I N H A LT C O N T E N T A U S G A B E #01 2013/14 DE Kitchen Concept / Concept Kitchen Arbeiten und Leben: Transfer Küchenraum. 02 06 18 28 34 44 54 65 70 78 92 18 Wie Pfeffer und Salz. Die Tolix-DNA: sperrig, kantig, klug. »Am Anfang stehen Überlegungen zu der Struktur, nach der wir leben.« PERSPEKTIVEN. Concept Garden. Concept Home. Concept Office. Offen aus Prinzip. Field Recording. Office is where the kitchen is. ZWISCHENRÄUME. »Die Küche ist der Kosmos, um den sich alles dreht.« 84 88 92 Mobil verwurzelt. »Mini-Architekturen als Ausdruck der Sehnsucht nach Einfachheit.« Impressum 96 EN 84 02 06 18 28 28 34 44 54 65 70 78 Working and living: transferring the kitchen space. Like salt and pepper. The Tolix DNA: bulky, angular, smart. »The starting point: considerations of the structure of our lives.« PERSPECTIVES. Concept Garden. Concept Home. Concept Office. The Openness Principle. Field Recording. Office is where the kitchen is. S PA C E S I N-B E T W E E N . 88 06 84 »The kitchen is the cosmos everything revolves around.« 88 Mobile with roots. 92 »Mini-architecture expresses a longing for simplicity.« 96 Imprint I N H A LT C O N T E N T DE 02 Arbeiten und Leben: Transfer Küchenraum. 06 Wie Pfeffer und Salz. 18 Die Tolix-DNA: sperrig, kantig, klug. 28 »Am Anfang stehen Überlegungen zu der Struktur, nach der wir leben.« PERSPEKTIVEN. 92 34 44 54 Concept Garden. Concept Home. Concept Office. 65 Offen aus Prinzip. 70 Field Recording. 78 Office is where the kitchen is. ZWISCHENRÄUME. 18 84 »Die Küche ist der Kosmos, um den sich alles dreht.« 88 Mobil verwurzelt. 92 »Mini-Architekturen als Ausdruck der Sehnsucht nach Einfachheit.« 96 Impressum EN 88 02 Working and living: transferring the kitchen space. 06 Like salt and pepper. 18 The Tolix DNA: bulky, angular, smart. 28 »The starting point: considerations of the structure of our lives.« PERSPECTIVES. 34 44 54 Concept Garden. Concept Home. Concept Office. 65 The Openness Principle. 70 Field Recording. 78 Office is where the kitchen is. 06 S PA C E S I N-B E T W E E N . 28 70 84 »The kitchen is the cosmos everything revolves around.« 88 Mobile with roots. 92 »Mini-architecture expresses a longing for simplicity.« 96 Imprint 2 DE Arbeiten und Leben: Transfer Küchenraum. Text: C h r i s t i n a I r r g a n g Illustrationen: P i x e l g a r t e n Das Format der feststehenden Zeilenküche, wie sie 1926 von Margarete SchütteLihotzky als sogenannte »Frankfurter Küche« entwickelt wurde, bot den Nutzen, im Haushalt ökonomisch wirtschaften zu können. Das Bedürfnis nach einem optimierten Küchensystem bringt heute aber nicht vordergründig Fragen nach Ökonomie im Haushalt mit sich, sondern nach der kontextuellen Funktion des Raums Küche in einem sich oft schnell wandelnden Lebensumfeld. Was erwarten wir von der Küche als Ort und Möbel – ja, was sagen Küchen über uns und unser Leben aus? Die heutige Konnotation von »Küche« ist geprägt von Individualität, durch eine spezifische Definition von Bedürfnis und Gebrauch. Im Verhältnis von Raum, Küchensystem und Benutzer wird die Küche aber auch als sozialer Raum gedacht. Sie dient nicht bloß als Versorgungsstätte, sondern öffnet das Feld Küche zu einem Raum für eine Choreografie des Lebens, die sich ihre eigenen Nischen sucht und fortlaufend ausformuliert. Die Vorstellung von einer in ihrem Prinzip offen angelegten Küche war für den Designer Kilian Schindler entscheidend bei seinem Entwurf der Concept Kitchen: ein Projekt, das von der Firma Naber GmbH aus Nordhorn initiiert und in der Ausführung nun von Tolix, einem französischen Traditionsunternehmen und Hersteller mit Renommee für Metallmöbel, begleitet wird. Schindler richtet den Fokus auf eine Küche, deren Struktur er durch Module vorgibt, die aber von ihrem Benutzer durch den sich darin vollziehenden Lebensprozess als Agitationsraum mitgestaltet wird. Die Form der Küche orientiert sich dabei an den Möglichkeiten und Weisen ihrer Nutzung, die sich frei nach Verständnis, Vorliebe und Notwendigkeit als Küchenraum entfaltet. Das Leitmotiv »Inspiration« der Firma Naber, die als Spezialist für Küchenzubehör mit Schindlers Concept Kitchen erstmals ein Küchenmöbel anbietet, erfährt hier eine neue und direkte Art der Gestaltung, die mit dem tätigen Leben in der Küche und den darin integrierten, ja sich stets in Gebrauch und Verwertung befindenden Gegenständen entsteht. Die Entwicklung der Küche hin zu einem Raum zwischen Funktionalität und Emotionalität hat in den vergangenen Jahren viele konkrete wie theoretische Ausformulierungen erfahren. Die Küche wieder als einen sinnlichen Ort, als Raum der Gemeinschaft und des kommunikativen Handelns zu begreifen war ein Anliegen, das der Gestalter Otl Aicher zu Beginn der 1980er-Jahre verfolgte und damit den Typus der »offenen Küche« und das Prinzip der Werkbank erneut ins Blickfeld rückte. Die Küche als Organismus zu verstehen wurde so auch im Jahr 2006 von Mike Meiré zur Revision gebracht. Das ModellProjekt »The Farm Project« thematisierte Küche als einen (mobilen) Lebensraum, in dem Geräte, Utensilien, Lebensmittel, Tiere, Menschen und deren Interaktion beim Kochen und Essen im Zentrum stehen. Kilian Schindler setzt bei diesen Gedanken an, dehnt jedoch die Überlegungen über das Verhalten in der Küche auf unser Verhalten zu ihr als Raum aus: Concept Kitchen wird nicht nur als Stätte, sondern selbst als Modul aus wechselnden räum- lichen Bedürfnissen und Gegebenheiten heraus gedacht. Der Raum, den wir heute als Küche definieren, ereignet sich da, wo wir ihn benötigen – im Büro, im Studio, im Atelier, im Lebensraum, auf offener Fläche oder im Winkel eines Raumes, dem wir die Funktion »Küche« zukommen lassen. Küche ereignet sich, schwirrt aus und nimmt ihre Gestalt da, wo und wie sie benötigt wird. Die Struktur der Concept Kitchen geht auf diese Anforderungen ein. Kilian Schindler modifiziert die Küche zugleich als Forum und Display: Die Gestaltung von Modulen aus offenen Regalen und geschlossenen Stauflächen – für eine Küche, die sich im Zuge ihres täglichen Gebrauchs verändern darf – stellt das Modell der »offenen Küche« wie auch das Prozesshafte der Funktion und des Ästhetischen ins Zentrum. Das durch Bausteine konstruktiv erweiterbare oder mit eigenen Küchengeräten, Haushaltsgegenständen und Lebensmitteln bereicherungsfähige Küchensystem wird zu einem Möbel, dessen Gestaltung sich zwischen Aufbewahrungsregal, Wohnraummöbel und Skulptur durch eine stete Neuordnung definieren lässt. Das Modulare, ja der flexible Umgang mit dem Möbel bringt dabei vor allem den Gedanken des Transfers des Ortes Küche zum Gegenstand. In Schindlers Gestaltung hat so die Freiheit bei der Benutzung Priorität: Sie gewinnt an Form überall dort, wo sich das Leben des Benutzers entfaltet. • 3 EN Working and living: transferring the kitchen space. Text: C h r i s t i n a I r r g a n g Illustrations: P i x e l g a r t e n The notion of the fixed unit kitchen as was developed by Margarete Schütte-Lihotzky in 1926 with her so-called »Frankfurt kitchen« had the benefit of making housekeeping far more economically efficient. The need for an optimized kitchen system today no longer hinges on superficial issues of home economics, but on the contextual function of the kitchen space in an often fast changing living environment. What do we expect of kitchens as a place and in term of furnishings; indeed, what do kitchens say about us and our lives? Today, »kitchens« have the connotations of individuality, are informed by a specific definition of needs and uses. That said, the kitchen is often construed as a social space in terms of the relationship of space, kitchen system and user. It serves not only as a place for sustenance, but opens up the kitchen as terrain for a choreography of life that identifies its own special niches and is forever fleshing these out. The idea of an essentially open-plan kitchen was what drove designer Kilian Schindler when he started elaborating his notion of the Concept Kitchen: a project initiated by Naber GmbH, corporation based in Nordhorn, and now being supported by Tolix, a long-standing French company and renowned manufacturer of metal furniture. Schindler focused on a kitchen structured by modules, but co-defined by the users, who decide through how they live in the kitchen how best to engage its space. The kitchen’s shape derives from the opportunities for its use, and the methods involved, meaning the kitchen space evolves depending on the users’ mindset, preferences and needs. Naber took as the leitmotif »Inspiration«— as a specialist for kitchen accessories the Concept Kitchen was the first time it had marketed kitchen furniture, and the design chosen was new and direct by dint of being inspired by active life in the kitchen and the objects integrated into it such as are forever being used or consumed. In recent years, much theoretical and practical work has gone into molding the kitchen into a room influenced by both functionality and emotions. It was designer Otl Aicher who in the early 1980s first grasped the kitchen as a sensual space, as a communal place for communicative action and it was he who emphasized once again the idea of the »open plan kitchen« structured as if it were a work bench. And in 2006 Mike Meiré revised the notion of the kitchen as organism. The model »The Farm Project« highlighted the kitchen as a (mobile) living space where things centered on appliances, utensils, food, animals and people and their interaction when cooking and eating. Kilian Schindler takes this as his starting point, but expands considerations on the relationship in the kitchen to our behavior toward it as a space: Concept Kitchen is construed not just as a place, but in terms of it constituting a module responding to changing spatial needs and conditions. The space we today define as a kitchen occurs where we need it, be it in the office, the studio, the living room, in an open space or in a corner of the room that we assign the function of »kitchen«. The kitchen occurs, sallies forth and take shape where and how it is needed. The structure of the Concept Kitchen takes up these requirements. Kilian Schindler modified the kitchen both as a forum and a display: The design of the modules, which are made up of open shelves and closed storage areas, squares up to the idea of a kitchen that can change in the course of its daily use and therefore revolves around the model of the »open-plan kitchen« and the processual aspects of function and aesthetics. This is a kitchen system that can be expanded by adding modules, or one’s own kitchen appliances, household items and food, and it is a form of furniture that can be categorized as storage shelf, living room furniture and sculpture, depending on one’s particular whim at the time. This modular and highly flexible approach to furniture highlights above all the idea of transferring the kitchen as a space. Schindler’s design accords priority to freedom of use: It takes on form wherever the user’s life take place. • 6 Ingrid und Hans-Joachim Naber sind ein Unternehmerteam – nicht nur in der Küche. Die begeisterten Sammler von Alltagskunst, Schnitzereien aus dem Erzgebirge und Memphis Design führen seit 1975 die Naber GmbH. Er als kreativer Kopf und Chefentwickler, sie als Managerin, die alle organisatorischen Zügel in der Hand hält. Beide sagen übereinstimmend: Ohne gute Organisation geht nichts. Also überließen sie auch beim Besuch am Firmensitz in Nordhorn nichts dem Zufall. Eine Begegnung. Wie Pfeffer und Salz. Like salt and pepper. Ingrid and Hans-Joachim Naber are a highly enterprising team—and not just in the kitchen. Since 1975, these two avid collectors of everyday art and carvings from the Erz Mountains and Memphis Design have been running Naber GmbH. Hans-Joachim is the chief developer and creative brains behind the outfit, while Ingrid, as manager, holds the organizational reins. Both are of the same opinion that nothing can come to pass without good organization. Small wonder that during a visit to the company headquarters in Nordhorn, nothing is left to chance. An encounter. Text: O l i v e r H e r w i g — Photos: M a r k u s B u r k e DE EN Drahtig sieht er aus: Silberhaar, sorgfältig gestutzter Bart, gebräunt wie ein Bergführer. Oder ein Skipper. Hans-Joachim »Hajo« Naber setzt sich an den Besprechungstisch und legt den Arm lässig über den Nachbarstuhl. »Möchten Sie Wasser? Oder Kaffee?