aktuell Nr. 6 vom 15.02.2016. 15.02.2016

D 8512
52. Jahrgang
Nr. 6
Montag, 15. Februar 2016
NACHRICHTEN
POLITIK
Sicherheitskonferenz
Auf der Münchner Sicherheitskonferenz stehen die weltpolitischen Brennpunkte auf dem Programm.
Seite 3
ZOOM
Der neue Tarndruck
Multitarndruck und Schneetarndruck heißen die neuen
Tarnmuster der Bundeswehr. Ein
Blick hinter die Kulissen. Seite 9
SPORT
Trainieren für Olympia
Der Olympiasieger Oberstabsfeldwebel Christoph Langen trainiert die deutschen Bob-Piloten.
Ein Portrait.
Seite 10
VIDEO DER WOCHE:
Die Chefredakteurin der Redaktion der Bundeswehr, Andrea
Zückert, im Interview mit dem
US-Botschafter John B. Emerson
über die wichtigsten sicherheitspolitischen Herausforderungen in
den kommenden Jahren.
Aufgebockt
Das Interview deutschund englischsprachig
unter: www.bmvg.de
Die Fregatte „Lübeck“ wird nach 59 404 Seemeilen
BW CLASSIX: Wenn
ABC-Kampfstoffe eingesetzt werden, sind die ABC-Abwehrkräfte
der Bundeswehr die Spezialisten,
um schnell und wirkungsvoll zu
helfen. Ein Rückblick im Video.
– das entspricht mehr als zwei Erdumrundungen –
Foto: Wilke/RedBw
in Wilhelmshaven instand gesetzt. Seite 6/7
Der Beitrag „ABC Retten und Bergen“ unter
www.youtube.com/­
bundeswehr.
[email protected]
2
aktuell
INTERN
15. Februar 2016
Foto: Matthias Balk/dpa
BILD DER WOCHE
Blumen und Kerzen vor dem Rathaus in Bad Aibling: Am vergangenen Dienstag sind zwei Nahverkehrszüge auf der Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim frontal
kollidiert. Elf Menschen starben bei dem Unglück, 80 wurden verletzt. Bei den Rettungsmaßnahmen unterstützte die Bundeswehr mit den Hubschraubern „Bell“ UH-1D.
IMPRESSUM
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ISSN: 1618-9086
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ZITAT
EDITORIAL
„Mein Mitgefühl gilt vor allem den Familien
der Menschen, die dabei ihr Leben verloren
haben.“
Tarnung ist ein wesentliches militärisches Mittel. Für Soldaten
erfüllt das Tarnmuster mehrere
Zwecke. In erster Linie trägt es
zum persönlichen Schutz bei:
Eine Uniform mit Tarnmuster
könnte man als Arbeitsschutzkleidung für Soldaten bezeichnen. Darüber hinaus dient es der
Identifikation. Fast jede Armee
hat ihre eigene Tarnphilosophie.
Insider können charakteristische
Muster und Farben sofort dem
jeweiligen Land zuordnen.
Tarnung ist zudem eine sehr
persönliche, fast schon intime
Sache. Schließlich verbringen
Soldaten einen großen Teil ihres
Lebens in Uniform und tragen
ihr Tarnmuster direkt am Körper. Das gilt auch für die meisten
Soldaten der Bundeswehr. Fünffarbentarndruck, Dreifarbentarndruck für die Wüste und Wintertarndruck sind bei der Truppe
beliebt. Aus gutem Grund: Ihre
Tarnwirkung in den für sie vorgesehenen Regionen ist beachtlich.
Doch Stillstand bedeutet auch
bei der Bundeswehr Rückschritt.
Die Einsatzorientierung erfordert
in Sachen Tarnung ein Weiterdenken. Ergebnis dieses Prozesses sind zwei neue Tarnmuster:
Multitarndruck und Schneetarndruck. Beide wurden im Wehrwissenschaftlichen Institut für
Bundeskanzlerin Angela Merkel über das Zugunglück in Bad
Aibling am vergangenen Dienstag.
KALENDERBLATT
Vor 5 Jahren: Am 17. Februar 2011 besiegt der von IBM entwickelte
Supercomputer „Watson“ zwei Menschen bei der Quizshow „Jeopardy“. Dabei besteht die Herausforderung nicht nur darin, dass der
Computer die Frage richtig versteht, sondern auch, dass er Sprichwörter oder auch ironisch gemeinte Aussagen erkennen muss.
Vor 30 Jahren: Am 19. Februar 1986 erreicht das erste Basismodul
der sowjetischen Raumstation „Mir“ erfolgreich das All. Das Modul
verfügt über mehrere Kopplungsstutzen an denen Transportraumschiffe
und Ausbaumodule andocken können. Das Konzept des modularen
Aufbaus findet sich auch in der später entwickelten Internationalen
Raumstation (ISS) wieder.
Vor 70 Jahren: Am 20. Februar 1946 sterben durch eine Explosion
mehr als 400 Menschen im Steinkohlebergwerk „Zeche Grimberg
3/4“. Insgesamt überleben 64 Menschen das schlimmste Grubenunglück in der deutschen Geschichte. Die Druckwelle in dem
930 Meter tiefen Schacht war so stark, dass sie auch noch an der
Oberfläche Arbeiter in den Tod riss.
Vor 90 Jahren: Am 20. Februar 1926 findet in Berlin die erste Grüne
Woche statt. Die Idee dahinter: Die traditionelle Wintertagung der
Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Berlin mit einer landwirtschaftlichen Ausstellung zu verbinden. Heute ist die Grüne Woche
mit mehr als 400 000 Besuchern die wichtigste Messe für Agrarwirtschaft, Ernährungswirtschaft und Gartenbau.
(eb)
Werk- und Betriebsstoffe in
Erding entwickelt. Was sie können und wozu man Tarnung heutzutage überhaupt noch braucht,
erfahren Sie auf Seite 9.
Apropos Seite 9. Dem aufmerksamen Leser wird es nicht
entgangen sein: Seit Jahresbeginn präsentieren wir dort unter
der neuen Überschrift „Zoom“
jeweils ein spannendes Thema
aus Geschichte und Technik.
Dabei geht es um neue Technologien und Waffensysteme der
Bundeswehr ebenso wie um historische Ereignisse oder Entwicklungen, die sich bis in die heutige
Zeit auswirken. Die Redaktion
der aktuell hofft, Ihnen damit ein
weiteres attraktives Leseangebot
zur Verfügung zu stellen.
Stefan Rentzsch
Ressort Technik
15. Februar 2016
MINISTERIUM / HINTERGRUND
aktuell
3
Foto: Simon / MSC
Foto: Schmidt/Bundeswehr
Grübel würdigt
Helden des Alltags
Weltpolitische Bühne: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen eröffnet mit ihrer Rede die 52. Münchner Sicherheitskonferenz.
„Starthilfe für die Zukunft“
Die Ministerin präsentiert zum Auftakt der 52. Münchner Sicherheitskonferenz Hilfsangebot.
von Jan Marberg
München. Die Bundeswehr
will syrische Flüchtlinge in zivi­
len Berufen ausbilden. Das kün­
digte ­Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen in ihrer Eröff­
nungsrede auf der 52. Münchner
Sicherheitskonferenz
­
an.
Das Angebot sei eine Hilfe
zur Selbsthilfe für die Zeit nach
dem Bürgerkrieg: „Es wird für
den Wiederaufbau nicht nur neue
Steine brauchen, sondern vor
allem Menschen mit Zuversicht,
und vielfältigen Fähigkeiten,“ so
von der Leyen.
Sie erinnerte in diesem
Zusammenhang daran, dass die
Bundeswehr mit rund 100
Ausbildungsberufen einer der
­größten „Ausbildungsbetriebe“
in Deutschland sei. Langfristig
stellte die Verteidigungsminis­
terin deutsche Unterstützung bei
der Ausbildung der syrischen
Polizei und des Militärs in Aus­
sicht – „wenn es eine anerkannte
neue syrische Regierung gibt“.
Zuvor hatte von der Leyen
nachdrücklich betont, dass den
flüchtenden Menschen geholfen
werden müsse: „Das ist unsere
humanitäre Pflicht und geltendes
Recht.“ Gleichzeitig müsse sich
der Zustrom verringern. Alle
Ressourcen seien begrenzt, jede
Kraft sei endlich. „Wir müssen sie
auf die tatsächlichen Schutzbe­
dürftigen konzentrieren“, so die
Ministerin. Darüber hinaus gelte
es, die kriminellen Schleuser­
netzwerke an den EU­Außen­
grenzen zu bekämpfen. In die­
sem Zusammenhang begrüßte
von der Leyen noch einmal den
Beschluss der NATO­Vertei­
digungsminister, die Standing
NATO Maritime Group 2 in die
Ägäis zu entsenden.
Die Münchner Sicherheitskon­
ferenz findet vom 12. bis zum 14.
Februar in der bayerischen Lan­
deshauptstadt statt. An der Tagung
nehmen fast 600 Vertreter aus
Politik, Diplomatie, Militär und
Wirtschaft teil, darunter unter
anderem der russische Minister­
präsident Dimitri Medwedew,
US­Außenminister John Kerry,
sein russischer Amtskollege
Sergej Lawrow und der deutsche
Außenminister ­Frank­Walter
Steinmeier.
Im Mittelpunkt der Tagung ste­
hen der Bürgerkrieg in Syrien und
die Flüchtlingskrise. Erst in der
Nacht vor Beginn der Konferenz
hatten die Mitglieder der Inter­
nationalen Syrien­Unterstützer­
Gruppe, zu denen auch die USA,
Russland, Deutschland, der Iran
und Saudi­Arabien gehören, eine
Feuerpause zwischen den syri­
schen Konfliktparteien verein­
bart, die innerhalb von sieben
Tagen in Kraft treten soll.
