Abschiedsgottesdienst Micha Koblet Buchs, 4. April 2016 „Vertraut dem Herrn für immer. Denn er, unser Gott, ist ein starker Fels für alle Zeiten.“ Jesaja 26,4 Liebe Trauerfamilie, liebe Trauergemeinde Ich möchte euch alle ganz herzlich begrüssen, im Namen unseres auferstandenen Herrn Jesus Christus. Er ist unsere Hoffnung, im irdischen Leben, im Sterben, und im ewigen Leben. Er ist auch der einzige der uns wirklich trösten kann. Schön, dass ihr alle gekommen seid, dass wir gemeinsam Abschied nehmen können. Wir müssen viel zu früh Abschied nehmen von Micha, der in einem hoffnungsvollen Lebensabschnitt gehen musste. Da fragt man sich natürlich: Warum musste dieser Unfall passieren? Darauf kann ich euch keine Antwort geben. Jeder von uns darf diese Frage selbst an Gott stellen. Ob es auf der Erde je eine Antwort gibt - das weiss nur Gott. In dieser Spannung zwischen Vergänglichkeit und dem ewigen Leben geht unsere Reise weiter. Darum wollen wir uns an unserem ewigen Gott festhalten, wie es auch Micha getan hat. „Vertraut dem Herrn für immer. Denn er, unser Gott, ist ein starker Fels für alle Zeiten.“ Jesaja 26,4 Predigt Gottes Wort war ein zentrales Element im Leben von Micha, daraus hat er Kraft geschöpft und wir haben seine tiefe Zuversicht in Gott gespürt. Josua 1 hatte für ihn eine spezielle Bedeutung. Ich lese darum gleich ein paar Verse: „Ich will bei dir sein, wie ich bei Mose war. Ich werde dich nie verlassen und dich nicht aufgeben. 6 Sei stark und mutig, denn du sollst meinem Volk zu dem Land verhelfen, das ich seinen Vorfahren versprochen habe. 7 Sei stark und mutig. Gehorche gewissenhaft den Gesetzen, die dir mein Diener Mose gab. Weiche nicht von ihnen ab, damit du Erfolg hast, wohin du auch gehst. 8 Die Worte des Gesetzes sollen immer in deinem Mund sein. Denke Tag und Nacht über das Gesetz nach, damit du allem, was darin geschrieben steht, Folge leisten kannst, denn nur dann wirst du erfolgreich sein. 9: Michas Lieblingsvers! Ich sage dir: Sei stark und mutig! Hab keine Angst und verzweifle nicht. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst“ Josua 1,9. Liebe Freunde Dieser Text, und besonders der letzte Vers, war für Michas Leben prägend – heute glaube ich, nicht nur für ihn! Nach zwei Jahren Zusammenarbeit mit Micha in Brunnen und nach dem Gespräch mit seiner Familie letzte Woche machte ich mir Gedanken, was für eine Botschaft über seinem Leben und seinem Abschied stehen könnte. Ich musste nicht lange überlegen. Michas Leben, mindestens die Zeit die ich überblicken kann, steht unter dem Thema Neuanfang. Josua musste damals einen Neuanfang machen. Sein grosser „Mentor“, Mose, war gestorben, und Gott hatte Josua zum Führer des Volkes der Israeliten berufen. Diese neue Aufgabe hatte er sich nicht selbst ausgesucht, und sicher fragte sich Josua in diesem Neuanfang: Werde ich diese neue, grosse Aufgabe packen? Ist das Ganze nicht ein paar Nummern zu gross für mich? Gibt es nicht andere, die das besser könnten? Vielleicht hatte Josua Recht. Aber es ist nicht bei seinen Bedenken geblieben, sonst wäre er gescheitert. In 5. Mose 34,9 lesen wir, was kurz vor dem Neuanfang passierte: „Josua, der Sohn Nuns, war mit dem Geist der Weisheit erfüllt, denn Mose hatte ihm die Hände aufgelegt. Deshalb hörten die Israeliten auf ihn und machten alles so, wie der Herr es ihnen durch Mose befohlen hatte.