«, fragt der Inhaber der Naber GmbH, dann schenkt er sich selbst Tee ein. Auf dem Tisch der StapelgeschirrKlassiker »TC 100« von Hans Roericht und KahlaSchälchen. Auf der Besucherseite steht ein Metallschild »Gast«. Bei Naber wird wenig dem Zufall überlassen. A wiry man with silver hair, a carefully-groomed beard and the tanned skin of a mountain ranger or skipper, Hans-Joachim »Hajo« Naber takes a seat at the interview table, throwing a relaxed arm over the chair next to him. The owner of Naber GmbH asks me if I’d care for a glass of water or a cup of coffee before pouring himself some tea. Dishes by Kahla and the classic stacking china set »TC 100« designed by Hans Roericht are set up on the table. On the side of the table closest to me is a metal plate that reads »guest«. Here at Naber, little is left up to chance. 7 Der Tee dampft, und Hans-Joachim Naber sprudelt los, erzählt von seinem Leben, seiner Herkunft, Vater und Großvater Schreiner und Unternehmer. Daheim hieß es immer, das solle lieber sein Bruder reparieren, Hajo habe zwei linke Hände. Nun ist HansJoachim Naber selbst Produktentwickler, einer, der Dingen auf den Grund geht. Und dafür jede Menge Patente erhielt. »In der Schule war ich eher nicht so gut«, schmunzelt Naber. Lieber machte er Sport: Turnen, Fußball, Fechten, vor allem Laufen. 11,3 Sekunden auf 100 Meter. Seine Paradedisziplin war der Langlauf. Naber ist ein Steher. Als er sich einmal nach langer Wettkampfpause wieder an die 5000 Meter machte, brach er ein, es stach in der Seite, viele Läufer zogen an ihm vorbei. Doch Hans-Joachim Naber gab nicht auf. Irgendwann merkte er: Da geht noch was! »Tatsächlich konnte ich noch einige wieder überholen.« Und das Unternehmen? Ist das auch so ein Langstreckenrennen? Naber lächelt. »Wir hatten eine stetige Entwicklung.« Das Wichtigste sei, den Markt zu kennen. Und er sei ziemlich gut im Beobachten, sagt Naber, gut darin, Lücken zu entdecken, Dinge, die fehlen, die man anpacken könne. Dazu braucht der Unternehmer Informationen. Systematisch wertet er Zeitschriften aus, nicht nur die, die am Bahnhofskiosk liegen, sondern alles, was international erscheint. Seine Leidenschaft: neue Magazine am Flughafen entdecken und gleich abonnieren. Zum Beweis holt Naber eine Mappe mit aktuellen Clippings hervor. Die wenigsten Artikel befassen sich explizit mit Innovationen in der Küche. »Das«, meint der Chef, »ist ja das Interessante: plötzlich auf Neues aus einer ganz anderen Ecke zu stoßen.« Ohne Vorzimmer direkt zur Chefin Im ersten Stock bespricht sich Ingrid Naber gerade mit der Buchhaltung. Die gleichberechtigte Firmeninhaberin, zuständig für Personal, Organisation und Finanzen, verzichtet auf ein Vorzimmer. »Hier kann jeder kommen, jederzeit«, sagt sie. Sie kennt die Wünsche und Sorgen ihrer Mitarbeiter. Bei Ingrid Naber schütten viele ihr Herz aus. »Ich helfe gern«, sagt die Managerin, »aber ich kann auch unangenehm werden.« Klare Worte sind ihre Sache. »Ich übernehme auch die eher ungeliebten Entscheidungen im Unternehmen.« Selten verlassen Mitarbeiter den Betrieb. Die Naber GmbH ist eine große Familie. 180 Mitarbeiter machen die Firma zu einem der größten Arbeitgeber in Nordhorn seit dem Niedergang der hiesigen Textilindustrie. In Steam rises from the tea and Hans-Joachim Naber begins to talk about his life, his background, his father and grandfather, who were carpenters and entrepreneurs. At home he was told to leave any repair works to his brother. He was the member of the family said to be all thumbs. Now Hans-Joachim Naber is himself a product developer: someone who gets down to the nitty-gritty of things. Over the years he has acquired a lot of patents. »At school, I wasn’t the best student,« Naber smiles. He preferred sports: gymnastics, football, fencing and, most of all, running. He could run 100 meters in 11.3 seconds. His speciality was crosscountry. Naber never throws in the towel. When he took part in a 5,000 metre race after a long break from competitive sports, he got terrible side-stitch and many competitors overtook him. Yet Hans-Joachim Naber did not give up. After a while he realised he was still in the game: »And in fact, I managed to get back into things and pass quite a few of them again!« And the company? Is that similar to long distance running? Naber smiles, »Things have developed steadily.« The most important thing in his opinion is to know your market. Naber says he’s always been a good observer, good at finding holes in things, areas where something is missing, things you can really grapple with. In order to do so, the entrepreneur needed input. He went through newspapers and magazines. Not only the kind you find at the news agent, but international publications, too. He delights in discovering new magazines at the airport and signing up for a subscription immediately. Naber fetches a folder with recent clippings. Only few articles deal explicitly with innovations in the kitchen. »This,« Naber tells me, »is what’s really interesting: happening upon something new from a completely different angle.« A boss without a waiting room On the first floor, Ingrid Naber is in discussion with the accounts department. Ingrid and Hans-Joachim Naber own equal shares in the company. She is responsible for HR, organization and finance. She decided she didn’t need a waiting room. »Anybody can come in, whenever they like,« she says. She knows what her staff want and the issues that preoccupy them. Many pour their hearts out to her. »I like to help people,« the manager says, »But naturally I am not always a soft touch.« Getting to the point is her thing. »I’m also responsible for dealing with the more unpleasant decisions within the company.« It’s not often that staff leave the company; Naber GmbH is one big family. The company’s 180 staffers make it one of the 9 10 12 einem dieser Unternehmen hat Ingrid Naber selbst gelernt, die Begeisterung für Mode ist ihr geblieben. Ingrid und Hans-Joachim Naber sind ein eingespieltes Team. Sie ergänzen einander. Wie Salz und Pfeffer. Hier die zupackende Managerin (»Ich behalte Dinge gern in der Hand«), dort der Entwickler, der Dinge ganzheitlich voranbringt. »Nicht alles muss man selbst erfinden«, meint Hans-Joachim Naber, den vor allem eines antreibt: eine unglaubliche Neugier auf die Welt. »Ich möchte nie Meister sein«, sagt er unvermittelt, »lieber Lehrling, jemand, der für die Logistik in der Küche sorgt. Damit schafft man nämlich wirklich Erleichterung.« Und da ist im Laufe von Jahrzehnten einiges entstanden. largest employers in Nordhorn since the decline of the local textile industry. Ingrid Naber started her career in one of these companies and her passion for fashion has never left her. Ingrid and Hans-Joachim Naber are an experienced team. Like salt and pepper, they complement one another. On the one hand there’s the hands-on executive (»I like to keep my eye on things«), on the other the developer, pushing things along holistically. »It’s not necessary to invent everything yourself,« notes HansJoachim Naber, who is driven by one thing alone: an unquenchable curiosity about the world. »I never want to be a master,« he says abruptly, »I’d much rather remain an apprentice, someone who takes care of lo- »Ich bin für klare Regeln. Wer als Letzter den Raum verlässt, schließt auch das Fenster.« »I’m a fan of clear rules. Whoever leaves the room last should be the one to close the windows.« Ingrid Naber 1975 übernahmen Ingrid und Hans-Joachim Naber den Großhandel für Tischlereibedarf und Möbelbeschläge, den Hermann Naber seit 1948 aufgebaut hatte. Konsequent setzten sie nun auf Küchenzubehör. Und hatten Erfolg damit. Im selben Jahr entsteht das Luftkanalsystem »Compair«, 1976 folgt »Dassa«, ein in die Arbeitsplatte eingepasster Abfallsammler, der noch heute im Programm ist. Ausgefeilte technische Lösungen und vielfach mit Preisen ausgezeichnetes Design machen Naber aus. Dazu kommen fast 40 Jahre Erfahrung mit Abluft- und Abfallsystemen. »Ohne Bewährtes in Frage zu stellen, strebt Naber kontinuierlich nach dem überraschend Neuen, dessen Wert im täglichen Gebrauch nachhaltig anhält«, hieß es 2008 in der Broschüre zum 60-jährigen Bestehen der Firma. Daran hat sich nichts geändert. Im Archiv des passionierten Sammlers »Warten Sie, gleich hab ich’s«, beruhigt HansJoachim Naber seinen Gast und gräbt sich durch Container mit Material. Der 68-Jährige wuchtet Container für Container, entdeckt immer neue Stücke. Die Wände seines Büros überzieht ein Teppich aus Plakaten, Blechen, Schildern und Sprüchen. Es wirkt wie das Archiv eines passionierten Sammlers. gistics in the kitchen. You’d really be making people’s lives easier.« And there have certainly been developments in this domain over the decades. In 1975, the Nabers took over the wholesale company for joinery supplies and furniture fitting that Hermann Naber had first established in 1948. Determinedly, they set to work on the domain of kitchen accessories. They were successful. That same year »Compair«, a ducted air extraction system, was introduced. In 1976, »Dassa« was released: a waste collector, integrated into the kitchen worktop, still listed in the catalogue today. Polished technological solutions and prize-winning designs are what makes Naber stand out. Additional, the firm has almost 40 years’ experience with air extraction systems and waste disposal systems. According to the 2008 brochure, celebrating the company’s 60th anniversary, »Naber continually strives to create the new and exciting, to come up with products whose value will be felt in a lasting way during everyday use, without calling into question that which has already been proven.