Mehr auf www.bmvg.de
NATO soll aufklären und überwachen
Brüssel. „Entscheidend ist, dass
wir jetzt schnell handeln.“ Mit
diesen Worten begrüßte Vertei­
digungsministerin ­Ursula von
der Leyen die Ini tiative von
Deutschland, Griechenland
und der Türkei beim NATO­
Verteidigungsministertreffen
am vergangenen Donnerstag in
Brüssel.
Dort einigten sich die
NATO­Verteidigungsminister
auf eine Mission zur Seeraum­
überwachung in der Ägäis. Darü­
ber hinaus sprachen sie sich
für zusätzliche Maßnahmen
zur kollektiven Sicherheit und
Abschreckung
­
aus.
Foto: Hochholzer/Bundeswehr
Verteidigungsminister handeln im Kampf gegen Schleuser und verstärken Truppen im Osten.
Im Notfall: Die Marine rettet Menschen aus Seenot.
In ihrem Strategischen Konzept
von 2010 hat die NATO den trans­
nationalen und illegalen Handel
mit Waffen, Drogen und Menschen
bereits als eine mögliche Bedro­
hung des Bündnisgebiets bezeich­
net. Der nun beschlossene Einsatz
in der Ägäis zielt auf die Überwa­
chung und Aufklärung der Flücht­
lingsbewegungen und Schlepperak­
tivitäten in den Gewässern zwischen
Griechenland und der Türkei ab.
Deutschland hat sich für eine
entsprechende NATO­Mission
eingesetzt und war an der
notwendigen Einigung zwischen
den betroffenen Ländern über
die Umsetzung beteiligt. Nach
dem Grundsatzbeschluss wird
geprüft, ob die Standing NATO
Maritime Group 2 (SNMG 2)
für die Überwachungsmission
in der Ägäis eingesetzt werden
kann.
(stö)
Mehr Informationen zu
diesem Thema unter:
www.bmvg.de.
Ellwangen. Der Parlamenta­
rische Staatssekretär Markus
Grübel hat am vergangenen Frei­
tag in Ellwangen die Landeserst­
aufnahme­Einrichtung (LEA)
besucht. Dabei informierte er
sich über das Schulprojekt „Stille
Helden des Alltags“. Die dortige
Einrichtung wird von der Bun­
deswehr unterstützt. Gemeinsam
mit dem Standortältesten Oberst­
leutnant Ralf Röttger und den
Schülerinnen eines Plochinger
Gymnasiums, Ann­Kristin Seiter
und Lina Pussert, besichtigte
Grübel die Erstaufnahmestelle.
Das Projekt der Schülerinnen
„Stille Helden des Alltags“ han­
delt von Menschen, die freiwillig
Dienst für die Allgemeinheit tun
und sich so besonders auszeich­
nen. So etwa Gerd Höflacher.
Der 43­Jährige ist Hauptfeld­
webel der Reserve und militäri­
scher Berater des LEA­Leiters,
Berthold Weiß. Bei dieser Gele­
genheit hob Grübel die Leistungs­
bereitschaft der Menschen her­
vor, die in der Flüchtlingshilfe
tätig sind. Wahre Helden defi­
niert er als „Menschen, die sich
kontinuierlich für eine Sache
engagieren“. Davon gebe es in
der Bundeswehr eine Menge, so
der Staatssekretär.
(tss)
Cyber-Abwehr: NATO
und EU kooperieren
Brüssel. Die NATO und die
EU haben bei der Abwehr von
Cyber­Angriffen eine engere
Zusammenarbeit beschlossen.
Beide Seiten unterzeichneten
am vergangenen Mittwoch in
Brüssel eine Vereinbarung, die
einen intensiveren Austausch
technischer Informationen zwi­
schen den Abwehrzentren bei­
der Seiten vorsieht. NATO­
Generalsekretär Jens Stoltenberg
nannte dies einen Schritt, gegen
„hybride Bedrohungen“ vorzu­
gehen. Ziel sei es, die Vorbeu­
gung gegen Cyber­Angriffe, ihr
Aufspüren und ihre Bekämpfung
zu verbessern. Konkret geht es
um die engere Zusammenarbeit
zwischen der NATO Computer
Incident Response Capability
(NCIRC) und dem Computer
Emergency Response Team der
EU (CERT­EU). Seit dem Ukraine­
Konflikt gilt die Cyber­Abwehr
als Teil einer Abwehr hybrider
Kriegsführung. Die NATO hatte
im Dezember vergangenen Jah­
res eine entsprechende Strategie
beschlossen.
(mt)
In Nigeria Anschlag
auf Flüchtlingscamp
Maiduguri. Bei einem Anschlag
in einem Flüchtlingscamp in
Nigeria sind dutzende Menschen
getötet worden. Der doppelte
Selbstmordanschlag wurde am
vergangenen Dienstag im Lager
Dikwa verübt, in dem Menschen
vor der Islamistengruppe Boko
Haram Zuflucht suchen. Dies teilten Rettungskräfte im nordöstlichen Bundesstaat Borno mit.
Demnach sprengten sich zwei
Frauen in die Luft und rissen
mindestens 35 Menschen mit in
den Tod. Fast 80 Menschen wurden verletzt. Der Doppelanschlag
gilt unter Experten als Racheaktion für Armeeangriffe in der
vergangenen Woche auf drei
Dörfer nahe der Stadt Kalabalge
in Borno, die als Hochburgen
von Boko Haram gelten. Dabei
waren dutzende militante Kämpfer
getötet worden.
(bt)
UNO schlägt Alarm
in Krisenregion Darfur
Dafur. Die UNO hat Alarm
wegen der verzweifelten Lage
zehntausender Flüchtlinge in der
westsudanesischen Krisenregion
Darfur geschlagen. Die humanitäre Situation sei „schrecklich“,
den Menschen fehle es „praktisch
an allem“, sagte die UN-Koordinatorin für humanitäre Angelegenheiten, Marta Ruedas, in
der vergangenen Woche. Mitte
Januar waren in der Region
Dschebel Marra heftige Kämpfe
zwischen Regierungstruppen von
Präsident Omar al-Baschir und
Rebellen einer Untergruppe der
Sudanesischen Befreiungsarmee
­
(SLA) ausgebrochen. Dabei
setzte die Armee auch die Luftwaffe und die Artillerie ein. Die
UN-Behörde für die Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha)
erklärte, es seien rund 38 000
Menschen in den Bundesstaat
Nord-Darfur
­
geflohen.
(jpf)
Direkte Verhandlungen
mit Taliban um Frieden
Kabul. Die radikalislamischen
Taliban und die afghanische
Regierung sollen nach den Erwartungen einer internationalen
Koordinierungsgruppe Ende
dieses Monats zu direkten
Friedensverhandlungen
­
zusammentreffen. Am Ende eines „Versöhnungsprozesses“ solle dann
ein Ende der Gewalt und ein
„dauerhafter“ Friede in Afghanistan stehen, erklärten Vertreter
Afghanistans, Pakistans, Chinas
und der USA nach Gesprächen in
Islamabad. Pakistan sprach sich
dafür aus, möglichst viele afghanische Taliban-Gruppen an den
geplanten ­Friedensverhandlungen
zu beteiligen.
(ao/gt)
POLITIK / HINTERGRUND
15. Februar 2016
„Syrien liegt in unserer Hand“
Die Syrien-Kontaktgruppe unternimmt weitere Bemühungen, den Konflikt zu entschärfen.
von Christof Meißner
München. Vor der Münchner
Sicherheitskonferenz haben am
vergangenen Donnerstag Vertreter von 17 Staaten und drei
internationalen Organisationen
in der bayerischen Landeshauptstadt über eine Waffenruhe in
Syrien beraten.
Dabei einigten sich die Teilnehmer auf einen Kompromiss:
Nach fünf Jahren Bürgerkrieg
sollen binnen einer Woche die
Waffen schweigen. Doch USAußenminister John Kerry
dämpfte die Erwartungen: Es
seien nur „Zusagen auf Papier“.
Der Realitätstest komme erst
noch. Auch Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier
wollte nicht von einem Durchbruch sprechen.
Die USA, Russland und wichtige Regionalmächte hatten sich
zuvor auf einen Zeitplan für eine
Feuerpause verständigt. Angriffe
auf die Terrororganisation Islamischer Staat (IS).
Schnellere humanitäre
Hilfe für Syrien
Diplomaten wollen auf eine
vorübergehende „Einstellung
der Feindseligkeiten“ innerhalb
von einer Woche hinarbeiten,
teilte Kerry mit. Zudem solle es
schnellere humanitäre Hilfe für
belagerte Zivilisten in Syrien
geben. Bis zu einer umfassenden Waffenruhe sei aber noch
viel zu tun, mahnte auch Kerry.
Russlands Außenminister
Sergej Lawrow sagte bei einem
Treffen mit seinem US-Kollegen
Kerry, Moskau habe „ziemlich
Foto: imago
aktuell
Krisentreffen: Russlands Außenminister Sergej Lawrow, US-Außenminister John Kerry und der
UN-Sonderbeauftragte für Syrien Staffan de Mistura erläutern ihre Positionen (v.l.).
konkrete Vorschläge“ vorgelegt.
Der Syrien-Kontaktgruppe
gehören neben 17 Staaten die
Vereinten Nationen, die Arabische Liga und die Europäische
Union an. In München hielten
sich neben Kerry, Lawrow und
Steinmeier unter anderen auch
der UN-Sonderbeauftragte für
Syrien, Staffan de Mistura,
und die EU-Außenbeaufragte,
Federica Mogherini, auf.
Die Fronten zwischen der
syrischen Staatsführung, deren
Streitkräfte von Russland mit
Luftangriffen unterstützt werden, und ihren Gegnern sind verhärtet. Insbesondere in der Provinz Aleppo nahm die Gewalt in
den vergangenen Tagen wieder
massiv zu. Friedensgespräche im
schweizerischen
­­
Genf ­wurden
zuletzt auf das Monatsende
vertagt. Russlands Vizeaußenminister Gennadi Gatilow
machte dafür die Gegner von
Syriens Staatschef Baschar
al-Assad verantwortlich.
