Ein eigenes Grabfeld für Muslime Von Gaby Mayer-Grum Friedhofsverwaltung prüft Realisierung Kornwestheim. Ein Grabfeld für Muslime könnte es bald auf dem Kornwestheimer Friedhof geben. Friedhofsverwalter Gerd Beißwinger prüft für die Stadt, ob sich ein solches Angebot realisieren ließe. Sein Fazit: "Vonseiten der Friedhofsverwaltung spricht nichts dagegen." Gerd Beißwinger ist sich sicher: "Die Zahl der Muslime, die sich ihn Deutschland bestatten lassen wollen, wird zunehmen." Zu dieser Überzeugung ist der Kornwestheimer Friedhofsverwalter nicht nur durch die Teilnahme an einer Fachtagung in Reutlingen gelangt, sondern auch durch zahlreiche Gespräche mit Mitgliedern der türkisch-islamischen Kulturvereine. "Viele fühlen sich mehr als Deutsche", sagt Beißwinger. Insbesondere die Kinder der ersten Gastarbeiter hätten ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland. Das hat auch Folgen für die Bestattungskultur: Viele Muslime wollten sich nicht mehr - so wie es noch ihre Eltern wünschen - nach dem Tod ins Herkunftsland überführen und dort bestatten lassen, hat Beißwinger erfahren. Sie wünschen sich vielmehr ein Grab in ihrer Heimat Deutschland. Bislang gibt es auf dem Kornwestheimer Friedhof lediglich muslimische Kindergräber. Ein eigenes Grabfeld, das den Bedürfnissen der Muslime gerecht wird, sei aber schon lange Wunsch zahlreicher Migranten, weiß der Friedhofsverwalter. Ein solches Feld unterscheide sich äußerlich kaum von den Gräbern christlicher Familien. Zwar werde im Islam der Totenkult nicht so ausgeprägt gepflegt wie in der abendländischen Kultur. Das liegt laut Beißwinger unter anderem daran, dass die Friedhöfe in der Türkei in der Regel weit außerhalb der Ortschaften liegen und daher seltener besucht werden. Auswirkung auf die Grabgestaltung und -pflege müsse das aber nicht haben. "Das ist abhängig von der Einbindung der Muslime in eine Stadt." Diese, ist sich Beißwinger sicher, sei in Kornwestheim sehr gut. Deshalb lege die Friedhofsverwaltung auch Wert darauf, dass ein muslimisches Grabfeld, sofern es denn eingerichtet werden soll, Kornwestheimer Bürgern vorbehalten bleibe. Während die Gräber optisch meist nur durch ihre Ausrichtung aus dem Rahmen fallen - die Gesichter der Toten müssen gen Mekka zeigen -, unterscheiden sich die Bestattungen in mehrerlei Hinsicht. Die im Koran festgeschriebenen Regeln sehen unter anderem vor, dass ein Leichnam vor der Beisetzung nach bestimmten Ritualen gewaschen wird. Der Leichnam wird nach der Reinigung in weiße Tücher eingeschlagen. Der Körper des Toten darf dann nicht mehr mit Schmutz in Berührung kommen. Gemäß der islamischen Tradition wird ein Schacht ausgehoben, an dessen Grund seitlich eine Aushöhlung gegraben wird, in die der Leichnam gelegt wird. Die Aushöhlung wird danach mit Steinen und Brettern verschlossen. Derlei Bestattungen wären auf dem Kornwestheimer Friedhof aber ausgeschlossen, betont Gerd Beißwinger, schon alleine wegen der in Baden-Württemberg geltenden Sargpflicht, die auch für Muslime verpflichtend ist. In Gesprächen mit einem Imam sei ihm aber signalisiert worden, dass eine Tuchbestattung nicht zwingend sei, berichtet der Friedhofsverwalter. Unverzichtbar ist dagegen die rituelle Waschung des Verstorbenen. Einige deutsche Friedhöfe bieten dafür bereits eigene Räume an. Ob es ein solches Angebot auch in Kornwestheim geben könnte, ist noch offen. "Vorher müssen sich die Stadträte darüber klarwerden, ob sie überhaupt das Grabfeld haben wollen", sagt Beißwinger, das Thema stand noch nicht auf der Tagesordnung. Zudem koste die Einrichtung eines solchen Raumes "eine Stange Geld". Grundsätzlich sei es auch möglich, in Kornwestheim lediglich ein Grabfeld anzulegen und auf einen Raum für Waschungen zu verzichten. Diese könnten dann beispielsweise in Moscheen oder Krankenhäusern stattfinden. siehe Nachgefragt
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