Neue Heimat für junge Flüchtlinge

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Kurse
Zeitung der Akademie Klausenhof

Nr. 4 2015
K 6135
Neue Heimat für
junge Flüchtlinge
Innovatives Konzept / Grundbildung, Schulabschlüsse, Berufsvorbereitung und Ausbildung
Unbegleiteten minderjährigen
Flüchtlingen eine langfristige
Perspektive zu geben, das ist das
Ziel eines innovativen Konzepts,
das die Akademie Klausenhof erarbeitet hat.
Rund 80 junge Flüchtlinge hat
die Akademie Klausenhof kurzfristig aufgenommen. Wenn die
Voraussetzungen stimmen, werden sie von dem neuen Angebot
profitieren, das neben einer Basisbildung und psychosozialer
Betreuung Schulabschlüsse, Berufsorientierung und Ausbildung
vorsieht.
Siehe Innenteil
In dieser Ausgabe
Schwerpunktthema
Bildung für Flüchtlinge
- 40 Jahre Kurse für
junge Migranten/-innen
Sonderausgabe
Innenteil
Innovatives Konzept
Integration mit vier
Modulen
Junge Flüchtlinge erhalten vom ersten Tag an im Klausenhof intensiven Unterricht.
Fachkräfte dank „MobiPro-EU“
Projekt mit jungen Rumänen zur Ausbildung in technischen Berufen / Firmen in der Region gesucht
Die Akademie Klausenhof sucht
im Rahmen eines geplanten Pilotprojekts Firmen in der Region,
die bereit sind, junge Leute aus
Rumänien auszubilden. Gedacht
ist dabei besonders an technische Berufsfelder, in denen aktuell Nachwuchs- und Fachkräftemangel herrscht.
Die jungen Leute sollen möglichst bei Unternehmen aus dem
westlichen Münsterland und Niederrhein eine duale Ausbildung in
den Berufsbildern Industrie­
mechaniker/-in, Elektroniker/-in
Energie- und Gebäudetechnik,
Anlagen­me­cha­niker/-in Sanitär–
Klima–Heizung und Metallbauer/
-in absolvieren. Firmen, die in diesen Berufen Auszubildende suchen, können sich an die Akademie Klausenhof wenden.
Programm MobiPro-EU
Insgesamt sollen 30 ausbildungsinteressierte Jugendliche im Alter zwischen 18 und 25 Jahren
Staatssekretär Laumann war
Gastredner auf dem 50plusTag in Wesel. Siehe S. 2
aus Rumänien auf diese Weise
vermittelt werden. In Rumänien
herrscht eine hohe Jugendarbeitslosigkeit und auf der anderen Seite in Deutschland Fachkräftemangel. Das Projekt läuft
drei Jahre und wird bei entsprechender Genehmigung aus Mitteln der Agentur für Arbeit über
das Programm „MobiPro-EU“
gefördert.
Die Jugendlichen verfügen über
einen technischen mittleren
Schulabschluss und werden zunächst in der Akademie Klausenhof wohnen. Der Klausenhof
sorgt für eine sozialpädagogische
Begleitung und Unterstützung
sowie für eine vertiefende
Sprachschulung.
Vorbereitungsphase
Vor dem Antritt der Ausbildung
im September 2016 steht eine
intensive Vorbereitungsphase, bei
denen die passenden Bewerber/
-innen für die interessierten Un-
Junge Flüchtlinge
Dankbar, in Deutschland zu sein
Jubiläum
40 Jahre Kurse für
junge Migranten
Neuer Kurs
Deutsch für
Asylsuchende
Weitere Artikel
Win win
Inklusionsnetz
gestartet
Seite 2
Seminar für Landfrauen
Einblick in die bunte
Welt der Kopftücher
Seite 7
Postvertriebsstück K6135. Entgelt bezahlt.
Beliebt und international geschätzt: die Ausbildung in Deutschland
ternehmen ausgewählt werden.
Im Frühjahr 2016 ist außerdem
ein sechswöchiges Praktikum
beim potenziellen Ausbildungsbetrieb geplant. Hinzu kommt
intensiver Sprachunterricht vor
Ort in Rumänien und in Deutschland, um das Sprachlevel B 1 in
Deutsch als Grundlage der Aus-
bildung zu erreichen.
Die Akademie Klausenhof verfügt
schon seit vielen Jahren über umfassende Erfahrungen in der Betreuung und Schulung von jungen
Menschen aus dem Ausland bei
schulischen wie beruflichen Qualifikations- und Integrationsmaßnahmen in Deutschland.
Herausgeber: Akademie Klausenhof gGmbH,
Dingden, Klausenhofstr. 100
46499 Hamminkeln, Tel.: 0 28 52 / 89-0
Fax: 0 28 52 / 89-3300
[email protected]
www.akademie-klausenhof.de
Verantwortlich: Rüdiger Paus-Burkard
Redaktion: Dr. Michael Sommer
Druck: L. N. Schaffrath, Geldern
Nr. 4 | 2015­­
Seite 2
comeback50 –
eine Bilanz
Mit dem Bundesprogramm
„Perspektive 50plus“ endet
dieses Jahr auch „comeback50“, die Initiative zur Integration von älteren Arbeitslosen im Kreis Borken, vergleichbar mit INISS (s. nebenstehenden Bericht). Verantwortlich für comeback50 war
das Jobcenter Kreis Borken.
Die Durchführung haben die
Akademie Klausenhof in Rhede und die Berufsbildungsstätte (BBS) Westmünsterland übernommen. Das Projekt startete im Juli 2009.
Wie eine Auswertung des
Kreises Borken über comeback50 zeigt, konnten mehr
als 500 Teilnehmende in den
ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden, 70 % davon dauerhaft und nachhaltig. Rund
700 Personen wurden dem
Projekt jährlich zugewiesen
– insgesamt rund 3.500.
Zeitung der Akademie Klausenhof
Laumann: Kompetenzen
Älterer nutzen!
Nach zehn Jahren endet INISS / 50plus-Tag mit Staatssekretär Laumann
Zehn Jahre lang vermittelte
INISS Jobs für ältere Arbeitslose
im Kreis Wesel. Nun läuft das
Projekt aus. Beim letzten „50plusTag“ der Initiative in Wesel forderte Staatssekretär Karl-Josef
Laumann, in der Arbeitswelt
mehr auf Ältere zu achten.
