Protokoll der Vorbereitungsveranstaltung 2016

Landesdenkmalamt Berlin
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Landesdenkmalamt Berlin, Klosterstraße 47, D-10179 Berlin LDA 35
Zusammenfassung des
Vorbereitungstreffens für den Tag des offenen Denkmals 2016
Datum/Ort:
17.3.2016 im Alwin-Brandes-Saal im Haus des Deutschen
MetallarbeiterVerbandes, Alte Jakobstr. 148-155 in 10969 Berlin-Kreuzberg
10.00 – 12.00 Uhr
Gesprächsleitung:
Landeskonservator Prof. Dr. Jörg Haspel
Begrüßung:
Christine Edmaier, Präsidentin der Architektenkammer Berlin
Peter Senft, IG Metall Berlin
Referenten zum Schwerpunktthema 2016: "Gemeinsam Denkmale erhalten"
Dr. Elisabeth Ziemer, Denk mal an Berlin e.V., stellvertr. Vorsitzende
Heike Pieper, Ortskuratorium Berlin der Deutschen Stiftung
Denkmalschutz
Anwesende Gäste:
Protokoll:
ca. 100
Dr. Christine Wolf, Landesdenkmalamt Berlin
Die Vorbereitungsveranstaltung fand erneut in einem bedeutenden Baudenkmal statt: dem
Haus des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes in Kreuzberg. Der markante Bau zwischen
Lindenstraße und Alte Jakobstraße entstand 1929-30 nach Entwürfen des Architekten Erich
Mendelsohn. Genutzt wird das Baudenkmal heute von der IG Metall (Verwaltungsstelle
Berlin, Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen, Berliner Büro des Vorstandes); seit 2011 hat
außerdem die Architektenkammer Berlin hier ihren Sitz.
Vor und nach der Versammlung bot Peter Senft von der IG Metall mit seinen Kollegen
Führungen durch das Haus an, die gerne angenommen wurden. Alle Gäste waren begeistert,
dieses Baudenkmal mit seiner bewegten Geschichte und ganz besonderen Gestaltung auch
einmal von Innen kennen lernen zu können.
Eröffnet wurde die Veranstaltung mit dem Grußwort von Christine Edmaier, Präsidentin der
Architektenkammer Berlin. Sie erinnerte daran, dass – nur – in der deutschen Sprache beim
Wort „Denkmal“ auch der Appell „Denk mal“ mitschwingt. Die Denkmaleigenschaft hat
nicht nur Folgen für das denkmalgeschützte Haus, sie macht auch etwas mit den beteiligten
Menschen. Als Beispiel nannte sie die Autobahnüberbauung an der Schlangenbader Straße,
deren Denkmalwert gerade untersucht wird. Früher war die Anlage nicht sehr gut angesehen,
aber wenn sie als Baudenkmal anerkannt wird, wird das auch die Einstellung der Bewohner
und Nachbarn positiv verändern (Stolz in einem Denkmal zu wohnen).
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Peter Senft von der IG Metall führte mit ausgewählten Bildern in die Geschichte des
Metallarbeiterhauses ein. Er wies auf den Grundriss in Form eines Segmentes aus einem
Zahnrad hin und erklärte die Bedeutung der „Kanzel“ am Alwin-Brandes-Saal, wo die
Veranstaltung stattfand – wie der an eine Rundfunkantenne erinnernde Fahnenmast soll sie
symbolisieren, dass hier die im Saal getroffenen Beschlüsse „verkündet“ werden. Er erinnerte
an die Besetzung durch die Deutsche Arbeitsfront 1933 und an die Zerstörungen zum Ende
des 2. Weltkriegs. Umfassend und sehr denkmalgerecht renoviert wurde das Haus erst nach
der Wende. Anerkennendes Erstaunen rief der Wille der IG Metall hervor, bewusst die
Sichtachse zum Jüdischen Museum frei zu halten, als Erinnerung an Erich Mendelsohn, der
vor den Nazis ins Exil fliehen musste. Abschließend bat Herr Senft um Unterstützung bei der
Suche nach dem zerstörten expressionistischen Bild, das einst die Rückwand des AlwinBrandes-Saales eingenommen hatte – wer dazu Informationen (Bilder, Erinnerungen …) hat
oder Ideen für weitere Recherchen, melde sich bitte beim Landesdenkmalamt Berlin.
