«Antibiotika können Wirkung verlieren»

Standpunkte
Zuger Woche | Mittwoch, 4. November 2015
| Seite 3
«Antibiotika können Wirkung verlieren»
INTERVIEW mit Rudolf Hauri, Kantonsarzt Kanton Zug
Untersuchungen zeigen, dass
beim heutigen Antibiotikaeinsatz, resistente Bakterien zunehmen. Was bedeutet das für
den Menschen? Mit welchen
Folgen müssen wir rechnen? Der
Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri
gibt Auskunft.
Wissenschaft und Behörden mit
diesem Thema. Es soll damit die
schweizweite Überwachung verbessert werden.
Wenn ja, ist die Bevölkerung gut
informiert?
Infektionskrankheiten werden immer wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht. Zu denken ist
in diesem Zusammenhang an die
Abstimmung über das revidierte
Epidemiegesetz, an die Bekämpfung der Tuberkulose oder an die
Masernimpfkampagne, um nur Beispiele zu nennen. Auch die Behandlung von bakteriellen Krankheiten mit Antibiotika wird regelmässig thematisiert. Dennoch
könnte die Information der Bevölkerung verbessert werden.
Interview von Lilian Fritze
Herr Hauri, welche Problematik
für den Menschen entsteht, wenn
man sowohl den gesunden wie
auch den kranken Hühnern in einer Zucht Antibiotika verabreicht?
Antibiotika sind natürlich gebildete, synthetische oder gentechnisch
gewonnene Substanzen, die das
Wachstum von Mikroorganismen
hemmen oder diese sogar abtöten
können. Deshalb können sie vor allem zur Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten bei
Mensch und Tier eingesetzt werden. Es gibt ganz unterschiedlich
wirksame Antibiotika, so dass jeweils sorgfältig abgewogen werden
muss, welches Antibiotikum im Ein-
«Die Wissenschaft geht
aufgrund zahlreicher
Untersuchungen davon
aus, dass beim Antibiotikaeinsatz auf heutigem
Niveau resistente Bakterien zunehmen.»
zelfall zur Anwendung gelangt. Nun
ist es aber so, dass an sich wirksame Antibiotika gegen bestimmte
Bakterien ihre Wirkung verlieren
können, weil die betreffenden Bakterien unempfindlich werden. Solche Resistenzen können beispielsweise entstehen, wenn Antibiotika
in grossen Mengen immer wieder
eingesetzt werden, die Bakterien
sich also quasi «daran gewöhnen».
Wie hoch schätzen Sie die Gefahr
für den Menschen ein, sich mit
diesen
antibiotikaresistenten
Bakterien zu infizieren?
Ich kann keine Prozentzahl nennen. Die Wissenschaft geht aufgrund zahlreicher Untersuchungen
davon aus, dass beim Antibiotika-
Bild: ZW-Archiv
Rudolf Hauri, Dr. med. Kantonsarzt und Amtsleiter Amt für Gesundheit.
einsatz auf heutigem Niveau resistente Bakterien zunehmen. Es müssen deshalb immer wieder neue Antibiotika entwickelt werden, was
viel Zeit beansprucht und immer
anspruchsvoller wird. Die Wahrscheinlichkeit, sich mit antibiotikaresistenten Bakterien zu infizieren, steigt somit ganz allgemein.
Wo liegen die Gefahren für den
Menschen?
Einerseits besteht die Gefahr, dass
heute einfach und wirkungsvoll zu
behandelnde Infektionskrankheiten in Zukunft nicht mehr einzudämmen sein werden. Es wird wieder mehr schwere und schwerste
«Es besteht die Gefahr,
dass heute einfach und
wirkungsvoll zu behandelnde Infektionskrankheiten in Zukunft nicht
mehr einzudämmen sein
werden.»
Krankheitsverläufe geben. Andererseits sind vor allem Personen mit
einer schwachen oder geschwächten eigenen Immunabwehr (Kleinkinder, Schwangere, Kranke, chronisch Kranke, etcetera) in hohem
Masse gefährdet.
Kann eine Infektion tödlich enden?
Je nach Immunitätslage kann fast
jede Infektionskrankheit tödlich
enden. Antibiotika machen eigentlich nichts anderes, als die körpereigene Abwehr des Erkrankten zu
unterstützen. Deshalb braucht es
auch nicht immer bei jeder Übertragung von Mikroorganismen eine
antibiotische Therapie. Der gegebenenfalls erforderliche Einsatz von
Antibiotika hat stets mit Bedacht
und abgestimmt auf die betreffende Person, respektive Krankheit zu
erfolgen.
Worauf soll man achten, um einer Bakterieninfektion vorzubeugen?
Die Einhaltung allgemeiner Hygieneregeln, wie etwa das Waschen der
Hände mit Seife nach dem Gang zur
Toilette, nach dem Kontakt mit Tieren sowie der Verzicht auf den Verzehr von rohem Fleisch trägt sehr
viel zur Vermeidung von Bakterienübertragungen bei. Geflügelfleisch sollte deshalb nur durchgegart konsumiert werden.
Ist dieses Problem ein Thema im
Kanton Zug beziehungsweise in
der Schweiz?