3800 Vermittlungen
INISS (Initiative Niederrhein Innovation Senior Services) startete im Herbst 2005 mit wesentlicher Beteiligung der Akademie Klausenhof. Seither konn-
Belange Älterer
berücksichtigen
win win-Beratungsstellen
Wer beim Projekt win win
teilnehmen möchte, kann sich
entweder an die zuständigen
Berater/-innen im Jobcenter
bzw. der Arbeitsagentur
oder direkt an die win winBeratungsstellen wenden:
Wesel
Akademie Klausenhof, Standort Wesel, Brückstr. 10-12,
46483 Wesel,
Tel.: 02852 / 89 13 38,
Email: [email protected]
Dinslaken
Caritasverband für die Dekanate Dinslaken und Wesel
Duisburger Str. 34,
46535 Dinslaken,
Tel.: 02064 / 42 90 840,
Email: [email protected]
Kamp-Lintfort
Caritasverband Moers-Xanten e.V., Fachdienst ArbeitBeschäftigung-Qualifizierung
Haus der Familie
Kirchplatz 10,
47475 Kamp-Lintfort,
Tel.: 02842 / 91 37 21,
Email: [email protected]
Moers
Grafschafter Diakonie GmbH
– Diakonisches Werk
Kirchenkreis Moers
Rheinbergerstraße 17,
47441 Moers,
Tel.: 02841 / 10 01 43,
Email: [email protected]
ten nicht nur rund 3800 Betroffene vermittelt werden, viele haben außerdem dank INISS ihre
persönlichen Fähigkeiten und
Kompetenzen so stärken können, dass sie wieder eine Chance
auf dem Arbeitsmarkt hatten.
Das Jobcenter Kreis Wesel hat
die Federführung, die vier Kompetenzzentren AWO Kreisverband Wesel e.V. in Kamp-Lintfort,
Fachwerk.Kreis Wesel UG in
Moers, der Caritasverband für
die Dekanate Dinslaken und Wesel in Dinslaken sowie die Akademie Klausenhof in Hamminkeln/
Wesel sorgen noch bis Jahresende für die Förderung und Vermittlung der Arbeitslosen.
Applaus von MdB Sabine Weiss
Karl-Josef Laumann sagte in seiner Rede, dass die Wirtschaft
heute nicht mehr auf Ältere verzichten könne. „Viele Personalverantwortliche kennen gar keine Älteren im Betrieb mehr“,
sagte er in Anspielung auf die
Vorruhestandsregelungen.Ein
zentrales Anliegen müsse es sein,
das Arbeitsleben so zu gestalten,
Moderator Gerburg Dicks vom Jobcenter Kreis Wesel
Barbara
Ossyra
(Leitung
Ar-
Staatssekretär Laumann
beitsagentur Wesel)
dass Arbeitsplätze auf die Belange der Älteren zugeschnitten
werden. Dazu zähle auch, dass
gerade bei den über 50-Jährigen
berücksichtigt werden müsse,
dass sie sich nun nicht mehr um
ihre Kinder, sondern oft um ihre
Eltern kümmern müssten, sagte
der CDU-Politiker, der auch Bevollmächtigter der Bundesregie-
rung für Patienten und Pflege ist.
INISS ist Teil des Bundespaktes
„Perspektive 50plus“, an dem
sich insgesamt 400 Grundsicherungsstellen in Deutschland beteiligen. Eine wesentliche Komponente ist die Zusammenarbeit
und Vernetzung mit Akteuren
vor Ort. Das Bundesprogramm
läuft Ende des Jahres aus.
Inklusionsnetz gestartet
Vier Beratungsstellen im Kreis Wesel / Erste Beiratssitzung
Bunt und vielfältig sind die Punkte, die im Logo des neuen Projektes win win die Form des
Kreises Wesel nachbilden. Bunt
und vielfältig wie die Kompetenzen derjenigen, die durch das
Projekt unterstützt werden.
„Win win“ ist eine Intitiative des
Jobcenters Kreis Wesel, bei dem
vier Träger vor Ort – darunter
auch der Klausenhof – arbeitslose Schwerbehinderte bei der Integration in den Arbeitsmarkt
unterstützen. Auf der Pressekonferenz und der ersten Beiratssitzung im Klausenhof zum Projektstart betonte Peter Adämmer,
dass die Arbeitsaufnahme natür-
lich das größte Ziel sei, aber vor
allem die Förderung, Beratung
und Unterstützung im Vordergrund steht.
Vermittlungs­coaches
Rund 800 Teilnehmende sollen in
den drei Jahren von vier Beratungsstellen betreut werden,
durchgeführt von der Grafschafter Diakonie GmbH – Diakonisches Werk Kirchenkreis Moers,
den Caritasverbänden für die
Dekanate Dinslaken und Wesel
in Dinslaken, und Moers-Xanten
in Kamp-Lintfort sowie dem
Klausenhof, der ab dem 1. Januar die Beratung an seinem neuen
Standort in Wesel (Adressen siehe blauer Kasten links) anbieten
wird. Jedes Team besteht aus jeweils vier erfahrenen „Vermittlungscoaches“.
Die Projektteilnehmenden sind
meist Menschen, die aufgrund
eines Unfalls oder einer Krankheit ihren bisherigen Job verloren haben bzw. keinen passenden finden konnten. Sie werden
vom Jobcenter und der Arbeitsagentur auf das Projekt hingewiesen. Finanziert wird das Projekt vom Bundesministerium für
Arbeit und Soziales aus Mitteln
des Ausgleichsfonds. Der wird
gefüllt aus den Ausgleichszahlun-
gen, die Betriebe leisten, wenn
sie den vorgeschriebenen Anteil
von Behinderten im Personal
nicht erfüllen.
„Viel Potenzial“
In der ersten Beratssitzung wurde deutlich, dass vor allem die
heimische Wirtschaft mit dem
Projekt angesprochen wird. So
schlug Elisabeth Schulte vom Unternehmerverband vor, Firmen
gezielt auf die Kompetenzen dieser Gruppe anzusprechen. „Hier
liegt viel Potenzial“, sagte sie.
Michael Düchting, Leiter der WirtErste Informationsveranstaltung in Wesel mit Vertreter/-innen vom Jobcenter, der Arbeitsagentur und den Klau-
schaftsförderung Kreis Wesel, auf
senhof-Mitarbeiterinnen Christiane Roers und Beate Möllmann (v.re.)
der win win-Beiratssitzung
Nr. 3 | 2015
Zeitung der Akademie Klausenhof­
Zeitung der Akademie Klausenhof
Seite 3

2015/2016
Sonderausgabe: Bildung für Flüchtlinge - 40 Jahre Kurse für junge Migranten/-innen
Junge Flüchtlinge:
Integration mit vier Modulen
Neuartiges Konzept von der Grundbildung bis zur Ausbildung und beruflichen Eingliederung
Um minderjährige unbegleitete
Flüchtlinge
nachhaltig
in
Deutschland zu integrieren, hat
die Akademie Klausenhof ein innovatives Konzept entwickelt.
