L Samstag, 21. November 2015 | Nummer 266 | Fr. 2.50 L I EC HT E NS T EI N ER W IR TS H CH EU AF TE T MI RE T GI O NA Vaterland M I T A M T L I C H E N P U B L I KAT I O N E N – TAG B L AT T V E R B U N D – T E L . + 4 2 3 2 3 6 1 6 1 6 – w w w .v a t e r l a n d . l i LIECHTENSTEIN INLAND Liechtenstein erneut am Vierertreffen } 3 INLAND Mauren gibt es jetzt in Buchform } 8 INLAND Kinder haben ein Recht auf Kunst und Kultur } 11 INLAND Kinderschutz.li startet Präventionsprojekt in } 13 Balzers. Katja Langenbahn auf SRF 1 Vaduz gastiert in Zürich Die Schauspielerin Katja Langenbahn hat alles auf eine Karte gesetzt, um ihren Lebenstraum zu erfüllen. Ob sie es geschafft hat, zeigt sich heute Abend auf SRF 1. } INLAND 9 In der Super League trifft der FC Vaduz heute Abend auf die Zürcher Grasshoppers. } SPORT 19 Markus Foser wird der neue Adler- und Vanini-Wirt BETTINA STAHL-FRICK VADUZ. Das Bedauern war gross, als Markus Foser am 16. August die Türen des Restaurants Lett geschlossen hat. Schliesslich ging damit ein 30-jähriges Kapitel zu Ende. 30 Jahre, in denen Markus Foser seine Gäste in weissem Hemd und schwarzer Fliege tagaus, tagein bewirtet hat. 30 Jahre war auch Christine Hagen Wirtin der Restaurants Adler und Vanini. Nun möchte sie sich zurückziehen, mehr Freizeit geniessen und ihr soziales Umfeld pflegen, was in all den Wirte-Jahren zwangsläufig zu kurz gekommen ist. Nun kann sich Christine Hagen aber zurücklehnen, ihre Nachfolge ist geregelt: Markus Foser wird ab 1. Februar der neue Adlerund Vanini-Wirt. «Ich freue mich auf diese neue Herausforderung», sagt er. Gutes Verhältnis Die beiden Wirte, Christine Hagen und Markus Foser, kennen sich ebenfalls schon seit 30 Jahren. Von einer Konkurrenz sei nie die Rede gewesen, sagen beide. Im Gegenteil: «Unser Verhältnis war immer sehr gut», sagt Markus Foser. Und Christine Hagen ergänzt: «Unter Profis misst man eben mit gleich langen Spiessen.» Markus Foser möchte das Traditionshaus mit viel Herzblut weiterführen, wie er sagt. Team, Location und Umfeld – alles passe. Nach seiner 30-jährigen «Lett-Geschichte» wird er ab 1. Februar ein neues Kapitel aufschlagen. Das Kapitel «Herr }INLAND 5 Adler». EWA-Eröffnung Beisammensein in weihnachtlicher Atmosphäre Sapperlot Es gibt wenige Orte auf der Welt, an denen es still ist – und nur der Atem der Menschen zu hören ist. Vielleicht ab und zu ein Räuspern. Ein Husten. Sonst: nichts. Dass Stille auch Respekt bedeuten kann, merkt der, der in Amsterdam das «Anne-Frank-Haus» in der Prinsengracht besucht. Ein Museum, das dem jüdischen HolocaustOpfer Anne Frank gewidmet ist. Ein Rundgang führt die Besucherinnen und Besucher durch das Vorderhaus, die Nebenhäuser, aber eben auch durch das Hinterhaus, welches Anne Frank als Versteck diente. Während des Rundgangs geht es im Schritttempo vorwärts. Nur selten ist Geflüster zu hören, obwohl zahlreiche Personen durch das Zimmer laufen. Hintereinander. In Einerreihe. Erst hinter dem Bücherregal, im damaligen Versteck, wird es mucksmäuschenstill. Alle haben Geduld, warten, bis der Vordermann alles gesehen, aber auch gelesen hat. Ein schönes, tiefgründiges Erlebnis. Es wäre schön, wenn einem dieser Respekt vor anderen Menschen auch im Alltag öfter begegnen würde. Magdalena Hilbe Kaffeepause. Was Neues? Gehen Sie online. 