weniger
geografisch und in andere Sparten diversifizieren können. Was sollen die kleinen
Versicherer jetzt tun?
Diversifikation über
Sparten und Regionen
Der Investment Manager Twelve Capital
hat früh erkannt, dass es viele kleine Versicherer gibt, welche eine profitable Nische besetzen und gleichzeitig ein attraktives Kreditrisiko darstellen. Über Privatplatzierungen kann diesen Versicherern
das nötige Solvenzkapital zur Verfügung
gestellt werden – wobei die mit einer Privatplatzierung einhergehende Illiquidität
über einen zusätzlichen Spread abgegolten wird. Zwar stellen kleine Versicherer,
welche innerhalb ihrer Bilanz kaum diversifizieren können, ein höheres Kreditrisiko
dar als grosse Versicherer (weshalb auch
das durchschnittliche Kredit­rating einer
kleinen Versicherung tiefer ist). Jedoch
kann auf Portfolio-Ebene umso besser
diversifiziert werden, da Versicherer in
einem Portfolio miteinander kombiniert
werden, welche im normalen Geschäfts-
B2B DEZEMBER 2015
Vergleich nachrangiger Platzierungen von Versicherungen
Instrumente
Vorranganleihen
(Europa)
Nachranganleihen
(Europa)
Privatplatzierungen
44 Mrd. EUR
124 Mrd. EUR
Unbekannt
Anzahl Emittenten 22
68
> 2500 potenzielle
Emittenten
Anzahl Anleihen
100
238
Unbekannt
Motivation für
Emission
Liquiditäts­
finanzierung
Solvenzfinanzierung
Strukturen
Feste Laufzeiten
Ratings
Mehrheitlich
A – AA
Rang
Nach Versi­cherten
Solvenzfinanzierung
Meist Perpetuals
mit erster Kündi­
gungs­option nach
10 Jahren
Mehrheitlich
A – BBB
Nach Versi­cherten
und Vor­ranganleihen
Ausstehendes
Volumen
Feste Laufzeiten
Kein Rating
Nach Versi­cherten
Quellen: Bloomberg, Twelve Capital (Angaben per Q2/2015)
betrieb kaum etwas miteinander zu tun
haben.
Ein Beispiel: Das Geschäft eines bulgarischen Motorfahrzeugversicherers und
das eines niederländischen Lebensversicherers ist derart verschieden, dass kaum
ein Szenario denkbar ist, in dem beide aufgrund desselben Ereignisses in finanzielle
Schwierigkeiten geraten. Somit lässt sich
ein Portfolio aufbauen, welches besser diversifiziert ist als dies bei Emissionen von
grossen Versicherern der Fall sein würde.
Zusätzlich lässt sich noch eine Rendite erzielen, welche über der Durchschnittsrendite von Nachranganleihen grosser Versicherer liegt.
Was könnte schief gehen?
Alle Versicherer in Europa müssen in den
kommenden Monaten eine Solvenzkapitalquote von über 100 % ausweisen. Mit
Hilfe von Nachrangkapital kann diese
Quote erhöht werden. Allerdings muss
beachtet werden, dass ein Regulator
die Auszahlung von Coupons oder die
Rückzahlung dieses Kapitals am Ende der
Laufzeit nur erlauben wird, wenn zu jedem Zeitpunkt, also auch nach Rückzahlung des Nachrangkapitals, die Solvenzquote immer noch über 100 % ist. Bei der
Kreditanalyse ist also abzuschätzen, ob
der Versicherer in der Lage ist, das Kapital am Ende der Laufzeit in zehn Jahren zurückzubezahlen. Diese Anlageklasse erfordert folglich profunde Kenntnisse der Regulierung von Versicherungen
sowie der Bilanzanalyse.
Daniel Grieger
Mitbegründer
und Leiter­
Private Debt
von Twelve
­Capital AG,
­Zürich.
71
asset management
SMART FOOD – MEHR
NACHHALTIGKEIT BEI
NAHRUNGSMITTELN
Christoph Salzmann
Nachhaltigkeit ist sehr populär. Unterneh­
men, die das Thema ignorieren, riskieren
ihren guten Ruf und ihren Geschäftserfolg.
Nichtregierungsorganisationen, Whistle­
blower und Initiativen nutzen das Inter­
net, um Verstösse gegen ethische Grund­
sätze oder Gesetze aufzuzeigen und jede
Handlung zu Lasten der Gemeinschaft an­
zuprangern. Alles ist im World Wide Web
nachzulesen. Mit nur wenigen Clicks.
Das Internet hat Einfluss auf alle Sektoren, aber einer steht besonders unter Beobachtung, weil er uns direkt betrifft: die
Nahrungsmittelproduktion. Zu diesem Sektor zählen Züchter wie Genus plc und Lerøy
­Seafood Group (Fleisch und Fisch), aber
auch Einzelhandelsketten wie W
­ hole Foods
Market Inc., Qualitätskontrolleure wie Eurofins Scientific, Verpackungshersteller, Produzenten von landwirtschaftlichen Maschinen wie die GEA Group AG und Hersteller wiederverwendbarer Verpackungen wie
RockTenn. Ebenfalls dazu gehört Canadian
Pacific Railway, ein Spezialist für den Transport von landwirtschaftlichen Produkten.
Als Nahrungsmittelunternehmen definieren
wir Firmen, welche mehr als 20 % ihres Umsatzes mit Produkten oder Dienstleistungen erzielen, die einen Nahrungsmittelbezug aufweisen.
Einige von ihnen handeln umweltbewusst.
Sie bieten tragfähige Lösungen, um bei-
72
spielsweise Energie einzusparen oder dafür zu sorgen, dass weniger Nahrungsmittel weggeworfen werden. Oder sie nutzen
recyclingfähige Verpackungen. Sie haben
Nachhaltigkeit in ihre Geschäftsprozesse
integriert, daher bezeichnen wir von BNP
­Paribas sie als «smarte» Nahrungsmittelunternehmen1. Alle vorhin genannten Unternehmen verdienen diese Bezeichnung.
Nahrungsmittelsektor
unter besonderer Beobachtung
Ein Drittel der weltweit produzierten Nahrungsmittel wandert in den Abfall, was jedes Jahr Kosten von 1 Bio. USD verursacht2.
Hinzu kommen Umweltkosten von insgesamt 700 Mrd.3, weil Land vernichtet wird,
um Nahrungsmittel zu produzieren, die am
Ende nicht gegessen werden. Diese Kosten
sind derzeit nicht in den Nahrungsmittelpreisen berücksichtigt. Die Herstellung von
Nahrungsmitteln, die im Abfall landen, verursacht beispielsweise Treibhausgase von
rund 3.3 Mrd. CO2, also 7 % der gesamten
jährlichen CO2-Emissionen4. Die Produk­
tion von Nahrungsmitteln verbraucht auch
Rohstoffe, die zum Teil direkt in den Abfall
wandern.
Nicht-nachhaltige Praktiken
Unternehmen, die zu steigenden Preisen
von landwirtschaftlichen Rohstoffen beitragen, der indigenen Bevölkerung Land
wegnehmen oder Substanzen herstellen,
die von der Wissenschaft als schädlich
oder krebserregend eingestuft werden, haben keinen Platz im Bereich «Smart Food».
