Automotive Juni 2015 Automotive Quarterly – Juni 2015 Inhalt Seite 5 Sonderthema Umsatz und Profitabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 1 Test Drive Management 4.0 Das aktuelle Sonderthema beleuchtet den Bedarf für neue Probefahrtkonzepte und stellt Lösungen vor. Absatz & Preise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 2 Effizienz: Mitarbeiterproduktivität und F&E . . . . . . . Seite 3 Effizienz: Auslastung und Vorräte . . . . . . . . . . . . . . Seite 4 Umsatz und Profitabilität 1. Autoaktien weiterhin im Positivtrend Die weltweiten Aktienindizes entwickelten sich im vergangenen Quartal insgesamt sehr positiv. Der Anstieg der GesamtmarktIndizes (in gestrichelter Darstellung) war im Q1/2015 stärker als in den Vergleichsquartalen. Speziell in Europa wirkte sich das Anleihekaufprogramm der EZB positiv auf die Konjunktur aus (+22,8% Gesamtmarkt-Kursentwicklung binnen eines Jahres). Noch sehr viel positiver ist das Bild der Automobil-Indizes: Hier konnten insbesondere die europäischen Werte ihre positive Kursentwicklung deutlich steigern: Das außergewöhnliche erste Quartal 2015 endete für den europäischen Automobilindex im Vergleich zum Vorjahr mit einem Plus von 30,4%. 2. Starkes Umsatzwachstum, besonders im Premiumbereich Die ersten drei Monate verliefen für die deutschen OEMs durchweg positiv: Sie konnten die Umsätze aus ihren PkwSparten im Vergleich zum Vorjahresquartal allesamt deutlich steigern. Die Premiumhersteller Daimler, BMW und Audi konnten ihre Umsätze im Pkw-Segment mit 14,7%, 14,1% und 13,2% zum Vorjahresquartal etwas stärker steigern als die Volkswagen-Konzernmarken mit 10,1%. Volkswagen kämpft auch weiterhin mit der schwächelnden Kernmarke. Bei Toyota ist die enorme Umsatzsteigerung im Q1/2015 auf einen Sondereffekt zurückzuführen: Durch Wechselkurseffekte im Euro-Yen-Umrechnungskurs zum Stichtag zeigt Abbildung 2 zwar ein deutliches Umsatzwachstum in Euro, wohingegen der Umsatz von Toyota im Q1/2015 in Yen sogar leicht gesunken ist. Aktuell ist für alle internationalen OEMs die kurzfristige wirtschaftliche Entwicklung stark durch Währungseffekte geprägt. 3. Deutsche Premium-OEMs erneut am profitabelsten Auch bei der EBIT-Marge bilden die deutschen Premium-OEMs die Spitzengruppe. Audi führt mit einer Marge von 9,7% vor BMW (9,5%) und Daimler (9,4%) die eng beieinander liegende Gruppe der profitabelsten OEMs aus der Vergleichsgruppe an. Audis Ergebnis wird vor allem durch die hohe Nachfrage nach A3-Modellen und der Q-Baureihe begünstigt. Das Ergebnis von Toyota fällt zum Ende des Fiskaljahres (31.03.2015) um knapp zwei Prozentpunkte ab, verbleibt mit 8,2% jedoch noch über dem Vorjahreswert (Q1/2014: 5,2%). Die Profitabilitätsanstrengungen bei Volkswagen zeigen erste Resultate – der Volkswagen-Konzern konnte seine Marge auf 7,0% leicht anheben. Auch weiterhin liegen die amerikanischen OEMs hinsichtlich ihrer Profitabilität weit abgeschlagen in der Schlussgruppe. Während Ford nach zuletzt negativer EBIT-Marge wieder positive Zahlen (2,9%) schreibt, konnte General Motors den zuvor begonnenen Aufwärtstrend nicht weiter fortsetzen. Abbildung 1. Aktienindex-Entwicklung [100% = Indexstand zum Berichtsstart 31.03.2013] 220 STOXX® Europe 600 200 STOXX® Europe 600 Automobiles & Parts 180 