Der Klausenhof kann dabei auf
seine jahrzehntelangen Erfahrungen im Bereich der Förderung
von jungen Migranten/-innen, Berufsvorbereitung und Ausbildung
zurückgreifen. Vom ersten Tag
ihrer Aufnahme erhalten die jungen Leute gezielte Sprachförderung und landeskundlichen Unterricht. Über die ganze Bildungsphase erstreckt sich als
Basis das Modul „Relief – Leben
in Balance“, das psychische Stabilität und Gesundheit, Selbstbewusstsein und die Entwicklung
der Persönlichkeit fördern soll.
Fit for Germany
Neuankömmlinge durchlaufen
das Modul „Fit fürs Leben in
Deutschland / Fit for Germany“,
in dem es vor allem um Spracherwerb, Landeskunde und
Alltagsstrukturierung geht. So
bekamen die rund 80 Jugendlichen schon vom ersten Tag an
Sprachunterricht – wenn nötig
mit grundlegender Alphabetisierung. Während der ersten Phase
bzw. davor erfolgt auch das
denen Arbeitsfeldern auf dem
Programm. Werkstätten und
Schulungsbereiche innerhalb des
Hauses stehen den Jugendlichen
dafür zur Verfügung.
Ausbildung
Das Ziel: eine berufliche Perspektive für junge Flüchtlinge - eine Aufgabe,
die sich der Klausenhof seit mehreren Jahrzehnten in der Arbeit mit jungen
Migranten/-innen erfolgreich stellt.
„Clearing-Verfahren“, das alle
unbegleiteten Minderjährigen in
Deutschland durchlaufen (s. Kasten rechts).
Schulabschluss und Berufsvorbereitung
Im dritten Modul können die Jugendlichen einen Schulabschluss
erwerben, entweder im Klausenhof oder im Regelschulbetrieb in
Hamminkeln und Rhede. Auch
beim „Berufsmodul“ kann der
Klausenhof auf seine langjährigen
Erfahrungen aufbauen. In diesem
Modulkonzept zur Integration unbegleiteter,
minderjähriger Flüchtlinge
Fit for
Germany
Schulabschlüsse
Beruf
n Alphabetisierung
n Deutschunterricht
n Landeskunde
n Alltagskompetenz
n Hauptschulabschluss
n Mittlerer Schulabschluss – FOS
n Berufsvorbereitung
n Außerbetriebliche Ausbildung
1 Jahr
1-2 Jahre
1-3 Jahre
Abschnitt steht eine gründliche
Berufsvorbereitung in verschie-
Den Abschluss des Konzepts bildet das Modul „Ausbildung“.
Diese kann sowohl im Klausenhof, in einem Betrieb oder auch
in anderer Form erfolgen. Insgesamt können die Jugendlichen
maximal sechs Jahre im Klausenhof bleiben. Die Belegung der
Module kann aber flexibel gestaltet werden. Wer z. B. direkt nach
dem Schulabschluss eine betriebliche Ausbildung antritt, wird
möglicherweise schon selbstständig sein und eine eigene
Wohnung haben.
Gemeinsam leben und
gemeinsam lernen
Wohngruppen, Freizeit und Hilfen
Für die jungen Flüchtlinge wird
die Akademie Klausenhof zu ihrem neuen Zuhause. Das Konzept sieht vor, dass sie in kleinen
Wohneinheiten zusammen leben,
für die jeweils eine Betreuungskraft zuständig ist. Sie können die
Bibliothek mit ihren InternetArbeitsplätzen und die Freizeitangebote nutzen. Ein großer Vor-
teil ist es, dass die Jugendlichen
in einer Gemeinschaft mit Menschen leben, die einen ähnlichem
Lebensweg haben. Viele der
Flüchtlinge kommen aus den
gleichen Herkunftsländern, zumeist aus Syrien oder Afghanistan, und können sich so gut verständigen und in der Ferne ein
Stück Heimat behalten.
Basismodul „Relief – Leben in Balance“
Junge Migranten/-innen beim Billard im Klausenhof Rhede
Flüchtlinge aus den
Kreisen Wesel
und Borken
Derzeit übernimmt die
Akademie Klausenhof Jugendliche aus den Kreisen
Wesel und Borken – eine
Kooperation mit Jugendämtern aus anderen Regionen
ist auch möglich. Zum Konzept gehört, dass der Klausenhof formal als stationäre
Jugendhilfeeinrichtung anerkannt ist.
Erste Schritte
Bevor die Jugendlichen zum
Klausenhof kommen, werden sie durch einen Amtsarzt medizinisch untersucht. Sie werden außerdem registriert und „erkennungsdienstlich behandelt“ – ein Verfahren, dass
einige Wochen in Anspruch
nehmen kann. Anschließend
erhalten sie Papiere, mit
denen sie sich ausweisen
und auch in Deutschland
bewegen können. Außerdem wird ein Vormund bestellt, der die Rechtsvertretung der Minderjährigen
übernimmt. Die Jugendlichen sind alle über die jeweiligen Jugendämter krankenversichert. Im Klausenhof erhalten sie eine
Grundausstattung für den
täglichen Bedarf, Kleidung
und ein monatliches Taschengeld.
Clearing-Verfahren
Ein wichtiger Bestandteil ist
das Clearing-Verfahren, bei
dem die Lebensgeschichte,
die Herkunft und die aktuelle Lage der Jugendlichen
vom Jugendamt ermittelt
werden. Eine Frage dabei
ist, ob es möglicherweise
Verwandte gibt, die die Jugendlichen betreuen können, oder ob eine Unterbringung in Einrichtungen
notwendig ist, die sich auf
Traumatherapie spezialisiert haben.
Sonderausgabe 2015/2016: Bildung für Flüchtlinge - 40 Jahre Kurse für junge Migranten/-innen
Zeitung der Akademie Klausenhof­
Sicherheit,
Vertrauen,
Regelmäßigkeit
Dankbar, in
Deutschland zu sein
Voller Enthusiasmus lernen die jungen Flüchtlinge für ihre Zukunft in einem fremden Land
Interview mit Reinhold
Sandkamp, Fachbereichsleiter für junge
Migranten/-innen der
Akademie Klausenhof
Was ist die größte Herausforderung im Umgang mit den
jungen Flüchtlingen?
Das größte Problem ist sicher die Verständigung. Niemand von den Jugendlichen,
die wir jetzt bei uns haben,
kann Deutsch, nur eine
Handvoll Englisch. Im Alltag
hier im Klausenhof müssen
sich die Jugendlichen aber
auch die Mitarbeitenden irgendwie mit Händen und
Füßen verständlich machen.
