PM zum Beitrag (G. Pufal)

Gesellschaft für Ökologie e.V.
Rothenburgstr. 12 • 12165 Berlin
www.gfoe.org
Presseinformation der Gesellschaft für Ökologie
vom 02. September 2015 - Bitte Sperrfrist beachten: 3. September 2015, 13 Uhr
Mountainbiking im Wald: Pflanzensamen fahren mit
Fahrräder transportieren nicht nur erholungswillige Sportler, sondern auch die Samen von
Pflanzen. Bis zu fünf Kilometer können Mountainbikes flache und nadelförmige Samen auf
feuchten Waldwegen befördern, wie Studien der Freiburger Pflanzenökologin Dr. Gesine Pufal
zeigen. Gelangen so Samen invasiver Arten in empfindliche Ökosysteme, kann das für die
Biodiversität problematisch werden. Die Ergebnisse und den sportlichen Versuchsaufbau
erläutert die Pflanzenökologin am 3. September 2015 auf der Jahrestagung der Gesellschaft für
Ökologie in Göttingen.
Die Verbreitung von Samen ermöglicht es Pflanzen, neue Lebensräume zu besiedeln. Sie wird zum
Problem für die Biodiversität, wenn Samen invasiver Arten in empfindliche Ökosysteme gelangen.
Auf feuchten Waldwegen können Mountainbikes durch ihre Reifen Samen über Strecken von bis zu
500 Metern und durch ihren Sattel oder Rahmen sogar bis zu fünf Kilometern verbreiten. Das zeigt ein
Experiment von Dr. Gesine Pufal, Pflanzenökologin von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg,
und dem Freiburger Biologiestudenten Fabio Weiss. Die Ergebnisse stellt Dr. Gesine Pufal erstmals
am 2. September 2015 auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie in Göttingen vor. Unter
dem Motto „Ecology for a sustainable future“ treffen sich hier rund 600 Ökologen aus 38 Ländern.
Um den Weg der Samen durch die beliebte Mountainbike Region am Freiburger Kybfelsen verfolgen
zu können, hat Fabio Weiss Samen rot eingefärbt, die sich in Form, Größe und Gewicht unterscheiden.
Auf feuchtem oder regennassem Waldboden durchquerte der Biologiestudent die auf eine Reifenlänge
ausgestreuten Samen mit seinem Fahrrad. Bis zu 40 % der ausgestreuten Samen blieben an den Reifen
des Mountainbikes hefteten. Flache und nadelförmige Samen hafteten dabei besser an den Reifen als
kugelförmige Samen. Zwischen 50 und 70 % der Samen fielen bereits nach den ersten fünf Metern
von den Reifen ab, während einzelne Samen auf den regennassen Waldwegen bis zu 100 Meter
mitfuhren, und auf feuchten Wegen waren es sogar bis zu 500 Meter. „Einzelne verschleppte Samen
können unter Umständen ausreichen um einen neuen Lebensraum zu erschließen. Die von uns
gemessene Strecke ist für viele Pflanzenarten schon ziemlich lang – aber nicht zu vergleichen mit der
Verbreitung durch Autos“, erklärt Gesine Pufal.
Mountainbiking erfreut sich steigender Beliebtheit. Die Radler durchqueren gerade bei längeren
Touren oft Gebiete mit unterschiedlicher Vegetation und manche befahren auch das Gelände abseits
der gekennzeichneten Wege. Wenn das Mountainbike dabei Pflanzensamen aus ihrem natürlichen
Verbreitungsgebiet wegbefördert, können die neuen Arten dort heimische Pflanzen verdrängen. In
empfindlichen Ökosystemen verbreiten aber auch andere Erholungsaktivitäten wie Wandern oder
Bootfahren Samen und können so unabsichtlich die Biodiversität gefährden. Die selbst gerne
radelnden Forscher empfehlen daher, auf den Wegen zu bleiben – besonders bei feuchtem und nassem
Wetter und in Naturschutzgebieten. Für ein nachhaltiges Mountainbiking raten sie außerdem dazu, das
Fahrrad nach der Tour verantwortungsvoll reinigen – auch und gerade die Reifen.
Bilder
Bildunterschrift 1: Versuchsaufbau im Wald: Mountainbike fährt über gefärbte Pflanzensamen
Bildunterschrift 2: Gefärbte Pflanzensamen am Reifen eines Mountainbikes
Quelle: Fabio Weiss, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Bilder frei zur Veröffentlichung im Zusammenhang mit dieser Presseinformation. Wir bitten um den
Quellenvermerk. Download unter www.gfoe.org/pressemittelungen
Originalveröffentlichung
Weiss F, Brummer T, Pufal G (2015): Hitching a ride on a mountain bike – potential seed dispersal
through recreational activities. In: Gesellschaft für Ökologie e.V. (Hrsg.): Verhandlungen der
Gesellschaft für Ökologie, Band 45. Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie, 31. Aug. - 4. Sep.
2015 in Göttingen. Görich&Weiershäuser, Marburg, S. 141-142
Termin
Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie: 31. August - 4. September 2015
Vortrag von Gesine Pufal: 3. September 2015, 11:45 Uhr, Hörsaal MN15
Georg-August-Universität Göttingen
Hörsaalgebäude Geowissenschaften und Geographie
Goldschmidtstr. 1
D-37077 Göttingen
Kontakt (Presse, während der Tagung)
Dr. Eva Diehl (Pressereferentin)
Heike Kuhlmann (Tagungsorganisation)
E-Mail: [email protected]
Tagungstelefon: 0551 399598 (31. Aug. - 3. Sep. 2015, 9:30 - 18 Uhr)
Kontakt (fachlich)
Dr. Gesine Pufal
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Professur für Naturschutz und Landschaftsökologie
Tennenbacher Str. 4
D-79106 Freiburg
Tel.: 0761 20367771
E-Mail: [email protected]
Redaktion: Dr. Eva Diehl (Pressereferentin), Tel.: 0641 9935717, E-Mail: [email protected]