D 8512 52. Jahrgang Nr. 6 Montag, 15. Februar 2016 NACHRICHTEN POLITIK Sicherheitskonferenz Auf der Münchner Sicherheitskonferenz stehen die weltpolitischen Brennpunkte auf dem Programm. Seite 3 ZOOM Der neue Tarndruck Multitarndruck und Schneetarndruck heißen die neuen Tarnmuster der Bundeswehr. Ein Blick hinter die Kulissen. Seite 9 SPORT Trainieren für Olympia Der Olympiasieger Oberstabsfeldwebel Christoph Langen trainiert die deutschen Bob-Piloten. Ein Portrait. Seite 10 VIDEO DER WOCHE: Die Chefredakteurin der Redaktion der Bundeswehr, Andrea Zückert, im Interview mit dem US-Botschafter John B. Emerson über die wichtigsten sicherheitspolitischen Herausforderungen in den kommenden Jahren. Aufgebockt Das Interview deutschund englischsprachig unter: www.bmvg.de Die Fregatte „Lübeck“ wird nach 59 404 Seemeilen BW CLASSIX: Wenn ABC-Kampfstoffe eingesetzt werden, sind die ABC-Abwehrkräfte der Bundeswehr die Spezialisten, um schnell und wirkungsvoll zu helfen. Ein Rückblick im Video. – das entspricht mehr als zwei Erdumrundungen – Foto: Wilke/RedBw in Wilhelmshaven instand gesetzt. Seite 6/7 Der Beitrag „ABC Retten und Bergen“ unter www.youtube.com/ bundeswehr. [email protected] 2 aktuell INTERN 15. Februar 2016 Foto: Matthias Balk/dpa BILD DER WOCHE Blumen und Kerzen vor dem Rathaus in Bad Aibling: Am vergangenen Dienstag sind zwei Nahverkehrszüge auf der Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim frontal kollidiert. Elf Menschen starben bei dem Unglück, 80 wurden verletzt. Bei den Rettungsmaßnahmen unterstützte die Bundeswehr mit den Hubschraubern „Bell“ UH-1D. IMPRESSUM Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Leitender Redakteur: ( -2421): Vivien-Marie Bettex (vmd) Vertreter: ( -2420) Hauptmann Patricia Franke (pfr) Politik: (-2830) Jörg Fleischer (jf) Streitkräfte/Einsatz: Oberstleutnant Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, -2860), Major Anika Wenzel (akw), Major Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Hauptmann Katharina Zollondz (kzo), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie) Zoom/Sport: Björn Lenz (ble - 2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie), Personal/Soziales/Vermischtes: Christiane Tiemann (tie -2850) Hauptmann Philipp Ahlers (pah) Mediendesign: Daniela Hebbel ( - 2650), Oberleutnant Sebastian Nothing, Daniela Prochaska, Eva Pfaender aktuell als E-Paper und als PDF: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBw Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: Fachinformationsstelle (FISt)/Bibl. ZInfoA Prötzeler Chaussee 20, 15344 Strausberg Telefon: (030) 886 228 - 2670 E-Mail: RedaktionBwMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. ZITAT EDITORIAL „Mein Mitgefühl gilt vor allem den Familien der Menschen, die dabei ihr Leben verloren haben.“ Tarnung ist ein wesentliches militärisches Mittel. Für Soldaten erfüllt das Tarnmuster mehrere Zwecke. In erster Linie trägt es zum persönlichen Schutz bei: Eine Uniform mit Tarnmuster könnte man als Arbeitsschutzkleidung für Soldaten bezeichnen. Darüber hinaus dient es der Identifikation. Fast jede Armee hat ihre eigene Tarnphilosophie. Insider können charakteristische Muster und Farben sofort dem jeweiligen Land zuordnen. Tarnung ist zudem eine sehr persönliche, fast schon intime Sache. Schließlich verbringen Soldaten einen großen Teil ihres Lebens in Uniform und tragen ihr Tarnmuster direkt am Körper. Das gilt auch für die meisten Soldaten der Bundeswehr. Fünffarbentarndruck, Dreifarbentarndruck für die Wüste und Wintertarndruck sind bei der Truppe beliebt. Aus gutem Grund: Ihre Tarnwirkung in den für sie vorgesehenen Regionen ist beachtlich. Doch Stillstand bedeutet auch bei der Bundeswehr Rückschritt. Die Einsatzorientierung erfordert in Sachen Tarnung ein Weiterdenken. Ergebnis dieses Prozesses sind zwei neue Tarnmuster: Multitarndruck und Schneetarndruck. Beide wurden im Wehrwissenschaftlichen Institut für Bundeskanzlerin Angela Merkel über das Zugunglück in Bad Aibling am vergangenen Dienstag. KALENDERBLATT Vor 5 Jahren: Am 17. Februar 2011 besiegt der von IBM entwickelte Supercomputer „Watson“ zwei Menschen bei der Quizshow „Jeopardy“. Dabei besteht die Herausforderung nicht nur darin, dass der Computer die Frage richtig versteht, sondern auch, dass er Sprichwörter oder auch ironisch gemeinte Aussagen erkennen muss. Vor 30 Jahren: Am 19. Februar 1986 erreicht das erste Basismodul der sowjetischen Raumstation „Mir“ erfolgreich das All. Das Modul verfügt über mehrere Kopplungsstutzen an denen Transportraumschiffe und Ausbaumodule andocken können. Das Konzept des modularen Aufbaus findet sich auch in der später entwickelten Internationalen Raumstation (ISS) wieder. Vor 70 Jahren: Am 20. Februar 1946 sterben durch eine Explosion mehr als 400 Menschen im Steinkohlebergwerk „Zeche Grimberg 3/4“. Insgesamt überleben 64 Menschen das schlimmste Grubenunglück in der deutschen Geschichte. Die Druckwelle in dem 930 Meter tiefen Schacht war so stark, dass sie auch noch an der Oberfläche Arbeiter in den Tod riss. Vor 90 Jahren: Am 20. Februar 1926 findet in Berlin die erste Grüne Woche statt. Die Idee dahinter: Die traditionelle Wintertagung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Berlin mit einer landwirtschaftlichen Ausstellung zu verbinden. Heute ist die Grüne Woche mit mehr als 400 000 Besuchern die wichtigste Messe für Agrarwirtschaft, Ernährungswirtschaft und Gartenbau. (eb) Werk- und Betriebsstoffe in Erding entwickelt. Was sie können und wozu man Tarnung heutzutage überhaupt noch braucht, erfahren Sie auf Seite 9. Apropos Seite 9. Dem aufmerksamen Leser wird es nicht entgangen sein: Seit Jahresbeginn präsentieren wir dort unter der neuen Überschrift „Zoom“ jeweils ein spannendes Thema aus Geschichte und Technik. Dabei geht es um neue Technologien und Waffensysteme der Bundeswehr ebenso wie um historische Ereignisse oder Entwicklungen, die sich bis in die heutige Zeit auswirken. Die Redaktion der aktuell hofft, Ihnen damit ein weiteres attraktives Leseangebot zur Verfügung zu stellen. Stefan Rentzsch Ressort Technik 15. Februar 2016 MINISTERIUM / HINTERGRUND aktuell 3 Foto: Simon / MSC Foto: Schmidt/Bundeswehr Grübel würdigt Helden des Alltags Weltpolitische Bühne: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen eröffnet mit ihrer Rede die 52. Münchner Sicherheitskonferenz. „Starthilfe für die Zukunft“ Die Ministerin präsentiert zum Auftakt der 52. Münchner Sicherheitskonferenz Hilfsangebot. von Jan Marberg München. Die Bundeswehr will syrische Flüchtlinge in zivi len Berufen ausbilden. Das kün digte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in ihrer Eröff nungsrede auf der 52. Münchner Sicherheitskonferenz an. Das Angebot sei eine Hilfe zur Selbsthilfe für die Zeit nach dem Bürgerkrieg: „Es wird für den Wiederaufbau nicht nur neue Steine brauchen, sondern vor allem Menschen mit Zuversicht, und vielfältigen Fähigkeiten,“ so von der Leyen. Sie erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die Bundeswehr mit rund 100 Ausbildungsberufen einer der größten „Ausbildungsbetriebe“ in Deutschland sei. Langfristig stellte die Verteidigungsminis terin deutsche Unterstützung bei der Ausbildung der syrischen Polizei und des Militärs in Aus sicht – „wenn es eine anerkannte neue syrische Regierung gibt“. Zuvor hatte von der Leyen nachdrücklich betont, dass den flüchtenden Menschen geholfen werden müsse: „Das ist unsere humanitäre Pflicht und geltendes Recht.