(Anonym2) – SoSe 2015

Erfahrungsbericht Norwegen, Universität Stavanger
Land und Leute
In Norwegen lässt es sich sehr angenehm leben und studieren. Das Land ist bekannt für seine hohe
Lebensqualität, und das habe ich dort sofort gemerkt. Stavanger ist wunderschön gelegen, es gibt
Strand und Meer, Fjorde und Seen; irgendwie scheint das ganze Land mit Wasser durchzogen zu sein.
Die Luft ist unglaublich klar und frisch. Das Wetter ist durch die Nähe zum Meer etwas
unberechenbar, denn es verändert sich ziemlich schnell. Es ist immer gut, vorsichtshalber einen
Regenschirm einzupacken. Generell ist es deutlich kälter als in Deutschland, im Mai habe ich noch
meine Winterjacke, Winterstiefel und Wollschal getragen.
Ich habe die Norweger im Allgemeinen als entspannte und glückliche Menschen erlebt. Alle sind nett
zueinander! In der Öffentlichkeit wie z.B. im Bus oder in Geschäften hat jeder hat ein freundliches
Wort für den anderen übrig; jeder ist darauf bedacht, dass es dem anderen gut geht. In Norwegen
stehen die Menschen an erster Stelle. Es gibt ein großzügiges Sozialsystem, eine gute Bezahlung in
allen Jobs unabhängig vom Bildungsabschluss und gute Bedingungen für Mütter. Ich denke, das trägt
erheblich zur hohen Lebensqualität bei.
Anreise
Stavanger hat einen Flughafen, und die Verbindungen nach Deutschland sind gut und günstig, wenn
man rechtzeitig bucht. Die Fahrt mit Auto oder Bus und Fähre dauert ganz schön lange, denn man
unterschätzt oft, wie groß das Land tatsächlich ist.
Unterkunft
Bezüglich der Unterkunft ist die Institution SiS der richtige Ansprechpartner. Sie vermietet Zimmer
in verschiedenen Studentenwohnheimen, die in Stavanger verteilt liegen. Bewirbt man sich innerhalb
der Deadline, ist ein Platz garantiert. Man kann eine Priorität angeben, aber ich kenne niemanden, der
das gewünschte Zimmer schließlich bekommen hat. Die Bewerber werden also auf die verschiedenen
Studentenwohnheime verteilt, und es ist Glückssache wo man schließlich landet. Die
Studentenwohnheime sind von der Entfernung zur Uni und zur Stadt sowie vom Preis her
verschieden, von der Ausstattung der Zimmer jedoch relativ ähnlich. Ich würde jedem ein Zimmer
im Studentenwohnheim empfehlen, da das die einfachste und günstigste Variante ist. Man kann sich
natürlich auch auf dem Wohnungsmarkt in Stavanger umsehen, doch es gilt zu bedenken, dass
Stavanger einer der teuersten Wohnorte der Welt ist.
Sicherheit
Norwegen ist ein sehr sicheres Land. Kriminalität ist praktisch nicht vorhanden, man kann problemlos
mit offener Handtasche durch die Stadt laufen, den Laptop in der Bibliothek stehen lassen oder das
Portemonnaie in der Jackentasche in der Garderobe, und nichts passiert. Die Menschen vertrauen sich
untereinander und sie vertrauen den Institutionen, und dadurch kommt auch keiner auf die Idee,
kriminell zu werden. Dieses Vertrauen merkt man auch daran, dass die bekannteste Sehenswürdigkeit
in der Nähe von Stavanger, der Preikestolen (ein Felsvorsprung, der 600 m über den Fjord hinausragt)
überhaupt nicht gesichert ist. Dadurch sind die Menschen vorsichtig und es passieren erstaunlich
wenige Unfälle.
Sprache
Jeder Norweger spricht fließend Englisch. Das hat mich sehr beeindruckt; ob jung oder alt, ob man
Menschen auf der Straße nach dem Weg fragt oder telefoniert, man kann sich sicher sein dass man
verstanden wird. Trotzdem werden an der Uni auch extra Norwegisch-Kurse für Austauschstudenten
angeboten.