STOXX® Global 3000 160 STOXX® Global 3000 Automobiles & Parts 140 120 100 80 Q1/13 Q2/13 Q3/13 Q4/13 Q1/14 Q2/14 Q3/14 Q4/14 Q1/15 Quelle: Arthur D. Little, STOXX®; Werte zum Quartalsende Abbildung 2. Quartalsumsatz Pkw-Sparten [in Mrd. EUR] 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Toyota Volkswagen GM Ford Hyundai-Kia Daimler BMW Audi Q1/13 Q2/13 Q3/13 Q4/13 Q1/14 Q2/14 Q3/14 Q4/14 Q1/15 Audi Daimler GM1) Toyota BMW Ford1) Hyundai-KIA2) Volkswagen3) Quelle: Arthur D. Little, Unternehmensdaten; Wechselkurse zum jeweiligen Quartalsende; At Equity konsolidierte Joint-Ventures in China sind in den Pkw-Umsätzen nicht enthalten; 1) inkl. Nutzfahrzeuge; 2) Umsatz im Konzern; 3) inkl. aller Konzernmarken (Pkw) Abbildung 3. Quartalsweise EBIT-Marge der Pkw-Sparten [in % vom Umsatz] 12 Audi BMW Daimler Toyota Volkswagen Hyundai-Kia 10 8 6 4 Ford GM 2 0 -2 -4 Q1/13 Q2/13 Q3/13 Q4/13 Q1/14 Q2/14 Q3/14 Q4/14 Q1/15 Audi1) BMW Daimler GM1,2) Toyota1) Ford Hyundai-KIA1,3) Volkswagen1,4) Quelle: Arthur D. Little, Unternehmensdaten; Ergebnisse von At Equity konsolidierte JointVentures in China sind nicht enthalten 1) operatives Ergebnis statt EBIT; 2) inkl. Nutzfahrzeuge; 3) Umsatz und Ergebnis im Konzern; 4) inkl. aller Konzernmarken (Pkw) –1– Automotive Absatz und Preise Abbildung 4. Absatz Pkw deutscher OEMs nach Regionen, indiziert [100% = Stückzahl aus Q1/2013]; für Q1/2015 teilweise und ab Q2/2015 durchgehend Forecast-Zahlen Europa 160 150 140 130 120 110 100 90 Opel Porsche Daimler Ford BMW Gesamtmarkt Volkswagen Konzern Volkswagen Marke Audi Q1/13 Q3/13 200 Q1/14 Q3/14 Q1/15 Q3/15e Q1/16e Q1/13 180 China 180 160 150 140 130 120 110 100 90 120 Daimler 160 Porsche Ford 140 Audi BMW 120 Volkswagen Konzern Gesamtmarkt Volkswagen Marke 100 100 80 160 140 80 Nordamerika Audi Porsche Daimler BMW Gesamtmarkt Volkswagen Konzern Ford Volkswagen Marke Q3/13 Q1/14 Q3/14 Q1/15 Q3/15e Rest der Welt Daimler Porsche BMW Audi Gesamtmarkt Ford Volkswagen Konzern Volkswagen Marke 60 Q1/13 Q3/13 Audi Q1/14 Q3/14 BMW Daimler Q1/15 Q3/15e Q1/16e Ford Opel Q1/13 Porsche Q1/16e Q3/13 Q1/14 Volkswagen Konzern Q3/14 Q1/15 Q3/15e Volkswagen Marke Q1/16e Gesamtmarkt Quelle: Arthur D. Little, IHS Automotive 4. Europa ist aktuell kein „kranker Patient“ Die Entwicklung der Automobil-Absatzzahlen in den einzelnen Regionen könnte kaum gegensätzlicher ausfallen. In Europa (ohne Russland) wuchs der Gesamtmarkt um 7,3% im Vergleich zum Vorjahresquartal, und machte im Vergleich zum Q4/2014 einen erheblichen Sprung (+13,7%). Steigende Neuzulassungen in Großbritannien, Spanien, Italien und Portugal in den Anfangsmonaten des Jahres wirkten sich positiv aus. Besonders positiv verlief die Entwicklung im Q1/2015 im Vergleich zum Vorjahresquartal für Porsche (+41%), Daimler (+16%), Ford (+11%), und die Marke Volkswagen (+9%). Gemäß der Forecast-Daten ist für den europäischen Gesamtmarkt im nächsten halben Jahr mit einer stabilen Entwicklung und anschließend mit einem leichten Rückgang zu rechnen. Abbildung 5. Durchschnittsumsatz je verkaufter Einheit, d.h. Umsatz (nur Pkw) im Verhältnis zu Fahrzeug-Auslieferungen 45.000 Daimler BMW 40.000 35.000 Audi 30.000 Volkswagen Konzern Volkswagen Marke Toyota GM 25.000 20.000 Ford 15.000 10.000 Hyundai-Kia 5.000 0 Q1/13 Q2/13 Q3/13 