60047 9 771818 920002 Gesuch für Auslieferung eingegangen VADUZ/FRASTANZ. Neuigkeiten im Fall «Tötungsdelikt Frastanz»: Das offizielle Auslieferungsersuchen aus Wien ist in Vaduz eingegangen, wie die Liechtensteiner Staatsanwaltschaft gestern gegenüber Radio L bestätigte. Nun muss das Obergericht über die Auslieferung des Beschuldigten beraten, eine abschliessende Entscheidung trifft allerdings die Regierung. Da der Tatverdächtige kein Staatsbürger Liechtensteins und Österreich ein ordentlicher Rechtsstaat ist, dürfte dem Begehren grundsätzlich stattgegeben werden. Der 26-jährige Staatsbürger der Dominikanischen Republik wurde am 4. November durch die Liechtensteinische Landespolizei in Liechtenstein verhaftet, wo er auch wohnhaft war. Der Mann wird verdächtigt, am selben Tag seiner Verhaftung frühmorgens seine hochschwangere Exfreundin in ihrer Wohnung in Frastanz erwürgt und anschliessend angezündet zu haben. (manu) Aeschi setzt sich durch Bild: Daniel Ospelt Die Eschner Weihnachts- und Gewerbeausstellung wurde gestern feierlich eröffnet. Bis Sonntag können Besucher bei weihnachtlicher Atmosphäre die Ausstellung besu- chen und über 50 Stände in Augenschein nehmen. Es ist garantiert, dass für jedermann ein passendes Weihnachtsu INLAND 7 geschenk gefunden wird. Wieder Terror: Zahlreiche Tote bei Geiselnahme in Mali BAMAKO. Bei einer Geiselnahme durch Islamisten sind am Freitag in einem Hotel in der malischen Hauptstadt Bamako mindestens 22 Menschen getötet worden. Das teilten malische Sicherheitskräfte nach dem neunstündigen Einsatz zur Rettung der rund 170 Geiseln aus Radisson Blu mit. Zwei Terrorgruppen bekannten sich zu dem Anschlag. Der Nachrichtensender Al-Dschasira aus Katar meldete am Freitag, er habe eine entsprechende Erklärung erhalten. Auch die mauretanische Nachrichtenseite AlAkhbar berichtete, verantwort- lich seien die Terrorgruppen AlMurabitun und Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM). Anführer von Al-Murabitun war der Topterrorist Mokhtar Belmokhtar. Nach Angaben der libyschen Regierung soll er im Sommer bei einem US-Luftangriff getötet worden sein. In der Gruppe Al-Murabitun – einer Abspaltung von Al-Kaida im Islamischen Maghreb – haben sich Araber und Angehörige der Tuareg zusammengeschlossen. Nach Angaben des Hotelbetreibers Rezidor hielten sich zum Zeitpunkt des Angriffs 140 Gäste und 30 Angestellte auf dem Gelände des Radisson Blu in Bamako auf. Nach Angaben eines Mitglieds des Hotel-Sicherheitsteams nutzten die Angreifer ein Fahrzeug mit diplomatischen Kennzeichen, um Zugang zum normalerweise sehr gut gesicherten Radisson Blu zu erhalten. Unter den Gästen war auch eine zwölfköpfige Air-FranceCrew. Auch sechs Mitarbeiter der Fluggesellschaft Turkish Airlines hatten sich im Radisson-BluHotel aufgehalten. }AUSLAND 31 BERN. Thomas Aeschi hat sich in der SVP-Fraktion im fünften Wahlgang als Deutschschweizer Kandidat für die Bundesratswahlen gegen Heinz Brand durchgesetzt. Aeschi erhielt 44 Stimmen, Brand 37. Bereits im ersten Wahlgang lag Aeschi an der Spitze, wie Fraktionschef Adrian Amstutz vor den Medien sagte. Er erhielt 26 Stimmen. An Heinz Brand gingen im ersten Wahlgang 18 Stimmen. Die Kandidaten aus der Romandie und dem Tessin, Guy Parmelin und Norman Gobbi, erreichten das absolute Mehr bereits im ersten Wahlgang. Gobbi wurde mit 72 Stimmen nominiert. An seinen Konkurrenten Oskar Freysinger gingen 29 Stimmen. (sda) «WIRTSCHAFT REGIONAL» LDF macht zufrieden Ende des Jahres läuft das Offenlegungsprogramm Liechtensteins mit Grossbritannien aus. Die Liechtenstein Disclosure Facility (LDF) spülte bis dato 1,15 Milliarden Pfund in die Staatskassen ihrer Majestät – und wird auch in Liechtenstein als Erfolg verbucht: «Das LDF war für Grossbritannien und Liechtenstein ein grosser Erfolg. Die erzielten Steuereinnahmen haben die Erwartungen weit übertroffen. Für die liechtensteinischen Finanzintermediäre und ihre bestehenden