PROJEKT INFORMATION Herausgegeben von Projekt Information e.V. Jahrgang 23, Nr. 5 Betroffene informieren Betroffene Vancouver setzt – wieder einmal – Maßstäbe Die IAS-Konferenz brachte eine Fülle von Studiendaten, die das Leben von Menschen mit HIV auf Jahre beeinflussen werden......Seite 3 Wechselwirkung der HIV-Therapie mit Partydrogen Egal, wie man zu Drogen steht - Menschen verwenden sie; auch Menschen mit HIV. Deshalb ist es wichtig, Risiken zu minimieren und Wechselwirkungen mit der HIV-Therapie richtig einschätzen zu können.......Seite 5 Altersvorsorge auch mit geringem Einkommen? Kann jemand, der eigentlich gar kein Geld übrig hat, dennoch für sein Alter vorsorgen? Unser Finanzexperte gibt Tipps ...........Seite 7 September / Oktober 2015 Editorial Editorial von S. Schwarze..........................................................2 Medizin und Forschung Zulassung von Evotaz® (Atazanavir+Cobicistat).....................11 Grundlegend & Wissenswert HIV-Prävention und Infektionsrisiken.......................................12 Leben mit HIV Niemand wird zurückgelassen? Das Leben indigener Frauen mit HIV ....................................................................................14 Politik & Soziales Die Unabhängige Patientenberatung.......................................17 Nachrichten aus der Sozial- und Rechtspolitik ........................18 Projekt Information e.V. Einladung zur Mitgliederversammlung.....................................23 Vollmacht .................................................................................24 Termine Termine ....................................................................................22 Vereins- und Spendenkonto: Sozialbank München 8845500 (BLZ 700 205 00) IBAN: DE73700205000008845500 SWIFT/BIC: BFSWDE33MUE September / Oktober 2015 Projekt Information Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, Als ich vor kurzem auf der IAS-Konferenz in Vancouver war, wurden immer wieder Parallelen zwischen der Konferenz im Jahr 1996 und der heutigen gezogen. Auf beiden Konferenzen wurden bahnbrechende Studien gezeigt, die das Leben von Menschen mit HIV dauerhaft verändern sollten. Doch ich finde, 2015 geht es um noch mehr als 1996. Damals ging es darum, Menschen, die mit HIV infiziert waren, eine wirksame Behandlung zu ermöglichen. Dadurch wurde Aids von einer tödlichen Erkrankung zu einer chronischen Infektion, die durch tägliche Tabletteneinnahme ganz gut behandelbar ist. Heute geht es um viel mehr. Zum einen die Frage der Heilung. Auch die tägliche Tabletteneinnahme ist noch zu viel, wir wollen das Virus möglichst ganz los werden oder doch zumindest einen Zustand erreichen, in dem wir keine Medikamente mehr brauchen. Dann geht es um den Schutz vor Ansteckung. Neben dem seit langem bewährten Kondom haben wir nun eine Reihe biomedizinischer Maßnahmen: Die Behandlung des infizierten Partners, eine vorbeugende Einnahme von Medikamenten (Prä-Expositions-Prophylaxe) oder auch die Einnahme nach einem möglichen Infektionsereignis (Postexpositionsprophylaxe). Einige Fragen, wie die nach dem optimale Zeitpunkt für den Therapiebeginn, waren bisher nicht befriedigend beantwortet. Nun wissen wir, dass es bei HIV nicht anders ist, als bei allen anderen Infektionskrankheiten: Am besten ist es, wenn gleich nach der Diagnose mit der Behandlung begonnen wird. Wohl gemerkt: Am besten für den/die Betroffene(n) was die Prognose anbelangt, am besten aber auch für seine / ihre Sexualpartner auf Grund der verringerten Infektiosität. 2 Jahrgang 23, Nr. 5 Auch zur Frage nach Unterschieden bei der HIV-Infektion zwischen Männern und Frauen gab es wieder neue Erkenntnisse, die möglicherweise auch die Heilungsforschung beeinflussen werden. Doch die Ergebnisse der Wissenschaft müssen auch immer in den medizinischen und gesellschaftlichen Alltag umgesetzt werden. In einer Zeit, wo ständig irgendwo irgend welche Krisen toben - seien es „nur“ wirtschaftliche oder tatsächlich militärische Krisen, in einer Zeit ständig knapper werdender Ressourcen hat es auch die Medizin immer schwerer. Zur Zeit kommen viele Menschen als Flüchtlinge nach Deutschland - nicht nur schwerst traumatisiert sondern oft auch mit undiagnostizierten Infekten wie HIV oder Hepatitis. Auch diesen Menschen muss geholfen werden. Nicht nur mit Medikamenten, sondern auch mit Zuwendung und Verständnis. Krankheiten gedeihen am besten im Elend und wenn man dieses Elend bekämpft, verbessert man immer auch die gesundheitliche Situation. Aber es gibt noch einen wichtigen Nährboden für Krankheiten: Angst und Stigma. Nur wenn wir an allen Fronten gegen Krankheiten vorgehen, medizinisch, wirtschaftlich und sozial, werden wir langfristig Erfolg haben. Dazu bedarf es aber einer Anstrengung und Mitarbeit von uns allen, egal ob infiziert oder nicht, ob krank oder gesund. Ihr Siegfried Schwarze Jahrgang 23, Nr. 5 Projekt Information Vancouver setzt – wieder einmal – Maßstäbe Die Konferenz der „International Aids Society“, kurz IAS, fand dieses Jahr vom 19.-22. Juli in Vancouver, Kanada statt. Als 1996 die Welt-Aids-Konferenz in Vancouver stattfand, war dies eine Meilenstein in der Geschichte der HIV-Therapie: Damals wurde erstmals über die Erfolge einer Kombinationstherapie aus drei Substanzen berichtet, der Beginn der modernen antiretroviralen Therapie und gleichzeitig das Ende des großen Sterbens. Diesmals gibt es aus Vancouver nicht die eine, sensationelle Nachricht, aber dafür eine Vielfalt von Studienergebnissen, die die Forschung aber auch den medizinischen Alltag nachhaltig beeinflussen werden. Optimaler Zeitpunkt für den Therapiebeginn: START An vorderster Stelle stehen dabei die Ergebnisse der START-Studie, die wir schon in der letzten Ausgabe von „Projekt Information“ beleuchtet hatten: Ein sofortiger Therapiebeginn (2.326 Patienten), unabhängig von der CD4-Zellzahl hatte gegenüber einem Therapiebeginn bei weniger als 350 CD4-Zellen/µl (2.359 Patienten) praktisch nur günstige Auswirkungen: - Weniger Todesfälle (12 vs. 21) - Weniger Aids-definierende Erkrankungen (14 vs. 50 - davon waren 41 Kaposi-Sarkom oder Tuberkulose) - Weniger schwer wiegende nicht Aids-definierende Erkrankungen (29 vs. 47) - Weniger Krebserkrankungen (14 vs. 39) Gleichzeitig war die Therapie gut verträglich: Die Rate an schwerwiegenden Ereignissen (die möglicherweise Arzneimittelnebenwirkungen waren) betrug 0,2/100 Patientenjahre. Überaschenderweise traten relativ viele Ereignisse bei hohen Helferzellzahlen auf. Dies deutet darauf hin, dass die absolute CD4-Zellzahl ein unzuverlässiger Parameter zur Beurteilung des Immunstatuts ist. Hier ist die Forschung gefordert, neue Parameter zu suchen, die eine zuverlässige Aussage über den Zustand des Immunsystems ermöglichen. Im Rahmen der START-Studie wurden auch eine Reihe von Substudien durchgeführt. In diesen fand sich kein Effekt der frühen Therapie in Bezug auf : September / Oktober 2015 - Lungenfunktion - Leberfibrose - Elastizität der Arterien - Neurokognitive Leistung Allerdings fand man in der früh behandelten Gruppe eine leicht verringerte Knochendichte, vermutlich da sehr viele Patienten Tenofovir als Teil ihrer Kombinationstherapie erhielten. Ob dies langfristig eine klinische Bedeutung für die Patienten hat, ist nicht geklärt. Die Leiter der Substudien gehen davon aus, dass die Beobachtungszeit zu kurz war um mögliche Unterschiede bei den beobachteten Parametern zu erfassen. Da die Studie noch bis mindestens Ende 2016 weiter läuft, ist es durchaus wahrscheinlich, dass hier noch interessante Ergebnisse zum Vorschein kommen. Absehbar ist jetzt schon, dass die Ergebnisse der START-Studie weltweit die Therapie-Leitlinien beeinflussen werden. In Zukunft wird jedem HIV-Infizierten bei der Diagnose eine Therapie angeboten werden. Dies ist bei allen anderen Infektionskrankheiten üblich (vielleicht mit Ausnahme der Hepatitis C, bei der die Behandlungskosten momentan eine Hürde darstellen). Damit dürfte die START-Studie aber auch eine Auswirkung auf die Prävention haben. Denn je weniger Menschen eine messbare Viruslast haben, desto weniger Neuinfektionen sollte es geben. Nichtinfektiosität unter erfolgreicher Therapie: HPTN 052 In die selbe Richtung weisen auch die Ergebnisse der HPTN052-Studie, die die Übertragung von HIV in serodifferenten (vor allem heterosexuellen) Paaren untersuchte. 1.763 Paare wurden in die Studie aufgenommen, 1.535 (87%) blieben bis zum Studienende dabei. Daraus ergibt sich ein Überblick über 9.822 Personenjahre. Die Paare wurden per Zufall in zwei Gruppen aufgeteilt: In der „Sofort“-Gruppe erhielt der HIV-infizierte Partner sofort eine HIV-Therapie, in der „Verzögert“Gruppe erst, wenn die Helferzellzahl unter 250/µl gesunken war. Schon in einer Zwischenauswertung vor einiger Zeit hatte man gesehen, dass eine erfolgreiche HIV-Therapie das Risiko für eine Ansteckung des Partners extrem verringert (man hatte damals in der „Sofort“-Gruppe eine Ansteckung beobachtet, die allerdings innerhalb von vier Wochen nach Therapiebeginn des Partners aufgetreten war – in dieser Zeit sinkt die Viruslast üblicherweise nicht unter die Nachweisgrenze. Dennoch wurde dieser eine Fall in die Auswertung mit einbezogen. Daraus ergibt sich die 3 September / Oktober 2015 Projekt Information berichtete Risikoreduktion um 96%) In der Endauswertung fand man - 46 neue Infektionen innerhalb der Partnerschaft, davon 3 in der „Sofort“-Gruppe - 32 Infektionen außerhalb der Partnerschaft (da man über die jeweiligen „Außen“-Partner keine Informationen hat, kann man hier auch keine Schutzwirkung berechnen) - 4 Infektionen bevor oder kurz nachdem der infizierte Partner mit der HIV-Therapie begonnen hatte, 4 weitere Infektionen nach einem Therapieversagen - Es trat keine einzige Infektion auf, während die Viruslast des infizierten Partners unter der Nachweisgrenze lag. - Dennoch müssen – aus statistischen Gründen – die 3 Infektionen, die in der „Sofort“-Gruppe auftraten während die Viruslast des HIV-infizierten Partners nicht unter der Nachweisgrenze lag, mit einbezogen werden. Damit ergibt sich eine Risikoreduktion durch die HIV-Therapie von 93%. Dieses Resultat bestätigt die bisherige Erfahrung: - Bei Therapiebeginn muss dem nicht infizierten Partner klar gemacht werden, dass er erst geschützt ist, wenn die Viruslast des behandelten Partners dauerhaft (d.h. seit mindestens 6 Monaten) unter der Nachweisgrenze liegt. - Der behandelte Partner muss eine hohe Therapietreue haben, um einen Anstieg der Viruslast und eine Resistenzentwicklung zu verhindern. - Der Therapieerfolg muss regelmäßig überwacht werden um ein etwaiges Therapieversagen frühzeitig zu entdecken. - In allen Fällen, in denen die Viruslast nachweisbar ist, sollte der nicht infizierte Partner sich durch andere Präventionsmethoden (Kondome, PrEP) schützen. Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP): HPTN 067 (ADAPT) Diese Präventions-Studie sollte die Wirksamkeit und Durchführbarkeit unterschiedlicher Dosisstrategien im Hinblick auf die Verhinderung einer HIV-Infektion in unterschiedlichen Settings prüfen. Sie wurde deshalb in Harlem (New York), Kapstadt und Bangkok durchgeführt. Zunächst erhielten die Teilnehmer über 6 Wochen eine Tablette Truvada® täglich, um ausreichende Wirkstoffspiegel in allen relevanten Geweben zu gewährleisten. Danach erfolgte eine zufällige Aufteilung in drei Gruppen: - Weiterhin tägliche Einnahme von Truvada® - Zweimal wöchentlich eine Tablette und eine Ta4 Jahrgang 23, Nr. 5 blette nach dem Sex - Eine Tablette vor und eine Tablette nach dem Sex In keinem Fall sollten mehr als zwei Tabletten täglich oder 7 Tabletten pro Woche eingenommen werden. Die Ergebnisse wurden getrennt nach Studienzentrum berichtet: - In Bangkok (178 junge MSM) gab es zwei Infektionen während der 6-wöchigen Einleitungsphase. - In Harlem (179 junge MSM, vor allem Schwarze und Latinos) gab es eine Infektion während der Einleitungsphase und eine Infektion im Arm mit täglicher Einnahe. - In Kapstadt (179 Frauen) kam es zu fünf Infektionen, eine im Arm mit täglicher Einnahme und je zwei in den anderen beiden Armen. Die tägliche Einnahme erwies sich als am leichtesten durchführbar, bei den anderen Anwendungsszenarien hatten die Teilnehmer mehr Probleme. In allen Fällen, in denen es zu Infektionen kam, hatten die Betroffenen keine oder extrem niedrige Wirkstoffspiegel im Blut was auf eine mangelnde Einnahmetreue (Adhärenz) hinweist. Nach wie vor ist die Adhärenz die Achillesferse der PrEP, deshalb müssen dringend neue Formulierungen wie Depotspritzen oder Vaginalringe entwickelt werden, die eine kontinuierliche Wirkstofffreisetzung und damit einen dauerhaften Schutz gewährleisten. Heilung – Neues von der Front Im Vorfeld des IAS-Kongresses gab es wieder einen ganztägigen „Towards-a-Cure“-Workshop („Auf dem Weg zur Heilung“). Die Vorträge waren zum Teil sehr detailverliebt und auch für Forscher nicht immer leicht verständlich. Deshalb seien hier nur einige Lekkerbissen genannt: - Die Blockade des CCR5-Rezeptors, den HIV für die Infektion seiner Zielzellen braucht, gilt als ein möglicher Weg zur Heilung. Mehrere Arbeitsgruppen erforschen Möglichkeiten, das Gen für den Rezeptor so zu verändern, dass kein funktionsfähiges CCR5-Eiweiß mehr gebildet wird. Ein Ansatz sieht dabei vor, das CCR5-Gen mit dem Gen für einen Fusionshemmer („C34“, wirkt ähnlich wie das HIV-Medikament Fuzeon®) zu verbinden. Damit wäre die Zelle vor der Infektion durch R5-trope Viren geschützt, aber durch den Fusionshemmstoff könnten selbst X4-trope Viren nicht mehr an die Zelle andocken. Dies wäre also ein bestmöglicher Schutz der Zelle vor einer Infektion mit verschiedenen Virustypen. Jahrgang 23, Nr. 5 Projekt Information - Eine Arbeitsgruppe berichtete, dass Östrogen das Wiedererwachen von HIV aus der Latenz blockieren kann. Die könnte zum einen erklären, warum Frauen im Durchschnitt ein kleineres Virenreservoir haben als Männer, könnte aber auch auf genderspezifische Unterschiede hinweisen. So könnte es bei Frauen schwieriger sein, HIV aus der Latenz zu wecken. Vielleicht sind bei Frauen andere Ansätze für die Heilung erforderlich als bei Männern. - Einen völlig neuen Ansatz für die Heilung ist die Hemmung des tat-Proteins von HIV. Wenn sich HIV in die Latenz begibt, also in der Zelle „schläft“ ohne Schaden anzurichten, hinterlässt es das tat-Eiweiß als „Wecker“, der dafür sorgt, dass bei einer Aktivierung der Zelle auch HIV geweckt wird und anfängt, sich zu vermehren. Aus einem Meeresschwamm wurde der tat-Hemmstoff Cortistatin A isoliert. Eine chemische Abwandlung, Didehydro-Cortistatin A (dCA) kann relativ einfach aus Kortison hergestellt werden und ist noch wirksamer. In HIV-infizierten Zellkulturen, die mit dCA behandelt wurden, war HIV praktisch nicht mehr reaktivierbar, auch lange nachdem das dCA entfernt worden war. Dieser Ansatz wird inzwischen als „deep latency“ bezeichnet. Wird der „Wecker“ tat durch den Hemmstoff dCA blockiert, wird er von der Zelle abgebaut. Ohne tat kann aber das Erbmaterial von HIV nicht abgelesen (und auch kein neues tat gebildet) werden. HIV würde also dauerhaft im Tiefschlaf gehalten. Als nächsten Schritt will man dieses Verfahren im Mausmodell testen. Erfreulich ist, dass dCA für die Zellen unschädlich ist und im Gegensatz zu anderen, in der Heilungsforschung eingesetzten Wirkstoffen, keine schweren Nebenwirkungen erwarten lässt. - Der entgegengesetzte Ansatz „shock and kill“, also HIV aus der Latenz zu wecken und dann die infizierten Zellen abzutöten, stößt auf immer neue Hindernisse. Denn die integrierten HI-Viren scheinen vor allem solche zu sein, die vom Immunsystem nicht erkannt werden („CTL-EscapeVarianten“). Selbst wenn man sie also aus der Latenz wecken kann, werden sie vermutlich vom Immunsystem kaum erkannt und damit unterbleibt auch das „killing“ der Zellen. Alles in allem war die IAS-Konferenz eine der interessantesten der letzten Jahre. Es wird spannend sein zu sehen, wie die ermutigenden Studienresultate aus allen Bereichen in die Praxis umgesetzt werden. S. Schwarze September / Oktober 2015 Wechselwirkungen der HIV-Therapie mit Party-Drogen Vor ein paar Jahren noch waren die Themen „Nebenwirkungen“ und „Wechselwirkungen“ der HIV-Therapie hochaktuell. Es wurde vor den angeblich massiven Wechselwirkungen der HIV-Medikamente mit Rauschmitteln gewarnt – in der Hoffnung, dass die Menschen deshalb weniger Drogen konsumieren würden. Doch die Realität sieht anders aus: Aus Angst vor Wechselwirkungen lassen die Leute bei einem Partywochenende im Zweifelsfall lieber die HIV-Medikamente weg! Das ist freilich die denkbar ungünstigste Vorgehensweise. Gelegentliches Absetzen der Kombinationstherapie für einige Tage gibt den HIViren die Chance zur Vermehrung und letztendlich zur Resistenzentwicklung. Außerdem steigt die Infektiosität an. Grund genug, sich einmal anzusehen, wie die Datenlage tatsächlich ist. Die Realität der HIV-Therapie sieht heute ganz anders aus, als noch vor wenigen Jahren. Die heute bevorzugt eingesetzten Medikamente gelten im allgemeinen als gut verträglich und wechselwirkungsarm. Da die meisten verwendeten Drogen aber illegale Substanzen sind, ist es nicht möglich, mit ihnen Studien durchzuführen und Daten hinsichtlich Wechselwirkungen zu erheben. Man ist also auf Einzelfallberichte und theoretische Schlussfolgerungen angewiesen. Die HIV-Medikamente kann man in Bezug auf ihr Nebenwirkungspotenzial grob in drei Kategorien aufteilen: Medikamente mit geringem Nebenwirkungspotenzial: Retrovir®, Combivir®, Epivir®, Viread®, Emtriva®, Truvada®, Ziagen®, Kivexa®, Trizivir®, Edurant®, Eviplera®, Isentress®, Tivicay®, Triumeq®, Celsentri® Medikamente, die im Einzelfall die Wirksamkeit von Drogen abschwächen können und deshalb möglicherweise zu erhöhten Dosierungen mit mehr Nebenwirkungen verleiten können: Sustiva®, Atripla®, Viramune®, Intelence® Medikamente, die abbauende Enzyme in der Leber blockieren und deshalb in bestimmten Fällen zu einer Verstärkung und / oder Verlängerung der Drogenwirkung führen können: Norvir®, Tybost®, Kaletra®, Rezolsta®, Evotaz®, Stribild®, Prezista®, Reyataz® Noch einmal zur Klarstellung: Diese Einteilung be5 September / Oktober 2015 Projekt Information ruht auf Einzelfallberichten und theoretischen Überlegungen. So kam es z.B. vor Jahren bei einem Patienten, der noch die volle Dosierung von Norvir® einnahm (2x600 mg pro Tag) und zusätzlich 2 Tabletten Ecstasy (die ungewöhnlich viel Wirkstoff enthielten) zu einem tödlichen Kreislaufkollaps. Heute wird Norvir®, bzw. der Wirkstoff Ritonavir, nur noch in Dosierungen von 100-200mg / Tag als Booster eingesetzt. Auch diese Dosis dürfte die Wirkung von Ecstasy noch deutlich verstärken aber das Risiko eines tödlichen Zwischenfalls ist vermutlich bei weitem geringer. Auch bei den Drogen gibt es unterschiedliche Wechselwirkungspotenziale. Bei Alkohol, Cannabis, Opiaten (Morphium, Opium, Heroin, Codein) und Nitraten (Poppers) geht man von einer geringen Wahrscheinlichkeit für Wechselwirkungen mit der HIV-Therapie aus. Bei den lang wirksamen Amphetaminen (Crystal Meth, Speed, Ecstasy, Mephedron) ist die Möglichkeit von Wechselwirkungen (wie oben beschrieben) gegeben. Hier sollte man mit der Dosierung zurückhaltend sein. Für Kokain, Ketamin und GHB gibt es Hinweise auf Interaktionen in bestimmten Kombinationen. Auch hier empfiehlt es sich, vorsichtig zu dosieren und nicht oder seltener „nachzulegen“. Um von einer durchgemachten Nacht auf Droge wieder „runterzukommen“ werden in der Regel weitere Substanzen benötigt. Hier kommen oft Benzodiazepine (z.B. Valium®, Tavor®, Rohypnol®) zum Einsatz, von denen Wechselwirkungen bekannt sind. Beispielsweise kann durch Norvir® die Verweildauer einiger „Benzos“ im Körper verlängert werden, was zu einem längeren Schlaf, bzw. zu einem „Hangover“ mit Müdigkeit und Desorientierung am nächsten Tag führt. Eine besondere Situation findet man bei den Erektionshelfern Viagra®, Cialis®, Levitra® und Spedra®: Einerseits kann deren Wirkung durch einige HIV-Medikamente verstärkt werden, so dass die Hälfte oder sogar ein Viertel der üblichen Dosis völlig ausreicht (mehr hilft hier nicht mehr sondern führt nur zu verstärkten Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, verstopfter Nase oder „Blau sehen“). Andererseits verstärken sich die Wirkung dieser Substanzen und Poppers gegenseitig, was zu einem starken Blutdruckabfall führen kann. Je nach individueller Empfindlichkeit kann dies zur Bewusstlosigkeit führen, verbunden mit dem Risiko, sich beim Hinfallen schwer zu verletzen. In extremen Fällen kann der Blutdruckabfall sogar zu einem Herzinfarkt führen, meist aber nur bei Patienten, die bereits eine Grund6 Jahrgang 23, Nr. 5 erkrankung des Herzens haben. Eigentlich sollte man deshalb Poppers und Erektiva nicht kombinieren, will man es aber dennoch tun, wird das Risiko verringert, wenn man dabei liegt – man kann dann nicht so weit fallen. Fazit: Die Kombination aus HIV-Therapie und Drogen ist längst nicht mehr so gefährlich wie früher und vor allem nicht so dramatisch, wie sie aus Präventionsgründen oft dargestellt wird. Dennoch ist Sorgfalt geboten. Der menschliche Körper hält zwar viel aus, aber man sollte es vor allem mit der Dosierung und dem „Nachlegen“ der Drogen nicht übertreiben (die Erfahrung zeigt, dass die 2. Flasche Wein auch nicht besser schmeckt als die erste, aber deutlich mehr Kopfschmerzen macht!). Auch wenn man verschiedene Drogen kombiniert oder unbekannte Substanzen ausprobiert, schadet ein wenig Vorsicht nicht. Auf keinen Fall sollte man aber aus Angst vor Wechselwirkungen seine HIV-Medikamente aussetzen! Dies kann langfristig zu Resistenz und Therapieversagen führen und kann das Risiko erhöhen, seine Sexualpartner zu infizieren. Quelle: Bracchi M et al.: „Increasing use of `party drugs` in people living with HIV on antiretrovirals: a concern for patient safety”, AIDS 2015,29:1585-1592 S. Schwarze seit 15 Jahren: HIV-Therapie-Hotline Telefon: 089 - 54 333 - 123 Montag - Donnerstag 16 - 19 Uhr [email protected] Betroffene informieren Betroffene zu Therapiefragen Jahrgang 23, Nr. 5 Projekt Information Altersvorsorge – auch mit geringem Einkommen? Ob infolge einer HIV-Infektion oder aus anderen Ursachen, viele Erwerbsbiografien verlaufen nicht im glatten „Schule, Ausbildung/Studium, Job, Rente“Schema. Nicht selten finden Menschen den Einstieg ins Berufsleben erst später als gedacht oder fallen zeitweise aus diesem heraus – was beim Wiedereinstieg bisweilen auch eine schlechtere Vergütung mit sich bringt, als man vor dem Ausfall hatte. Kurz: so mancher muss mit einem vergleichsweise geringen Einkommen wirtschaften. Lohnt sich da eine Altersvorsorge? Und ist sie überhaupt machbar? Die Grundidee der Altersvorsorgeplanung ist im Allgemeinen, in etwa die heutige Kaufkraft auch im Ruhestand zu gewährleisten: Wer heute viel verdient, muss dafür mehr Mittel aufbringen, wer weniger verdient, entsprechend weniger. Natürlich ist dieses „Weniger“ relativ zu sehen: Wer nur äußerst sparsam überhaupt über den Monat kommt, hat schon 50 € nicht so ohne weiteres übrig. Eines aber ist allen Einkommensgruppen gemein: ihre besten Verbündeten sind Zeit und Wertsteigerung einer Geldanlage, sprich: Rendite. Legt ein 22-Jähriger beispielsweise ab sofort 45 Jahre lang konsequent 50 € monatlich an und erzielt darauf eine Rendite von 4 % nach Kosten und Steuern (was nicht unrealistisch ist), so stehen ihm mit 67 zusätzliche 74.191 € zur Verfügung. Bleiben diese zu 4 % angelegt, und er zehrt das Geld bis zum 87. Lebensjahr durch regelmäßige Entnahmen auf, so kann er monatlich 445 € entnehmen. Für die Jungen eine gute Botschaft, eine schlechte für alle, die weniger Zeit haben: Wer heute bereits 42 ist, muss bei 4 % für die gleichen 74.191 € Kapitalstock ab sofort monatlich 145,31 € sparen. Schafft er es dabei allerdings, durchschnittlich 5 % zu erzielen, statt 4 %, so braucht er wiederum nur 126,12 €. (Der 22-Jährige käme bei 5 % übrigens auf eine monatliche Zusatzrente von 640,74 € bis 87.) Die kurzen Rechenexempel sollen das Zusammenwirken der beiden Elemente ein wenig verdeutlichen. September / Oktober 2015 Wer also jünger ist, kann durch den Zeitvorteil einiges erreichen, auch wenn die monatlichen Mittel begrenzt sind; wer im Leben schon weiter vorangeschritten ist, muss im Zweifel mehr Geld aufwenden, um bestimmte Ziele zu erreichen. „Fürs Alter zu sparen lohnt sich doch gar nicht“ Ehe ich auf das WIE eines Vermögensaufbaus eingehe, sei aber zunächst das OB angesprochen: Denn in den letzten Jahren hat sich ein Trend entwickelt, den man „Riester-, Altersvorsorge-, Versicherer- und Finanzberater-Bashing“ nennen könnte. Zu erläutern, welche Interessen dahinter stehen und was dabei berechtigte und unberechtigte Argumente sind, würde hier den Rahmen sprengen. Problematisch daran ist aber, dass eine wachsende Zahl selbsternannter „Aufklärer“ aus Kreisen der Journalisten und Verbraucherschützer den Deutschen bestimmte Dinge „vor Augen führen“ – und dabei leider aus einem Mangel an Fachwissen und dem fehlenden Verständnis für Zusammenhänge heraus höchst unglückliche Aussagen treffen. Ein leider zu einiger Popularität gereiftes Beispiel ist die Aussage, sparen für eine Riester- oder Altersvorsorge lohne sich für geringe Einkommen ja gar nicht, weil die später zu erwartende Rente kaum über der Grundsicherung liegen und deshalb mit ihr verrechnet werde. Man erhalte im Alter also gar nicht mehr, sondern verzichte stattdessen als „Belohnung“ für den eigenen Sparfleiß auf Teile der staatlichen Grundsicherung. Man kann sich natürlich fragen, in welcher Zeit wir leben, dass solche Ratschläge massentauglich sind. Ebenso könnte man dem Frisörlehrling raten, zu Hause zu bleiben, weil er als Belohnung für seine Arbeitskraft letztlich nur auf Hartz IV verzichte. Oder den eigenen Kindern eröffnen: „Ich habe beschlossen, nicht fürs Alter vorzusorgen, weil ihr mir sonst später als Steuerzahler weniger Grundsicherung finanzieren müsst und ich das unfair finde.“ Dass in einem Sozialstaat jener Steuerzahler, der seinen Mitbürger durch Sozialtransfers unterstützt, dies nur soweit tun will und soll, wie die eigene Kraft des Unterstützten wirklich nicht reicht, an diesem Prinzip sollte nach meiner Auffassung niemand ernstlich rütteln wollen. Doch das ist eine Frage, die jeder für sich selbst bewerten muss und die hier auch nicht die ausschlaggebende ist. Wirklich kritisch an der Aussage ist, was die „Auf- 7 September / Oktober 2015 Projekt Information klärer“ nicht dazu sagen: Dass es keinerlei Garantie für die Höhe oder rechtliche Ausgestaltung einer Grundsicherung in 20, 30 oder gar 40 Jahren gibt. Sicher: die politischen Mehrheiten der Zukunft werden wohl die Alten haben. Doch die später berufstätigen Generationen – die sich nebenbei natürlich auch noch um die eigene Risiko- und Altersvorsorge werden kümmern müssen – dürften sich nur bis zu einer gewissen Grenze belasten lassen… oder gehen. Denn seien es nun z. B. die jüngsten Entwicklungen bei den Verteidigungsetats aller Staaten oder die Aussicht auf früher oder später wieder steigende Zinsen für die Staatsschulden: Es ist nicht unbedingt zu erwarten, dass die Bundesrepublik Deutschland in 20 oder 30 Jahren geringeren Sparzwängen im Sozialbereich ausgesetzt sein wird als heute. Es muss also bei der Grundsicherung nicht schlechter werden, aber es könnte. Vor diesem Hintergrund Menschen von der eigenen Vorsorge abzuraten, ist meines Erachtens gedankenlos und unverantwortlich. Wer heute Vermögen aufbaut, hat es später – ganz gleich, wie eine Grundsicherung dann ausgestaltet sein wird. Wer dies nicht tut, hat es später nicht. Nur dieser Teil ist sicher. Die Rendite ist der Dreh- und Angelpunkt Sinnvoll ist es also immer, sich um den Vermögensaufbau zu kümmern: Doch sind die eingangs erwähn- Jahrgang 23, Nr. 5 ten 4 % oder gar 5 % im langfristigen Durchschnitt eine seriöse Annahme, wenn das Tagesgeldkonto mit Mühe und Not noch knapp 1 % Ertrag abwirft? Ja, es ist eine seriöse Annahme – und dies, ohne sich in den Bereich der „Zockerei“ begeben zu müssen. Von Tagesgeldkonto, Sparbuch und Festgeld muss man sich jedoch freidenken, auch scheidet aktuell und auf mittlere Sicht die klassische Lebensversicherung aus, da hier die Renditen der Versicherer eher in Richtung 3 % sinken und wohl auch noch darunter laufen werden. Gerade für Sparpläne gibt es aber ein Instrument, das ungewöhnlich flexibel ist (täglich kündbar, jederzeit unterbrechbar, frei zu erhöhen oder zu reduzieren), schon mit kleineren Beträgen genutzt werden kann und in Sachen „mehr Sicherheit oder mehr Ertragschance“ praktisch jede Wahlmöglichkeit eröffnet: die oft missverstandenen Fonds, genauer: Publikums-Investmentfonds. Ein solcher Fonds ist, vereinfacht gesagt, ein Topf, in den mehrere Anleger Geld – monatlich schon ab 50 € oder einmalig ab 500 € – einzahlen, und der im Sinne dieser Anleger nach bestimmten Grund¬sätzen verwaltet wird. Insgesamt kommt ein einzelner Fonds so auf mehrere Millionen oder sogar Milliarden Euro. Für das Geld werden in den „Topf“ vorwiegend in Templeton Growth DWS Investa Fondra A € ESPA Bond Combirent Euro A Grundbesitz Europa RC Summe der Einzahlungen 8 Jahrgang 23, Nr. 5 Projekt Information Wertpapiere gelegt wie Anleihen (die Zinsen bringen) oder Aktien (Anteile an Unternehmen, die Gewinnanteile in Form von Dividenden und Wertsteigerungen durch das Wachstum des Unternehmens selbst bringen). Über den „Topf“ leiht also der einzelne Anleger beispielsweise den USA Geld über eine amerikanische Staatsanleihe und erhält dafür Zinsen oder beteiligt sich am Unternehmen BMW, Google oder Nestlé und erhält dafür Dividenden – je nach der Strategie des Fonds. Und er hat unmittelbar Teil am täglichen Gesamtwert des Topfes in der Höhe seines Anteils. Die Gelder und Wertpapiere der Anleger gehören übrigens zu jeder Zeit ihnen selbst und sind als sogenanntes Sondervermögen strikt vom Vermögen des Fondsmanagers und der Fondsgesellschaft getrennt, überwacht von einer dritten Stelle, der sogenannten Depotbank. Und läuft ein Fonds mal nicht zufriedenstellend, kann der Anleger ihn jederzeit wieder verkaufen und erhält innerhalb weniger Tage den aktuellen Wert ausgezahlt. Soviel zur Theorie. Doch was hätte ein Sparplan auf verschiedene Investmentfonds in der Praxis wirklich gebracht? Die folgenden Fonds sind bewusst nach ihrer unterschiedlichen Strategie ausgewählt und danach, dass sie schon über 40 Jahre am Markt sind, um eine so langfristige Auswertung zu ermöglichen. Ihre Auswahl stellt aber keine Empfehlung dar, da nicht jeder Fonds zu jedem Anleger passt, und es auch unter den jüngeren Fonds hochattraktive Kandidaten gibt. Ergebnisse eines monatlichen Sparplans von 50 € über 40 Jahre bis zum 31.07.2015: Fonds Anlagestrategie Sparplan 40 Jahre = eingezahlt: 24.000 € DWS Investa Aktien deutscher Top-30-Unternehmen Ergebnis 262.676 € + 994,48 % bzw. Ø + 9,77 % jährlich maximale Verlustphase: 87 Monate / –65,53 % Templeton Growth Inc. $ Aktien weltweit E r g e b n i s 280.654 € + 1.069,39 % bzw. Ø + 10,01 % jährlich maximale Verlustphase: 71 Monate / –53,91 % September / Oktober 2015 Fondra A € deutsche Aktien und Anleihen Ergebnis 114.426 € + 376,78 % bzw. Ø + 6,68 % jährlich maximale Verlustphase: 79 Monate / –43,77 % europäische Anleihen ESPA Bond Combirent A € Ergebnis 95.683 € + 298,68 % bzw. Ø + 5,99 % jährlich maximale Verlustphase: 25 Monate / –7,04 % grundbesitz europa RC Immobilien im EU-Raum E r gebnis 78.334 € + 226,39 % bzw. Ø + 5,20 % jährlich maximale Verlustphase: 5 Monate / –0,57 % Quelle der Daten: FVBS FundAnalyzer. In den obigen Berechnungen sind Kosten für Ausgabeaufschläge, Depotverwaltung und Beratung nicht enthalten – zieht man jedoch pauschal einmal 1 % jährliche Kosten ab, so liegen die effektiv erzielten durchschnittlichen Renditen mit 8,77 bis 4,20 % jährlich noch immer im sehr attraktiven Bereich. Daneben können Fonds auch über fondsgebundene Rentenoder Lebensversicherungen erworben werden, die Effektivkosten richten sich dann nach dem einzelnen Versicherungsprodukt. Die Kombination aus Ertrag und maximaler Verlustphase (in der gesamten Lebensdauer des Fonds) zeigt, wie unterschiedlich einzelne Fonds sind und warum jeder Anleger hier sein ganz persönliches Risikoprofil abbilden kann. Die maximale Verlustphase beschreibt, wie lange die schlimmste Phase eines Kursrückgangs beim einzelnen Fonds währte, bis er seinen alten Wert wieder erreicht hatte, und wie tief der Wert dabei vom letzten Hochpunkt aus fiel: Ein Anleger im DWS Investa brauchte also in der unerfreulichsten Zeit starke Nerven und einen langen Atem, weil sein bis dahin angespartes Fondsvermögen um stolze 65 % einbrach und sich erst nach mehr als 3,5 Jahren wieder erholt hatte (Vorteil des Sparplans allerdings: er kaufte zwischenzeitlich auch wieder neue Anteile 65 % günstiger ein, wenn er durchhielt). Wer über die gleiche Zeit in den ESPA Bond Combirent sparte, spürte höchstens einmal einen vergleichsweise kleinen Kursrückgang um 7 %, der nach knapp einem Jahr auch schon wieder ausgeglichen war. 9 September / Oktober 2015 Projekt Information In der Breite der über 8.000 in Deutschland zugelassenen Investmentfonds, ihren unterschiedlichen Strategien und Verhaltensweisen und insbesondere durch die Kombination mehrerer von ihnen ist also für praktisch jeden Anlegertyp der richtige Sparplan zu finden, um langfristig eine attraktive Rendite zu ermöglichen. Dabei kann in Investmentfonds nicht nur direkt über ein eigenes Fondsdepot gespart werden, sondern auch über fondsgebundene Lebens- oder Rentenversicherungen. Diese bieten je nach Tarif eine Auswahl von Investmentfonds an, die man kombinieren und so gemeinsam auch schon mit kleineren Beträgen als 50 € pro Fonds besparen kann, oder man wählt eine laufende Überwachung und automatische Anpassung der eigenen Fonds. Einzelne Tarife bieten überdies Garantien oder Wertsicherungsmaßnahmen, um das investierte Vermögen zu schützen. Neben der leichteren Streuung gerade bei geringeren monatlichen Beträgen bieten diese Versicherungen zusätzlich die Möglichkeit, alle verfügbaren staatlichen Förderungen zur Auswahl zu haben wie z. B. die Riester-Förderung, eine Basis- bzw. Rürup-Rente, den Einsatz in der betrieblichen Altersvorsorge (beispielsweise eine Direktversicherung gegen Entgeltumwandlung). Wann, ob und für wen die Nutzung der einzelnen Fördermaßnahmen interessant sein kann, diese und weitere Fragen bespricht der zweite Teil dieses Artikels in der nächsten Ausgabe. Micha Helmut Schrammke www.positiv-versichert.de Telefon 030 – 257 986 00, [email protected] Der direkte Draht zu Projekt Information: Sie erreichen uns in unserem Münchner Büro in der Ickstattstr. 