« This formula remains true today. Into the archives of the avid collector »Hold on, I’ve nearly got it,« Hans-Joachim Naber reassures his guest as he digs through containers of 13 Oder wie ein französisches Bistro, das wegen Überfüllung schließen musste. In diesem Gesamtkunstwerk à la Kurt Schwitters hat sich Naber einen Inspirationsraum gerettet, einen Ort geregelter Unordnung in einem Verwaltungsgebäude, das sehr clean wirkt, durchdacht bis ins Detail. Eigentlich, berichtet der Chef, hatte er ein Eckbüro erhalten, doch da habe er sich nicht wohlgefühlt, so abgeschnitten vom Geschehen. Nun hat Sohn Lasse, seit 2003 Mitglied der Geschäftsleitung, das betreffende Zimmer bezogen. Und Vater Hans-Joachim sitzt mittendrin, in seinem Inspirationsraum mit Blick auf die Anlieferung und den flachen Forschungspavillon, halb versteckt hinter Grün und einer Sammlung von Objekten, Figuren und Aufstellern auf dem Fenstersims. Rechts im Eck steht eine Holzfigur mit Bart und Brille, die an Kapitän Haddock aus dem Comic »Tim und Struppi« erinnert, freilich ohne Kapitänsmütze. »Das bin ich selbst«, sagt Hans-Joachim Naber, »ein Geschenk der Mitarbeiter. Die wussten, dass meine Frau und ich Holzfiguren aus dem Erzgebirge sammeln.« Viel Platz ist nicht mehr auf dem Schreibtisch, eine Phalanx von Zetteln hat sogar die Schreibunterlage erobert, das Powerbook ist ganz an den Rand geschoben. Links daneben liegen drei Hefte in Orange, Blau und Lila. »Ideas«, »Concepts«, »Inspiration« steht auf ihnen. Allmählich versteht man, woher die vielen Ideen kommen und wie Hans-Joachim Naber sie verbindet, sodass irgendwann Produkte daraus werden – echte Dinge, die verkaufbar sind. material. The 68-year-old ferrets through container after container, continually discovering new items. The walls of his office are covered by an array of posters, sheets of metal, signboards and quotations, giving the impression of some avid collector’s personal archive. Or maybe a French bistro, forced to close due to overcrowding. This artistic synthesis à la Kurt Schwitters forms a space of structured chaos within a building that has primarily administrative functions. Naber has preserved a space for inspiration. The effect is clean, thought through to the smallest detail. Actually, Naber tells me, he used to have a corner office, but he never felt at ease there, so cut off from what was happening around him. The Nabers’ son, Lasse, a member of the Management Board since 2003, now occupies the aforementioned office. And Hans-Joachim sits in the midst of it all, in his inspiration room with its view over the delivery area and the shallow Research Pavilion, half-hidden behind the greenery and a collection of objects, figures and mountings on the windowsill. To the right, in the corner, stands a wooden figure complete with beard and spectacles who looks somewhat like Captain Haddock from The Adventures of Tintin, only without the captain’s hat. »That’s me,« says Hans-Joachim Naber. »A gift from a colleague. They knew that my wife and I collect wooden figures from the Erz Mountains.« There’s not a lot of space left on the desk: a flood of papers has taken over the writing surface, the Powerbook has been pushed right to the edge of the desk. To the left are three volumes in orange, blue and lilac. Written upon them are the »Beim Langstreckenlauf gilt wie im Leben: Man darf nicht aufgeben.« »The same is true of long distance running as of life: you can never give up.« Hans-Joachim Naber Und wo entstehen all diese Gegenstände? Naber leistet sich eine eigene Entwicklungsabteilung. Gleich am Eingang des Labors warnt ein Schild vor unbefugtem Betreten. Einige Schleusen später stehen wir im Allerheiligsten, ein klinischer Raum, in dem es klingt wie in einem Waschsalon. Die Geräusche stammen jedoch nicht von gemächlich rotierenden Trommeln, sondern von einer Versuchsanordnung, die verschiedene Abluftsysteme testet. Ansaugen. Stillstand. Ansaugen. Stillstand. Hans-Joachim Naber weist auf den Zählerstand: Fast 70 000 Zyklen words »Ideas«, »Concepts« and »Inspiration«. Gradually one comes to understand where the array of ideas come from and how Hans-Joachim Naber manipulates them to eventually create products—real things with real retail value. And where are all these objects developed? Naber boasts its own in-house development wing. Right at the entrance of the laboratory, a sign warns the visitor not to enter without authorization. A few air locks later we’re standing in the sacred temple, a clinical room 15 16 hat das Teil schon hinter sich. Im nüchternen Licht der Abfallsystem-Testanlage zieht der Chefentwickler Schublade für Schublade auf. Auch Systeme von Mitbewerbern sind darunter, auch sie werden genau studiert. Es gilt, die Lücke zu finden – konstruktiv und gestalterisch. Naber hält über 200 Patente, Gebrauchs- und Geschmacksmuster, eingetragene Marken und Warenzeichen. Im Vordergrund stehen für ihn Nutzerkomfort, hohe Materialqualität, gute Verarbeitung und Gestaltung. Dafür gab es ein Dutzend Preise bis hin zum »Designpreis der Bundesrepublik Deutschland«, der höchsten offiziellen deutschen Auszeichnung im Bereich Design. Schätze, vom Keller bis zum Dach Hinter dem Logistikzentrum steht ein schmuckloses Haus, es war das alte Büro, bevor 2008 das karminrote Verwaltungsgebäude entstand, das drinnen noch heute so wirkt, als sei es gerade in Betrieb genommen worden: kein Krümel in der Ecke, keine unaufgeräumte Teeküche, keine überquellenden Schreib tische. »Es ist mir einfach ein Anliegen, dass hier alles perfekt aussieht«, hatte Ingrid Naber vorgegeben – which by the sound of things could be a laundromat. The noises originate not from the leisurely rotating of washing machine drums, however, but from a test assembly which tests various air extraction systems. Suction. Stop. Suction. Stop. Hans-Joachim Naber gestures towards the meter reading: the machinery has almost 70,000 cycles behind it. In the pale light of the test assembly for the waste disposal systems, the chief developer opens drawer after drawer. Systems created by rival companies are among them: these too are studied closely. Finding fault is important, a constructive and artistic activity. Naber has over 200 patents, among them utility and design patents, registered trademarks and brand names. Emphasis is placed upon user comfort, high quality of materials, good manufacture and design. For this, Naber has won a dozen prizes, including the German Design Award, the highest official decoration in Germany in the realm of design. Cherish everything—from cellar to rooftop Behind the logistics center stands an unadorned building. This was the old office. It was used prior to the 2008 »Mein Vater hätte das nie gemacht – aber einer muss ja den Mut aufbringen.« »My father never would have done that—but someone has to summon up the courage, don’t they?« Hans-Joachim Naber und recht behalten. Ordnung soll auch im alten Bürogebäude bald wieder herrschen. Bislang türmen sich noch halb ausgepackte Schätze vom Keller bis unters Dach: Tausende von Figuren aus dem Erzgebirge. Engel in Schachteln und Engel in Kindergröße, mannshohe Pyramiden und Miniaturausgaben von Weihnachtsschmuck. Das Erzgebirge, das ist die große Leidenschaft von Ingrid Naber. Jedes Jahr gehen fast 2500 Räuchermänner als Weihnachtsgeschenke an Freunde des Hauses und Geschäftspartner. Anfangs hätten die Vertreter die Figuren eher erstaunt entgegengenommen, heute gibt es regelrechte Fans für das außergewöhnliche Geschenk. Im Großen wie im Kleinen gilt: Erst ist das Neue fremd, aber irgendwann möchte man es nicht mehr missen. Widerstände überwinden und Menschen ins Boot holen, das kommt Ingrid und Hans-Joachim Naber bekannt vor. Sie praktizieren es täglich. completion of the deep red main building, where even now you still get the feeling it was opened mere days ago. There is no dust in the corners, no cluttered office kitchenette, no overflowing desks. As Ingrid Naber said, »It’s simply a concern of mine for everything here to look perfect.« She’s been true to her word. Order will soon rule again in the old office building. Until recently, it’s been stuffed from the cellar to the eaves with half-unpacked treasures, thousands of figurines from the Erz Mountains. Angels in boxes, angels the size of children, pyramids, tall as a grown man, miniature versions of Christmas decorations. The Erz Region is Ingrid Naber’s passion. Every year at Christmas, almost 2500 carved wooden figures are sent to company friends and business partners. At the beginning, these figurines were received with surprise, but now there are many dyed-in-the-wool fans for this unusual gift. As they say: at first what is new is strange, but at 17 Ins Erdgeschoss soll das Naber-Firmenmuseum einziehen: Bilder des ersten Messestands auf der interzum im Mai 1981 in Köln, die Ehrenurkunde des Großvaters Gerrit Naber zum 50-jährigen Meisterjubiläum im November 1962, weiß-grüne Naber-Fußballwimpel mit dem Motto »Wer sich nicht bewegt, bewegt nichts«. Zugleich soll eine kleine Geschichte der Einbauküche lesbar werden. Von der berühmten »Frankfurter Küche« Margarete Schütte-Lihotzkys über Nachkriegseinbauten bis hin zur Concept Kitchen von Kilian Schindler, mit der die Firma Naber all jene erreichen will, die für Einbauküchen inzwischen verloren gegangen sind. Modular aufgebaut, streng weiß und metallisch der Korpus, zeigt das mit dem »Designpreis der Bundesrepublik Deutschland« bedachte Stück, was Kochen für eine mobile Generation bedeuten könnte: puristischer Fun. In der Tradition der »Frankfurter Küche« Es ist spät geworden. Ingrid und Hans-Joachim Naber sitzen unter der Pergola. Subtropisch fühlt sich der Abend an, Federwolken verwirbeln im Restlicht. Eigentlich wollten sie essen gehen. Doch es gibt immer etwas zu tun. Heute sind Fotografen im Haus. Früher konnte er das eher, sinniert Hans-Joachim Naber und steckt sich die Pfeife an: abschalten. Selbst im Urlaub dauert es eine Woche, bis der begeisterte Wanderer so richtig weg ist. Er sagt das einfach so, ohne Klage. Ingrid Naber nickt wissend. Es gibt Pizza und Wasser am langen Tisch. Der Gärtner ist mit dabei, Fotograf Markus Burke aus München mit Assistent und der Frankfurter Designer Adrian Nießler. Hinter den übermannshohen Hainbuchenhecken arbeiten sie an Fotos der Concept Kitchen, einem völlig neuen Ansatz des Unternehmens. Erstmals bietet der Zulieferer eine eigene Systemküche an, eine, die durchaus in der Tradition der »Frankfurter Küche« steht, doch vor allem von dem Gedanken der Freiheit geprägt ist. Für Menschen, die sich nicht mit einer fertigen Einbaulösung abfinden wollen, sondern ihr Stück in die nächste Wohnung mitnehmen und ständig verändern möchten. Ein greifbares Stück Flexibilität. Auch dafür galt es Widerstände zu überwinden. Ingrid Naber seufzt: »Erst dachte ich: Na ja, was das wohl kosten mag?« Doch längst hat die Concept Kitchen in der resoluten Managerin ihre überzeugendste Anhängerin gefunden. »Vom Design her finde ich sie wunderschön«, sagt Ingrid Naber und setzt hinzu: »Ich würde sie mit anderen Teilen kombinieren.