Auch scheint es logisch, Unternehmen auszuschliessen, deren wichtigste Geschäftszweige Fast Food oder stark gezuckerte Getränke sind, weil sie das Risiko von Diabetes
oder Stoffwechselerkrankungen erhöhen.
Stellung beziehen
Darüber hinaus berücksichtigen wir aber
auch bestimmte ethische Themen und haben hier eine klare Position – etwa bei genmanipulierten Organismen. Zu den wichtigsten Fragen gehören die Kennzeichnungspflicht für genmanipulierte Nahrungsmittel, die Rolle der Regulierungsbehörden,
die Auswirkungen genmanipulierter Pflanzen auf Mensch und Umwelt, mögliche Pestizidresistenzen, die Folgen des entsprechenden Anbaus für Landwirte und ihre Rolle bei
der Ernährung der Weltbevölkerung.
Die Verfechter genmanipulierter Pflanzen
halten sie für unverzichtbar, um die Ernteerträge zu steigern. Kritiker geben hingegen zu
Bedenken, dass die Veränderung der genetischen Ausstattung lebender Organismen
ein Spiel mit dem Feuer ist, das dramatische und unvorhersehbare Folgen für den
Fortbestand der Menschheit haben kann.
Das sieht jeder anders. Unserer Meinung
nach erfordert das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung mehr oder weniger implizit die Verringerung von Risiken für die Zukunft unseres Planeten. Ein Ausschluss von
B2B DEZEMBER 2015
asset management
Produzenten genmanipulierter Organismen
aus der Gruppe nachhaltiger Unternehmen
erscheint uns da die logische Konsequenz
und die vernünftigste Lösung.
Auch über Biokraftstoffe wird viel diskutiert. Biokraftstoffe der zweiten Generation werden aus landwirtschaftlichen Nebenprodukten und Abfällen hergestellt. Aus
unserer Sicht gebieten selbst ganz elementare ethische Grundsätze, dass Unternehmen nur dann als nachhaltig gelten können,
wenn sie Biokraftstoffe der zweiten Generation herstellen.
Best-in-Class: die Zukunft
Der Ausschluss bestimmter Unternehmen
ist ein Aspekt der Definition von Smart
Food. Wir sind aber überzeugt, dass man
darüber hinaus auch Vorreiter und Pioniere nennen sollte: als Vorbilder für andere.
Das norwegische Unternehmen Tomra ist
ein solches Best-in-Class-Unternehmen.
Seit seiner Gründung 1972 ist es auf sensorgesteuerte Maschinen zur Nahrungsmittelsortierung und im Verpackungsrecycling
spezialisiert. Mittlerweile wurden in den
Behältern von Tomra 35 Mrd. Flaschen und
Dosen gesammelt. Das entspricht 20 Mio.
Tonnen Treibhausgas oder der jährlichen
CO2-Emission von 2 Mio. Autos. Das beste
Beispiel für die Innovationskraft des Unternehmens ist Sentinel II, ein optisches Sortiersystem für die Lebensmittelindustrie,
das mit hochsensiblen Sensoren schadhafte Produkte sowie Fremdmaterialien wie
Plastik aus Obst- und Gemüseernten entfernt. Dadurch muss weniger weggeworfen werden.
Bei unseren Smart Food Investments wollen wir das Gute wählen und das Schlechte meiden. Hinzu kommt unsere Überzeugung, dass jedes Unternehmen Nachhaltigkeit in seine Geschäftsprozesse integrieren muss.
1 Per Definition von BNP Paribas Investment Partners
2 Quelle: http://www.wrap.org.uk/content/reducingfoodwaste-could-save-global-economy-300-­billionyear
3 Quelle: http://www.wrap.org.uk/content/reducingfoodwaste-could-save-global-economy-300-­billionyear
4 Quelle: http://www.fao.org/3/a-i3991e.pdf, Food
wastage footprint FAO 2014, Executive Summary
Christoph
Salzmann
Director, ­Senior
Client Relation­
ship Manager
bei BNP ­Paribas
(Schweiz) AG,
Zürich.
Parvest Smart Food ist ein UCITS IV Fonds gem. Luxemburger Recht. Anlage in diesen Fonds unterliegen Wertschwankungen und Risiken, die üblicherweise mit einer Investition in Wertpapiere verbunden sind, insbesondere einem Liquiditäts- und einem operativen Risiko. Der Wert der Fondsanteile kann schwanken und es kann sein, dass der
Anleger seinen ursprünglich investierten Betrag nicht zurückerhält. Für eine vollständige Beschreibung aller Risiken lesen sie bitte den aktuellen Verkaufsprospekt und das
KIID. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist weder ein Hinweis noch eine Garantie für zukünftige Erträge.
Im Falle einer Vertriebsgenehmigung des Fonds in der Schweiz können der Fondsprospekt, die vereinfachten Prospekte, die Statuten sowie die Jahres- und Halbjahresberichte der Fonds kostenlos beim Vertreter in der Schweiz, BNP Paribas (Suisse) SA, 2, place de Hollande, 1204 Genf, bezogen werden; die Zahlstelle in der Schweiz ist BNP
Paribas Securities Services, Paris, Niederlassung Zürich, Selnaustrasse 16 , 8002 Zürich .
B2B DEZEMBER 2015
73
asset management
CHINA – EINE
«NEUE NORMALITÄT»
Mathias Metzger / Karin Salomon
Vor etwa anderthalb Jahren kündigte
Chinas Präsident Xi Jinping eine «neue
Normalität» für sein Land an und sag­
te das Ende zweistelliger Wachstums­
raten für die chinesische Wirtschaft vo­
raus. In diesem Jahr hat sich durch das
schwächste Wirtschaftswachstum seit
2009 einmal mehr die Weitsicht des
Präsidenten gezeigt. Doch schien Chi­
na in diesem Sommer einem Ausnahme­
zustand näher als einem neuen Normal­
zustand. Wie geht es weiter?
Die Kursstürze an den chinesischen Börsen, aufkommende Zweifel an den offiziellen Wachstumsstatistiken der Behörden, die
hohe Verschuldung vieler Unternehmen und
Kommunen sowie die überraschende Abwertung der chinesischen Währung haben
das Vertrauen vieler Anleger in die chinesischen Aktien- und Obligationenmärkte in
Frage gestellt. Vor diesem Hintergrund stellt
sich vielen institutionellen aber auch privaten Investoren die Frage nach der zukünftigen Bedeutung Chinas im Portfolio-Kontext:
Welche Risiken und welche Chancen ergeben sich aus dem voranschreitenden Strukturwandel der chinesischen Wirtschaft und
welche Investment-Strategien versprechen
im herausfordernden asiatischen Markt in
Zukunft erfolgreich zu sein?
Mathias Metzger, Leiter des Active Advisory der Privatbank Berenberg, investiert
selbst täglich an den asiatischen Anleihen-
74
märkten. Er gehört zu den Investment-Spezialisten für asiatische Schwellenländer des
Bankhauses mit Sitz in Hamburg. Zusammen
mit Karin Salomon betreut er den Renminbi Bond Opportunities Flex UI Fonds, der
sich seit seiner Auflage vor gut vier Jahren
äusserst erfolgreich am chinesischen Anleihenmarkt behauptet hat. 2011 entstand auf
Kundenanfragen hin die Idee zu einer konservativen Anlagestrategie, mit der Investoren über ein attraktives Obligationen-Portfolio am Wachstum Asiens partizipieren können. ­Leider ist der infantile Offshore-Markt
Renminbi-dominierter Anleihen noch immer
grösstenteils ineffizient und intransparent.