Lebensmittel und Preise
Lebensmittel sind in Norwegen deutlich teurer als in Deutschland, aber mit der Zeit findet man gut
heraus, was man wo am besten einkaufen kann, es kommt auf ein wenig Übung und Erfahrung an. In
Restaurants sind die Preise noch einmal deutlich höher: Für eine Pizza bezahlt man gerne mal 18 €,
und für ein ganzes Menü ist man schnell 50 € los. Das Essen in der Mensa ist etwas billiger, aber
immer noch verhältnismäßig teuer. Deshalb nehmen sich die Norweger ihr Essen meistens in
Tupperdosen mit. Es herrscht eine richtige Tupperdosen-Tradition, „Matpakke“ genannt. Überall sind
Mikrowellen aufgestellt, damit man sich sein mitgebrachtes Essen aufwärmen kann. Zum Trinken
empfehle ich Leitungswasser, es ist glasklar und frisch, und man kann überall seine Wasserflasche
auffüllen; sogar in Restaurants kann man kostenlos nach Wasser fragen.
Supermärkte haben bis 22 oder 23 Uhr geöffnet, aber sonntags geschlossen. Die Norweger nehmen
es mit den Feiertagen ganz genau, über Ostern zum Beispiel hatte 4 Tage lang überhaupt kein
Geschäft geöffnet.
Es wird fast ausschließlich mit Kreditkarte bezahlt. Es ist ganz normal, dass man eben mal
Kaugummis oder eine Cola am Getränkeautomaten mit Karte bezahlt. Sogar bei öffentlichen
Toiletten gibt es manchmal einen Schlitz für die Karte.
Trinken und Feiern
Alkohol ist sehr teuer in Norwegen. Es gibt spezielle Geschäfte in denen er verkauft wird, im
Supermarkt gibt es nur Getränke mit bis zu 5% Vol, also Bier und Ähnliches, und das wird auch nur
bis 18 Uhr verkauft, dann werden die Regale geschlossen. Es lohnt sich also, im Duty Free-Shop
einzukaufen ;-) In Bars und Restaurants ist es noch teurer, man bezahlt ab etwa 8 € für ein Bier. Das
führt dazu, dass sich sowohl die Norweger als auch die Austauschstudenten schon vor der Party zu
Hause betrinken…
Im Allgemeinen geht man in Norwegen früh weg. Auf dem Campus direkt gibt es eine Studentenbar,
die ihre Pforten schon um 17 Uhr öffnet und um 23 Uhr schließt. Im Anschluss gibt es allerdings
einen kostenlosen Shuttlebus in die Innenstadt, und dort wird dann weitergefeiert.
Tipps
Der norwegische Nationalfeiertag am 17. Mai wird im ganzen Land mit Paraden ausgiebig gefeiert.
Es lohnt sich sehr, an diesem Tag dort zu sein, für mich war es einer der schönsten Tage meines
Aufenthalts.
Direkt auf dem Campus gibt es ein Fitnessstudio, anscheinend das größte in ganz Norwegen. Es ist
super ausgestattet, hat jeden Tag geöffnet und bietet spezielle Preise für Austauschstudenten, also
unbedingt empfehlenswert!
In der Uni gibt es oft Veranstaltungen, wo es kostenlos Stifte, Blöcke, Trinkflaschen etc. gibt. Oft
gibt es auch Pizza, Süßigkeiten und Kuchen, was alle Studenten anlockt.
Man kann immer nach Studentenrabatt fragen, auch dort, wo man es nicht erwartet, z.B. in
Geschäften. Ich habe dadurch sogar eine Jeans 10% billiger bekommen.
Ab etwa Mitte Mai bleibt es die ganze Nacht hell, also unbedingt eine Nacht wach bleiben und das
beobachten!
Die Norweger brauchen Platz. In der Bibliothek besetzt eine Person grundsätzlich einen Vierertisch.
Mir ist es zweimal passiert, dass ich mich nicht dazu setzen durfte als ich gefragt habe. Also nicht
wundern.
Mein Lieblingsplatz war das „Kulturhuset“ in der Innenstadt, eine super ausgestattete öffentliche
Bibliothek mit kostenlosen Zeitungen, freiem WLAN und gemütlichen Sitzecken.
Fazit
Ich hätte nicht erwartet, dass es mir in Norwegen so gut gefällt. Auch wenn es kalt und teuer ist, es
ist eben auch wunderschön. Ich kann jedem ein Semester in Stavanger unbedingt empfehlen! :-)