« Und darin ist sie wahrlich meisterlich. • some point you realise you don’t want to live without it. Winning people over and overcoming resistance is nothing new to the Nabers. They do it daily. The Naber Company Museum is to be located on the ground floor. Images of the first stand at the interzum trade fair in May 1981 in Cologne, the honorary certificate given to Hans-Joachim’s grandfather, Gerrit Naber, at the 50-year jubilee of Master Craftsmen in November 1962, a green-and-white Naber football pennant with the motto »Wer sich nicht bewegt, bewegt nichts« (Those who do not move will move nothing) will be displayed. Furthermore, a small history of the fitted kitchen will be installed for readers, detailing the story from the famous so-called Frankfurt Kitchen by Margarete Schütte-Lihotzky to fitted kitchens in the post-war period right up to Kilian Schindler’s Concept Kitchen, with which Naber GmbH hopes to achieve all that which has been lost from the fitted kitchen concept over the years. This modular piece with white and metal elements, honoured with the German Design Price, demonstrates what cooking could mean for a mobile generation: purist enjoyment. In the tradition of the »Frankfurt Kitchen« It’s getting late. Ingrid and Hans-Joachim Naber are sitting beneath the pergola. The evening feels subtropical, fluffy clouds hang in the dusk light. They’d had plans for dinner, but there’s always something that needs taking care of. Today photographers came to visit. Naber lights his pipe and begins to unwind. Even when on holiday, it takes a week before the avid hiker really feels like he’s got away. He says it without complaint. Ingrid Naber nods in agreement. There is pizza and water on the long table. The gardener has joined us, as well as photographer Markus Burke from Munich, his assistant and designer Adrian Nießler from Frankfurt. Behind the towering hawthorn hedges they work on photos of the Concept Kitchen, a completely new approach for the company. For the first time the supplier offers his own kitchen system, in the style of the traditional ���������������������������������������� »��������������������������������������� Frankfurt Kitchen���������������������� «��������������������� , but which nevertheless laid great emphasis on the concept of freedom. This design is for people unwilling to put up with a readymade fitted solution and who instead want to take their kitchen with them to their next apartment. People who want to continually be able to make alterations. Ingrid Naber sighs: »At first I really thought, goodness, what’ll be the cost?!« Yet she has become the Concept Kitchen’s most committed fan. »I find the design absolutely beautiful,« she says, »I’d love to combine it with other pieces.« And on this front, she is a true master. • 18 Warum die Naber Concept Kitchen von Kilian Schindler bei Tolix gefertigt wird, dem französischen Spezialisten für Stahlmöbel. Und warum diese Kombination besondere Gestaltung und Lang lebigkeit verspricht. Über die Leichtigkeit von Metall, authentischen Materialeinsatz und Charakterbildung im Design. Die Tolix-DNA: sperrig, kantig, klug. The Tolix DNA: bulky, angular, smart. Why is Kilian Schindler’s Naber Concept Kitchen manufactured by Tolix, the French specialists for steel furniture? And why does this team promise to deliver such a great design and longevity? On the lightness of metal, the use of authentic materials, and character formation in design. Text: O l i v e r H e r w i g — Photos: J u l i a n B a u m a n n DE EN Seit Generationen löst Xavier Pauchards »Chaise A« ein, woran die Moderne meist scheiterte: einfache Entwürfe bezahlbar zu machen. Während das Bauhaus Geschmack für alle predigte und doch nur unbezahlbare Kleinserien schuf, ging der Handwerker Pauchard einen anderen Weg. 1927 gründet er die Firma Tolix, die sich auf die Herstellung von Stühlen, Sesseln, Hockern und Metallmöbeln spezialisierte. Pauchard dachte in Serien und hatte eine Innovation zur Hand: Er verzinkte Möbel aus Weißblech, um sie noch unempfindlicher zu machen. »Chaise A« ist ein Kind des Industriezeitalters. Seine sperrige Eleganz erwächst aus der Notwendigkeit, Blech so zu biegen, dass sich belastbare Strukturen ergeben. For generations now Xavier Pauchard’s »Chaise A« has come good where most of Modernism failed: with making simple designs affordable. While the Bauhaus advocated good taste for all and then only made unaffordable small series, craftsman Pauchard opted for a different approach. In 1927 he founded the Tolix company which specialized in manufacturing chairs, armchairs, stools and metal furniture. Pauchard thought in terms of mass production and was able to wield an innovation here: He galvanized furniture made of sheet steel in order to render it more impervious to wear and tear. »Chaise A« is a child of the industrial age. Its hard-edged elegance stems from the need to bend sheet metal in a way that allow strong load-bearing structures to arise. 21 22 Pauchard bewies mit ausgestellten Beinen und klarer Prägung, dass industrielle Logik, Konstruktion und zeichenhaftes Aussehen einander bedingen. Oder, wie der Designer Kilian Schindler es ausdrückt: »›Chaise A‹ ist so erfolgreich, weil er es schafft, durch den stringenten Einsatz der technischen Details in der Metallverarbeitung dem Produkt eine derart starke Authentizität zu verleihen, dass der Betrachter gerade diese With the visible legs and clear embossing, Pauchard showed that industrial logic, construction techniques and symbolic image were mutually decisive. Or, as designer Kilian Schindler puts it: »›Chaise A‹ is so successful because it manages by the stringent use of technical details in the metalworking to give the product such a strongly authentic feel that the viewer inevitably regards the technical details as a striking »›Chaise A‹ ist so erfolgreich, weil er es schafft, durch den stringenten Einsatz der technischen Details in der Metallverarbeitung dem Produkt eine derart starke Authentizität zu verleihen, dass der Betrachter gerade diese technischen Details als markantes Stilmittel empfinden muss.« »›Chaise A‹ is so successful because it manages by the stringent use of technical details in the metalworking to give the product such a strongly authentic feel that the viewer inevitably regards the technical details as a striking stylistic touch.« Kilian Schindler technische Details als markantes Stilmittel empfinden muss.« Bezeichnenderweise entstand der Entwurf nicht auf dem Papier, sondern direkt in der Werkstatt des Praktikers Pauchard. Über die Jahre wuchs eine ganze Modellfamilie heran, robust und stapelbar, gedacht für den Einsatz in Cafés und auf Terrassen unter der Sonne Frankreichs. stylistic touch.« Tellingly, the design was not the child of a drawing board, but arose direct on Pauchard’s work bench—he was nothing if not practical. Down through the years, an entire product family emerged of robust and stacking metal furniture, destined for a life in cafés and on the terraces under France’s blazing sun. Selbst an Bord des Luxusliners »Normandie« taten Pauchards Möbel ihren Dienst. Als Botschafter der Industrienation Frankreich schipperten sie über den Atlantik nach New York. Als Pauchard schließlich beauftragt wurde, 1937 für die Pariser Weltausstellung 12 000 Stühle zu liefern, war dies der endgültige Durchbruch für den Selfmademan. Mit einem Mal stand der Tüftler auf einer Stufe mit den Großen der Moderne, mit Mies van der Rohe und Le Corbusier. Inzwischen gilt die Firma Tolix als herausragende Vertreterin einer Industriemöbel-Bewegung, die den rauen Charme der unverwüstlichen Objekte bewusst gegen perfekt inszenierte Interieurs der Gegenwart ausspielt. Pauchard’s furniture even saw service on board the luxury »Normandie« liner. As ambassadors of France as a proud industrial nation they crossed the Atlantic to New York. When Pauchard was then commissioned to supply the Paris World Exhibition of 1937 with 12,000 chairs his breakthrough as a self-made man was as good as guaranteed. Suddenly the inquisitive engineer was being mentioned in the same breath as the greats of Modernism, such as Mies van der Rohe and Le Corbusier. Today, the Tolix company is an outstanding representative of a movement in industrial furniture that consciously deploys the coarse charm of indestructible objects as a foil to perfectly staged contemporary interiors. 23 24 26 27 Wenn Kilian Schindlers Concept Kitchen sich also in die Tradition jener Arbeitstische, Spinde und Werkzeugschränke aus Metall stellt, die als Inbegriff funktionaler Gestaltung das vergangene Industriezeitalter prägten, so hat das System. Der frankophile Designer aus Karlsruhe erklärt dazu ganz trocken: »Die DNA von Tolix passte einfach am besten zur DNA der Concept Kitchen. Beide sprechen eine sperrige, industriell geprägte Formensprache.« If Kilian Schindler’s Concept Kitchen can be seen in the lineage of those metal work benches, lockers and tool cupboards that are the epitome of the functional design that so shaped the face of the past industrial age, then this is deliberate. The Francophile designer from Karlsruhe explains it quite simply: »Tolix’ DNA simply fits the Concept Kitchen DNA best. Both speak a wiry formal language emphatically emphasized by industry.« Einander blind verstehen Understanding each other perfectly Wie aber kam es überhaupt zu dem Projekt Concept Kitchen? Hans-Joachim Naber berichtet von einem jener Zufälle, die nach einem Roman klingen. Auf der Koelnmesse 2010 stieß er auf Arbeiten von Kilian Schindler, der gerade nicht an seinem Stand war. Der Unternehmer hakte nach. Ihm hatte die Drahtgarderobe gefallen, die Schindler präsentierte. »Herr Naber rief mich nach der Messe an und bot mir an, an der Concept Kitchen mitzuarbeiten«, erinnert sich der Designer. Das eigentliche Briefing folgte in Mailand, auf der Leitmesse der Möbelindustrie. Juniorchef Lasse Naber und Marketingleiter / Produktentwickler Martin Staaks präzisierten das, was zuvor am Telefon besprochen worden war. Es ging um die »Entwicklung eines mobilen Küchensystems im Allotment-Style«. Nun fehlte nur noch ein Spezialist wie Tolix, der genug Know-how und Sensibilität besitzt, um ein puristisches Küchen-Regalsystem herzustellen. Die Franzosen erwiesen sich als idealer Partner, mit dem die Firma Naber das Konzept verfeinerte und zur Produktionsreife brachte. »Sie haben Respekt vor dem kreativen Arbeitsprozess der Gestalter – und ich vor ihrem handwerklichen Können. Designer und Ingenieure müssen zwar nicht die gleiche Sprache sprechen, einander aber gut – blind – verstehen«, sagt Kilian Schindler. Das funktioniert offenbar auf den unterschiedlichsten Ebenen. »Wir haben verschiedene Lieferanten ausprobiert – aber nur Tolix erfüllte alle Voraussetzungen«, ergänzt Hans-Joachim Naber. So how did the Concept Kitchen project come about? Hans-Joachim Naber tells of one of those coincidences that are the stuff of novels. At the Koelnmesse 2010 trade fair he saw pieces designed by Kilian Schindler, who was not on the booth at the time. The entrepreneur followed up, as he liked the wire wardrobe Schindler had presented. »Mr. Naber rang me after the fair and offered to