Projekt Information September/Oktober 2015

PROJEKT INFORMATION
Herausgegeben von Projekt Information e.V.
Jahrgang 23, Nr. 5
Betroffene informieren Betroffene
Vancouver setzt
– wieder einmal –
Maßstäbe
Die IAS-Konferenz brachte eine Fülle von
Studiendaten, die das Leben von Menschen mit
HIV auf Jahre beeinflussen werden......Seite 3
Wechselwirkung der HIV-Therapie
mit Partydrogen
Egal, wie man zu Drogen steht - Menschen verwenden sie; auch Menschen mit HIV. Deshalb ist es
wichtig, Risiken zu minimieren und Wechselwirkungen mit der HIV-Therapie richtig einschätzen zu
können.......Seite 5
Altersvorsorge auch mit geringem Einkommen?
Kann jemand, der eigentlich gar kein Geld übrig hat,
dennoch für sein Alter vorsorgen?
Unser Finanzexperte gibt Tipps ...........Seite 7
September / Oktober 2015
Editorial
Editorial von S. Schwarze..........................................................2
Medizin und Forschung
Zulassung von Evotaz® (Atazanavir+Cobicistat).....................11
Grundlegend & Wissenswert
HIV-Prävention und Infektionsrisiken.......................................12
Leben mit HIV
Niemand wird zurückgelassen? Das Leben indigener Frauen
mit HIV ....................................................................................14
Politik & Soziales
Die Unabhängige Patientenberatung.......................................17
Nachrichten aus der Sozial- und Rechtspolitik ........................18
Projekt Information e.V.
Einladung zur Mitgliederversammlung.....................................23
Vollmacht .................................................................................24
Termine
Termine ....................................................................................22
Vereins- und Spendenkonto: Sozialbank München 8845500 (BLZ 700 205 00)
IBAN: DE73700205000008845500 SWIFT/BIC: BFSWDE33MUE
September / Oktober 2015
Projekt Information
Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Als ich vor kurzem auf der IAS-Konferenz in
Vancouver war, wurden immer wieder Parallelen zwischen der Konferenz im Jahr 1996 und
der heutigen gezogen. Auf beiden Konferenzen
wurden bahnbrechende Studien gezeigt, die
das Leben von Menschen mit HIV dauerhaft
verändern sollten.
Doch ich finde, 2015 geht es um noch mehr
als 1996. Damals ging es darum, Menschen,
die mit HIV infiziert waren, eine wirksame Behandlung zu ermöglichen. Dadurch wurde Aids
von einer tödlichen Erkrankung zu einer chronischen Infektion, die durch tägliche Tabletteneinnahme ganz gut behandelbar ist.
Heute geht es um viel mehr. Zum einen die
Frage der Heilung. Auch die tägliche Tabletteneinnahme ist noch zu viel, wir wollen das
Virus möglichst ganz los werden oder doch zumindest einen Zustand erreichen, in dem wir
keine Medikamente mehr brauchen.
Dann geht es um den Schutz vor Ansteckung.
Neben dem seit langem bewährten Kondom
haben wir nun eine Reihe biomedizinischer
Maßnahmen: Die Behandlung des infizierten
Partners, eine vorbeugende Einnahme von Medikamenten (Prä-Expositions-Prophylaxe) oder
auch die Einnahme nach einem möglichen Infektionsereignis (Postexpositionsprophylaxe).
Einige Fragen, wie die nach dem optimale Zeitpunkt für den Therapiebeginn, waren bisher
nicht befriedigend beantwortet. Nun wissen
wir, dass es bei HIV nicht anders ist, als bei
allen anderen Infektionskrankheiten: Am besten ist es, wenn gleich nach der Diagnose mit
der Behandlung begonnen wird. Wohl gemerkt: Am besten für den/die Betroffene(n)
was die Prognose anbelangt, am besten aber
auch für seine / ihre Sexualpartner auf Grund
der verringerten Infektiosität.
2
Jahrgang 23, Nr. 5
Auch zur Frage nach Unterschieden bei der
HIV-Infektion zwischen Männern und Frauen
gab es wieder neue Erkenntnisse, die möglicherweise auch die Heilungsforschung beeinflussen werden.
Doch die Ergebnisse der Wissenschaft müssen
auch immer in den medizinischen und gesellschaftlichen Alltag umgesetzt werden. In einer
Zeit, wo ständig irgendwo irgend welche Krisen toben - seien es „nur“ wirtschaftliche oder
tatsächlich militärische Krisen, in einer Zeit
ständig knapper werdender Ressourcen hat es
auch die Medizin immer schwerer.
Zur Zeit kommen viele Menschen als Flüchtlinge nach Deutschland - nicht nur schwerst
traumatisiert sondern oft auch mit undiagnostizierten Infekten wie HIV oder Hepatitis. Auch
diesen Menschen muss geholfen werden. Nicht
nur mit Medikamenten, sondern auch mit Zuwendung und Verständnis. Krankheiten gedeihen am besten im Elend und wenn man dieses
Elend bekämpft, verbessert man immer auch
die gesundheitliche Situation.
Aber es gibt noch einen wichtigen Nährboden
für Krankheiten: Angst und Stigma. Nur wenn
wir an allen Fronten gegen Krankheiten vorgehen, medizinisch, wirtschaftlich und sozial,
werden wir langfristig Erfolg haben. Dazu bedarf es aber einer Anstrengung und Mitarbeit
von uns allen, egal ob infiziert oder nicht, ob
krank oder gesund.
Ihr Siegfried Schwarze
Jahrgang 23, Nr. 5
Projekt Information
Vancouver setzt
– wieder einmal –
Maßstäbe
Die Konferenz der „International Aids Society“, kurz
IAS, fand dieses Jahr vom 19.-22. Juli in Vancouver,
Kanada statt. Als 1996 die Welt-Aids-Konferenz in
Vancouver stattfand, war dies eine Meilenstein in der
Geschichte der HIV-Therapie: Damals wurde erstmals
über die Erfolge einer Kombinationstherapie aus drei
Substanzen berichtet, der Beginn der modernen antiretroviralen Therapie und gleichzeitig das Ende des
großen Sterbens. Diesmals gibt es aus Vancouver
nicht die eine, sensationelle Nachricht, aber dafür eine
Vielfalt von Studienergebnissen, die die Forschung
aber auch den medizinischen Alltag nachhaltig beeinflussen werden.
Optimaler Zeitpunkt für den Therapiebeginn:
START
An vorderster Stelle stehen dabei die Ergebnisse der
START-Studie, die wir schon in der letzten Ausgabe
von „Projekt Information“ beleuchtet hatten: Ein sofortiger Therapiebeginn (2.326 Patienten), unabhängig von der CD4-Zellzahl hatte gegenüber einem
Therapiebeginn bei weniger als 350 CD4-Zellen/µl
(2.359 Patienten) praktisch nur günstige Auswirkungen:
- Weniger Todesfälle (12 vs. 21)
- Weniger Aids-definierende Erkrankungen (14 vs.
50 - davon waren 41 Kaposi-Sarkom oder Tuberkulose)
- Weniger schwer wiegende nicht Aids-definierende
Erkrankungen (29 vs. 47)
- Weniger Krebserkrankungen (14 vs. 39)
Gleichzeitig war die Therapie gut verträglich: Die
Rate an schwerwiegenden Ereignissen (die möglicherweise Arzneimittelnebenwirkungen waren) betrug 0,2/100 Patientenjahre.
Überaschenderweise traten relativ viele Ereignisse bei
hohen Helferzellzahlen auf. Dies deutet darauf hin,
dass die absolute CD4-Zellzahl ein unzuverlässiger
Parameter zur Beurteilung des Immunstatuts ist. Hier
ist die Forschung gefordert, neue Parameter zu suchen, die eine zuverlässige Aussage über den Zustand
des Immunsystems ermöglichen.
Im Rahmen der START-Studie wurden auch eine
Reihe von Substudien durchgeführt. In diesen fand
sich kein Effekt der frühen Therapie in Bezug auf :
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- Lungenfunktion
- Leberfibrose
- Elastizität der Arterien
- Neurokognitive Leistung
Allerdings fand man in der früh behandelten Gruppe
eine leicht verringerte Knochendichte, vermutlich da
sehr viele Patienten Tenofovir als Teil ihrer Kombinationstherapie erhielten. Ob dies langfristig eine klinische Bedeutung für die Patienten hat, ist nicht
geklärt. Die Leiter der Substudien gehen davon aus,
dass die Beobachtungszeit zu kurz war um mögliche
Unterschiede bei den beobachteten Parametern zu erfassen. Da die Studie noch bis mindestens Ende 2016
weiter läuft, ist es durchaus wahrscheinlich, dass hier
noch interessante Ergebnisse zum Vorschein kommen.
Absehbar ist jetzt schon, dass die Ergebnisse der
START-Studie weltweit die Therapie-Leitlinien beeinflussen werden. In Zukunft wird jedem HIV-Infizierten bei der Diagnose eine Therapie angeboten
werden. Dies ist bei allen anderen Infektionskrankheiten üblich (vielleicht mit Ausnahme der Hepatitis
C, bei der die Behandlungskosten momentan eine
Hürde darstellen). Damit dürfte die START-Studie
aber auch eine Auswirkung auf die Prävention haben.
Denn je weniger Menschen eine messbare Viruslast
haben, desto weniger Neuinfektionen sollte es geben.
Nichtinfektiosität unter erfolgreicher Therapie:
HPTN 052
In die selbe Richtung weisen auch die Ergebnisse der
HPTN052-Studie, die die Übertragung von HIV in serodifferenten (vor allem heterosexuellen) Paaren untersuchte.
1.763 Paare wurden in die Studie aufgenommen,
1.535 (87%) blieben bis zum Studienende dabei. Daraus ergibt sich ein Überblick über 9.822 Personenjahre.
Die Paare wurden per Zufall in zwei Gruppen aufgeteilt: In der „Sofort“-Gruppe erhielt der HIV-infizierte
Partner sofort eine HIV-Therapie, in der „Verzögert“Gruppe erst, wenn die Helferzellzahl unter 250/µl gesunken war.
Schon in einer Zwischenauswertung vor einiger Zeit
hatte man gesehen, dass eine erfolgreiche HIV-Therapie das Risiko für eine Ansteckung des Partners extrem verringert (man hatte damals in der
„Sofort“-Gruppe eine Ansteckung beobachtet, die allerdings innerhalb von vier Wochen nach Therapiebeginn des Partners aufgetreten war – in dieser Zeit
sinkt die Viruslast üblicherweise nicht unter die Nachweisgrenze. Dennoch wurde dieser eine Fall in die
Auswertung mit einbezogen. Daraus ergibt sich die
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September / Oktober 2015
Projekt Information
berichtete Risikoreduktion um 96%)
In der Endauswertung fand man
- 46 neue Infektionen innerhalb der Partnerschaft,
davon 3 in der „Sofort“-Gruppe
- 32 Infektionen außerhalb der Partnerschaft (da
man über die jeweiligen „Außen“-Partner keine
Informationen hat, kann man hier auch keine
Schutzwirkung berechnen)
- 4 Infektionen bevor oder kurz nachdem der infizierte Partner mit der HIV-Therapie begonnen
hatte, 4 weitere Infektionen nach einem Therapieversagen
- Es trat keine einzige Infektion auf, während die
Viruslast des infizierten Partners unter der
Nachweisgrenze lag.
- Dennoch müssen – aus statistischen Gründen – die
3 Infektionen, die in der „Sofort“-Gruppe auftraten
während die Viruslast des HIV-infizierten Partners
nicht unter der Nachweisgrenze lag, mit einbezogen werden. Damit ergibt sich eine Risikoreduktion durch die HIV-Therapie von 93%.
Dieses Resultat bestätigt die bisherige Erfahrung:
- Bei Therapiebeginn muss dem nicht infizierten
Partner klar gemacht werden, dass er erst geschützt
ist, wenn die Viruslast des behandelten Partners
dauerhaft (d.h. seit mindestens 6 Monaten) unter
der Nachweisgrenze liegt.
- Der behandelte Partner muss eine hohe Therapietreue haben, um einen Anstieg der Viruslast und
eine Resistenzentwicklung zu verhindern.
- Der Therapieerfolg muss regelmäßig überwacht
werden um ein etwaiges Therapieversagen frühzeitig zu entdecken.
- In allen Fällen, in denen die Viruslast nachweisbar
ist, sollte der nicht infizierte Partner sich durch andere Präventionsmethoden (Kondome, PrEP)
schützen.
Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP): HPTN 067
(ADAPT)
Diese Präventions-Studie sollte die Wirksamkeit und
Durchführbarkeit unterschiedlicher Dosisstrategien
im Hinblick auf die Verhinderung einer HIV-Infektion
in unterschiedlichen Settings prüfen.
Sie wurde deshalb in Harlem (New York), Kapstadt
und Bangkok durchgeführt. Zunächst erhielten die
Teilnehmer über 6 Wochen eine Tablette Truvada®
täglich, um ausreichende Wirkstoffspiegel in allen relevanten Geweben zu gewährleisten. Danach erfolgte
eine zufällige Aufteilung in drei Gruppen:
- Weiterhin tägliche Einnahme von Truvada®
- Zweimal wöchentlich eine Tablette und eine Ta4
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blette nach dem Sex
- Eine Tablette vor und eine Tablette nach dem Sex
In keinem Fall sollten mehr als zwei Tabletten täglich
oder 7 Tabletten pro Woche eingenommen werden.