28 persönlich oder telefonisch: Mo - Do: 10:00 - 12:00 und 13:00 - 16:30 Fr : 10:00 - 12:00 und 13:00 - 14:00 Außerhalb der Bürozeiten können Sie uns ein Fax schicken oder eine Nachricht auf unserem Anrufbeantworter hinterlassen. Wir rufen Sie gerne zurück! Und wenn Sie einmal Zeit haben, schauen Sie doch auf eine Tasse Kaffee vorbei! 10 Jahrgang 23, Nr. 5 Medizin & Forschung Warum gelang die Heilung von HIV bisher erst einmal? Timothy Brown hatte neben seiner HIV-Infektion auch einen Blutkrebs (Lymphom). An diesem wäre er gestorben, wenn sich sein behandelnder Arzt nicht 2007 für eine riskante Behandlung entschieden hätte: Alle kranken Zellen (und ein Großteil der gesunden) wurde durch eine Chemotherapie und Bestrahlung abgetötet. Anschließend wurde Knochenmark von einem gesunden Spender übertragen. Ohne genau zu wissen, ob es funktionieren würde, suchte der Arzt (Prof. Gero Hütter) als Spender einen Mann aus, der wegen einer doppelten Mutation in seinen Erbanlagen keinen CCR5-Rezeptor auf der Oberfläche seiner CD4-Zellen hat und der deshalb praktisch nicht mit HIV infiziert werden kann. Aber bei Timothy Brown war ja schon eine HIV-Infektion vorhanden. Deshalb war unklar, wie das Experiment ausgehen würde. Trotz mehrerer Komplikationen, an denen der Patient fast verstorben wäre, ging es letztendlich gut aus. Trotz intensiver Suche konnte man im Körper von Timothy seit 8 Jahren kein HIV mehr nachweisen – mittlerweile gilt er als geheilt. Beflügelt von diesem „Proof of Principle“, also dem Beweis, dass es prinzipiell möglich ist, eine HIV-Infektion zu heilen, suchen Forscher auf der ganzen Welt nun nach weiteren Möglichkeiten. Dabei wurde auch die bei Timothy angewandte Methode schon mehrfach eingesetzt: Patienten, die neben ihrer HIVInfektion auch einen behandlungsbedürftigen Blutkrebs hatten, erhielten nach einer „Konditionierung“ (der Abtötung der kranken Zellen) eine Knochenmarkstransplantation eines Spenders, der wegen seiner CCR5-Mutation nicht mit HIV infiziert werden kann. Das gespendete Knochenmark bildet im „fremden“ Körper ein komplett neues blutbildendes System und damit auch ein neues Immunsystem. Dieses stammt allerdings aus einem anderen Körper und erkennt den „neuen“ Körper zunächst als fremd und bekämpft ihn. Dies mag anfangs von Vorteil sein, wenn doch noch einige HIV-infizierte Zellen die Konditionierungsprozedur überstanden haben. Sie werden dann durch die Reaktion des „neuen“ Immunsystems zerstört („graft-versus-host-reaction, GvHR). Doch Jahrgang 23, Nr. 5 Projekt Information langfristig muss die Aggressivität des Immunsystems durch Medikamente gezügelt werden, sonst käme es zu schweren Organschäden bis hin zum Tod. Diese Medikamente müssen in aller Regel lebenslang eingenommen werden. Insgesamt wurden in der medizinischen Literatur bisher 6 Fälle dokumentiert, die ähnlich gelagert waren wie bei Timothy Brown (siehe Liste) Bis auf Timothy Brown (Nr. 1 der Liste) sind leider inzwischen alle verstorben. Teilweise wegen Komplikationen der Prozedur, teilweise weil die Krebserkrankung wieder aufflammte. Auffällig ist, dass die Komplikationsrate deutlich höher ist, als man annehmen würde. Im Durchschnitt versterben etwa 1/3 der Patienten bei dieser hoch riskanten medizinischen Methode, in dieser Gruppe sind es 6 von 7! Entweder ist dies zufällig und liegt an der geringen Zahl der dokumentierten Fälle, oder es gibt bei dieser Krankheitskonstellation eine bisher unbekannte Besonderheit, die die Erfolgsaussicht drastisch verringert. Nach wie vor versuchen die Forscher zu verstehen, warum die Heilung bei Timothy Brown überhaupt funktioniert hat. Vermutlich kam eine Reihe glücklicher Umstände zusammen. Endgültig geklärt ist es aber noch nicht und dies ist die Voraussetzung dafür, dass in Zukunft hoffentlich noch mehr Menschen nicht nur von ihrem Blutkrebs sondern auch von ihrer HIV-Infektion geheilt werden können. September / Oktober 2015 Neues aus der Industrie Zulassung von Evotaz® (Atazanavir+Cobicistat) Am 16.7.15 hat die Europäische Zulassungsbehörde EMA die Fixkombination aus 300 mg des Proteasehemmers Atazanavir und 150 mg des Wirksverstärkers (Booster) Cobicistat unter dem Handelsnamen Evotaz® zugelassen. Bisher waren Proteasehemmer vor allem mit Ritonavir (Norvir®) geboostet worden; Cobicistat als Booster verspricht weniger Wechselwirkungen, da es selektiver nur das Leberenzym hemmt, das für den Abbau der Proteasehemmer verantwortlich ist. Ob Evotaz® auf den deutschen Markt kommt, bleibt abzuwarten. Ein ähnliches Präparat aus Darunavir und Cobicistat (Rezolsta®) wird nicht in den deutschen Markt eingeführt. S. Schwarze Quelle: G. Hütter: „More on Shift of HIV Tropism in Stem-Cell Transplantation with CCR5 Delta32/Delta32 Mutation”, N Engl J Med 371;25 nejm.org Dec. 18, 2014 S. Schwarze 11 September / Oktober 2015 Projekt Information Grundlegend & Wissenswert HIV-Prävention und Infektionsrisiken, jenseits von Drama Prävention im Ausnahmezustand Die HIV-Prävention der ersten Jahre war eine Zeit der Prävention im Ausnahmezustand. Eine Zeit, geprägt von Zwangsvorstellungen, direktiven Maßnahmen und Angst. Noch heute tragen wir die Botschaften der Bilder ab, die damals in die Welt gesetzt wurden. Ein paar Zitate aus dem Magazin DER SPIEGEL zur Verdeutlichung: „AIDS ist zu einem individuellem Super-GAU geworden, zum größten anzunehmenden Unglück, das den einzelnen treffen kann – schlimmer als ein sauberer Verkehrsunfall mit anschließender Querschnittlähmung, schlimmer auch als Krebs, der junge Menschen meist verschont“ (DER SPIEGEL, 11/1987) oder: „Anders als die Pocken, Pest oder Cholera, Krebs und Herzinfarkt kennt AIDS keine Gnade, für niemanden. Nur der Tod heilt diese Krankheit“ (DER SPIEGEL, 43/1985). Bildquelle: „Der Tod spielt auf. Er bittet seine Opfer um einen letz- ten Tanz“ (DER SPIEGEL, 39/1985) Es gäbe viel mehr darüber zu schreiben, wie die neue Erkrankung die Medien beflügelte. Angst und Schrekken verkauften sich auch damals gut. „AIDS“ als die neue, todbringende Lustseuche, die „Medizinstory“ des Jahrhunderts. Die in die Welt gesetzten Bedro12 Jahrgang 23, Nr. 5 hungsszenarien entfalteten rasch ihre Wirkung und wer sich daran erinnert, dass auch mal Waldsterben, Pershing II-Raketen und Ozonlöcher zu den kollektiven Ängsten gehörten, müsste eigentlich darüber staunen, wie nachhaltig sich „AIDS“ als Bedrohungsszenario etabliert hat. Das hat nur zu einem Bruchteil mit Realitäten zu tun: der Baumbestand dörrt nach wie vor vor sich hin und auch die anderen Bedrohungen sind immer noch real. Für die Prävention war der Schrecken der ersten Jahre von Vorteil. Die Gefahr, an AIDS zu sterben, musste in Präventionsbotschaften und auf Plakaten nicht extra herausgearbeitet werden. Erhobene Zeigefinger und moralische Ausdünstungen waren ebenfalls nicht nötig. Die Angst saß tief, die Zielrichtung war schnell vorgegeben. Und sie war direktiv: Kondome schützen. Soweit wie in den USA mit ihren Enthaltsamkeitsaposteln wollte hierzulande - zum Glück - kaum jemand gehen. Der Nutzen von Kondomen als Risikominimierungsstrategie war schnell erkannt und damals mit gutem Grund unumstritten. Und das Verhalten veränderte sich tatsächlich Der Ausnahezustand veränderte sexuelles Risiko- und Schutzverhalten: Statistiken beschreiben für diesen Zeitraum sinkende Neudiagnoseraten von Syphilis und anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Über die Gründe wird gerne spekuliert: „gelungene Prävention“ sagen die einen, „Auswirkung der Angst“ die anderen. Aber, so wenig wie sich sexuelle Ekstase und Eheglück ohne Zutun auf Dauer erhalten lassen, flachen auch Schockzustände irgendwann einmal wieder ab: (auch sexuelle) Verhaltensweisen verändern sich, passen sich den neuen Gegebenheiten an. „Wie schrecklich, dass AIDS seinen Schrecken verloren hat“ jammern so manche. Andere sind glücklich darüber, weil sich Sexualität ohne Angst befreiter und schöner erleben lässt. Wie sang Georg Danzer: „die Freiheit ist ein wundersames Tier. Und manche haben Angst vor ihr“. Manche versuchen deshalb das Quäntchen Angst, dass vermeintlich zu Prävention oder Spendenerwerb gebraucht wird, künstlich zu revitalisieren. Besonders weit hat es damit die Michael-Stich-Stiftung gebracht: „Das Kinn von Opa, die Augen von Papa, HIV von der Mama“ nannte sich eins ihrer Plakate zur Spendenakquise. Ein anderes Plakat zeigte eine Mutter, die statt Kinderwagen einen Sarg durch die Gegend schiebt: „Ganz die Mama“, der Titel. Ob Prävention mit oder ohne Angst, auf dem Rücken von Menschen mit HIV oder ehrlich und respektvoll: Jahrgang 23, Nr. 5 Projekt Information das Leben geht weiter. Und wie, verraten uns die Epidemiologen: ein jährlich sich wiederholendes ritualisiertes Spektakel, stellt die Veröffentlichung der Neudiagnosezahlen zum Welt-AIDS-Tage dar: die sich langsam an Vor-Aids-Zeiten angleichenden Zahlen von sexuell übertragbaren Infektionen werden dramatisiert und kontrovers diskutiert: was für die einen als Anzeichen der Normalisierung der Sexualität gewertet wird, ist für die anderen Ausdruck neuer Sorglosigkeit. Wer Aidshilfen abwatschen möchte, beharrt auf dem Versagen der Prävention. Jeder scheint dabei sein eigenes Süppchen zu kochen. Drama-Verwalter und Rationalisten liegen im Clinch: „mehr Geld für Prävention“ wollen die einen, „den Hahn zudrehen“, die anderen. Dazu neuerdings der Streit zwischen Präventionisten und Ärzten, von denen sich manche schon immer für die besseren Präventionisten gehalten haben. Sie sind es nicht. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist Deutschland übrigens ein Land mit sehr niedrigen (manche werden hier widersprechen und behaupten, sehr hohen) HIV-Neudiagnosezahlen, die HIV Statistik seit 2007 stabil: 3.200 HIV-Diagnosen in 2013 bei ca. 80 Millionen Bundesbürgern, 4.410 Syphilis Diagnosen in 2012 (im Vergleich: 2001 waren es 1.500). Kondomgebrauch als Risikominimierungsstrategie Nach Angaben der DAH liegt die Schutzwirkung des Kondomgebrauchs bei ca. 96%. Die Schutzwirkung bei Analverkehr wird aufgrund von Anwendungsschwierigkeiten niedriger eingeschätzt. So genau weiß das natürlich niemand und es gibt ja auch Einflussfaktoren wie fragile Erektion, Alkohol- und Drogenkonsum bei Geschlechtsverkehr oder Exposition mit hoher Viruslast, die man nicht unbedingt immer im Griff hat, bzw. haben kann. Neuere Studien von Michael Bochow belegen, dass der Kondomgebrauch schwuler Männer zurückgeht. Innerhalb bestehender Partnerschaften stieg die Rate der Männer, die nie oder selten Kondome gebrauchen zwischen 2007 und 2010 von 62 auf 68%. Außerhalb bestehender Partnerschaften sank die Rate der Männer, die immer Kondome verwendeten von 69 auf 53%. Die Rate der Männer die nie oder selten Kondome verwendeten stieg von 14 auf 24%. Es wäre natürlich interessant zu wissen, wie es um die „Kondomeuphorie“ der Allgemeinbevölkerung (bei Schwulen diagnostiziert man gerne „Kondommüdigkeit“) bestellt ist. Als Gründe für zurückgehenden Kondomgebrauch wird genannt, dass sie als störend empfunden werden. September / Oktober 2015 Sie sind lusthemmend und führen bei manchen zu fragilen Erektionen. Kondome stellen eine künstliche Barriere dar, die dem Wunsch nach Verschmelzung und Intimität entgegenstehen. Als Gründe für den Rückgang können aber auch verändertes Sexualverhalten (zum Beispiel Oralsex), andere, möglicherweise sogar bessere oder noch sicherere Risikominimierungsstrategien (davon weiter unten) genannt werden. In die Bütt geworfen wird natürlich auch, dass AIDS als weniger bedrohlich wahrgenommen werde. Der Rückgang des Kondomgebrauchs wird bisweilen skandalisiert. Dabei werden Realitäten umgekehrt. Es wird so getan, als ob es das „Normalste“ von der Welt wäre, bis an sein Lebensende euphorisch Kondome zu benutzen. Als „unnormal“, vielleicht sogar krank, im Falle von HIV manchmal gar „kriminell“ wird eingeordnet, wer den Wunsch hegt, es wegzulassen. 30 Jahre Kondomisierung hinterlassen ihre Wirkung. Wir alle erinnern uns an die Plakate unterschiedlicher Gemüsesorten, die Kondome haushaltsfähig gemacht haben: ob Gurke, Tomate oder Kürbis. Für alle(s) gibt’s die passende Größe. Natürlich sollen derlei Nettigkeiten dazu beitragen ihre Peinlichkeit abzutragen. Trotzdem: ist es legitim lebenslänglichen Gebrauch einzufordern und direktiv weiterhin auf die Kondomisierung von allem und jedem zu setzen, wo es doch deutlich geworden ist, dass es weitere Schutzmöglichkeiten gibt? Der Schutz durch Kondome wird weiterhin als „Goldstandard“ der Prävention dargestellt. Ist das, angesichts der Veränderungen der letzten Jahre, noch zu rechtfertigen? Wird aus dem Gold, langsam aber sicher, ein „goldiger“ Standard? Kombinations-Prävention Seit geraumer Zeit erfährt die Prävention eine Erweiterung. Mit „Combination Prevention“ bezeichnet man einen Mix aus medizinischen, verhaltensorientierten und strukturellen Ansätzen zur Senkung von Infektionsrisiken. Neben Kondomgebrauch gibt es mittlerweilen eine ganze Palette von Maßnahmen, die, je nach Region in unterschiedlicher Gewichtung, eingesetzt werden können: Schutz durch Therapie; Beschneidung; Serosorting; Seropositioning; Aufklärung; Antidiskriminierung; Schadensminimierung bei Drogenkonsum, Postexpositionsprophylaxe und Präexpositionsprophylaxe. Die Schutzwirkung mancher dieser Maßnahmen ist dem Kondomgebrauch ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. Es geht bei dem Mix aus Präventionsmöglichkeiten nicht darum, Kondome kleinzureden. Kondome verringern nach wie vor die Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit HIV und sind wichtig. Sie sind aber nicht mehr 13 September / Oktober 2015 die einzige Schutzmethode. Den für alle gültigen „Goldstandard“ gibt es schon lange nicht mehr. „Wunder gibt es immer wieder!“ „Wunder“ hat es im Verlauf der letzten 30 Jahre HIV und Prävention mehrere gegeben. Dogmen sind gefallen: aus der „todbringenden“ Erkrankung ist eine relativ leicht zu behandelnde chronische Infektion geworden, Menschen unter Therapie gelten als (sexuell) nicht mehr infektiös, Sex unter funktionierender HIV Therapie ist heute als „safer sex“ einzuordnen. Letzteres muss sich in der Justiz noch herumsprechen. Aber irgendwann wird auch der letzte dahergelaufene Gutachter der Republik, nicht mehr umhinkönnen, die Fakten anzuerkennen: Infektion unter Therapie = extrem unwahrscheinlich und allgemeinen Lebensrisiken gleichzusetzen. Fehlt eigentlich nur noch die „Heilung“, um der Liste an Wundern ein Ende zu setzen. Wie immer gibt es Unglauben und Grabenkämpfe, wenn Dogmen fallen. Beispiele gibt es viele. Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, als man in Aidshilfe-Kreisen nahezu gesteinigt wurde, wenn von HIV als chronischer Erkrankung gesprochen wurde. Das Absprechen 100%-iger „Tödlichkeit“ wurde von manchen als Beleidigung und für die Prävention, Sonderstatus und Spendenakquise auch nicht wirklich hilfreich bewertet. Das Wissen um die Nichtinfektiosität bei funktionierender Therapie wurde jahrelang unter dem Ladentisch verwaltet: wir alle wissen, dass die Erkenntnisse aus der EKAF-Analyse erst durch „hausgemachte“ Studien bestätigt werden mussten. Nirgends wird so hart um Deutungshoheit und Macht gekämpft, wie in der Wissenschaft. Bei HIV ist das nicht anders. Die Ergebnisse der START-Studie und der Zirkus um den Therapiebeginn der letzten Monate belegen dies noch einmal eindrücklich. Ein weiteres Kapitel des Kampfes um den rechten Weg der Prävention wird derzeit zwischen Befürwortern und Gegnern der Präexpositionsprophylaxe ausgetragen. Die PrEP ist in Europa /Deutschland noch nicht zugelassen. Vor- und Nachteile dieses Präventionsansatzes sollen hier auch nicht weiter dargestellt werden, da sie bereits ausführlich in vorhergegangenen Ausgaben von Projekt Information dargestellt wurden. Ein Argument, das gegen die PrEP eingewandt wird, bezieht sich auf den Sonderstatus AIDS. Durch die PrEP – den Versuch eine HIV-Infektion medikamentös zu verhindern - werde der „Sonderstatus“ von AIDS befestigt. Die PrEP habe – da es offensichtlich nichts Wichtigeres gebe als eine Infektion zu verhindern - Anteil an der Diskriminierung von Menschen mit HIV. Ich kann dieses Argument nicht nach14 Jahrgang 23, Nr. 5 Projekt Information vollziehen. Und es erscheint mir auch nicht schlüssig, warum Medikamente den Sonderstatus aufrechterhalten, Kondome jedoch nicht. Da muss wohl ein weiterer Kampf um Deutungshoheit geführt werden. Zum Schluss noch einmal: Kondome sind eine gute Methode der Risikominimierung von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Sie sind aber nicht die einzige Methode. Prävention muss ehrlich bleiben und von unnötigem Drama befreit werden, wenn sie weiterhin erfolgreich bleiben und ernstgenommen werden möchte. Peter Wiessner Kontakt: [email protected] Quellen: - Zur Kampagne der Michael Stich Stiftung: http://www.sueddeutsche.de/leben/bildstrecke-michaelstich-stiftung-1.669830-3 - Bochow et al (2011) , Daten aus der EMIS Erhebung - Wiessner, Peter (ppt): Sind Kondome noch wichtig? Prävention und HIV-Infektionsrisiken, jenseits von Drama. Impulsvortrag Norddeutsches HIV-Symposium, Hannover, 15. November 2014 Leben mit HIV Niemand wird zurückgelassen? Das Leben indigener Frauen mit HIV Ein wichtiges Thema auf der Internationalen Aidskonferenz in Vancouver im Juli war die Situation indigener Völker. Marama Pala aus Neuseeland, Maori, Menschenrechts- und HIV-Aktivistin, gibt mit ihrem Artikel einen beeindruckenden und bewegenden Einblick in ein Thema, über das selten berichtet wird: Die HIV-Zahlen werden durch weit verbreitete globale Ungleichheiten angetrieben. Was ist nötig, um die Menschenrechte indigener Frauen auf die globale Weltkarte zu bringen? Bei der Internationalen AIDS-Konferenz in Vancouver im letzten Monat waren einige der Sessions ein Wiederhall der Weltaidskonferenz in Melbourne im Jahr 2014: Sie begannen mit einer machtvollen Aner- Jahrgang 23, Nr. 5 Projekt Information kennung der Ureinwohner des Gebietes, auf dem die Konferenz stattfand und ihrer Nachkommen. In Vancouver sind dies die Coast Salish People, Squamish, Musqueam and Tsleil-Waututh, die das Territorium des Nordwestlichen Pazifik besser als “Turtle Island” kennen. Was allerdings selten erkannt und schon gar nicht anerkannt wird, sind die enormen Menschenrechtsverletzungen, denen diese und alle indigenen Völker – besonders Frauen – weltweit ausgesetzt sind – in Bezug auf unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden und unsere HIV-Infektion. Auf der AIDS-Konferenz in Melbourne, bei der die offizielle Konferenzdeklaration den Titel „Niemand wird zurückgelassen“ trug, hatten wir zum vierten Mal eine Begegnungszone für indigene Völker. Dort hatten wir versucht, einige der Themen anzusprechen, die uns betreffen. Auf der Konferenz in Vancouver im letzten Monat, die wissenschaftlicher ausgerichtet ist, existierte keine derartige Begegnungszone für die Zivilgesellschaft. Trotzdem versuchten wir, unsere Präsenz dort spürbar zu machen. Indigene Frauen in Australien haben 3-5-mal häufiger HIV als nicht-indigene Australierinnen. 50% der jungen indigenen Frauen in entlegenen australischen Gemeinschafen leiden unter Chlamydien und Gonorrhoe. Angesicht schlechter gesundheitlicher Versorgung in den ländlichen Gebieten steigen diese Zahlen weiter an. Als indigene HIV-positive Frau aus Aotearoa (auch als Neuseeland bekannt), war ich nach Melbourne und Vancouver gekommen, um die Rechte indigener Frauen auf die globale Agenda zu bringen. In Vancouver hatte ich das Privileg, als “Stimme der Community” in der Schlusssitzung der Konferenz zu sprechen. Hier meine Rede: “Trotz aller Fortschritte bei HIV, trotz aller Ziele und Strategien – trotz allen guten Willens, trotz der 90-9090 Fast Track-Strategie von UNAIDS, trotz des UNAIDS ”Gap reports”, der all die identifiziert, die zurückgelassen werden, bin ich hier, um Ihnen zu sagen, dass indigene Menschen zurückgelassen wurden – und wenn sich nicht ändert, werden wir weiterhin zurückgelassen werden. Unsere Realität ist 10-10-10. Indigene Menschen machen in Kanada 3% der Gesamtbevölkerung aus, dennoch stellen sie 12,2% der Neuinfektionen und 8,9% aller Menschen, die dort mit HIV leben. Die Übertragung von HIV durch i.v. Drogengebrauch ist bei indigenen Kanadiern fünfmal höher als bei anderen Kanadiern. Weltweit gibt es ungefähr 5000 indigene Gruppen mit 400 Millionen Menschen, das sind 4,5% der Weltbevölkerung. Wir sind die ältesten kontinuierlichen Kul- September / Oktober 2015 turen auf der Erde und bewohnen oft entlegene Gebiete mit größter Biodiversität. Wir leben in der Arktis, in Nord,- Zentral- und Südamerika, in Afrika, in Süd- und Südostasien, China und natürlich im pazifischen Raum. Wir machen 10% der ärmsten Bevölkerungsgruppen der Welt aus. Viele von uns leben in kleinen Communities, dadurch kann die Auswirkung von HIV auf unsere Gemeinschaften immens sein. Weltweit gesehen betrugen unsere HIV-Raten pro 100.000 Einwohner im Jahr 2011: 178 in Kanada, 30 in Australien, 22 in Neuseeland und 21 in Nordamerika. Weit verbreitete Ungleichheiten bei den sozialen Faktoren, die unsere Gesundheit bestimmen, treiben diese Zahlen hoch. Befeuert werden sie auch durch Stigma, Diskriminierung und Rassismus gegen unsere Völker. Unter uns wird HIV vorwiegend heterosexuell und durch i.v. Drogengebrauch übertragen und betrifft ganz besonders unsere Frauen und jungen Menschen. Wie der indigene australische Epidemiologe James Ward in seinem Plenarvortrag bei der Melbourner AIDS-Konferenz sagte: "Indigene Frauen sind absolut überrepräsentiert bei HIV-Epidemien in indigenen Bevölkerungsgruppen.