und neuen britischen Kunden konnten langfristig Rechtssicherheit und Planungssicherheit geschaffen werden», betont Katja Gey, Leiterin der Stabsstelle für Internationale Finanzplatzagenden (Sifa), die das Abkommen ausgehandelt hat. } «WIRTSCHAFT REGIONAL» Vaduzer Medienhaus AG, Liechtensteiner Vaterland Lova Center, Postfach 884, 9490 Vaduz, Tel. +423 236 16 16, Fax +423 236 16 17, Nachttelefon Redaktion: +423 236 16 00, E-Mail Redaktion: [email protected] – E-Mail Sportredaktion: [email protected] – E-Mail Abo: [email protected] – E-Mail Inserate: [email protected], Vaterland online: www.vaterland.li Inland Liechtensteiner Vaterland | Samstag, 21. November 2015 5 Aus «Herr Lett» wird «Herr Adler» Drei Monate ist es nun her, dass das Restaurant Lett in Vaduz geschlossen hat. Drei Monate, in denen viel gemunkelt wurde, wohin es den Wirt Markus Foser «verschlagen» würde. Nun ist das Geheimnis gelüftet: Markus Foser wird der neue Adler- und Vanini-Wirt. BETTINA STAHL-FRICK VADUZ. Gemeinsam sitzen sie an einem Tisch im Empfangsraum des Restaurants Adler in Vaduz: Walter Hagen, seine Schwester Christine und Markus Foser. Sie haben sich am Freitagmorgen nicht etwa zum gemeinsamen Frühstück getroffen – sondern vielmehr, um die Entscheidung zu besiegeln: Nach 30 Jahren zieht sich Christine Hagen – den meisten bekannt als Gigi – aus der Adler- und Vanini-Geschäftsführung zurück und übergibt an den ehemaligen Lett-Wirt Markus Foser. Damit ist die Gerüchteküche bereinigt – schliesslich wurde «Herr Lett», wie ihn seine Stammkunden nannten, für mehrere Lokale als künftiger Wirt vermutet. Aber nun steht fest: Ab 1. Februar ist Markus Foser der neue «Herr Adler». Ein Wirt, der auch noch kocht «Ich freue mich riesig auf die neue Aufgabe», sagt Markus Foser. «Als mich Walter Hagen angefragt hatte, überlegte ich mir erst mal, ob ich in das neue Umfeld und überhaupt in die ganze Location hineinpasse.» Und er kam zum Schluss: «Ja, das tu ich!» Davon sind auch Christine Hagen und ihr Bruder Walter überzeugt: «Markus versteht es hervorragend, mit den Gästen umzugehen, kurzum: Er ist ein Profi!», sagt Walter Hagen, Inhaber der Adler Gastronomie. Seine Schwester ergänzt: «Er ist ein gemachter Wirt, der zudem auch noch lecker kochen kann.» Bei so viel Lob kann Markus Foser nur noch strahlen – «ich freue mich», wiederholt er. Die Fliege wird nicht fehlen Trotz Freude schaut Christine Hagen auch mit einem weinenden Auge auf die vergangenen 30 Jahre zurück: «Es war eine strenge, aber eine sehr tolle Zeit, von welcher ich keinen Tag missen möchte.» Sie habe in dieser Zeit viel Lustiges erlebt – sich über Höhen gefreut und Tiefen gemeistert. Der Kontakt mit den Gästen habe sie immer wieder aufs Neue bereichert – «es ist ein schönes Gefühl, nach einem 15Stunden-Tag hundemüde zu sein und sich trotzdem noch über einen genialen Tag zu freuen». Und sie habe über all die Jahre das Privileg gehabt, stets gute Mitarbeiter im Rücken zu haben. «Und mit Walter einen Bruder, der mich immer tatkräftig unterstützt hat.» Dennoch: Christine Hagen freut sich auf mehr Freizeit. Diese möchte sie vermehrt im Ausland verbringen, sich für Tierprojekte einsetzen. Darunter auch für die «Turtle Foundation», die sie vor Jahren mit ihrem Lebenspartner Frank Zindel ins Leben gerufen hatte, um Bild: Sara Foser Christine Hagen übergibt die Adler- und Vanini-Geschäftsführung dem früheren Lett-Wirt, Markus Foser, auf den 1. Februar. Inhaber Walter Hagen freut sich über diese Nachfolge – «Markus Foser ist ein Profi, da kann nichts schiefgehen», sagt er. in Indonesien Meeresschildkröten zu retten. Ein