collaborate on the Concept Kitchen,« Schindler remembers. The actual briefing took place in Milan, at the world’s key furniture fair. Junior MD Lasse Naber and Marketing Director /product developer Martin Staaks developed the terms for what had been outlined on the phone, namely the »development of a mobile kitchen system in an allotment style«. All that was now lacking was a specialist like Tolix who had the requisite know-how and sensitivity to manufacture a purist kitchen shelving system. The French firm proved to be an ideal partner, joined Naber in refining the concept and readying it for market. »They respected the designers’ creative process just like I really appreciated their craftsmanship. While designers and engineers don’t always speak the same language, in this instance they understood each other perfectly,« recalls Kilian Schindler. Evidently this functions on all sorts of levels. »We tried out different suppliers, but only Tolix fulfilled all our requirements,« adds Hans-Joachim Naber. »Chaise A«, stählern und feuerverzinkt, steht längst in den Kollektionen des MoMA und des Centre Pompidou. Er ist ein echter Klassiker geworden, ein Design-Statement. Gute Voraussetzungen eigentlich für die Concept Kitchen von Hans-Joachim Naber und Kilian Schindler, die von Anfang an mit Auszeichnungen und Designpreisen überschüttet wurde. • »Chaise A«, steel and galvanized, is long since included in the MoMA and Centre Pompidou design collections. It has become a real classic and a design statement. A good basis for the Concept Kitchen created by Hans-Joachim Naber and Kilian Schindler, which has from the word go won any number of awards and design prizes. • 28 »Am Anfang stehen Überlegungen zu der Struktur, nach der wir leben.« »The starting point: considerations of the structure of our lives.« Interview: S o p h i a M u c k l e — Photo: J u l i a n B a u m a n n 29 Gemeinsam mit der Firma Naber, dem auf Küchenzubehör spezialisierten Familienunternehmen aus Nordhorn, entwickelte das Bureau Kilian Schindler ein modulares Küchensystem. Mit ihrer flexiblen, offenen Gestaltung sorgte die Concept Kitchen auf einschlägigen Messen für Aufsehen und wurde mit den renommierten Designpreisen »Plus X Award 2011«, »Interior Innovation Award 2012« und Gold in der Kategorie Home Interieur des »German Design Award 2012« ausgezeichnet. Mit dem Produkt designer Kilian Schindler sprach Sophia Muckle in seinem Karlsruher Büro. Together with Naber, the Nordhorn-based family company specializing in kitchen accessories, Bureau Kilian Schindler has developed a modular kitch en system. With its flexible, open design the Concept Kitchen is causing a stir at specialist trade fairs and was awarded the renowned design prizes »Plus X Award 2011«, »Interior Innovation Award 2012« and Gold in the Home Interior category of the »German Design Award 2012«. Sophia Muckle spoke to product designer Kilian Schindler in his office in Karlsruhe. DE SM KS Ihr Entwurf der Concept Kitchen wirkt wie ein radikaler Gegenentwurf zur klassischen Einbauküche. War diese Position von Anfang an geplant, Herr Schindler? Nein, dieser Gedanke stand nicht im Vordergrund. Das Projekt begann viel besser – nämlich mit grundsätzlichen Überlegungen zum Leben, Arbeiten und eben auch zum Kochen. Da ging es um die Frage, wie oft man im Leben umzieht: Was nimmt man mit, was bleibt zurück? Bei jedem Umzug ist die Küche ein Problem. Als Besitzer einer Küchenzeile muss man heilfroh sein, wenn der Nachmieter das Ding abnimmt. Der Begriff »Einbauküche« verrät schon, dass sich die Küche in die Architektur einfügt – und die nächste Wohnung erfordert garantiert andere Einbauten. Deswegen war uns wichtig, dass sich die EN SM Your Concept Kitchen design is like a radical counter-design to the classic fitted kitchen. Was this your intention from the start, Mr. Schindler? KS No, that idea was not at the front of my mind. The project began much better—namely with a fundamental consideration of life, work and, indeed, cooking. We thought about how often we move house during our lifetime. What do we take with us? What do we leave behind? The kitchen always presents a problem, in every move. Given that it is very common in Germany to buy and install your own kitchen in a rented apartment, as an owner of a fitted kitchen, you can count yourself very lucky if, on moving out, the tenant coming in after you is willing to buy the kitchen units off you. The term »fitted kitchen« already makes it clear that the kitchen is integrated 30 Concept Kitchen an die Lebensumstände und die eigenen Vorlieben anpasst. Wir haben das System so gestaltet, dass der Aufbau unkompliziert und ohne Werkzeuge zu schaffen ist. Damit wird die Küche zum Möbel, das man einfach mitnimmt. Eine andere Frage, die uns interessierte, war: Wo braucht man eine Küche? Es wird doch nicht nur zu Hause gegessen und gekocht, sondern im Büro, in der Werkstatt, bei Ausstellungen oder im Schrebergarten. Für diese Mahlzeiten benötigt man aber nicht die Ausstattung, die man zu Hause im Schrank hortet. Daher ist die Concept Kitchen weniger eine Gegenposition zur Einbauküche, sondern eher eine Alternative – die praktische Lösung für eine Vielfalt von Situationen und Bedürfnissen. SM Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Naber, die so viel Freiraum für grundsätzliche Überlegungen ließ? KS Die Zusammenarbeit mit Naber entstand aus einem ganz anderen Projekt. Für den Entwurf einer Garderobe hatte ich mich mit Schrebergärten beschäftigt. Mich faszinieren Schrebergartenhütten, die oft eine Collage aus Fertigteilen und eigenen Lösungen der Gartenbesitzer sind. Da entstehen Miniaturwelten – mal rustikal, mal mediterran, aufgeräumt oder chaotisch. Auf jeden Fall authentisch und lebendig. into the architecture—and your new apartment is guaranteed to have different dimensions. That is why it was important to us that the Concept Kitchen adapts to the user’s circumstances and personal preferences. We have designed the system such that it can be assembled easily and without the need for tools. In this way the kitchen becomes furniture you can simply pick up and take with you. Another question that interested us was: Where do we need a kitchen? For we don’t just eat and cook at home, but also at the office, in the workshop, at exhibitions or in the allotment garden. For these mealtimes however we don’t need all the equipment we pile up in our cupboards at home. So the Concept Kitchen is not so much a counter-design to the fitted kitchen, but more an alternative—the practical solution for a variety of situations and needs. SM How did your collaboration with Naber come about, which left you so much space for fundamental considerations? KS Our collaboration with Naber resulted from an entirely different project. I had been looking into allotment gardens when working on the design of a coatrack. I am fascinated by the little huts you find in allotment gardens, which are often a collage of prefabricated »Der neue Ansatz besteht darin, dass die Küche nur ein Gerüst liefert, das erst der Benutzer mit Leben füllt.« »This new approach consists in deliberately supplying the kitchen only as a frame, which the user fills with life.« Kilian Schindler Als Garderobe hatte ich deshalb einen Metallrahmen entworfen, angelehnt an die Rank- und Kletterhilfen, die man im Garten verwendet. Der Entwurf liefert ein Gerüst, und der Besitzer entscheidet, wie die Garderobe aussehen soll – ordentlich, reduziert und minimalistisch oder völlig zugehängt und überbordend. Dieser Gestaltungsansatz hatte Herrn Naber, den Seniorchef des Unternehmens, neugierig gemacht, und deswegen kontaktierte er mich. elements and the owner’s own solutions. Miniature worlds emerge—sometimes rustic, sometimes Mediterranean, tidy or chaotic. And always authentic and lively. So my coatrack design featured a metal frame based on the trellises you use in the garden. The design provides a framework, and the owner decides what the rack should look like—orderly, reduced and minimalistic, or exuberant and completely overloaded. This design approach intrigued Mr. Naber, senior chief of the company, upon which he contacted me. 31 Photo: F a b i a n F r i n z e l Treading virgin territory—designer Kilian Schindler finalizes things along with Managing Director Lasse Naber, who devised the business plan for the Concept Kitchen project, and product developer Martin Staaks (from the l.) Neuland betreten – Designer Kilian Schindler tüftelt mit Geschäftsführer Lasse Naber, der den kaufmännischen Ansatz für das Projekt Concept Kitchen erarbeitet hat, und Produktentwickler Martin Staaks (von links) SM Was zeichnet neben den zahlreichen Designpreisen Ihrer Meinung nach das Projekt aus, Herr Schindler? KS Die Auszeichnungen sind natürlich eine tolle Bestätigung für den Entwurf. Was das Projekt für mich aber so besonders macht, ist auf den ersten Blick gar nicht sichtbar! Ich fand es zum Beispiel außer gewöhnlich, dass sich ein Unternehmen auf etwas ganz Neues einlässt und erst mal in eine umfangreiche Recherche investiert. Naber ist ursprünglich ein Spezialist für Küchenzubehör, der mit der Concept Kitchen Neuland betritt. Das Projekt ist deswegen für alle Beteiligten – bis hin zu den Mitarbeitern im Außendienst – ein intensiver Lernprozess. Diese Bereitschaft zum gemeinsamen Lernen und die enge Zusammenarbeit mit dem Produktentwickler Martin Staaks, der mit mir an den Details tüftelte, machte überhaupt erst die Entwicklung eines neuen Ansatzes möglich. Der neue Ansatz besteht darin, dass die Küche ganz bewusst nur ein Gerüst liefert, das erst der Benutzer mit Leben füllt. Die Modulstruktur ermöglicht außerdem, dass man sich nur das anschafft, was man braucht. Wenn ich als junger Mensch in meiner ersten Wohnung nur selten koche, will ich keine ganze Küchenzeile kaufen. Trotzdem möchte ich mein Geld nicht in zukünftigen Sperrmüll investieren, sondern suche eine Lösung, die sich mitnehmen, erweitern oder umnutzen lässt und die SM In addition to the numerous design awards, what in your opinion characterizes the project, Mr. Schindler? KS The awards are naturally a great acknowledgement of the design. But what makes the project so special for me is not even visible at first glance! For instance, I thought it extraordinary that a company was willing to try out something completely new and invest in extensive research. Naber is actually a kitchen accessories specialist and has thus entered virgin territory with the Concept Kitchen. So for everyone involved, including field sales staff, the project represents an intensive learning process. It was this willingness to learn together and our close collaboration with product developer Martin Staaks, who hammered out the details with me, that made it possible to develop a new approach in the first place. This new approach consists in deliberately supplying the kitchen only as a frame, which the user fills with life. Moreover, the modular structure enables the user to buy only those things he needs. If as a young man I only cook rarely in my first apartment, I don’t want to