“ Indigene Communities werden auch weiterhin durch andere kolonisiert, die seltene Ressourcen suchen und uns wegnehmen, wie Öl, kostbare Mineralien und andere natürliche Ressourcen. Wir selbst können dagegen kaum auf die Justiz zugreifen können, um unsere angestammten Eigentumsrechte geltend zu machen. Dieser fortdauernde Diebstahl unserer Naturressourcen wirkt sich zutiefst zerstörerisch auf unser psychosoziales, materielles und physisches Wohlergehen aus, und trägt unvermeidlich zu Massenarbeitslosigkeit, Suchtverhalten und daraus folgenden Gesundheitsproblemen bei. Die Kolonisierung und die fortdauernden hedonistischen Sichtweisen, die indigene Kulturen als unterlegen ansehen, haben dazu beigetragen, dass unsere Gemeinschaften nur einen begrenzten Zugang zu westlichen Gesundheitsversorgungssystemen haben. Sie tragen auch zur Kluft zwischen indigener und nicht –indigener Gesellschaft, wenn es um sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte und die Prävalenz von HIV in unseren Communities geht. Die fundamentalen Menschenrechtsthemen, mit denen indigene Frauen konfrontiert sind, umfassen ein breites Gebiet. Sie beinhalten das Recht auf Zugang zu traditioneller und angemessener sexueller Gesundheitsfürsorge, auf Sexualerziehung und auf Aufklärung über HIV. Für Frauen wird die wahrgenommene Unterlegenheit unseres indigenen Status verschärft durch Frauenfeindlichkeit, entlegene 15 September / Oktober 2015 Projekt Information Wohngebiete, ökonomischen Status, sexuelle Orientierung, Familienstand und Behinderung. Das erfahren wir nicht nur durch nicht-indigene Menschen, sondern zunehmend durch indigene Männer, die das „westliche Verhalten“ ausüben, das ihnen beigebracht wurde. Während die Realität zeigt, dass indigene Frauen in Umgebungen leben, die von einem hohen Ausmaß an gender-basierter Gewalt, sexueller Gewalt und Alkoholmissbrauch, geringer Bildung und hohen Raten ungewollter Schwangerschaften geprägt sind, ist Sexualität weitgehend ein Tabuthema in vielen indigenen Gemeinschaften. Nicht über Sexualität zu sprechen wurde von außen als eine kulturelle und traditionelle Praxis indigener Völker kategorisiert, aber dieses Konstrukt entstammt der Verbreitung viktorianischer Werte durch unsere Kolonisatoren. Vor der Kolonisierung hatten wir Zeremonien für das Erwachsenwerden und Initiationsriten, die Jugendliche zu allen Themen sexueller Gesundheit aufklären sollten. Diese wurden durch unsere Kolonisatoren verboten. In einigen Kulturen blieben diese aber “heimlich” erhalten und werden immer noch im Geheimen durchgeführt, weil uns andere Kulturen und Wertesysteme aufgezwungen wurden. Aus meiner persönlichen Perspektive kann ich bestätigen, dass ich als junge Maori-Frau, aufgewachsen in einer großen Maorifamilie, unterschiedlichen Erfahrungen von physischem und sexuellem Missbrauch, Vergewaltigung, Drogen- und Alkoholmissbrauch, gender-basierter Gewalt, Unterdrückung, Armut und Kriminalität ausgesetzt war. In meiner Erziehung fehlten Sexualaufklärung, Initiationsriten oder Empowerment als Frau. Das begrenzte auch die Möglichkeiten meiner Kinder, die Traditionen und kulturellen Werte zu erben, die uns geblieben sind. Alles in meiner eigenen Erziehung trug zu dem Moment bei, als ich mich 1993 mit 22 Jahren mit HIV ansteckte. Einer Minderheit innerhalb einer Minderheit zugeordnet, wurde mir auch gesagt, ich solle es vergessen, Kinder zu bekommen, weil das Übertragungsrisiko zu hoch sei. Ich hatte nicht nur die Todesstrafe erhalten, sondern mir wurde auch bedeutet, dass ich nichts zu meiner Gemeinschaft beitragen könne – weder kulturell noch traditionell. Kulturell gesehen beeinflusste HIV meine eigene Familie, meine erweiterte Familie und meine Community. Nachdem ich zwölf Jahre lang geglaubt hatte, keine Kinder bekommen zu können, wurde mir 2005 gesagt, dass es wegen des medizinischen Fortschritts keinen Grund gäbe, keine Kinder zu haben. Ich war sechs Jahre lang Single gewesen. Das ist ein anderes Thema für indigene Frauen mit HIV: Die Of16 Jahrgang 23, Nr. 5 fenlegung des HIV-Status führt zur Zurückweisung durch mögliche Partner. Dann hatte ich die Gelegenheit, andere Menschen aus dem Pazifikraum zu treffen, die mit HIV lebten. Hier war es, wo ich meinen zukünftigen Ehemann traf, und ich konnte zwei gesunde HIV-negative Kinder bekommen. So konnte ich das Wissen und das Land, das ich geerbt hatte, auf traditionelle Weise weitergeben. Land, das uns Maori gehört, das wir aber dank der kolonialen und nach-kolonialen Gesetzgebung nicht entwickeln, nutzen oder bewohnen können. Ich habe Stigmatisierung und Diskriminierung erlitten und wurde als verantwortungslose Mutter bezeichnet, die ihre Kinder einem Risiko aussetzt, falls ihr Vater oder ich selbst sterben sollten. Die aufgezwungene und internalisierte Sichtweise gegenüber HIV innerhalb der Maori-Gesellschaft bedeutet, dass ich nicht das angeborene Recht habe, mich fortzupflanzen. Daher habe ich während der bisherigen Lebensspanne meiner Kinder (9 und sechs Jahre alt) mein Recht verteidigt, Kinder zu haben. Sie sind gemischter Herkunft und innerhalb der neuseeländischen Gesellschaft, der Community und der Schule Stigmatisierung und Diskriminierung gegenüber unserer “Aids-Familie” ausgesetzt. Nationale und internationale Organisationen, an deren Gründung ich beteiligt war, haben sich für das Recht auf kulturell und traditionell basierte Strategien und Programme für sexuelle und reproduktive Gesundheit eingesetzt, ob in Neuseeland oder weltweit. Sie haben die Ungleichheiten innerhalb der derzeitigen Strukturen aufgedeckt und in Frage gestellt. Diesen Organisationen gelten die United Nations Declaration for the Rights of Indigenous Peoples, die International Labour Organisation – C169 – Indigenous and Tribal Peoples Convention 1989, die Toronto Charter 2006, und te Tiriti o Waitangi** als Richtlinien. Alle erklären das Recht auf Selbstbestimmung indigener Völker, und auch das Recht, Entscheidungen als indigene Völker für indigene Völker zu treffen. Der rote Faden, der sich durch sowohl ressourcenreiche als auch durch “Entwicklungsländer” zieht, ist das Fehlen menschrechtsbasierter Strategien, die das Empowerment indigener Frauen in HIV-Prävention und – Versorgung unterstützen. Dies wird darüber hinaus kompliziert durch das Fehlen spezifischer Daten und durch die Homogenisierung indigener Völker mit den Mehrheitskulturen. In London wird gerade die indigene Kunst australischer Aborigines im Britischen Museum gefeiert, und es werden Fragen laut, wer überhaupt autorisiert ist, die Geschichte der ausgestellten Artefakte zu erzählen, und unter wessen Bedingungen. Ich hoffe, dass Jahrgang 23, Nr. 5 Projekt Information dieser Artikel dazu beitragen wird, die dringend benötigte Aufmerksamkeit auf die Not indigener Frauen weltweit zu richten. Seit 2006 konnten indigene Menschen eine Vorkonferenz vor jeder Internationalen Aidskonferenz abhalten. Das hat uns etwas geholfen, unsere Stimme zu erheben und die Aufmerksamkeit unserer Regierungen zu bekommen. Aber es gibt noch viel zu tun, um uns auf die Landkarte der „globalen Antwort“ auf HIV und Aids zu bringen. Nothing about us without us! *Mit dieser Strategie soll die Aids-Epidemie bis 2030 beendet werden: Bis 2020 sollen 90% aller Menschen, die mit HIV leben, ihren Staus kennen, 90% von ihnen sollten Zugang zur Behandlung und von diesen wiederum 90% eine Viruslast unter der Nachweisgrenze haben, bis 2030 sind geweils 95% geplant. **Die älteste neuseeländische Verfassungsurkunde, unterzeichnet 1840 von Vertretern der Britischen Krone und 45 Maori-Chiefs. Sie sollte u.a. das Eigentum und die Rechte der Maori schützen. Quelle: Marama Pala: „Nobody Left Behind? The lives of indigenous women with HIV“, Opendemocracy.net, 5 August 2015 https://opendemocracy.net/5050/marama-pala/nobody-leftbehind-lives-of-indigenous-women-with-hiv Übersetzung: Ulrike Sonnenberg-Schwan Politik & Soziales Die Unabhängige Patientenberatung Eine erfolgreiche Einrichtung im Gesundheitswesen September / Oktober 2015 und der Verbund unabhängige Patientenberatung e. V. hinter ihr. Zunächst noch als Modellvorhaben im Jahr 2000 gestartet ist die Unabhängige Patientenberatung seit 2011 gemäß Paragraph 65b des Fünften Buches Sozialgesetzbuch Teil der offiziellen Regelversorgung. Finanziert wird sie vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen, der dafür eine Beitragsumlage heranzieht. Und genau da beginnt das Problem, denn der Spitzenverband hat die Patientenberatung neu ausgeschrieben und sich ab 2016 für die Duisburger Sanvartis GmbH entschieden, die nun nicht mehr gemeinnützig ist und die Beratung ausschließlich über ein Callcenter betreiben will. Die Sanvartis GmbH ist ein privat geführtes Unternehmen, das für verschiedene Pharmahersteller und Krankenkassen bis dato Dienstleistungen im Gesundheitswesen übernommen hat. Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland gGmbH dagegen ist gemeinnützig und verfügt über 21 öffentliche Beratungsstellen im gesamten Bundesgebiet – von Berlin, Kiel, Rostock, Leipzig oder Köln bis Saarbrücken, Stuttgart, München, Gießen oder Erfurt. Außerdem verfügt sie über ein gebührenfreies Beratungstelefon (0800-0117722, Montag bis Freitag 10.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag bis 20.00 Uhr). Allerdings hat die Unabhängige Patientenberatung Deutschland gGmbH ihre Aufgabe in der Tat stets unabhängig verstanden und ausgeführt. Sie trat teils kritisch gegenüber neuen Gesetzen und den Krankenkassen auf. Daher dürften sowohl der Bundesregierung, deren Patientenbeauftragter nachweislich anonyme Callcenter bevorzugt, wie auch dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen die bisherige Unabhängige Patientenberatung ein Dorn im Auge gewesen sein. Die jedoch will auf jeden Fall ihre Beratung fortsetzen – frei finanziert und zur Not nicht mehr als offizieller Teil der Regelversorgung, auf jeden Fall aber unabhängig. Stefan Boes Es gibt Streit um die Unabhängige Patientenberatung. Sie ist eine gemeinnützige GmbH und folgt über bundesweite Gesundheitsläden mit lokaler und zentraler Rufnummer dem Zweck der freien und ungebundenen Verbraucher- und Patientenberatung. Als Gesellschafter stehen der Sozialverband VdK Deutschland e. V., der Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. 