­
Ministerin warnt vor
doppeltem Spiel
Deutschlands Außenminister
Steinmeier mahnte, es müsse
gelingen, „die Spirale von Gewalt
und Gegengewalt jetzt zu durchbrechen“. ­Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen hatte zuvor
beim NATO-Verteidigungsministertreffen in Brüssel ein
„doppeltes Spiel“ Russlands
kritisiert. Moskau wolle „einer-
seits Vertrauen aufbauen“ und
unterstütze „andererseits Assad
bei den Angriffen gegen die
Zivilbevölkerung“. In München
mahnte am vergangenen Donnerstag die EU-Außenbeauftragte
Federica Mogherini, die Zukunft
Syriens liege „in unseren Händen“.
Syriens wichtigste Oppositionsgruppe, das Hohe Verhandlungskomitee (HNC), forderte
ein Ende der „russischen Aggression gegen das syrische Volk“.
Rasch müssten zudem „humanitäre Fragen“ gelöst werden, sagte
HNC-Sprecher Salim al-Muslat
­ ­
in München. Der syrische
Bürgerkrieg dauert seit fast fünf
Jahren an, mehr als 260 000 Menschen wurden getötet.
Ein Freund der Deutschen
Frankreich hat mit Jean-Marc Ayrault einen neuen Außenminister – früher war er Deutschlehrer.
Paris. Frankreichs Staatschef
François Hollande hat mit einer
Regierungsumbildung Kurs
auf die Präsidentschaftswahlen 2017 genommen und das
Amt des Außenministers neu
besetzt. Der Sozialist ernannte
am vergangenen Donnerstag seinen ­früheren ­Premierminister
Jean-Marc Ayrault zum Nachfolger des scheidenden Chefdiplomaten Laurent Fabius.
Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier
begrüßte am vergangenen Donnerstag die Ernennung des ausgewiesenen Deutschlandkenners
Ayrault zum neuen Außenminister. Er freue sich, dass mit
Ayrault ein „Deutschland sehr
verbundener französischer Politi-
Foto: imago
4
Versierter Deutschlandkenner: Frankreichs neuer Außenminister
Jean-Marc Ayrault. Er ist der Nachfolger von Laurent Fabius.
ker“ Außenminister werde, sagte
Steinmeier in München. „JeanMarc Ayrault, ich rufe dir von
hier aus ein ‚Bienvenue‘ zu und
freue mich auf die gemeinsame
Zusammenarbeit mit dir.“
Ayrault, der als früherer
Deutschlehrer sehr gut Deutsch
spricht, war nach Hollandes Sieg
bei der Präsidentschaftswahl
2012 Premierminister geworden.
Nach der Niederlage der Sozialisten bei den landesweiten Kommunalwahlen im März 2014 und
wegen ausbleibender Erfolge im
Kampf gegen Wirtschaftskrise
und Arbeitslosigkeit musste er
jedoch seinen Hut nehmen.
Ayrault folgt auf Fabius, der
nunmehr Präsident des französischen Verfassungsrats werden soll. Auf einen Wechsel
ins Außenministerium hatte
aber auch Umweltministerin
Ségolène Royal gehofft. Sie
war Präsident Hollandes frühere
Lebenspartnerin. Die 62-jährige
Royal bleibt aber in ihrem bisherigen Ministerium.
(cp/cfm)
15. Februar 2016
EINSATZ / BUNDESWEHR
aktuell
5
Gauck bei deutschen
Soldaten in Mali
MINUSMA: Im Norden Malis errichtet das erste deutsche Kontingent das Camp in Gao.
von Nicole Griebel
Gao. In den ersten Tagen war
fast alles irgendwie neu und doch
für viele der deutschen Soldaten
auch wieder nicht. Neu war ihr
Einsatzgebiet – die Wüste im
Norden Malis. Neu ist für viele
auch, als erste Deutsche vor Ort
zu sein und ein neues Kontingent aufzubauen. Nicht neu sind
für fast alle Soldaten das Leben
und der Alltag im Einsatz, denn
viele von ihnen waren mindestens
einmal zuvor in einem der derzeit
sechzehn Einsatzgebiete der
­Bundeswehr.
Das deutsche Kontingent bei
MINUSMA (Multinationale
Integrierte Stabilisierungmission der Vereinten Nationen in
Mali) wird innerhalb des niederländisch geführten Camp Nestor
aufgebaut.
Duschen geht – aber
nur vier Minuten
„Als Spieß für die Frauen und
Männer des ersten deutschen
Einsatzkontingents bin ich für
das Rundum-Sorglos-Paket
zuständig“, beschreibt Oberstabsfeldwebel Marc-André P.
seine Tätigkeit als Kompaniefeldwebel. Ebenso übernahm er die
Infrastruktur, die in der kommenden Zeit zur Heimat für die
deutschen Soldaten in Gao wird:
Die Wohn- und Arbeitscontainer
sowie die Übergangszelte.
In der Wüste ist das Wasser
kostbar. „Deshalb gibt es hier auch
eine Duschbegrenzung – nicht
mehr als vier Minuten am Tag pro
Soldat“, so der Spieß weiter. Das
wird schnell zu einer Belastung,
wenn die gefühlten Temperaturen
ab Juni Spitzenwerte um die 65
Grad Celsius erreichen – extreme
Herausforderungen für die Soldaten und ihr Material.
Hämmern und
Schrauben im Akkord
Foto: Griebel/Bundeswehr (3)
Schon eingetroffen: Geschützte Fahrzeuge des Typs „Dingo“.
Schweißtreibend: Die ersten 13 Paletten Material werden entladen.
Wenn es in Gao innerhalb
weniger Minuten nach strahlendem Sonnenschein pechschwarze
Nacht wird, merken die Soldaten
der Instandsetzung, was sie über
den Tag geleistet haben. Vom
Aufbau der Zelte bis hin zum Bau
von sogenannten Entladekisten
für die Waffen – alles haben die
Soldaten in Handarbeit in den
vergangenen Tagen erledigt.
Jedes einzelne Brett wurde auf
Maß gesägt, unzählige Nägel
wurden eingeschlagen. Aber
wenn ein Werkzeug mal nicht
griffbereit war oder eine Kiste an
ihren endgültigen Bestimmungs-
ort transportiert werden musste,
konnten sich die Instandsetzer
auch stets auf ihre niederländischen Kameraden verlassen.
Die deutschen Soldaten überprüfen darüber hinaus ebenso
die kürzlich eingetroffenen fünf
geschützten Fahrzeuge vom Typ
„Dingo“, um sie später an die
Kraftfahrer zu übergeben.
Der Nachschub rollt
nach Nordmali
Ein paar Meter weiter sind die
deutschen Logistiker untergebracht. Leutnant Darry M. und
seine sieben Soldaten haben
hier in der vergangenen Woche
unzählige Materialnachweise
ausgestellt, Bestände sortiert,
auf- und umgeräumt sowie eingelagert. Auch die Waffenkammer des Deutschen Kontingents haben sie bereits aus dem
Boden gestampft. „Da wir noch
keine schweren Maschinen hier
haben und noch keine vernetzten
Erfassungssysteme, machen wir
momentan alles von Hand“,
erklärt der Leutnant.
Eine weitere Herausforderung
in diesen Tagen: Die ersten 13
von rund 30 Paletten sind eingetroffen: Batterien, Kabeltrommeln, IT-Ausstattungen und weiteres Verbrauchsmaterial. Alle
Bestandteile der Lieferungen
müssen entladen, ausgepackt,
gezählt und eingelagert werden,
um anschließend den deutschen
Soldaten in Gao zur Verfügung
zu stehen.
Schutz für einen Flugzeugträger
Foto: Riedel/Bundewehr
Je näher die „Augsburg“ am
Flugzeugträger stehe, desto
mehr Bedeutung gewinne ihr
Schutzauftrag. Je weiter sie entfernt sei, desto wichtiger werde
der Beitrag zum weiträumigen
Lagebild. Meist stünden zwei,
idealerweise sogar drei Schiffe
um die „Charles de Gaulle“. Dazu
kommen noch ein Versorger und
Schiffe, die als Reserve dienen,
wenn ein Teil des Verbands zur
Nachversorgung einen Hafen
ansteuern muss.
Neben den militärischen gibt
es auch seemännische Faktoren,
welche die Besatzung beachten muss: „Ein Flugzeugträger benötigt für seine Operationen immer rund 30 Knoten
(rund 60 Kilometer pro Stunde)
Zweiter Schiffseinsatzoffizier der „Augsburg“: Kapitänleutnant S.
Wind auf dem Flugdeck, damit
die Jets sicher starten und landen
können. In einer windarmen
Region wie dem Persischen
Golf bedeutet dies, dass der rund
45 000 Tonnen verdrängende
Koloss stets mit hohen Geschwin-
Incirlik. Bundestagspräsident
Norbert Lammert hat Anfang
Januar das deutsche Einsatzkontingent der „Operation Counter
Daesh“ im türkischen Incirlik
besucht. Lammert betonte, es sei
ihm wichtig, eigene Eindrücke
von dem Einsatz zu gewinnen.
Darüber hinaus dankte er den türkischen Gastgebern für die Gastfreundschaft und gute Kooperation mit der Deutschen Luftwaffe.
In einer Diskussionsrunde sprach
er den Soldaten seinen Respekt
für ihre Arbeit aus und wünschte
weiterhin einen unfallfreien und
erfolgreichen Einsatz.
(eb)
Besatzungswechsel
am Horn von Afrika
Fregatte „Augsburg“ ist Teil des multinationalen Flugzeugträgerverbands bei „Counter Daesh“.
Abu Dhabi. Seit Anfang
Dezember 2015 gehört die
Fregatte „Augsburg“ zum
maritimen Schutzverband des
­französischen Flugzeugträgers
„Charles de Gaulle“. Kapitänleutnant Daniel S., der Zweite
Schiffseinsatzoffizier der „Augsburg“, beschreibt das Aufgabenfeld in diesem Einsatz.