“ Josua wurde gesegnet. So konnte er mit geistlicher Autorität vorwärtsgehen und diese schwierige Aufgabe bewältigen, ein riesiges Volk in das verheissene Land führen. Die Israeliten wurden nicht mit offenen Armen empfangen, sie mussten kämpfen! Aber durch seinen Glauben erreichte Josua das Ziel seines Lebens. Micha hat es auch nicht immer einfach gehabt und mit Herausforderungen gerungen. Die Dinge sind ihm nicht einfach in den Schoss gefallen, er musste darum ringen und kämpfen. In der Schule, in der Lehre, in der Armee, in der Jungschar... Seine Selbstbeschreibung auf der Jungschar-Homepage war: Berge, Sturkopf, Natur. Wer mit Micha zusammenarbeitete weiss, dass der Zimmermann einen „kantigen“ Charakter hatte. Manchmal kam er wie ein „ungehobeltes“ Kantholz an, hat provoziert, uns herausgefordert. Doch, wie bei Josua haben wir auch Michas tiefes Vertrauen in Gott gespürt. Wie er gebetet hat, wie er über den Glauben geredet hat... Das hat ihn in allen Herausforderungen getragen. Es hat mich auch beeindruckt, wie seine Eltern hinter ihm gestanden sind und ihn gesegnet und unterstützt haben. So konnte Micha immer wieder Neuanfänge machen. Und Gott hat ihn als Werkzeug auf seinen Baustellen gebraucht. Zum Beispiel in Brunnen. Wir hatten 2014 auch einen Neuanfang gemacht. Unsere Jugendarbeit, die bisher von zwei Gemeinden getragen wurde, hatten wir selbständig gemacht. Eine gewagte Sache für eine kleine Gemeinde mit damals 16 Mitgliedern/26 Besuchern! Vom alten Jungschar-Team blieb nur ein Leiter, und ich übernahm die Hauptleitung. So beteten wir für neue Leiter und hielten die Augen offen... In der gleichen Zeit hatte Micha in Buchs Probleme in der Jungschar, und sah sich nach einem neuen Einsatzort um. Vor ziemlich genau zwei Jahren klopfte er bei mir an, wir lernten uns kennen und ab sofort war er in der Jungschar dabei – eine überraschende Gebetserhörung! 1 Gott hat den Neuanfang auf beiden Seiten, bei Micha und bei uns in Brunnen mit offenen Türen bestätigt! Wir haben erlebt, dass Gott zu seinen Verheissungen steht und auf unsere Gebete antwortet. Darum bin ich auch zuversichtlich im Blick auf die Zukunft. Es tönt im Augenblick vielleicht etwas naiv, aber ich glaube, und ich bete auch dafür: Gott, der uns immer mit dem Nötigen versorgt hat, wird auch in Zukunft die Lücke ausfüllen, die Micha jetzt hinterlassen hat. Dies gilt besonders für Mirjam, aber auch für die Familie, für die Jungschar, für die Gemeinde, für die Firma... Wir wissen nicht wie und wann, aber wir wollen glauben, dass er ein Gott des Neuanfangs ist. Heute ist ein wichtiger Moment, um Vergangenes loszulassen damit Neues entstehen kann; damit wir unbelastet von der Vergangenheit die Gegenwart gestalten und zuversichtlich in die Zukunft gehen können. Mit dem Abschied von Micha fängt für uns alle ein neuer Lebensabschnitt an. Das gelingt am besten, wenn wir ihn auf eine gute Art loslassen. Einen Menschen loslassen geht zwar nicht von einem Moment auf den anderen. So ein Abschied braucht seine Zeit, die dürfen/müssen wir uns auch lassen. Aber loslassen beginnt mit einem Entscheid. Loslassen heisst nicht vergessen, sondern zu akzeptieren, dass