weiteres Projekt ist in Afrika dazugekommen – «mir wird nicht langwei- lig», ist Christine Hagen überzeugt. Langweilig wird es auch Markus Foser bis zum 1. Februar nicht: An manchen Tagen wird er noch für die Suppenküche in Schaan hinter dem Herd stehen. «Dann werde ich noch ein bisschen faulenzen, um dann voller Energie das Traditionshaus zu übernehmen.» In gewohnter Manier: Mit Fliege und den Qualitäten eines englischen Butlers. PODIUM Ist ein viertes Sparpaket nicht notwendig? URS SPRENGER * Anlässlich der Landtagssitzung vom November 2015 wurden vom Parlament der Landesvoranschlag 2016 (BuA 96/2015) sowie die Finanzplanung 2016–2019 (BuA 104/2015) behandelt und verabschiedet. D ie noch von der Vorgängerregierung Tschütscher verabschiedeten Massnahmenpakete I bis III sind abgeschlossen. Gemäss Finanzleitbild sind die fünf Eckwerte eingehalten. Regierungschef und Finanzminister Adrian Hasler erwähnt, dass somit «die Regierung nicht in der Pflicht sei, dem Landtag ein viertes Sparpaket vorzulegen, zumal er für die nächsten Jahre durchaus positive Tendenzen sehe». Als Grundlage für die berechneten Eckwerte wurden gemäss dem Regierungschef «entsprechende Annahmen getroffen und mögliche Entwicklungen Der Regierungschef hat es verpasst, neue Einnahmen zu generieren. des Staatshaushalts formuliert». Dabei wurde gemäss BuA 104/2015 berücksichtigt, dass «die konjunkturelle Entwicklung in Liechtenstein aufgrund wirtschaftlicher und finanzpolitischer Turbulenzen schwer prognostizierbar ist und zudem die Folgen des Transformationsprozesses des Finanzplatzes noch nicht vollumfänglich absehbar sind, weshalb die Erstellung der Finanzplanung des Landes vor allem auf der Ein- nahmenseite noch immer mit hohen Unsicherheiten behaftet ist». E rstaunlich ist, dass aufgrund dieser offensichtlich grossen Unsicherheiten in der Finanzplanung gänzlich auf Szenarien verzichtet wurde und dem im Rechnungsbzw. Finanzwesen üblichen Vorsichtsprinzip, welches der Kapitalerhaltung und dem Gläubigerschutz dient, wenig Rechnung getragen wurde. Von aussen und aus betriebswirtschaftlicher Sicht betrachtet, fallen in der Finanzplanung unter anderen sechs wesentliche Punkte auf: I. Auf der Ertragsseite wird von steigenden Erträgen ausgegangen, obwohl die Aussichten äusserst ungewiss sind und die letzten Jahre von Einmal- und Sondereffekten (zwei Steueramnestien, Abschaffung Couponsteuer, Zwangsabsteuerung Altreserven etc.) im Umfang von vielen Millionen wegfallen werden. II. Bei den Aufwänden wurde bspw. die Reduktion des Staatsbeitrags an die AHV in Höhe von beachtlichen 30 Millionen Franken berücksichtigt, obwohl diese Thematik erst im Dezember-Landtag behandelt wird. Verbirgt sich hier etwa bereits das vierte Massnahmenpaket? Ebenfalls stellt sich die Frage, ob gemäss einer seriösen Planung das Imparitätsprinzip, welches alle vorhersehbaren Risiken und Verluste berücksichtigt, angewendet wurde. Wurden hier beispielsweise entsprechende Rückstellungen betreffend die Flüchtlingsthematik oder allenfalls für einen Innova- Bild: pd Urs Sprenger: «Der Löwenanteil des Zwangssparens trifft den Mittelstand.» tionsfonds gebildet? III. In Bezug auf das budgetierte Finanzergebnis wird mit einer langfristigen Planrendite von 2,5 Prozent auf das extern verwaltete Vermögen (die heutigen Reserven des Staatshaushalts entsprechen grösstenteils dem schrittweisen Verkauf von Aktienanteilen der Liechtensteinischen Landesbank AG in den Jahren 1998 bis 2000 sowie im Jahr 2006, was zu einem kumulierten Verkaufserlös von rund 1,1 Milliarden Franken führte) gerechnet, was einem durchschnittlichen Finanzertrag