17 September / Oktober 2015 Nachrichten aus der Sozial- und Rechtspolitik Pflegestärkungsgesetz – Rentenfinanzen – Rente mit 63 – Integrationsfirmen – Grundsicherung – Wohngeldreform – Bestechung – E-Health-Gesetz – Gesundheitsförderung und Prävention Das zweite Pflegestärkungsgesetz wurde vom Bundeskabinett gebilligt. Es sieht zum 1. Januar 2017 eine erneute Erhöhung des gesetzlichen Pflegebeitrags um 0,2 Prozentpunkte vor, Anfang des Jahres stieg er bereits um 0,3 Prozentpunkte. Bis 2017 wird die Zahl der Pflegegrade von drei auf fünf erhöht, an Demenz leidende Patienten werden denen mit körperlichen Leiden gleichgestellt. Als weitere Neuerung gilt bei Menschen, die Angehörige pflegen, die Übernahme der Beiträge zur Arbeitslosen- und Rentenversicherung durch die Pflegekassen. Über das Gesetz muss der Bundestag noch abstimmen. ******* Die Rentenfinanzen entwickeln sich besser als erwartet. Nach Berechnungen des Schätzerkreises aus Vertretern der Rentenversicherung und des Bundesarbeitsministeriums steigen die Beitragseinnahmen überdurchschnittlich, weshalb der Beitragssatz bis 2018 stabil bei 18,7 Prozent des Bruttolohns bleiben könne. 2019 müsse er dann wahrscheinlich nicht wie ursprünglich vorgesehen auf 19,1 Prozent, sondern nur noch auf 18,8 Prozent erhöht werden. ******* Die 2014 eingeführte Rente mit 63 kann nicht rückwirkend angewendet werden. Wer zuvor bereits freiwillig mit Abschlägen in Rente gegangen ist, kann nicht nachträglich zur abschlagsfreien Rente mit 63 wechseln. Das entschied das Sozialgericht Dortmund auf Grund der Klage einer Rentnerin, die zum 1. Mai 2013 in den vorgezogenen Ruhestand mit Abschlägen gegangen war und nun wechseln wollte. Das Gericht wies die Klage ab, da die verbindliche Rentenbewilligung schon vorlag. Die Klägerin geht in Berufung, darüber entscheidet das Landessozialgericht Essen. ******* 18 Jahrgang 23, Nr. 5 Projekt Information Die Unionsfraktion im Deutschen Bundestag will den Arbeitsmarkt für Schwerbehinderte verbessern und mit zusätzlichen Mitteln die Zahl der Integrationsfirmen innerhalb von drei Jahren verdoppeln. Ein entsprechender Antrag sieht dafür 150 Millionen Euro vor und soll noch im Herbst parlamentarisch eingebracht werden. Im Gegensatz zu Behindertenwerkstätten nehmen Integrationsfirmen am regulären Arbeitsmarkt teil und zahlen den Mindestlohn. Mindestens ein Viertel der Belegschaft müssen Menschen mit Behinderung sein, staatliche Zuschüsse dienen als Ausgleich für Lohn und Arbeitsplatz, um Wettbewerbsnachteile auszugleichen. ******* Immer mehr Menschen nehmen die Grundsicherung in Anspruch. Laut Statistischem Bundesamt waren es Ende vergangenen Jahres 1,002 Millionen, im ersten Quartal 2015 bereits 1,004 bis 1,009 Millionen. Grundsicherung können Menschen im Rentenalter beantragen, aber auch jüngere Erwachsene, deren Erwerbsfähigkeit dauerhaft gemindert ist. Im März 2015 betrug der durchschnittliche Bruttobedarf 758 Euro im Monat, netto wurden nach Abzug der persönlichen Einnahmen durchschnittlich 460 Euro ausgeschüttet. Betroffen sind vor allem Frauen im Rentenalter in den alten Bundesländern. ******* Mit den Stimmen der Großen Koalition wurde die Wohngeldreform (18/5324) verabschiedet, die Opposition enthielt sich. Demnach wird das Wohngeld 2016 erstmals seit 2009 erhöht und den deutlich gestiegenen Mieten angepasst. Ein Zwei-PersonenHaushalt, der 2012 durchschnittlich 115 Euro Wohngeld zugesprochen bekam, wird 2016 im Durchschnitt 186 Euro monatlich erhalten. Die ursprünglich vorgesehene Dynamisierung des Wohngeldes scheiterte an der allgemeinen Haushaltssituation. Allerdings folgte der Bundestag einem gleichzeitig eingebrachten Entschließungsantrag der Koalitionsfraktionen (18/5400), die Wohngeldhöhe alle zwei Jahre überprüfen zu wollen. ******* 2012 hatte der Bundesgerichtshof geurteilt, dass Ärzte keine Amtsträger, sondern Freiberufler seien und deshalb auch nicht belangt werden können, wenn sie Geld für die häufige Verschreibung eines bestimmten Medikamentes erhielten. Das rief den Gesetzgeber auf Jahrgang 23, Nr. 5 Projekt Information den Plan: Nun soll Bestechung unter Ärzten, Apothekern, Physiotherapeuten und weiteren Dienstleistern im Gesundheitswesen wieder strafbar werden. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) legte einen entsprechenden Gesetzesentwurf vor, der drei Jahre Haft, in schweren Fällen sogar fünf Jahre Haft vorsieht. Als Bestechung gelten in Zukunft auch alle Anwendungsbeobachtungen, die im Nachhinein nicht veröffentlicht werden, sowie Prämien, die Krankenhäusern einem Arzt für die Einweisung zahlen. ******* Das E-Health-Gesetz kommt und wurde in den Bundestag eingebracht. Es soll die elektronische Gesundheitskarte um eine digitale Infrastruktur ergänzen. Der aktuelle Gesetzentwurf des Bundesgesundheitsministeriums sieht entsprechende Vorgaben, Fristen, Anreize für Ärzte und Sanktionen sowie Maßnahmen zur Sicherheit der Gesundheitsdaten innerhalb der Vernetzung zwischen Praxen und Krankenhäusern vor. (18/5293) ******* Der Gesetzentwurf zur Gesundheitsförderung und Prävention (18/4282 und 18/5261) wurde auf den Weg gebracht. Er fand die Zustimmung der Großen Koalition im Bundestag, die Opposition lehnte ihn ab. Das Gesetz wird 2016 wirksam und erhöht die Leistungen der Krankenkassen zur Gesundheitsförderung und Prävention von 3,09 auf sieben Euro pro einzelnem Versicherten. Insgesamt stehen dann jährlich 511 Millionen Euro für Präventionszwecke zur Verfügung, zum Beispiel für Früherkennungsuntersuchungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen oder für die Klärung des Impfstatus. Auch soll die betriebliche Gesundheitsförderung stärker mit dem Arbeitsschutz verbunden werden. Letztlich will Prävention frühzeitig und an verschiedenen Stellen von der Kita bis zum Arbeitsplatz über Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Fehlernährung, Nikotin und Stress aufklären und Gegenmaßnahmen ermöglichen. Stefan Boes September / Oktober 2015 Termine Termine der Münchner Aids-Hilfe Workshop: Positiv/Negativ Wenn ein Partner HIV-positiv und der andere negativ ist, kann das im Zusammenleben Probleme bereiten. Denn auch in diesen Beziehungen ist HIV immer ein Thema. In unserem angeleiteten Tagesworkshop können sich „HIVerschiedene“ Paare über ihre Erfahrungen austauschen und Fragen klären. Termin: Samstag ,7. November , 11 bis 17 Uhr Ort: Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstr. 71, 3. Stock Leitung: Dipl. Psychologe Christopher Knoll Der Workshop ist kostenfrei! Information und Anmeldung: 089 – 54 333 0 oder: [email protected] ¡ Seropositivo ! Y ahora, ¿ qué ? Tertulia de la gente con VIH. El intercambio de experiencias sobre la diagnosis, la terapia y mas. Horario: Todos los terceros jueves del mes a las 19.30 h (16.7., 20.8., 17.9., 15.10., 19.11., 17.12.) Lugar: Café Regenbogen der Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstr. 71 Información: Engelbert Zankl 089/54333123 o [email protected] Kochgruppe „LOGIsch g’sund“ Hier in unserer neuen Kochgruppe für HIV-Positive & Partner suchen wir gemeinsam neue Rezepte aus oder wir kochen unsere Lieblingsrezepte. Wir kochen gesund, lecker und preiswert! LOGI-Methode = Low Glycemic Index (Kohlehydrate werden reduziert!) Unkostenbeitrag 3€ Ort: Bistro im 1.Stock der Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstr.71 Zeit: 1. oder 2. Freitag im Monat, 18.30 Uhr (3.7., 7.8., 4.9., 9.10., 6.11., 4.12.) Information und Anmeldung: Engelbert Zankl 089/54333123 oder [email protected] SpielCafé Spiel, Spaß und Spannung für abwechsungsreiche Samstage! Mensch ärge dich nicht, Herz sticht, Malefiz und mehr … dazu Kaffee und Kuchen! Jeden Samstag in der Münchner Aids-Hilfe 15 – 17 Uhr Workshop: Tanzkurs Tanzen ist nicht nur Bewegung. Tanzen hält durch die 19 September / Oktober 2015 Projekt Information Verbindung von Körper- und Hirnkoordination auch das Gehirn perfekt in Schuss. Ob Foxtrott, Walzer, Tango, Discofox oder anderes: Tolle Musik, tolle Tänze und viel Spaß! Termine: Sonntage von 4. Oktober- 29. November , 16 bis 18 Uhr Tanzlehrer: Bernd Müller Ort: Café Regenbogen der Münchner Aids-Hilfe , Lindwurmstr. 71 Der Workshop ist kostenfrei! Anmeldung erforderlich! Workshop: Gesund und glücklich positiv! Es gibt viele Herausforderungen für Positive: sie betreffen z.B. die soziale Situation, die Arbeitssituation, die psychische Situation oder die Gesundheit. Keine davon soll unser Leben jedoch so einschränken, dass wir das Ziel, ein gesundes und glückliches Leben als positive Frau oder positiver Mann zu führen, aus den Augen verlieren. In dem Tagesworkshop werden wir gemeinsam diese Herausforderungen ansehen, und uns überlegen, wo für jeden der jeweils sinnvollste nächste Schritt wäre. Der Workshop ist angeleitet und kostenfrei. Termin: Freitag, 9. Oktober 18:30 bis 20 Uhr, im Anschluss Café Regenbogen und Samstag, 10. Okober ,11 Uhr bis 18 Uhr Ort: Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstr. 71, 3. Stock Leitung: Dipl. Psychologe Christopher Knoll Information und Anmeldung (auch anonym) unter: [email protected] oder 089 – 54 333 0. Vorträge/Diskussionen Altern HIV-Positive schneller und haben mehr Probleme im Alter? Wir wissen seit Längerem: die durchschnittliche Lebenswartung von Menschen mit HIV unterscheidet sich nicht mehr wesentlich von der Lebenserwartung der Durchschnittsbevölkerung. Dennoch scheint der Alterungsprozess unter HIV-Infektion beschleunigt zu sein. Ist dies ein richtiger Eindruck? Termin: Montag, 14.September, 17. März, 19.30 Uhr Referentin: Dr. Joanna Eger, HIV-Schwerpunktbehandlerin, München Ort: 2.Stock der Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstr. 71 Eintritt frei Jung und HIV-positiv-Wie geht’s weiter? Besonders junge HIV-positive Menschen fühlen sich mit ihrer Diagnose allein und werden vielleicht noch mehr diskriminiert als ältere. Was kann ich gegen diese Diskriminierung und (Selbst-) Stistmatisierung tun? Termin: Montag, 12. Oktober, 19.30 Uhr Referent_innen: Dr. Nils Postel, HIV-Schwerpunktbehandler, München 20 Jahrgang 23, Nr. 5 Antje Sanogo, Fachliche Leiterin der Psychosozialen Beratungsstelle der MüAH Ort: 2.Stock der Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstr. 71 Eintritt frei Highlights in der HIV-Behandlung im Jahr 2015! Was gab es Neues auf den HIV-Kongressen bzgl. Behandlung, Heilung und Nebenwirkungen? Termin: Montag, 7.Dezember, , 19.30 Uhr Referentin: Dr. Anja Meurer, HIV-Schwerpunktbehandlerin, München Ort: 2.Stock der Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstr. 71 Eintritt frei Regelmäßige Sportangebote Für die beiden Yogagruppen und das Nordic-Walking ist ein Einstieg für Anfänger_innen immer am ersten Termin im Monat möglich! Nordic-Walking Termin: Jeden Mittwoch 18.00 bis 19.30 Uhr Treffpunkt: Münchner Aids-Hilfe, 2.Stock Anmeldung erforderlich! Sivananda Yoga Termin: Jeden Dienstag 19.00 bis 20.30 Uhr Ort: Münchner Aids-Hilfe , 2. Stock Anmeldung erforderlich! Traditionelles Yoga Termin: Jeden Mittwoch 19.00 bis 20.30 Uhr Ort: Münchner Aids-Hilfe, 2. Stock Anmeldung erforderlich! Sport - Anfänger, sanfte Gymnastik Termin: Jeden Donnerstag 19.00 bis 20.00 Uhr Ort: Max-Planck-Institut, Kraepelinstr. 10 Anschließendes Schwimmen möglich! (Wassertemperatur 27°C) Sport - Gymnastik, Kondition Termin: Jeden Donnerstag 20.00 bis 21.00 Uhr Ort: Max-Planck-Institut, Kraepelinstr. 