„Ein Flugzeugträger ist ein
strategisches Waffensystem,
das immer besonderen Schutz
benötigt, egal wo er operiert“,
sagt Daniel S. Die „Augsburg“
trägt im Verband zur weiträumigen Absicherung des Flugzeugträgers bei.
So dient die Fregatte beispielsweise als vorgeschobener Sensor
für eine mögliche Bedrohung.
Lammert für
einen Tag in Incirlik
Foto: Bärwald/Bundeswehr
Arbeiten in der Sahel-Zone
Bamako. Für Bundespräsident
­
Joachim Gauck stand vergangenen
Freitag während seiner Afrikareise
ein Besuch bei den deutschen Soldaten in Mali auf dem Programm.
Seine Reise sah neben einem
Gespräch mit dem malischen
Präsidenten ­Ibrahim ­Boubacar
Keita auch das Treffen mit Vertretern von Hilfsorganisationen
und den verschiedenen internationalen Missionen vor. Am
Nachmittag sollte der Besuch
des Trainingscamps der europäischen Trainingsmission Mali in
Koulikoro sowie des deutschen
Camps vor Ort folgen. Mit seiner
Reise wollte er das internationale
Engagement der deutschen Soldaten, Polizisten und zivilen Hilfskräfte würdigen.
(eb)
digkeiten fährt, weil er seinen
Wind selbst erzeugen muss.“
Damit durch das Fahrverhalten die Handelsschifffahrt nicht
gefährdet wird, wird das gemeinsam aufgebaute Lagebild zur
Routenplanung genutzt. (rrd)
Dschibuti. Anfang Februar ist die
Besatzung der Korvette „Erfurt“
bei Atalanta abgelöst worden.
Die Korvette ist mit wechselnden Besatzungen seit August
2015 am Horn von Afrika im
Einsatz. Korvettenkapitän Robert
Schmidt, Kommandant der „Charlie“-Besatzung des 1. Korvettengeschwaders, übergab die
„Erfurt“ an Fregattenkapitän
Thomas Klitzsch, den Kommandanten der „Delta“-Besatzung.
Für die neue Besatzung stehen
mehrere Wochen bei der Operation Atalanta an, bevor sie mit
der „Erfurt“ zum UNIFIL-Einsatz in das östliche Mittelmeer
wechselt. Die Korvette „Erfurt“
wird voraussichtlich Mitte Juni in
ihren Heimathafen Warnemünde
zurückkehren.
(eb)
6
aktuell
BUNDESWEHR
aktuell
„Lübeck“ auf dem
Trockenen
Instandsetzung, warum?
Nachdem eine Fregatte in Dienst gestellt worden ist, folgt
eine einjährige Erprobungsfahrt. Dieser schließt sich bereits
der erste Werftaufenthalt an, die sogenannte „Garantie-Werftliegezeit“. Hier werden die letzten Arbeiten am Schiff vorgenommen, damit das Schiff für die Marine vollständig einsatzbereit ist.
Anschließend gehen die Schiffe alle zwei bis drei Jahre
für ungefähr sechs Monate in die Werft. Zwischen diesen
geplanten Werftaufenthalten werden die Schiffe nach Bedarf
instandgesetzt. Schäden, die nicht sofort behoben werden
müssen, werden gebündelt und während einer „außerplanmäßigen Liegezeit“ repariert, ausgebessert oder gar getauscht.
Reparaturen, die keinen Aufschub erlauben, werden mit
einer „Sofortinstandsetzung“ durchgeführt.
(uh)
Spätestens alle drei Jahre müssen Kriegsschiffe in der Werft
instandgesetzt werden. aktuell war beim Eindocken dabei.
von Björn Lenz
Wilhelmshaven. Zentimeter
für Zentimeter nähert sich das
Heck der Fregatte „Lübeck“ der
Einfahrt des Schwimmdocks.
Zwei graue Schlepper – einer
links vom Bug, einer rechts vom
Heck – versuchen, die gut 130
Meter lange Fregatte rückwärts
vor das Dock zu bugsieren. Im
dichten Nebel dieses Morgens
keine leichte Aufgabe. Von
der Brückennock beobachten
Kommandant ­Fregattenkapitän
Matthias Schmitt, sein Erster
Offizier und der Navigationsoffizier kritisch das Manöver.
„Wenn der vordere Schlepper
uns jetzt noch ein Stückchen
nach Backbord zieht, müsste es
passen“, kommentiert Schmitt
den Verlauf des Präzisionsmanövers.
Seit Anfang Oktober kommandiert der 41-Jährige die „Lübeck“,
heute muss er sein Schiff sicher in
die Neue Jadewerft in Wilhelmshaven bringen. „Die eigentliche
Arbeit machen zwar die Schlepper, verantwortlich ist aber trotzdem immer der Kommandant“,
erklärt Schmitt. In den nächsten
Monaten wird die gut 30 Jahre
alte Fregatte im Dock nach rund
drei Jahren turnusmäßig wieder
auf Vordermann gebracht.
Vor dem Docken wird
das Schiff ausgeräumt
Gut drei Wochen hat seine
Besatzung die „Lübeck“ bereits
auf ihren Werftaufenthalt vorbereitet. Alles, was nicht unbedingt für die kurze Fahrt vom
­
Wilhelmshavener
Marinearsenal
­
zur wenige hundert Meter ent-
fernten Werft notwendig ist,
wurde ausgebaut und in Containern verstaut. Ein Blick in die
Offiziermesse macht das deutlich:
Normalerweise ist der Raum auf
dem Hauptdeck das Wohnzimmer
der Offiziere. Heute verlieren sich
zwei Tische und einige Kisten in
der leer geräumten Fläche. Auch
das Bordgeschütz auf dem Vorschiff und die übrigen Waffensysteme sind bereits demontiert
und warten im Marinearsenal auf
ihre Rückkehr an Bord.
Mittlerweile haben die beiden
Marineschlepper die Lübeck
exakt vor dem gefluteten
Schwimmdock ausgerichtet. Der
kritische Moment des Manövers
ist gekommen: Die Fregatte wird
auf beiden Seiten des Docks festgemacht und dann rückwärts hineingezogen. „Wenn jetzt einer der
Festmacherdrähte bricht, können
7
Neblig: Zwei Marineschlepper schleppen die „Lübeck“ vom Marinearsenal in die nahe Werft.
wir nichts mehr machen“, erläutert der Kommandant. Liefen bisher die Maschinen des Schiffes
mit, um im Notfall jederzeit eingreifen zu können, müssen sie
nun heruntergefahren werden:
„Im Dock haben wir zu wenig
Wasser unter den Schrauben.“
Im schlimmsten Fall könnte jetzt
eine plötzliche Windböe die Fregatte gegen die Außenwand des
Schwimmdocks drücken.
Während des mehrmonatigen
Aufenthalts in der Werft wird
die Fregatte der 122er-Klasse
nicht nur einen komplett neuen
Anstrich erhalten, auch tief im
Schiff wird sich einiges tun.
„Zwei unserer vier E-Diesel zur
Stromversorgung werden komplett ausgetauscht“, beschreibt
der Schiffstechnik-Offizier
Markus Kohrt die größte Baustelle im Maschinenraum.
Zwei Diesel müssen
ausgetauscht werden
Die Herausforderung: Die
rund 1300 PS starken, tonnenschweren Generatoren passen nicht durch die schmalen
Briefing: Der Erste Offizier weist die Besatzung in das Eindockmanöver ein.
Schotten. „Wir bauen deshalb
die über dem Maschinenraum liegende Kombüse und ihre Lagerräume komplett aus“, sagt Kohrt.
„Damit kommen die Montageluken frei und wir können die Diesel nach oben herausheben.“
Für die mehr als 200-köpfige
Besatzung bedeutet die Werftliegezeit eine entscheidende Unterbrechung der normalen Dienstroutine: Die gewohnten Unterkünfte
an Bord werden gegen eine
Kaserne eingetauscht. Teile der
Besatzung kehren weiter täglich
auf das Schiff zurück, um gemein-
Bemaßung
Fregatte „Lübeck“
38,5 m
Klasse F 122
14,6 m
sam mit den Werftarbeitern an der
Instandsetzung zu arbeiten. Andere
nutzen die Zeit zum Urlaub mit der
Familie – oder gehen auf Lehrgänge. Viele Soldaten unterstützen
andere Schiffe im Einsatz.
Inzwischen ist die Fregatte
sicher im Schwimmdock festgemacht. Fregattenkapitä n
Schmitt ist zufrieden. „Das war
ein schönes Manöver, hat alles so
geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben.“
Bevor die Arbeiten am Schiff
beginnen können, muss die „Lübeck“ nun noch aus dem Wasser.
Auf beiden Seiten des Schiffes
werden stabile Stahlstützen befestigt, um ein Umkippen zu verhindern. „Auf dem Boden des Docks
liegt die Pallung, auf die unser
Kiel aufsetzen kann“, erläutert
Korvettenkapitän Kohrt. Wie ein
Auto auf einer Hebebühne wird
das Kriegsschiff so im Dock aufgebockt. Nun wird das Wasser aus
den Ballasttanks des Schwimmdocks gepumpt. Dock und Fregatte heben sich zentimeterweise
aus dem grauen Hafenwasser.
Eine knappe Stunde später liegt
das Schiff auf dem Trockenen.
Technische Daten
Verdrängung
3680 Tonnen
Geschwindigkeit
30 kn (ca. 56 km/h)
Tiefgang
6 Meter
Besatzung
219 Mann
Antrieb
Zwei Gasturbinen und zwei
Dieselmotoren mit einer Leistung
von 38 000 kW (51 600 PS)
130,5 m
Zwei Vierfachstarter verschießen
die Flugkörper gegen maritime
Ziele auf über 100 Kilometer
Entfernung.
Zwei RAM-Starter (Rolling Airframe
Missile) schützen das Schiff vor Seezielflugkörpern auf kurze Distanzen.
