LOKAL Hansestadt Rostock Terminal-Jubiläum im Flughafen Seit zehn Jahren gibt es auf dem Flughafen Laage der Terminal „Hans von Ohain“. Seite 15 Redaktion: 0381/365 410 Leserservice: 0381/38 303 015 Anzeigen: 0381/38 303 016 GUTEN TAG, LIEBE LESER Klaus Walter [email protected] Das muss am Typ liegen N GESICHT DER HANSESTADT Daniel Seibert (20) ist vor einem Jahr für sein Studium von Zwickau nach Rostock gezogen. In der Hansestadt fühle er sich viel freier als in seiner Heimat, sagt er. Besonders gut gefallen ihm der Hafen und der Strand. Aber auch in der Umgebung fühlt er sich wohl, Nienhagen findet er dabei besonders schön. Dort sei es nicht so überlaufen wie in Warnemünde, erzählt er. Nach seinem Studium plant er, Marktforscher zu werden, dabei möchte er dann auf jeden Fall in Rostock bleiben. Foto: Jessica Donzowa LOKALES WETTER 8° vormittags: stark bewölkt Max. nachmittags: Regen 40% W 3 S 60% WIND W O N 4 S 17 km/h O 22 km/h SONNE & MOND 07:37 auf: unter: 18:17 auf: 08:54 unter: 19:07 MORGEN Regen 11° Foto: Ove Arscholl Spende statt Steuer: Rostocker Touri-Abgabe bundesweit Vorbild Durch die freiwillige Marketingumlage von 363 Partnern werden rund 500 000 Euro in die Tourismus-Kasse gespült / Wolfsburg will jetzt Rostocker Modell übernehmen Von Thomas Sternberg Stadtmitte. Es ist eine Rostocker Erfolgsgeschichte. Verblüffend, denn es geht ums Geld. Für das Tourismusmarketing in der Hansestadt stellen 363 Unternehmen jährlich rund 500 000 Euro zur Verfügung. Freiwillig. Statt einer Bettensteuer wurde vor fünf Jahren beschlossen, eine freiwillige Marketingumlage einzuführen. Es hat geklappt, denn das Erfolgsmodell findet nun bundesweit Nachahmer. Partner sind dabei nicht nur Hotels, Pensionen und die Vermieter von Ferienwohnungen. Die freiwillige Abgabe in Rostock liegt zwischen 200 und 8000 Euro im Jahr. Für das Geld wurden Publikationen wie das Gastgeberverzeichnis, der neue Internetauftritt Rostocks, Präsentationen auf Messen oder die großen Feste am Warnemünder Strand finanziert oder unterstützt. Die Gesellschaft für Tourismus und Marketing bündelt seit 2010 die touristischen Aktivitäten. „Die enge Einbindung der Wirtschaft in die Gestaltung des Tourismusmarketing war eine zwingende Bedingung über das finanzielle Engagement hinaus und ist nun ein wesentlicher Erfolgsfaktor“, sagt Frank Martens, Vorstandsvorsitzender des Tourismusvereins und Hoteldirektor. Transparenz sei dabei eine Grundvoraussetzung, so Martens. „Es sind viele Aktivitäten entwickelt worden, die uns helfen, auch die Nebensaison zu beleben“, ergänzt Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes im Land und ebenfalls Hoteldirektor. Entstanden ist ein Modell, das auch in Wolfsburg aufhorchen lässt. „Wir haben den Auftrag, zusätzliche Mittel einzuwerben, wobei eine Zwangsabgabe in Wolfs- burg nicht in Betracht kommt“, sagt Joachim Schingale, Geschäftsführer der Wolfsburger Wirtschaft und Marketing GmbH. Auf der Suche nach guten Ideen habe man sich in München und Nürnberg umgesehen und sei dann auf das Rostocker Modell gestoßen. Der Start mit zunächst 50 Partnern auf jetzt 363 Partner habe neugierig gemacht, so Schingale. „Wir wollen von den Besten lernen“, ergänzt der zweite Geschäftsführer Holger Stoyke. Der freiwillige Ansatz sei D) D) Wir sind in Rostock einen anderen Weg gegangen, alle Erlöse fließen ins touristische Marketing.