“ Gleichzeitig müsse sich der Zustrom verringern. Alle Ressourcen seien begrenzt, jede Kraft sei endlich. „Wir müssen sie auf die tatsächlichen Schutzbe dürftigen konzentrieren“, so die Ministerin. Darüber hinaus gelte es, die kriminellen Schleuser netzwerke an den EUAußen grenzen zu bekämpfen. In die sem Zusammenhang begrüßte von der Leyen noch einmal den Beschluss der NATOVertei digungsminister, die Standing NATO Maritime Group 2 in die Ägäis zu entsenden. Die Münchner Sicherheitskon ferenz findet vom 12. bis zum 14. Februar in der bayerischen Lan deshauptstadt statt. An der Tagung nehmen fast 600 Vertreter aus Politik, Diplomatie, Militär und Wirtschaft teil, darunter unter anderem der russische Minister präsident Dimitri Medwedew, USAußenminister John Kerry, sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow und der deutsche Außenminister FrankWalter Steinmeier. Im Mittelpunkt der Tagung ste hen der Bürgerkrieg in Syrien und die Flüchtlingskrise. Erst in der Nacht vor Beginn der Konferenz hatten die Mitglieder der Inter nationalen SyrienUnterstützer Gruppe, zu denen auch die USA, Russland, Deutschland, der Iran und SaudiArabien gehören, eine Feuerpause zwischen den syri schen Konfliktparteien verein bart, die innerhalb von sieben Tagen in Kraft treten soll. Mehr auf www.bmvg.de NATO soll aufklären und überwachen Brüssel. „Entscheidend ist, dass wir jetzt schnell handeln.“ Mit diesen Worten begrüßte Vertei digungsministerin Ursula von der Leyen die Ini tiative von Deutschland, Griechenland und der Türkei beim NATO Verteidigungsministertreffen am vergangenen Donnerstag in Brüssel. Dort einigten sich die NATOVerteidigungsminister auf eine Mission zur Seeraum überwachung in der Ägäis. Darü ber hinaus sprachen sie sich für zusätzliche Maßnahmen zur kollektiven Sicherheit und Abschreckung aus. Foto: Hochholzer/Bundeswehr Verteidigungsminister handeln im Kampf gegen Schleuser und verstärken Truppen im Osten. Im Notfall: Die Marine rettet Menschen aus Seenot. In ihrem Strategischen Konzept von 2010 hat die NATO den trans nationalen und illegalen Handel mit Waffen, Drogen und Menschen bereits als eine mögliche Bedro hung des Bündnisgebiets bezeich net. Der nun beschlossene Einsatz in der Ägäis zielt auf die Überwa chung und Aufklärung der Flücht lingsbewegungen und Schlepperak tivitäten in den Gewässern zwischen Griechenland und der Türkei ab. Deutschland hat sich für eine entsprechende NATOMission eingesetzt und war an der notwendigen Einigung zwischen den betroffenen Ländern über die Umsetzung beteiligt. Nach dem Grundsatzbeschluss wird geprüft, ob die Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG 2) für die Überwachungsmission in der Ägäis eingesetzt werden kann. (stö) Mehr Informationen zu diesem Thema unter: www.bmvg.de. Ellwangen. Der Parlamenta rische Staatssekretär Markus Grübel hat am vergangenen Frei tag in Ellwangen die Landeserst aufnahmeEinrichtung (LEA) besucht. Dabei informierte er sich über das Schulprojekt „Stille Helden des Alltags“. Die dortige Einrichtung wird von der Bun deswehr unterstützt. Gemeinsam mit dem Standortältesten Oberst leutnant Ralf Röttger und den Schülerinnen eines Plochinger Gymnasiums, AnnKristin Seiter und Lina Pussert, besichtigte Grübel die Erstaufnahmestelle. Das Projekt der Schülerinnen „Stille Helden des Alltags“ han delt von Menschen, die freiwillig Dienst für die Allgemeinheit tun und sich so besonders auszeich nen. So etwa Gerd Höflacher. Der 43Jährige ist Hauptfeld webel der Reserve und militäri scher Berater des LEALeiters, Berthold Weiß. Bei dieser Gele genheit hob Grübel die Leistungs bereitschaft der Menschen her vor, die in der Flüchtlingshilfe tätig sind. Wahre Helden defi niert er als „Menschen, die sich kontinuierlich für eine Sache engagieren“. Davon gebe es in der Bundeswehr eine Menge, so der Staatssekretär. (tss) Cyber-Abwehr: NATO und EU kooperieren Brüssel. Die NATO und die EU haben bei der Abwehr von CyberAngriffen eine engere Zusammenarbeit beschlossen. Beide Seiten unterzeichneten am vergangenen Mittwoch in Brüssel eine Vereinbarung, die einen intensiveren Austausch technischer Informationen zwi schen den Abwehrzentren bei der Seiten vorsieht. NATO Generalsekretär Jens Stoltenberg nannte dies einen Schritt, gegen „hybride Bedrohungen“ vorzu gehen. Ziel sei es, die Vorbeu gung gegen CyberAngriffe, ihr Aufspüren und ihre Bekämpfung zu verbessern. Konkret geht es um die engere Zusammenarbeit zwischen der NATO Computer Incident Response Capability (NCIRC) und dem Computer Emergency Response Team der EU (CERTEU). Seit dem Ukraine Konflikt gilt die CyberAbwehr als Teil einer Abwehr hybrider Kriegsführung. Die NATO hatte im Dezember vergangenen Jah res eine entsprechende Strategie beschlossen. (mt) In Nigeria Anschlag auf Flüchtlingscamp Maiduguri. Bei einem Anschlag in einem Flüchtlingscamp in Nigeria sind dutzende Menschen getötet worden. Der doppelte Selbstmordanschlag wurde am vergangenen Dienstag im Lager Dikwa verübt, in dem Menschen vor der Islamistengruppe Boko Haram Zuflucht suchen. Dies teilten Rettungskräfte im nordöstlichen Bundesstaat Borno mit. Demnach sprengten sich zwei Frauen in die Luft und rissen mindestens 35 Menschen mit in den Tod. Fast 80 Menschen wurden verletzt. Der Doppelanschlag gilt unter Experten als Racheaktion für Armeeangriffe in der vergangenen Woche auf drei Dörfer nahe der Stadt Kalabalge in Borno, die als Hochburgen von Boko Haram gelten. Dabei waren dutzende militante Kämpfer getötet worden. (bt) UNO schlägt Alarm in Krisenregion Darfur Dafur. Die UNO hat Alarm wegen der verzweifelten Lage zehntausender Flüchtlinge in der westsudanesischen Krisenregion Darfur geschlagen. Die humanitäre Situation sei „schrecklich“, den Menschen fehle es „praktisch an allem“, sagte die UN-Koordinatorin für humanitäre Angelegenheiten, Marta Ruedas, in der vergangenen Woche. Mitte Januar waren in der Region Dschebel Marra heftige Kämpfe zwischen Regierungstruppen von Präsident Omar al-Baschir und Rebellen einer Untergruppe der Sudanesischen Befreiungsarmee (SLA) ausgebrochen. Dabei setzte die Armee auch die Luftwaffe und die Artillerie ein. Die UN-Behörde für die Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) erklärte, es seien rund 38 000 Menschen in den Bundesstaat Nord-Darfur geflohen. (jpf) Direkte Verhandlungen mit Taliban um Frieden Kabul. Die radikalislamischen Taliban und die afghanische Regierung sollen nach den Erwartungen einer internationalen Koordinierungsgruppe Ende dieses Monats zu direkten Friedensverhandlungen zusammentreffen. Am Ende eines „Versöhnungsprozesses“ solle dann ein Ende der Gewalt und ein „dauerhafter“ Friede in Afghanistan stehen, erklärten Vertreter Afghanistans, Pakistans, Chinas und der USA nach Gesprächen in Islamabad. Pakistan sprach sich dafür aus, möglichst viele afghanische Taliban-Gruppen an den geplanten Friedensverhandlungen zu beteiligen. (ao/gt) POLITIK / HINTERGRUND 15. Februar 2016 „Syrien liegt in unserer Hand“ Die Syrien-Kontaktgruppe unternimmt weitere Bemühungen, den Konflikt zu entschärfen. von Christof Meißner München. Vor der Münchner Sicherheitskonferenz haben am vergangenen Donnerstag Vertreter von 17 Staaten und drei internationalen Organisationen in der bayerischen Landeshauptstadt über eine Waffenruhe in Syrien beraten. Dabei einigten sich die Teilnehmer auf einen Kompromiss: Nach fünf Jahren Bürgerkrieg sollen binnen einer Woche die Waffen schweigen. Doch USAußenminister John Kerry dämpfte die Erwartungen: Es seien nur „Zusagen auf Papier“. Der Realitätstest komme erst noch. Auch Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier wollte nicht von einem Durchbruch sprechen. Die USA, Russland und wichtige Regionalmächte hatten sich zuvor auf einen Zeitplan für eine Feuerpause verständigt. Angriffe auf die Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Schnellere humanitäre Hilfe für Syrien Diplomaten wollen auf eine vorübergehende „Einstellung der Feindseligkeiten“ innerhalb von einer Woche hinarbeiten, teilte Kerry mit. Zudem solle es schnellere humanitäre Hilfe für belagerte Zivilisten in Syrien geben. Bis zu einer umfassenden Waffenruhe sei aber noch viel zu tun, mahnte auch Kerry. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte bei einem Treffen mit seinem US-Kollegen Kerry, Moskau habe „ziemlich Foto: imago aktuell Krisentreffen: Russlands Außenminister Sergej Lawrow, US-Außenminister John Kerry und der UN-Sonderbeauftragte für Syrien Staffan de Mistura erläutern ihre Positionen (v.l.). konkrete Vorschläge“ vorgelegt. Der Syrien-Kontaktgruppe gehören neben 17 Staaten die Vereinten Nationen, die Arabische Liga und die Europäische Union an. In München hielten sich neben Kerry, Lawrow und Steinmeier unter anderen auch der UN-Sonderbeauftragte für Syrien, Staffan de Mistura, und die EU-Außenbeaufragte, Federica Mogherini, auf. Die Fronten zwischen der syrischen Staatsführung, deren Streitkräfte von Russland mit Luftangriffen unterstützt werden, und ihren Gegnern sind verhärtet. Insbesondere in der Provinz Aleppo nahm die Gewalt in den vergangenen Tagen wieder massiv zu. Friedensgespräche im schweizerischen Genf wurden zuletzt auf das Monatsende vertagt. Russlands Vizeaußenminister Gennadi Gatilow machte dafür die Gegner von Syriens Staatschef Baschar al-Assad verantwortlich. Ministerin warnt vor doppeltem Spiel Deutschlands Außenminister Steinmeier mahnte, es müsse gelingen, „die Spirale von Gewalt und Gegengewalt jetzt zu durchbrechen“. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte zuvor beim NATO-Verteidigungsministertreffen in Brüssel ein „doppeltes Spiel“ Russlands kritisiert. Moskau wolle „einer- seits Vertrauen aufbauen“ und unterstütze „andererseits Assad bei den Angriffen gegen die Zivilbevölkerung“. In München mahnte am vergangenen Donnerstag die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini, die Zukunft Syriens liege „in unseren Händen“. Syriens wichtigste Oppositionsgruppe, das Hohe Verhandlungskomitee (HNC), forderte ein Ende der „russischen Aggression gegen das syrische Volk“. Rasch müssten zudem „humanitäre Fragen“ gelöst werden, sagte HNC-Sprecher Salim al-Muslat in München. Der syrische Bürgerkrieg dauert seit fast fünf Jahren an, mehr als 260 000 Menschen wurden getötet. Ein Freund der Deutschen Frankreich hat mit Jean-Marc Ayrault einen neuen Außenminister – früher war er Deutschlehrer. Paris. Frankreichs Staatschef François Hollande hat mit einer Regierungsumbildung Kurs auf die Präsidentschaftswahlen 2017 genommen und das Amt des Außenministers neu besetzt. Der Sozialist ernannte am vergangenen Donnerstag seinen früheren Premierminister Jean-Marc Ayrault zum Nachfolger des scheidenden Chefdiplomaten Laurent Fabius. Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier begrüßte am vergangenen Donnerstag die Ernennung des ausgewiesenen Deutschlandkenners Ayrault zum neuen Außenminister. Er freue sich, dass mit Ayrault ein „Deutschland sehr verbundener französischer Politi- Foto: imago 4 Versierter Deutschlandkenner: Frankreichs neuer Außenminister Jean-Marc Ayrault. Er ist der Nachfolger von Laurent Fabius. ker“ Außenminister werde, sagte Steinmeier in München. „JeanMarc Ayrault, ich rufe dir von hier aus ein ‚Bienvenue‘ zu und freue mich auf die gemeinsame Zusammenarbeit mit dir.“ Ayrault, der als früherer Deutschlehrer sehr gut Deutsch spricht, war nach Hollandes Sieg bei der Präsidentschaftswahl 2012 Premierminister geworden. Nach der Niederlage der Sozialisten bei den landesweiten Kommunalwahlen im März 2014 und wegen ausbleibender Erfolge im Kampf gegen Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit musste er jedoch seinen Hut nehmen. Ayrault folgt auf Fabius, der nunmehr Präsident des französischen Verfassungsrats werden soll. Auf einen Wechsel ins Außenministerium hatte aber auch Umweltministerin Ségolène Royal gehofft. Sie war Präsident Hollandes frühere Lebenspartnerin. Die 62-jährige Royal bleibt aber in ihrem bisherigen Ministerium. (cp/cfm) 15. Februar 2016 EINSATZ / BUNDESWEHR aktuell 5 Gauck bei deutschen Soldaten in Mali MINUSMA: Im Norden Malis errichtet das erste deutsche Kontingent das Camp in Gao. von Nicole Griebel Gao. In den ersten Tagen war fast alles irgendwie neu und doch für viele der deutschen Soldaten auch wieder nicht. Neu war ihr Einsatzgebiet – die Wüste im Norden Malis. Neu ist für viele auch, als erste Deutsche vor Ort zu sein und ein neues Kontingent aufzubauen. Nicht neu sind für fast alle Soldaten das Leben und der Alltag im Einsatz, denn viele von ihnen waren mindestens einmal zuvor in einem der derzeit sechzehn Einsatzgebiete der Bundeswehr. Das deutsche Kontingent bei MINUSMA (Multinationale Integrierte Stabilisierungmission der Vereinten Nationen in Mali) wird innerhalb des niederländisch geführten Camp Nestor aufgebaut. Duschen geht – aber nur vier Minuten „Als Spieß für die Frauen und Männer des ersten deutschen Einsatzkontingents bin ich für das Rundum-Sorglos-Paket zuständig“, beschreibt Oberstabsfeldwebel Marc-André P. seine Tätigkeit als Kompaniefeldwebel. Ebenso übernahm er die Infrastruktur, die in der kommenden Zeit zur Heimat für die deutschen Soldaten in Gao wird: Die Wohn- und Arbeitscontainer sowie die Übergangszelte. In der Wüste ist das Wasser kostbar. „Deshalb gibt es hier auch eine Duschbegrenzung – nicht mehr als vier Minuten am Tag pro Soldat“, so der Spieß weiter. Das wird schnell zu einer Belastung, wenn die gefühlten Temperaturen ab Juni Spitzenwerte um die 65 Grad Celsius erreichen – extreme Herausforderungen für die Soldaten und ihr Material. Hämmern und Schrauben im Akkord Foto: Griebel/Bundeswehr (3) Schon eingetroffen: Geschützte Fahrzeuge des Typs „Dingo“. Schweißtreibend: Die ersten 13 Paletten Material werden entladen. Wenn es in Gao innerhalb weniger Minuten nach strahlendem Sonnenschein pechschwarze Nacht wird, merken die Soldaten der Instandsetzung, was sie über den Tag geleistet haben. Vom Aufbau der Zelte bis hin zum Bau von sogenannten Entladekisten für die Waffen – alles haben die Soldaten in Handarbeit in den vergangenen Tagen erledigt. Jedes einzelne Brett wurde auf Maß gesägt, unzählige Nägel wurden eingeschlagen. Aber wenn ein Werkzeug mal nicht griffbereit war oder eine Kiste an ihren endgültigen Bestimmungs- ort transportiert werden musste, konnten sich die Instandsetzer auch stets auf ihre niederländischen Kameraden verlassen. Die deutschen Soldaten überprüfen darüber hinaus ebenso die kürzlich eingetroffenen fünf geschützten Fahrzeuge vom Typ „Dingo“, um sie später an die Kraftfahrer zu übergeben. Der Nachschub rollt nach Nordmali Ein paar Meter weiter sind die deutschen Logistiker untergebracht. Leutnant Darry M. und seine sieben Soldaten haben hier in der vergangenen Woche unzählige Materialnachweise ausgestellt, Bestände sortiert, auf- und umgeräumt sowie eingelagert. Auch die Waffenkammer des Deutschen Kontingents haben sie bereits aus dem Boden gestampft. „Da wir noch keine schweren Maschinen hier haben und noch keine vernetzten Erfassungssysteme, machen wir momentan alles von Hand“, erklärt der Leutnant. Eine weitere Herausforderung in diesen Tagen: Die ersten 13 von rund 30 Paletten sind eingetroffen: Batterien, Kabeltrommeln, IT-Ausstattungen und weiteres Verbrauchsmaterial. Alle Bestandteile der Lieferungen müssen entladen, ausgepackt, gezählt und eingelagert werden, um anschließend den deutschen Soldaten in Gao zur Verfügung zu stehen. Schutz für einen Flugzeugträger Foto: Riedel/Bundewehr Je näher die „Augsburg“ am Flugzeugträger stehe, desto mehr Bedeutung gewinne ihr Schutzauftrag. Je weiter sie entfernt sei, desto wichtiger werde der Beitrag zum weiträumigen Lagebild. Meist stünden zwei, idealerweise sogar drei Schiffe um die „Charles de Gaulle“. Dazu kommen noch ein Versorger und Schiffe, die als Reserve dienen, wenn ein Teil des Verbands zur Nachversorgung einen Hafen ansteuern muss. Neben den militärischen gibt es auch seemännische Faktoren, welche die Besatzung beachten muss: „Ein Flugzeugträger benötigt für seine Operationen immer rund 30 Knoten (rund 60 Kilometer pro Stunde) Zweiter Schiffseinsatzoffizier der „Augsburg“: Kapitänleutnant S. Wind auf dem Flugdeck, damit die Jets sicher starten und landen können. In einer windarmen Region wie dem Persischen Golf bedeutet dies, dass der rund 45 000 Tonnen verdrängende Koloss stets mit hohen Geschwin- Incirlik. Bundestagspräsident Norbert Lammert hat Anfang Januar das deutsche Einsatzkontingent der „Operation Counter Daesh“ im türkischen Incirlik besucht. Lammert betonte, es sei ihm wichtig, eigene Eindrücke von dem Einsatz zu gewinnen. Darüber hinaus