Deshalb investiert der Fonds sowohl in so
genannte «Dim-sum»-Anleihen asiatischer
und internationaler Firmen als auch in asia­
tische Unternehmensanleihen, die in USD
emittiert werden. Dieses flexible Anlageuniversum gewährleistet eine breitere Diversifikation in den einzelnen Ländern und Sektoren und verschafft dem Fonds der Berenberg Bank einen entscheidenden Wettbewerbsvorsprung im Vergleich zu Produkten
der Mitbewerber. Die gut durchdachte Anlagestrategie wurde mit einer Wertsteigerung um fast 18 % (nach Gebühren) und einer Verfünffachung des Fondsvolumens
seit Auflage bis zum Anfang dieses Jahres
belohnt.
Renminbi-Abwertung
führte zu Anpassungen
Trotz seines ausgeglichenen Anleihen-Portfolios litt auch der Fonds der
Berenberg Bank unter den Turbulenzen,
welche die chinesischen Märkte in diesem Jahr erfassten. Die Korrektur der
chinesischen Aktienmärkte, die im Sommer auf eine rasante, kreditfinanzierte
Börsenrallye folgte, führte zwar zu einem Wertverlust des Shanghai Composite Index von mehr als 40 %, hatte aber
kaum Auswirkungen auf die Performance
des soliden Bond-Portfolios des Fonds.
Allerdings führte die unerwartete Abwertung des Renminbi durch die chinesischen Zentralbank im August zum bisher grössten Monatsverlust seit Auflage des Fonds. Auf diesen wurde nun mit
­einer neuen strategischen Ausrichtung
reagiert, indem ein aktives Währungsmanagement des Portfolios erlaubt wird.
Bei der Lancierung war durch ein Währungs-Overlay der USD-dominierten Anleihen in Renminbi sichergestellt worden,
dass der Fonds vollständig an der Wert­
entwicklung der chinesischen Währung
partizipieren würde. Obwohl Metzger und
Salomon nach wie vor von einer langfristigen Aufwertung des Renminbi überzeugt sind, entschieden sie sich, das Investment-Mandat des Fonds im Sinne des
Kunden an die neuen Umstände der chinesischen Wirtschaft anzupassen: Der Anteil der chinesischen Währung kann nun
also kurzfristig auf 0 % reduziert oder auf
100 % erhöht werden, um das Fondsvermögen entweder effektiv vor zukünftigen
Verlusten durch Unruhen an den Devisen-
B2B DEZEMBER 2015
asset management
märkten zu schützen oder gegebenenfalls
von ihnen zu profitieren.
Die neue Strategie passt gut zur Berenberg-Philosophie des verantwortungsvollen Handelns im Sinne der Kunden. Zu diesen gehören nicht nur etablierte Vermögensverwalter und Grossbanken, die mithilfe des Renminbi Bond Opportunities
Flex UI Fonds ihr Portfolio diversifizieren.
Der Fonds mit seiner niedrigen Korrela­
tion zu traditionellen Anleihen interessiert
überdies auch viele Privatkunden. Ihnen
bietet sich die Möglichkeit, in den herausfordernden asiatischen Markt sicher und
erfolgreich zu investieren.
China – weiterhin lohnendes Anlageziel
Metzger und Salomon sind sich sicher,
dass sich das auch weiterhin lohnen wird.
Trotz des sich abschwächenden Wirtschaftswachstums in China sind sie nach
wie vor von der Anlagephilosophie des
Renminbi Bond Opportunities Flex UI
Fonds überzeugt. Metzger merkt hierzu
an, dass «die Renditen von Unternehmensund Staatsanleihen aus den grossen Industrieländern weiterhin nahe null und inflationsbereinigt sogar häufig negativ ausfallen. Der chinesische Anleihenmarkt
bleibt damit auf längere Sicht für ausländische Investoren attraktiv und wir gehen
davon aus, dass der Markt in den nächs-
Das Team von Berenberg Bank (Schweiz) AG v.l.n.r.
Karin Salomon (Investment Spezialist),
Mathias Metzger (Leitung Global Investment Advisory)
und Tobias Jach (Investment Spezialist).
B2B DEZEMBER 2015
75
asset management
ten Jahren stark wachsen wird». Tatsächlich erzielt die Berenberg Bank dort seit
Jahren Zinsaufschläge von 3–5 % mit Anleihen asiatischer Unternehmen, die ein
besseres oder zumindest gleichwertiges
Investment Grade Rating aufweisen wie
grosse und solide Unternehmen aus den
USA und Europa.
Positive Aspekte nicht negieren
Auch die Perspektiven für die chinesische
Wirtschaft sehen die Investment-Spezialisten der Berenberg Bank nicht so pessimistisch wie viele andere Beobachter.
Im Gegenteil: Die drastischen Kursrückgänge der letzten Monate werden vor
allem als attraktive Einstiegschance betrachtet. Karin Salomon hält fest, dass
«der chinesischen Regierung viel Handlungsspielraum verbleibt, um die Wirtschaftskraft des Landes nachhaltig zu
stützen: Seit Ende 2014 hat die Regierung eine Pipeline neuer Infrastrukturprojekte im Volumen von 15 Bio. Yuan aufgebaut». Ausserdem erhöhen die niedrige Inflationsrate und die hohe Sparquote den Spielraum der Regierung, weitere
Fiskalreformen oder Zinssenkungen umzusetzen und einzelne Industriesektoren
zu unterstützen. Unter Xi Jinping‘s Präsidentschaft hat China nicht nur die Liberalisierung seines Wirtschaftssystems
vorangetrieben, sondern auch einen wirtschaftlichen Strukturwandel angeschoben. Mittlerweile erwirtschaftet der
Dienstleistungssektor mehr als die Hälfte
des chinesischen Bruttoinlandprodukts.
Finanz- und Gesundheitsindustrie wachsen rasant und traditionellere Industriesektoren verlieren zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung. Trotz der Risiken, die der umfassende Reformprozess
und die Neuaufstellung des chinesischen
Wachstumsmodells mit sich bringen, vertrauen Metzger und Salomon deshalb in
die technokratische Regierung Chinas
und sind sich sicher, dass der Strukturwandel gelingen dürfte.
Dass dieser jedoch Geduld und Zeit erfordern wird, wissen auch die Investment-Experten der Berenberg Bank.
76
Ebenso, dass wirtschaftliche Rückschläge oder Währungsschwankungen folglich kurzfristig nicht ausgeschlossen werden können. Jahrelang galt der Renminbi als eine der stabilsten und sichersten
Schwellenländerwährungen der Welt.
Nach seiner Abwertung durch die chinesischen Zentralbanken im August glaubt
nun eine Mehrzahl der Volkswirte, dass
der Renminbi gegenüber dem USD bis
Mitte 2016 weiter nachgeben wird. Und
gerade private Investoren sorgen sich
um Währungsrisiken asiatischer Investment-Produkte. Metzger denkt jedoch
nicht, dass der Renminbi mittel- bis langfristig an Wert verlieren wird: «China be-
sitzt die weltweit grössten Fremdwährungsreserven. Die Regierung ist in der
Lage, den Wechselkurs stabil zu halten,
um die Erwartung eines Abwertungstrends zu vermeiden und ihr langfristiges Ziel der Renminbi-Internationalisierung nicht zu gefährden», sagt Salomon. Zudem scheint es unwahrscheinlich, dass die chinesische Regierung ihre
eigene Währung systematisch schwächen wird, um die Wirtschaft zu stützen.