Die Ergebnisse wurden getrennt nach Studienzentrum
berichtet:
- In Bangkok (178 junge MSM) gab es zwei Infektionen während der 6-wöchigen Einleitungsphase.
- In Harlem (179 junge MSM, vor allem Schwarze
und Latinos) gab es eine Infektion während der
Einleitungsphase und eine Infektion im Arm mit
täglicher Einnahe.
- In Kapstadt (179 Frauen) kam es zu fünf Infektionen, eine im Arm mit täglicher Einnahme und je
zwei in den anderen beiden Armen.
Die tägliche Einnahme erwies sich als am leichtesten
durchführbar, bei den anderen Anwendungsszenarien
hatten die Teilnehmer mehr Probleme. In allen Fällen,
in denen es zu Infektionen kam, hatten die Betroffenen keine oder extrem niedrige Wirkstoffspiegel im
Blut was auf eine mangelnde Einnahmetreue (Adhärenz) hinweist. Nach wie vor ist die Adhärenz die
Achillesferse der PrEP, deshalb müssen dringend neue
Formulierungen wie Depotspritzen oder Vaginalringe
entwickelt werden, die eine kontinuierliche Wirkstofffreisetzung und damit einen dauerhaften Schutz
gewährleisten.
Heilung – Neues von der Front
Im Vorfeld des IAS-Kongresses gab es wieder einen
ganztägigen „Towards-a-Cure“-Workshop („Auf dem
Weg zur Heilung“). Die Vorträge waren zum Teil sehr
detailverliebt und auch für Forscher nicht immer
leicht verständlich. Deshalb seien hier nur einige Lekkerbissen genannt:
- Die Blockade des CCR5-Rezeptors, den HIV für
die Infektion seiner Zielzellen braucht, gilt als ein
möglicher Weg zur Heilung. Mehrere Arbeitsgruppen erforschen Möglichkeiten, das Gen für
den Rezeptor so zu verändern, dass kein funktionsfähiges CCR5-Eiweiß mehr gebildet wird. Ein
Ansatz sieht dabei vor, das CCR5-Gen mit dem
Gen für einen Fusionshemmer („C34“, wirkt ähnlich wie das HIV-Medikament Fuzeon®) zu verbinden. Damit wäre die Zelle vor der Infektion
durch R5-trope Viren geschützt, aber durch den
Fusionshemmstoff könnten selbst X4-trope Viren
nicht mehr an die Zelle andocken. Dies wäre also
ein bestmöglicher Schutz der Zelle vor einer Infektion mit verschiedenen Virustypen.
Jahrgang 23, Nr. 5
Projekt Information
- Eine Arbeitsgruppe berichtete, dass Östrogen das
Wiedererwachen von HIV aus der Latenz blockieren kann. Die könnte zum einen erklären, warum
Frauen im Durchschnitt ein kleineres Virenreservoir haben als Männer, könnte aber auch auf genderspezifische Unterschiede hinweisen. So könnte
es bei Frauen schwieriger sein, HIV aus der Latenz zu wecken. Vielleicht sind bei Frauen andere
Ansätze für die Heilung erforderlich als bei Männern.
- Einen völlig neuen Ansatz für die Heilung ist die
Hemmung des tat-Proteins von HIV. Wenn sich
HIV in die Latenz begibt, also in der Zelle
„schläft“ ohne Schaden anzurichten, hinterlässt es
das tat-Eiweiß als „Wecker“, der dafür sorgt, dass
bei einer Aktivierung der Zelle auch HIV geweckt
wird und anfängt, sich zu vermehren. Aus einem
Meeresschwamm wurde der tat-Hemmstoff Cortistatin A isoliert. Eine chemische Abwandlung, Didehydro-Cortistatin A (dCA) kann relativ einfach
aus Kortison hergestellt werden und ist noch wirksamer. In HIV-infizierten Zellkulturen, die mit
dCA behandelt wurden, war HIV praktisch nicht
mehr reaktivierbar, auch lange nachdem das dCA
entfernt worden war. Dieser Ansatz wird inzwischen als „deep latency“ bezeichnet. Wird der
„Wecker“ tat durch den Hemmstoff dCA blockiert,
wird er von der Zelle abgebaut. Ohne tat kann aber
das Erbmaterial von HIV nicht abgelesen (und
auch kein neues tat gebildet) werden. HIV würde
also dauerhaft im Tiefschlaf gehalten. Als nächsten
Schritt will man dieses Verfahren im Mausmodell
testen. Erfreulich ist, dass dCA für die Zellen unschädlich ist und im Gegensatz zu anderen, in der
Heilungsforschung eingesetzten Wirkstoffen,
keine schweren Nebenwirkungen erwarten lässt.
- Der entgegengesetzte Ansatz „shock and kill“, also
HIV aus der Latenz zu wecken und dann die infizierten Zellen abzutöten, stößt auf immer neue
Hindernisse. Denn die integrierten HI-Viren scheinen vor allem solche zu sein, die vom Immunsystem nicht erkannt werden („CTL-EscapeVarianten“). Selbst wenn man sie also aus der Latenz wecken kann, werden sie vermutlich vom Immunsystem kaum erkannt und damit unterbleibt
auch das „killing“ der Zellen.
Alles in allem war die IAS-Konferenz eine der interessantesten der letzten Jahre. Es wird spannend sein
zu sehen, wie die ermutigenden Studienresultate aus
allen Bereichen in die Praxis umgesetzt werden.
S. Schwarze
September / Oktober 2015
Wechselwirkungen der
HIV-Therapie mit Party-Drogen
Vor ein paar Jahren noch waren die Themen „Nebenwirkungen“ und „Wechselwirkungen“ der HIV-Therapie hochaktuell. Es wurde vor den angeblich
massiven Wechselwirkungen der HIV-Medikamente
mit Rauschmitteln gewarnt – in der Hoffnung, dass
die Menschen deshalb weniger Drogen konsumieren
würden. Doch die Realität sieht anders aus: Aus Angst
vor Wechselwirkungen lassen die Leute bei einem
Partywochenende im Zweifelsfall lieber die HIV-Medikamente weg! Das ist freilich die denkbar ungünstigste Vorgehensweise. Gelegentliches Absetzen der
Kombinationstherapie für einige Tage gibt den HIViren die Chance zur Vermehrung und letztendlich zur
Resistenzentwicklung. Außerdem steigt die Infektiosität an. Grund genug, sich einmal anzusehen, wie die
Datenlage tatsächlich ist.
Die Realität der HIV-Therapie sieht heute ganz anders
aus, als noch vor wenigen Jahren. Die heute bevorzugt eingesetzten Medikamente gelten im allgemeinen als gut verträglich und wechselwirkungsarm. Da
die meisten verwendeten Drogen aber illegale Substanzen sind, ist es nicht möglich, mit ihnen Studien
durchzuführen und Daten hinsichtlich Wechselwirkungen zu erheben. Man ist also auf Einzelfallberichte
und theoretische Schlussfolgerungen angewiesen.
Die HIV-Medikamente kann man in Bezug auf ihr
Nebenwirkungspotenzial grob in drei Kategorien aufteilen:
Medikamente mit geringem Nebenwirkungspotenzial:
Retrovir®, Combivir®, Epivir®, Viread®, Emtriva®,
Truvada®, Ziagen®, Kivexa®, Trizivir®, Edurant®,
Eviplera®, Isentress®, Tivicay®, Triumeq®, Celsentri®
Medikamente, die im Einzelfall die Wirksamkeit
von Drogen abschwächen können und deshalb
möglicherweise zu erhöhten Dosierungen mit mehr
Nebenwirkungen verleiten können:
Sustiva®, Atripla®, Viramune®, Intelence®
Medikamente, die abbauende Enzyme in der
Leber blockieren und deshalb in bestimmten Fällen zu einer Verstärkung und / oder Verlängerung
der Drogenwirkung führen können:
Norvir®, Tybost®, Kaletra®, Rezolsta®, Evotaz®,
Stribild®, Prezista®, Reyataz®
Noch einmal zur Klarstellung: Diese Einteilung be5
September / Oktober 2015
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ruht auf Einzelfallberichten und theoretischen Überlegungen. So kam es z.B. vor Jahren bei einem Patienten, der noch die volle Dosierung von Norvir®
einnahm (2x600 mg pro Tag) und zusätzlich 2 Tabletten Ecstasy (die ungewöhnlich viel Wirkstoff enthielten) zu einem tödlichen Kreislaufkollaps. Heute
wird Norvir®, bzw. der Wirkstoff Ritonavir, nur noch
in Dosierungen von 100-200mg / Tag als Booster eingesetzt. Auch diese Dosis dürfte die Wirkung von Ecstasy noch deutlich verstärken aber das Risiko eines
tödlichen Zwischenfalls ist vermutlich bei weitem geringer.
Auch bei den Drogen gibt es unterschiedliche Wechselwirkungspotenziale. Bei Alkohol, Cannabis, Opiaten (Morphium, Opium, Heroin, Codein) und Nitraten
(Poppers) geht man von einer geringen Wahrscheinlichkeit für Wechselwirkungen mit der HIV-Therapie
aus.
Bei den lang wirksamen Amphetaminen (Crystal
Meth, Speed, Ecstasy, Mephedron) ist die Möglichkeit von Wechselwirkungen (wie oben beschrieben)
gegeben. Hier sollte man mit der Dosierung zurückhaltend sein.
Für Kokain, Ketamin und GHB gibt es Hinweise auf
Interaktionen in bestimmten Kombinationen. Auch
hier empfiehlt es sich, vorsichtig zu dosieren und
nicht oder seltener „nachzulegen“.
Um von einer durchgemachten Nacht auf Droge wieder „runterzukommen“ werden in der Regel weitere
Substanzen benötigt. Hier kommen oft Benzodiazepine (z.B. Valium®, Tavor®, Rohypnol®) zum Einsatz, von denen Wechselwirkungen bekannt sind.
Beispielsweise kann durch Norvir® die Verweildauer
einiger „Benzos“ im Körper verlängert werden, was
zu einem längeren Schlaf, bzw. zu einem „Hangover“
mit Müdigkeit und Desorientierung am nächsten Tag
führt.
Eine besondere Situation findet man bei den Erektionshelfern Viagra®, Cialis®, Levitra® und Spedra®:
Einerseits kann deren Wirkung durch einige HIV-Medikamente verstärkt werden, so dass die Hälfte oder
sogar ein Viertel der üblichen Dosis völlig ausreicht
(mehr hilft hier nicht mehr sondern führt nur zu verstärkten Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, verstopfter Nase oder „Blau sehen“). Andererseits
verstärken sich die Wirkung dieser Substanzen und
Poppers gegenseitig, was zu einem starken Blutdruckabfall führen kann. Je nach individueller Empfindlichkeit kann dies zur Bewusstlosigkeit führen,
verbunden mit dem Risiko, sich beim Hinfallen
schwer zu verletzen. In extremen Fällen kann der
Blutdruckabfall sogar zu einem Herzinfarkt führen,
meist aber nur bei Patienten, die bereits eine Grund6
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erkrankung des Herzens haben. Eigentlich sollte man
deshalb Poppers und Erektiva nicht kombinieren, will
man es aber dennoch tun, wird das Risiko verringert,
wenn man dabei liegt – man kann dann nicht so weit
fallen.
Fazit: Die Kombination aus HIV-Therapie und Drogen ist längst nicht mehr so gefährlich wie früher und
vor allem nicht so dramatisch, wie sie aus Präventionsgründen oft dargestellt wird. Dennoch ist Sorgfalt
geboten. Der menschliche Körper hält zwar viel aus,
aber man sollte es vor allem mit der Dosierung und
dem „Nachlegen“ der Drogen nicht übertreiben (die
Erfahrung zeigt, dass die 2. Flasche Wein auch nicht
besser schmeckt als die erste, aber deutlich mehr
Kopfschmerzen macht!). Auch wenn man verschiedene Drogen kombiniert oder unbekannte Substanzen
ausprobiert, schadet ein wenig Vorsicht nicht.
Auf keinen Fall sollte man aber aus Angst vor
Wechselwirkungen seine HIV-Medikamente aussetzen! Dies kann langfristig zu Resistenz und Therapieversagen führen und kann das Risiko
erhöhen, seine Sexualpartner zu infizieren.
Quelle: Bracchi M et al.: „Increasing use of `party drugs`
in people living with HIV on antiretrovirals: a concern for
patient safety”, AIDS 2015,29:1585-1592
S. Schwarze
seit 15 Jahren:
HIV-Therapie-Hotline
Telefon: 089 - 54 333 - 123
Montag - Donnerstag 16 - 19 Uhr
[email protected]
Betroffene informieren Betroffene
zu Therapiefragen
Jahrgang 23, Nr. 5
Projekt Information
Altersvorsorge – auch mit
geringem Einkommen?
Ob infolge einer HIV-Infektion oder aus anderen Ursachen, viele Erwerbsbiografien verlaufen nicht im
glatten „Schule, Ausbildung/Studium, Job, Rente“Schema. Nicht selten finden Menschen den Einstieg
ins Berufsleben erst später als gedacht oder fallen zeitweise aus diesem heraus – was beim Wiedereinstieg
bisweilen auch eine schlechtere Vergütung mit sich
bringt, als man vor dem Ausfall hatte. Kurz: so mancher muss mit einem vergleichsweise geringen Einkommen wirtschaften. Lohnt sich da eine
Altersvorsorge? Und ist sie überhaupt machbar?