Q4/13 Q1/14 Q2/14 Q3/14 Q4/14 Q1/15 Audi5,6) Ford Toyota1,5) BMW GM5) Volkswagen Konzern4,5) Daimler 3) Hyundai-KIA1,2) Volkswagen Marke5) Quelle: Arthur D. Little, Unternehmensdaten; Wechselkurse zum 31.03.2015; 1) enthält Omnibus-Segment; 2) enthält Lkw-Segment; 3) Mercedes-Benz Cars; 4) inkl. aller Konzernmarken (Pkw); 5) ohne China-Geschäft; 6) für Q1/15 Hochrechnungen –2– In Nordamerika startete der US-Automobilmarkt etwas schwerfällig in das erste Quartal 2015 mit einem leichten Rückgang der Absatzzahlen. Einen wesentlichen schlechteren Start als der Gesamtmarkt hatten die deutschen Automobilkonzerne Audi, Daimler, BMW und Volkswagen. Sie mussten wie bereits in den Jahren zuvor Einbrüche bei ihren Verkaufszahlen hinnehmen. Diese waren jedoch noch drastischer als anhand der vorliegenden Forecast-Daten erwartet (vgl. Automotive Quarterly Q4/2014). China als weltweit größter Automobilmarkt ist trotz langsam abkühlenden Wirtschaftswachstums auch weiterhin einer der wesentlichen Wachstumstreiber für die deutschen OEMs. Klare Profiteure im ersten Quartal 2015 sind Porsche, der Volkswagen-Konzern einschließlich der Marke Volkswagen, BMW und Daimler. Bei Audi gab es einen leichten Rückgang der Verkaufszahlen gegenüber Q4/2014, dennoch blieb man über dem Niveau des Vorjahresquartals. Im Markt „Rest der Welt“ gingen die Absatzzahlen des Gesamtmarktes wie erwartet zurück. Dennoch konnten Porsche und Daimler ihre Quartalszahlen aus dem Vorjahr weit übertreffen (bei Porsche +50%, bei Daimler +14%). Beim Volkswagen-Konzern hingegen sanken die Verkäufe im Jahresvergleich (-10%). 5. Daimler verkauft wieder die teuersten Fahrzeuge Beim Durchschnittsumsatz je verkauftem Fahrzeug fällt BMW nach einem starken Vorquartal wieder hinter Mercedes-Benz Cars zurück. Rückgänge bei einigen höhermargigen Produkten drückten den BMW-Durchschnittsumsatz auf 41.570 EUR/Fzg. Daimler profitiert von der steigenden Nachfrage nach der neuen C-Klasse und steigert den Durchschnittsumsatz auf 42.440 EUR/Fzg. Audi konnte etwa durch Auslieferungszuwächse in der Q-Reihe etwas zur Spitzengruppe aufschließen. Besonders Volkswagen erlöst pro ausgeliefertem Fahrzeug erfreulicherweise deutlich mehr als noch im Quartal zuvor (+6,6% Marke, +4,7% Konzern). Im Gegensatz dazu entwickeln sich die Zahlen bei Ford (mit -5,1%) im Vergleich zum Vorquartal kurzfristig am schlechtesten, gefolgt von Hyundai-Kia (-2,6%). Automotive Effizienz: Mitarbeiterproduktivität und F&E Abbildung 6. Belegschaft deutscher OEMs im Verhältnis zu Fahrzeug-Auslieferungen pro Quartal; Belegschaftsdaten zum Quartalsende, indiziert [100% = Werte zum 31.03.2013] Audi 130 5,6 4,9 120 5,2 4,6 110 100 100 90 90 Q1/13 Q2/13 150 Q3/13 Q4/13 Q1/14 Q2/14 Q3/14 Q4/14 Q1/15 Mercedes-Benz Cars 3,5 140 Q1/13 130 Q2/13 Q3/13 Q4/13 Q1/14 Q2/14 Q3/14 Q4/14 2,7 110 Q1/15 Volkswagen Konzern1) 120 130 120 110 BMW Automobile 130 120 110 140 4,2 4,2 100 100 90 90 Q1/13 Q2/13 Q3/13 Q4/13 Q1/14 Q2/14 Auslieferungen Q3/14 Q4/14 Q1/15 Belegschaft Q1/13 ... Q2/13 Q3/13 Q4/13 Q1/14 Q2/14 Q3/14 Q4/14 Q1/15 Ausgelieferte Fahrzeuge je MA (dargestellt für Q1/13 und Q1/15) Quelle: Arthur D. Little, Unternehmensdaten; 1) inkl. aller Konzernmarken (auch Nutzfahrzeuge) 6. Audis Belegschaft unverändert am produktivsten Abbildung 6 zeigt