Landeskonservator Prof. Dr. Jörg Haspel dankte Frau Edmaier und Herrn Senft herzlich für
die heutige Gastfreundschaft und für die Präsentation des von beiden Institutionen gemeinsam
genutzten Baudenkmals – bereits ein erster Beitrag zum Schwerpunktthema 2016:
"Gemeinsam Denkmale erhalten". Er erinnerte daran, dass beide schon seit sehr vielen Jahren
Partner beim Tag des offenen Denkmals sind, die Architektenkammer sogar schon seit 1994.
Im Rückblick auf den Tag des offenen Denkmals 2015 erinnerte Dr. Christine Wolf
(Landesdenkmalamt Berlin) an das damalige Schwerpunktthema "Handwerk, Technik,
Industrie". Das Thema kam sehr gut an. Besonders engagiert hatten sich die
Handwerkskammer Berlin und die Industrie- und Handelskammer zu Berlin, die z.B. eine
Eröffnungsveranstaltung in Oberschöneweide organisiert hatten – ein Beispiel, das Schule
machen darf! Das Programmheft 2015 zeigte wieder mehr Farbe und mehr Fotos. Das
handliche Format wird von den meisten Nutzern begrüßt. Auf dem Titel war erstmals kein
spezielles Denkmal zu sehen, sondern eine junge Stuckateurin bei der Arbeit. Frau Dr. Wolf
bat um Rückmeldungen, ob derartige Motive willkommen seien. Bei der Öffentlichkeitsarbeit
für den Tag des offenen Denkmals gab es eine Neuerung: Im Internetprogramm wurden
Besichtigungstipps der politischen Leitung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und
Umwelt veröffentlicht. Wenn möglich, soll diese sog. „Promi-Tipps“ auch bereits im
Programmheft gedruckt werden. Beworben werden können nur Angebote, die ohne
Anmeldung und für größere Besuchermengen zugänglich sind. Erste Nachfragen, ob es denn
schon ein Programm 2016 gebe, liegen bereits vor.
Schwerpunktthema 2016: "Gemeinsam Denkmale erhalten"
Prof. Haspel begrüßte die beiden Referentinnen, die speziell für das Schwerpunktthema 2016
gekommen waren.
Frau Dr. Ziemer, stellvertretende Vorsitzende des Verein Denk mal an Berlin e.V., stellte vor
allem das Jugendprojekt vor, das der 2003 gegründete Verein bereits seit 2004 jährlich zum
Tag des offenen Denkmals organisiert. Es sei sehr wichtig, die Jugend an das Thema
Denkmalpflege heranzuführen, denn die jetzt Aktiven brauchen früher oder später
Nachfolger. Problematisch sei jedes Jahr die Finanzierung - Frau Dr. Ziemer bat um
Anregungen, wer als Sponsor gewonnen werden könne. Trotz dieser Schwierigkeiten ist das
Projekt sehr erfolgreich, für 2016 seien wieder acht Schulen gewonnen worden. Frau Dr.
Ziemer empfahl den Anwesenden, sich einmal eine dieser Präsentationen anzuschauen, da die
Kinder und Jugendlichen ganz frisch und originell an das Denkmalthema herangehen. Der
Denkmalverein hatte 2010 für sein Jugendprojekt die Ferdinand-von-Quast-Medaille erhalten.
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Frau Pieper sprach für das Ortskuratorium Berlin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Sie
schilderte die Arbeit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die schon seit ihrer Gründung
1985 nach dem Motto verfährt "Gemeinsam Denkmale erhalten". Bei ihrer Arbeit baut die
Stiftung auf ein partnerschaftliches Miteinander von privaten und öffentlichen Initiativen, von
Vereinen und ehrenamtlich Tätigen, Denkmalbesitzern und Denkmalnutzern sowie den
Denkmalbehörden. „Der Tag des offenen Denkmals ist geradezu ein Paradebeispiel dafür, wie
es gelingen kann, diese Kräfte zu vereinen und zu einem großartigen Erfolg für die
Wahrnehmung und Anerkennung der engagierten Arbeit Vieler für den Denkmalschutz und
die Denkmalpflege zu machen.“
Der vollständige Vortrag von Frau Pieper liegt als separate PDF-Datei bei.
