Erfahrungsbericht Norwegen, Universität Stavanger Land und Leute In Norwegen lässt es sich sehr angenehm leben und studieren. Das Land ist bekannt für seine hohe Lebensqualität, und das habe ich dort sofort gemerkt. Stavanger ist wunderschön gelegen, es gibt Strand und Meer, Fjorde und Seen; irgendwie scheint das ganze Land mit Wasser durchzogen zu sein. Die Luft ist unglaublich klar und frisch. Das Wetter ist durch die Nähe zum Meer etwas unberechenbar, denn es verändert sich ziemlich schnell. Es ist immer gut, vorsichtshalber einen Regenschirm einzupacken. Generell ist es deutlich kälter als in Deutschland, im Mai habe ich noch meine Winterjacke, Winterstiefel und Wollschal getragen. Ich habe die Norweger im Allgemeinen als entspannte und glückliche Menschen erlebt. Alle sind nett zueinander! In der Öffentlichkeit wie z.B. im Bus oder in Geschäften hat jeder hat ein freundliches Wort für den anderen übrig; jeder ist darauf bedacht, dass es dem anderen gut geht. In Norwegen stehen die Menschen an erster Stelle. Es gibt ein großzügiges Sozialsystem, eine gute Bezahlung in allen Jobs unabhängig vom Bildungsabschluss und gute Bedingungen für Mütter. Ich denke, das trägt erheblich zur hohen Lebensqualität bei. Anreise Stavanger hat einen Flughafen, und die Verbindungen nach Deutschland sind gut und günstig, wenn man rechtzeitig bucht. Die Fahrt mit Auto oder Bus und Fähre dauert ganz schön lange, denn man unterschätzt oft, wie groß das Land tatsächlich ist. Unterkunft Bezüglich der Unterkunft ist die Institution SiS der richtige Ansprechpartner. Sie vermietet Zimmer in verschiedenen Studentenwohnheimen, die in Stavanger verteilt liegen. Bewirbt man sich innerhalb der Deadline, ist ein Platz garantiert. Man kann eine Priorität angeben, aber ich kenne niemanden, der das gewünschte Zimmer schließlich bekommen hat. Die Bewerber werden also auf die verschiedenen Studentenwohnheime verteilt, und es ist Glückssache wo man schließlich landet. Die Studentenwohnheime sind von der Entfernung zur Uni und zur Stadt sowie vom Preis her verschieden, von der Ausstattung der Zimmer jedoch relativ ähnlich. Ich würde jedem ein Zimmer im Studentenwohnheim empfehlen, da das die einfachste und günstigste Variante ist. Man kann sich natürlich auch auf dem Wohnungsmarkt in Stavanger umsehen, doch es gilt zu bedenken, dass Stavanger einer der teuersten Wohnorte der Welt ist. Sicherheit Norwegen ist ein sehr sicheres Land. Kriminalität ist praktisch nicht vorhanden, man kann problemlos mit offener Handtasche durch die Stadt laufen, den Laptop in der Bibliothek stehen lassen oder das Portemonnaie in der Jackentasche in der Garderobe, und nichts passiert. Die Menschen vertrauen sich untereinander und sie vertrauen den Institutionen, und dadurch kommt auch keiner auf die Idee, kriminell zu werden. Dieses Vertrauen merkt man auch daran, dass die bekannteste Sehenswürdigkeit in der Nähe von Stavanger, der Preikestolen (ein Felsvorsprung, der 600 m über den Fjord hinausragt) überhaupt nicht gesichert ist. Dadurch sind die Menschen vorsichtig und es passieren erstaunlich wenige Unfälle. Sprache Jeder Norweger spricht fließend Englisch. Das hat mich sehr beeindruckt; ob jung oder alt, ob man Menschen auf der Straße nach dem Weg fragt oder telefoniert, man kann sich sicher sein dass man verstanden wird. Trotzdem werden an der Uni auch extra Norwegisch-Kurse für Austauschstudenten angeboten. Lebensmittel und Preise Lebensmittel sind in Norwegen deutlich teurer als in Deutschland, aber mit