“ Katalog für 2016 ist da In der Hansestadt wurden von Januar bis Juli 2015 insgesamt 1 042 767 Übernachtungen gezählt. Das entspricht einem Wachstum von 2,6 Prozent gegenüber 2014. Dieser positive Trend wird auch zukünftig durch den Urlaubskatalog „Mein Urlaub“ unterstützt, der jetzt für die kommende Saison 2016 von der Rostocker Gesellschaft für Tourismus und Marketing herausgebracht wurde. Neben dem Gastgeberverzeichnis geben die Veranstaltungshöhepunkte und ausgewählte Kreuzfahrtanläufe einen umfassenden Überblick über die bedeutsamen kulturellen und maritimen Angebote des Jahres in Rostock und im Ostseebad Warnemünde. Matthias Fromm, Tourismusdirektor D) D) Die enge Einbindung der Wirtschaft ins touristische Marketing war zwingende Bedingung.“ Frank Martens, Tourismusverein für ihn der Schlüssel zum Erfolg. Darum sei man mit einer Gruppe von Hoteliers nach Rostock gekommen, um sich zu informieren. „Wir freuen uns, unsere Erfahrungen nun an unsere Kollegen aus Wolfsburg weitergeben zu können“, sagt Matthias Fromm, Tourismusdirektor und Geschäftsführer von Rostock Marketing. Fromm erklärt, dass die freiwillige Umlage viel besser als eine Bettensteuer sei, weil viel mehr Partner einbezogen werden können. Von den aktuell 363 Partnern seien es 44 Hotels und Pensionen sowie 182 Vermieter von Ferienwohnungen und eine Zimmervermittlung – und eben 142 Partner kämen aus anderen touristischen Bereichen. Bei der städtischen Marketinggesellschaft entsteht jetzt auch ein „Convention Bureau“. Es wird die zentrale Anlaufstelle für Veranstalter von großen Tagungen und Kongressen sein. Die Anschubfinanzierung von 300 000 Euro hat die Bürgerschaft gerade freigegeben. Ab 2019 soll das Büro finanziell auf eigenen Füßen stehen. „Es fließen dort unsere Anforderungen und Erfahrungen ein, so dass die Umsetzung für uns einen sehr großen Nutzen haben wird“, betont Alexander Winter, Generalbevollmächtigter der DSR Hotel Holding. Stadtmitte. Die Stadtverwaltung überprüft derzeit mehr als 20 Immobilien im gesamten Stadtgebiet mit Hochdruck daraufhin, ob sie als Not- oder Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge geeignet sind. Das hat Rostocks Sozialsenator Steffen Bockhahn (Linke) während einer Veranstaltung gesagt, bei der die Ortsbeiräte über den aktuellen Stand der Flüchtlingshilfe in Rostock informiert wurden. Der Senator sicherte zu, die jeweiligen Ortsbeiräte und die Öffentlichkeit umgehend zu informieren, wenn Entscheidungen zur Neueinrichtung von Unterkünften verbindlich getroffen wurden. Bei der Auswahl gelte es, die Einordnung in den Sozialraum, dieWirtschaftlichkeit und die Eigentumsverhältnisse zu beachten. Bockhahn und Heiko Tiburtius, der kommissarisch das Amt für Flüchtlingsangelegenheiten und Integration leitet, berichteten weiter über die zu erwartenden Zuweisungen innerhalb des Landes MecklenburgVorpommern und die Herausforderungen bei der Schaffung von Übernachtungsmöglichkeiten. Steffen Bockhahn dankte allen Helfern, die sich in den vergangenen Wochen und Monaten innerhalb der Flüchtlingshilfe in Rostock engagiert haben. Er unterstrich zugleich die Herausforderungen, die mit der Integration der Geflüchteten verbunden sind. Heiko Tiburtius erläuterte Aufgaben und Organisationsstruktur des Amtes für Flüchtlingsangelegenheiten und Integration. Demo gegen AfD-Aktion Stadtmitte. Die Initiativen „Rostock hilft“ und „Rostock nazifrei“ rufen für Sonnabend, 17. Oktober, dazu auf, ab 15 Uhr an ihrer Demo unter dem Motto „Flüchtlinge willkommen!