dankte er den türkischen Gastgebern für die Gastfreundschaft und gute Kooperation mit der Deutschen Luftwaffe. In einer Diskussionsrunde sprach er den Soldaten seinen Respekt für ihre Arbeit aus und wünschte weiterhin einen unfallfreien und erfolgreichen Einsatz. (eb) Besatzungswechsel am Horn von Afrika Fregatte „Augsburg“ ist Teil des multinationalen Flugzeugträgerverbands bei „Counter Daesh“. Abu Dhabi. Seit Anfang Dezember 2015 gehört die Fregatte „Augsburg“ zum maritimen Schutzverband des französischen Flugzeugträgers „Charles de Gaulle“. Kapitänleutnant Daniel S., der Zweite Schiffseinsatzoffizier der „Augsburg“, beschreibt das Aufgabenfeld in diesem Einsatz. „Ein Flugzeugträger ist ein strategisches Waffensystem, das immer besonderen Schutz benötigt, egal wo er operiert“, sagt Daniel S. Die „Augsburg“ trägt im Verband zur weiträumigen Absicherung des Flugzeugträgers bei. So dient die Fregatte beispielsweise als vorgeschobener Sensor für eine mögliche Bedrohung. Lammert für einen Tag in Incirlik Foto: Bärwald/Bundeswehr Arbeiten in der Sahel-Zone Bamako. Für Bundespräsident Joachim Gauck stand vergangenen Freitag während seiner Afrikareise ein Besuch bei den deutschen Soldaten in Mali auf dem Programm. Seine Reise sah neben einem Gespräch mit dem malischen Präsidenten Ibrahim Boubacar Keita auch das Treffen mit Vertretern von Hilfsorganisationen und den verschiedenen internationalen Missionen vor. Am Nachmittag sollte der Besuch des Trainingscamps der europäischen Trainingsmission Mali in Koulikoro sowie des deutschen Camps vor Ort folgen. Mit seiner Reise wollte er das internationale Engagement der deutschen Soldaten, Polizisten und zivilen Hilfskräfte würdigen. (eb) digkeiten fährt, weil er seinen Wind selbst erzeugen muss.“ Damit durch das Fahrverhalten die Handelsschifffahrt nicht gefährdet wird, wird das gemeinsam aufgebaute Lagebild zur Routenplanung genutzt. (rrd) Dschibuti. Anfang Februar ist die Besatzung der Korvette „Erfurt“ bei Atalanta abgelöst worden. Die Korvette ist mit wechselnden Besatzungen seit August 2015 am Horn von Afrika im Einsatz. Korvettenkapitän Robert Schmidt, Kommandant der „Charlie“-Besatzung des 1. Korvettengeschwaders, übergab die „Erfurt“ an Fregattenkapitän Thomas Klitzsch, den Kommandanten der „Delta“-Besatzung. Für die neue Besatzung stehen mehrere Wochen bei der Operation Atalanta an, bevor sie mit der „Erfurt“ zum UNIFIL-Einsatz in das östliche Mittelmeer wechselt. Die Korvette „Erfurt“ wird voraussichtlich Mitte Juni in ihren Heimathafen Warnemünde zurückkehren. (eb) 6 aktuell BUNDESWEHR aktuell „Lübeck“ auf dem Trockenen Instandsetzung, warum? Nachdem eine Fregatte in Dienst gestellt worden ist, folgt eine einjährige Erprobungsfahrt. Dieser schließt sich bereits der erste Werftaufenthalt an, die sogenannte „Garantie-Werftliegezeit“. Hier werden die letzten Arbeiten am Schiff vorgenommen, damit das Schiff für die Marine vollständig einsatzbereit ist. Anschließend gehen die Schiffe alle zwei bis drei Jahre für ungefähr sechs Monate in die Werft. Zwischen diesen geplanten Werftaufenthalten werden die Schiffe nach Bedarf instandgesetzt. Schäden, die nicht sofort behoben werden müssen, werden gebündelt und während einer „außerplanmäßigen Liegezeit“ repariert, ausgebessert oder gar getauscht. Reparaturen, die keinen Aufschub erlauben, werden mit einer „Sofortinstandsetzung“ durchgeführt. (uh) Spätestens alle drei Jahre müssen Kriegsschiffe in der Werft instandgesetzt werden. aktuell war beim Eindocken dabei. von Björn Lenz Wilhelmshaven. Zentimeter für Zentimeter nähert sich das Heck der Fregatte „Lübeck“ der Einfahrt des Schwimmdocks. Zwei graue Schlepper – einer links vom Bug, einer rechts vom Heck – versuchen, die gut 130 Meter lange Fregatte rückwärts vor das Dock zu bugsieren. Im dichten Nebel dieses Morgens keine leichte Aufgabe. Von der Brückennock beobachten Kommandant Fregattenkapitän Matthias Schmitt, sein Erster Offizier und der Navigationsoffizier kritisch das Manöver. „Wenn der vordere Schlepper uns jetzt noch ein Stückchen nach Backbord zieht, müsste es passen“, kommentiert Schmitt den Verlauf des Präzisionsmanövers. Seit Anfang Oktober kommandiert der 41-Jährige die „Lübeck“, heute muss er sein Schiff sicher in die Neue Jadewerft in Wilhelmshaven bringen. „Die eigentliche Arbeit machen zwar die Schlepper, verantwortlich ist aber trotzdem immer der Kommandant“, erklärt Schmitt. In den nächsten Monaten wird die gut 30 Jahre alte Fregatte im Dock nach rund drei Jahren turnusmäßig wieder auf Vordermann gebracht. Vor dem Docken wird das Schiff ausgeräumt Gut drei Wochen hat seine Besatzung die „Lübeck“ bereits auf ihren Werftaufenthalt vorbereitet. Alles, was nicht unbedingt für die kurze Fahrt vom Wilhelmshavener Marinearsenal zur wenige hundert Meter ent- fernten Werft notwendig ist, wurde ausgebaut und in Containern verstaut. Ein Blick in die Offiziermesse macht das deutlich: Normalerweise ist der Raum auf dem Hauptdeck das Wohnzimmer der Offiziere. Heute verlieren sich zwei Tische und einige Kisten in der leer geräumten Fläche. Auch das Bordgeschütz auf dem Vorschiff und die übrigen Waffensysteme sind bereits demontiert und warten im Marinearsenal auf ihre Rückkehr an Bord. Mittlerweile haben die beiden Marineschlepper die Lübeck exakt vor dem gefluteten Schwimmdock ausgerichtet. Der kritische Moment des Manövers ist gekommen: Die Fregatte wird auf beiden Seiten des Docks festgemacht und dann rückwärts hineingezogen. „Wenn jetzt einer der Festmacherdrähte bricht, können 7 Neblig: Zwei Marineschlepper schleppen die „Lübeck“ vom Marinearsenal in die nahe Werft. wir nichts mehr machen“, erläutert der Kommandant. Liefen bisher die Maschinen des Schiffes mit, um im Notfall jederzeit eingreifen zu können, müssen sie nun heruntergefahren werden: „Im Dock haben wir zu wenig Wasser unter den Schrauben.“ Im schlimmsten Fall könnte jetzt eine plötzliche Windböe die Fregatte gegen die Außenwand des Schwimmdocks drücken. Während des mehrmonatigen Aufenthalts in der Werft wird die Fregatte der 122er-Klasse nicht nur einen komplett neuen Anstrich erhalten, auch tief im Schiff wird sich einiges tun. „Zwei unserer vier E-Diesel zur Stromversorgung werden komplett ausgetauscht“, beschreibt der Schiffstechnik-Offizier Markus Kohrt die größte Baustelle im Maschinenraum. Zwei Diesel müssen ausgetauscht werden Die Herausforderung: Die rund 1300 PS starken, tonnenschweren Generatoren passen nicht durch die schmalen Briefing: Der Erste Offizier weist die Besatzung in das Eindockmanöver ein. Schotten. „Wir bauen deshalb die über dem Maschinenraum liegende Kombüse und ihre Lagerräume komplett aus“, sagt Kohrt. „Damit kommen die Montageluken frei und wir können die Diesel nach oben herausheben.“ Für die mehr als 200-köpfige Besatzung bedeutet die Werftliegezeit eine entscheidende Unterbrechung der normalen Dienstroutine: Die gewohnten Unterkünfte an Bord werden gegen eine Kaserne eingetauscht. Teile der Besatzung kehren weiter täglich auf das Schiff zurück, um gemein- Bemaßung Fregatte „Lübeck“ 38,5 m Klasse F 122 14,6 m sam mit den Werftarbeitern an der Instandsetzung zu arbeiten. Andere nutzen die Zeit zum Urlaub mit der Familie – oder gehen auf Lehrgänge. Viele Soldaten unterstützen andere Schiffe im Einsatz. Inzwischen ist die Fregatte sicher im Schwimmdock festgemacht. Fregattenkapitä n Schmitt ist zufrieden. „Das war ein schönes Manöver, hat alles so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben.“ Bevor die Arbeiten am Schiff beginnen können, muss die „Lübeck“ nun noch aus dem Wasser. Auf beiden Seiten des Schiffes werden stabile Stahlstützen befestigt, um ein Umkippen zu verhindern. „Auf dem Boden des Docks liegt die Pallung, auf die unser Kiel aufsetzen kann“, erläutert Korvettenkapitän Kohrt. Wie ein Auto auf einer Hebebühne wird das Kriegsschiff so im Dock aufgebockt. Nun wird das Wasser aus den Ballasttanks des Schwimmdocks gepumpt. Dock und Fregatte heben sich zentimeterweise aus dem grauen Hafenwasser. Eine knappe Stunde später liegt das Schiff auf dem Trockenen. Technische Daten Verdrängung 3680 Tonnen Geschwindigkeit 30 kn (ca. 56 km/h) Tiefgang 6 Meter Besatzung 219 Mann Antrieb Zwei Gasturbinen und zwei Dieselmotoren mit einer Leistung von 38 000 kW (51 600 PS) 130,5 m Zwei Vierfachstarter verschießen die Flugkörper gegen maritime Ziele auf über 100 Kilometer Entfernung. Zwei RAM-Starter (Rolling Airframe Missile) schützen das Schiff vor Seezielflugkörpern auf kurze Distanzen. Hubschrauber Der Sea Lynx ist der verlängerte Arm der F 122. Er ist für die Uboot-Jagd, aber auch für den Personen- und Materialtransport ausgelegt. Imposant: Das Schwimmdock kann bis zu 8000 Tonnen tragen. AGM-84 Harpoon Nahbereichsverteidigung Rundsuchradar Bordkanone Das TRS 3D/32 entdeckt und verfolgt automatisch bis zu 400 Ziele und übergibt die Daten an die Waffensysteme. Das vollautomatische Geschütz mit 76-MillimeterKaliber kommt gegen Luftund Seeziele zum Einsatz. Bewaffnung https://bw2.link/Luebeck_Trockendock Flugdeck Ein Sea-Lynx-Bordhubschrauber kann auf der Fregatte landen und starten. Im Hangar ist Platz für zwei. Speedboot D as Motorboot ist das Transportmittel der Marinei nfanterie. Es bewährt sich a ber auch bei der Seenotr ettung. Sonar D as Bugsonar dient dem A ufspüren von Ubooten. S eine Ortungsreichweite b eträgt bis zu 18 Kilometer. Foto: Wilke/RedBw (4) Grafik: Y/C3 Visual Lab Mehr im Video unter D ie RAM (oben) hat eine Trefferw ahrscheinlichkeit von über 9 5 Prozent. Die Harpoon (unten) s tartet mithilfe eines Boosters, d er nach dem Start der Rakete a bgeworfen wird. Trocken: Im Dock hat die „Lübeck“ kein Wasser unter dem Kiel. 8 aktuell BUNDESWEHR 15. Februar 2016 Großübung, umweltzertifiziert Foto: Privat (2) Bei der NATO-Übung „Cold Response“ legen die norwegischen Gastgeber Wert auf umweltgerechtes Verhalten. Speziell geschulte Offiziere klären über die gesetzlichen Vorgaben auf und überwachen die Einhaltung der Regeln. Naturschutzgebiet, Felderbestellung, Kartoffelernte: Major Marianne Bö berät die übende Truppe bei „Cold Response“ in allen Fragen des Umweltschutzes. von Markus Tiedke Trondheim. „Wir üben auf privatem Grund. Mittelnorwegen ist dicht besiedelt und wird intensiv bewirtschaftet. Etwa 30 Prozent der Kartoffelernte des Landes werden hier eingebracht. Ich bitte Sie, dies im Hinterkopf zu behalten.“ Unter den Vertretern des norwegischen Joint Headquarters nimmt Major Marianne Bö eine Sonderrolle ein. Als Stabsoffizier für Umweltschutz der norwegischen Streitkräfte achtet sie bei militärischen Übungen auf einen möglichst schonenden Umgang mit der Umwelt. Eben darüber referiert Bö Anfang Januar bei einer Planungskonferenz für die in diesen Tagen beginnende NATO-Übung „Cold Response“. Die Erwähnung der Kartoffeln bringt ihr erwartungsgemäß einiges Amüsement unter den Soldaten ein. Doch die Kernbotschaft – mit Charme und Humor überbracht – kommt an: Achtet auf die Umwelt. „In Norwegen arbeiten wir schon länger daran, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit auch bei den Streitkräften zu schärfen“, erklärt sie. Dieser Ansatz einer sozusagen „grünen Armee“ stammt aus der Zeit der ehemaligen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland. „Als ich 1990 den Streitkräften beitrat, gab es in der Truppe No-go-Areas: Der Blick in die Karte hilft, die Umwelt zu schützen. eigens Offiziere, die für die Erfassung der durch das Militär verursachten Schäden zuständig waren. Die liefen quasi hinter den Einheiten her und führten Buch“, berichtet die 50-Jährige. Schäden in Millionenhöhe Nicht selten sei es dennoch mit den Grundstückseigentümern zu Streit über den Schadensersatz, namentlich dessen Höhe, gekommen. Mitunter habe die Armee nach großen Übungen mehr als zehn Millionen norwegische Kronen – heute rund eine Million Euro – bezahlt. Doch schlimmer noch als die finanziellen Schäden sei der Imageschaden für die Armee bei der Bevölkerung gewesen. „Viele Leute hatten die Militärmanöver satt“, sagt Bö. „Das ist seit den 90er Jahren mit den beauftragten Umweltschutzoffizieren besser geworden.“ Mittlerweile leistet sich die norwegische Armee zwölf „Hauptamtliche“, daneben gibt es viele „Teilzeit-Umweltschützer“. Hauptverantwortliche wie Bö werden bei der Planung von Übungen einbezogen. Sie kennen Regionen, Strukturen und Bedürfnisse. Schon die Wahl der Jahreszeit kann entscheidend sein“, sagt Bö. Übungen zur Erntezeit oder in der Phase der Felderbestellung im Frühjahr werden vermieden. Ist der Boden dagegen gefroren, bleiben die Schäden an der Ackerkrume überschaubar. Aufklären macht aufmerksam Derlei Rücksicht zahlt sich aus. Heute betragen die Schäden in der Regel zwei bis drei Millionen Kronen. Immer noch viel Geld. „Aber die Menschen sehen, dass wir ihre Probleme ernst nehmen und versuchen, die Schäden auf ein Minimum zu reduzieren.“ Außerdem werde Wert darauf gelegt, Schäden schnell zu erfassen und fair zu regulieren. Ein weiterer Punkt betrifft die Aufklärung. „Jeder Übungsteil- nehmer erhält von uns ein Heft mit umweltrelevanten Informationen. Auch bei Cold Response.“ Darin ist genau niedergelegt, wie viel Abstand von Ortschaften, landwirtschaftlichen Betrieben und sonstiger kritischer Infrastruktur zu halten ist. Auf großformatigen Karten sind zudem alle „No-Go-Areas“ ausgewiesen. Und für den Fall der Fälle gibt es eine permanent besetzte Hotline. Bei „Cold Response“ werden auch die „Damage Officers“ wieder ausschwärmen. Neben Aufklärung im Vorfeld ist eben auch Kontrolle während der Übung vonnöten. „Aber wir sehen, dass das Bewusstsein für Umweltfragen bei allen Nationen wächst“, konstatiert Bö. Schweden etwa entsendet vier „Environmental Protection Officers“ zur Großübung „Cold Response“. Das U.S. Marine Corps schickt ebenfalls einen. Ihr Wissen hat Bö an der NATOSchule in Oberammergau schon häufiger auch an deutsche Soldaten vermittelt. Arbeitszeitrichtlinie im Blick Höxter/Marienberg/Holzminden. Mit der Umsetzung verschiedener, teils sehr bedeutender Strukturentscheidungen steht die Bundeswehr seit längerem vor großen Herausforderungen. Auf der Ebene des Personaleinsatzes hat die Einführung der Europäischen Arbeitszeitrichtlinie diesen Trend noch verstärkt. Auch deshalb hat der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, in der vergangenen Woche mehrere Dienststellen in ganz Deutschland besucht. Wieker wandte sich bei seinen Truppenbesuchen besonders an die Führungsebenen der Teilstreitkräfte und militärischen Organisationsbereiche. Erste Station der Reise war Höxter. Beim ABC-Abwehrbataillon 7 informierte er sich über die personelle und materielle Einsatzbereitschaft. Aufgrund seiner Spezialisierung ist das Bataillon im Einsatz besonders häufig gefordert. Fähigkeiten wie das Aufspüren von A- und C-Kampfstoffen, Dekontamination und Wasseraufbereitung müssen im Grunde permanent verfügbar sein – und ständig geübt werden. Entsprechend hoch ist die Belastung für die Soldaten. Im Gespräch mit den Soldaten ließ sich Wieker auch erste Erfahrungen mit der EUArbeitszeitrichtlinie schildern und nahm Anregungen der Kameraden mit. Wieker machte auch beim Panzer pionierbataillon 1 in Holzminden Station. Der Verband wird 2016 Soldaten nach Mali, Afghanistan und ins Kosovo entsenden. Weil darüber hinaus Kräfte für die NATO Response Force und andere Eingreiftruppen auf Abruf gehalten Foto: Bundeswehr Generalinspekteur besucht die Truppe und holt Erfahrungen ein. Am Puls der Truppe: General Volker Wieker (l.) spricht mit Soldaten aus Marienberg über aktuelle Herausforderungen. werden, sind rund 40 Prozent des Personals im Einsatz oder in einsatzgleichen Verpflichtungen gebunden. Ähnlich stellt sich die Lage beim Panzergrenadierbataillon 371 in Marienberg dar. Im Gespräch mit Angehörigen des Verbandes aus dem Erzgebirge ging es neben der Arbeitszeitrichtlinie auch um denkbare Anpassungen der Mannschaftslaufbahn. (mat) 15. Februar 2016 ZOOM aktuell 9 Eins mit der Umgebung aktuell stellt die neuen Tarnmuster der Bundeswehr vor. von Stefan Rentzsch Foto: Twardy/RedBw (3) Foto: WIWeB Erding. Multitarndruck und Schneetarndruck – so heißen die neuen Tarnmuster der Bundeswehr. Die Entscheidung zur Einführung fiel im vergangenen Jahr. Nun werden sie sukzessive an die Spezialkräfte und die Gebirgsjägertruppe ausgeliefert. Neuer Schneetarndruck: In diesem Bild hat sich tatsächlich ein Soldat versteckt. Braucht man heutzutage noch Tarnung? Dietel sieht seine Aufgabe darin, eine „Arbeitsschutzbekleidung für Soldaten“ zu entwerfen. Doch ist eine aufwendig getarnte Kleidung überhaupt nötig? „Ja, gerade heutzutage“, ist der Textilchemiker überzeugt. „In den 90er Jahren, als elektronische Hilfsmittel immer leistungsfähiger wurden, galten Tarnmuster zunehmend als nutzlos. Doch die Bedrohungslagen haben sich verändert.