Metzger merkt an, dass «die Wachstums­
impulse für die chinesische Wirtschaft
durch eine Abwertung in der Vergangenheit eher gering ausgefallen sind. In den
letzten zwei Jahren gewann die chinesische Exportwirtschaft sogar trotz des
relativ starken Renminbi Marktanteile in
Europa und in den USA hinzu». Er führt
die Abschwächung des chinesischen Exportwachstums eher auf eine zyklische
Abkühlung der globalen Konjunktur als
auf eine unverhältnismässige Stärke der
chinesischen Währung zurück. Ausserdem spekuliert Metzger, dass eine weitere Abwertung sogar rezessiv wirken könnte. Dann nämlich, wenn wie in diesem
Sommer die Währungen anderer asia­tischer Länder und wichtiger Handels­
partner noch stärker als der Renminbi
nachgeben und in der Folge eine reale
Aufwertung auftritt. Die Bedeutung des
Handels zwischen China und Schwellenländern nimmt dabei stetig zu.
Flexibel in die Zukunft
Für politische Beobachter, Ökonomen und
Investoren bleibt die Entwicklung Chinas
also sowohl spannend als auch herausfordernd. In den asiatischen Finanzmärkten
scheint derzeit Veränderung die einzige
Konstante und Flexibilität die dabei vielversprechendste Strategie zu sein. Genau diesen Ansatz verfolgt Berenberg mit
dem aktiven Währungsmanagement und
breiten Anlageuniversum des ­Renminbi
Bond Opportunities Flex UI Fonds. Und
deshalb sind sich Metzger und Salomon
­sicher, dass Chinas «neue Normalität»
für sie schon bald wieder Gewohntes bedeutet – nämlich attraktive Renditen trotz
­einer konservativen Anlagestrategie.
B2B DEZEMBER 2015
asset management
DIE JAPANISCHE
WACHSTUMS-STORY
GEHT WEITER
Thomas Jeck
Die Gewinne japanischer Firmen für
das dritte Quartal 2015 haben Anle­
ger positiv überrascht. Sie waren im
Schnitt um gut zehn Prozent höher als
im Vergleichsquartal des Vorjahres.
Die Wachstums-Story dürfte auch 2016
weitergehen. Vielversprechende Anla­
gechancen finden sich vor allem in den
Sektoren IT, Elektronik und Konsumgü­
ter. Der JB Japan Stock Fund1 nutzt die­
se gezielt und seit Jahren mit Erfolg.
B2B DEZEMBER 2015
Viele japanische Aktien – vor allem in den
Sektoren Automobil, Elektronik und Maschinenbau – erlitten im dritten Quartal wegen der schwächeren Nachfrage
aus China herbe Rückschläge. Die Gewinne für das dritte Quartal haben jedoch gezeigt, dass der Markt die Folgen
des schwächeren China-Geschäfts überschätzt und zu stark eingepreist hat. Denn
oft wird ausser Acht gelassen, dass die Region Asien-Pazifik, inklusive China, nur ge-
rade 11 % aller japanischen Firmenumsätze
ausmacht. Auch für 2016 stehen die Chancen für ein starkes Gewinnwachstum gut.
Die niedrigen Rohstoffpreise dürften die
Wachstumsstory japanischer Firmen weiterhin stützen.
IT, Elektronik und Konsumgüter
Vielversprechende Anlagechancen sind
vor allem in den Sektoren Informationstechnologie, Elektronik und Konsumgü-
77
asset management
ter zu finden. Während der langen Deflationsjahre Japans haben viele Unternehmen ihre IT-Kosten gesenkt, um ihre Gewinnziele zu erreichen. Mittlerweile hat
sich die Situation geändert: Investitionen
in IT ziehen derzeit stark an. Viele Unternehmen sind dazu übergegangen, freie
Mittel in die Modernisierung ihrer Systeme zu investieren. Ziel ist es, sowohl die
Produktion als auch die gesamte Wertschöpfungskette effizienter zu machen.
Vor diesem Hintergrund dürften vor allem IT-Dienstleister die Gewinnerwartungen übertreffen.
Interessant ist auch der Elektronik-Sektor:
Japan spielt dort weiterhin eine weltweite Schlüsselrolle, auch wenn das aus Sicht
vieler Konsumenten nicht immer offensichtlich ist. Viele iPhone-Nutzer wissen
zum Beispiel nicht, dass rund die Hälfte
der knapp 1000 Bauteile des iPhone 6 von
japanischen Zulieferern stammt.
Eine weitere gut positionierte – und oft unterschätzte – Branche ist der japanische
Konsumgütersektor. Viele Konsumgüterhersteller profitieren von der wachsenden Zahl ausländischer Touristen in Japan. Gegenüber 2014 ist die Zahl der Touristen bereits um 50 % gestiegen. Ein Drittel von ihnen kommt aus China und kauft
kräftig in Japan ein, zusätzlich angetrieben vom schwachen JPY. Zudem dürfte
die Zahl der Touristen weiter ansteigen,
weil die Regierung plant, die Visa-Bestim-
Thomas Jeck
Head of Intermediary Clients
Switzerland bei
GAM, Zürich.
78
mungen für Chinesen und andere asiatische Staatsbürger zu lockern.
Stärkere M&A-Aktivitäten zu erwarten
Der Trend hin zu mehr Fusionen und Übernahmen bei japanischen Unternehmen hat
sich im vierten Quartal verstärkt. Allein in
diesem Jahr kam es zu Transaktionen im
Wert von 10 Bio. JPY. Dies entspricht einem Anstieg um 50 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Einführung des Corporate Governance-Kodex erhöht den
Druck auf Unternehmen, ihre Ertragsziele mit den Erwartungen ihrer Aktionäre in
Einklang zu bringen. Dabei könnten Übernahmen eine willkommene Lösung sein,
um hohe Cash-Bestände wirksam einzusetzen. Ausserdem schaffen die derzeit
günstigen Bewertungen von Unternehmen
attraktive Akquisitionsziele.
Mit kombinierter Strategie zum Erfolg
Wer vom Potenzial japanischer Firmen
profitieren möchte, findet im JB Japan
Stock Fund von GAM einen innovativen Anlageansatz. Er nutzt verschiedene Alpha-Quellen. Ein Teil des Fonds investiert gezielt in fundamental hochwertige japanische Aktien – die so genannten «Leader» Japans auf dem heimischen
und dem internationalen Markt. Der andere Teil des Portfolios wird nach den Vorgaben eines proprietären, wertorientierten Selektionsmodells gemäss eines systematischen Anlageansatzes verwaltet.
Und das mit Erfolg: Der Fonds übertrifft
seine Benchmark und Vergleichsgruppe
über verschiedene Zeiträume.