Wie ist Ihr Eindruck von der
Lernbereitschaft der jungen
Leute?
Die Allermeisten sind mit
Feuer und Flamme bei der
Sache, wollen unbedingt
Deutsch und ihr neues Gastland kennen lernen. Aber
man merkt auch, dass sie einen großen Rucksack mit
sich tragen und mit vielen
Problemen zu kämpfen haben. Das hat Auswirkungen
auf die Konzentration und
die Lerngeschwindigkeit.
Aber dennoch versuchen
wir vom ersten Tag an, ihnen
einen geregelten und den individuellen Voraussetzungen
angemessenen Unterricht zu
bieten.
Was wird gemacht, wenn sich
psychische Probleme einstellen?
Wir haben eigene
Psychologen/-innen eingestellt, die sich um die psychische Stabilität der Jugendlichen kümmern. Bei Krisen
können sie eingreifen und
bei Notwendigkeit weitere,
externe Hilfe einschalten.
Außerdem versuchen wir
mit unserem Konzept, die
Persönlichkeit und das
Selbstbewusstsein zu stärken, etwa durch kreative Angebote oder Sport. Der regelmäßige Tagesablauf und
die engmaschige Betreuung
sollen zusätzlich ein Gefühl
der Sicherheit und des Vertrauens vermitteln.
Sie tragen oft nur eine kleine Tasche mit sich, aber große Hoffnungen, in Deutschland eine
Chance für ein gutes Leben zu
bekommen. Rund 80 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge hat
der Klausenhof innerhalb weniger Wochen aufgenommen, aufgeteilt in drei Gruppen in Dingden und einer in Rhede. Der
jüngste ist erst 13 Jahre alt. Sie
kommen überwiegend aus Afghanistan und Syrien, haben eine lange und gefährliche Reise hinter
sich. Meistens wurden sie von
ihren Eltern und Angehörigen auf
die lange Reise geschickt, mit Hil- .
fe von bezahlten Schleppern.
Im Klausenhof können sie nach
der langen Flucht zur Ruhe kommen. „Wir danken Deutschland!“
Enaya aus Afghanistan zum Beispiel hat schon in den ersten Wochen gut Deutsch gelernt und
zeigt bei jeder Gelegenheit, wie
froh er ist, in Deutschland zu sein.
Mit einem Wörterbuch stets zur
Hand versucht er, jedes Wort zu
verstehen. Über seine Flucht und
seine alte Heimat spricht er nicht
gern – so wie die anderen auch
nicht. Jetzt sind sie noch mit ihrer
neuen Situation beschäftigt, und
voller Hoffnung, hier ein neues
Leben beginnen zu können.
Immer im Einsatz für junge Flüchtlinge: Birgit Kumpmann
„Mit Sensibilität und Geduld“
Junge Flüchtlinge können sich in Ruhe entwickeln
Erste Ergebnisse aus dem Kunstunterricht
Birgit Kumpmann lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Der eine
braucht Schuhe, der andere will aufgrund der Zeitverschiebung
nachts seine Familie in Afghanistan anrufen. Es gibt viel zu organisieren: Transporte zum Arzt, die Gespräche mit dem Gericht im Rahmen des Clearingverfahrens, Freizeitaktivitäten, persönliche Gespräche, Besuche. Manche der jungen Leute sind gerade 13 oder 14
Jahre. „Hier ist besonders viel Sensibilität gefragt“, sagt die Pädagogin, die im Klausenhof Rhede schon viel Erfahrung im Umgang mit
jungen Migranten/-innen und Flüchtlingen hat. Nun ist sie für die
Koordination der Flüchtlingesarbeitsarbeit im Klausenhof Dingden
zuständig.
Wichtig sei es, geduldig zu sein: „Die jungen Leute bleiben lange bei
uns, vielleicht über Jahre. Der Klausenhof ist ihr neues Zuhause – in
dem sie sich in Ruhe entwickeln können.“
Schritt für Schritt
Jugendhilfe ist für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zuständig / Runder Tisch
Wenn ein Flüchtling, der nicht
volljährig ist und ohne seine Eltern unterwegs ist, in einer Gemeinde oder Stadt ankommt,
dann ist das Jugendamt zuständig. In Zeiten, als noch nicht so
viele Menschen in Deutschland
Asyl suchten, genügte es, die
jungen Leute in den normalen
Kinder- und Jugendwohnheimen
unterzubringen. Durch den großen Zuwanderungsschub seien
nun Alternativen gefragt, so Peter Kirfel, Leiter des Fachdienstes Soziale Dienste der Jugendhilfe im Kreis Wesel.
führt. Vor allem die Kombination
von schulischer Bildung und beruflicher Perspektive sei ein großer Vorteil. Hinzu komme die
langjährige Erfahrung des Klausenhofs in der Bildungsarbeit mit
jungen Migranten/-innen.
Gemeinsam wolle man Schritt für
Schritt an der Ausgestaltung des
Konzepts arbeiten. „Die vertrauensvolle Zusammenarbeit
und der enge Austausch mit
dem Klausenhof ist eine sehr
gute Basis, um diese Aufgabe gemeinsam und nachhaltig zu bewältigen“, sagte der Leiter des
Fachdienstes.
Als positiv bezeichnete er den
„runden Tisch“ im Klausenhof,
bei dem alle Beteiligten, von den
Lehrkräften, Psychologen/-innen
bis zu den Betreungskräften mit
Vertretern/-innen der Jugendhilfe, zusammen kommen, um Informationen auszutauschen und
anstehende Aufgaben zu bewältigen.
Konzept gemeinsam
entwickelt
Gemeinsam mit der Jugendhilfe
habe der Klausenhof ein Konzept entwickelt, das die notwendigen Elemente zur nachhaltigen
Integration sinnvoll zusammen-
Gemeinsam für das Wohl der jungen Flüchtlinge: Peter Kirfel (re.), Leiter des Fachdienstes Soziale Dienste der Jugendhilfe im Kreis Wesel, beim „runden Tisch“ im Gespräch mit Mitarbeitenden der Akademie Klausenhof.
Sonderausgabe 2015/2016: Bildung für Flüchtlinge - 40 Jahre Kurse für junge Migranten/-innen
Zeitung der Akademie Klausenhof­
Es begann 1976 mit 11 jungen
Spaniern, die als Kinder von spanischen „Gastarbeitern“ nach
Deutschland kamen. Der Klausenhof entwickelte damals zusammen mit der spanischen Botschaft einen Lehrgang, mit dem
die jungen Leute Deutsch lernen
und einen in Deutschland anerkannten Schulabschluss nachholen konnten. Finanziert wurde
der Lehrgang vom Bundesarbeitsministerium. Der Klausenhof hatte bereits damals viel Erfahrung mit der Integrationsarbeit: Von 1973 bis 1975 besuchten viele Krankenschwestern
aus Fernost Sprach- und Integrationskurse im Klausenhof.
