Spende statt Steuer: Rostocker Touri

LOKAL
Hansestadt Rostock
Terminal-Jubiläum
im Flughafen
Seit zehn Jahren gibt es
auf dem Flughafen Laage
der Terminal „Hans von
Ohain“. Seite 15
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GUTEN TAG,
LIEBE LESER
Klaus Walter
[email protected]
Das muss am
Typ liegen
N
GESICHT
DER HANSESTADT
Daniel Seibert (20)
ist vor einem Jahr
für sein Studium
von Zwickau nach
Rostock gezogen. In
der Hansestadt fühle er sich viel freier
als in seiner Heimat,
sagt er. Besonders gut gefallen ihm
der Hafen und der Strand. Aber auch
in der Umgebung fühlt er sich wohl,
Nienhagen findet er dabei besonders
schön. Dort sei es nicht so überlaufen
wie in Warnemünde, erzählt er.
Nach seinem Studium plant er,
Marktforscher zu werden, dabei
möchte er dann auf jeden Fall in Rostock bleiben.
Foto: Jessica Donzowa
LOKALES WETTER
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MORGEN
Regen
11°
Foto: Ove Arscholl
Spende statt Steuer: Rostocker
Touri-Abgabe bundesweit Vorbild
Durch die freiwillige Marketingumlage von 363 Partnern werden rund 500 000 Euro
in die Tourismus-Kasse gespült / Wolfsburg will jetzt Rostocker Modell übernehmen
Von Thomas Sternberg
Stadtmitte. Es ist eine Rostocker
Erfolgsgeschichte. Verblüffend,
denn es geht ums Geld. Für das
Tourismusmarketing in der Hansestadt stellen 363 Unternehmen jährlich rund 500 000 Euro zur Verfügung. Freiwillig. Statt einer Bettensteuer wurde vor fünf Jahren beschlossen, eine freiwillige Marketingumlage einzuführen. Es hat geklappt, denn das Erfolgsmodell findet nun bundesweit Nachahmer.
Partner sind dabei nicht nur Hotels, Pensionen und die Vermieter
von Ferienwohnungen. Die freiwillige Abgabe in Rostock liegt zwischen 200 und 8000 Euro im Jahr.
Für das Geld wurden Publikationen wie das Gastgeberverzeichnis,
der neue Internetauftritt Rostocks,
Präsentationen auf Messen oder
die großen Feste am Warnemünder
Strand finanziert oder unterstützt.
Die Gesellschaft für Tourismus und
Marketing bündelt seit 2010 die
touristischen Aktivitäten.
„Die enge Einbindung der Wirtschaft in die Gestaltung des Tourismusmarketing war eine zwingende Bedingung über das finanzielle
Engagement hinaus und ist nun ein
wesentlicher Erfolgsfaktor“, sagt
Frank Martens, Vorstandsvorsitzender des Tourismusvereins und
Hoteldirektor. Transparenz sei dabei eine Grundvoraussetzung, so
Martens. „Es sind viele Aktivitäten
entwickelt worden, die uns helfen,
auch die Nebensaison zu beleben“, ergänzt Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und
Gaststättenverbandes im Land und
ebenfalls Hoteldirektor.
Entstanden ist ein Modell, das
auch in Wolfsburg aufhorchen
lässt. „Wir haben den Auftrag, zusätzliche Mittel einzuwerben, wobei eine Zwangsabgabe in Wolfs-
burg nicht in Betracht kommt“,
sagt Joachim Schingale, Geschäftsführer der Wolfsburger Wirtschaft
und Marketing GmbH. Auf der Suche nach guten Ideen habe man
sich in München und Nürnberg umgesehen und sei dann auf das Rostocker Modell gestoßen. Der Start
mit zunächst 50 Partnern auf jetzt
363 Partner habe neugierig gemacht, so Schingale. „Wir wollen
von den Besten lernen“, ergänzt
der zweite Geschäftsführer Holger
Stoyke. Der freiwillige Ansatz sei
D) D) Wir sind in
Rostock einen
anderen Weg
gegangen, alle
Erlöse fließen
ins touristische
Marketing.“
Katalog für 2016 ist da
In der Hansestadt wurden von Januar
bis Juli 2015 insgesamt 1 042 767 Übernachtungen gezählt. Das entspricht einem Wachstum von 2,6 Prozent gegenüber 2014. Dieser positive Trend wird
auch zukünftig durch den Urlaubskatalog „Mein Urlaub“ unterstützt, der jetzt
für die kommende Saison 2016 von der
Rostocker Gesellschaft für Tourismus
und Marketing herausgebracht wurde.