die relative Produktivitätsentwicklung der Belegschaft. Hierzu wird die Entwicklung der Mitarbeiter – direkte wie indirekte, jedoch ohne Zeitarbeiter/Fremdfirmen – im Vergleich zu den Fahrzeugauslieferungen betrachtet. Audis Mitarbeiter sind auch weiterhin die produktivste Belegschaft der vier betrachteten OEMs. Im ersten Quartal 2015 kamen 5,6 ausgelieferte Fahrzeuge auf einen AudiMitarbeiter (Q1/2015: 5,3). Für 2015 sind im Rahmen der Wachstumsstrategie weitere Neueinstellungen geplant – 4.000 allein in Deutschland. Daimler verzeichnete laut Zweijahresvergleich den größten Zuwachs der Mitarbeiterproduktivität in der Vergleichsgruppe. Abbildung 7. F&E-Quote, d.h. Ausgaben der Konzerne für Forschung & Entwicklung im Verhältnis zum Umsatz [in %] 10 8 Audi Volkswagen 6 4 Ford GM Daimler BMW Toyota 2 Hyundai 0 Q4/12 Q1/13 Q2/13 Q3/13 Q4/13 Q1/14 Q2/14 Q3/14 Q4/14 Q1/15 Audi1,2) Daimler GM2,3) Toyota BMW Ford2 Hyundai2,4) Volkswagen5) Quelle: Arthur D. Little, Unternehmensdaten, IHS; 1) halbjährliche Berichterstattung; 2) für 2015 Hochrechnung aus Unternehmensinformationen; 3) jährliche Berichterstattung; 4) Hyundai ohne Kia; 5) inkl. aller Konzernmarken Seit Anfang 2013 wuchs die Daimler-Belegschaft um lediglich 4,5%, während die Zahl der Fahrzeugauslieferungen im selben Zeitraum um 34,6% zunahm. Die Kennzahl „Mitarbeiter pro ausgeliefertem Fahrzeug“ macht diese Entwicklung deutlich: Kamen im Q1/2013 noch 2,7 Fahrzeuge auf einen Daimler-Mitarbeiter, sind es heute, zwei Jahre später, bereits 3,5 ausgelieferte Fahrzeuge pro Mitarbeiter. Ganz anders bei Volkswagen: Im Zweijahresvergleich zeigt sich das Effizienzproblem besonders deutlich. Da die Belegschaft mit +7,5% im Vergleich zu Q1/2013 gleich stark gewachsen ist wie die Auslieferungen (+7,5% im Vergleich zu Q1/2013), bleibt die Mitarbeiterproduktivität unverändert. BMWs Belegschaft ist in den letzten zwei Jahren solide produktiver geworden und steigerte die Anzahl ausgelieferter Fahrzeuge pro Mitarbeiter auf 4,9 (Q1/2013: 4,6). 7. Bekannte Mechanismen bei der F&E-Quote Die F&E-Quote – das Verhältnis der von den OEMs berichteten Ausgaben für Forschung und Entwicklung zum Umsatz – zeigt im abgelaufenen Quartal bekannte Entwicklungen. Wie bereits im Vorjahr zu beobachten war, knickten die F&EQuoten von Hyundai und BMW im ersten Quartal ein. Hyundai fiel dabei knapp unter die 2%-Marke (Q4/2014: 3,5%), BMW auf 4,4% (Q4/2014: 6,0%). Anders bei Audi, dessen traditionelle Spitzenposition bei den F&E-Ausgaben fortgeführt wird. Auf der Suche nach Kraftstoffalternativen investiert man bei Audi etwa in die Entwicklung des erdölunabhängigen Kraftstoffs Audi e-Diesel. Die F&E-Ausgaben im Volkswagen-Konzern hatten im Jahr 2014 mit 11,5 Mrd. EUR ein Allzeithoch erreicht. Im Q1/2015 ging die F&E-Quote leicht zurück. Zu den Forschungsschwerpunkten zählten hier vor allem die Entwicklung alternativer Antriebe sowie das vernetzte und automatisierte Fahren. Hier wird deutlich, dass trotz des Sparprogramms nicht an der Zukunft gespart werden soll. –3– Automotive Effizienz: Auslastung und Vorräte 8. Audi, Volkswagen und Ford: Werke nahe Volllast In den ersten drei Monaten des Jahres 2015 lag die Gesamtproduktion in den deutschen Pkw-Werken bei rund 1,5 Mio. Fahrzeugen und damit gut 100.000 Stück über