Die Aufgabe hat sich in den Jahren seither kaum geändert: Jugendlichen, die aus unterschiedlichen Gründen nach Deutschland
gekommen sind, eine schulische
und berufliche Perspektive zu geben. Seither haben rund 5000 Jugendliche die sprachlichen Vorbereitungs-, Integrations oder
Schulabschlusskurse (Hauptschule und Mittlere Reife) besucht.
Kriegsflüchtlinge, Aussiedler
und Migranten
In Spitzenzeiten besuchten bis zu
300 junge Leute die Lehrgänge,
wofür der Klausenhof in Köln,
Remscheid und Emmerich Häuser anmietete. Inzwischen konzentriert sich der Unterricht auf
die Standorte Dingden und Rhede.
Die Situation der Migranten/-innen in Deutschland und die Weltpolitik sind die beiden bestimmenden Faktoren für die Teilnehmerschaft der Kurse. Während
des Balkankrieges etwa kamen
viele betroffene Jugendliche aus
dieser Region. Afghanistan ist mit
dem Beginn des Krieges dort in
den 1980er-Jahren ein häufiges
Herkunftsland - ebenso wie die
Länder im Nahen und Mittleren
Osten oder den Kriegsländern in
40 Jahre Kurse für
junge Migranten und
Flüchtlinge
5000 jungen Leuten aus aller Welt hat der Klausenhof eine schulische
und berufliche Perspektive gegeben
1976
Der Klausenhof erhält mit
dem neuen Weiterbildungsgesetz NRW die Zulassung
auch Schulabschlussprüfungen durchzuführen. Damit
kann der erste Kurs mit
zwölf spanischen Jugendlichen beginnen.
Der spanische Botschafter
Don Emilio Garrigues Walker besucht am 29. November den Pilotkurs im Klausenhof.
1979
Sprachkurse für 58 Flüchtlinge aus Vietnam („boat people“)
1983
Das ZDF strahlt vom Sommerfest der Akademie Klausenhof einen halbstündigen
Beitrag innerhalb der Sendereihe „Nachbarn in Europa“
aus.
1988
WDR-Fernsehen („Ihre Heimat – unsere Heimat“) berichtet ausführlich über
Schulabschlusskurse für junge Ausländer.
Unterricht mit jungen Migranten/-innen
Afrika. Die zweite Gruppe waren
Jugendliche, deren Familien in
der zweiten oder dritten Generation in Deutschland leben.
Dies sind insbesondere Türken
sowie Zuwanderer aus den südlichen Ländern Europas.
In den 1990er-Jahren kamen viele Aussiedlerkinder sowie Jugendliche aus jüdischen Familien
aus Osteuropa. Eine besondere
Gruppe waren auch vietnamesische Jugendliche, deren Elterngeneration von der damaligen DDR
aufgenommen wurde.
Vielfältige Finanzierung
Die „Kurse zur Verbesserung der
Integrationschancen“, kurz KVI
– wie sie früher genannt wurden,
1994
Goldplakette beim Bundeswettbewerb „Vorbildliche Integration von Aussiedlern“
Junge Vietnamesen/-innen im Klausenhof (Anfang der 90er Jahre)
prägten und prägen bis heute die
Arbeit des Klausenhofs. Bis 2004
wurden sie im Auftrag und aus
Mitteln des Bundesarbeitsministeriums durchgeführt. Danach
wurde die Finanzierung schwierig und kompliziert. Junge Flüchtlinge konnten seit 2002 über den
Europäischen Flüchtlingsfonds
gefördert werden, bei manchen
Kursen konnten wiederum Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds, dem BAföG oder aus
dem Bundesamt für Migration
und Flüchtlinge akquiriert werden.
Integration lohnt sich!
Beispiele für gelungene Integration
Esea Esam Alabdali flüchtete
2007 als junger Student der Elektrotechnik aus Bagdad vor dem
Krieg in seiner Heimat Irak. Er
schaffte im Klausenhof die Fachoberschulreife und begann anschließend eine Ausbildung als
„Elektroniker für Energie- und
Gebäudetechnik“ bei Elektro
Maibom in Dingden, wo er auch
nach der Lehrzeit übernommen
wurde. Jetzt gehört er als Elektroinstallateur fest zum MaibomTeam.
Michael Echefu wurde in seiner Heimat Nigeria als Kindersoldat eingesetzt. Unter dramatischen Bedingungen gelang seine
Aus der Geschichte
Esea Esam Alabdali
Flucht. Er kam schließlich zum
Klausenhof, schaffte hier den
Hauptschulabschluss und hat
jetzt seine Ausbildung im Bereich
„Anlagenmechanik, Schwerpunkt
Wassertechnik“ absolviert.
Eine richtige Karriere legte Arif
Shoshi hin, dessen Familie als
Kriegsflüchtlinge aus dem Kosovo kam. In der Akademie Klausenhof erlangte er die Fachhochschulreife, machte später sein
Abitur, studierte, promovierte
und habilitierte im Fach Physik
an der Universität Bielefeld.
Ähnlich erfolgreich ist auch Andrea Carrà, der 1979 als
16-Jähriger nach Deutschland
kam. Im Klausenhof holte er die
Mittlere Reife nach, begann eine
Ausbildung als Bau- und Möbeltischler und machte das Abitur
im Zweiten Bildungsweg. Der
Diplom-Grafikdesigner ist heute Leiter der Videowerkstatt
und des Videostudios an der
Fakultät für Gestaltung an der
Bauhaus-Universität Weimar.
Hakan Güç aus der Türkei
absolvierte 1989 die Fachoberschulreife im Klausenhof,
hat bei 3M und Teekanne gearbeitet, bevor er Chef der EVS
Datentechnik in Düsseldorf
wurde. Jetzt lebt Hakan Güç in
den USA.
1991
Viele Jugendliche, die vor
dem Krieg im Balkan geflohen sind, besuchen die
Schulabschlusskurse.
2002
Jugendliche aus Osteuropa,
sogenannte „Kontingentflüchtlinge“ mit jüdischen
Wurzeln lernen im Klausenhof.
2002
Start des Projekts LIFE mit
25 jungen Flüchtlinge, gefördert vom Europäischen
Flüchtlingsfonds
2004
Ende der Förderung durch
das Bundesministerium für
Arbeit und Soziales im Zuge
des Aufbaus des Bundesamts
für Migration und Flüchtlinge
2006
Klausenhof erhält Preis der
Dr. Hermann Schmitt-Vockenhausen-Stiftung für gelungene Integrationsarbeit.