Die Grundidee der Altersvorsorgeplanung ist im Allgemeinen, in etwa die heutige Kaufkraft auch im Ruhestand zu gewährleisten: Wer heute viel verdient,
muss dafür mehr Mittel aufbringen, wer weniger verdient, entsprechend weniger. Natürlich ist dieses „Weniger“ relativ zu sehen: Wer nur äußerst sparsam
überhaupt über den Monat kommt, hat schon 50 €
nicht so ohne weiteres übrig.
Eines aber ist allen Einkommensgruppen gemein: ihre
besten Verbündeten sind Zeit und Wertsteigerung
einer Geldanlage, sprich: Rendite.
Legt ein 22-Jähriger beispielsweise ab sofort 45 Jahre
lang konsequent 50 € monatlich an und erzielt darauf
eine Rendite von 4 % nach Kosten und Steuern (was
nicht unrealistisch ist), so stehen ihm mit 67 zusätzliche 74.191 € zur Verfügung. Bleiben diese zu 4 % angelegt, und er zehrt das Geld bis zum 87. Lebensjahr
durch regelmäßige Entnahmen auf, so kann er monatlich 445 € entnehmen.
Für die Jungen eine gute Botschaft, eine schlechte für
alle, die weniger Zeit haben:
Wer heute bereits 42 ist, muss bei 4 % für die gleichen 74.191 € Kapitalstock ab sofort monatlich
145,31 € sparen. Schafft er es dabei allerdings, durchschnittlich 5 % zu erzielen, statt 4 %, so braucht er
wiederum nur 126,12 €. (Der 22-Jährige käme bei 5 %
übrigens auf eine monatliche Zusatzrente von 640,74
€ bis 87.)
Die kurzen Rechenexempel sollen das Zusammenwirken der beiden Elemente ein wenig verdeutlichen.
September / Oktober 2015
Wer also jünger ist, kann durch den Zeitvorteil einiges
erreichen, auch wenn die monatlichen Mittel begrenzt
sind; wer im Leben schon weiter vorangeschritten ist,
muss im Zweifel mehr Geld aufwenden, um bestimmte Ziele zu erreichen.
„Fürs Alter zu sparen lohnt sich doch gar nicht“
Ehe ich auf das WIE eines Vermögensaufbaus eingehe, sei aber zunächst das OB angesprochen: Denn
in den letzten Jahren hat sich ein Trend entwickelt,
den man „Riester-, Altersvorsorge-, Versicherer- und
Finanzberater-Bashing“ nennen könnte. Zu erläutern,
welche Interessen dahinter stehen und was dabei berechtigte und unberechtigte Argumente sind, würde
hier den Rahmen sprengen.
Problematisch daran ist aber, dass eine wachsende
Zahl selbsternannter „Aufklärer“ aus Kreisen der
Journalisten und Verbraucherschützer den Deutschen
bestimmte Dinge „vor Augen führen“ – und dabei leider aus einem Mangel an Fachwissen und dem fehlenden Verständnis für Zusammenhänge heraus
höchst unglückliche Aussagen treffen.
Ein leider zu einiger Popularität gereiftes Beispiel ist
die Aussage, sparen für eine Riester- oder Altersvorsorge lohne sich für geringe Einkommen ja gar nicht,
weil die später zu erwartende Rente kaum über der
Grundsicherung liegen und deshalb mit ihr verrechnet werde. Man erhalte im Alter also gar nicht mehr,
sondern verzichte stattdessen als „Belohnung“ für den
eigenen Sparfleiß auf Teile der staatlichen Grundsicherung.
Man kann sich natürlich fragen, in welcher Zeit wir
leben, dass solche Ratschläge massentauglich sind.
Ebenso könnte man dem Frisörlehrling raten, zu
Hause zu bleiben, weil er als Belohnung für seine Arbeitskraft letztlich nur auf Hartz IV verzichte. Oder
den eigenen Kindern eröffnen: „Ich habe beschlossen,
nicht fürs Alter vorzusorgen, weil ihr mir sonst später
als Steuerzahler weniger Grundsicherung finanzieren
müsst und ich das unfair finde.“ Dass in einem Sozialstaat jener Steuerzahler, der seinen Mitbürger durch
Sozialtransfers unterstützt, dies nur soweit tun will
und soll, wie die eigene Kraft des Unterstützten wirklich nicht reicht, an diesem Prinzip sollte nach meiner Auffassung niemand ernstlich rütteln wollen.
Doch das ist eine Frage, die jeder für sich selbst bewerten muss und die hier auch nicht die ausschlaggebende ist.
Wirklich kritisch an der Aussage ist, was die „Auf-
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klärer“ nicht dazu sagen: Dass es keinerlei Garantie
für die Höhe oder rechtliche Ausgestaltung einer
Grundsicherung in 20, 30 oder gar 40 Jahren gibt. Sicher: die politischen Mehrheiten der Zukunft werden
wohl die Alten haben. Doch die später berufstätigen
Generationen – die sich nebenbei natürlich auch noch
um die eigene Risiko- und Altersvorsorge werden
kümmern müssen – dürften sich nur bis zu einer gewissen Grenze belasten lassen… oder gehen. Denn
seien es nun z. B. die jüngsten Entwicklungen bei den
Verteidigungsetats aller Staaten oder die Aussicht auf
früher oder später wieder steigende Zinsen für die
Staatsschulden: Es ist nicht unbedingt zu erwarten,
dass die Bundesrepublik Deutschland in 20 oder 30
Jahren geringeren Sparzwängen im Sozialbereich ausgesetzt sein wird als heute.
Es muss also bei der Grundsicherung nicht schlechter werden, aber es könnte. Vor diesem Hintergrund
Menschen von der eigenen Vorsorge abzuraten, ist
meines Erachtens gedankenlos und unverantwortlich.
Wer heute Vermögen aufbaut, hat es später – ganz
gleich, wie eine Grundsicherung dann ausgestaltet
sein wird. Wer dies nicht tut, hat es später nicht. Nur
dieser Teil ist sicher.
Die Rendite ist der Dreh- und Angelpunkt
Sinnvoll ist es also immer, sich um den Vermögensaufbau zu kümmern: Doch sind die eingangs erwähn-
Jahrgang 23, Nr. 5
ten 4 % oder gar 5 % im langfristigen Durchschnitt
eine seriöse Annahme, wenn das Tagesgeldkonto mit
Mühe und Not noch knapp 1 % Ertrag abwirft?
Ja, es ist eine seriöse Annahme – und dies, ohne sich
in den Bereich der „Zockerei“ begeben zu müssen.
Von Tagesgeldkonto, Sparbuch und Festgeld muss
man sich jedoch freidenken, auch scheidet aktuell und
auf mittlere Sicht die klassische Lebensversicherung
aus, da hier die Renditen der Versicherer eher in Richtung 3 % sinken und wohl auch noch darunter laufen
werden.
Gerade für Sparpläne gibt es aber ein Instrument, das
ungewöhnlich flexibel ist (täglich kündbar, jederzeit
unterbrechbar, frei zu erhöhen oder zu reduzieren),
schon mit kleineren Beträgen genutzt werden kann
und in Sachen „mehr Sicherheit oder mehr Ertragschance“ praktisch jede Wahlmöglichkeit eröffnet: die
oft missverstandenen Fonds, genauer: Publikums-Investmentfonds.
Ein solcher Fonds ist, vereinfacht gesagt, ein Topf, in
den mehrere Anleger Geld – monatlich schon ab 50 €
oder einmalig ab 500 € – einzahlen, und der im Sinne
dieser Anleger nach bestimmten Grund¬sätzen verwaltet wird. Insgesamt kommt ein einzelner Fonds so
auf mehrere Millionen oder sogar Milliarden Euro.
Für das Geld werden in den „Topf“ vorwiegend in
Templeton Growth
DWS Investa
Fondra A €
ESPA Bond Combirent Euro A
Grundbesitz Europa RC
Summe der Einzahlungen
8
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Wertpapiere gelegt wie Anleihen (die Zinsen bringen)
oder Aktien (Anteile an Unternehmen, die Gewinnanteile in Form von Dividenden und Wertsteigerungen durch das Wachstum des Unternehmens selbst
bringen).
Über den „Topf“ leiht also der einzelne Anleger beispielsweise den USA Geld über eine amerikanische
Staatsanleihe und erhält dafür Zinsen oder beteiligt
sich am Unternehmen BMW, Google oder Nestlé und
erhält dafür Dividenden – je nach der Strategie des
Fonds. Und er hat unmittelbar Teil am täglichen Gesamtwert des Topfes in der Höhe seines Anteils.
Die Gelder und Wertpapiere der Anleger gehören übrigens zu jeder Zeit ihnen selbst und sind als sogenanntes Sondervermögen strikt vom Vermögen des
Fondsmanagers und der Fondsgesellschaft getrennt,
überwacht von einer dritten Stelle, der sogenannten
Depotbank.
Und läuft ein Fonds mal nicht zufriedenstellend, kann
der Anleger ihn jederzeit wieder verkaufen und erhält
innerhalb weniger Tage den aktuellen Wert ausgezahlt.
Soviel zur Theorie. Doch was hätte ein Sparplan auf
verschiedene Investmentfonds in der Praxis wirklich
gebracht?
Die folgenden Fonds sind bewusst nach ihrer unterschiedlichen Strategie ausgewählt und danach, dass
sie schon über 40 Jahre am Markt sind, um eine so
langfristige Auswertung zu ermöglichen.
Ihre Auswahl stellt aber keine Empfehlung dar, da
nicht jeder Fonds zu jedem Anleger passt, und es
auch unter den jüngeren Fonds hochattraktive
Kandidaten gibt.
Ergebnisse eines monatlichen Sparplans von 50 €
über 40 Jahre bis zum 31.07.2015:
Fonds Anlagestrategie Sparplan 40 Jahre
= eingezahlt: 24.000 €
DWS Investa
Aktien deutscher Top-30-Unternehmen
Ergebnis 262.676 €
+ 994,48 % bzw.
Ø + 9,77 % jährlich
maximale Verlustphase:
87 Monate / –65,53 %
Templeton Growth Inc. $ Aktien weltweit E r g e b n i s
280.654 €
+ 1.069,39 % bzw.
Ø + 10,01 % jährlich
maximale Verlustphase:
71 Monate / –53,91 %
September / Oktober 2015
Fondra A €
deutsche Aktien und Anleihen
Ergebnis 114.426 €
+ 376,78 % bzw.
Ø + 6,68 % jährlich
maximale Verlustphase:
79 Monate / –43,77 %
europäische Anleihen
ESPA Bond Combirent A €
Ergebnis 95.683 €
+ 298,68 % bzw.
Ø + 5,99 % jährlich
maximale Verlustphase:
25 Monate / –7,04 %
grundbesitz europa RC
Immobilien im EU-Raum E r gebnis 78.334 €
+ 226,39 % bzw.
Ø + 5,20 % jährlich
maximale Verlustphase:
5 Monate / –0,57 %
Quelle der Daten: FVBS FundAnalyzer. In den obigen Berechnungen sind Kosten für Ausgabeaufschläge, Depotverwaltung und Beratung nicht
enthalten – zieht man jedoch pauschal einmal 1 %
jährliche Kosten ab, so liegen die effektiv erzielten
durchschnittlichen Renditen mit 8,77 bis 4,20 % jährlich noch immer im sehr attraktiven Bereich. Daneben können Fonds auch über fondsgebundene Rentenoder Lebensversicherungen erworben werden, die Effektivkosten richten sich dann nach dem einzelnen
Versicherungsprodukt.
Die Kombination aus Ertrag und maximaler Verlustphase (in der gesamten Lebensdauer des Fonds) zeigt,
wie unterschiedlich einzelne Fonds sind und warum
jeder Anleger hier sein ganz persönliches Risikoprofil abbilden kann.
Die maximale Verlustphase beschreibt, wie lange die
schlimmste Phase eines Kursrückgangs beim einzelnen Fonds währte, bis er seinen alten Wert wieder erreicht hatte, und wie tief der Wert dabei vom letzten
Hochpunkt aus fiel: Ein Anleger im DWS Investa
brauchte also in der unerfreulichsten Zeit starke Nerven und einen langen Atem, weil sein bis dahin angespartes Fondsvermögen um stolze 65 % einbrach und
sich erst nach mehr als 3,5 Jahren wieder erholt hatte
(Vorteil des Sparplans allerdings: er kaufte zwischenzeitlich auch wieder neue Anteile 65 % günstiger ein,
wenn er durchhielt).
Wer über die gleiche Zeit in den ESPA Bond Combirent sparte, spürte höchstens einmal einen vergleichsweise kleinen Kursrückgang um 7 %, der nach knapp
einem Jahr auch schon wieder ausgeglichen war.
9
September / Oktober 2015
Projekt Information
In der Breite der über 8.000 in Deutschland zugelassenen Investmentfonds, ihren unterschiedlichen Strategien und Verhaltensweisen und insbesondere durch
die Kombination mehrerer von ihnen ist also für praktisch jeden Anlegertyp der richtige Sparplan zu finden, um langfristig eine attraktive Rendite zu
ermöglichen.
Dabei kann in Investmentfonds nicht nur direkt über
ein eigenes Fondsdepot gespart werden, sondern auch
über fondsgebundene Lebens- oder Rentenversicherungen. Diese bieten je nach Tarif eine Auswahl von
Investmentfonds an, die man kombinieren und so gemeinsam auch schon mit kleineren Beträgen als 50 €
pro Fonds besparen kann, oder man wählt eine laufende Überwachung und automatische Anpassung der
eigenen Fonds. Einzelne Tarife bieten überdies Garantien oder Wertsicherungsmaßnahmen, um das investierte Vermögen zu schützen.