buy an entire kitchen. Nonetheless I don’t want to invest my money in future refuse. I am looking for a solution I can take with me when I move, extend or convert and that is produced in Europe under decent conditions. If I move to another place or my 32 in Europa zu vernünftigen Konditionen gefertigt wird. Ändert sich die Stadt oder die Lebenslage, kann ich mein Modul mitnehmen und ergänzen. Zum Beispiel durch ein weiteres Modul oder doch durch die Einbauschränke, die meine Freundin mitbringt. Diese Flexibilität versteckt der Entwurf nicht hinter Fronten, sondern er setzt sie in Szene. So eine Entwicklung ist nur möglich, wenn man am Anfang über die Strukturen nachdenken kann und darüber diskutiert, wie wir eigentlich mit den Dingen leben. Wenn man beim Entwerfen solche Gedanken umsetzen kann, dann ist das schon etwas Besonderes! SM KS Das Innovative der Concept Kitchen besteht ja wohl vor allem im gestalterischen Ansatz und der Struktur, die ja auf den ersten Blick ganz einfach wirkt?! Wenn etwas einfach oder selbstverständlich wirkt, dann ist das ein echtes Kompliment. Aus Erfahrung kann ich aber sagen, dass man dafür lange an den Details tüftelt. Der Metallrahmen der Concept Kitchen ist auf Schwerlasten ausgelegt – damit man beispielsweise den Herd in der Höhe einbauen kann, wo man ihn braucht. Damit die Böden trotzdem leicht wirken, haben wir Traversen in den Böden entwickelt, die den Materialverbrauch senken und die Stabilität sichern. Ähnlich viele Überlegungen stecken in dem Clipsystem, das dafür sorgt, dass man die Böden in der Höhe verstellen kann. Um nur ein paar der technischen Feinheiten zu nennen. Aber das ist so ein Moment, über den ich mich richtig freue: Man kauft sich etwas, weil es gut aussieht oder weil es praktisch sein könnte – und dann entdeckt man beim Gebrauch, dass es auch noch richtig clever ist. • circumstances change, I can take my module with me and extend it, for example with another module or even with my girlfriend’s fitted units. The design does not hide this flexibility behind cupboard doors, but highlights it. This kind of development is only possible if you can think about the structures at the start and discuss how we actually live with these things. It really is something special if you can implement such ideas in the design process! SM What is most innovative about the Concept Kitchen is the formal approach and the structure, which at first glance seems very simple. Would you agree? KS If something seems simple or self-evident, that is a real compliment. Yet I can say from experience that for that you need to spend a long time working on the details. The metal frame of the Concept Kitchen is designed for heavy loads—so that for example you can install the oven at the required height. To keep the bases light, we integrated crossbeams into them to reduce the amount of material used and ensure stability. A similar amount of thought went into the clip system that enables users to adjust the height of the bases. And they are just two of the technical details. But that is something that makes me really happy: You buy something because it looks good or could be practical—and then when using it you discover that it is really ingenious into the bargain. • 33 Perspektiven. Perspectives. 34 MARKUS BURKE Concept Garden. 44 M A RC K R AU SE Concept Home. 54 FA B IA N F R I N Z E L Concept Office. 34 MARKUS BURKE Concept Garden. 38 42 44 M A RC K R AU SE Concept Home. 48 51 52 55 FA B IA N F R I N Z E L Concept Office. 58 63 65 DE Offen aus Prinzip. Zu den Ideen von Transparenz, Ehrlichkeit und Offenheit als Maximen der Moderne. Text: M a r k u s F r e n z l Illustration: J a n B u c h c z i k Der Londoner Crystal Palace von 1851 nahm viele Themen der Moderne vorweg: Aus Stahl und Glas gebaut, zeigte er offen, wie er konstruiert und gebaut war – er feierte die Schönheit der neuen Materialien und der Ingenieurskunst, stand für eine neue Leichtigkeit und Transparenz. Und dennoch versteckte der Historismus die neuen Formen, Verbindungen und Materialien noch für kommende Jahrzehnte unter Krusten aus billig produzierten Ornamenten, verbarg die Konstruktion oder täuschte edle Materialien vor, um den Menschen einen Zugang zu den Entwürfen des Industriezeitalters zu ermöglichen. Als Adolf Loos in seinem berühmten Aufsatz »Ornament und Verbrechen« von 1908 zum Ornamentverzicht aufrief, war dies deshalb auch eine Forderung nach mehr Ehrlichkeit in Architektur und Gestaltung. Mit den Design-Bewegungen des frühen 20. Jahrhunderts wurden Transparenz, Offenheit und Materialgerechtigkeit zu Maximen der Moderne. Walter Benjamin beschrieb dies so: »In der Signatur der Zeitenwende steht, dass dem Wohnen im alten Sinne, dem die Geborgenheit an erster Stelle stand, die Stunde geschlagen hat. Giedion, Mendelssohn, Corbusier machen den Aufenthaltsort von Menschen vor allem zum Durchgangsraum aller erdenklichen Kräfte und Wellen von Licht und Luft. Was kommt, steht im Zeichen der Transparenz.« 1 Es ist eine Transparenz, die formal und symbolisch dafür steht, dass man nichts zu verbergen, vorzutäuschen oder zu beschönigen hat. Transparenz macht das Innenleben sichtbar, zeigt einstmals verborgene Abläufe, ja sie erlaubt einen Einblick in den Lebensalltag, der für den Menschen der Moderne nicht mehr im Verborgenen, sondern im Öffentlichen stattzufinden hat. Die gewünschte Offenheit und Transparenz offenbarte deshalb immer wieder ihre Schattenseiten, wenn es um praktische Fragen ging: Mies van der Rohes Farnsworth House von 1950/51, das als eines der radikalsten transparenten Gebäude des International Style gilt, zog nicht nur den Spott der Kritiker auf sich, sondern auch das Missfallen der Bauherrin: Wer konnte in einer solchen gläsernen Box wohnen, ohne sich permanent beobachtet zu fühlen? Darüber hinaus stand dem Prinzip des offenen Zeigens immer auch der Wunsch nach einer Ästhetik der Aufgeräumtheit und Einfachheit gegenüber: Die leeren Räume der Moderne, die White Cubes und asketischen Lofts, die uns noch heute in den Wohnmagazinen gezeigt – und von Stylisten aufwendig inszeniert – werden, sind wohl nur mit größter Disziplin so leer und aufgeräumt zu halten. Einfachheit, das ist jedem Designer bekannt, erfordert viel Arbeit. Und leere Räume erfordern Einbauschränke oder geschlossene Schrankwände, hinter denen all der Kleinkram verschwindet, der zu unserem Leben gehört, die Zeitschriften und Bücher, die bei normalen Menschen im Wohnzimmer herumliegen, die Sammlung von Fernbedienungen auf dem Couchtisch, unerledigter Papierkram auf dem Schreibtisch oder die tausend Geräte, Töpfe und Kochlöffel in der Küche. Und so sind auch die auf Hochglanz polierten Schrankwände und die Einbauküchen mit ihren Hängeschränken, in denen alles verschwindet und mit denen sich die Komplexität des Alltäglichen eliminieren lässt, Errungenschaften des 20. Jahrhunderts. Sie stellen die formale Reduktion und Geschlossenheit oft über praktische Aspekte und spiegeln in ihrer glatten, geschlossenen Front alle Sehnsucht nach Ordnung, Aufgeräumtheit, Perfektion und Reinheit, die den Kritikern des Funktionalismus zu Recht zum Ausdruck von Dogmatismus und Emotionslosigkeit wurde. In seinem Buch »Die Küche zum Kochen« von 1982 schrieb Otl Aicher: »Eine vor allem in den USA verbreitete Schule der modernen Architektur hat die Doktrin verfolgt, daß Ästhetik ein Korrelat der Einfachheit sei. Also hat man alles versteckt. Im Büro die Akten, in der Küche Töpfe und Geschirr. Aber es gibt auch eine Ästhetik der Komplexität. Wo es vielfältige Vorgänge gibt, ist Vielfältigkeit auch die entsprechende Information.« 2 66 67 68 Wie sich schon im Titel seines Textes zeigt, galt es nun, der Küche wieder ihre eigentliche Aufgabe zurückzugeben, anstatt sie einer aufgeräumten und hygienischen Ästhetik zuliebe zu rationalisieren, wie es die Moderne getan hatte, anstatt sie zum reinen Statussymbol oder zum bloßen Funktionsraum zu machen. Schon vor 30 Jahren konstatierte Aicher deshalb, dass die Küchenfront für eine jüngere Generation »ein Relikt aus einer vergangenen Welt« sei: »Ihre Küche muss nicht nur aus Geldmangel offen sein.« 3 Digitale nicht länger in Schubladen oder hinter Schranktüren verstecken wollen, sondern offen zeigen. Und mit denen wir immer auch signalisieren, dass wir stolz sind auf die Produktkultur, dass wir um die Qualität der Dinge wissen, dass in einem Büro wirklich gearbeitet, in einem Wohnzimmer gelebt und in einer Küche wirklich gekocht wird. Eine Küche, in der die Töpfe, Pfannen und Messer, ja selbst die Zutaten, Vorräte, Gewürze oder Kräuter sichtbar gezeigt und nicht hinter Hängeschranktüren oder Dennoch halten sich Einbauküchen, Hänge Regalfronten verborgen werden, feiert die Schönheit von Komplexität und Vielfalt. schränke und immer gleich aussehende Sie kommt damit den Ideen der Moderne Stauraummöbel hartnäckig in unseren von Offenheit und Ehrlichkeit näher, als Wohnungen. Vielleicht sind wir, speziell in der Küche, zu sehr von den jahrzehntelang manch einer aufgrund ihrer formalen Komplexität denken würde. Die Küche wird gesendeten Bildern der Werbung geprägt, so zum Werkraum, in dem all die Werkzeudie uns eine spiegelglänzende Küche als Wunsch jeder guten Hausfrau eingebläut ge gezeigt werden, auf die man stolz ist. haben, in der jeder Fleck sofort »mit Sie wird zum Tableau, auf dem die Lebens einem Wisch« beseitigt werden muss. Erst in mittel und ihre Zubereitung die Hauptrolle jüngerer Zeit scheint ein neues Sehnsuchtsspielen. Sie ist nicht länger Fassade, die motiv an die Stelle der glatten Perfektion zu sich bemüht, den bestmöglichen Eindruck treten: Der Wunsch nach Vergangenheit, von Perfektion, Sauberkeit und Hygiene nach Tradition und handwerklichem Können zu vermitteln, sondern wird zur lebendigen, war nie so groß wie in den vergangenen fröhlichen Bühne, auf der sich das eigent zwei Jahrzehnten, da uns die Digitalisierung liche, manchmal chaotische Schauspiel erfasst hat. So ist es kein Wunder, dass des Kochens vollzieht. Sie stellt nicht länger wir gerade jetzt auch das Kochen wiederdie aufgeräumte Sauberkeit in den Vorentdecken und in unzähligen Kochshows dergrund, die nach jedem Kochen sorgsam über die perfekte Zubereitung einfacher, wiederhergestellt werden muss, sondern ehrlicher Gerichte wie eines simplen zelebriert den Akt der Essenszubereitung, Kartoffelbreis philosophieren. Es ist eines der für den sie eigentlich da ist – selbst dann, prägnantesten Zeichen unserer Zeit, dass wenn in ihr gerade nicht gekocht wird. • wir erst jetzt, wo sich viele Dinge ins Virtuelle und Nichtgegenständliche verabschieden, eine neue Begeisterung für die Komplexität des realen Lebens und eine neue Liebe zu den alltäglichen Dingen um uns herum ent decken: zu den ausdifferenzierten Küchenwerkzeugen, die über Jahrhunderte für die verschiedensten Verrichtungen ersonnen wurden, zu Gerätschaften, die fast schon in Vergessenheit geraten sind, weil man sie aufgrund ihrer Spezialisierung vielleicht nur zweimal im Jahr braucht, zu geschmie 1 Benjamin, Walter: »Die Wiederkehr des Flaneurs«. Gesammelte deten Eisenpfannen, genial konstruierten