2009
Projekt „Kolay Gelsin“ zur
Motivation türkischer Jugendlicher, eine Ausbildung
zu beginnen
Sonderausgabe 2015/2016: Bildung für Flüchtlinge - 40 Jahre Kurse für junge Migranten/-innen
Zeitung der Akademie Klausenhof­
Flüchtlingsschutz ist
Arbeit für die
Menschenrechte
Kursangebote für junge
Migranten/-innen
und Flüchtlinge
Schulabschlusskurse
Angeboten werden die Abschlüsse: Mittlerer Schulabschluss – Fachoberschulreife,
qualifizierter Hauptschulabschluss und Hauptschulabschluss Klasse 9. Für Jugendliche mit Migrationshintergrund im Alter von 16 bis 27
Jahren, die die allgemeine
Schulpflicht erfüllt haben. Die
finanzielle Unterstützung erfolgt je nach Voraussetzungen
über unterschiedliche Fördermittel. Die Kurse beginnen jeweils nach der Sommerpause und dauern ein
Jahr.
Jugendintegrationskurse
Deutschuntericht und die
Vermittlung von gesellschaftskundlichen Basiswissens stehen im Mittelpunkt
dieser Kurse, die vom Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge (BAMF) vorgeschrieben sind.
Sprachliche
Vorbereitungskurse
Die sprachlichen Vorbereitungskurse dienen als Vorstufe zu den Schulabschlusskursen für jugendliche
Migranten/-innen. Schwerpunkt ist der Deutschunterricht. Sie dauern ebenfalls ein
Jahr.
Berufsbezogene
Deutschkurse
Arbeitslose Migranten/-innen
können hier ihre Deutschkenntnisse verbessern und
absolvieren betriebliche
Praktika. Die Kurse werden
im Auftrag des Bundesamts
für Migration und Flüchtlinge
(BAMF) im Kreis Wesel
durchführt.
Zusatzqualifikation
“Deutsch als Zweitsprache“
Bei der Integration von
Flüchtlingen und Migranten/
-innen spielen die Spachlehrenden eine entscheidende
Rolle. Gerade in der Zeit eines hohen Flüchtlingsaufkommens sind sie gefragte
Fachkräfte. Der Klausenhof
bietet regelmäßig intensive
Fortbildungen für diejenigen
an, die in Integrationskursen,
wie sie das Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge
vorschreibt, unterrichten
wollen.
Volker Maria Hügel
Seit fast vierzig Jahren ist er in
der Flüchtlingsarbeit tätig, kennt
alle Entwicklungen und Regelungen: Volker Maria Hügel, Mitbegründer der Gesellschaft zur Unterstützung Asylsuchender e.V.
(GGUA) in Münster war der
Hauptreferent auf einer Tagung in
der Akademie Klausenhof, die
sich mit der aktuellen Situation
und den Rahmenbedingungen für
die Arbeit mit (jungen) Flüchtlingen beschäftigte.
Tagung zum Asylrecht in Deutschland und der EU
59,5 Millionen Menschen waren
weltweit auf der Flucht, und alle
haben einen Grund, ihre Heimat
zu verlassen. „Wir müssen immer den einzelnen Menschen
betrachten“.
Viele Fluchtgründe
Eine globale Festlegung von „sicheren“ Herkunftsländern sei
nicht angemessen, denn es gebe
viele unterschiedliche Fluchtgründe, nicht nur politische Ver-
folgung und Bürgerkriege, sondern auch die Folgen des Klimawandels oder die Hoffnung auf
bessere Bildungschancen. Es sei
nicht nachzuvollziehen, warum
Roma aus Serbien, die oft unter
schlimmsten Bedingungen leben
müssen, kein Anrecht auf Asyl haben, nur weil Serbien als EU-Beitrittskandiat als „sicher“ eingestuft ist.
Die derzeit herrschende Rechtslage im Bereich Asyl und Migrati-
on ist in Deutschland äußert
komplex und oft widersprüchlich.
Welches Amt, welches Gericht
zuständig ist, wer was bezahlt, wie
lange die Fristen sind, welcher
Aufenthaltsstatus richtig ist, wann
jemand abgeschoben wird, wann
er arbeiten darf – vier Stunden
Zeit auf der Tagung im Klausenhof reichten kaum aus, um wenigsten die Grundzüge darzustellen. So manche Regelung ist nach
Ansicht des Rechtsexperten sehr
problematisch, wie etwa zum
Nachzug von Familienangehörigen. Enge Verwandte wie etwa die
erwachsenen Kinder dürfen nicht
nachgeholt werden.
Starke Zivilgesellschaft
Auf der anderen Seite habe
Deutschland in den letzten Monaten unglaubliches für die
Flüchtlinge geleistet: „Die Zivilgesellschaft ist noch nie so stark
gewesen wie heute“, sagte der
Referent. „Wer sich für Flüchtlinge einsetzt, der engagiert sich
für die Menschenrechte.“
Klausenhofdirektor Rüdiger Paus-Burkard eröffnete die Tagung.
Deutsche
Sprache ist
die Basis
Intensiver Unterricht / Neue Sprachkurse für
Asylbewerber
Deutsch zu lernen ist für alle
Asylbewerber und Flüchtlinge
die erste und wichtigste Aufgabe,
um sich in der neuen Heimat zu
integrieren. „Natürlich ist der
Unterricht gerade am Anfang,
wenn gar keine Deutschkenntnisse vorliegen, nicht so einfach“,
sagt Dozent Thomas Königkamp.
Am besten, man fängt mit Sätzen
an, die im Alltag sofort zu gebrauchen sind – etwa den eigenen Namen und die Herkunft zu
sagen. Dann folgen die Bezeichnungen wichtiger Gegenstände.
Fehler nicht einschleifen
lassen
„Bei aller Notwendigkeit, sich
sprachlich möglichst bald im neuen Land zurechtzufinden, darf die
korrekte Verwendung von Grammatik und Wortschatz nicht aus
dem Auge verloren werden. Sonst
besteht die Gefahr, dass sich die
Fehler einschleifen.“
Man dürfe vor allem nicht die Geduld verlieren. „Bei manchen dauert es eben länger, bis sie autonom mit der Sprache umgehen
können.“
Ständiges Wiederholen, die Nutzung verschiedener Kanäle wie
z.B. Hörspiele, einfache Texte,
Sprechaufgaben sowie ein lebendiger Unterricht sind weitere
Faktoren, die einen schnellen Erfolg begünstigen.