Neben der leichteren Streuung gerade bei geringeren
monatlichen Beträgen bieten diese Versicherungen
zusätzlich die Möglichkeit, alle verfügbaren staatlichen Förderungen zur Auswahl zu haben wie z. B. die
Riester-Förderung, eine Basis- bzw. Rürup-Rente, den
Einsatz in der betrieblichen Altersvorsorge (beispielsweise eine Direktversicherung gegen Entgeltumwandlung).
Wann, ob und für wen die Nutzung der einzelnen Fördermaßnahmen interessant sein kann, diese und weitere Fragen bespricht der zweite Teil dieses Artikels in
der nächsten Ausgabe.
Micha Helmut Schrammke
www.positiv-versichert.de
Telefon 030 – 257 986 00, [email protected]
Der direkte Draht zu Projekt Information:
Sie erreichen uns in unserem Münchner Büro in der
Ickstattstr. 28 persönlich oder telefonisch:
Mo - Do: 10:00 - 12:00 und 13:00 - 16:30
Fr : 10:00 - 12:00 und 13:00 - 14:00
Außerhalb der Bürozeiten können Sie uns ein Fax
schicken oder eine Nachricht auf unserem Anrufbeantworter hinterlassen. Wir rufen Sie gerne zurück!
Und wenn Sie einmal Zeit haben, schauen Sie doch
auf eine Tasse Kaffee vorbei!
10
Jahrgang 23, Nr. 5
Medizin & Forschung
Warum gelang die Heilung von HIV
bisher erst einmal?
Timothy Brown hatte neben seiner HIV-Infektion
auch einen Blutkrebs (Lymphom). An diesem wäre er
gestorben, wenn sich sein behandelnder Arzt nicht
2007 für eine riskante Behandlung entschieden hätte:
Alle kranken Zellen (und ein Großteil der gesunden)
wurde durch eine Chemotherapie und Bestrahlung abgetötet. Anschließend wurde Knochenmark von
einem gesunden Spender übertragen. Ohne genau zu
wissen, ob es funktionieren würde, suchte der Arzt
(Prof. Gero Hütter) als Spender einen Mann aus, der
wegen einer doppelten Mutation in seinen Erbanlagen
keinen CCR5-Rezeptor auf der Oberfläche seiner
CD4-Zellen hat und der deshalb praktisch nicht mit
HIV infiziert werden kann. Aber bei Timothy Brown
war ja schon eine HIV-Infektion vorhanden. Deshalb
war unklar, wie das Experiment ausgehen würde.
Trotz mehrerer Komplikationen, an denen der Patient
fast verstorben wäre, ging es letztendlich gut aus.
Trotz intensiver Suche konnte man im Körper von Timothy seit 8 Jahren kein HIV mehr nachweisen –
mittlerweile gilt er als geheilt.
Beflügelt von diesem „Proof of Principle“, also dem
Beweis, dass es prinzipiell möglich ist, eine HIV-Infektion zu heilen, suchen Forscher auf der ganzen
Welt nun nach weiteren Möglichkeiten. Dabei wurde
auch die bei Timothy angewandte Methode schon
mehrfach eingesetzt: Patienten, die neben ihrer HIVInfektion auch einen behandlungsbedürftigen Blutkrebs hatten, erhielten nach einer „Konditionierung“
(der Abtötung der kranken Zellen) eine Knochenmarkstransplantation eines Spenders, der wegen seiner CCR5-Mutation nicht mit HIV infiziert werden
kann. Das gespendete Knochenmark bildet im „fremden“ Körper ein komplett neues blutbildendes System
und damit auch ein neues Immunsystem. Dieses
stammt allerdings aus einem anderen Körper und erkennt den „neuen“ Körper zunächst als fremd und bekämpft ihn. Dies mag anfangs von Vorteil sein, wenn
doch noch einige HIV-infizierte Zellen die Konditionierungsprozedur überstanden haben. Sie werden
dann durch die Reaktion des „neuen“ Immunsystems
zerstört („graft-versus-host-reaction, GvHR). Doch
Jahrgang 23, Nr. 5
Projekt Information
langfristig muss die Aggressivität des Immunsystems
durch Medikamente gezügelt werden, sonst käme es
zu schweren Organschäden bis hin zum Tod. Diese
Medikamente müssen in aller Regel lebenslang eingenommen werden.
Insgesamt wurden in der medizinischen Literatur bisher 6 Fälle dokumentiert, die ähnlich gelagert waren
wie bei Timothy Brown (siehe Liste)
Bis auf Timothy Brown (Nr. 1 der Liste) sind leider
inzwischen alle verstorben. Teilweise wegen Komplikationen der Prozedur, teilweise weil die Krebserkrankung wieder aufflammte. Auffällig ist, dass die
Komplikationsrate deutlich höher ist, als man annehmen würde. Im Durchschnitt versterben etwa 1/3 der
Patienten bei dieser hoch riskanten medizinischen
Methode, in dieser Gruppe sind es 6 von 7! Entweder
ist dies zufällig und liegt an der geringen Zahl der dokumentierten Fälle, oder es gibt bei dieser Krankheitskonstellation
eine
bisher
unbekannte
Besonderheit, die die Erfolgsaussicht drastisch verringert.
Nach wie vor versuchen die Forscher zu verstehen,
warum die Heilung bei Timothy Brown überhaupt
funktioniert hat. Vermutlich kam eine Reihe glücklicher Umstände zusammen. Endgültig geklärt ist es
aber noch nicht und dies ist die Voraussetzung dafür,
dass in Zukunft hoffentlich noch mehr Menschen
nicht nur von ihrem Blutkrebs sondern auch von ihrer
HIV-Infektion geheilt werden können.
September / Oktober 2015
Neues aus der Industrie Zulassung von Evotaz®
(Atazanavir+Cobicistat)
Am 16.7.15 hat die Europäische Zulassungsbehörde
EMA die Fixkombination aus 300 mg des Proteasehemmers Atazanavir und 150 mg des Wirksverstärkers (Booster) Cobicistat unter dem Handelsnamen
Evotaz® zugelassen. Bisher waren Proteasehemmer
vor allem mit Ritonavir (Norvir®) geboostet worden;
Cobicistat als Booster verspricht weniger Wechselwirkungen, da es selektiver nur das Leberenzym
hemmt, das für den Abbau der Proteasehemmer verantwortlich ist.
Ob Evotaz® auf den deutschen Markt kommt, bleibt
abzuwarten. Ein ähnliches Präparat aus Darunavir und
Cobicistat (Rezolsta®) wird nicht in den deutschen
Markt eingeführt.
S. Schwarze
Quelle:
G. Hütter: „More on Shift of HIV Tropism in Stem-Cell
Transplantation with CCR5 Delta32/Delta32 Mutation”, N
Engl J Med 371;25 nejm.org Dec. 18, 2014
S. Schwarze
11
September / Oktober 2015
Projekt Information
Grundlegend & Wissenswert
HIV-Prävention und
Infektionsrisiken,
jenseits von Drama
Prävention im Ausnahmezustand
Die HIV-Prävention der ersten Jahre war eine Zeit der
Prävention im Ausnahmezustand. Eine Zeit, geprägt
von Zwangsvorstellungen, direktiven Maßnahmen
und Angst. Noch heute tragen wir die Botschaften der
Bilder ab, die damals in die Welt gesetzt wurden.
Ein paar Zitate aus dem Magazin DER SPIEGEL zur
Verdeutlichung:
„AIDS ist zu einem individuellem Super-GAU geworden, zum größten anzunehmenden Unglück, das den
einzelnen treffen kann – schlimmer als ein sauberer
Verkehrsunfall mit anschließender Querschnittlähmung, schlimmer auch als Krebs, der junge Menschen
meist verschont“ (DER SPIEGEL, 11/1987) oder:
„Anders als die Pocken, Pest oder Cholera, Krebs
und Herzinfarkt kennt AIDS keine Gnade, für niemanden. Nur der Tod heilt diese Krankheit“ (DER
SPIEGEL, 43/1985).
Bildquelle: „Der Tod spielt auf. Er bittet seine Opfer um einen letz-
ten Tanz“ (DER SPIEGEL, 39/1985)
Es gäbe viel mehr darüber zu schreiben, wie die neue
Erkrankung die Medien beflügelte. Angst und Schrekken verkauften sich auch damals gut. „AIDS“ als die
neue, todbringende Lustseuche, die „Medizinstory“
des Jahrhunderts. Die in die Welt gesetzten Bedro12
Jahrgang 23, Nr. 5
hungsszenarien entfalteten rasch ihre Wirkung und
wer sich daran erinnert, dass auch mal Waldsterben,
Pershing II-Raketen und Ozonlöcher zu den kollektiven Ängsten gehörten, müsste eigentlich darüber staunen,
wie
nachhaltig
sich
„AIDS“
als
Bedrohungsszenario etabliert hat. Das hat nur zu
einem Bruchteil mit Realitäten zu tun: der Baumbestand dörrt nach wie vor vor sich hin und auch die anderen Bedrohungen sind immer noch real.
Für die Prävention war der Schrecken der ersten Jahre
von Vorteil. Die Gefahr, an AIDS zu sterben, musste
in Präventionsbotschaften und auf Plakaten nicht
extra herausgearbeitet werden. Erhobene Zeigefinger
und moralische Ausdünstungen waren ebenfalls nicht
nötig. Die Angst saß tief, die Zielrichtung war schnell
vorgegeben. Und sie war direktiv: Kondome schützen.
Soweit wie in den USA mit ihren Enthaltsamkeitsaposteln wollte hierzulande - zum Glück - kaum jemand gehen. Der Nutzen von Kondomen als
Risikominimierungsstrategie war schnell erkannt und
damals mit gutem Grund unumstritten.
Und das Verhalten veränderte sich tatsächlich
Der Ausnahezustand veränderte sexuelles Risiko- und
Schutzverhalten: Statistiken beschreiben für diesen
Zeitraum sinkende Neudiagnoseraten von Syphilis
und anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Über
die Gründe wird gerne spekuliert: „gelungene Prävention“ sagen die einen, „Auswirkung der Angst“ die
anderen.
Aber, so wenig wie sich sexuelle Ekstase und Eheglück ohne Zutun auf Dauer erhalten lassen, flachen
auch Schockzustände irgendwann einmal wieder ab:
(auch sexuelle) Verhaltensweisen verändern sich, passen sich den neuen Gegebenheiten an. „Wie schrecklich, dass AIDS seinen Schrecken verloren hat“
jammern so manche. Andere sind glücklich darüber,
weil sich Sexualität ohne Angst befreiter und schöner
erleben lässt.
Wie sang Georg Danzer: „die Freiheit ist ein wundersames Tier. Und manche haben Angst vor ihr“. Manche versuchen deshalb das Quäntchen Angst, dass
vermeintlich zu Prävention oder Spendenerwerb gebraucht wird, künstlich zu revitalisieren. Besonders
weit hat es damit die Michael-Stich-Stiftung gebracht:
„Das Kinn von Opa, die Augen von Papa, HIV von
der Mama“ nannte sich eins ihrer Plakate zur Spendenakquise. Ein anderes Plakat zeigte eine Mutter, die
statt Kinderwagen einen Sarg durch die Gegend
schiebt: „Ganz die Mama“, der Titel.
Ob Prävention mit oder ohne Angst, auf dem Rücken
von Menschen mit HIV oder ehrlich und respektvoll:
Jahrgang 23, Nr. 5
Projekt Information
das Leben geht weiter. Und wie, verraten uns die Epidemiologen: ein jährlich sich wiederholendes ritualisiertes Spektakel, stellt die Veröffentlichung der
Neudiagnosezahlen zum Welt-AIDS-Tage dar: die
sich langsam an Vor-Aids-Zeiten angleichenden Zahlen von sexuell übertragbaren Infektionen werden dramatisiert und kontrovers diskutiert: was für die einen
als Anzeichen der Normalisierung der Sexualität gewertet wird, ist für die anderen Ausdruck neuer Sorglosigkeit. Wer Aidshilfen abwatschen möchte, beharrt
auf dem Versagen der Prävention.
Jeder scheint dabei sein eigenes Süppchen zu kochen.
Drama-Verwalter und Rationalisten liegen im Clinch:
„mehr Geld für Prävention“ wollen die einen, „den
Hahn zudrehen“, die anderen. Dazu neuerdings der
Streit zwischen Präventionisten und Ärzten, von
denen sich manche schon immer für die besseren Präventionisten gehalten haben. Sie sind es nicht.
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist
Deutschland übrigens ein Land mit sehr niedrigen
(manche werden hier widersprechen und behaupten,
sehr hohen) HIV-Neudiagnosezahlen, die HIV Statistik seit 2007 stabil: 3.200 HIV-Diagnosen in 2013
bei ca. 80 Millionen Bundesbürgern, 4.410 Syphilis
Diagnosen in 2012 (im Vergleich: 2001 waren es
1.500).
Kondomgebrauch als Risikominimierungsstrategie
Nach Angaben der DAH liegt die Schutzwirkung des
Kondomgebrauchs bei ca. 96%. Die Schutzwirkung
bei Analverkehr wird aufgrund von Anwendungsschwierigkeiten niedriger eingeschätzt. So genau weiß
das natürlich niemand und es gibt ja auch Einflussfaktoren wie fragile Erektion, Alkohol- und Drogenkonsum bei Geschlechtsverkehr oder Exposition mit
hoher Viruslast, die man nicht unbedingt immer im
Griff hat, bzw. haben kann.