“ Soldaten seien heutzutage immer mehr mit asymmetrischen Gefahren konfrontiert. „Milizen, Aufständige, irreguläre Truppen: Das Wissen über solche Gegner und ihre technischen Möglichkeiten ist begrenzt. Vielleicht werden sie mit hochmoderner Technik ausgestattet. Oder es hat doch nur für Ferngläser aus dem Internet gereicht. Dann nützt ein Tarnmuster“, betont Dietel. Foto: Twardy/RedBw Foto: WIWeB Flecken in Dunkelgrün, Hellgrün und Braun. Dazu Beige und Grau auf größeren Flächen und ein paar helle Tupfer: So sieht er aus, der neue Multitarndruck. Entwickelt hat ihn Alexander Dietel. Der Beamte ist Textilchemiker am Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk- und Betriebsstoffe (WIWeB) im bayrischen Erding. Zur Seite standen ihm dabei einige Kollegen des WIWeB. „Drei Jahre lang haben wir hier in Erding an verschiedenen Entwürfen gearbeitet und Prototypen hergestellt“, sagt der 47-Jährige. Über die Praxistauglichkeit entschieden Feldversuche am Technologiestützpunkt Tarnen und Täuschen im brandenburgischen Storkow und in Afghanistan. Durchgesetzt hat sich am Ende die Komposition aus sechs Farben. „In Sachen Helligkeit liegt der Multitarndruck zwischen dem derzeit genutzten Dreifarbentarndruck für die Wüste und dem normalen Fünffarbentarndruck“, sagt Dietel. Ausschlaggebend für das Design ist die Einsatzorientierung der Bundeswehr. „Mit dem Muster erhält man eine sehr gute Tarnwirkung in Regionen mit geringem bis mäßigem Grünanteil“, so Dietel. Subjektiv wirke der Tarndruck in dunkler Umgebung dunkler und in heller Umgebung heller. „Das erreichen wir durch die großflächigen Beige- und Grauanteile“, erklärt der Textilchemiker. Er weist jedoch darauf hin, dass sich das Tarnmuster nicht für vorrangig grünes Gelände wie in Mitteleuropa oder tropische Gebiete eigne. „Es gibt nicht den Allround-Tarndruck. Man muss immer Kompromisse eingehen.“ Neben der höheren Tarnwirksamkeit in den allermeisten Einsatzgebieten wartet der Multitarndruck auch mit sehr guten Werten im sogenannten nahen Infrarotbereich auf. Diesen Wellenlängenbereich, der zwischen dem sichtbaren Licht und der Wärmestrahlung liegt, nutzen Nachtsichtgeräte und Restlichtverstärker. Soldaten sind auch mit dem neuen Tarnmuster gegen diese Technologien hervorragend geschützt. Weiterhin keine Tarnung gibt es jedoch für Körperwärme, die von Wärmebildkameras eingefangen wird. „Dafür gibt es derzeit weltweit kein praktikables Konzept“, weiß Dietel. Er weist zudem darauf hin, dass der Multitarndruck auf alle Stoffe und Gewebe, die die Bundeswehr nutzt, übertragbar sei. So bestehe die Möglichkeit, den neuen Kampfbekleidungssatz Streitkräfte damit auszustatten, der seit Ende 2015 an die Truppe ausgeliefert wird. Auch Ausrüstungsgegenstände wie Rucksäcke oder Taschen könnten den neuen Tarndruck erhalten. Bis auf Weiteres soll er jedoch nur an Spezialkräfte ausgeliefert werden. Optisch auffälliger sind die Veränderungen beim neuen Schneetarnmuster. Auch hier nutzen die Entwickler nun die für die Bundeswehr charakteristischen „runden Flecken“. Die bisherige Version enthält noch einige größere ausgefranste grüne Flecken auf weißem Grund. „Das Weiß des neuen Schneetarns ist deutlich heller als zuvor und nimmt weiterhin die größte Fläche ein“, erklärt Dietel. „Hinzu kommen dunkelgrüne und graue Flecken, die die Kleidung an vereinzelte Felsen und grüne Vegetation anpassen.“ Das Muster leitet sich vom bewährten Dreifarbentarndruck für Wüstengebiete ab. Die Tarnwirkung bei Tageslicht ist laut Dietel nicht viel höher als bei der Vorgängerversion. „Doch wir haben hier große Verbesserungen im nahen Infrarotbereich erreicht“, bilanziert der Experte. Das neue Muster ging einher mit der Entwicklung des neuen „Schneetarnanzugs beweglicher Einsatz“. „Im Gegensatz zur Vorgängerkleidung, die aus Baumwolle besteht, nutzen wir hier ein sogenanntes Funktionslaminat. Das saugt sich nicht mit Wasser voll, wird dadurch nicht schwerer und gefriert auch nicht über Nacht“, beschreibt Dietel die Vorteile. Im Prinzip handele es sich um eine für ALT militärische Zwecke ausgelegte moderne Snowboardbekleidung. Der neue Tarndruck unterstreiche die zeitgemäße Optik des Anzugs. Der „Schneetarnanzug beweglicher Einsatz“ wird derzeit an die Gebirgsjäger in Bad Reichenhall ausgeliefert. Nach und nach soll die gesamte Gebirgsjägertruppe der Bundeswehr damit ausNEU gestattet werden. Foto: Twardy/RedBw Im Vergleich: Dreifarbentarndruck für die Wüste (links), der neue Multitarndruck (Mitte) und Fünffarbentarndruck (rechts). Die Bundeswehr nutzt alle drei. Eine besonders kreative Form der Tarnung führte die britische Marine im Ersten Weltkrieg ein. Aufgeschreckt durch erfolgreiche deutsche U-Boot-Angriffe versah sie bis 1918 etwa 4400 Schiffe mit kontrastreichen Farben und komplexen Foto: dpa/pa „Dazzle-Tarnung“ Der unkonventionelle Anstrich beruht auf einem Vorschlag des englischen Künstlers Norman Wilkinson. Die Wirksamkeit der Tarnung war jedoch schon damals umstritten. Mit zunehmendem Einsatz des Radars ab dem Zweiten Weltkrieg verlor die „Dazzle-Tarnung“ ihre Bedeutung, da sie nur auf rein optischer Ebene wirkt. aktuell Kombinierer Eric Frenzel knackt Rekord Trondheim. Oberfeldwebel Eric Frenzel hat mit seinem 29. Weltcup-Sieg einen weiteren Meilenstein erreicht. Der Nordische Kombinierer gewann am vergangenen Mittwoch in Trondheim klar vor dem Japaner Akito Watabe und knackte den deutschen Rekord des viermaligen Weltmeisters Ronny Ackermann. Der feierte von 1999 bis 2008 insgesamt 28 Weltcupsiege. In der „ewigen Rangliste“ liegt nun nur noch der Finne Hannu Manninen mit 48 Siegen vor Frenzel. Ackermann, inzwischen Frenzels Coach, freute sich über seinen Nachfolger: „Das finde ich natürlich gut, schließlich bin ich sein Trainer. Ich habe das gehofft. Das war immer eine hohe Motivation für ihn“, sagte der 38-Jährige. Bereits am Vortag lief Frenzel nach einer starken Aufholjagd hinter dem Norweger Jörgen Graabak auf den zweiten Platz. Damit baute der Sachse auch im Gesamtweltcup seinen Vorsprung auf Watabe auf komfortable 97 Punkte aus. (sid/sr) Biathleten feiern Erfolg mit Mixed-Staffel Canmore. Die deutschen Biathleten haben beim Weltcup im kanadischen Canmore ihren ersten Saisonsieg mit der Mixed-Staffel gefeiert. Das Quartett des Deutschen Skiverbandes mit Oberfeldwebel Franziska Hildebrand, Franziska Preuß, Arnd Peiffer und Simon Schempp setzte sich mit über einer Minute Vorsprung deutlich vor Italien durch. Den dritten Platz nach zwei mal sechs und zwei mal siebeneinhalb Kilometern errang die norwegische Staffel. (sid) SPORT 15. Februar 2016 Alles für die Kufen Olympiasieger Oberstabsfeldwebel Christoph Langen trainiert die deutschen Bob-Piloten. von Dietmar Kramer Innsbruck. Christoph Langen ist ein zielstrebiger Mensch. Die seit dem vergangenen Wochenende laufende Bob-Weltmeisterschaft in Innsbruck hat für den Chefbundestrainer trotz aller Bedeutung eher den Charakter einer Durchgangsstation. Der für seine Aufgaben an den Eisrinnen der Welt vom Dienst freigestellte Oberstabsfeldwebel denkt bereits weit über den Saisonhöhepunkt hinaus. „Olympia ist natürlich schon jetzt immer im Hinterkopf. Das ist auch das Einzige, was zählt“, so Langen kurz vor der WM. „Ohne eine Medaille 2018 in Pyeongchang ist unsere Arbeit der vergangenen Jahre wertlos. Dann fragt auch keiner mehr nach Titeln, die wir vorher gewonnen haben.