Neben dem Gastgeberverzeichnis geben die Veranstaltungshöhepunkte
und ausgewählte Kreuzfahrtanläufe einen umfassenden Überblick über die
bedeutsamen kulturellen und maritimen Angebote des Jahres in Rostock
und im Ostseebad Warnemünde.
Matthias Fromm, Tourismusdirektor
D) D) Die enge
Einbindung der
Wirtschaft ins
touristische
Marketing war
zwingende
Bedingung.“
Frank Martens, Tourismusverein
für ihn der Schlüssel zum Erfolg.
Darum sei man mit einer Gruppe
von Hoteliers nach Rostock gekommen, um sich zu informieren.
„Wir freuen uns, unsere Erfahrungen nun an unsere Kollegen
aus Wolfsburg weitergeben zu können“, sagt Matthias Fromm, Tourismusdirektor und Geschäftsführer
von Rostock Marketing.
Fromm erklärt, dass die freiwillige Umlage viel besser als eine Bettensteuer sei, weil viel mehr Partner einbezogen werden können.
Von den aktuell 363 Partnern seien
es 44 Hotels und Pensionen sowie
182 Vermieter von Ferienwohnungen und eine Zimmervermittlung –
und eben 142 Partner kämen aus
anderen touristischen Bereichen.
Bei der städtischen Marketinggesellschaft entsteht jetzt auch ein
„Convention Bureau“. Es wird die
zentrale Anlaufstelle für Veranstalter von großen Tagungen und Kongressen sein. Die Anschubfinanzierung von 300 000 Euro hat die Bürgerschaft gerade freigegeben. Ab
2019 soll das Büro finanziell auf eigenen Füßen stehen. „Es fließen
dort unsere Anforderungen und Erfahrungen ein, so dass die Umsetzung für uns einen sehr großen Nutzen haben wird“, betont Alexander
Winter, Generalbevollmächtigter
der DSR Hotel Holding.
Stadtmitte. Die Stadtverwaltung
überprüft derzeit mehr als 20 Immobilien im gesamten Stadtgebiet mit
Hochdruck daraufhin, ob sie als
Not- oder Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge geeignet
sind. Das hat Rostocks Sozialsenator Steffen Bockhahn (Linke) während einer Veranstaltung gesagt,
bei der die Ortsbeiräte über den aktuellen Stand der Flüchtlingshilfe
in Rostock informiert wurden.
Der Senator sicherte zu, die jeweiligen Ortsbeiräte und die Öffentlichkeit umgehend zu informieren, wenn Entscheidungen zur
Neueinrichtung von Unterkünften
verbindlich getroffen wurden. Bei
der Auswahl gelte es, die Einordnung in den Sozialraum, dieWirtschaftlichkeit und die Eigentumsverhältnisse zu beachten. Bockhahn und Heiko Tiburtius, der kommissarisch das Amt für Flüchtlingsangelegenheiten und Integration
leitet, berichteten weiter über die
zu erwartenden Zuweisungen innerhalb des Landes MecklenburgVorpommern und die Herausforderungen bei der Schaffung von Übernachtungsmöglichkeiten.
Steffen Bockhahn dankte allen
Helfern, die sich in den vergangenen Wochen und Monaten innerhalb der Flüchtlingshilfe in Rostock
engagiert haben. Er unterstrich zugleich die Herausforderungen, die
mit der Integration der Geflüchteten verbunden sind. Heiko Tiburtius erläuterte Aufgaben und Organisationsstruktur des Amtes für
Flüchtlingsangelegenheiten und
Integration.
Demo gegen
AfD-Aktion
Stadtmitte. Die Initiativen „Rostock hilft“ und „Rostock nazifrei“
rufen für Sonnabend, 17. Oktober,
dazu auf, ab 15 Uhr an ihrer Demo
unter dem Motto „Flüchtlinge willkommen!“teilzunehmen. Damit
wollen die beiden Organisationen
ein Zeichen gegen die für den gleichen Tag von der Alternative für
Deutschland (AfD) geplanten Demo „Asylchaos stoppen“ setzen.