Die «Leader» der
japanischen Wirtschaft
Bei den «Leader»-Aktien wird im Selek­
tionsprozess eine umfangreiche Fundamentalanalyse appliziert. Ziel ist es, 20 bis
30 gleich gewichtete Aktien über mehr als
fünf Jahre zu halten, die eine herausragende Geschäftsentwicklung aufweisen, attraktiv bewertet sind und eine führende
Position in ihrem Sektor inne haben: Im
«Leader»-Portfolio befinden sich Unternehmen mit einem dauerhaften Wettbewerbsvorteil in solide wachsenden Märk-
ten sowohl in Japan als auch international. Die Titel im «Leader»-Portfolio werden einmal jährlich auf ihre ursprünglichen
Gewichtungen zurückgeführt.
Leader mit Wachstumsaussichten
Wachstumspotenzial versprechen beispielsweise Marktführer wie der IT-Anbieter OBIC, Fanuc, ein globaler Hersteller von rechnergestützten numerischen
Steuerungs-Ausrüstungen (CNC), Industrierobotern und kleineren Werkzeugmaschinen sowie das grösste japanische Kosmetikunternehmen Kao.
Fanuc beansprucht mehr als die Hälfte
des globalen CNC-Marktes und nimmt
eine führende Rolle im sehr profitablen Industrieroboter-Geschäft ein. Die Firma ist
gut positioniert, um mittel- bis langfristig
von der zunehmenden Fabrikautomatisierung in Schwellenländern zu profitieren.
Kao ist vor allem wegen seiner aggressiven Expansionsstrategie in Asien – insbesondere ausserhalb von Japan, wo das Unternehmen bereits gut etabliert ist – interessant. Nachdem Kao die Schulden für
die Übernahme des zweitgrössten Kosmetikunternehmens Kanebo 2006 beglichen hat, bleiben nun wieder mehr finanzielle Ressourcen für künftige Investitionen. Die Firmenführung hat zudem einen
guten Leistungsausweis in Bezug auf freie
Mittel und die Eigenkapitalrendite.
OBIC, ein Anbieter von IT-Systemen, konzentriert sich vor allem auf kleine bis mittelgrosse japanische Unternehmen. Mit
einem Marktanteil von 18 % bei IT-Lösungen für Unternehmensressourcenplanung
(enterprise resource planning) gehört das
Unternehmen zu den Marktführern. OBIC
geniesst in diesem Segment ein stabiles
Wachstum, das vor allem auf bestehende
Kunden zurückzuführen ist. Die Firma konzentriert sich stark auf Kundenbindung.
Ausgewählte Value-Aktien
Der andere Teil des Portfolios des JB Japan Stock Fund wird basierend auf internen empirischen Daten und langjähriger
B2B DEZEMBER 2015
asset management
Team mit umfassenden
Japan-Kenntnissen
Lead-Portfoliomanager Ernst Glanzmann
verwaltet den JB Japan Stock Fund seit
rund 12 Jahren. Er verfügt über eine umfangreiche, mehr als 20-jährige Erfahrung
mit japanischen Aktien. Unterstützt wird
er bei seiner Arbeit von der Co-Portfolio­
managerin Reiko Mito sowie einem erfahrenen Team von Value-Aktienspezialisten.
Die gebürtige Japanerin Reiko Mito besitzt dank ihrer langjährigen Erfahrung als
Aktienanalystin in Tokio über ausgezeichnete lokale Marktkenntnisse und Unternehmenskontakte.
Leader-Strategie
4%
y = -0.09353 x + 0.00031
R2 = 0.00896
3%
2%
1%
0%
-1%
-2%
-3%
-6%
-4%
2%
6%
4%
Portfolio-Aufbau
Individuelle Mischung gemäss
Tracking ­Error
• Portfolio von 20–30 überlegenen Titeln
• Typische Haltedauer 5 Jahre oder mehr
•Gleichgewichtet
• Verkauf, wenn Aufschlag 30 % über
Fair Value erreicht wird oder die
grundlegenden Annahmen von der
ursprünglichen Beurteilung abweichen
• Jährliche Gleichgewichtung, also
Neugewichtung
• Portfolio von 80 Value-Titeln
• Mindesthaltedauer: 6 Monate
• Nach Maktkapitalisierung gewichtet
(max. 5 %)
• Zweimal jährliche Neuberechnung
und Neugewichtung
JB Japan Stock Fund – JPY / B
Annualisierte Performance seit Auflegung am 28.05.1993 (Daten per 20.11.2015)
2.5%
30%
25%
2.0%
1.5%
1.0%
0%
Annual. Performance
für den Zeitraum
B2B DEZEMBER 2015
0%
Titelauswahl
Bottom-up mit ­individuellen
Prozessen
• Reine Bottom-up-Titelauswahl anh.
umfassender Fundamentalanalyse
zum Erkennen von Unternehmen mit
– hoher Rentabilität und hohem
Wachstum
– hohem Marktanteil
– hoher Finanzkraft
• Zu Beginn müssen Kurse mindestens
30 % unter dem Fair Value liegen
• Ermittlung von Value-Werten im Uni­
versum MSCI Japan durch systema­
tischen Ansatz anhand marktspezi­fi­scher Parameter (z.B. KBV, KGV)
• Anlagebeurteilung validiert durch
quantitative Soliditätsprüfung
0.5%
1 Julius Baer Multistock – Japan Stock Fund
-2%
Anlageprozess des JB Japan Stock Fund
Leader-Strategie
Risiken ausbalancieren
Die beiden Anlagestrategien weisen eine
Korrelation von nahezu Null auf. Dies ist
mit ein Grund für die hohe Information
Ratio des Fonds. Die Aufteilung der Assets in die beiden Strategien (Leader und
Value) hängt vom ex-ante Tracking Error
ab. Je höher der ex-ante Tracking Error
eines Pools, desto tiefer seine Gewichtung im Portfolio. So tragen beide Ansätze gleich viel zum Gesamtrisiko bei. Der
Aufteilungsschlüssel wird zweimal pro
Jahr überprüft und bei Bedarf angepasst.
JB Japan Stock Fund
Korrelation der täglichen relativen Überrenditen seit Einführung des Ansatzes am 18.07.2008
(Daten per 30.10.2015). Die geringe Korrelation von Alpha-Quellen im Portfolio verbessert
das Rendite-Risiko-Profil und die Nachhaltigkeit der Performance.
Value-Strategie
Praxiserfahrung systematisch in rund 80
der attraktivsten Value-Aktien investiert.
Dem Team steht dafür ein Universum zur
Verfügung, das insgesamt rund 1200 japanische Unternehmen umfasst. Jede Position im Portfolio wird einer qualitativen
Kontrolle unterzogen. Dabei sollen jene
Firmen vermieden oder ersetzt werden,
die Rechnungslegungsprobleme haben,
sich mit gravierenden Rechtsstreitigkeiten konfrontiert sehen, auf ein einziges
reifes Produkt fokussiert sind oder häufige Führungswechsel vermelden. Das
Value-Portfolio wird zweimal pro Jahr
neu zusammengestellt und die Positionen werden nach Marktkapitalisierung
gewichtet.