“teilzunehmen. Damit wollen die beiden Organisationen ein Zeichen gegen die für den gleichen Tag von der Alternative für Deutschland (AfD) geplanten Demo „Asylchaos stoppen“ setzen. Angesprochen werden Bürger, die für ein solidarisches Miteinander und demokratische Kultur einstehen wollen. Die AfD, so „Rostock hilft“, organisiere ihre erste Demo in Rostock. Am gleichen Tag lädt die Evangelisch-Lutherische Innenstadtgemeinde um 14 Uhr zu einer Andacht unter dem Thema „Flüchtlinge willkommen“ in die Marienkirche ein. Als Gast wird Yuriy Kadnykov, der neue Rabbiner der jüdischen Gemeinde, erwartet. Die Andacht versteht sich als ein Beitrag zur Kundgebung der Bündnisse „Rostock hilft“ und „Rostock nazifrei“, die ab 13 Uhr Sach- und Geldspenden für Flüchtlinge auf dem Neuen Markt sammeln. Anzeige Ex-Warnowtunnel-Chef vor Gericht Matthias Hermann soll 940 000 Euro der Firma veruntreut haben NIEDERSCHLAGSRISIKO N Das Rostocker Marketing lebt von der freiwilligen Umlage. Das Hotel Radisson Blu gehört zu den 363 Partnern. 9° Min. Mittwoch, 14. Oktober 2015 Stadt prüft 20 Häuser als Flüchtlingsheime IHRE REDAKTION achbar Kurt ist ein gebrochener Mann. Dabei war er so glücklich: Ende August ging er in Rente, und weil sein Arbeitgeber von der anständigen Sorte ist, bekam er nicht nur Blumen zum Abschied. Kurt leistete sich ein richtig schönes Auto. Freitag stand es endlich vor der Tür, Sonnabend lud er die Nachbarschaft zu Probefahrten ein, Sonntag präsentierte er den Wagen der Familie. Was war der Kurt stolz: Tochter Franziska soll eigens zum Frisör gewesen sein (sah man auch), Schwiegersohn Brian lobte die Abgaswerte, und Enkel Kevin (9) wollte gar nicht wieder raus aus dem Gefährt. Kurt war glücklich. Bis er Kevin anbot: „Und morgen hole ich dich von der Schule ab.“ Kevin wurde blass. Dann rot. Bekam einen Schweißausbruch. Dann platzte es aus ihm heraus: „Aber doch nicht mit dieser Opa-Karre?“ Kurt sackte zusammen. Der Sonntag war gelaufen, der Montag auch. Gestern fand er die Sprache wieder. „Weißt du“, sagte er zu mir. „Der Bengel hat recht. Wann immer ich diesen Typ fahren sehe, sitzt irgend so ein alter Mann am Steuer.“ 9 Stadtmitte. Der frühere Geschäftsführer der Rostocker Warnowquerung GmbH, Matthias Herrmann (47), muss sich wegen Untreue in einem besonders schweren Fall vor dem Amtsgericht Rostock verantworten. Wie das Gericht gestern mitteilte, soll er rund 940 000 Euro veruntreut haben. Herrmann, der Ende 2014 überraschend als Tunnel-Chef abgesetzt wurde, droht eine Mindeststrafe von sechs Monaten Haft. Der Prozess beginnt am 10. November. Nach OZ-Informationen soll Herrmann Kapital der Firma unau- torisiert in Geldanlagen einer Gesellschaft in Hongkong investiert haben. Dabei sei er vermutlich selbst Opfer eines Betrugs geworden. Hier laufe ein getrenntes Ermittlungsverfahren, teilt die Staatsanwaltschaft mit. Herrmann soll selbst eine große Summe privaten Geldes verloren haben. Ein Umstand, der sich bei einer Verurteilung vor Gericht strafmildernd auswirken könnte, da der Ex-Chef des Warnowtunnels es wohl nur „gut gemeint“ habe, als er auch das Geld des Unternehmens mehren wollte, schätzt ein Insider ein. Herrmann bestätigte bereits im August gegenüber der OZ, dass es die Vorwürfe gegen ihn gibt. Er habe die Ermittlungen konstruktiv begleitet und werde an der Aufklärung mitwirken. Gestern bat er erneut um Verständnis, dass er weitere Angaben nicht machen könne. Herrmann war über Jahre Geschäftsführer der Warnowquerung GmbH – und in vielen gesellschaftlichen Bereichen aktiv: so als Aufsichtsratschef des Flughafens Rostock-Laage oder als stellvertretender Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Rostock. aw 5
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