Der Klausenhof führt neben
seinen Standard-Intensivsprachkursen seit Ende 2015 spezielle
Kurse für erwachsene Asylbewerber mit Bleibeperspektive
durch. Die beiden Lehrgänge
werden von der Arbeitsagentur
finanziell gefördert.
Aufmerksame Lerner im Deutschkurs für Asylsuchende
Kontakt
Fachbereich „Junge Migranten/-innen“
Clarissa Krebbing (Sekretariat)
Reinhold Sandkamp (Leitung)
Telefon: 02852 89 1344
Email: [email protected]
Fachbereich „Deutsch als Fremdsprache“
Susanne Groß / Imke Schmitz (Sekretariat)
Barbara Spannhake (Leitung)
Telefon: 02852 89 1345
Email: [email protected]
Akademie Klausenhof
Klausenhofstr. 100
46499 Hamminkeln
www.akademie-klausenhof.de
Nr. 4 | 2015
Zeitung der Akademie Klausenhof­
Seite 3
Neue EU-Projekte
Beichte ist Angebot
zur Versöhnung
Klausenhof übernimmt Management für „LEK-AE“ / ECAPSE und InfoNet abgeschlossen
Zwei neue Vorhaben begonnen
und zwei abgeschlossen: Die
Akademie Klausenhof ist weiterhin erfolgreich in Sachen EUProjekte in der Erwachsenenbildung. Neu ist das dreijährige
Projekt „Let Europe know about
Adult Education“ (LEK-AE).
Hier geht es darum, Trainingsmaterial im Bereich Journalismus für Mitarbeitende in der
Erwachsenenbildung zu entwickeln. In dem Projekt mit zehn
Partnern aus acht Ländern sollen vor allem ein Curriculum, ein
Rollenspiel,
Trainingsmaterial
und ein Online-Seminar erarbeitet werden. Ziel ist es, dass sich
Einrichtungen der Erwachsenenbildung besser in den Medien darstellen können. Der Klau-
senhof hat dabei das Projektmanagement übernommen, Verantwortliche Koordinatorin ist die
Katholische
Erwachsenenbildung (KEB) Deutschland. Das
Projekt ist aus dem EU-geförderten Netzwerk „European InfoNet Adult Education“ entstanden, das nach zehn Jahren nun
dauerhaft in ein neues Onlinemagazin („ELM“) überführt wurde. InfoNet wurde ebenfalls vom
Klausenhof durchgeführt.
TeacHear und ECAPSE
Ebenfalls aus Mitteln des EUProgramms Erasmus+ wird Teac-
Erstes LEK-Treffen in Kopenhagen mit Koordinatorin Andrea Hoffmeier,
Geschäftsführerin der KEB Deutschland (2. v. re.) und Projektmanager Dr.
Michael Sommer vom Klausenhof (3.v.re.).
Hear gefördert, ein ungarisches
Projekt, das Trainingsmaterial für
die politische Bildung erstellt.
Zu Ende gegangen ist dagegen
das EU-Projekt „ECAPSE“. Hier
wurden mit Hilfe des Klausen-
hofs Leitfäden für die Bildungsarbeit entwickelt, junge Leute aus
sozial benachteiligten Elternhäusern möglichst früh vor gesellschaftlicher Ausgrenzung zu
schützen.
Einblick in die bunte Welt der Kopftücher
Seminar für Landfrauen vom Niederrhein über den Islam
„Sehen Sie, mit diesem schönen
Kopftuch zeigen junge türkische
Frauen, dass sie verliebt sind!“
Behutsam entfaltet Gisela Haciabdurrahmanoglu ein hübsches
rosa Tuch mit Blumenmuster.
Diese Einführung in die textile
Zeichensprache stieß auf viel Interesse bei den 21 Landfrauen,
die ein Seminar „Frauen-Welten-Religionen-Kulturen“ in der
Akademie Klausenhof besuchten. Die traditionelle KopftuchLehre wird zwar kaum noch in
der Türkei angewendet, so die
Referentin, doch gibt sie heute
noch einen guten Einblick in die
vielfältige Kultur des Islam. Das
Seminar beschäftigte sich sowohl mit historischen Wurzeln
des Islam wie mit der aktuellen
Diskussion um eine „Retraditionalisierung“.
So bindet man ein Kopftuch: Gisela Haciabdurrahmanoglu zeigt es Landfrauen vom Niederrhein.
Wie lebt der „typische“
Holländer?
EURES-Training der Euregio Rhein Waal
Lebendiges Training mit Johannes Reef
SonntagMorgenVortrag
Natürlich fährt er den ganzen
Tag Fahrrad und isst Frietjes speciaal! Referent Johannes Reef hat
bei seinem lebhaften „Kulturtraining“ die Aufmerksamkeit ganz
auf seiner Seite. Niederländer,
Belgier und Deutsche aus der
Grenzregion kamen im Klausenhof zusammen, um gemeinsam
etwas über andere zu lernen –
und die grenzüberschreitende
Kooperation in Sachen Arbeitsmarkt weiter zu entwickeln. Eingeladen hatte die Euregio RheinWaal mit Sitz in Kleve, die sich
seit vielen Jahren um Verbesserung und Intensivierung der
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Wirtschaft und Gesellschaft verdient gemacht hat.
Zu den Aktivitäten der Euregio
gehört der European Employ-
ment Services Eures, der ein
Netzwerk von derzeit rund 700
Beratern/-innen in den Grenzregionen Belgien / Niederlande /
Deutschland für alle diejenigen
bereit hält, die jeweils jenseits
der Grenze arbeiten wollen.
Grenzüberschreitender
Arbeitsmarkt
Im Klausenhof ging es neben
dem interkulturellen Lernen vor
allem um die Entwicklung neuer
Ansätze, diese Beratungsarbeit
zu intensivieren. Diskutiert wurde vor allem über die Umsetzung eines „One-Stop-Shop“Ansatzes für Eures, um bürgernahe und gut erreichbare Service-Zentren für den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt einzurichten.
Dr. Peter Zimmerling
Wer von Vergebung spricht,
der muss erst über die
Schuld nachdenken. Das sei
in beiden Kirchen gar nicht
so einfach, sagte Dr. Peter
Zimmerling, Professor für
Praktische Theologie mit
Schwerpunkt Seelsorge an
der Theologischen Fakultät
der Universität Leipzig, wo
er auch „Erster Universitätsprediger“ ist. Seit 2009
ist er zudem Domherr zu
Meißen.
Zu häufig haben die Kirchen
in der Vergangenheit den
Umgang mit Schuld, Sünde
und Beichte missbraucht.