JB EF Japan – JPY/B
MSCI Japan Local / ND*
20%
15%
10%
5%
0%
10 Jahre
5 Jahre
3 Jahre
1 Jahr
(einfach)
*Bis 30. Juli 2004 war die Benchmark der Tokyo SE Ordinary Share (in JPY)
79
asset management
SPITZENLEISTUNGEN BEI
ASIATISCHEN AKTIEN
Tan Chong Koay / Christian Hürzeler
Obwohl Wertschriften aus Asien in jedes
gut diversifizierte Portefeuille gehören,
bleibt die Region auch für viele Professio­
nelle ein Buch mit sieben Siegeln. Das gilt
nicht für Dr. Tan Chong Koay, den Grün­
der und CEO von Pheim Asset Manage­
ment. Er übertrifft sowohl Benchmarks als
auch Peergroups seit jeher deutlich. Die
B2B-Redaktion traf sich mit ihm anläss­
lich seines jüngsten Besuchs in Zürich und
fragte ganz bescheiden nach seinem Er­
folgsrezept. Das Gespräch wurde ergänzt
durch ein Kurzinterview mit Christian Hür­
zeler von der Neuen Privat Bank AG, wel­
che den Fonds hierzulande vertreibt.
80
Das zweite Halbjahr brachte für viele
Asien-Investoren herbe Verluste. Wie
ist es Ihnen ergangen?
Wir waren auch betroffen, aber vielleicht etwas weniger als andere Asset Manager aufgrund unserer spezifischen Titelselek­tion.
Zum einen waren wir nicht voll investiert
und zum anderen vermieden wir Sektoren
wie Öl und Gas, welche stark unter den fallenden Rohölpreisen litten. Unser Portfolio
verlor insbesondere an Wert durch den steigenden USD gegenüber asiatischen Währungen. Doch dank der ausgeprägten Cash-­
Position konnten wir rasch günstig im Markt
Positionen aufbauen.
Was empfehlen Sie Schweizer Anlegern,
die aus Diversifikationsüberlegungen
weiterhin in Asien investiert sein möch­
ten?
Wir sehen die asiatischen Volkswirtschaften – ohne jene Japans – im Gleichschritt
mit der globalen Abschwächung rückläufig tendieren. Durch die jüngsten Marktkorrekturen bieten sich allerdings wieder
Chancen – auch wenn sich das Wachstum
in Asien etwas abschwächt, ist es im Schnitt
noch immer deutlich besser als etwa jenes in Europa oder den USA. Ich empfehle, in Asien investiert zu bleiben, allerdings
selektiv.
B2B DEZEMBER 2015
asset management
Sie gelten als exzellenter Kenner der
asiatischen Aktienmärkte. Wie lau­
tet denn das Erfolgsgeheimnis Ihres
Hauses?
Einer der wichtigsten Punkte ist der, dass
wir nicht immer voll investiert sein müssen. Wer zu gierig ist, wird sich meist als
Verlierer wiederfinden. Solange ein gewisses Gefühl fürs Timing vorhanden ist,
lässt sich eine temporäre Underperformance bei einzelnen Titeln durchaus akzeptieren. Die meisten Fondsmanager
mögen dies allerdings nicht. Wie vorhin
angedeutet, nutzen wir Cash zur Performance-Aufbesserung. Wenn wir denken, dass ein Markt oder Titel eine zu
hohe Bewertung erreicht hat, treten wir
als Verkäufer auf und erhöhen dadurch
den Cash-Bestand. Im Grunde sind wir
klassische Value-Investoren, welche die
Möglichkeit schätzen, ein breites Investment-Spektrum zu nutzen.
Welche Faktoren sind bei der Analyse
von Titeln besonders zentral?
Zum einen schauen wir natürlich auf den
Preis, also auf Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn- oder das Kurs-Buchwert-Verhältnis,
B2B DEZEMBER 2015
dann ist auch die Bilanz zentral. Arbeitet
das Unternehmen profitabel? Generiert
es Erträge aus dem Kerngeschäft? Weiter sind die Erträge pro Aktie oder die
Dividendenhöhe von Belang oder natürlich das Management. Handelt es integer? Ist es leistungsstark, fokussiert und
hält es auch Anteile am Unternehmen?
Diese Fragen sind ebenso wichtig wie
eine hohe Transparenz und gute Corporate Governance.
Welche Märkte oder Marktsegmente
favorisieren Sie derzeit?
Gegenüber Kapitalisierungen sind wir
indifferent, da unser Hauptaugenmerk
auf günstig bewerteten Aktien mit hohem Wachstumspotenzial liegt. Aktuell
sehen wir gute Kaufgelegenheiten in China, Indonesien, Thailand und Malaysia, da
diese Märkte einerseits stark korrigierten und anderseits auch die Währungen
nachgaben. Aus einer USD-Perspektive
sind die Bewertungen wirklich attraktiv,
insbesondere bei Unternehmen, deren
Erträge vom Export getrieben werden –
ich denke da an die Segmente Holzwaren, Gummihandschuhe oder Halbleiter.
Literatur-Hinweis
«Rising above financial storms» erläutert den Lesern Dr. Tans erfolgreichen Anlageansatz. Es handelt
sich dabei nicht um theoretische Erörterungen sondern um echte Praxisbeispiele. Aufgezeigt und kommentiert werden sowohl erfolgreiche Titelselektionen als auch solche, die nicht funktionierten. Leser
merken schnell, dass der Ansatz
sowohl in aufwärts tendierenden
Märkten als auch in Baisse-Phasen
funktioniert. Es gibt wohl viele Bücher von Top-Fondsmanagern aus
den USA zu kaufen, doch dieses ist
das erste aus der Feder eines asiatischen Fachmanns. «Rising above
­financial storms» ist kein Buch eines
beliebigen Fondsmanagers für asiatische Aktien, sondern des aktuell
besten.
Das Buch kann bei www.amazon.de
bestellt werden.
81
asset management
Die Banken und Immobilien sind preislich zwar ziemlich am Boden, doch bestehen dort zyklische Risiken. Bei Banken kommt noch die Unklarheit hinzu,
wie hoch der Eigenkapitalbedarf ist,
um die Bestimmungen von Basel III einzuhalten.
Ihr Flaggschiff-Fonds feierte 2015
sein 20-jähriges Bestehen.
Das ist korrekt; wir feierten das Jubiläum
am 3. Februar. Anfang des Jahres kriegten wir von Lipper noch die Nachricht,
dass unser in den ASEAN-Staaten investierender Fonds in seiner Kategorie die
Top-Position unter sämtlichen Perioden
über 1–20 Jahre einnehme – ein noch nie
dagewesener Rekord. Seit der Lancierung 1995 bis zu besagtem 3. Februar er-
zielte unser Produkt 497.37 % Rendite in
USD, dies gegenüber dem FTSE A
­ SEANIndex mit 44.56 %. Der erste Verfolger
kam auch nur gerade auf 94.52 %. So gesehen dürfen wir sicherlich behaupten,
einen ansprechenden Job gemacht und
manch eine Krise positiv gemeistert zu
haben.
Im Vorfeld unseres Gesprächs liessen
Sie uns sein Exemplar Ihres neuen
­B uchs zukommen.
Das Buch handelt vom Investieren und
von meinem Leben zugleich. Es beschreibt meine Geschichte mit den erlangten Kenntnissen. Dazu gehören auch
die breiten Erfahrungen aus meiner 18
Jahre dauernden Tätigkeit in Wachstums­
unternehmen, bevor ich vor rund 21 Jah-
ren dann Pheim Asset Management gründete. Das Buch zu schreiben war wie eine
Katharsis; es zwang mich zurückzublicken
und zu analysieren, was denn alles gut lief
und was eher nicht klappte.