Neuere Studien von Michael Bochow belegen, dass
der Kondomgebrauch schwuler Männer zurückgeht.
Innerhalb bestehender Partnerschaften stieg die Rate
der Männer, die nie oder selten Kondome gebrauchen
zwischen 2007 und 2010 von 62 auf 68%. Außerhalb
bestehender Partnerschaften sank die Rate der Männer, die immer Kondome verwendeten von 69 auf
53%. Die Rate der Männer die nie oder selten Kondome verwendeten stieg von 14 auf 24%. Es wäre natürlich interessant zu wissen, wie es um die
„Kondomeuphorie“ der Allgemeinbevölkerung (bei
Schwulen diagnostiziert man gerne „Kondommüdigkeit“) bestellt ist.
Als Gründe für zurückgehenden Kondomgebrauch
wird genannt, dass sie als störend empfunden werden.
September / Oktober 2015
Sie sind lusthemmend und führen bei manchen zu fragilen Erektionen. Kondome stellen eine künstliche
Barriere dar, die dem Wunsch nach Verschmelzung
und Intimität entgegenstehen. Als Gründe für den
Rückgang können aber auch verändertes Sexualverhalten (zum Beispiel Oralsex), andere, möglicherweise sogar bessere oder noch sicherere
Risikominimierungsstrategien (davon weiter unten)
genannt werden. In die Bütt geworfen wird natürlich
auch, dass AIDS als weniger bedrohlich wahrgenommen werde.
Der Rückgang des Kondomgebrauchs wird bisweilen
skandalisiert. Dabei werden Realitäten umgekehrt. Es
wird so getan, als ob es das „Normalste“ von der Welt
wäre, bis an sein Lebensende euphorisch Kondome
zu benutzen. Als „unnormal“, vielleicht sogar krank,
im Falle von HIV manchmal gar „kriminell“ wird eingeordnet, wer den Wunsch hegt, es wegzulassen. 30
Jahre Kondomisierung hinterlassen ihre Wirkung.
Wir alle erinnern uns an die Plakate unterschiedlicher
Gemüsesorten, die Kondome haushaltsfähig gemacht
haben: ob Gurke, Tomate oder Kürbis. Für alle(s)
gibt’s die passende Größe. Natürlich sollen derlei Nettigkeiten dazu beitragen ihre Peinlichkeit abzutragen.
Trotzdem: ist es legitim lebenslänglichen Gebrauch
einzufordern und direktiv weiterhin auf die Kondomisierung von allem und jedem zu setzen, wo es doch
deutlich geworden ist, dass es weitere Schutzmöglichkeiten gibt? Der Schutz durch Kondome wird weiterhin als „Goldstandard“ der Prävention dargestellt.
Ist das, angesichts der Veränderungen der letzten
Jahre, noch zu rechtfertigen? Wird aus dem Gold,
langsam aber sicher, ein „goldiger“ Standard?
Kombinations-Prävention
Seit geraumer Zeit erfährt die Prävention eine Erweiterung. Mit „Combination Prevention“ bezeichnet
man einen Mix aus medizinischen, verhaltensorientierten und strukturellen Ansätzen zur Senkung von
Infektionsrisiken. Neben Kondomgebrauch gibt es
mittlerweilen eine ganze Palette von Maßnahmen, die,
je nach Region in unterschiedlicher Gewichtung, eingesetzt werden können: Schutz durch Therapie; Beschneidung;
Serosorting;
Seropositioning;
Aufklärung; Antidiskriminierung; Schadensminimierung bei Drogenkonsum, Postexpositionsprophylaxe
und Präexpositionsprophylaxe. Die Schutzwirkung
mancher dieser Maßnahmen ist dem Kondomgebrauch ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. Es
geht bei dem Mix aus Präventionsmöglichkeiten nicht
darum, Kondome kleinzureden. Kondome verringern
nach wie vor die Wahrscheinlichkeit einer Infektion
mit HIV und sind wichtig. Sie sind aber nicht mehr
13
September / Oktober 2015
die einzige Schutzmethode. Den für alle gültigen
„Goldstandard“ gibt es schon lange nicht mehr.
„Wunder gibt es immer wieder!“
„Wunder“ hat es im Verlauf der letzten 30 Jahre HIV
und Prävention mehrere gegeben. Dogmen sind gefallen: aus der „todbringenden“ Erkrankung ist eine
relativ leicht zu behandelnde chronische Infektion geworden, Menschen unter Therapie gelten als (sexuell)
nicht mehr infektiös, Sex unter funktionierender HIV
Therapie ist heute als „safer sex“ einzuordnen. Letzteres muss sich in der Justiz noch herumsprechen.
Aber irgendwann wird auch der letzte dahergelaufene
Gutachter der Republik, nicht mehr umhinkönnen, die
Fakten anzuerkennen: Infektion unter Therapie = extrem unwahrscheinlich und allgemeinen Lebensrisiken gleichzusetzen. Fehlt eigentlich nur noch die
„Heilung“, um der Liste an Wundern ein Ende zu setzen.
Wie immer gibt es Unglauben und Grabenkämpfe,
wenn Dogmen fallen. Beispiele gibt es viele. Ich kann
mich noch gut an die Zeiten erinnern, als man in Aidshilfe-Kreisen nahezu gesteinigt wurde, wenn von HIV
als chronischer Erkrankung gesprochen wurde. Das
Absprechen 100%-iger „Tödlichkeit“ wurde von
manchen als Beleidigung und für die Prävention, Sonderstatus und Spendenakquise auch nicht wirklich
hilfreich bewertet. Das Wissen um die Nichtinfektiosität bei funktionierender Therapie wurde jahrelang
unter dem Ladentisch verwaltet: wir alle wissen, dass
die Erkenntnisse aus der EKAF-Analyse erst durch
„hausgemachte“ Studien bestätigt werden mussten.
Nirgends wird so hart um Deutungshoheit und Macht
gekämpft, wie in der Wissenschaft. Bei HIV ist das
nicht anders. Die Ergebnisse der START-Studie und
der Zirkus um den Therapiebeginn der letzten Monate
belegen dies noch einmal eindrücklich.
Ein weiteres Kapitel des Kampfes um den rechten
Weg der Prävention wird derzeit zwischen Befürwortern und Gegnern der Präexpositionsprophylaxe ausgetragen. Die PrEP ist in Europa /Deutschland noch
nicht zugelassen. Vor- und Nachteile dieses Präventionsansatzes sollen hier auch nicht weiter dargestellt
werden, da sie bereits ausführlich in vorhergegangenen Ausgaben von Projekt Information dargestellt
wurden. Ein Argument, das gegen die PrEP eingewandt wird, bezieht sich auf den Sonderstatus AIDS.
Durch die PrEP – den Versuch eine HIV-Infektion medikamentös zu verhindern - werde der „Sonderstatus“
von AIDS befestigt. Die PrEP habe – da es offensichtlich nichts Wichtigeres gebe als eine Infektion zu
verhindern - Anteil an der Diskriminierung von Menschen mit HIV. Ich kann dieses Argument nicht nach14
Jahrgang 23, Nr. 5
Projekt Information
vollziehen. Und es erscheint mir auch nicht schlüssig,
warum Medikamente den Sonderstatus aufrechterhalten, Kondome jedoch nicht.
Da muss wohl ein weiterer Kampf um Deutungshoheit geführt werden.
Zum Schluss noch einmal: Kondome sind eine gute
Methode der Risikominimierung von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Sie sind aber
nicht die einzige Methode. Prävention muss ehrlich
bleiben und von unnötigem Drama befreit werden,
wenn sie weiterhin erfolgreich bleiben und ernstgenommen werden möchte.
Peter Wiessner
Kontakt: [email protected]
Quellen:
- Zur Kampagne der Michael Stich Stiftung:
http://www.sueddeutsche.de/leben/bildstrecke-michaelstich-stiftung-1.669830-3
- Bochow et al (2011) , Daten aus der EMIS Erhebung
- Wiessner, Peter (ppt): Sind Kondome noch wichtig? Prävention und HIV-Infektionsrisiken, jenseits von Drama.
Impulsvortrag Norddeutsches HIV-Symposium, Hannover, 15. November 2014
Leben mit HIV
Niemand wird zurückgelassen?
Das Leben indigener Frauen mit
HIV
Ein wichtiges Thema auf der Internationalen Aidskonferenz in Vancouver im Juli war die Situation indigener Völker. Marama Pala aus Neuseeland, Maori,
Menschenrechts- und HIV-Aktivistin, gibt mit ihrem
Artikel einen beeindruckenden und bewegenden Einblick in ein Thema, über das selten berichtet wird:
Die HIV-Zahlen werden durch weit verbreitete globale Ungleichheiten angetrieben. Was ist nötig, um
die Menschenrechte indigener Frauen auf die globale
Weltkarte zu bringen?
Bei der Internationalen AIDS-Konferenz in Vancouver im letzten Monat waren einige der Sessions ein
Wiederhall der Weltaidskonferenz in Melbourne im
Jahr 2014: Sie begannen mit einer machtvollen Aner-
Jahrgang 23, Nr. 5
Projekt Information
kennung der Ureinwohner des Gebietes, auf dem die
Konferenz stattfand und ihrer Nachkommen. In Vancouver sind dies die Coast Salish People, Squamish,
Musqueam and Tsleil-Waututh, die das Territorium
des Nordwestlichen Pazifik besser als “Turtle Island”
kennen.
Was allerdings selten erkannt und schon gar nicht
anerkannt wird, sind die enormen Menschenrechtsverletzungen, denen diese und alle indigenen Völker
– besonders Frauen – weltweit ausgesetzt sind – in
Bezug auf unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden
und unsere HIV-Infektion. Auf der AIDS-Konferenz
in Melbourne, bei der die offizielle Konferenzdeklaration den Titel „Niemand wird zurückgelassen“ trug,
hatten wir zum vierten Mal eine Begegnungszone für
indigene Völker. Dort hatten wir versucht, einige der
Themen anzusprechen, die uns betreffen.
Auf der Konferenz in Vancouver im letzten Monat,
die wissenschaftlicher ausgerichtet ist, existierte keine
derartige Begegnungszone für die Zivilgesellschaft.
Trotzdem versuchten wir, unsere Präsenz dort spürbar zu machen.
Indigene Frauen in Australien haben 3-5-mal häufiger HIV als nicht-indigene Australierinnen. 50% der
jungen indigenen Frauen in entlegenen australischen
Gemeinschafen leiden unter Chlamydien und Gonorrhoe. Angesicht schlechter gesundheitlicher Versorgung in den ländlichen Gebieten steigen diese Zahlen
weiter an. Als indigene HIV-positive Frau aus Aotearoa (auch als Neuseeland bekannt), war ich nach Melbourne und Vancouver gekommen, um die Rechte
indigener Frauen auf die globale Agenda zu bringen.
In Vancouver hatte ich das Privileg, als “Stimme der
Community” in der Schlusssitzung der Konferenz zu
sprechen. Hier meine Rede:
“Trotz aller Fortschritte bei HIV, trotz aller Ziele und
Strategien – trotz allen guten Willens, trotz der 90-9090 Fast Track-Strategie von UNAIDS, trotz des
UNAIDS ”Gap reports”, der all die identifiziert, die
zurückgelassen werden, bin ich hier, um Ihnen zu
sagen, dass indigene Menschen zurückgelassen wurden – und wenn sich nicht ändert, werden wir weiterhin zurückgelassen werden. Unsere Realität ist
10-10-10.
Indigene Menschen machen in Kanada 3% der Gesamtbevölkerung aus, dennoch stellen sie 12,2% der
Neuinfektionen und 8,9% aller Menschen, die dort
mit HIV leben. Die Übertragung von HIV durch i.v.
Drogengebrauch ist bei indigenen Kanadiern fünfmal
höher als bei anderen Kanadiern.
Weltweit gibt es ungefähr 5000 indigene Gruppen mit
400 Millionen Menschen, das sind 4,5% der Weltbevölkerung. Wir sind die ältesten kontinuierlichen Kul-
September / Oktober 2015
turen auf der Erde und bewohnen oft entlegene Gebiete mit größter Biodiversität. Wir leben in der Arktis, in Nord,- Zentral- und Südamerika, in Afrika, in
Süd- und Südostasien, China und natürlich im pazifischen Raum. Wir machen 10% der ärmsten Bevölkerungsgruppen der Welt aus. Viele von uns leben in
kleinen Communities, dadurch kann die Auswirkung
von HIV auf unsere Gemeinschaften immens sein.
Weltweit gesehen betrugen unsere HIV-Raten pro
100.000 Einwohner im Jahr 2011: 178 in Kanada, 30
in Australien, 22 in Neuseeland und 21 in Nordamerika. Weit verbreitete Ungleichheiten bei den sozialen
Faktoren, die unsere Gesundheit bestimmen, treiben
diese Zahlen hoch. Befeuert werden sie auch durch
Stigma, Diskriminierung und Rassismus gegen unsere
Völker.
Unter uns wird HIV vorwiegend heterosexuell und
durch i.v. Drogengebrauch übertragen und betrifft
ganz besonders unsere Frauen und jungen Menschen.
Wie der indigene australische Epidemiologe James
Ward in seinem Plenarvortrag bei der Melbourner
AIDS-Konferenz sagte: "Indigene Frauen sind absolut überrepräsentiert bei HIV-Epidemien in indigenen
Bevölkerungsgruppen.“
Indigene Communities werden auch weiterhin durch
andere kolonisiert, die seltene Ressourcen suchen und
uns wegnehmen, wie Öl, kostbare Mineralien und andere natürliche Ressourcen. Wir selbst können dagegen kaum auf die Justiz zugreifen können, um unsere
angestammten Eigentumsrechte geltend zu machen.