dem Vorquartalswert (Q4/2014: 1,4 Mio. Fahrzeuge). Dies machte sich auch in der Auslastung der Werke bemerkbar: Sie lag mit 81,5% über dem Wert aus Q4/2014 (72,4%). Aufgrund der großen Nachfrage waren fünf der acht deutschen Volkswagen-Werke überdurchschnittlich ausgelastet. Die Standorte Wolfsburg #1 und Hannover produzierten mit 94,9% und 95,9% nahezu an ihrer Auslastungsgrenze. Das Werk Emden konnte gegenüber dem Vorquartal den größten Auslastungszuwachs unter den Volkswagen-Werken verzeichnen. Durch das Hochfahren der Passat-Produktion konnte hier die Werksauslastung nach zuletzt unterdurchschnittlichen 51,6% im Q4/2014 auf 88,1% im Q1/2015 angehoben werden. Audi konnte mithilfe neuartiger Roboter-Mensch-Kooperationen die Auslastung seines Werks Ingolstadt #2 deutlich auf 94,2% (Q4/2014: 84,1%) anheben. Dort arbeiten erstmals Roboter und Werker ohne Sicherheitsabsperrungen. Die Werke des Premiumherstellers BMW waren zum Jahresanfang eher durchschnittlich ausgelastet und pendelten sich bei etwa 72% Auslastung ein. Daimlers größtes Werk Sindelfingen war im Q1/2015 leicht unterdurchschnittlich ausgelastet, die Werke Bremen und Rastatt kamen hingegen auf eine Durchschnittsauslastung von rund 72%. Das Werk Düsseldorf war mit der Produktion des erfolgreichen Sprinters nahezu voll ausgelastet (95,8%). Abbildung 9a. Lagervorräte, d.h. Material und unfertige Produkte der Konzerne [in Produktionstagen] Daimler 25 Volkswagen GM Hyundai BMW Ford 20 15 Toyota 10 5 0 Q1/13 Q2/13 Q3/13 Q4/13 Q1/14 Q2/14 Q3/14 Q4/14 Q1/15 Abbildung 9b. Bestand produzierter Fahrzeuge [in Produktionstagen] 50 40 BMW Daimler Volkswagen 30 20 Hyundai GM Toyota Ford 10 0 Abbildung 8. Produktionsauslastung der Werke in Deutschland im ersten Quartal 2015 [in %] 100 Köln Ludwigsfelde 90 Ingolstadt #2 80 Hannover Wolfsburg #1 Leipzig Dingolfing Düsseldorf Eisenach Bremen Saarlouis Neckarsulm 70 Ingolstadt #1 Leipzig Zuffenhausen Rüsselsheim Sindelfingen Regensburg 50 Osnabrück 40 Dresden Audi BMW Daimler Ford Opel Porsche Volkswagen Marke Quelle: Arthur D. Little, eigene Berechnungen, IHS, teilweise Forecast-Zahlen; Größe der Kreise entspricht der aktuellen Produktionsmenge; die grüne Linie entspricht der gewichteten Durchschnittsauslastung aller Werke Bei Ford arbeiten beide deutschen Werke nahe der Auslastungsgrenzen. Die Ausweitung der C-Max-Produktion im Werk Saarlouis und die sechs zusätzlichen Sonderschichten im Werk Köln in den Monaten Januar und Februar führten dazu, dass in beiden Werke die Auslastung zum Vorquartal erheblich angestiegen ist. Im Bochumer Werk von Opel stehen seit der Schließung Ende 2014 die Bänder still. Die beiden verbleibenden Werke konnten jedoch ihre Auslastung im Vergleich zum Vorquartal weiter steigern. Am Standort Eisenach brachte vor allem die Nachfrage nach dem Opel Adam und dem neuen Opel Corsa wieder Schwung in die Produktion. –4– BMW Ford Hyundai3,4) Daimler GM1) Toyota1,2) Volkswagen Quelle: Arthur D. Little, eigene Berechnungen, Unternehmensdaten; 1) jährliche Berichterstattung; 2) für Q1/15 Hochrechnung aus Unternehmensinformationen; 3) Hyundai ohne Kia; 4) für Q1/15 Hochrechnungen aus Unternehmensinformationen Wolfsburg #2 Rastatt München 60 Emden Zwickau Q1/13 Q2/13 Q3/13 Q4/13 Q1/14 Q2/14 Q3/14 Q4/14 Q1/15 9. Deutsche