Darum sei es kein Wunder,
dass die Beichte heute aus
der Mode gekommen ist,
sagte Zimmerling auf seinem SonntagMorgen-Vortrag in der Klausenhof-Cafeteria. Die Schuld sei letztlich das Bewusstsein des eigenen Versagens – und in
der Beichte kann der
Mensch von dieser Last befreit werden. „Beichte soll
eine heilsame Wirkung haben“.
Zimmerling, der gerade ein
Buch zu dem Thema veröffentlicht hat, regte an, neue
Formen der Beichte zu entwickeln. Der ganze Prozess
müsse von seiner juristischen Dimension nach dem
Motto: „zwei Vaterunser für
eine kleine Sünde“ befreit
werden. Im Zuge der Wiederentdeckung der Spiritualität habe man heute wieder
mehr Interesse an der
Beichte. Das hänge auch damit zusammen, dass viele
die Vorstellung eines „lieben“ Gottes, der immer
vergibt, im Sinn haben. Das
sei aber ein Wunschbild,
denn der Mensch ist letztlich selbst verantwortlich
für seine Taten.
Nr. 4 | 2015
Seite 4
Zeitung der Akademie Klausenhof
Rüdiger Paus-Burkard
Frieden in der Dingdener Heide
Ruhe und Frieden stahlt die Dingdener Heide im
Winter aus. Das Gebiet beginnt direkt hinter der
Akademie Klausenhof und ist Lebensraum für viele seltene Vögel. Besonders der Bereich, der als
Naturschutzgebiet ausgewiesen ist, hat überregio-
nale Bedeutung. Die Heide dient Tausenden nordischen Gänsen, die in den Wintermonaten als Zugvögel an den Niederrhein kommen, als Futterplatz.
Den Schafen scheint dieses Gebiet auch gut zu
gefallen (Foto).
Teamwork per Seifenkisten
Erlebnispädagogik für angehende Erzieher/-innen
Wo sonst Kursteilnehmende
in die Cafeteria oder zum Unterricht gehen kreuzten wagemutige junge Frauen auf
ungewöhnlichen Gefährten
den Weg: Angehende Erzieherinnen hatten im Rahmen eines Seminars „Erlebnispä­
dagogik“ die Aufgabe, aus wenigen Mitteln gemeinsam eine
funktionstüchtige Seifenkiste
zu bauen.Teamarbeit war also
gefragt – und mutige Lenkerinnen, die anschließend unbeschadet damit den kleinen
Seifenkistenrennen im Klausenhof
Berg am „Haus Niederrhein“ herunterfahren wollten. Zum Programm dieser Woche gehörte ne-
ben weiteren Aktionen auch ein
Besuch des Klausenhof-Hochseilgartens – natürlich gut gesichert.
Gute Laune
beim
Fensterputzen
Auf Hochglanz brachten die
Reinigungskräfte des Klausenhof die Fenster des neuen Übernachtungsgebäudes
„Haus Niedersachsen“. Anschließend konnten die Möbel, hergestellt von der Behindertenwerkstatt „Haus
Freudenberg“
aufgestellt
werden.
Gemeinsam macht Fensterputzen Spaß: Grundreinigung des neuen Übernachtungsgebäudes „Haus Niedersachsen“
Mitarbeiter-Kunst in der Cafeteria
Selbstgemalte Kunstwerke von Mitarbeitenden schmücken derzeit
die Cafeteria im Klausenhof Dingden. „Wir wollten bei der Dekoration unserer Räumlichkeiten auch Arbeiten von Kolleginnen und
Kollegen präsentieren“, so Petra Niestegge (Foto), die als Mitarbeiterin im Leitungssekretariat die Aktion ins Leben gerufen hat.
Aus der Mitarbeiterschaft
Neu eingestellt als feste Mitarbeitende wurden: Rosa Marthin
und Martin Daniel (Betreuung), Michael Hagedorn, Maike Strothmann und Ina Hüttenrauch (Fachbereich Junge
Migranten), Sarah Döking
(Fachbereich Berufsförderungszentrum Rhede) sowie Iwona
Wlodarczyk (Service).
Seit 25 Jahre arbeitet Barbara
Rohner-Heidenreich für die
Akademie Klausenhof – vor allem im Bereich Schul- und Integrationskurse für junge Migran­
ten/-innen in Rhede.
Direktor der Akademie
Klausenhof
Gesegnete Weihnachten
und ein gutes neues Jahr
2016 wünsche ich allen
Kunden, Partnern und Mitarbeitenden der Akademie
Klausenhof!
Danke für die gute Zusammenarbeit und das Engagement im vergangenen Jahr
– und auf eine erfolgreiche
Fortsetzung unserer gemeinsamen Arbeit im
Dienste der Menschen.
Ihr
Termine Winter/Frühjahr 2016
18.1.–20.1.2016
MS-Word Einführungsseminar
25.1.–29.1.2016
Englisch für Anfänger/-innen
15.2.–16.2.2016 MS-Powerpoint. Einführungsseminar
20.02.2016
Power für die Lebensdauer mit den Fünf „Tibetern“
14.3.–18.3.2016
Hydraulik. Grundlagenseminar
4.3.–28.5.2016 Vorbereitung auf die handlungsorien
tierte Ausbildereignungsprüfung (IHK)
5.3.–6.3.2016 Verbale Entwicklungsdyspraxie bei Kindern. Fortbildung für Logopäden/-in-
nen und Sprachheilpädagogen/-innen
6.3.–13.3.2016 Fastenwoche für Erstfaster/-innen und Wiederholer/-innen
7.3.–9.3.2016
MS-Excel. Aufbauseminar
8.4.–10.4.2016
Innere Ressourcen wecken durch Yoga, Meditation und autogenes Training
14.3.–16.3.2016 MS-Word. Aufbauseminar
14.3.–18.3.2016
English Refresher Course
18.3.–19.3.2016 Digitale Bildbearbeitung mit
Adobe Photoshop Elements.
Einführungsseminar
8.4.–9.4.2016
Publishing mit Adobe InDesign.
Einführungsseminar
22.4. –24.4.2016
Sprachförderung in Theorie und
Praxis. Fortbildung für Erzieher/-innen
30.4. –1.5.2016
Achtsamkeit, Entspannung und
eine bewusste Atmung mit Yoga
erleben
Langfristige Kurse
25.1.2016
Beginn kaufmännische Umschulungen in
den Bereichen Büromanagement,
Groß- und Außenhandel, Speditionund Logistikdienstleistung,
Gesundheitswesen
Infos und Anmeldung
Akademie Klausenhof, Klausenhofstr. 100,
46499 Hamminkeln, Tel.: 0 28 52 / 89-0,
[email protected], www.akademie-klausenhof.de