Die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen wird weltweit verfolgt.
Auch in der Schweiz befassen sich
Überparteiliches Pro-Komitee «Podium 41 JA»: Silvan Abicht, ehem. Gemeinderat glp; Eliane Birchmeier, Gemeinderätin FDP; Louis Bisig, Gemeinderat SP; Thomas Ehrensperger, Präsident ALG; Othmar Keiser, Gemeinderat CVP; Göran Larsson, glp; Monika Mathers, Gemeinderätin CSP; Barbara Müller,
Gemeinderätin CSP; Rupan Sivaganesan, Gemeinderat SP; Isabelle Reinhart, Gemeinderätin CVP, Patrice Riedo, CVP; Peter Rütimann, Gemeinderat FDP; Silvia
Thalmann, Kantonsrätin CVP; Karen Umbach, Gemeinderätin FDP; Tabea Zimmermann Gibson, Gemeinderätin ALG.
Unterstützungskomitee: Ursula Abicht, pens. Buchhändlerin; Sha Ackermann; Franz Akermann; Bernadette Ammann; Hans-Peter und Stefanie Arheit,
Rentner; Martina Arnold, ehem. CVP Gemeinderätin und Vorstandsmitglied CVP60+ Kanton Zug; Urs Auf der Maur; Flory Bachmann; Jean Bachmann, pens. Unternehmer; Sara Bächtold, Primarlehrerin; Josef Barmettler, Pilot; Alex Baumgartner; Dr. Michael Beglinger, LL.M., alt Kantonsrichter; Annika Berchtold; Michelle
Bertschi; Urs Bertschi, Gemeinderat SP, Präsident BPK; Bezirkskirchenpflege Reformierte Kirche Bezirk Zug Menzingen Walchwil; Werner Binzegger, Rentner; Ambros Birrer; Adriane Bösch, Lehrerin; Andreas Bossard; Roberto Bossard, Musiker und Musikprofessor; Ursula Bossard, Lehrerin und Malerin; Michael Brauchart;
Pascal Bruggisser; Daniel Brunner; Martin Bucher; Irène Castell-Bachmann, Rechtsanwältin, Vorstandsmitglied GGZ; Bernadette Christen, Buchhändlerin; Patrick
Cotti, alt Regierungsrat; Peter Deuber; Anita Diethelm-Bühler; Judith Eberle-Huwyler; Bernadette Eichenberger, Mitarbeiterin Sozialdienst; Martin Elbel; Marlies
Engler Schneider; Astrid Estermann, Gemeinderätin ALG; Renate Falk-Fritschi; Katarina Farkas; Susanne Flühler; Gregor Frei, lic.oec.publ., selbständig; Jürg Friedli,
Buschauffeur; Patrick Friedli; Gabriela Fürrer; Susanne Giger; Renée Giger Simmen; Monika Gisler-Locher; Barbara Gysel, Gemeinderätin SP; Karin Hägi, Präsidentin SP Stadt Zug, Gemeinderätin SP; Markus Hauser; Manuel Hebeisen, Restaurator und Musiker; Hugo Helfenstein, Musiker; Dr. med. Claudia Hess-Candinas;
Peter Hofmann, Sekretär CVP 60+ Kanton Zug; Stefan Hodel, Gemeinderat ALG; Beat Holdener; Christina Huber Keiser, Dozentin; Stefan Huber, Oberstufenlehrer; Adrian Hürlimann; Prof. Dr. Werner Hürlimann, Erziehungswissenschafter; Doris Huwyler Riedo; Eliane und Walter Huwyler-Maier; Max und Monika Huwyler-Schwerzmann; Niklaus Huwyler; Josef Iten, alt Gemeinderat CVP; Renate Iten; Renata Iten-Stöckli; Ruth Jorio; Felix Jost; Johannes Kern; Urs Kern, Geschäftsführer, alt Kantonsrat; Philipp Kissling; Michèle Kottelat, Gemeinderätin glp, Unternehmerin; Esther Krucker; Hansruedi Kühn, ehemaliger Präsident GGZ; Barbara
Kurth-Weimer; Hansruedi Küttel; Brigitte Landolt; Mara Landtwing; Vreny Landtwing; Silvio Leoni; Caroline Lötscher; Bruce Mathers, pens. Wirtschaftsprüfer;
Christine Mathers, dipl. Lebensmittelingenieur ETH; Regi Meier; Urs E. Meier, Architekt; David Meyer, Ingenieur; Patrick Mollet, Präsident FDP Stadt Zug; Adrian
Moos; Sophia Mozko; Albert Müller-Schmid, alt Stadtschreiber Zug; Liselotte Müller-Schmid; Martina Müller; Daniel Mülli, Biologe; Lukas Näf; Iris Nyfeler; Jeannette
Paul; Beatrice Plichta, Vorstandsmitglied Verein Siehbach; Fam. Plichta; Stephanie Radtke; Sibylle Raimann; Daniel Rigert, Schreiner; Yannick Ringger; Daniel Ritter,
Sachbearbeiter Verkauf & Kundendienst; Fabienne Roschi; Helena Rütimann; Sandra Rust; Urs Rust, Unternehmensberater; Sabine Sauter-Brader; Dr. Werner
Schaeppi, Werbepsychologe; Helena und Peter Schlegel; Claudia Schmid-Bucher; Thomas Schmid-Bucher; Jürg Schneider; Peter Seitz, Glasbauspezialist; Christine