OEMs weiterhin mit erhöhten Beständen Mit Ausnahme von Toyota nahmen die Lagervorräte bei allen OEMs seit 31.12.2014 zu. Besonders bei Daimler sind die Vorräte im Vergleich zum Vorquartal deutlich auf 25,1 Produktionstage angestiegen (Q4/2014: 20,7). Etwas schwächer wuchs der Lagerbestand bei Volkswagen. Mit Vorräten für 21,1 Produktionstage stehen die Wolfsburger noch vor General Motors (20,4), Hyundai (19,6) und BMW (19,1). Toyota konnte dank der gewohnten Disziplin und des Toyota-Produktions-Systems die Lagerbestände nahezu konstant halten. Bei dem Bestand der fertigen Erzeugnisse – also den produzierten Fahrzeugen – zeigt sich ein gewohntes Bild: Daimler, Volkswagen und BMW mit deutlich höheren Beständen als die internationale Konkurrenz. Das erste Quartal führt bei den betrachteten OEMs (mit Ausnahme von Toyota) traditionell zu einer Bestandserhöhung. Wie in den Jahren zuvor gehen wir davon aus, dass dieser Vorrat in den Folgequartalen teilweise abgebaut wird. Automotive Sonderthema: Eye it, try it, buy it – Test Drive Management 4.0 Gerät die klassische Probefahrt vor dem Hintergrund einer zunehmenden Produktvielfalt, kürzerer Entwicklungszyklen und einer steigenden Digitalisierung im Handel unter Druck? Oberstes Ziel Kundengewinnung In Zeiten zunehmender Digitalisierung werden immer mehr Schritte des automobilen Kaufprozesses in die digitale Welt verlagert. Anschaulich wird dies insbesondere durch zunehmende Verkaufsaktivitäten der OEMs im Onlinekanal. Um jedoch sogenannte „Leads“ in Käufe zu verwandeln, muss insbesondere eine zufriedenstellende Probefahrt für den Kunden gewährleistet sein – denn diese stellt weiterhin das potenziell erste physische Erleben des Fahrzeugs dar. Unsere Studie „Spinning the Wheel Online“ belegt, dass für 89% der Kunden Probefahrten nach wie vor ein entscheidendes Informations- und Vergleichsmedium im Kaufentscheidungsprozess sind. Die klassische Probefahrt gerät unter Druck Die Ansprüche an Probefahrten verwickeln Hersteller, Händler und Kunden verstärkt in einen Interessenkonflikt. Die ansteigende Modellvielfalt und die zunehmende Möglichkeit zur Individualisierung führen beim Kunden zu dem Wunsch, möglichst das von ihm konfigurierte Fahrzeug in gewünschter Motorisierung zu testen. Händler können jedoch diese Variantenvielfalt nicht als Vorführwagen vorhalten. Ein drastisch steigender Bestand an Vorführwagen würde hohe Kapitalbindungskosten mit sich bringen. Neue Probefahrtkonzepte müssen daher entwickelt werden. Neben einer hohen Zufriedenheit des Kunden müssen diese Konzepte Chancen für OEMs und Händler mit sich bringen – hier zählen einfache Verfügbarkeit und niedrige Kosten. Beispiele für derzeit in Entwicklung befindliche innovative Probefahrtkonzepte sind unter anderem das regionale Testfahrzeug-Pooling, d.h. ein gemeinsam genutzter Fahrzeugpool über mehrere Händler hinweg, sowie Kooperationen mit Autovermietungen, vgl. Abbildung 10. Abbildung 10: Probefahrtkonzepte in Konzeption/Umsetzung 1 Physisch beim Händler Klassisches Vorhalten von Probefahrtfahrzeugen beim Händler 2 Regionales Pooling Kooperation mehrerer Händler oder mit der Länderorganisation zur Erhöhung der Anzahl verfügbarer Fahrzeuge 3 Pooling mit externem Partner Kooperation mit Fremdfirmen, z.B. Autovermietungen 4 