der Zeit findet man gut heraus, was man wo am besten einkaufen kann, es kommt auf ein wenig Übung und Erfahrung an. In Restaurants sind die Preise noch einmal deutlich höher: Für eine Pizza bezahlt man gerne mal 18 €, und für ein ganzes Menü ist man schnell 50 € los. Das Essen in der Mensa ist etwas billiger, aber immer noch verhältnismäßig teuer. Deshalb nehmen sich die Norweger ihr Essen meistens in Tupperdosen mit. Es herrscht eine richtige Tupperdosen-Tradition, „Matpakke“ genannt. Überall sind Mikrowellen aufgestellt, damit man sich sein mitgebrachtes Essen aufwärmen kann. Zum Trinken empfehle ich Leitungswasser, es ist glasklar und frisch, und man kann überall seine Wasserflasche auffüllen; sogar in Restaurants kann man kostenlos nach Wasser fragen. Supermärkte haben bis 22 oder 23 Uhr geöffnet, aber sonntags geschlossen. Die Norweger nehmen es mit den Feiertagen ganz genau, über Ostern zum Beispiel hatte 4 Tage lang überhaupt kein Geschäft geöffnet. Es wird fast ausschließlich mit Kreditkarte bezahlt. Es ist ganz normal, dass man eben mal Kaugummis oder eine Cola am Getränkeautomaten mit Karte bezahlt. Sogar bei öffentlichen Toiletten gibt es manchmal einen Schlitz für die Karte. Trinken und Feiern Alkohol ist sehr teuer in Norwegen. Es gibt spezielle Geschäfte in denen er verkauft wird, im Supermarkt gibt es nur Getränke mit bis zu 5% Vol, also Bier und Ähnliches, und das wird auch nur bis 18 Uhr verkauft, dann werden die Regale geschlossen. Es lohnt sich also, im Duty Free-Shop einzukaufen ;-) In Bars und Restaurants ist es noch teurer, man bezahlt ab etwa 8 € für ein Bier. Das führt dazu, dass sich sowohl die Norweger als auch die Austauschstudenten schon vor der Party zu Hause betrinken… Im Allgemeinen geht man in Norwegen früh weg. Auf dem Campus direkt gibt es eine Studentenbar, die ihre Pforten schon um 17 Uhr öffnet und um 23 Uhr schließt. Im Anschluss gibt es allerdings einen kostenlosen Shuttlebus in die Innenstadt, und dort wird dann weitergefeiert. Tipps Der norwegische Nationalfeiertag am 17. Mai wird im ganzen Land mit Paraden ausgiebig gefeiert. Es lohnt sich sehr, an diesem Tag dort zu sein, für mich war es einer der schönsten Tage meines Aufenthalts. Direkt auf dem Campus gibt es ein Fitnessstudio, anscheinend das größte in ganz Norwegen. Es ist super ausgestattet, hat jeden Tag geöffnet und bietet spezielle Preise für Austauschstudenten, also unbedingt empfehlenswert! In der Uni gibt es oft Veranstaltungen, wo es kostenlos Stifte, Blöcke, Trinkflaschen etc. gibt. Oft gibt es auch Pizza, Süßigkeiten und Kuchen, was alle Studenten anlockt. Man kann immer nach Studentenrabatt fragen, auch dort, wo man es nicht erwartet, z.B. in Geschäften. Ich habe dadurch sogar eine Jeans 10% billiger bekommen. Ab etwa Mitte Mai bleibt es die ganze Nacht hell, also unbedingt eine Nacht wach bleiben und das beobachten! Die Norweger brauchen Platz. In der Bibliothek besetzt eine Person grundsätzlich einen Vierertisch. Mir ist es zweimal passiert, dass ich mich nicht dazu setzen durfte als ich gefragt habe. Also nicht wundern. Mein Lieblingsplatz war das „Kulturhuset“ in der Innenstadt, eine super ausgestattete öffentliche Bibliothek mit kostenlosen Zeitungen, freiem WLAN und gemütlichen Sitzecken. Fazit Ich hätte nicht erwartet, dass es mir in Norwegen so gut gefällt. Auch wenn es kalt und teuer ist, es ist eben auch wunderschön. Ich kann jedem ein Semester in Stavanger unbedingt empfehlen! :-)
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