Ertrunken im Meer des Vergessen? Perspektiven einer Ethik der Demenz Verena Wetzstein Katholische Akademie Freiburg 11. Fachtag Im Main-Taunus-Kreis Selbstbestimmung und Fürsorge Ethische Herausforderungen bei Demenz Hofheim am Taunus 18. Juni 2015 FOTO Texte: Bilder: Eric-Emmanuel Schmitt, Oskar und die Dame in Rosa, Frankfurt a. M. 42009. Peter Granser, Alzheimer, Stuttgart 22008. 1. Demenz: ein Tod bei lebendigem Leib? 2. Die Würde des Menschen mit Demenz ist unantastbar 3. Demenz ist Leben in Beziehungen 4. Neue Partnerschaften – für ein demenzfreundliches Umfeld 5. Ertrunken im Meer des Vergessens? 1 1. Demenz: ein Tod bei lebendigem Leib? FOTO 1. Demenz: ein Tod bei lebendigem Leib? • Grundtenor der öffentlichen Rede von Demenz: „Tod bei lebendigem Leib“, „Tod im Leben“, lebendiges Begräbnis“ etc. • Es fällt schwer, das Phänomen Demenz in Worte zu fassen. • Drastische Bilder prägen den Diskurs • Verunsicherung hat Stigmatisierung zur Folge 2 1. Demenz: ein Tod bei lebendigem Leib? • These: Hinter dem öffentlichen Bild von Demenz steckt ein ungeordnetes Konzept • Dieses rührt her aus: 1) Zeitgeist 2) Übertragung des Themas Demenz an die Medizin durch die Aufnahme in Diagnoseschemata vor etwa 35 Jahren 1. Demenz: ein Tod bei lebendigem Leib? • Durch diese Übertragungen wurden Einseitigkeiten und Reduktionen in den öffentlichen Diskurs rückübertragen • Dies betrifft etwa a) die Krankheitsthese b) die Konzentration auf kognitive Einbußen c) die Vernachlässigung der „zweiten Hälfte“ der Demenz 3 1. Demenz: ein Tod bei lebendigem Leib? 2. Die Würde des Menschen mit Demenz ist unantastbar 3. Demenz ist Leben in Beziehungen 4. Neue Partnerschaften – für ein demenzfreundliches Umfeld 5. Ertrunken im Meer des Vergessens? 2. Die Würde des Menschen mit Demenz ist unantastbar FOTO 4 2. Die Würde des Menschen mit Demenz ist unantastbar • Dieses eben beschriebene Bild von Demenz ist eine Verkürzung • Dagegen ist vorzuschlagen: Von Demenz ist in anthropologischen Kategorien zu sprechen • Grundkonsens: 1) Die Würde des Menschen ist unantastbar 2) Dies gilt für alle Menschen 1. Demenz: ein Tod bei lebendigem Leib? 2. Die Würde des Menschen mit Demenz ist unantastbar 3. Demenz ist Leben in Beziehungen 4. Neue Partnerschaften – für ein demenzfreundliches Umfeld 5. Ertrunken im Meer des Vergessens? 5 3. Demenz ist Leben in Beziehungen • FOTO 3. Demenz ist Leben in Beziehungen • Zentraler Aspekt der Menschenwürde: Menschen leben in Beziehungen • Demenz ist in erster Linie ein Beziehungsgeschehen • Menschen mit Demenz sind keine beziehungslosen Wesen • Sie leben ihr Leben im Verhältnis zu anderen • Andere können diese Würde wahrnehmen 6 3. Demenz ist Leben in Beziehungen • Eine solche Sicht hat Folgen: • z. B. das Verhältnis Angehörige – Betroffene • Angehörige: Doppelrolle als nächste Bezugspersonen aber auch als selbst Betroffene • Hohe Bedeutung der Angehörigen für Menschen mit Demenz 1. Demenz: ein Tod bei lebendigem Leib? 2. Die Würde des Menschen mit Demenz ist unantastbar 3. Demenz ist Leben in Beziehungen 4. Neue Partnerschaften – für ein demenzfreundliches Umfeld 5. Ertrunken im Meer des Vergessens? 7 4. Neue Partnerschaften – für ein demenzfreundliches Umfeld FOTO 4. Neue Partnerschaften – für ein demenzfreundliches Umfeld • Angehörige sind aber auch selbst „Betroffene“ • Sie sind enormen Belastungen ausgesetzt • Es wurde zur Entlastung bereits viel unternommen • Es ist aber notwendig: Schritt hin zu einem demenzfreundlichen Umfeld • Dazu sind neue Partnerschaften notwendig 8 4. Neue Partnerschaften – für ein demenzfreundliches Umfeld • z.B. Vernetzungen von: – Medizin und Pflege – Pflege untereinander – Angehörige und Ehrenamt – Seelsorge – Hospiz – Etc. 1. Demenz: ein Tod bei lebendigem Leib? 2. Die Würde des Menschen mit Demenz ist unantastbar 3. Demenz ist Leben in Beziehungen 4. Neue Partnerschaften – für ein demenzfreundliches Umfeld 5. Ertrunken im Meer des Vergessens? 9 5. Ertrunken im Meer des Vergessens? FOTO 5. Ertrunken im Meer des Vergessens? • Die gesellschaftliche Aneignung des Themas Demenz wird nicht einfach sein. • Demenz führt die Endlichkeit des Lebens vor Augen. • Demenz erfordert ein Überdenken von in Medizin, Ethik und Gesellschaft gegenwärtig gewohnten Prinzipien (Selbstbestimmung und Fürsorge). • Demenz muss als Aufgabe für die gesamte Gesellschaft begriffen werden. 10
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