Dieser fortdauernde Diebstahl unserer Naturressourcen wirkt sich zutiefst zerstörerisch auf unser psychosoziales, materielles und physisches Wohlergehen
aus, und trägt unvermeidlich zu Massenarbeitslosigkeit, Suchtverhalten und daraus folgenden Gesundheitsproblemen bei. Die Kolonisierung und die
fortdauernden hedonistischen Sichtweisen, die indigene Kulturen als unterlegen ansehen, haben dazu beigetragen, dass unsere Gemeinschaften nur einen
begrenzten Zugang zu westlichen Gesundheitsversorgungssystemen haben. Sie tragen auch zur Kluft zwischen indigener und nicht –indigener Gesellschaft,
wenn es um sexuelle und reproduktive Gesundheit
und Rechte und die Prävalenz von HIV in unseren
Communities geht.
Die fundamentalen Menschenrechtsthemen, mit
denen indigene Frauen konfrontiert sind, umfassen ein
breites Gebiet. Sie beinhalten das Recht auf Zugang
zu traditioneller und angemessener sexueller Gesundheitsfürsorge, auf Sexualerziehung und auf Aufklärung über HIV. Für Frauen wird die
wahrgenommene Unterlegenheit unseres indigenen
Status verschärft durch Frauenfeindlichkeit, entlegene
15
September / Oktober 2015
Projekt Information
Wohngebiete, ökonomischen Status, sexuelle Orientierung, Familienstand und Behinderung. Das erfahren wir nicht nur durch nicht-indigene Menschen,
sondern zunehmend durch indigene Männer, die das
„westliche Verhalten“ ausüben, das ihnen beigebracht
wurde.
Während die Realität zeigt, dass indigene Frauen in
Umgebungen leben, die von einem hohen Ausmaß an
gender-basierter Gewalt, sexueller Gewalt und Alkoholmissbrauch, geringer Bildung und hohen Raten ungewollter Schwangerschaften geprägt sind, ist
Sexualität weitgehend ein Tabuthema in vielen indigenen Gemeinschaften. Nicht über Sexualität zu sprechen wurde von außen als eine kulturelle und
traditionelle Praxis indigener Völker kategorisiert,
aber dieses Konstrukt entstammt der Verbreitung viktorianischer Werte durch unsere Kolonisatoren. Vor
der Kolonisierung hatten wir Zeremonien für das Erwachsenwerden und Initiationsriten, die Jugendliche
zu allen Themen sexueller Gesundheit aufklären sollten. Diese wurden durch unsere Kolonisatoren verboten. In einigen Kulturen blieben diese aber “heimlich”
erhalten und werden immer noch im Geheimen durchgeführt, weil uns andere Kulturen und Wertesysteme
aufgezwungen wurden.
Aus meiner persönlichen Perspektive kann ich bestätigen, dass ich als junge Maori-Frau, aufgewachsen in
einer großen Maorifamilie, unterschiedlichen Erfahrungen von physischem und sexuellem Missbrauch,
Vergewaltigung, Drogen- und Alkoholmissbrauch,
gender-basierter Gewalt, Unterdrückung, Armut und
Kriminalität ausgesetzt war. In meiner Erziehung fehlten Sexualaufklärung, Initiationsriten oder Empowerment als Frau. Das begrenzte auch die Möglichkeiten
meiner Kinder, die Traditionen und kulturellen Werte
zu erben, die uns geblieben sind.
Alles in meiner eigenen Erziehung trug zu dem Moment bei, als ich mich 1993 mit 22 Jahren mit HIV
ansteckte. Einer Minderheit innerhalb einer Minderheit zugeordnet, wurde mir auch gesagt, ich solle es
vergessen, Kinder zu bekommen, weil das Übertragungsrisiko zu hoch sei. Ich hatte nicht nur die Todesstrafe erhalten, sondern mir wurde auch bedeutet,
dass ich nichts zu meiner Gemeinschaft beitragen
könne – weder kulturell noch traditionell. Kulturell
gesehen beeinflusste HIV meine eigene Familie,
meine erweiterte Familie und meine Community.
Nachdem ich zwölf Jahre lang geglaubt hatte, keine
Kinder bekommen zu können, wurde mir 2005 gesagt,
dass es wegen des medizinischen Fortschritts keinen
Grund gäbe, keine Kinder zu haben.
Ich war sechs Jahre lang Single gewesen. Das ist ein
anderes Thema für indigene Frauen mit HIV: Die Of16
Jahrgang 23, Nr. 5
fenlegung des HIV-Status führt zur Zurückweisung
durch mögliche Partner. Dann hatte ich die Gelegenheit, andere Menschen aus dem Pazifikraum zu treffen, die mit HIV lebten. Hier war es, wo ich meinen
zukünftigen Ehemann traf, und ich konnte zwei gesunde HIV-negative Kinder bekommen. So konnte ich
das Wissen und das Land, das ich geerbt hatte, auf traditionelle Weise weitergeben. Land, das uns Maori gehört, das wir aber dank der kolonialen und
nach-kolonialen Gesetzgebung nicht entwickeln, nutzen oder bewohnen können.
Ich habe Stigmatisierung und Diskriminierung erlitten und wurde als verantwortungslose Mutter bezeichnet, die ihre Kinder einem Risiko aussetzt, falls
ihr Vater oder ich selbst sterben sollten. Die aufgezwungene und internalisierte Sichtweise gegenüber
HIV innerhalb der Maori-Gesellschaft bedeutet, dass
ich nicht das angeborene Recht habe, mich fortzupflanzen. Daher habe ich während der bisherigen Lebensspanne meiner Kinder (9 und sechs Jahre alt)
mein Recht verteidigt, Kinder zu haben. Sie sind gemischter Herkunft und innerhalb der neuseeländischen Gesellschaft, der Community und der Schule
Stigmatisierung und Diskriminierung gegenüber unserer “Aids-Familie” ausgesetzt.
Nationale und internationale Organisationen, an deren
Gründung ich beteiligt war, haben sich für das Recht
auf kulturell und traditionell basierte Strategien und
Programme für sexuelle und reproduktive Gesundheit
eingesetzt, ob in Neuseeland oder weltweit. Sie haben
die Ungleichheiten innerhalb der derzeitigen Strukturen aufgedeckt und in Frage gestellt. Diesen Organisationen gelten die United Nations Declaration for the
Rights of Indigenous Peoples, die International Labour Organisation – C169 – Indigenous and Tribal
Peoples Convention 1989, die Toronto Charter 2006,
und te Tiriti o Waitangi** als Richtlinien. Alle erklären das Recht auf Selbstbestimmung indigener Völker, und auch das Recht, Entscheidungen als indigene
Völker für indigene Völker zu treffen.
Der rote Faden, der sich durch sowohl ressourcenreiche als auch durch “Entwicklungsländer” zieht, ist das
Fehlen menschrechtsbasierter Strategien, die das Empowerment indigener Frauen in HIV-Prävention und –
Versorgung unterstützen. Dies wird darüber hinaus
kompliziert durch das Fehlen spezifischer Daten und
durch die Homogenisierung indigener Völker mit den
Mehrheitskulturen.
In London wird gerade die indigene Kunst australischer Aborigines im Britischen Museum gefeiert, und
es werden Fragen laut, wer überhaupt autorisiert ist,
die Geschichte der ausgestellten Artefakte zu erzählen, und unter wessen Bedingungen. Ich hoffe, dass
Jahrgang 23, Nr. 5
Projekt Information
dieser Artikel dazu beitragen wird, die dringend benötigte Aufmerksamkeit auf die Not indigener Frauen
weltweit zu richten.
Seit 2006 konnten indigene Menschen eine Vorkonferenz vor jeder Internationalen Aidskonferenz abhalten. Das hat uns etwas geholfen, unsere Stimme zu
erheben und die Aufmerksamkeit unserer Regierungen zu bekommen. Aber es gibt noch viel zu tun, um
uns auf die Landkarte der „globalen Antwort“ auf
HIV und Aids zu bringen. Nothing about us without
us!
*Mit dieser Strategie soll die Aids-Epidemie bis 2030
beendet werden: Bis 2020 sollen 90% aller Menschen,
die mit HIV leben, ihren Staus kennen, 90% von
ihnen sollten Zugang zur Behandlung und von diesen
wiederum 90% eine Viruslast unter der Nachweisgrenze haben, bis 2030 sind geweils 95% geplant.
**Die älteste neuseeländische Verfassungsurkunde,
unterzeichnet 1840 von Vertretern der Britischen
Krone und 45 Maori-Chiefs. Sie sollte u.a. das Eigentum und die Rechte der Maori schützen.
Quelle:
Marama Pala: „Nobody Left Behind? The lives of indigenous women with HIV“, Opendemocracy.net, 5 August
2015
https://opendemocracy.net/5050/marama-pala/nobody-leftbehind-lives-of-indigenous-women-with-hiv
Übersetzung: Ulrike Sonnenberg-Schwan
Politik & Soziales
Die Unabhängige
Patientenberatung
Eine erfolgreiche Einrichtung im Gesundheitswesen
September / Oktober 2015
und der Verbund unabhängige Patientenberatung e. V.
hinter ihr.
Zunächst noch als Modellvorhaben im Jahr 2000 gestartet ist die Unabhängige Patientenberatung seit
2011 gemäß Paragraph 65b des Fünften Buches Sozialgesetzbuch Teil der offiziellen Regelversorgung. Finanziert wird sie vom Spitzenverband der
Gesetzlichen Krankenkassen, der dafür eine Beitragsumlage heranzieht. Und genau da beginnt das
Problem, denn der Spitzenverband hat die Patientenberatung neu ausgeschrieben und sich ab 2016 für die
Duisburger Sanvartis GmbH entschieden, die nun
nicht mehr gemeinnützig ist und die Beratung ausschließlich über ein Callcenter betreiben will.
Die Sanvartis GmbH ist ein privat geführtes Unternehmen, das für verschiedene Pharmahersteller und
Krankenkassen bis dato Dienstleistungen im Gesundheitswesen übernommen hat. Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland gGmbH dagegen ist
gemeinnützig und verfügt über 21 öffentliche Beratungsstellen im gesamten Bundesgebiet – von Berlin,
Kiel, Rostock, Leipzig oder Köln bis Saarbrücken,
Stuttgart, München, Gießen oder Erfurt. Außerdem
verfügt sie über ein gebührenfreies Beratungstelefon
(0800-0117722, Montag bis Freitag 10.00 bis 18.00
Uhr, Donnerstag bis 20.00 Uhr).
Allerdings hat die Unabhängige Patientenberatung
Deutschland gGmbH ihre Aufgabe in der Tat stets unabhängig verstanden und ausgeführt. Sie trat teils kritisch gegenüber neuen Gesetzen und den
Krankenkassen auf. Daher dürften sowohl der Bundesregierung, deren Patientenbeauftragter nachweislich anonyme Callcenter bevorzugt, wie auch dem
Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen die
bisherige Unabhängige Patientenberatung ein Dorn
im Auge gewesen sein. Die jedoch will auf jeden Fall
ihre Beratung fortsetzen – frei finanziert und zur Not
nicht mehr als offizieller Teil der Regelversorgung,
auf jeden Fall aber unabhängig.
Stefan Boes
Es gibt Streit um die Unabhängige Patientenberatung.
Sie ist eine gemeinnützige GmbH und folgt über bundesweite Gesundheitsläden mit lokaler und zentraler
Rufnummer dem Zweck der freien und ungebundenen Verbraucher- und Patientenberatung. Als Gesellschafter stehen der Sozialverband VdK Deutschland
e. V., der Verbraucherzentrale Bundesverband e. V.
17
September / Oktober 2015
Nachrichten aus der Sozial- und
Rechtspolitik
Pflegestärkungsgesetz – Rentenfinanzen –
Rente mit 63 – Integrationsfirmen –
Grundsicherung – Wohngeldreform –
Bestechung – E-Health-Gesetz –
Gesundheitsförderung und Prävention
Das zweite Pflegestärkungsgesetz wurde vom Bundeskabinett gebilligt. Es sieht zum 1. Januar 2017 eine
erneute Erhöhung des gesetzlichen Pflegebeitrags um
0,2 Prozentpunkte vor, Anfang des Jahres stieg er bereits um 0,3 Prozentpunkte. Bis 2017 wird die Zahl
der Pflegegrade von drei auf fünf erhöht, an Demenz
leidende Patienten werden denen mit körperlichen
Leiden gleichgestellt. Als weitere Neuerung gilt bei
Menschen, die Angehörige pflegen, die Übernahme
der Beiträge zur Arbeitslosen- und Rentenversicherung durch die Pflegekassen. Über das Gesetz muss
der Bundestag noch abstimmen.
*******
Die Rentenfinanzen entwickeln sich besser als erwartet. Nach Berechnungen des Schätzerkreises aus
Vertretern der Rentenversicherung und des Bundesarbeitsministeriums steigen die Beitragseinnahmen
überdurchschnittlich, weshalb der Beitragssatz bis
2018 stabil bei 18,7 Prozent des Bruttolohns bleiben
könne. 2019 müsse er dann wahrscheinlich nicht wie
ursprünglich vorgesehen auf 19,1 Prozent, sondern
nur noch auf 18,8 Prozent erhöht werden.