Hubschrauber
Der Sea Lynx ist der verlängerte Arm der F 122. Er ist für die
Uboot-Jagd, aber auch für den
Personen- und Materialtransport ausgelegt.
Imposant: Das Schwimmdock kann bis zu 8000 Tonnen tragen.
AGM-84 Harpoon
Nahbereichsverteidigung
Rundsuchradar
Bordkanone
Das TRS 3D/32
entdeckt und verfolgt
automatisch bis zu 400
Ziele und übergibt die
Daten an die Waffensysteme.
Das vollautomatische
Geschütz mit 76-MillimeterKaliber kommt gegen Luftund Seeziele zum Einsatz.
Bewaffnung
https://bw2.link/Luebeck_Trockendock
Flugdeck
Ein Sea-Lynx-Bordhubschrauber
kann auf der Fregatte landen
und starten. Im Hangar ist Platz
für zwei.
Speedboot
D as Motorboot ist das
Transportmittel der Marinei nfanterie. Es bewährt sich
a ber auch bei der Seenotr ettung.
Sonar
D as Bugsonar dient dem
A ufspüren von Ubooten.
S eine Ortungsreichweite
b eträgt bis zu 18 Kilometer.
Foto: Wilke/RedBw (4)
Grafik: Y/C3 Visual Lab
Mehr im Video unter
D ie RAM (oben) hat eine Trefferw ahrscheinlichkeit von über
9 5 Prozent. Die Harpoon (unten)
s tartet mithilfe eines Boosters,
d er nach dem Start der Rakete
a bgeworfen wird.
Trocken: Im Dock hat die „Lübeck“ kein Wasser unter dem Kiel.
8
aktuell
BUNDESWEHR
15. Februar 2016
Großübung,
umweltzertifiziert
Foto: Privat (2)
Bei der NATO-Übung „Cold Response“ legen die
norwegischen Gastgeber Wert auf umweltgerechtes
Verhalten. Speziell geschulte Offiziere klären über die
gesetzlichen Vorgaben auf und überwachen die
Einhaltung der Regeln.
Naturschutzgebiet, Felderbestellung, Kartoffelernte: Major Marianne Bö berät die übende Truppe bei „Cold Response“ in allen Fragen des Umweltschutzes.
von Markus Tiedke
Trondheim. „Wir üben auf privatem Grund. Mittelnorwegen ist
dicht besiedelt und wird intensiv
bewirtschaftet. Etwa 30 Prozent
der Kartoffelernte des Landes
werden hier eingebracht. Ich bitte
Sie, dies im Hinterkopf zu behalten.“ Unter den Vertretern des
norwegischen Joint Headquarters
nimmt Major Marianne Bö eine
Sonderrolle ein. Als Stabsoffizier
für Umweltschutz der norwegischen Streitkräfte achtet sie bei
militärischen Übungen auf einen
möglichst schonenden Umgang
mit der Umwelt. Eben darüber
referiert Bö Anfang Januar bei
einer Planungskonferenz für
die in diesen Tagen beginnende
NATO-Übung „Cold Response“.
Die Erwähnung der Kartoffeln
bringt ihr erwartungsgemäß einiges Amüsement unter den Soldaten
ein. Doch die Kernbotschaft – mit
Charme und Humor überbracht –
kommt an: Achtet auf die Umwelt.
„In Norwegen arbeiten wir schon
länger daran, das Bewusstsein für
Nachhaltigkeit auch bei den Streitkräften zu schärfen“, erklärt sie.
Dieser Ansatz einer sozusagen
„grünen Armee“ stammt aus der
Zeit der ehemaligen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland.
„Als ich 1990 den Streitkräften
beitrat, gab es in der Truppe
No-go-Areas: Der Blick in die Karte hilft, die Umwelt zu schützen.
eigens Offiziere, die für die Erfassung der durch das Militär verursachten Schäden zuständig
waren. Die liefen quasi hinter
den Einheiten her und führten
Buch“, berichtet die 50-Jährige.
Schäden in
Millionenhöhe
Nicht selten sei es dennoch mit
den ­Grundstückseigentümern
zu Streit über den Schadensersatz, namentlich dessen Höhe,
gekommen. Mitunter habe die
Armee nach großen Übungen
mehr als zehn Millionen norwegische Kronen – heute rund eine
Million Euro – bezahlt. Doch
schlimmer noch als die finanziellen Schäden sei der Imageschaden für die Armee bei der
Bevölkerung gewesen. „Viele
Leute hatten die Militärmanöver
satt“, sagt Bö.
„Das ist seit den 90er Jahren
mit den beauftragten Umweltschutzoffizieren besser geworden.“ Mittlerweile leistet sich
die norwegische Armee zwölf
„Hauptamtliche“, daneben gibt es
viele „Teilzeit-Umweltschützer“.
­
Hauptverantwortliche wie Bö
werden bei der Planung von
Übungen einbezogen. Sie kennen Regionen, Strukturen und
Bedürfnisse. Schon die Wahl
der Jahreszeit kann entscheidend sein“, sagt Bö. Übungen
zur Erntezeit oder in der Phase
der Felderbestellung im Frühjahr werden vermieden. Ist der
Boden dagegen gefroren, bleiben
die Schäden an der Ackerkrume
überschaubar.
Aufklären macht
aufmerksam
Derlei Rücksicht zahlt sich aus.
Heute betragen die Schäden in
der Regel zwei bis drei Millionen Kronen. Immer noch viel
Geld. „Aber die Menschen sehen,
dass wir ihre Probleme ernst nehmen und versuchen, die Schäden
auf ein Minimum zu reduzieren.“
Außerdem werde Wert darauf
gelegt, Schäden schnell zu erfassen und fair zu regulieren.
Ein weiterer Punkt betrifft die
Aufklärung. „Jeder Übungsteil-
nehmer erhält von uns ein Heft
mit umweltrelevanten Informationen. Auch bei Cold Response.“
Darin ist genau niedergelegt, wie
viel Abstand von Ortschaften,
landwirtschaftlichen Betrieben
und sonstiger kritischer Infrastruktur zu halten ist. Auf großformatigen Karten sind zudem
alle „No-Go-Areas“ ausgewiesen. Und für den Fall der Fälle
gibt es eine permanent besetzte
Hotline.
Bei „Cold Response“ werden
auch die „Damage Officers“
wieder ausschwärmen. Neben
Aufklärung im Vorfeld ist eben
auch Kontrolle während der
Übung vonnöten. „Aber wir
sehen, dass das Bewusstsein für
Umweltfragen bei allen Nationen
wächst“, konstatiert Bö.
Schweden etwa entsendet
vier „Environmental Protection
Officers“ zur Großübung „Cold
Response“. Das U.S. Marine
Corps schickt ebenfalls einen.
Ihr Wissen hat Bö an der NATOSchule in Oberammergau schon
häufiger auch an deutsche
­
Soldaten
vermittelt.
Arbeitszeitrichtlinie im Blick
Höxter/Marienberg/Holzminden.
Mit der Umsetzung verschiedener,
teils sehr bedeutender Strukturentscheidungen steht die Bundeswehr seit längerem vor großen
Herausforderungen. Auf der
Ebene des Personaleinsatzes hat
die Einführung der Europäischen
Arbeitszeitrichtlinie diesen Trend
noch verstärkt.
Auch deshalb hat der Generalinspekteur der Bundeswehr,
General Volker Wieker, in der
vergangenen Woche mehrere
Dienststellen in ganz Deutschland besucht. Wieker wandte
sich bei seinen Truppenbesuchen
besonders an die Führungsebenen
der Teilstreitkräfte und militärischen ­Organisationsbereiche.
Erste Station der Reise war
Höxter. Beim ABC-Abwehrbataillon 7 informierte er sich
über die personelle und materielle
Einsatzbereitschaft.
Aufgrund seiner Spezialisierung ist das Bataillon im
Einsatz besonders häufig
gefordert. Fähigkeiten wie
das Aufspüren von A- und
C-Kampfstoffen, Dekontamination und Wasseraufbereitung
müssen im Grunde permanent
verfügbar sein – und ständig
geübt werden. Entsprechend hoch
ist die Belastung für die Soldaten.
Im Gespräch mit den Soldaten ließ sich Wieker auch
erste Erfahrungen mit der EUArbeitszeitrichtlinie schildern
und nahm Anregungen der
Kameraden mit.
Wieker machte auch beim
Panzer pionierbataillon 1 in
Holzminden Station. Der
Verband wird 2016 Soldaten
nach Mali, Afghanistan und ins
Kosovo entsenden. Weil darüber hinaus Kräfte für die NATO
Response Force und andere Eingreiftruppen auf Abruf gehalten
Foto: Bundeswehr
Generalinspekteur besucht die Truppe und holt Erfahrungen ein.
Am Puls der Truppe: General Volker Wieker (l.) spricht mit Soldaten aus Marienberg über aktuelle Herausforderungen.
werden, sind rund 40 Prozent
des Personals im Einsatz oder in
­einsatzgleichen ­Verpflichtungen
gebunden.
Ähnlich stellt sich die Lage beim
­
Panzergrenadierbataillon 371
in
Marienberg dar. Im Gespräch
mit Angehörigen des Verbandes
aus dem Erzgebirge ging es neben
der Arbeitszeitrichtlinie auch
um denkbare Anpassungen der
Mannschaftslaufbahn.
(mat)
15. Februar 2016
ZOOM
aktuell
9
Eins mit der
Umgebung
aktuell stellt die neuen Tarnmuster der Bundeswehr vor.
von Stefan Rentzsch
Foto: Twardy/RedBw (3)
Foto: WIWeB
Erding. Multitarndruck und Schneetarndruck – so heißen die neuen Tarnmuster der
Bundeswehr. Die Entscheidung zur Einführung fiel im vergangenen Jahr. Nun werden
sie sukzessive an die Spezialkräfte und die Gebirgsjägertruppe ausgeliefert.
Neuer Schneetarndruck: In diesem Bild hat sich tatsächlich ein Soldat versteckt.