Micha jetzt an einem anderen Ort ist. Er ist am besten Ort den es gibt: Bei Jesus im Paradies, das heisst für ihn als Zimmermann: In einem Blockhaus in den Bergen☺. Aber was ist denn mit dem Zwischenmenschlichen? Wenn jemand so unerwartet geht, sind doch einige Dinge offen geblieben. Was ist mit den Spannungen oder Konflikten, die eventuell noch zwischen uns gestanden sind? Dinge die wir nicht mehr klären und in Ordnung bringen konnten? Müssen wir jetzt für den Rest unseres Lebens ein schlechtes Gewissen Micha gegenüber haben? Solche Gedanken können einen bei einem so plötzlichen Abschied plagen. Damit wir einen Menschen ganz loslassen können sind drei Schritte hilfreich: 1. Dankbarkeit. Wir danken Gott ganz einfach für das Leben von Micha, das wir seinem Schöpfer zurückgeben. 2. Vergebung in Anspruch nehmen. Dass Micha genau am Karfreitag gegangen ist, kann uns einen Hinweis geben: Jesus ist ihm und uns vorausgegangen. Jesus hat am Kreuz mit seinem Sterben für all das bezahlt, was vielleicht noch zwischen Micha und uns gestanden ist. Darum dürfen wir auch heute Gott um Vergebung bitten für alles, was wir Micha schuldig geblieben sind, was wir ihm nicht mehr sagen oder geben konnten. 3. Wir wollen auch alles bei Gott abgeben, wo Micha uns etwas schuldig geblieben ist, das er nicht mehr in Ordnung bringen konnte. Was vor knapp 2‘000 Jahren an Karfreitag und Ostern passiert ist, gilt für Micha, der sich im Glauben an Jesus festgehalten hat. Ich glaube, Micha war bereit, seinem Schöpfer und Erlöser zu begegnen. Er ist am Ziel seines Lebens und Glaubens angekommen. (Micha ist nicht einfach nur abgestürzt. Jesus hat unten an jenem Abhang auf ihn gewartet, er hat Micha empfangen und ihn direkt in seine Arme genommen.) Aber was ist mit uns? Haben wir diesen Frieden mit Gott, haben wir unsere Schuld, auch gegenüber Micha, bei Jesus am Kreuz abgegeben und uns begnadigen lassen? Wenn nicht, dann ist jetzt die Zeit dies zu tun. Bringen wir alles, was uns in den Sinn kommt, vor Gott, was allenfalls noch zwischen uns und Micha steht und uns plagt. Gott verspricht: Wenn wir ihm unsere Fehler, unsere Schuld bekennen und um Vergebung bitten, dann vergibt er uns und nimmt uns unsere „Last“ weg! Wir werden einen Moment still. ... Was wir jetzt bekannt und losgelassen haben, das gilt vor Gott. Wir können Micha im Frieden gehen lassen, und selber im Frieden weitergehen, neu anfangen. Dieses Angebot gilt übrigens nicht nur heute, sondern alle Tage unseres Lebens. Wenn du täglich Vergebung in Anspruch nimmst, bist du jederzeit bereit, Gott zu begegnen. Du brauchst keine Angst vor dem Tod zu haben. Weil das ewige Leben für dich begonnen hat. Für Micha ist also bereits Ostern geworden. Sein letzter Neuanfang, die Auferstehung, ist für ihn Wirklichkeit geworden. Wir Hinterbliebenen sind noch nicht so weit, aber auch wir stehen vor einem Neuanfang. In diese Herausforderung hinein möchte Gott besonders euch, liebe Daniela, lieber Daniel, liebe Noemi, liebe Mirjam mit demselben Wort trösten und ermutigen, mit dem er auch Micha ermutigt hat: „Ich sage dir: Sei stark und mutig! Hab keine Angst und verzweifle nicht. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst“ Josua 1,9. Amen. Joel Hauser 2
© Copyright 2025 ExpyDoc