Schriften, Bd. III. Frankfurt am Main 1972 (1929), S. 196 Einmachgläsern oder schlichten Holz2 brettern, die von jahrelangem Gebrauch Aicher, Otl: »Die Küche zum Kochen. Werkstatt einer neuen Lebenskultur«. München 1982, S. 41 zeugen. Es sind Zeugnisse einer gegenständ3 lichen Welt, die wir im Zeitalter der ebd. EN The Openness Principle. On ideas of transparency, honesty and openness as Modernist maxims. Text: M a r k u s F r e n z l Illustration: J a n B u c h c z i k London’s Crystal Palace of 1851 preempted many of Modernism’s themes: Made of glass and steel it showed how it was built for all to see; it celebrated the beauty of new materials and the art of engineering, and it stood for a new sense of lightness and transparency. And yet the historicism disguised what were for the next few decades the new shapes, connections and materials under a crust of cheaply produced ornaments, hid the structure or created the illusion of precious materials in order to enable people to accept the designs of the industrial age. When Adolf Loos declared in his famous 1908 essay on »Ornament and Crime« that people should avoid ornamentation, it was likewise a call for more honesty in architecture and design. With the design movement of the early 20th century, Modernism made transparency, openness and an appropriate use of materials its maxims. Walter Benjamin described this thus: »The cult of ›dwelling‹ 69 in the old sense, with the idea of security at its core, has now received its death knell. Giedion, Mendelssohn, and Le Corbusier are converting human habitations into the transitional spaces of every imaginable force and wave of light and air. The coming architecture is dominated by the idea of transparency.«1 This transparency stands formally and symbolically for the fact that people have nothing to hide, to pretend or to make more beautiful. Transparency renders the life within visible, shows once hidden processes and definitely allows an insight into everyday life—which for modern man no longer takes place in concealment but in the public domain. The openness and transparency desired thus frequently revealed its dark sides when it came to being practical: Mies van der Rohe’s Farnsworth House (1950 / 5 1), which was considered one of the most radically transparent buildings in the International Style, was not only mocked by critics, but scorned by the client: Who could live in such a glass box without permanently feeling they were being watched? Moreover, the principle of open revelation always contrasted with an aesthetics of the uncluttered and of simplicity: Modernism’s empty rooms, the white cubes and ascetic lofts that the interior design mags still proudly present (and the stylists elaborately stage for the pics) can evidently only be kept so empty and uncluttered by an immense amount of discipline. Simplicity as any designer knows is a matter of great effort. And empty rooms call for unit cupboards or closed wall cupboards, behind which all the small stuff that is the essence of life then disappears, the magazines and books that in normal apartments lie here and there, the set of remote controls on the couch table, papers on a desk requiring attention, or the thousands of appliances, pots and ladles in a kitchen. Meaning that the high-gloss unit cupboard doors and the overhead units behind which it all disappear, magicking away the complexity of everyday life, are 20th century achievements. They often prioritize formal reduction and smooth surfaces rather than practicality, with their closed fronts mirroring the yearning for order, clear structure, perfection for specialized kitchen tools that down through the centuries have been devised for the widest range of different meals, for appliances that have almost been forgotten In his 1982 book on »Die Küche zum Kochen« as they are so specialized you may only use them twice a year, for wrought-iron pans, Otl Aicher wrote: »A school of modern architecture popular above all in the US has ingeniously constructed jars for preserves, or simple wood cutting boards that attest to pursued the doctrine that aesthetics is a correlate of simplicity. So everything got many years of use. They are all testimony to a world of objects that in the digital age hidden away. The files in the office, the pots and crockery in the kitchen. However, we prefer not to hide away any longer in drawers or behind cupboard doors, and there is also an aesthetics of complexity. instead display openly. And with which we Where there are diverse processes, there is always also indicate that we are proud of diversity and thus corresponding informa2 the product culture, that we know the quality tion.« As the title of his book shows, the idea was to restore to kitchens their actual of things, that we actually work in the office, live in the living room and cook in the task, cooking, instead of streamlining kitchen. them in favor of some clean and hygienic aesthetics, as Modernism had done, A kitchen in which pots, pans and knives, reducing them to pure status symbols or in fact even the ingredients, stores, merely functional spaces. In fact, 30 years spices and herbs are visible and not hidden ago Aicher therefore insisted that the line of clean kitchen cupboards was »a relic away behind fitted unit cupboard doors or shelf fronts simply celebrates the beauty of a past world« for a younger generation: »Its kitchen must be open, and not just for a of complexity and diversity. It is thus closer to Modernism’s ideas on openness lack of money.« 3 and honesty than some might think given its formal complexity. The kitchen thus Yet, unit kitchens, overhead cupboards becomes a workshop in which you make sure and storage furniture that always look the all the tools you are proud of are on same stubbornly remain lodged in our display. It becomes a tableau where food apartments. Perhaps, specifically in the kitchen, we are simply so strongly influenced and preparing food play the lead roles. It is no longer a façade that aspires to convey by the ad images of the last few decades, the best possible impression as regards that present a gleaming reflecting kitchen top as every housewife’s true dream, where perfection, cleanliness and hygiene, and instead becomes a lively, happy stage every splash has to be eliminated immewhere the real and at times chaotic drama diately. Only recently would a new theme of of cooking occurs. It no longer foregrounds yearning seem to be taking the place of glossed perfection: The desire for a past, for some uncluttered clean image that you have to painstakingly recreate each time tradition and craftsmanship was never as great as over the last 20 years in which you’ve cooked, but rather celebrates the act of preparing the meal as what it really is, digitalization has made such inroads into our lives. It’s therefore hardly surprising that even when it’s not being used for cooking. • we are now busy rediscovering cooking and there are countless TV cooking shows where people philosophize about perfect preparations for a simple, honest meal, such as plain old potato mash. One of the most striking signs of the times is that only now are 1 we starting, when so many things are Benjamin, Walter: »The Return of the Flaneur«. In Selected Writings, vo. 2, part 1. Harvard Univ. Press, Camb./Mass., 1999, p. 264 heading fast into the domain of the virtual 2 and non-physical, to enthuse about the Aicher, Otl: »Die Küche zum Kochen. Werkstatt einer neuen Lebenskultur«. München 1982, S. 41 complexity of real life and a new preference 3 for everyday things: discovering that love ibidem and purity, which critics of functionalism rightly said was an expression of dogmatism and a lack of emotion. 70 FIELD RECORDING. Text: C h r i s t i n a I r r g a n g — Photos: D a v i d H e i t z DE EN Schauplatz: ein offener Raum des Lebens. Mehrere kubisch geformte Boxen, die Platz für Intimität bieten. Der Rest spielt sich im Gemeinschaftsraum ab. Eine große offene Fläche mit Dielenboden, in deren Mittelpunkt ein langer Holztisch zur Begegnung, zum Zusammensein und zum Wiederkommen einlädt. Angrenzend: die Möglichkeit, umsorgende Speisen, verführerische Getränke und Behaglichkeit zuzubereiten. Die alte Ziegelei wurde vor ein paar Jahren zum Wohnraum mit Deckenlicht umgebaut. Seither kommen und gehen die Bewohner, die Gäste, die Liebhaber. Setting: an open room of life. Several square boxes, offering room for intimacy. The rest takes place in the common room. A large open space with wood flooring, with a long wooden table at its center—a place for meeting people, spending time together and coming back again and again. Adjacent: the possibility to prepare wholesome meals, seductive drinks and coziness. The old brickworks were converted into a living space with ceiling light a few years ago. Since then the residents, guests and lovers come and go. 72 73 Die Küchensituation ist neu. Einige Module stehen im offenen Raum, einige sind an der Wand platziert, umgeben von Dingen, die schon da waren, und gedacht für Dinge, die noch hinzukommen mögen. Auf einem fast quadratischen Beistellelement steht die gläserne Salatschale der Großmutter, gefüllt mit einer halben Gurke, Zitronen und Kräutern im Wasserglas. Die Keramikschale von der besten Freundin steht für die Guacamole bereit – Lieblingsessen für die Gäste heute Abend. Das Messerset der Eltern liegt verstreut, parat für die Arbeit. Die Töpfe und Vorräte sind noch teils unsichtbar in Boxen auf einer der unteren Ablagen verstaut. Eine selbst genähte Küchenschürze hängt am Haken nahe der Spüle. Alle versammeln sich um den Arbeitstisch, um den Salat vorzubereiten. Rot leuchten die geschnittenen Tomaten auf dem hellen Holz. Der aus der Heimat mitgebrachte Kaffee wurde gerade eben aufgebrüht, er duftet – und der Blick fällt auf einen Liebesbrief, der nahe beim Gewürzbrett hängt. The kitchen situation is new. Some modules are placed in the open space, others against the wall, surrounded by things that were already there, and intended for things that may be added in future. Grandma’s glass salad bowl is standing on an almost square side table, containing half a cucumber, lemons and herbs in a water glass. The ceramic bowl from the best friend is out ready for the guacamole—favorite dish for the guests tonight. The knife set from the parents is strewn about, ready for use. The pots and 74 supplies are partly still hidden in boxes on one of the lower shelves. A hand-sewn apron is hanging on a hook near the kitchen sink. Everyone gathers around the worktop to make the salad. The cut tomatoes shine red on the light-colored wood. The coffee brought back from home has just been brewed again, it smells delicious—and the gaze falls on a love letter hanging nearby next to the spice rack. Neben dem Regal warten die leeren Flaschen der letzten Abende noch auf den Weg zum Container. In der Nähe hängt eine Postkarte mit Palmen … sie erinnert an die Erzählungen des Bruders, von der letzten Reise nach Nairobi und seiner Begegnung mit den afrikanischen Sängerinnen, die zu jeder im Erdloch zubereiteten Mahlzeit auch die Kleidung wechselten, wofür sie kichernd im Nebenzimmer verschwanden, dann zurückkamen und gemeinsam sangen. Die Abendsonne streift nun den Boden, die Speisen stehen bereit, der Wasserkessel pfeift. • Next to the shelves the empty bottles from the previous evenings are waiting to be taken to the recycling containers. A postcard showing palm trees is hanging nearby … it calls to mind the brother’s stories, his last trip to Nairobi and his meeting with the African singers, who changed their clothes for every meal cooked in a hole in the ground, for which they disappeared giggling into the side room, then came back and sang together. The evening sun is now grazing the floor, the food is ready, the kettle is whistling. • 75 77 78 79 DE den digitalen, vernetzten, mobilen Büround Arbeitswelt ein extrem archaischer, echt analoger Anker ist. Das zeigt auch das Konzept für die neue Zentrale des SoftwareKonzerns Microsoft in Berlin. Der Technologievorreiter richtet dort in seinem »Microsoft Center« sein weltweit erstes Café ein, das nicht nur für die eigenen Mitarbeiter gedacht ist, sondern auch für die Öffentlichkeit. Hier wird der analoge Dialog mit den Menschen gesucht, um Ideen für neue Produkte zu gewinnen. Office is where the kitchen is. Text: K a t h r i n S p o h r Illustrationen: J a n B u c h c z i k »Jede gute Party endet in der Küche«, sagt man. Bezogen aufs Büro könnte es heute heißen: »Jedes gute Businessgespräch startet in der Küche.