Braucht man heutzutage noch Tarnung?
Dietel sieht seine Aufgabe darin, eine „Arbeitsschutzbekleidung für Soldaten“ zu
entwerfen. Doch ist eine aufwendig getarnte Kleidung überhaupt nötig? „Ja, gerade
heutzutage“, ist der Textilchemiker überzeugt. „In den 90er Jahren, als elektronische
Hilfsmittel immer leistungsfähiger wurden, galten Tarnmuster zunehmend als nutzlos. Doch die Bedrohungslagen haben sich verändert.“ Soldaten seien heutzutage
immer mehr mit asymmetrischen Gefahren konfrontiert.
„Milizen, Aufständige, irreguläre Truppen: Das Wissen
über solche Gegner und ihre technischen Möglichkeiten ist begrenzt. Vielleicht werden sie mit hochmoderner
Technik ausgestattet. Oder es hat doch nur für Ferngläser aus dem Internet gereicht. Dann nützt ein Tarnmuster“, betont Dietel.
Foto: Twardy/RedBw
Foto: WIWeB
Flecken in Dunkelgrün, Hellgrün und Braun. Dazu Beige und Grau auf größeren Flächen und ein paar helle Tupfer: So sieht er aus, der neue Multitarndruck. Entwickelt hat ihn Alexander Dietel. Der Beamte ist Textilchemiker
am Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk- und Betriebsstoffe (WIWeB)
im bayrischen Erding. Zur Seite standen ihm dabei einige Kollegen des
WIWeB. „Drei Jahre lang haben wir hier in Erding an verschiedenen Entwürfen gearbeitet und Prototypen hergestellt“, sagt der 47-Jährige. Über
die Praxistauglichkeit entschieden Feldversuche am Technologiestützpunkt
Tarnen und Täuschen im brandenburgischen Storkow und in Afghanistan.
Durchgesetzt hat sich am Ende die Komposition aus sechs Farben. „In
Sachen Helligkeit liegt der Multitarndruck zwischen dem derzeit genutzten
Dreifarbentarndruck für die Wüste und dem normalen Fünffarbentarndruck“,
sagt Dietel. Ausschlaggebend für das Design ist die Einsatzorientierung der
Bundeswehr. „Mit dem Muster erhält man eine sehr gute Tarnwirkung in
Regionen mit geringem bis mäßigem Grünanteil“, so Dietel.
Subjektiv wirke der Tarndruck in dunkler Umgebung dunkler und in heller
Umgebung heller. „Das erreichen wir durch die großflächigen Beige- und
Grauanteile“, erklärt der Textilchemiker. Er weist jedoch darauf hin, dass
sich das Tarnmuster nicht für vorrangig grünes Gelände wie in Mitteleuropa
oder tropische Gebiete eigne. „Es gibt nicht den Allround-Tarndruck. Man
muss immer Kompromisse eingehen.“
Neben der höheren Tarnwirksamkeit in
den allermeisten Einsatzgebieten wartet der
Multitarndruck auch mit sehr guten Werten
im sogenannten nahen Infrarotbereich auf.
Diesen Wellenlängenbereich, der zwischen
dem sichtbaren Licht und der Wärmestrahlung liegt, nutzen Nachtsichtgeräte und
Restlichtverstärker. Soldaten sind auch mit dem
neuen Tarnmuster gegen diese Technologien hervorragend geschützt. Weiterhin keine Tarnung gibt
es jedoch für Körperwärme, die von Wärmebildkameras eingefangen wird. „Dafür gibt es derzeit
weltweit kein praktikables Konzept“, weiß Dietel.
Er weist zudem darauf hin, dass der Multitarndruck auf alle Stoffe und Gewebe,
die die Bundeswehr nutzt, übertragbar sei. So bestehe die Möglichkeit, den neuen
Kampfbekleidungssatz Streitkräfte damit auszustatten, der seit Ende 2015 an die
Truppe ausgeliefert wird. Auch Ausrüstungsgegenstände wie Rucksäcke oder
Taschen könnten den neuen Tarndruck erhalten. Bis auf Weiteres soll er jedoch nur
an Spezialkräfte ausgeliefert werden.
Optisch auffälliger sind die Veränderungen beim neuen Schneetarnmuster.
Auch hier nutzen die Entwickler nun die für die Bundeswehr charakteristischen „runden Flecken“. Die bisherige Version enthält noch einige größere ausgefranste grüne Flecken auf weißem Grund. „Das Weiß des neuen
Schneetarns ist deutlich heller als zuvor und nimmt weiterhin die größte Fläche ein“, erklärt Dietel. „Hinzu kommen dunkelgrüne und graue Flecken, die
die Kleidung an vereinzelte Felsen und grüne Vegetation anpassen.“
Das Muster leitet sich vom bewährten Dreifarbentarndruck für Wüstengebiete ab. Die Tarnwirkung bei Tageslicht ist laut Dietel nicht viel höher als
bei der Vorgängerversion. „Doch wir haben hier große Verbesserungen im
nahen Infrarotbereich erreicht“, bilanziert der Experte.
Das neue Muster ging einher mit der Entwicklung des neuen „Schneetarnanzugs beweglicher Einsatz“. „Im Gegensatz zur Vorgängerkleidung, die aus
Baumwolle besteht, nutzen wir hier ein sogenanntes Funktionslaminat. Das
saugt sich nicht mit Wasser voll, wird dadurch nicht schwerer und gefriert
auch nicht über Nacht“, beschreibt Dietel die
Vorteile. Im Prinzip handele es sich um eine für
ALT
militärische Zwecke ausgelegte moderne Snowboardbekleidung. Der neue Tarndruck unterstreiche die zeitgemäße Optik des Anzugs. Der
„Schneetarnanzug beweglicher Einsatz“ wird
derzeit an die Gebirgsjäger in Bad Reichenhall
ausgeliefert. Nach und nach soll die gesamte
Gebirgsjägertruppe der Bundeswehr damit ausNEU
gestattet werden.
Foto: Twardy/RedBw
Im Vergleich: Dreifarbentarndruck für die Wüste (links), der neue Multitarndruck
(Mitte) und Fünffarbentarndruck (rechts). Die Bundeswehr nutzt alle drei.
Eine besonders kreative Form der
Tarnung führte die britische Marine
im Ersten Weltkrieg ein. Aufgeschreckt durch erfolgreiche deutsche U-Boot-Angriffe versah sie bis 1918 etwa 4400
Schiffe mit kontrastreichen Farben und komplexen
Foto: dpa/pa
„Dazzle-Tarnung“
­
Der unkonventionelle Anstrich beruht auf einem Vorschlag des englischen Künstlers Norman Wilkinson.
Die Wirksamkeit der Tarnung war jedoch schon damals
umstritten. Mit zunehmendem Einsatz des Radars ab
dem Zweiten Weltkrieg verlor die „Dazzle-Tarnung“ ihre
Bedeutung, da sie nur auf rein optischer Ebene wirkt.
aktuell
Kombinierer Eric Frenzel knackt Rekord
Trondheim. ­Oberfeldwebel
Eric Frenzel hat mit seinem
29. Weltcup-Sieg einen weiteren Meilenstein erreicht. Der
Nordische Kombinierer gewann
am vergangenen Mittwoch in
Trondheim klar vor dem Japaner
Akito Watabe und knackte den
deutschen Rekord des viermaligen
Weltmeisters Ronny Ackermann.
­
Der feierte von 1999 bis 2008
insgesamt 28 Weltcupsiege. In
der „ewigen Rangliste“ liegt
nun nur noch der Finne Hannu
Manninen mit 48 Siegen vor
­Frenzel. Ackermann,
­
inzwischen
Frenzels Coach, freute sich über
seinen Nachfolger: „Das finde ich
natürlich gut, schließlich bin ich
sein Trainer. Ich habe das gehofft.
Das war immer eine hohe
Motivation für ihn“, sagte der
38-Jährige. Bereits am Vortag lief
Frenzel nach einer starken Aufholjagd hinter dem Norweger Jörgen
Graabak auf den zweiten Platz.
Damit baute der Sachse auch im
Gesamtweltcup seinen Vorsprung
auf Watabe auf komfortable 97
Punkte aus.
(sid/sr)
Biathleten feiern Erfolg
mit Mixed-Staffel
Canmore. Die deutschen Biathleten haben beim Weltcup im
kanadischen Canmore ihren ersten
Saisonsieg mit der Mixed-Staffel
gefeiert. Das Quartett des Deutschen Skiverbandes mit Oberfeldwebel ­Franziska Hildebrand,
­
Franziska Preuß, Arnd Peiffer
und Simon Schempp setzte sich
mit über einer Minute Vorsprung
deutlich vor Italien durch. Den
dritten Platz nach zwei mal sechs
und zwei mal siebeneinhalb Kilometern errang die norwegische
Staffel.
(sid)
SPORT
15. Februar 2016
Alles für die Kufen
Olympiasieger Oberstabsfeldwebel Christoph Langen trainiert die deutschen Bob-Piloten.
von Dietmar Kramer
Innsbruck. Christoph Langen ist
ein zielstrebiger Mensch.
Die seit dem vergangenen Wochenende laufende
Bob-Weltmeisterschaft in Innsbruck hat für den
Chefbundestrainer trotz
aller Bedeutung
eher den Charakter
einer Durchgangsstation.
Der für seine Aufgaben an den
Eisrinnen der Welt vom Dienst
freigestellte Oberstabsfeldwebel
denkt bereits weit über den Saisonhöhepunkt hinaus.
„Olympia ist natürlich schon
jetzt immer im Hinterkopf. Das
ist auch das Einzige, was zählt“,
so Langen kurz vor der WM.