von 68 Millionen Franken pro Jahr entspricht. Hier ist erwähnenswert, dass die letzten Jahre gute Börsenjahre waren und somit durch Millionengewinne den «Schaden» in Grenzen hielten. Kann aufgrund von Börsenzyklen, Unsicherheiten etc. tatsächlich eine budgetierte Finanzrendite von 2,5 Prozent um weitere vier Jahre eingeplant werden? IV. Die Investitionsrechnung sieht für die Jahre 2016 bis 2019 Nettoinvestitionen im Umfang von 117 Mio. Franken oder durchschnittlich «historisch» tiefen 29 Mio. Franken pro Jahr vor. Hier fehlt der Ansatz vom «intelligenten Sparen durch zukunftsfähige Investitionen» gänzlich. Wie lange kann sich Liechtenstein einen solchen Investitionsstau noch leisten? V. Die Einsparungen beim Betriebsaufwand zwischen 2011 und 2016 (Landes- voranschlag, Seite 16) betragen 113 Mio. Franken bzw. 12,2 Prozent. Davon fallen 49 Mio. Franken auf die Beitragsleistungen und mehr als 36 Mio. Franken auf die Finanzzuweisungen an die Gemeinden. Beim Personalaufwand der Landesverwaltung macht dies 6 Mio. Franken aus. Der Löwenanteil des Zwangssparens trifft somit den Mittelstand, indem Subventionen (Krankenkassen minus 20,3 Mio. Franken, Staatsbeitrag Invalidenversicherung minus 10,9 Mio. Franken etc.) massiv gekürzt wurden. Auf der Ertragsseite hat es der Regierungschef jedoch verpasst, neue Einnahmen zu generieren. Im Gegenteil, es wurde verpasst, bei den Verhandlungen mit der Schweiz eine tragbare Quellensteuer für Grenzgänger zu erreichen. VI. Wirft man einen Blick auf den Zeitraum von 2014 bis 2016, für welchen Regierungschef Adrian Hasler als Finanzminister verantwortlich zeichnet, so fällt auf, dass sich die Personalkosten um 9,6 Mio. Franken bzw. 4,7 Prozent und die Sachkosten um 10,0 Mio. Franken bzw. 13,3 Prozent erhöht haben. In der Privatwirtschaft und bei international gültigen Finanzstandards ist die wichtigste Kennzahl diejenige des operativen Ergebnisses. Sie zeigt das Ergebnis aus der betrieblichen Tätigkeit, sprich dem Kerngeschäft. Wenn man die betrieblichen Verluste bei der Finanzplanung des Landes (2016: –81 Mio. Franken / 2017: –101 Mio. Franken / 2018: –40 Mio. Franken / 2019: –27 Mio. Franken) anschaut, sticht dem interessierten Betrachter sofort ins Auge, dass hier dringlicher (!) Handlungsbedarf besteht, zumal, wie bereits ausgeführt, zu optimistisch geplant wurde. V on einer nachhaltigen Sanierung des Staatshaushalts kann dann gesprochen werden, wenn Ausgaben und Einnahmen im Lot sind, d. h. ohne Zurechnung des Finanzergebnisses. Ab diesem Zeitpunkt ist der Turnaround geschafft und die Restrukturierung «erfolgreich» abgeschlossen. Regierungschef Adrian Hasler erwähnt zu Recht, dass «weitere Sparmassnahmen oder Steuererhöhungen die Bevölkerung erneut empfindlich treffen» würden. Hier stellt sich die Frage, ob man aus wahltaktischen Gründen zuwarten kann oder dem Volk im Sinne der Kapitalerhaltung und zum Schutze der Steuerzahler reiner Wein einzuschenken wäre. Der Staat Liechtenstein lebt offensichtlich über seinen Verhältnissen, indem er weit mehr ausgibt (Aufwände), als er einnimmt (Einnahmen). Dies geschieht zulasten der kommenden Generationen und gefährdet mittelfristig das Triple-A-Rating. Wie sagte einst der amerikanische Politiker Robert Anderson treffend: «Der Finanzminister, der populär sein möchte, hat seinen Beruf verfehlt!» * Urs Sprenger ist Unternehmer und wohnt in Heerbrugg. In der Rubrik Podium äussern sich Persönlichkeiten, die nicht der Redaktion angehören, in lockerer Reihenfolge zu Themen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur.
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