In der folgenden Diskussion ging es nicht nur um den Berliner Tag des offenen Denkmals,
sondern von Anfang an auch um aktuelle Denkmal-Problemfälle wie die Friedrichswerdersche Kirche, deren Beschädigung durch Baumaßnahmen von mehreren Seiten heftig
beklagt wurde. Auch das Magnushaus wurde angesprochen. Frau Dr. Ziemer verwies auf den
offenen Brief von Berliner Hochschulprofessor*innen zum Umgang mit der Kirche und
plädierte für eine Internet-Petition.
Den offenen Brief finden Sie hier:
http://edoc.hu-berlin.de/kunsttexte/2016-1/freigang-christian-1/PDF/freigang.pdf
In seinem Schlusswort schilderte Landeskonservator Prof. Dr. Haspel, wie das
Landesdenkmalamt Berlin gemeinsam mit der Kirchengemeinde, dem Bezirksamt, der
Stiftung Preußischer Kulturbesitz, mit Statikern und Ingenieuren und auch Anwälten versucht,
Schäden von der Kirche abzuwenden oder zu minimieren.
Das ausgesprochen weit gefasste Schwerpunktthema 2016 – "Gemeinsam Denkmale erhalten"
– wurde nur vereinzelt als problematisch empfunden. Aus dem Publikum kamen aber
Hinweise, dass selbst individuelle Eigentümer eines einzelnen Baudenkmals stets mit
geeigneten Architekten, Restauratoren und Handwerkern kooperieren. Außerdem ist Bezug
zum Schwerpunktthema ja niemals Pflicht, teilnehmen können ALLE Denkmale.
Herr Dr. Niemann von der Ost-West-Begegnungsstätte lud alle in das nun wieder hergestellte
Schloss Biesdorf ein, das ein schönes Beispiel für das Motto "Gemeinsam Denkmale
erhalten" sei, an dem viele mitgewirkt haben. Offizielle Eröffnung ist am 9.9.2016, aber schon
vorher lohne es sich, das Schloss pur, also ohne die Einrichtung, zu besichtigen.
Herr Dr. Liewald, der bereits seit 12 Jahren durch die Narwa-City führt und dabei mit vielen
Einrichtungen kooperiert (Lichttechnische Gesellschaft, RuDi Nachbarschaftsladen,
Kulturraum in der Zwingli-Kirche etc.), rief dazu auf, noch mehr Denkmale in der
Nachbarschaft und auch an der Stralauer Allee zu öffnen.
Der Verband der Berliner Stadtführer, in diesem Jahr vertreten durch Herrn Schatz, bietet
auch 2016 wieder an, dass qualifizierte Stadtführer bei Bedarf Führungen in Denkmalen ohne
"Mundwerk" übernehmen. 2015 standen passend zum damaligen Schwerpunktthema die Villa
Rathenau und Oberschöneweide im Zentrum. Bitte melden Sie sich bei Bedarf, Kontakt:
[email protected].
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Frau Dr. Hecht-Buchholz wünscht sich, dass Werke des Architekten Heinrich Straumer
(Funkturm, Landwirtschaftliche Hochschule) beim Tag des offenen Denkmals vorgestellt
werden (Busfahrt?). Frau Dr. Hecht-Buchholz und Herr Buchholz, die viele Jahre durch das
Strandbad Wannsee geführt haben, teilten am Rande der Veranstaltung mit, dass sie aus
Altersgründen aus dem Aktivenkreis ausscheiden werden.
Marc Wohlrabe von der Klubkommission kündigte an, dass Berliner Klubs oft in
Baudenkmalen untergebracht seien. Der Tag des offenen Denkmals soll genutzt werden, ihre
Geschichte zu vermitteln.
Herr Strecker von Denkmalwacht Brandenburg und Berlin e.V. bezog das Schwerpunktthema
auf die Flüchtlinge, die nach Berlin gekommen sind, und fragte, wer Angebote in den
Sprachen der Flüchtlinge machen könne. Über das Internet seien diese Inhalte gut zu
kommunizieren. Später wurde ergänzt, man solle auch an das Erbe denken, dass die
Flüchtlinge in ihrer Heimat zurück gelassen haben.
Um Unterstützung bat die Mieterinitiative der Autobahnüberbauung an der Schlangenbader
Straße und übergab einen Brief des Eigentümers. Das Landesdenkmalamt Berlin prüft gerade,
ob die Wohnanlage aus den 1970er Jahre Denkmalwert besitzt. Landeskonservator Prof. Dr.