“ Rücktrittsforderungen nach Olympia-Schmach Langen weiß nur zu gut, wovon er spricht. Nicht wenige forderten nach dem historischen Olympia-Debakel der deutschen Piloten bei den Winterspielen vor zwei Jahren in Sotschi die Ablösung des Coaches. Erstmals seit 50 Jahren waren die deutschen Schlitten in Russland in allen Olympia-Konkurrenzen ohne Podestplatz geblieben. Der 53-Jährige setzte sich mit seiner Analyse für die Ursachen aller- dings gegen seine Kritiker durch und arbeitet seitdem praktisch ausschließlich auf die Wiedergutmachung in Südkorea hin. Das Knowhow bringt Langen, der vor seiner Berufung zum Cheftrainer 2010 die Sportfördergruppe in Bischofswiesen leitete, wie kaum ein anderer mit . Auch dank seine r technischen Kenntniss e und Fertigkeiten avancierte der gebürtige Kölner durch zwei Olympiasiege sowie jeweils sieben Weltmeister- und Europameistertitel zu einem der erfolgreichsten Bobpiloten überhaupt. Und durch seine Erfahrung aus 20 Jah- ren als Aktiver kann Langen in Detailfragen auch kaum jemand etwas vormachen. „Wir haben“, konstatiert der Routinier, „besonders in den Bereichen Athletik und Material gegenüber den führenden Amerikanern noch einigen Nachholdarf.“ Die Justierung einiger Stellschrauben hat nach Sotschi inzwischen wieder Hoffnung bei Langen und seinen Crews aufkommen lassen. Bei der WM 2015 in Winterberg meldeten sich die deutschen Schlitten in den drei olympischen Konkurrenzen mit beiden Titeln bei den Männern und insgesamt sechs von neun möglichen Medaillen in der Welts p i t z e zurück. F ü r Innsbruck w i l l Lang e n diese Foto (2): dpa/pa 10 Christoph Langen (vorne) mit Anschieber Markus Zimmermann bei seiner olympischen Goldfahrt im Jahr 2002 in Salt Lake City. überragende Bilanz jedoch nicht als Maßstab gelten lassen: „Das war eine Heimweltmeisterschaft. Wir kannten die Bahn sehr gut. Das ist in Innsbruck anders. Die WM soll eine Standortbestimmung auf dem Weg zu Olympia sein. Unser Ziel ist natürlich auch Erfolg, aber das Wichtigste ist zunächst, dass wir unsere beste Leistung zeigen und unser Material optimal einstellen können.“ Ein wenig aber lässt der gelernte Kfz-Mechaniker, dessen Dienstzeit im kommenden Sommer nach Erreichen der Altersgrenze von 54 Jahren enden wird, aber doch Ambitionen auf mehr durchblicken: „Unsere Saison ist bisher ganz gut verlaufen. Deswegen können wir für die WM zuversichtlich sein.“ Bobsport als Lebensphilosophie Doch unabhängig von Erfolg oder Misserfolg: Langen wird sein Team weiter mit Akribie auf Kurs Pyeongchang halten – und dafür bis zum Saisonschluss Ende März weiter täglich bis zu 13 Stunden am Eiskanal oder über Organisationsplänen verbringen: „Bobsport ist auch eine Lebenseinstellung“, sagt er. „Aber von einer 40-Stunden-Woche kann man nur träumen.“ Seine Passion, gestand Langen schon einmal, entschädigt ihn jedoch mehr als genug für die entgangene Freizeit: „Beim Bob geht es durch Athletik und Power richtig ab. Jeder, der das einmal ausprobiert hat, kann nicht mehr loslassen. Das ist wie eine Droge.“ Traum von Rio für Florettfechter geplatzt Bonn. Das Fecht-Wunder ist ausgeblieben, der Olympia-Traum beendet: Das deutsche Herrenflorett-Team um den viermaligen Einzelweltmeister Stabsunteroffizier (FA) Peter Joppich ist vier Jahre nach der Bronzemedaille von London bei den Sommerspielen in Rio nur Zuschauer. Das Quartett, dem auch Oberfeldwebel Sebastian Bachmann, Stabsunteroffizier (FA) André Sanità und Benjamin Kleibrink angehören, verlor beim letzten Qualifikationsturnier in Bonn im Viertelfinale gegen den Europameister und Weltranglistenersten Frankreich mit 41:45. Es ist das erste Mal seit 1956, dass ein deutsches Herrenflorett-Team nicht bei Olympia startet. Foto: imago Die deutsche Mannschaft scheitert beim letzten Qualifikationsturnier in Bonn an Frankreich. Aus für das Team: Nur noch Peter Joppich (rechts) hat im Einzel die Chance auf eine Olympia-Teilnahme in Rio de Janeiro. Schon im Vorfeld des traditionsreichen Weltcups „Löwe von Bonn“ standen die Chancen der Deutschen schlecht: Mindestens Platz zwei hätte das Team benötigt. Dennoch starteten sie gut und besiegten den direkten Konkurrenten Großbritannien im Achtelfinale trotz Rückstandes noch mit 41:40. Gegen die star- ken Franzosen fanden sie jedoch kein Mittel. „Es wäre ein Traum gewesen. Wir hätten schon ein kleines Wunder gebraucht“, sagte Bundestrainer Ulrich Schreck. „Die Jungs haben alles gegeben, aber realistisch gesehen war es einfach nicht drin.“ Ihre Chancen auf Olympia vergaben die Fechter allerdings nicht in Bonn. Während ihr größter Konkurrent Großbritannien zuletzt in den wichtigen direkten Duellen häufig die Oberhand behielt und konstant punktete, mussten die Deutschen immer wieder Rückschläge hinnehmen. Besonders bitter war das frühe Aus bei der WM 2015 in Moskau. Nach 26:22-Führung verlor die deutsche Mannschaft beim wich- tigsten Qualifikationsturnier gegen die Briten im Achtelfinale noch mit 28:29 – Punkte, die am Ende schmerzlich fehlten. Damit kann das deutsche Florett-Team auch die große Tradition bei Olympischen Spielen nicht fortsetzen. Bisher gab es zweimal Olympia-Gold, zweimal Silber und viermal Bronze. Bei den Frauen kann immerhin Stabsunteroffizier (FA) Carolin Golubytskyi fest mit der Teilnahme bei den Olympischen Spielen planen. Die 30-jährige Sportsoldatin erreichte beim Weltcup in Algier mit Rang Acht zum zweiten Mal in dieser Saison eine Finalrundenplatzierung und hat nun alle Chancen, in Rio an den Start zu gehen. (sid) 15. Februar 2016 SOZIALES / PERSONAL aktuell 11 Von der Anwältin zum Major Laura Lazarus erfüllt sich einen Traum: Die Juristin hat sich für eine Karriere bei der Bundeswehr entschieden. von Tobias Kliesing Eignungstest bestanden Im zivilen Berufsleben war Laura Lazarus bereits erfolgreich als Anwältin tätig. „Die Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber irgendwie hat mir immer etwas gefehlt“, sagt sie. Als Tochter eines ehema ligen Oberstabsfeld webels hat sie schon in ihren Kindheitstagen das militärische Leben kennen gelernt. Vor allem Werte wie Kameradschaft und Loyalität lernte sie so zu schätzen. Major Lazarus hat zunächst an einem mehrtägigen Test teilgenommen. Neben körper lichen, gesundheitlichen und kognitiven Fähigkeiten sind dabei auch ihre persönlichen Kompetenzen geprüft wor den. Mit Abitur, zwei Staats examen und dem bestandenem Auswahlverfahren erfüllte sie die Voraussetzungen für eine Ein stellung in der Bundeswehr. Ihre Berufserfahrung kam ihr dabei zu Gute. Die junge Frau ist jetzt Stab soffizier mit der Befähigung zum Richteramt. Ihre Aufgabe wird es künftig sein, bei Militärisch laufen lernen Anfang Mai endet die vier monatige Probezeit. Danach wird sie im Juli die allgemeine Grundausbildung absolvieren, bevor im weiteren Verlauf ihrer Karriere Lehrgänge für Offiziere folgen werden. „Ich muss ja schließlich auch mili tärisch laufen lernen“, sagt die junge Frau. „Mein größter Wunsch ist aber, in ein paar Jah ren Berufssoldatin zu werden.“ Doch zunächst muss sie sich bei der Eignungsübung bewähren, damit sie erst einmal Zeitsolda tin werden kann. „Um meinen Traum zu verwirklichen, muss ich die folgenden Herausforde rungen in meinen verschiedenen Verwendungen als Offizier erfolg reich bestehen.