„Ohne eine Medaille 2018 in
Pyeongchang ist unsere Arbeit
der vergangenen Jahre wertlos. Dann fragt auch keiner
mehr nach Titeln, die wir vorher gewonnen haben.“
Rücktrittsforderungen
nach Olympia-Schmach
Langen weiß nur zu gut, wovon
er spricht. Nicht wenige forderten nach dem historischen
Olympia-Debakel der deutschen
Piloten bei den Winterspielen
vor zwei Jahren in Sotschi die
Ablösung des Coaches. Erstmals seit 50 Jahren waren die
deutschen Schlitten in Russland
in allen Olympia-Konkurrenzen
ohne Podestplatz geblieben. Der
53-Jährige setzte sich mit seiner
Analyse für die Ursachen aller-
dings gegen seine Kritiker durch
und arbeitet seitdem praktisch
ausschließlich auf die Wiedergutmachung in Südkorea hin.
Das Knowhow
bringt Langen, der
vor seiner Berufung zum Cheftrainer 2010 die
­Sportfördergruppe
­
in ­Bischofswiesen
­
leitete, wie kaum
ein anderer mit .
Auch dank seine r
technischen Kenntniss e
und Fertigkeiten avancierte der
gebürtige Kölner durch
zwei Olympiasiege
sowie jeweils sieben Weltmeister- und Europameistertitel
zu einem
der erfolgreichsten
Bobpiloten überhaupt. Und
durch seine
Erfahrung
aus 20 Jah-
ren als Aktiver kann Langen in
Detailfragen auch kaum jemand
etwas vormachen. „Wir haben“,
konstatiert der Routinier, „besonders in den Bereichen Athletik
und Material gegenüber den führenden Amerikanern noch einigen Nachholdarf.“
Die Justierung einiger Stellschrauben hat nach Sotschi
inzwischen wieder Hoffnung bei
Langen und seinen Crews aufkommen lassen. Bei der WM
2015 in Winterberg meldeten
sich die deutschen Schlitten in
den drei olympischen Konkurrenzen mit beiden Titeln bei
den Männern und insgesamt sechs von
neun möglichen
­
Medaillen in
der Welts p i t z e
zurück.
F ü r
Innsbruck
w i l l
Lang e n
diese
Foto (2): dpa/pa
10
Christoph Langen (vorne) mit Anschieber Markus Zimmermann
bei seiner olympischen Goldfahrt im Jahr 2002 in Salt Lake City.
überragende Bilanz jedoch nicht
als Maßstab gelten lassen: „Das
war eine Heimweltmeisterschaft.
Wir kannten die Bahn sehr gut.
Das ist in Innsbruck anders. Die
WM soll eine Standortbestimmung auf dem Weg zu Olympia
sein. Unser Ziel ist natürlich auch
Erfolg, aber das Wichtigste ist
zunächst, dass wir unsere beste
Leistung zeigen und unser Material optimal einstellen können.“
Ein wenig aber lässt der
gelernte Kfz-Mechaniker, dessen
Dienstzeit im kommenden Sommer nach Erreichen der Altersgrenze von 54 Jahren enden wird,
aber doch Ambitionen auf mehr
durchblicken: „Unsere Saison ist
bisher ganz gut verlaufen. Deswegen können wir für die WM
zuversichtlich sein.“
Bobsport als
Lebensphilosophie
Doch unabhängig von Erfolg
oder Misserfolg: Langen wird
sein Team weiter mit Akribie
auf Kurs Pyeongchang halten –
und dafür bis zum Saisonschluss Ende März weiter
täglich bis zu 13 Stunden am
Eiskanal oder über Organisationsplänen verbringen: „Bobsport ist auch eine Lebenseinstellung“, sagt er. „Aber von
einer 40-Stunden-Woche kann
man nur träumen.“ Seine Passion,
gestand Langen schon einmal,
entschädigt ihn jedoch mehr als
genug für die entgangene Freizeit: „Beim Bob geht es durch
Athletik und Power richtig ab.
Jeder, der das einmal ausprobiert
hat, kann nicht mehr loslassen.
Das ist wie eine Droge.“
Traum von Rio für Florettfechter geplatzt
Bonn. Das Fecht-Wunder ist ausgeblieben, der Olympia-Traum
beendet: Das deutsche Herrenflorett-Team um den viermaligen
Einzelweltmeister Stabsunteroffizier (FA) Peter Joppich ist vier
Jahre nach der Bronzemedaille
von London bei den Sommerspielen in Rio nur Zuschauer.
Das Quartett, dem auch Oberfeldwebel Sebastian Bachmann,
Stabsunteroffizier (FA) André
Sanità und Benjamin Kleibrink
angehören, verlor beim letzten
Qualifikationsturnier in Bonn im
Viertelfinale gegen den Europameister und Weltranglistenersten
Frankreich mit 41:45. Es ist das
erste Mal seit 1956, dass ein deutsches Herrenflorett-Team nicht
bei Olympia startet.
Foto: imago
Die deutsche Mannschaft scheitert beim letzten Qualifikationsturnier in Bonn an Frankreich.
Aus für das Team: Nur noch Peter Joppich (rechts) hat im Einzel
die Chance auf eine Olympia-Teilnahme in Rio de Janeiro.
Schon im Vorfeld des traditionsreichen Weltcups „Löwe
von Bonn“ standen die Chancen
der Deutschen schlecht: Mindestens Platz zwei hätte das Team
benötigt. Dennoch starteten sie
gut und besiegten den direkten
Konkurrenten Großbritannien im
Achtelfinale trotz Rückstandes
noch mit 41:40. Gegen die star-
ken Franzosen fanden sie jedoch
kein Mittel. „Es wäre ein Traum
gewesen. Wir hätten schon ein
kleines Wunder gebraucht“, sagte
Bundestrainer Ulrich Schreck.
„Die Jungs haben alles gegeben,
aber realistisch gesehen war es
einfach nicht drin.“
Ihre Chancen auf Olympia
vergaben die Fechter allerdings
nicht in Bonn. Während ihr größter Konkurrent Großbritannien
zuletzt in den wichtigen direkten
Duellen häufig die Oberhand
behielt und konstant punktete,
mussten die Deutschen immer
wieder Rückschläge hinnehmen.
Besonders bitter war das frühe
Aus bei der WM 2015 in Moskau.
Nach 26:22-Führung verlor die
deutsche Mannschaft beim wich-
tigsten Qualifikationsturnier
gegen die Briten im Achtelfinale
noch mit 28:29 – Punkte, die am
Ende schmerzlich fehlten.
Damit kann das deutsche Florett-Team auch die große Tradition bei Olympischen Spielen
nicht fortsetzen. Bisher gab es
zweimal Olympia-Gold, zweimal Silber und viermal Bronze.
Bei den Frauen kann immerhin
Stabsunteroffizier (FA) Carolin
Golubytskyi fest mit der Teilnahme bei den Olympischen
Spielen planen. Die 30-jährige
Sportsoldatin erreichte beim
Weltcup in Algier mit Rang Acht
zum zweiten Mal in dieser Saison eine Finalrundenplatzierung
und hat nun alle Chancen, in Rio
an den Start zu gehen.
(sid)
15. Februar 2016
SOZIALES / PERSONAL
aktuell
11
Von der Anwältin zum Major
Laura Lazarus erfüllt sich einen Traum: Die Juristin hat sich für eine Karriere bei der Bundeswehr entschieden.
von Tobias Kliesing
Eignungstest
bestanden
Im zivilen Berufsleben
war Laura Lazarus
bereits erfolgreich als
Anwältin tätig. „Die
Arbeit hat mir sehr
viel Spaß gemacht,
aber irgendwie hat
mir immer etwas
gefehlt“, sagt sie. Als
Tochter eines ehema­
ligen Oberstabsfeld­
webels hat sie schon in ihren
Kindheitstagen das militärische
Leben kennen gelernt. Vor allem
Werte wie Kameradschaft und
Loyalität lernte sie so zu schätzen.
Major Lazarus hat zunächst
an einem mehrtägigen Test
teilgenommen. Neben körper­
lichen, gesundheitlichen und
kognitiven Fähigkeiten sind
dabei auch ihre persönlichen
Kompetenzen geprüft wor­
den. Mit Abitur, zwei Staats­
examen und dem bestandenem
Auswahlverfahren erfüllte sie die
Voraussetzungen für eine Ein­
stellung in der Bundeswehr. Ihre
Berufserfahrung kam ihr dabei
zu Gute.
Die junge Frau ist jetzt Stab­
soffizier mit der Befähigung zum
Richteramt. Ihre Aufgabe wird
es künftig sein, bei
­
Militärisch
laufen lernen
Anfang Mai endet die vier­
monatige Probezeit. Danach
wird sie im Juli die allgemeine
Grundausbildung ­absolvieren,
bevor im weiteren Verlauf
ihrer Karriere Lehrgänge für
Offiziere folgen werden. „Ich
muss ja schließlich auch mili­
tärisch laufen lernen“, sagt
die junge Frau. „Mein größter
Wunsch ist aber, in ein paar Jah­
ren Berufssoldatin zu werden.“
Doch zunächst muss sie sich bei
der Eignungsübung bewähren,
damit sie erst einmal Zeitsolda­
tin werden kann. „Um meinen
Traum zu verwirklichen, muss
ich die folgenden Herausforde­
rungen in meinen verschiedenen
Verwendungen als Offizier erfolg­
reich bestehen.“, fügt sie hinzu.
Wie leicht ist der Quereinstieg?
Der Dienst in der Bundeswehr steht grundsätzlich allen Deutschen im Sinne des Artikel
116 Grundgesetz offen. Für Quereinsteiger in
die Offizierslaufbahn gibt es keine gesetzliche
Altersgrenze, jedoch sollte der Bewerber das
40. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Seiteneinsteiger mit einem akademischen Abschluss
werden direkt mit einem höheren Dienstgrad eingestellt. Voraussetzungen für einen Seiteneinstieg
gemäß der Soldatenlaufbahnverordnung:
• einen Bachelor- oder einen gleichwertigen
Hochschulabschluss in der für die Verwendung erforderlichen Fachrichtung
• die Verpflichtung zum Dienst für mindestens drei Jahre
• die Eignungsübung erfolgreich
absolvieren
Foto: Kliesing/Bundeswehr
Köln. Eigentlich könnte
Laura Lazarus mit ihren Quali­
fikationen als Anwältin oder
Staatsanwältin arbeiten. Sie hat
sich im vergangenen Jahr aber
anders entschieden und möchte
nun Offizier werden.