Eines der Kapitel trägt den Titel «Was
macht einen guten Investor aus?».
Geben Sie den Lesern einen kurzen
Einblick hierzu?
Leute meinen, dass man Weitblick haben
müsse, doch dies ist eine seltene Gabe.
Ich würde eher sagen, dass es Überzeugung und Standfestigkeit braucht. Leider
honoriert der Markt persönlich gewonnene Ansichten nicht immer umgehend, sodass man als erfolgreicher Investor auch
Geduld benötigt, bis der Markt die eigenen Ansichten bestätigt.
Dr. Tan Chong Koay inmitten seines Teams
Founder & CEO von Pheim Asset Management
(Asia) Pte Ltd, Singapur.
82
B2B DEZEMBER 2015
asset management
NACHGEFRAGT
Die B2B-Redaktion unterhielt sich an­
lässlich der Buchpräsentation von Tan
Chong Koay auch mit Christian Hürze­
ler, dem Leiter institutionelle Kunden bei
der NPB Neue Privat Bank AG in Zürich.
Die Bank vertreibt den Fonds hierzulan­
de aktiv und weiss um die aktuellen Fra­
gen und Wünsche der Kunden bestens
Bescheid.
Christian Hürzeler, wir nehmen an,
dass Sie sich glücklich schätzen können,
den Kunden durch die K
­ ooperation
mit Pheim Asset Management ­einen
der besten Asien-Fonds anbieten zu
­dürfen.
In der Tat, wir schätzen uns sehr glücklich,
mit einem solch erfolgreichen Partner seit
mehr als zwölf Jahren zusammenzuarbeiten. Zu Beginn wollten wir für unsere Kunden vermehrt in Asien investieren, was aufgrund unseres fehlenden Knowhows nur
mit einem externen Partner möglich war.
Einer unserer damaligen Verwaltungsräte kannte Dr. Tan persönlich; so kam es
zu dieser Kooperation. Seit dann erwuchs
eine Vertrauensbasis, was gerade bei Geschäftspartnern anderer Kulturkreise äus­
serst wichtig ist. Mittlerweile sind die Verantwortlichen von Pheim regelmässig in der
Schweiz anzutreffen, um unsere Kunden
und die Presse in 1:1-Meetings aus erster
Hand über Entwicklungen und Trends an
den asiatischen Märkten zu informieren.
Welche Punkte sprechen derzeit für ei­
nen Einstieg oder Zukauf?
Die Korrektur an den asiatischen Aktienmärkten in den Sommermonaten liess viele
Bewertungen auf ein tiefes Niveau sinken.
Dies spricht schon einmal für einen Einstieg. Zudem verloren verschiedene Lokalwährungen gegenüber dem USD massiv an
Terrain und bieten somit Aufholpotenzial.
Zu guter Letzt wird das Wirtschaftswachstum in den meisten Ländern des Fernen
Ostens weiterhin höher sein als jenes in
der westlichen Welt. Fundamental gesehen
B2B DEZEMBER 2015
Christian Hürzeler
Leiter institutionelle Kunden,
NPB Neue Privat Bank AG, Zürich.
sprechen also viele Gründe für ein Engagement in Asien. Einige Investoren nutzten
die Krisenmonate denn bereits zum Ausbau ihrer Asien-Engagements.
Was darf man als Investor von der Re­
gion in einem Zeithorizont von etwa 18
Monaten denn erwarten?
Bei der jüngsten Korrektur verloren auch
jene asiatischen Aktien an Terrain, die bereits vorher günstig bewertet waren. Diese
Titel – grösstenteils Mid Caps – bergen nun
ein grosses Potenzial. Nach Krisen in den vergangenen zehn Jahren legten die Fonds im
Folgejahr jeweils bis zu 80 % zu. Eine schöne zweistellige Performance in den kommenden 18 Monaten ist also durchaus denkbar.
Wie hoch sehen Sie heutzutage die op­
timale Quote asiatischer Aktien für ei­
nen institutionellen Investor des Typs
«Balanced»?
Asien macht bald einen Drittel des weltweiten Bruttosozialprodukts aus. Demzufolge müsste die Allokation in einem ähnlichen Rahmen liegen. Da Asien jedoch in
den meisten Portefeuilles noch stark untervertreten ist, erachten wir eine schrittweise Anpassung bis auf 15 % als sinnvoll.
Lassen Sie zum Schluss die Leser doch
noch kurz wissen, über welche Experti­
sen Ihr Haus sonst noch verfügt.
Unsere Bank wurde 2001 von vier geschäftsführenden Partnern und einem kleinen Kreis von Schweizer Privatinvestoren
als reine Vermögensverwaltungsbank für
private und institutionelle Kunden gegründet. Als unabhängige und kleine Bank profitieren wir von kurzen Dienstwegen und
können so unsere Kunden direkter, persönlicher und flexibler bedienen. Für logistische Dienstleistungen besteht eine Partnerschaft mit der InCore Bank AG. Auf Produktebene sind wir immer auf der Suche
nach interessanten Partnern, so wie mit
Dr. Tan und seinem Team. Zudem sind wir
in verschiedenen Nischen aktiv, beispielsweise im Fondssektor durch die Übernahme von Zahlstellenmandaten. Weitere Projekte sind in der Pipeline, davon möchte ich
jedoch noch nichts preisgeben.
83
info & edu center
LINKS & AGENDA AUSBILDUNG
IMPRESSUM
Kollektive und strukturierte Investments
Fachkurse und Lehrgänge
Herausgeber / Redaktion
SFAMA: News, KAG-Atlas (Rechtsformen),
Dokumentationen über diverse FondsGattungen und Selbstregulierung
www.sfama.ch
Compliance-Trainings:
Finanzdienstleistungs-Compliance
D: Start 11.05.16 (6 Halbtage in Zürich)
Rainer Landert, Fund-Academy AG, CH-8001 Zürich
EFAMA: Comments on the IOSCO’s
Report on elements if international regulatory standards on fees and expenses
www.efama.org
Tel. +41 44 211 00 13
[email protected]
Markus Röthlisberger, R Consult, CH-5022 Rombach
Level 1: Know the FUNDamentals
Grundlagen
D: 13.01. bis 03.02.2016 (4 Nm. in Zürich)
Tel. +41 62 827 37 47
[email protected]
Anschrift
IRS: Aktualisierungen, Dokumente und
Formulare und FAQs zu FATCA
www.irs.gov
Level 2: Fund Compliance & Operations
Management FA
Vorkurs zum Swiss Fund & Asset Management ­Officer
D: 16.03./17.03./22.09.2016 (3 Tage in Zürich)
ALFI: Stellungnahmen zu diversen Diskussionspapieren und Hinweise auf Events
www.alfi.lu
Level 3: SFAMO Swiss Fund & Asset
­Management Officer FA/IAF
D: 05.04.–15.06.2016 (10 Tage in Zürich)
BVI: Position zur ELTIF-Verordnung
www.bvi.de
Level 4: IFAMO International Fund
& Asset Management Officer
E: 6. Durchführung zwischen 22.09.2016
und 27.01.2017 (internationaler Fondslehrpfad in Luxemburg, Paris, London,
Brüssel; Dauer 8 Tage)
B2B-Magazin, c/o Fund-Academy AG,
Sihlstrasse 99, CH-8001 Zürich
www.b2b-magazin.ch
Fotos / Illustration
Orde Eliasson, Sandra Guaresi, Christian Lanz,
­Patrick Lüthy, R
­ oland Schmid, Marcel Studer
Anzeigen
R Consult, Tel. +41 62 827 37 47, [email protected]
BVAI: vierteljährlicher BAI-Newsletter
www.bvi.de
KPMG: Fund News
www.kpmgnews.ch
PWC-Publikationen: AIFMD (The lull
before the storm) und Alternative Asset
Management 2020
www.pwc.ch
Layout und Produktion
a3 communication ag, CH-5022 Rombach
[email protected]
Druck
Kromer Print AG, CH-5600 Lenzburg
Auskünfte und Anmeldung:
Fund-Academy AG, Zürich
Telefon +41 44 211 00 13
www.fund-academy.com
Erscheinung und Auflage
4–5 x jährlich, Auflage 11 8 00 Ex.