*******
Die 2014 eingeführte Rente mit 63 kann nicht rückwirkend angewendet werden. Wer zuvor bereits freiwillig mit Abschlägen in Rente gegangen ist, kann
nicht nachträglich zur abschlagsfreien Rente mit 63
wechseln. Das entschied das Sozialgericht Dortmund
auf Grund der Klage einer Rentnerin, die zum 1. Mai
2013 in den vorgezogenen Ruhestand mit Abschlägen
gegangen war und nun wechseln wollte. Das Gericht
wies die Klage ab, da die verbindliche Rentenbewilligung schon vorlag. Die Klägerin geht in Berufung,
darüber entscheidet das Landessozialgericht Essen.
*******
18
Jahrgang 23, Nr. 5
Projekt Information
Die Unionsfraktion im Deutschen Bundestag will den
Arbeitsmarkt für Schwerbehinderte verbessern und
mit zusätzlichen Mitteln die Zahl der
Integrationsfirmen innerhalb von drei Jahren verdoppeln. Ein entsprechender Antrag sieht dafür 150
Millionen Euro vor und soll noch im Herbst parlamentarisch eingebracht werden. Im Gegensatz zu Behindertenwerkstätten nehmen Integrationsfirmen am
regulären Arbeitsmarkt teil und zahlen den Mindestlohn. Mindestens ein Viertel der Belegschaft müssen
Menschen mit Behinderung sein, staatliche Zuschüsse
dienen als Ausgleich für Lohn und Arbeitsplatz, um
Wettbewerbsnachteile auszugleichen.
*******
Immer mehr Menschen nehmen die Grundsicherung
in Anspruch. Laut Statistischem Bundesamt waren es
Ende vergangenen Jahres 1,002 Millionen, im ersten
Quartal 2015 bereits 1,004 bis 1,009 Millionen.
Grundsicherung können Menschen im Rentenalter beantragen, aber auch jüngere Erwachsene, deren Erwerbsfähigkeit dauerhaft gemindert ist. Im März 2015
betrug der durchschnittliche Bruttobedarf 758 Euro
im Monat, netto wurden nach Abzug der persönlichen
Einnahmen durchschnittlich 460 Euro ausgeschüttet.
Betroffen sind vor allem Frauen im Rentenalter in den
alten Bundesländern.
*******
Mit den Stimmen der Großen Koalition wurde die
Wohngeldreform (18/5324) verabschiedet, die Opposition enthielt sich. Demnach wird das Wohngeld
2016 erstmals seit 2009 erhöht und den deutlich gestiegenen Mieten angepasst. Ein Zwei-PersonenHaushalt, der 2012 durchschnittlich 115 Euro
Wohngeld zugesprochen bekam, wird 2016 im Durchschnitt 186 Euro monatlich erhalten. Die ursprünglich
vorgesehene Dynamisierung des Wohngeldes scheiterte an der allgemeinen Haushaltssituation. Allerdings folgte der Bundestag einem gleichzeitig
eingebrachten Entschließungsantrag der Koalitionsfraktionen (18/5400), die Wohngeldhöhe alle zwei
Jahre überprüfen zu wollen.
*******
2012 hatte der Bundesgerichtshof geurteilt, dass Ärzte
keine Amtsträger, sondern Freiberufler seien und deshalb auch nicht belangt werden können, wenn sie
Geld für die häufige Verschreibung eines bestimmten
Medikamentes erhielten. Das rief den Gesetzgeber auf
Jahrgang 23, Nr. 5
Projekt Information
den Plan: Nun soll Bestechung unter Ärzten, Apothekern, Physiotherapeuten und weiteren Dienstleistern im Gesundheitswesen wieder strafbar werden.
Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) legte einen
entsprechenden Gesetzesentwurf vor, der drei Jahre
Haft, in schweren Fällen sogar fünf Jahre Haft vorsieht. Als Bestechung gelten in Zukunft auch alle Anwendungsbeobachtungen, die im Nachhinein nicht
veröffentlicht werden, sowie Prämien, die Krankenhäusern einem Arzt für die Einweisung zahlen.
*******
Das E-Health-Gesetz kommt und wurde in den Bundestag eingebracht. Es soll die elektronische Gesundheitskarte um eine digitale Infrastruktur ergänzen. Der
aktuelle Gesetzentwurf des Bundesgesundheitsministeriums sieht entsprechende Vorgaben, Fristen, Anreize für Ärzte und Sanktionen sowie Maßnahmen zur
Sicherheit der Gesundheitsdaten innerhalb der Vernetzung zwischen Praxen und Krankenhäusern vor.
(18/5293)
*******
Der Gesetzentwurf zur Gesundheitsförderung und
Prävention (18/4282 und 18/5261) wurde auf den Weg
gebracht. Er fand die Zustimmung der Großen Koalition im Bundestag, die Opposition lehnte ihn ab. Das
Gesetz wird 2016 wirksam und erhöht die Leistungen
der Krankenkassen zur Gesundheitsförderung und
Prävention von 3,09 auf sieben Euro pro einzelnem
Versicherten. Insgesamt stehen dann jährlich 511 Millionen Euro für Präventionszwecke zur Verfügung,
zum Beispiel für Früherkennungsuntersuchungen bei
Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen oder für die
Klärung des Impfstatus. Auch soll die betriebliche Gesundheitsförderung stärker mit dem Arbeitsschutz
verbunden werden. Letztlich will Prävention frühzeitig und an verschiedenen Stellen von der Kita bis zum
Arbeitsplatz über Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Fehlernährung, Nikotin und Stress aufklären
und Gegenmaßnahmen ermöglichen.
Stefan Boes
September / Oktober 2015
Termine
Termine der Münchner Aids-Hilfe
Workshop: Positiv/Negativ
Wenn ein Partner HIV-positiv und der andere negativ
ist, kann das im Zusammenleben Probleme bereiten.
Denn auch in diesen Beziehungen ist HIV immer ein
Thema. In unserem angeleiteten Tagesworkshop können sich „HIVerschiedene“ Paare über ihre Erfahrungen austauschen und Fragen klären.
Termin: Samstag ,7. November , 11 bis 17 Uhr
Ort: Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstr. 71, 3. Stock
Leitung: Dipl. Psychologe Christopher Knoll
Der Workshop ist kostenfrei!
Information und Anmeldung: 089 – 54 333 0 oder:
[email protected]
¡ Seropositivo ! Y ahora, ¿ qué ?
Tertulia de la gente con VIH.
El intercambio de experiencias sobre la diagnosis, la
terapia y mas.
Horario: Todos los terceros jueves del mes a las 19.30
h (16.7., 20.8., 17.9., 15.10., 19.11., 17.12.)
Lugar: Café Regenbogen der Münchner Aids-Hilfe,
Lindwurmstr. 71
Información: Engelbert Zankl 089/54333123 o [email protected]
Kochgruppe „LOGIsch g’sund“
Hier in unserer neuen Kochgruppe für HIV-Positive &
Partner suchen wir gemeinsam neue Rezepte aus
oder wir kochen unsere Lieblingsrezepte. Wir kochen
gesund, lecker und preiswert! LOGI-Methode = Low
Glycemic Index (Kohlehydrate werden reduziert!) Unkostenbeitrag 3€
Ort: Bistro im 1.Stock der Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstr.71
Zeit: 1. oder 2. Freitag im Monat, 18.30 Uhr (3.7., 7.8.,
4.9., 9.10., 6.11., 4.12.)
Information und Anmeldung: Engelbert Zankl
089/54333123 oder [email protected]
SpielCafé
Spiel, Spaß und Spannung für abwechsungsreiche
Samstage!
Mensch ärge dich nicht, Herz sticht, Malefiz und mehr
… dazu Kaffee und Kuchen!
Jeden Samstag in der Münchner Aids-Hilfe 15 – 17
Uhr
Workshop: Tanzkurs
Tanzen ist nicht nur Bewegung. Tanzen hält durch die
19
September / Oktober 2015
Projekt Information
Verbindung von Körper- und Hirnkoordination auch
das Gehirn perfekt in Schuss. Ob Foxtrott, Walzer,
Tango, Discofox oder anderes: Tolle Musik, tolle
Tänze und viel Spaß!
Termine: Sonntage von 4. Oktober- 29. November ,
16 bis 18 Uhr
Tanzlehrer: Bernd Müller
Ort: Café Regenbogen der Münchner Aids-Hilfe ,
Lindwurmstr. 71
Der Workshop ist kostenfrei!
Anmeldung erforderlich!
Workshop: Gesund und glücklich positiv!
Es gibt viele Herausforderungen für Positive: sie betreffen z.B. die soziale Situation, die Arbeitssituation,
die psychische Situation oder die Gesundheit. Keine
davon soll unser Leben jedoch so einschränken, dass
wir das Ziel, ein gesundes und glückliches Leben als
positive Frau oder positiver Mann zu führen, aus den
Augen verlieren. In dem Tagesworkshop werden wir
gemeinsam diese Herausforderungen ansehen, und
uns überlegen, wo für jeden der jeweils sinnvollste
nächste Schritt wäre. Der Workshop ist angeleitet und
kostenfrei.
Termin: Freitag, 9. Oktober 18:30 bis 20 Uhr, im Anschluss Café Regenbogen
und Samstag, 10. Okober ,11 Uhr bis 18 Uhr
Ort: Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstr. 71, 3. Stock
Leitung: Dipl. Psychologe Christopher Knoll
Information und Anmeldung (auch anonym) unter:
[email protected] oder 089
– 54 333 0.
Vorträge/Diskussionen
Altern HIV-Positive schneller und haben mehr
Probleme im Alter?
Wir wissen seit Längerem: die durchschnittliche Lebenswartung von Menschen mit HIV unterscheidet
sich nicht mehr wesentlich von der Lebenserwartung
der Durchschnittsbevölkerung. Dennoch scheint der
Alterungsprozess unter HIV-Infektion beschleunigt zu
sein. Ist dies ein richtiger Eindruck?
Termin: Montag, 14.September, 17. März, 19.30 Uhr
Referentin: Dr. Joanna Eger, HIV-Schwerpunktbehandlerin, München
Ort: 2.Stock der Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstr. 71
Eintritt frei
Jung und HIV-positiv-Wie geht’s weiter?
Besonders junge HIV-positive Menschen fühlen sich
mit ihrer Diagnose allein und werden vielleicht noch
mehr diskriminiert als ältere. Was kann ich gegen
diese Diskriminierung und (Selbst-) Stistmatisierung
tun?
Termin: Montag, 12. Oktober, 19.30 Uhr
Referent_innen: Dr. Nils Postel, HIV-Schwerpunktbehandler, München
20
Jahrgang 23, Nr. 5
Antje Sanogo, Fachliche Leiterin der Psychosozialen
Beratungsstelle der MüAH
Ort: 2.Stock der Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstr. 71
Eintritt frei
Highlights in der HIV-Behandlung im Jahr 2015!
Was gab es Neues auf den HIV-Kongressen bzgl. Behandlung, Heilung und Nebenwirkungen?
Termin: Montag, 7.Dezember, , 19.30 Uhr
Referentin: Dr. Anja Meurer, HIV-Schwerpunktbehandlerin, München
Ort: 2.Stock der Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstr. 71
Eintritt frei
Regelmäßige Sportangebote
Für die beiden Yogagruppen und das Nordic-Walking
ist ein Einstieg für Anfänger_innen immer am ersten
Termin im Monat möglich!
Nordic-Walking
Termin: Jeden Mittwoch 18.00 bis 19.30 Uhr
Treffpunkt: Münchner Aids-Hilfe, 2.Stock
Anmeldung erforderlich!
Sivananda Yoga
Termin: Jeden Dienstag 19.00 bis 20.30 Uhr
Ort: Münchner Aids-Hilfe , 2. Stock
Anmeldung erforderlich!
Traditionelles Yoga
Termin: Jeden Mittwoch 19.00 bis 20.30 Uhr
Ort: Münchner Aids-Hilfe, 2. Stock
Anmeldung erforderlich!
Sport - Anfänger, sanfte Gymnastik
Termin: Jeden Donnerstag 19.00 bis 20.00 Uhr
Ort: Max-Planck-Institut, Kraepelinstr. 10
Anschließendes Schwimmen möglich! (Wassertemperatur 27°C)
Sport - Gymnastik, Kondition
Termin: Jeden Donnerstag 20.00 bis 21.00 Uhr
Ort: Max-Planck-Institut, Kraepelinstr. 10
Anschließendes Schwimmen möglich! (Wassertemperatur 27°C)
Positiver Stammtischoffen für Menschen jeglicher sexueller Orientierung
Termin: jeden Dienstag, ab 19.30
Ort: Café Regenbogen der Münchner Aids-Hilfe
Heterotreff
Programm unter www.muenchner-aidshilfe.de
jeden 4.Mittwoch, 19.30 Uhr
und
jeden 2. Freitag, 19.30 Uhr
im Café Regenbogen der Münchner Aids-Hilfe
Jahrgang 23, Nr. 5
Projekt Information
Termine des Projektes „Positive
Frauen“ für Frauen mit HIV/Aids
·
Offene Gruppentreffen für Frauen mit HIV:
Mehrmals jährlich montags von 18.30 – 20.30
Uhr. Nächstes Treffen am 19.10.2015
Weitere Termine auf Anfrage
· Telefonische und persönliche Beratung für
Frauen mit HIV, Angehörige und Partner/innen
Nach Terminvereinbarung, siehe unten. Die Beratung ist auch auf Englisch und mit Dolmetscherinnen möglich.