Als sogenannte Eignungs­
übende hat sie im Januar
ihren Dienst beim Bundes­
amt für Personalmanage­
ment der Bundeswehr
angetreten und befindet
sich momentan in ihrer
Probezeit. Die 34­jäh­
rige Volljuristin hat auf­
grund ihrer Qualifika­
tionen zunächst
den Dienstgrad
„Major“ verliehen bekommen.
Für die Dauer von vier Monaten
übt sie beim Justiziariat, der für
die Personalführung der Offiziere
zuständigen Abteilung in der
Kölner Mudra­Kaserne.
Interesse? Ausführliche Informationen
gibt es hier:
http://www.bundeswehrkarriere.de/
„Härter, als viele meinen“
Oberstabsgefreiter Christoph Schiller ist Ansprechpartner für Angehörige von Soldaten im Einsatz.
Was ist Ihr höchstes Gut?
Meine Familie.
Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?
Meine Eltern.
Was treibt Sie an?
Der Wunsch, im Leben etwas zu erreichen.
Foto: Hecker/Bundeswehr
Seedorf. Das Bäckerhandwerk
hat er gelernt. Und zu einem
Stück Kuchen „Nein“ zu sagen,
das fällt ihm immer noch schwer.
Doch nach seiner Ausbildung
wollte Christoph Schiller mehr
gestalten, als nur Teig und Teil­
chen. Deshalb entschied er sich
für die Bundeswehr. Bereut hat
er das bis heute nicht.
Inzwischen ist der 25­jährige
Oberstabsgefreite die rechte
Hand des Leiters der Familien­
betreuungsstelle (FBSt) des
Fallschirmjägerregiments 31 in
Seedorf. Einen besseren Dienst­
posten kann er sich nicht vorstel­
len: „Mit unserer Arbeit bewegen
wir etwas.“ Viele Kameraden
beneiden ihn um diesen Dienst­
posten, gibt Schiller zu: „Aber sie
blicken nicht hinter die Kulissen.
Die Arbeit ist psychisch härter,
als viele meinen.“ Schließlich
sei eine FBSt nicht für Material
zuständig, sondern für Menschen
mit ihren ganz persönlichen Sor­
gen: „Aus diesem Grund wer­
den wir extra auf einem Lehr­
gang geschult.“ Wissen ist die
eine Sache, Empathie die andere.
„Beides braucht man hier“, weiß
der Oberstabsgefreite aus Erfah­
rung. Vor allem jetzt, wenn er
als Kraftfahrer eingesetzt wird,
um den Truppenpsychologen des
Verbandes zu den lokalen Flücht­
lingsunterkünften zu fahren. „Er
betreut dort die Soldaten, die
beim Aufbau der Einrichtungen
eingesetzt sind“, sagt Schiller.
Dies sei eine neue Form des Ein­
satzes, findet der Fallschirmjäger.
Die Kameraden sind zwar nicht
im Ausland, trotzdem werden sie
tagtäglich mit den schrecklichen
Folgen eines Krieges konfron­
tiert: „Das ist wie ein Spagat zwi­
schen den Welten und etwas, das
man nach Dienstschluss mit nach
Hause nimmt.“
(cos)
Was können Sie besonders gut kochen?
Hackbraten mit Knödel und Rotkohl.
Was können Sie überhaupt nicht leiden?
Unwahrheiten und Achtlosigkeit.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
„Niemals aufgeben!“
Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?
Soldaten im Einsatz.
Was ist Ihre Lieblingstugend?
Keine Besondere. Höchstens der Wunsch, anderen Menschen zu
helfen.
Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie zu häufig?
„Wann, wenn nicht jetzt?“
aktuell
Die Suche nach
dem perfekten Partner
Ratgeber.
„Generation
Beziehungsunfähig“ ist eine
Sammlung von
­
Kurzgeschichten.
Sie handeln vom
Leben in der
Großstadt: von Dating-Apps,
Singles und den eigenen Erwartungen an den Beruf und sich
selbst. Mit Themen wie „Illusion
perfekte Liebe“, „Berufung
Beruf“ und „Dreißig ist das neue
Zwanzig“ zeichnet Michael Nast
ein Bild von einer Generation,
die dem Anschein nach in allen
Lebenslagen nach Sinn und Perfektion strebt.
In 39 Geschichten erzählt
Nast häufig von Gesprächen mit
Freunden, meist bei einem Milchkaffee. Die Erzählungen haben
Wiedererkennungswert und bieten Stoff zur Selbstreflektion.
Den Text „Generation Beziehungsunfähig“ veröffentlichte
Nast zuerst in einem Blog. Die
Reaktionen waren überwältigend:
eine Million Leser in nur einer
Woche.
(pah)
Michael Nast, „Generation Beziehungsunfähig“, Edel, 240 Seiten, ISBN: 978-3-8419-0406-5,
14,95 Euro
aktuell verlost zwei Bücher. Einfach eine Email mit „Nast“ senden an: [email protected]
016
06/2
VERMISCHTES
15. Februar 2016
Ein göttlicher Vulkan
Maria Callas war begnadete Sängerin, furiose Darstellerin und gefürchtete Furie.
von Andreas Müller
Blu-Ray. Die Popkultur kennt
einige Diven, doch wohl keine
wie Maria Callas. Die berühmtberüchtigte Opernsängerin
führte ein glamouröses Leben
mit tragischen Zügen und ließ
ihr Umfeld vor ihrem Temperament erzittern. Noch immer wird
La Diva verehrt – zu Recht.
Maria Kalogeropoulou wird
am 2. Dezember 1923 als Kind
griechischer Einwanderer in New
York geboren. Der Vater ändert
den Namen später in Callas.
Eigentlich noch nicht alt genug
beginnt sie 1938 die Gesangsausbildung am Konservatorium
in Athen. Mit 17 Jahren erhält
sie dort ihr erstes Engagement
und kehrt 1945 nach New York
zurück. Nach Auftritten dies- und
jenseits des Atlantiks gelingt ihr
1949 der Durchbruch; im April
desselben Jahres heiratet sie den
italienischen Unternehmer Giovanni Battista Meneghini. Die
Callas brilliert als „Norma“ und
„Tosca“.
Ab 1952 ist sie bei EMI unter
Vertrag und beginnt eine beachtliche Aufnahmetätigkeit. Zwei
Jahre darauf nimmt sie 30 Kilogramm ab und avanciert endgültig
zur schillernden Diva. Ab 1959
reduziert sie die Engagements,
Foto: dpa/pa
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Maria Callas: La Divina, die Göttliche nannten sie ihre Fans.
beendet ihre Ehe und kommt
mit dem griechischen Reeder
Aristoteles Onassis zusammen.
Zugleich vernachlässigt die
Callas ihre Stimme. Versuche,
an alte Form und Triumphe anzuknüpfen, misslingen dem Sopran
in den 60ern. Als Onassis 1968
die Witwe Jackie Kennedy ehelicht, ist Maria am Boden zerstört. Anfang der 70er gibt die
Callas Meisterkurse in New York
und versucht ein erneutes Comeback, das künstlerisch scheitert.
Am 11. November 1974 tritt sie
ein letztes Mal auf. Im Folgejahr
zieht sie sich nach Paris zurück.
Sie stirbt einsam in ihrer Wohnung am 16. September 1977.
Mit ihrer einzigartigen Stimme
fasziniert sie noch heute. Nun
hat Warner Classics den Callas-
Kosmos mit drei Konzert-BluRays erneut erweitert. War die
Diva bislang weitgehend dem
Ohr vorbehalten – viele Filmaufnahmen gibt es nicht –, erschließt
sich die Intensität der Sängerin
endlich auch dem Auge.
Die Konzerte (1958 bis 64)
bündeln einen Auftritt in Paris
sowie je zwei in Hamburg und
London. Der Pariser Mitschnitt
atmet den Charme früher
Schwarzweiß-Fernsehproduktionen und was an optischer Güte
altersbedingt etwas „wackelt“,
gleicht sauberer Klang aus. Es ist
der erste Auftritt der Callas an der
Seine. Die Hamburger Konzerte
sind vielfältigere, konzertante
Soloabende. In London sind es
ein Solo- und ein Ensemblekonzert mit Verdis „Don Carlo“,
Bizets „Carmen“ und „Tosca“.
Eindrucksvoll ist das Verhältnis
zu ihrem Publikum – da tosen
der Göttlichen verdiente Begeisterungsstürme entgegen. Die drei
Blu-Rays bieten ein fulminantes
Callas-Erlebnis. Die Geschmeidigkeit ihrer silbrigen Stimme wie
ihr schauspielerischer Ausdruck
sind bemerkenswert. Diese zierliche Frau ist nur auf den ersten
Blick unscheinbar, denn wenn der
Vulkan zu brodeln beginnt, weiß
jeder Anwesende, dass ihn Aufsehenerregendes erwartet.
Callas, Maria: „Toujour – Paris
1958“, „In Concert – Hamburg
1959 & 1962“ und „Covent Garden – London 1962 & 1964“, je
eine Blu-Ray, Warner Classics
aktuell verlost je eine Blu-Ray.
Einfach eine Email mit dem
Stichwort „Callas“ senden an:
[email protected].
Fehlerteufel
Sudoku. In der Ausgabe
5/2016 ist uns ein Fehler
unterlaufen. Dafür bitten wir
um Entschuldigung. Die Korrekte Lösung lautet:
8347
SUDOKU
Vi
el G
Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
!
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
“Sudoku 06/2016” und Ihrer Postanschrift an:
[email protected]
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Der Gewinn:
APC Mobile Power Pack 10 000 mAh
Lösung der Ausgabe 04/2016:
7 7 1 6
Gewonnen hat:
Michael Felser
Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.