10 Anschließendes Schwimmen möglich! (Wassertemperatur 27°C) Positiver Stammtischoffen für Menschen jeglicher sexueller Orientierung Termin: jeden Dienstag, ab 19.30 Ort: Café Regenbogen der Münchner Aids-Hilfe Heterotreff Programm unter www.muenchner-aidshilfe.de jeden 4.Mittwoch, 19.30 Uhr und jeden 2. Freitag, 19.30 Uhr im Café Regenbogen der Münchner Aids-Hilfe Jahrgang 23, Nr. 5 Projekt Information Termine des Projektes „Positive Frauen“ für Frauen mit HIV/Aids · Offene Gruppentreffen für Frauen mit HIV: Mehrmals jährlich montags von 18.30 – 20.30 Uhr. Nächstes Treffen am 19.10.2015 Weitere Termine auf Anfrage · Telefonische und persönliche Beratung für Frauen mit HIV, Angehörige und Partner/innen Nach Terminvereinbarung, siehe unten. Die Beratung ist auch auf Englisch und mit Dolmetscherinnen möglich. · SHE-Workshop: Eigene Ressourcen und Stärken entdecken – Kraft tanken Montag, 21.09.2015, 18.30 – 21.00 Angelika Timmer · SHE-Workshop: Älter werden mit HIV Samstag, 14.11.2015, 10.00 – 12.30 Angelika Timmer · SHE-Workshop: Weiblichkeit, Sinnlichkeit und Lebensfreude Samstag, 14.11.2015, 14.00 – 16.30 Angelika Timmer · Jeder Schritt ist ein Erfolg – gegen das Stigma auf den Kilimandscharo Donnerstag, 29.10.2014, 18.30 – 20.00 Uhr HIV-Aktivistin Alexandra Frings berichtet von ihrer Tour auf den höchsten Berg Afrikas im Dezember 2014 Ort: Wittelsbacher Apotheke, Lindwurmstr. 97. Eintritt: € 5,Weitere Informationen und Anmeldung für alle Veranstaltungen: Ulrike Sonnenberg-Schwan, Tel. 089-1291195, [email protected] www.fgz-muc.de. FGZ, Grimmstr. 1, 80336 München (U3/U6, Poccistr.) Termine der Berliner Aids-Hilfe Medizinische Reise 2015 30.09.15, 19:00 Uhr Altern mit HIV: Ergebnisse der 50plusHIV-Studie, Teil 2 Phil Langer Die Studie 50plusHIV ist ein breit angelegtes Projekt der Freien Universität Berlin und der Johann Wolfang von Goethe Universität Frankurt. In der Studie September / Oktober 2015 wurden Menschen über 50 Lebensjahre mit HIV zum Leben und zur Lebensqualität befragt. Die Fragebogenauswertung wurde bereits im vergangenen Jahr im Rahmen der Medizinischen Reise vorgestellt. Mit Spannung erwartet wird die Auswertung der Interviews, die ebenfalls im Rahmen der Studie durchgeführt wurden. Phil Langer stellt uns diese Auswertung vor. 28.10.15, 19:00 Uhr Psychische Erkrankungen bei HIV – vorbeugen, erkennen, behandeln Christian Messer Psychische Erkrankungen wie Depression und Angst nehmen dramatisch zu, auch und besonders in der Gruppe von Menschen mit HIV/Aids. Laut Studien sind bis zu 50 Prozent der Menschen mit HIV von einer psychischen Erkrankung betroffen oder bedroht. Wir begrüßen Christian Messer, Psychiater und Psychotherapeut, der auf die Situation von Menschen mit HIV besonders spezialisiert ist. Er gibt einen Überblick der Erkrankungen, Symptome, Warnzeichen und zeigt Wege auf, psychischen Erkrankungen zu begegnen. 25.11.15, 19:00 Uhr Let´s talk: Neues Aids – was ist das? Jens Ahrens, Keikawus Arastéh, Lars Vestergaard von Laustsen Zum Abschluss des Jahres treffen wir Keikawus Arastéh und Lars Vestergaard von Laustsen zu einem Gespräch über die Frage: was ist eigentlich „das Neue Aids“?. Unter Einbezug der Erkenntnisse der Konferenzen des vergangenen Jahres und einem Blick aus der Berliner Aids-Hilfe wollen wir diesen Begriff näher beleuchten und definieren. Wenn Sie auch Termine in Projekt Information veröffentlichen wollen, kontaktieren Sie uns doch. Am besten per E-Mail, aber auch per Fax oder telefonisch: E-Mail: [email protected] Fax: 089 / 21031235 Tel.: 089 / 21949620 Wir behalten uns jedoch eine Veröffentlichung vor - abhängig vom verfügbaren Platz und der Relevanz für unseren Leserkreis. 21 September / Oktober 2015 Projekt Information Jahrgang 23, Nr. 5 Folgende Apotheken unterstützen durch ihre Mitgliedschaft bzw. Spende die Arbeit von PROJEKT INFORMATION e.V. (Auflistung nach Orten) 22 Herrenbach-Apotheke Brunnen-Apotheke Apotheke am Nollendorfplatz Markus-Apotheke Grüne Apotheke Regenbogen-Apotheke Kurmark-Apotheke Bavaria-Apotheke Witzleben Apotheke 24 Apotheke Carmer 7 Gethsemane-Apotheke Körte Apotheke Arminius-Apotheke Süd-Apotheke Venusberg-Apotheke Kaiser-Apotheke Mercator-Apotheke Albert-Schweitzer-Apotheke Hufeland-Apotheke Nordstern-Apotheke Sonnen-Apotheke 5K Universum Apotheke Eichwald-Apotheke Apotheke am Reuterweg Aeskulap-Apotheke Unterlinden Apotheke Enten-Apotheke Apotheke am Paulinenplatz Alexander-Apotheke St. Georg Schwan-Apotheke Apotheke am Klingerplatz Leibniz-Apotheke Margareten Apotheke Friesen-Apotheke Birken-Apotheke Augustiner-Apotheke Roland Apotheke Pelikan-Apotheke Einhorn-Apotheke Kolping-Apotheke Rosen-Apotheke Wittelsbacher-Apotheke Marien-Apotheke Isartor-Apotheke Regenbogenapotheke Hohenzollern-Apotheke St. Raphael-Apotheke Weißenburger-Apotheke Kugel-Apotheke Adler-Apotheke Apotheke im Franziskanerhof Stachus-Apotheke Klösterl-Apotheke Walpurgis-Apotheke Nord-Apotheke Flora-Apotheke Adler-Apotheke Adler-Apotheke Reinsburg-Apotheke Apotheke 55 Bären-Apotheke Kreuz-Apotheke Brunnenapotheke Humboldt-Apotheke Friedbergerstr. 73 Brunnenstraße 28 Maassenstrasse 3 Motzstraße 20 Kantstr. 55 Welserstr. 24 Kurfürstenstr. 154 Ansbacher Str. 53 Kaiserdamm 24 Carmerstr. 7 Stargarder Str. 79 Grimmstraße 17 Turmstraße 38 Artur-Ladebeck-Straße 84 Sertürnerstraße 37-39 Kaiserplatz 4 Mercatorstr. 10 Goethestraße 1 Hufelandstr. 60 Karnaperstr. 99 Seckbacher Landstraße 10 Theodor-Stern-Kai 7 Bergerstr. 131 Reuterweg 68-70 Breisacherstr. 52 Unterlinden 2 Grindelallee 88-90 Paulinenplatz 1 Steindamm 81 Dammtorstraße 27 Guerickestraße 2 Georgstr. 46 Schillerstr. 53 Kronshagener Weg 17 Hohenstaufen Ring 59 Augustinerstraße 10 Ostwall 242 Nürnberger Str. 49 R 1,2 am Markt Kolpingstr. 3 Balanstr. 30 Lindwurmstr. 97 Sendlinger-Tor-Platz 7 Isartorplatz 6 Sonnenstrasse 33 Hohenzollernstr. 38 Fallmerayerstr. 1 Weissenburger Str.29 Theresienhöhe 12 Sendlinger Straße 13 Franziskanerstr.16 Karlsplatz 4 Waltherstr. 32 Keferloher Str. 103 Hoyastraße 1 Hiltorfstr. 1 Salzstrasse 58 Münchener Straße 9 a Reinsburgstr. 67 Schwabstraße 55 Heinlenstraße 14 Oranienstrasse 1 Bleichstrasse 26 Frankfurter Str. 11 86161 31812 10777 10777 10627 10777 10785 10777 14057 10623 10437 10967 10551 33617 53127 53113 47051 40237 45147 45329 60389 60596 60385 60323 79106 79098 20146 20359 20099 20354 30655 30159 76135 24114 50674 50667 47798 90579 68161 53894 81669 80337 80336 80331 80331 80801 80796 81667 80339 80331 81669 80335 80337 80807 48147 48149 48143 83022 70178 70197 72072 65185 65183 65189 Augsburg Bad Pyrmont Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Bielefeld Bonn Bonn Duisburg Düsseldorf Essen Essen Frankfurt/M Frankfurt/M Frankfurt/M Frankfurt/M Freiburg/Br. Freiburg/Br. Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Hannover Hannover Karlsruhe Kiel Köln Köln Krefeld Langenzenn Mannheim Mechernich München München München München München München München München München München München München München München Münster Münster Münster Rosenheim Stuttgart Stuttgart Tübingen Wiesbaden Wiesbaden Wiesbaden Wir bitten unsere Leserinnen/Leser um freundliche Beachtung! 0821/568720 05281/93510 030/2163453 030/21479390 030/3139960 030/2350450 030/2612460 030/2182225 030/93952030 030/31809444 030/4459567 030/6919010 030/3951623 0521/15900 0228/910150 0228/835744 0203/25970 0211/671368 0201/705010 0201/381365 069/452828 069/40323366 069/493176 069/727417 0761/273410 0761/34300 040/44140260 040/312170 040/28009922 040/343964 0511/5479851 0511/323214 0721/845493 0431/62427 0221/2402242 0221/2582296 02151/24720 09101/9505 0621/26583 02443/2454 089/44449292 089/537844 089/557565 089/2199290 089/593659 089/395125 089/2711150 089/4480714 089/773928 089/265477 089/44900262 089/596319 089/54343211 089/352500 0251/293311 0251/845979 0251/40001 08031/12987 0711/621946 0711/6567973 07071/763888 0611/300332 0611/302131 0611/307280 Jahrgang 23, Nr. 5 Projekt Information September / Oktober 2015 Mitgliederversammlung 2015 für das Geschäftsjahr 2014 An unsere Vereinsmitglieder: Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Mitglieder, wir laden Sie hiermit zur ordentlichen Mitgliederversammlung 2015 für das Geschäftsjahr 2014 ein am 16. Oktober 2015 um 14:00 Uhr in unserem Büro in der Ickstattstraße 28, 80469 München (Erdgeschoss) U1/U2 Haltestelle Fraunhoferstraße, Ausgang Baaderstraße Tagesordnung: 1. 2. 3. 4. 5. 6. Bericht des Vorstandes über das Geschäftsjahr 2014 Genehmigung des Jahresabschlusses 2014 Entlastung des Vorstandes für das Geschäftsjahr 2014 Neuwahl des Vorstandes ab 01.01.2016 für 2 Jahre (31.12.2017) Neudesign von Heft und Internetauftritt Verschiedenes Hinweis: Eine gesonderte Einladung zu dieser Versammlung erhalten Sie nicht mehr! Bitte beachten Sie den Antwortbogen auf der letzten Seite dieser Ausgabe Bitte senden Sie uns diesen Antwortbogen bis zum 01. Oktober 2015 per Brief oder als Fax zurück! Mit freundlichen Grüßen Projekt Information e.V. Klaus Streifinger (Vorstand) Impressum Herausgeber: Projekt Information e.V., Ickstattstraße 28, 80469 München, Telefon (089) 21 94 96 20, Fax: (089) 21 03 12 35, email: [email protected]. Eingetragen: Amtsgericht München Nr. VR 12575, Gemeinnützigkeit: Finanzamt München f. Körperschaften v. 11.01.2013 Steuer-Nr.: 143/220/60417 Vorstand: Peter Lechl, Siegfried Schwarze, Klaus Streifinger. Redaktion: Stefan Boes, Phil C. Langer, Peter Lechl, Lothar Maier, Siegfried Schwarze, Ulrike SonnenbergSchwan, Peter Wießner, Engelbert Zankl. Titelillustration: Mats Bergen, www.matsbergen.de Hinweis: Projekt Information versucht durch eine breite Auswahl von Themen, dem Leser einen Überblick zu den derzeitigen therapeutischen Möglichkeiten, Entwicklungen und dem Stand der Forschung zu geben. Zum größten Teil verwenden wir hierbei Übersetzungen aus ähnlichen Publikationen in den USA und Großbritannien. Sie geben nicht die Meinung des Herausgebers und der Redaktion wieder. Ob die besprochenen Medikamente, Therapien oder Verfahren tatsächlich erfolgversprechend oder erfolglos sind, entzieht sich unserer Beurteilung. Sprechen Sie immer mit dem Arzt Ihres Vertrauens. Namentlich gezeichnete Artikel verantwortet der betreffende Autor. Soweit es um Zitate aus wissenschaftlichen Publikationen geht, werden die Leser gebeten, die angegebenen Referenztexte zu konsultieren. 23 September / Oktober 2015 Projekt Information Jahrgang 23, Nr. 5 An den Vorstand Projekt Information e. V. Ickstattstraße 28 80496 München Fax: 089 - 21 03 12 35 Absender: ________________________________________________ (bitte in Druckbuchstaben) (Name, Vorname) ________________________________________________ (Straße) ________________________________________________ (Postleitzahl, Ort) Vollmacht Hiermit bevollmächtige ich die Vorstandsmitglieder…. (Bitte nur eine Person ankreuzen) Siegfried Schwarze, Berlin Klaus Streifinger, München Peter Lechl, Freising oder ........................................................ mich in der Mitgliederversammlung am 16.10.2015 zu vertreten und auch Untervollmacht zu erteilen. __________________________ (Datum / Unterschrift) 24
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