Silberschmidt; Peter Silberschmidt; Ursula Speck, Vorstandsmitglied Verein Siehbach; Walter Speck; Anna Spescha; Eusebius Spescha, lic.phil., alt Stadtrat; Martin
Spillmann; Anita Stadler; Daniel Stadlin, Kantonsrat glp, Architekt; Margarete Stadlin, Logopädin; Roland Stahl, Elektroingenieur; Johannes Stöckli; Felix Straub,
Student; Peter Straub, Elektroingenieur; Ulrich Straub; Franz Strub, Möbelschreiner; Monika Strub, Sozialarbeiterin; Martin Stuber, alt Kantonsrat; Beatrice Sutter
Sablonier; Andreas Umbach; Natalie Umbach; Thomas Umbach; Anita Vögtli, Pflege HF; Isabelle Vögtli, Lernende Pflege HF; Barbara Vollmeier; Robert von Dewitz;
Ignaz Voser; Marco Voser; Roman Voser; Susi Voser; Benni Weiss, Grafiker; Christian Wiget; Sara Windlin; Roli Wismer; Eveline Wurm; Eva und Jürg Wüthrich; Arlene
Wyttenbach; Andrea Zaugg, Musikerin; Lea Zehnder, Erziehungswissenschaftlerin; Osy Zimmermann, Cabrietist, Sänger; Katja Zuniga-Togni, Lehrerin.
Und zwar wie?
Indem die Informationen noch besser koordiniert werden. Es ist beispielsweise für grosse Teile der Be-
«Falls es nicht gelingt,
genügend neue und
wirksame Antibiotika zu
entwickeln und neue Wege der Möglichkeit zur
Immunisierung zu finden, werden längst gezähmt geglaubte Infektionskrankheiten, wie beispielsweise Tuberkulose,
Lungen- und Wundentzündungen (...) wieder
ihren Tribut fordern
(...).»
völkerung schwierig, einen Zusammenhang zwischen der Maserneliminationskampagne und der
Bekämpfung von Epidemien, die
viel schrecklicher tönen als eine sogenannte Kinderkrankheit, zu erkennen. Epidemiologisch gesehen,
sind aber die Masern im Alltag viel
bedeutender.
Welches ist Ihrer Meinung nach
in Zukunft das schlimmste Szenario, das in diesem Zusammenhang auftreten könnte?
Falls es nicht gelingt, genügend
neue und wirksame Antibiotika zu
entwickeln und neue Wege der
Möglichkeit zur Immunisierung zu
finden, werden längst gezähmt geglaubte Infektionskrankheiten wieder ausbrechen. Beispielsweise Tuberkulose, Lungen- und Wundentzündungen werden, neben neu auftretenden und krankheitsauslösenden Varianten normaler Darm-
«Heute erhalten die Medien und damit die
Bevölkerung viel schneller Zugang zu ersten Forschungsresultaten. Auch
kontroverse Studien werden schon früh in der Öffentlichkeit diskutiert.
Dabei kann schon einmal
der Eindruck von Panikmache entstehen.»
bakterien, ihren Tribut fordern. Dies
genau so, wie es in der Zeit vor der
Entdeckung der Antibiotika der Fall
war. Darum haben Impfungen nicht
zuletzt auch bei übertragbaren
Krankheiten eine ganz erhebliche
Bedeutung.
Kann man davon ausgehen, dass
bei solchen Meldungen ein Stück
weit auch Panikmache mit im
Spiel ist? Heute ist bald alles
schädlich, Wurstwaren sollen ja
auch das Krebsrisiko erhöhen.
Früher wurden wissenschaftliche
Ergebnisse zuerst ausführlich in
Fachkreisen diskutiert, überprüft
und konsolidiert. Heute erhalten die
Medien – und damit die Bevölkerung – viel rascher Zugang zu ersten Forschungsresultaten. Auch
kontroverse Studien werden schon
früh in der Öffentlichkeit diskutiert. Dabei kann schon einmal der
Eindruck von Panikmache entstehen. Das ist der «Preis» für den heute selbstverständlichen wie auch
umfassenden Informationszugang
und ist per se weder gut noch
schlecht. Von den Behörden darf
man indes erwarten, dass sie sich
auf objektivierbare, verständliche
und konsolidierte Erkenntnisse abstützen.
Rudolf Hauri, vielen Dank für dieses
Interview.
[email protected]
Das Pro-Komitee «Podium 41 JA» empfiehlt
der Stadtzuger Stimmbevölkerung,
am 29. November 2015 der Vorlage über
den jährlichen Betriebsbeitrag an
das Podium 41 von 335 000 Franken für die
Jahre 2016 bis 2019 zuzustimmen.
Weil es zu Zug gehört.
Seit 25 Jahren.
Podium 41 JA
Am 29. November