· SHE-Workshop: Eigene Ressourcen und Stärken
entdecken – Kraft tanken
Montag, 21.09.2015, 18.30 – 21.00
Angelika Timmer
· SHE-Workshop: Älter werden mit HIV
Samstag, 14.11.2015, 10.00 – 12.30
Angelika Timmer
· SHE-Workshop: Weiblichkeit, Sinnlichkeit und
Lebensfreude
Samstag, 14.11.2015, 14.00 – 16.30
Angelika Timmer
· Jeder Schritt ist ein Erfolg – gegen das Stigma
auf den Kilimandscharo
Donnerstag, 29.10.2014, 18.30 – 20.00 Uhr
HIV-Aktivistin Alexandra Frings berichtet von
ihrer Tour auf den höchsten Berg Afrikas im Dezember 2014
Ort: Wittelsbacher Apotheke, Lindwurmstr. 97.
Eintritt: € 5,Weitere Informationen und Anmeldung für alle Veranstaltungen:
Ulrike Sonnenberg-Schwan, Tel. 089-1291195, [email protected]
www.fgz-muc.de. FGZ, Grimmstr. 1, 80336 München (U3/U6, Poccistr.)
Termine der Berliner Aids-Hilfe
Medizinische Reise 2015
30.09.15, 19:00 Uhr
Altern mit HIV: Ergebnisse der 50plusHIV-Studie, Teil 2
Phil Langer
Die Studie 50plusHIV ist ein breit angelegtes Projekt
der Freien Universität Berlin und der Johann Wolfang von Goethe Universität Frankurt. In der Studie
September / Oktober 2015
wurden Menschen über 50 Lebensjahre mit HIV
zum Leben und zur Lebensqualität befragt. Die Fragebogenauswertung wurde bereits im vergangenen
Jahr im Rahmen der Medizinischen Reise vorgestellt. Mit Spannung erwartet wird die Auswertung
der Interviews, die ebenfalls im Rahmen der Studie
durchgeführt wurden. Phil Langer stellt uns diese
Auswertung vor.
28.10.15, 19:00 Uhr
Psychische Erkrankungen bei HIV – vorbeugen,
erkennen, behandeln
Christian Messer
Psychische Erkrankungen wie Depression und
Angst nehmen dramatisch zu, auch und besonders
in der Gruppe von Menschen mit HIV/Aids. Laut
Studien sind bis zu 50 Prozent der Menschen mit
HIV von einer psychischen Erkrankung betroffen
oder bedroht. Wir begrüßen Christian Messer, Psychiater und Psychotherapeut, der auf die Situation
von Menschen mit HIV besonders spezialisiert ist.
Er gibt einen Überblick der Erkrankungen, Symptome, Warnzeichen und zeigt Wege auf, psychischen Erkrankungen zu begegnen.
25.11.15, 19:00 Uhr
Let´s talk: Neues Aids – was ist das?
Jens Ahrens, Keikawus Arastéh, Lars Vestergaard
von Laustsen
Zum Abschluss des Jahres treffen wir Keikawus
Arastéh und Lars Vestergaard von Laustsen zu
einem Gespräch über die Frage: was ist eigentlich
„das Neue Aids“?. Unter Einbezug der Erkenntnisse
der Konferenzen des vergangenen Jahres und
einem Blick aus der Berliner Aids-Hilfe wollen wir
diesen Begriff näher beleuchten und definieren.
Wenn Sie auch Termine in Projekt Information veröffentlichen wollen, kontaktieren Sie uns doch. Am besten per E-Mail,
aber auch per Fax oder telefonisch:
E-Mail: [email protected]
Fax: 089 / 21031235
Tel.: 089 / 21949620
Wir behalten uns jedoch eine Veröffentlichung vor - abhängig vom verfügbaren
Platz und der Relevanz für unseren Leserkreis.
21
September / Oktober 2015
Projekt Information
Jahrgang 23, Nr. 5
Folgende Apotheken unterstützen durch ihre Mitgliedschaft bzw. Spende die Arbeit von
PROJEKT INFORMATION e.V.
(Auflistung nach Orten)
22
Herrenbach-Apotheke
Brunnen-Apotheke
Apotheke am Nollendorfplatz
Markus-Apotheke
Grüne Apotheke
Regenbogen-Apotheke
Kurmark-Apotheke
Bavaria-Apotheke
Witzleben Apotheke 24
Apotheke Carmer 7
Gethsemane-Apotheke
Körte Apotheke
Arminius-Apotheke
Süd-Apotheke
Venusberg-Apotheke
Kaiser-Apotheke
Mercator-Apotheke
Albert-Schweitzer-Apotheke
Hufeland-Apotheke
Nordstern-Apotheke
Sonnen-Apotheke
5K Universum Apotheke
Eichwald-Apotheke
Apotheke am Reuterweg
Aeskulap-Apotheke
Unterlinden Apotheke
Enten-Apotheke
Apotheke am Paulinenplatz
Alexander-Apotheke St. Georg
Schwan-Apotheke
Apotheke am Klingerplatz
Leibniz-Apotheke
Margareten Apotheke
Friesen-Apotheke
Birken-Apotheke
Augustiner-Apotheke
Roland Apotheke
Pelikan-Apotheke
Einhorn-Apotheke
Kolping-Apotheke
Rosen-Apotheke
Wittelsbacher-Apotheke
Marien-Apotheke
Isartor-Apotheke
Regenbogenapotheke
Hohenzollern-Apotheke
St. Raphael-Apotheke
Weißenburger-Apotheke
Kugel-Apotheke
Adler-Apotheke
Apotheke im Franziskanerhof
Stachus-Apotheke
Klösterl-Apotheke
Walpurgis-Apotheke
Nord-Apotheke
Flora-Apotheke
Adler-Apotheke
Adler-Apotheke
Reinsburg-Apotheke
Apotheke 55
Bären-Apotheke
Kreuz-Apotheke
Brunnenapotheke
Humboldt-Apotheke
Friedbergerstr. 73
Brunnenstraße 28
Maassenstrasse 3
Motzstraße 20
Kantstr. 55
Welserstr. 24
Kurfürstenstr. 154
Ansbacher Str. 53
Kaiserdamm 24
Carmerstr. 7
Stargarder Str. 79
Grimmstraße 17
Turmstraße 38
Artur-Ladebeck-Straße 84
Sertürnerstraße 37-39
Kaiserplatz 4
Mercatorstr. 10
Goethestraße 1
Hufelandstr. 60
Karnaperstr. 99
Seckbacher Landstraße 10
Theodor-Stern-Kai 7
Bergerstr. 131
Reuterweg 68-70
Breisacherstr. 52
Unterlinden 2
Grindelallee 88-90
Paulinenplatz 1
Steindamm 81
Dammtorstraße 27
Guerickestraße 2
Georgstr. 46
Schillerstr. 53
Kronshagener Weg 17
Hohenstaufen Ring 59
Augustinerstraße 10
Ostwall 242
Nürnberger Str. 49
R 1,2 am Markt
Kolpingstr. 3
Balanstr. 30
Lindwurmstr. 97
Sendlinger-Tor-Platz 7
Isartorplatz 6
Sonnenstrasse 33
Hohenzollernstr. 38
Fallmerayerstr. 1
Weissenburger Str.29
Theresienhöhe 12
Sendlinger Straße 13
Franziskanerstr.16
Karlsplatz 4
Waltherstr. 32
Keferloher Str. 103
Hoyastraße 1
Hiltorfstr. 1
Salzstrasse 58
Münchener Straße 9 a
Reinsburgstr. 67
Schwabstraße 55
Heinlenstraße 14
Oranienstrasse 1
Bleichstrasse 26
Frankfurter Str. 11
86161
31812
10777
10777
10627
10777
10785
10777
14057
10623
10437
10967
10551
33617
53127
53113
47051
40237
45147
45329
60389
60596
60385
60323
79106
79098
20146
20359
20099
20354
30655
30159
76135
24114
50674
50667
47798
90579
68161
53894
81669
80337
80336
80331
80331
80801
80796
81667
80339
80331
81669
80335
80337
80807
48147
48149
48143
83022
70178
70197
72072
65185
65183
65189
Augsburg
Bad Pyrmont
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Berlin
Bielefeld
Bonn
Bonn
Duisburg
Düsseldorf
Essen
Essen
Frankfurt/M
Frankfurt/M
Frankfurt/M
Frankfurt/M
Freiburg/Br.
Freiburg/Br.
Hamburg
Hamburg
Hamburg
Hamburg
Hannover
Hannover
Karlsruhe
Kiel
Köln
Köln
Krefeld
Langenzenn
Mannheim
Mechernich
München
München
München
München
München
München
München
München
München
München
München
München
München
München
Münster
Münster
Münster
Rosenheim
Stuttgart
Stuttgart
Tübingen
Wiesbaden
Wiesbaden
Wiesbaden
Wir bitten unsere Leserinnen/Leser um freundliche Beachtung!
0821/568720
05281/93510
030/2163453
030/21479390
030/3139960
030/2350450
030/2612460
030/2182225
030/93952030
030/31809444
030/4459567
030/6919010
030/3951623
0521/15900
0228/910150
0228/835744
0203/25970
0211/671368
0201/705010
0201/381365
069/452828
069/40323366
069/493176
069/727417
0761/273410
0761/34300
040/44140260
040/312170
040/28009922
040/343964
0511/5479851
0511/323214
0721/845493
0431/62427
0221/2402242
0221/2582296
02151/24720
09101/9505
0621/26583
02443/2454
089/44449292
089/537844
089/557565
089/2199290
089/593659
089/395125
089/2711150
089/4480714
089/773928
089/265477
089/44900262
089/596319
089/54343211
089/352500
0251/293311
0251/845979
0251/40001
08031/12987
0711/621946
0711/6567973
07071/763888
0611/300332
0611/302131
0611/307280
Jahrgang 23, Nr. 5
Projekt Information
September / Oktober 2015
Mitgliederversammlung 2015 für das Geschäftsjahr 2014
An unsere Vereinsmitglieder:
Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Mitglieder,
wir laden Sie hiermit zur ordentlichen Mitgliederversammlung 2015 für das Geschäftsjahr 2014 ein
am
16. Oktober 2015 um 14:00 Uhr
in unserem Büro in der Ickstattstraße 28, 80469 München (Erdgeschoss)
U1/U2 Haltestelle Fraunhoferstraße, Ausgang Baaderstraße
Tagesordnung:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Bericht des Vorstandes über das Geschäftsjahr 2014
Genehmigung des Jahresabschlusses 2014
Entlastung des Vorstandes für das Geschäftsjahr 2014
Neuwahl des Vorstandes ab 01.01.2016 für 2 Jahre (31.12.2017)
Neudesign von Heft und Internetauftritt
Verschiedenes
Hinweis: Eine gesonderte Einladung zu dieser Versammlung erhalten Sie nicht mehr!
Bitte beachten Sie den Antwortbogen auf der letzten Seite dieser Ausgabe Bitte senden Sie uns diesen Antwortbogen bis zum 01. Oktober 2015 per Brief oder als Fax zurück!
Mit freundlichen Grüßen
Projekt Information e.V.
Klaus Streifinger (Vorstand)
Impressum
Herausgeber: Projekt Information e.V., Ickstattstraße 28, 80469 München, Telefon (089) 21 94 96 20,
Fax: (089) 21 03 12 35, email: [email protected]. Eingetragen: Amtsgericht München Nr. VR 12575, Gemeinnützigkeit: Finanzamt München f. Körperschaften v. 11.01.2013 Steuer-Nr.: 143/220/60417
Vorstand: Peter Lechl, Siegfried Schwarze, Klaus Streifinger.
Redaktion: Stefan Boes, Phil C. Langer, Peter Lechl, Lothar Maier, Siegfried Schwarze, Ulrike SonnenbergSchwan, Peter Wießner, Engelbert Zankl.
Titelillustration: Mats Bergen, www.matsbergen.de
Hinweis:
Projekt Information versucht durch eine breite Auswahl von Themen, dem Leser einen Überblick zu den derzeitigen therapeutischen Möglichkeiten, Entwicklungen und dem Stand der Forschung zu geben. Zum größten
Teil verwenden wir hierbei Übersetzungen aus ähnlichen Publikationen in den USA und Großbritannien.
Sie geben nicht die Meinung des Herausgebers und der Redaktion wieder. Ob die besprochenen Medikamente, Therapien oder Verfahren tatsächlich erfolgversprechend oder erfolglos sind, entzieht sich unserer Beurteilung. Sprechen Sie immer mit dem Arzt Ihres Vertrauens. Namentlich gezeichnete Artikel verantwortet der
betreffende Autor. Soweit es um Zitate aus wissenschaftlichen Publikationen geht, werden die Leser gebeten,
die angegebenen Referenztexte zu konsultieren.
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September / Oktober 2015
Projekt Information
Jahrgang 23, Nr. 5
An den Vorstand
Projekt Information e. V.
Ickstattstraße 28
80496 München
Fax: 089 - 21 03 12 35
Absender:
________________________________________________
(bitte in Druckbuchstaben) (Name, Vorname)
________________________________________________
(Straße)
________________________________________________
(Postleitzahl, Ort)
Vollmacht
Hiermit bevollmächtige ich
die Vorstandsmitglieder….
(Bitte nur eine Person ankreuzen)
Siegfried Schwarze, Berlin
Klaus Streifinger, München
Peter Lechl, Freising
oder
........................................................
mich in der Mitgliederversammlung am 16.10.2015 zu vertreten und auch Untervollmacht zu
erteilen.
__________________________
(Datum / Unterschrift)
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