Web-basierte Digitalisierung Simulation der Probefahrt von KundenDevices aus, z.B. mit Virtual Reality 5 Digitalisierung beim Händler Virtualisierung von Probefahrtelementen beim Händler durch digitale Elemente, z.B. Innenraum 6 Individualisierung Kundenindividuelle ProbefahrtAngebote auf Basis Analytics 7 “Eventization” Probefahrt als Teil eines Events, das zielgruppenspezifisch vermarktet wird Abbildung 11: Bedeutung der Probefahrt 55 34 Sehr wichtig Wichtig 8 2 1 Indifferent Kaum wichtig Keine Bedeutung Quelle: Arthur D. Little „Spinning the Wheel Online“ Fragestellung: Wie wichtig ist für Sie ist die Probefahrt vor dem Kaufabschluss? n = 4552 Die Ausgestaltung der Probefahrt 4.0 Die notwendigen Voraussetzungen für die Implementierung zukunftsträchtiger Probefahrtkonzepte müssen noch geschaffen werden. Zunächst muss die Frage des FahrzeugPoolings geklärt werden. Auch die potenziellen Anpassungen der Händlerverträge sowie der Aufbau eines fairen Incentivierungssystems stellen Hürden dar. Denn nur durch die Entwicklung neuer Anreizmodelle lässt sich das Buy-In des Handels und potenzieller Kooperationspartner erreichen. Zusätzlich müssen die jeweiligen Verantwortlichkeiten und Administrationsprozesse ausgestaltet sowie landesspezifische rechtliche Anforderungen (z.B. die Prüfung des Führerscheins) berücksichtigt werden. Auch der Einsatz innovativer digitaler Medien ist sinnvoll, um dem Kunden die Breite der Modellpalette und die Variantenvielfalt zu veranschaulichen, ohne die Produkte am Point of Sale (PoS) physisch vorzuhalten. Beispielsweise können mit dem Einsatz von Augmented Reality oder 3D-Fahrzeugdarstellung dem Kunden verschiedene Kofferraumladekonzepte vorgeführt werden. Neben den vertraglichen Voraussetzungen und der operativen Umsetzung des Aufbaus der Fahrzeugpools sind die Anpassung der vorhandenen IT Infrastruktur an die neuen Anforderungen sowie die Entwicklung neuer Systeme, z.B. für händlerübergreifendes Probefahrpooling daher Pflicht und nicht nur im Premium-Segment intensiv voranzutreiben. Trotz der fortschreitenden Digitalisierung bleibt die reale Probefahrt für den Kunden von großer Bedeutung. Wer es schafft, dem Kunden eine positive und innovative Erfahrung während der Probefahrt zu bieten, stellt eine hohe Kundenzufriedenheit sicher. Diese ist Grundvorrausetzung für erfolgreiche Verwandlung der Leads in Kunden und somit für den Markterfolg. Quelle: Arthur D. Little –5– Arthur D. Little, 1886 gegründet, ist eine führende globale Unternehmensberatung und verbindet Strategie, Innovation und Technologie mit umfassendem Branchenwissen. Wir bieten unseren Kunden nachhaltige Lösungen für ihre komplexen Herausforderungen. Arthur D. Little hat ein kooperatives Verhältnis zu seinen Kunden, außergewöhnliches Personal und eine firmenweite Hingabe zu Qualität und Integrität. Kontakt: Ralf Baron Partner Arthur D. Little GmbH The Squaire 60600 Frankfurt am Main M: +49 175 5806 444 E: [email protected] Besuchen Sie uns auf www.adlittle.de Dr. Thomas Becker Associate Director Arthur D. Little GmbH Nymphenburger Höfe Nymphenburger Straße 4 80335 München M: +49 175 5806 099 E: [email protected] Autoren: Dr. Thomas Becker, Dr. Richard Beetz, Patrick Sauter, Katharina Traeger
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