Haspel empfahl, dass neben der Mieterinitiative auch der Eigentümer Führungen zum Tag des
offenen Denkmals anbietet.
Aus Zeitgründen musste die Veranstaltung um 12.00 Uhr beendet werden, das Thema „Wie
geht es jetzt praktisch weiter mit dem Tag des offenen Denkmals“ kam nicht mehr zur
Sprache. Deshalb hier die Hinweise vom letzten Jahr, die inhaltlich auch 2016 Gültigkeit
haben:
Wie geht es weiter?
Anmeldeschluss für Berlin ist wie immer der 30. April, das Startsignal für die OnlineAnmeldung wird allen rechtzeitig mitgeteilt (im Laufe des März). Sie benötigen für die
Anmeldung keine Teilnehmernummer, auch kein Passwort.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat ihre Anmeldeunterlagen bereits verschickt – wie
auch in den Vorjahren gilt: Um Doppelanmeldungen zu vermeiden und Ihnen Arbeit zu
ersparen, müssen Sie sich nicht extra bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz anmelden.
Wir gleichen die Anmeldungen immer miteinander ab.
Das Landesdenkmalamt Berlin appelliert an alle: Bitte verzichten Sie wann immer möglich
auf Voranmeldungen und Teilnehmerbeschränkungen. Vor allem institutionelle Veranstalter
mit frei zugänglicher „Öffnungszeit“ werden gebeten, mindesten 4 – 6 Stunden zu öffnen.
Bitte nehmen Sie nach Möglichkeit Kontakt zu Denkmalen in der Nähe auf, stimmen Sie Ihre
Öffnungszeiten untereinander ab und machen Sie gegenseitig auf sich aufmerksam (siehe das
Beispiel Karlshorst oben).
An die Internetter: Bitte verlinken Sie immer auch auf die Seite mit dem Berliner Programm
(www.berlin.de/denkmaltag). Wer Zugang zu den neuen sozialen Medien hat (Facebook,
Xing, Twitter etc.), sollte sie nutzen (geht jetzt schon).
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Vielfältiges Werbematerial kann auch in diesem Jahr wieder bei der Deutschen Stiftung
Denkmalschutz bestellt werden:
http://veranstalter.tag-des-offenen-denkmals.de/mitmachen/kostenfrei/
Infobroschüren und Plakate zum Download:
http://tag-des-offenen-denkmals.de/mitmachen/download.html
Das vollständige Programm soll ab Anfang August im Internet zugänglich sein
(www.berlin.de/denkmaltag)
Die gedruckte Programmübersicht mit allen Angeboten, die uns bis zum Redaktionsschluss
erreicht haben, soll bis Mitte August erscheinen.
Ausgezeichnete Veranstalter
Keine Zeit blieb auch für die die Mitteilung, dass Veranstalter vom Tag des offenen
Denkmals die Ferdinand-von-Quast-Medaille 2015 erhalten haben. Preisträger 2015 sind: die
Bürgerinitiative Friedhofskapelle Rahnsdorf Innen, der Bürgerverein Luisenstadt e.V. und
Förderkreis Museumsdorf Düppel e.V.
GESUCHT: Denkmalbesuche für die Veranstalter selbst
Wer wie die IG Metall und die Architektenkammer Berlin bereit ist, die Aktiven vom Tag des
offenen Denkmals in sein Denkmal einzuladen, z.B. für eine Führung oder einen Vortrag
(oder im nächsten Jahr für die Vorbereitungsversammlung), melde sich bitte beim
Landesdenkmalamt, wir geben diese Einladung dann gerne weiter (Kontakt:
[email protected]).
Einladung zum 30. Berliner Denkmaltag:
"DENKMAL DIGITAL"
Termin: 15. April 2016, ganztags
Ort: TU Berlin, Architekturgebäude, Straße des 17. Juni 152, Raum A 053
Veranstalter: Landesdenkmalamt Berlin
Weitere Informationen:
Landesdenkmalamt Berlin und das Fachgebiet Historische Bauforschung und
Baudenkmalpflege der TU Berlin laden zum 30. Berliner Denkmaltag unter dem Motto
"DENKMAL DIGITAL" ein.
Der Eintritt ist frei, Anmeldung nicht erforderlich.
Das Programm: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/denkmal/berliner_denkmaltage/