Angesprochen werden Bürger,
die für ein solidarisches Miteinander und demokratische Kultur einstehen wollen. Die AfD, so „Rostock hilft“, organisiere ihre erste
Demo in Rostock. Am gleichen Tag
lädt die Evangelisch-Lutherische
Innenstadtgemeinde um 14 Uhr zu
einer Andacht unter dem Thema
„Flüchtlinge willkommen“ in die
Marienkirche ein. Als Gast wird Yuriy Kadnykov, der neue Rabbiner
der jüdischen Gemeinde, erwartet.
Die Andacht versteht sich als ein
Beitrag zur Kundgebung der Bündnisse „Rostock hilft“ und „Rostock
nazifrei“, die ab 13 Uhr Sach- und
Geldspenden für Flüchtlinge auf
dem Neuen Markt sammeln.
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Ex-Warnowtunnel-Chef vor Gericht
Matthias Hermann soll 940 000 Euro der Firma veruntreut haben
NIEDERSCHLAGSRISIKO
N
Das Rostocker Marketing lebt von der freiwilligen Umlage. Das Hotel Radisson Blu gehört zu den 363 Partnern.
9°
Min.
Mittwoch,
14. Oktober 2015
Stadt prüft
20 Häuser als
Flüchtlingsheime
IHRE REDAKTION
achbar Kurt ist ein gebrochener Mann. Dabei war er
so glücklich: Ende August
ging er in Rente, und weil sein Arbeitgeber von der anständigen Sorte ist, bekam er nicht nur Blumen
zum Abschied. Kurt leistete sich
ein richtig schönes Auto. Freitag
stand es endlich vor der Tür, Sonnabend lud er die Nachbarschaft zu
Probefahrten ein, Sonntag präsentierte er den Wagen der Familie.
Was war der Kurt stolz: Tochter
Franziska soll eigens zum Frisör gewesen sein (sah man auch), Schwiegersohn Brian lobte die Abgaswerte, und Enkel Kevin (9) wollte gar
nicht wieder raus aus dem Gefährt.
Kurt war glücklich. Bis er Kevin anbot: „Und morgen hole ich dich
von der Schule ab.“ Kevin wurde
blass. Dann rot. Bekam einen
Schweißausbruch. Dann platzte es
aus ihm heraus: „Aber doch nicht
mit dieser Opa-Karre?“ Kurt sackte
zusammen. Der Sonntag war gelaufen, der Montag auch. Gestern
fand er die Sprache wieder. „Weißt
du“, sagte er zu mir. „Der Bengel
hat recht. Wann immer ich diesen
Typ fahren sehe, sitzt irgend so ein
alter Mann am Steuer.“
9
Stadtmitte. Der frühere Geschäftsführer der Rostocker Warnowquerung GmbH, Matthias Herrmann
(47), muss sich wegen Untreue in einem besonders schweren Fall vor
dem Amtsgericht Rostock verantworten. Wie das Gericht gestern
mitteilte, soll er rund 940 000 Euro
veruntreut haben. Herrmann, der
Ende 2014 überraschend als Tunnel-Chef abgesetzt wurde, droht eine Mindeststrafe von sechs Monaten Haft. Der Prozess beginnt am
10. November.
Nach OZ-Informationen soll
Herrmann Kapital der Firma unau-
torisiert in Geldanlagen einer Gesellschaft in Hongkong investiert
haben. Dabei sei er vermutlich
selbst Opfer eines Betrugs geworden. Hier laufe ein getrenntes Ermittlungsverfahren, teilt die Staatsanwaltschaft mit. Herrmann soll
selbst eine große Summe privaten
Geldes verloren haben. Ein Umstand, der sich bei einer Verurteilung vor Gericht strafmildernd auswirken könnte, da der Ex-Chef des
Warnowtunnels es wohl nur „gut
gemeint“ habe, als er auch das
Geld des Unternehmens mehren
wollte, schätzt ein Insider ein.
Herrmann bestätigte bereits im
August gegenüber der OZ, dass es
die Vorwürfe gegen ihn gibt. Er habe die Ermittlungen konstruktiv begleitet und werde an der Aufklärung mitwirken. Gestern bat er erneut um Verständnis, dass er weitere Angaben nicht machen könne.
Herrmann war über Jahre Geschäftsführer der Warnowquerung
GmbH – und in vielen gesellschaftlichen Bereichen aktiv: so als Aufsichtsratschef des Flughafens Rostock-Laage oder als stellvertretender Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Rostock.
aw
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