“, fügt sie hinzu. Wie leicht ist der Quereinstieg? Der Dienst in der Bundeswehr steht grundsätzlich allen Deutschen im Sinne des Artikel 116 Grundgesetz offen. Für Quereinsteiger in die Offizierslaufbahn gibt es keine gesetzliche Altersgrenze, jedoch sollte der Bewerber das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Seiteneinsteiger mit einem akademischen Abschluss werden direkt mit einem höheren Dienstgrad eingestellt. Voraussetzungen für einen Seiteneinstieg gemäß der Soldatenlaufbahnverordnung: • einen Bachelor- oder einen gleichwertigen Hochschulabschluss in der für die Verwendung erforderlichen Fachrichtung • die Verpflichtung zum Dienst für mindestens drei Jahre • die Eignungsübung erfolgreich absolvieren Foto: Kliesing/Bundeswehr Köln. Eigentlich könnte Laura Lazarus mit ihren Quali fikationen als Anwältin oder Staatsanwältin arbeiten. Sie hat sich im vergangenen Jahr aber anders entschieden und möchte nun Offizier werden. Als sogenannte Eignungs übende hat sie im Januar ihren Dienst beim Bundes amt für Personalmanage ment der Bundeswehr angetreten und befindet sich momentan in ihrer Probezeit. Die 34jäh rige Volljuristin hat auf grund ihrer Qualifika tionen zunächst den Dienstgrad „Major“ verliehen bekommen. Für die Dauer von vier Monaten übt sie beim Justiziariat, der für die Personalführung der Offiziere zuständigen Abteilung in der Kölner MudraKaserne. Interesse? Ausführliche Informationen gibt es hier: http://www.bundeswehrkarriere.de/ „Härter, als viele meinen“ Oberstabsgefreiter Christoph Schiller ist Ansprechpartner für Angehörige von Soldaten im Einsatz. Was ist Ihr höchstes Gut? Meine Familie. Welche lebende Person bewundern Sie am meisten? Meine Eltern. Was treibt Sie an? Der Wunsch, im Leben etwas zu erreichen. Foto: Hecker/Bundeswehr Seedorf. Das Bäckerhandwerk hat er gelernt. Und zu einem Stück Kuchen „Nein“ zu sagen, das fällt ihm immer noch schwer. Doch nach seiner Ausbildung wollte Christoph Schiller mehr gestalten, als nur Teig und Teil chen. Deshalb entschied er sich für die Bundeswehr. Bereut hat er das bis heute nicht. Inzwischen ist der 25jährige Oberstabsgefreite die rechte Hand des Leiters der Familien betreuungsstelle (FBSt) des Fallschirmjägerregiments 31 in Seedorf. Einen besseren Dienst posten kann er sich nicht vorstel len: „Mit unserer Arbeit bewegen wir etwas.“ Viele Kameraden beneiden ihn um diesen Dienst posten, gibt Schiller zu: „Aber sie blicken nicht hinter die Kulissen. Die Arbeit ist psychisch härter, als viele meinen.“ Schließlich sei eine FBSt nicht für Material zuständig, sondern für Menschen mit ihren ganz persönlichen Sor gen: „Aus diesem Grund wer den wir extra auf einem Lehr gang geschult.“ Wissen ist die eine Sache, Empathie die andere. „Beides braucht man hier“, weiß der Oberstabsgefreite aus Erfah rung. Vor allem jetzt, wenn er als Kraftfahrer eingesetzt wird, um den Truppenpsychologen des Verbandes zu den lokalen Flücht lingsunterkünften zu fahren. „Er betreut dort die Soldaten, die beim Aufbau der Einrichtungen eingesetzt sind“, sagt Schiller. Dies sei eine neue Form des Ein satzes, findet der Fallschirmjäger. Die Kameraden sind zwar nicht im Ausland, trotzdem werden sie tagtäglich mit den schrecklichen Folgen eines Krieges konfron tiert: „Das ist wie ein Spagat zwi schen den Welten und etwas, das man nach Dienstschluss mit nach Hause nimmt.“ (cos) Was können Sie besonders gut kochen? Hackbraten mit Knödel und Rotkohl. Was können Sie überhaupt nicht leiden? Unwahrheiten und Achtlosigkeit. Wie lautet Ihr Lebensmotto? „Niemals aufgeben!“ Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit? Soldaten im Einsatz. Was ist Ihre Lieblingstugend? Keine Besondere. Höchstens der Wunsch, anderen Menschen zu helfen. Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie zu häufig? „Wann, wenn nicht jetzt?“ aktuell Die Suche nach dem perfekten Partner Ratgeber. „Generation Beziehungsunfähig“ ist eine Sammlung von Kurzgeschichten. Sie handeln vom Leben in der Großstadt: von Dating-Apps, Singles und den eigenen Erwartungen an den Beruf und sich selbst. Mit Themen wie „Illusion perfekte Liebe“, „Berufung Beruf“ und „Dreißig ist das neue Zwanzig“ zeichnet Michael Nast ein Bild von einer Generation, die dem Anschein nach in allen Lebenslagen nach Sinn und Perfektion strebt. In 39 Geschichten erzählt Nast häufig von Gesprächen mit Freunden, meist bei einem Milchkaffee. Die Erzählungen haben Wiedererkennungswert und bieten Stoff zur Selbstreflektion. Den Text „Generation Beziehungsunfähig“ veröffentlichte Nast zuerst in einem Blog. Die Reaktionen waren überwältigend: eine Million Leser in nur einer Woche. (pah) Michael Nast, „Generation Beziehungsunfähig“, Edel, 240 Seiten, ISBN: 978-3-8419-0406-5, 14,95 Euro aktuell verlost zwei Bücher. Einfach eine Email mit „Nast“ senden an: [email protected] 016 06/2 VERMISCHTES 15. Februar 2016 Ein göttlicher Vulkan Maria Callas war begnadete Sängerin, furiose Darstellerin und gefürchtete Furie. von Andreas Müller Blu-Ray. Die Popkultur kennt einige Diven, doch wohl keine wie Maria Callas. Die berühmtberüchtigte Opernsängerin führte ein glamouröses Leben mit tragischen Zügen und ließ ihr Umfeld vor ihrem Temperament erzittern. Noch immer wird La Diva verehrt – zu Recht. Maria Kalogeropoulou wird am 2. Dezember 1923 als Kind griechischer Einwanderer in New York geboren. Der Vater ändert den Namen später in Callas. Eigentlich noch nicht alt genug beginnt sie 1938 die Gesangsausbildung am Konservatorium in Athen. Mit 17 Jahren erhält sie dort ihr erstes Engagement und kehrt 1945 nach New York zurück. Nach Auftritten dies- und jenseits des Atlantiks gelingt ihr 1949 der Durchbruch; im April desselben Jahres heiratet sie den italienischen Unternehmer Giovanni Battista Meneghini. Die Callas brilliert als „Norma“ und „Tosca“. Ab 1952 ist sie bei EMI unter Vertrag und beginnt eine beachtliche Aufnahmetätigkeit. Zwei Jahre darauf nimmt sie 30 Kilogramm ab und avanciert endgültig zur schillernden Diva. Ab 1959 reduziert sie die Engagements, Foto: dpa/pa 12 Maria Callas: La Divina, die Göttliche nannten sie ihre Fans. beendet ihre Ehe und kommt mit dem griechischen Reeder Aristoteles Onassis zusammen. Zugleich vernachlässigt die Callas ihre Stimme. Versuche, an alte Form und Triumphe anzuknüpfen, misslingen dem Sopran in den 60ern. Als Onassis 1968 die Witwe Jackie Kennedy ehelicht, ist Maria am Boden zerstört. Anfang der 70er gibt die Callas Meisterkurse in New York und versucht ein erneutes Comeback, das künstlerisch scheitert. Am 11. November 1974 tritt sie ein letztes Mal auf. Im Folgejahr zieht sie sich nach Paris zurück. Sie stirbt einsam in ihrer Wohnung am 16. September 1977. Mit ihrer einzigartigen Stimme fasziniert sie noch heute. Nun hat Warner Classics den Callas- Kosmos mit drei Konzert-BluRays erneut erweitert. War die Diva bislang weitgehend dem Ohr vorbehalten – viele Filmaufnahmen gibt es nicht –, erschließt sich die Intensität der Sängerin endlich auch dem Auge. Die Konzerte (1958 bis 64) bündeln einen Auftritt in Paris sowie je zwei in Hamburg und London. Der Pariser Mitschnitt atmet den Charme früher Schwarzweiß-Fernsehproduktionen und was an optischer Güte altersbedingt etwas „wackelt“, gleicht sauberer Klang aus. Es ist der erste Auftritt der Callas an der Seine. Die Hamburger Konzerte sind vielfältigere, konzertante Soloabende. In London sind es ein Solo- und ein Ensemblekonzert mit Verdis „Don Carlo“, Bizets „Carmen“ und „Tosca“. Eindrucksvoll ist das Verhältnis zu ihrem Publikum – da tosen der Göttlichen verdiente Begeisterungsstürme entgegen. Die drei Blu-Rays bieten ein fulminantes Callas-Erlebnis. Die Geschmeidigkeit ihrer silbrigen Stimme wie ihr schauspielerischer Ausdruck sind bemerkenswert. Diese zierliche Frau ist nur auf den ersten Blick unscheinbar, denn wenn der Vulkan zu brodeln beginnt, weiß jeder Anwesende, dass ihn Aufsehenerregendes erwartet. Callas, Maria: „Toujour – Paris 1958“, „In Concert – Hamburg 1959 & 1962“ und „Covent Garden – London 1962 & 1964“, je eine Blu-Ray, Warner Classics aktuell verlost je eine Blu-Ray. Einfach eine Email mit dem Stichwort „Callas“ senden an: [email protected]. Fehlerteufel Sudoku. In der Ausgabe 5/2016 ist uns ein Fehler unterlaufen. Dafür bitten wir um Entschuldigung. Die Korrekte Lösung lautet: 8347 SUDOKU Vi el G Senden Sie die vier Lösungszahlen, lück die sich aus den farbigen Feldern ! ergeben, per E-Mail mit dem Betreff “Sudoku 06/2016” und Ihrer Postanschrift an: [email protected] Einsendeschluss: Sonntag dieser Woche Der Gewinn: APC Mobile Power Pack 10 000 mAh Lösung der Ausgabe 04/2016: 7 7 1 6 Gewonnen hat: Michael Felser Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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