Redaktionsschluss
Ausgabe 56/ 16: 15. Februar 2016
EY: MiFID II – What’s next for wealth and
asset managers
www.ey.com
Wichtige Hinweise für Leser
Wir bedanken uns an dieser Stelle herzlich bei unseren Partnern des Jahres 2015 . Die Angaben in die-
Deloitte: Assetbox zur Verwaltung von
Regulations- und Business-Erfordernissen
www.deloitte.ch
Fondsliteratur (Business & Admininstration):
Fonds und andere Kollektivanlagen.
Rainer Landert; 3. Auflage 2015
www.fuw.ch
FRIENDS OF FUNDS
sem Heft, insbesondere jene auf der Seite 85 sind
Nächste Daten in Zürich (Zyklus 25/26):
19.01.16 / 23.02.16 / 15.03.16 / 12.04.16 /
10.05.16 / 31.05.16 / 28.06.16
land nicht, und stellen keine Offerte bzw. Aufforde-
für die Schweiz von Relevanz, gelten mithin im Ausrung zum Erwerb von Finanzinstrumenten oder zur
Inanspruchnahme von Dienstleistungen dar (Angaben gemäss Trägerschaft). Die in den Beiträgen dar-
Nächste Daten in Genf (Zyklus 10):
08.03.16 / 07.06.16 / 06.09.16 / 06.12.16
gelegten Inhalte reflektieren die persönlichen Ansichten der Autoren. Alle Angaben über historische
Wertentwicklungen stellen keine Garantie für zu-
FINANZ’16 mit IMMO’16
3. und 4. Februar 2016 in Zürich
www.finanzmesse.ch
84
künftige Renditen dar.
in partnership with
www.friends-of-funds.ch
Die nächste Ausgabe erscheint im März 2016.
B2B DEZEMBER 2015
Fondsadmin. / -buchhaltung
Revision
Ratings und Rankings
Tax Advice
Legal Advice
Investment Consulting
ALM
IT-Solutions
Labeling
Custody-Services
Depotbank-Services
Vertreter-Services
Fondsbasierrte V V
Fondsanalyse
Fondsplattform (Info / Handel)
Dienstleistungen / Support
Vorsorgelösungen für Firmen
Vorsorgelösungen für Private
Strukturierte Produkte
Immobilienanlagen
Institutionelle Fonds
Alternative Anlagen
Produkte
Behavioral Finance
Duration Management
Socially Responsible Investing
Growth Manager
Value Manager
Passiv-Manager / ETF
Aktiv-Manager
Qualitative Analysen
Quantitative Analysen
Asset Management
editorial
Aargauische Kantonalbank, Aarau
Aberdeen Asset Managers Switzerland, Zürich
Amundi Suisse SA, Genf
AXA Investment Managers Schweiz AG, Zürich
Bank Julius Bär & Co. AG, Zürich
Bank J. Safra Sarasin AG, Basel
Bellevue Asset Management AG, Küsnacht
Berenberg Bank (Schweiz) AG, Zürich
BHF-Bank/Frankfurt-Trust, Frankfurt
BNP Paribas Investment Partners (Schweiz) AG, Zürich und Genf
CACEIS (Switzerland) SA, Nyon
Carnegie Fund Services AG, Genf
cash zweiplus ag, Zürich
ComStage ETF, Zürich
Credit Suisse Group, Zürich
Eaton Vance Management, London
Ethenea Independent Investors S.A., Wollerau
FinOps AG, Zürich
GAM Investment Management (Switzerland) AG, Zürich
INREIM AG, Zürich
Invesco Asset Management Schweiz AG, Zürich
Investissements Fonciers SA, Lausanne
IPConcept (Schweiz) AG, Zürich
J.P. Morgan Asset Management, Zürich
Jupiter Asset Management, Zweigniederlassung Zürich
Kellerhals Carrard, Zürich
LB(Swiss) Investment AG, Zürich
Liechtensteinische Landesbank AG, Vaduz
M&G International Investments Ltd., Zürich
Man Investments AG, Pfäffikon
Neue Bank AG, Vaduz
New Capital Funds (EFG Asset Management), Zürich
Niederer Kraft & Frey AG, Zürich
NPB Neue Privat Bank AG, Zürich
Petercam SA, Zweigniederlassung Genf
Pictet Funds SA, Genf
Pioneer Global Investments Ltd., Zürich
Principal Global Investors, London
Raiffeisen Capital Management Österreich, Wien
RAM Active Investments, Genf
RBC Investor & Treasury Services, Zürich
Reichmuth & Co Privatbankiers, Luzern
Sauren Finanzdienstleistungen GmbH & Co. KG, Zug
Schroder Investment Management (Switzerland) AG, Zürich
SIX Swiss Exchange, Zürich
Solufonds SA, Signy-Centre
Standard Life Investments, Dublin und Zürich
State Street Bank GmbH München, Zürich und SSgA, Zürich
Swiss Fund Data AG, Zürich
Swiss Life Asset Managers, Zürich
Swisscanto Fondsleitung AG, Bern und Zürich
T. Rowe Price, Zürich
Tom Capital AG, Küsnacht
Twelve Capital AG, Zürich
UBS AG, Basel und Zürich
Vescore AG, St. Gallen
Walder Wyss Rechtsanwälte, Zürich
Zürcher Kantonalbank (Swisscanto Invest), Zürich
B2B DEZEMBER 2015
85
Was wäre,
wenn Sie einen innovativeren Weg für das Risikomanagement finden würden?
Wir wissen, dass Kunden
unterschiedliche Anforderungen an
ihre festverzinslichen Anlagen haben.
Heutzutage unterliegen Märkte
einem ständigen Wandel. Was uns
auszeichnet, ist der Umgang mit
Risiken und deren Einschätzung.
Und warum sollten Sie zusätzliche
Risiken eingehen, wenn Sie diese
mit Hilfe unserer Kompetenz und
Erfahrung vermeiden können?
Zeitgemässe Lösungen. Zeitlose Werte.
eatonvance.co.uk
Nur für Professionelle Investoren und deren Berater. Herausgegeben von Eaton Vance Management (International) Limited (EVMI). Das Unternehmen ist durch die Finanzaufsichtsbehörde
von Grossbritannien (Financial Conduct Authority) zugelassen und unterliegt deren Richtlinien. Es hat seinen Sitz in 125 Old Broad Street, London, EC2N 1AR, Grossbritannien.