« Nein, gemeint ist nicht die abseitig in einer kleinen Kammer gelegene emotionslos funktional eingerichtete Kaffee- oder Teeküche. Sondern die in das Open-Space-Büro integrierte offene und sympathisch gestaltete Küche, wo modernster Kaffeeautomat, angesagte Tees und hübsches Geschirr, gepaart mit dem kreativen Chaos sich auftürmender Tassen und Gläser, gern präsentiert werden. Noch vor dem Meeting wird der Kunde zum Cappuccino-Machen mitgenommen. Jenseits der geschäftlichen Thematik startet Business hier mit entspanntem Kaffeegeplauder. Passiert dann ein Fauxpas (und natürlich passiert der!) – etwa, wenn die Tasse zu klein oder nicht genau platziert ist oder versehentlich der falsche Knopf gedrückt wurde, sodass alles überschäumt –, spätestens dann ist man bei einer sehr menschlichen Komponente angekommen. Einer Art Clearing. Die Gesamtsituation verliert an Ernst. Ein wunderbarer Ausgangspunkt also für einen Business Talk. Nie wurde im Arbeitsleben so viel Wert auf Dialog und Interaktion gelegt wie heute. Ja, Architekturkonzepte, Interior- und Büromöbel-Design machen sich Dialogfähigkeit zum obersten Gebot. Future working – die Antithese zu traditionellen Bürostrukturen: inspirierende, hybride Bürolandschaften mit Teamarbeitsplätzen, Projekträumen, gemütlichen Chill-, Lese- und lustigen Spielzonen, informellen Meetingpoints und Separees. Darin die coole Küchenzeile als Hotspot und sicherer Garant für Kommunikation – egal, ob Small Talk, Gedankenaustausch oder Klatsch und Tratsch. Das Rumsumpfen vor dem Computer, das einsame In-sich-Hineinfuttern von Müsli, Sandwiches oder aufgewärmten Vorabendspeisen war in den 2000er-Jahren akzeptabel. Jetzt geht man wieder gern in Küche und Kantine, setzt sich gemeinsam an den großen Tisch. Kein Wunder, denn nicht nur das Design der Küchen und Kantinen, auch die Qualität des Essens und die eigene Haltung zur Nahrung ganz allgemein haben sich gewandelt. Essenzielle Gespräche haben schon immer um die Feuerstelle herum stattgefunden, dort, wo Nahrung zubereitet und verzehrt wurde. Das ist nicht neu. In den Büros rückt die Küche nicht nur deshalb wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit, weil sie mit ihren tollen Kaffeeautomaten & Co in die Welt der Coffee Bars, sprich: Freizeitvergnügen, entführt, sondern auch weil sie in der sich schnell und stetig wandeln- Unternehmensküchen und Cafés eignen sich nebenbei ja auch prima für Sozialstudien. Ein weiterer Aspekt der Kommunikation – denn hier offenbaren sich die Charaktere der Mitarbeiter. Nach dem Motto »Geh in die Büroküche und du kennst deine Kollegen«. Manche räumen ihr dreckiges Geschirr nie weg, hinterlassen gern Essensreste und Flecken – andere essen einfach alles, was ihnen zwischen die Finger gerät, auch wenn es ihnen nicht gehört, klauen den Lieblingsjoghurt eines Kollegen aus dem Kühlschrank. Wiederum andere lagern getupperte Mittagessen, bis sie ihren Job wechseln, oder haben einen Sauberkeitswahn. Wie gesagt: Küchen sind der Dreh- und Angelpunkt eines jeden Büros. Eine Studie des Jobportals StepStone hat kürzlich ergeben, dass Bewerber die angenehme Büroumgebung wichtiger finden als ein hohes Gehalt. Das bedeutet: Wer das Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen stärken will, muss entsprechende Räumlichkeiten und Atmosphären schaffen. Das kann man natürlich auch auf die Büroküche beziehen, wenn sie Platz für Emotion, Haptik, Individualität, narrative Gestaltung zulässt. Insofern bietet die Concept Kitchen, die modulare Systemküche, genau das, was künftig in Büros gebraucht wird – Mobilität, Inspiration und Anpassungsfähigkeit an immer wieder neue Raumsituationen und Arbeitsbedürfnisse. Ob es das Kaffeezubereiten oder das Kräuter- und Sprossenzüchten ist, das Ad-hoc-Kochen mit ein paar Kollegen, der gemeinsame BackEvent oder das Dinner in großer Mitarbeiterrunde – es kommt darauf an, flexible Lösungen zu bieten, damit die Menschen sich wohlfühlen. • 80 EN Berlin. At its Microsoft Center there, the software pioneer is also opening its first café worldwide intended not just for its staff but also for public use. Here the emphasis is on analog dialog, as the hope is this will garner ideas for new products. Office is where the kitchen is. Text: K a t h r i n S p o h r Illustrations: J a n B u c h c z i k The saying goes that »every good party ends in the kitchen.« Applied to the office, that could read today: »Every good business conversation starts in the kitchen.« No, not meaning somewhere in a dingy small room containing a functional kitchenette bereft of all emotion. But an open-plan well-designed kitchen incorporated into an open-space office, where an ultra-modern coffee automat, en vogue tea variations and appealing tableware make for pleasant surroundings, along with the creative chaos of stacked cups and glasses. Even before the meeting kicks off, the client can informally share the fun of making cappuccinos. Business starts here not with a formal meeting but with a chat over coffee. If there is some faux-pas or other, and there inevitably will be (such as a cup being too small, or not positioned correctly, or the wrong button gets pressed and foam goes everywhere), then business mingles with a very human touch. It clears the air, stops the overall situation becoming overly serious, and provides a great launchpad into the proper business talk. Never before in working life was so much importance attached to dialog and interaction. Indeed, architectural concepts, interior and office furniture design all prioritize a frame for dialog. Future working as the antithesis to traditional office structures, spelling inspiring, hybrid office settings with team work spaces, comfortable chill-out, reading and fun zones, informal meeting points and private booths. And here the cool kitchen top becomes a hotspot and a surefire place for communication, be it small talk, swapping notes, rumor or gossip. Simply slumped in front of a screen, munching away some muesli, sandwiches or last night‘s reheated dinner may have been an acceptable behavior in the Noughties. But people now like to head for the kitchen or canteen, sit down together at a large table. No surprise as not only the design of these surroundings, but also the quality of the food and people’s outlook on it have changed as a whole. Incidentally, company kitchens or cafés are a great place for people-watching sociological studies. Another aspect of communication, as here staff reveal their true characters. Along the lines of: »Enter the office kitchen and then you’ll really know your colleagues.« Some of them never clean up their dirty dishes, like to leave bits of food lying around, make a mess. Others simply gobble up anything they lay their hands on, even if it’s not theirs, or steal your friend’s favorite yoghurt from the fridge. Yet others store tupperwared leftovers for years at end—until they change job. Or are cleanliness fanatics. Put differently: The kitchen is the hub of any office. A recent study conducted by the StepStone job portal showed that job applicants feel a pleasant office setting is more important than a high salary. Which means that anyone wishing to strengthen identification with a company should create the corresponding interiors and ambiance. And this can apply equally to the office kitchen, if it provides a venue for emotions, tactility, individuality, and narrative design. To this extent, the Concept Kitchen modular system offers exactly what the future office requires—mobility, inspiration and adaptability to ever new spatial situations and working requirements. Be it making coffee or planting herbs and growing sprouts, The first crucial meetings took place around ad-hoc cooking with a few colleagues, a joint baking event or dinner with the whole an open fire where food was prepared and eaten. So that is not new. And in offices team—what counts is to be able to rely on flexible solutions that ensure everybody the kitchen is now returning to the center feels good. • of things not only because with fantastic coffee automats and similar accessories it whisks us away into the world of coffee bars, meaning leisure time fun, but also because it offers an extremely archaic, analog anchor in the fast and constantly changing digital networked mobile office and working world. This can be seen from the concept for the new Microsoft HQ in 81 83 Zwischenräume Improvisation – Produktion Reduktion Spaces in-between Improvisation—Production Reduction »Die Küche ist der Kosmos, um den sich alles dreht.« »The kitchen is the cosmos everything revolves around.« Die Bedeutung der offenen Küche The meaning of open-plan kitchens S 84 Mobil verwurzelt. Gartenbau zwischen Verkehrskreisel und Betonwüste Mobile with roots. S 88 »Mini-architecture expresses a longing for simplicity.« »Mini-Architekturen als Ausdruck der Sehnsucht nach Einfachheit.« Hütten für die Großstadt Creating gardens between roundabout and concrete S 92 Huts for cities 84 »Die Küche ist der Kosmos, um den sich alles dreht.« »The kitchen is the cosmos everything revolves around.« Interview: M a r k u s F r e n z l — Photos: R a m o n H a i n d l Athanassios »Ata« Macias, ist eine Institution im Frankfurter Clubleben. Von der Ausbildung her ursprünglich Raumausstatter, betrieb der 45-Jährige Platten- und Klamottenläden, leitete einen Concept Store und arbeitete als DJ und Produzent. 1999 gründete er in Offenbach den Club »Robert Johnson«, der weltweit als einer der besten Musikclubs gilt. Seit einigen Jahren betreibt er im Frankfurter Bahnhofsviertel auch die Café-Bar »Plank« und den »Club Michel«, in dem wöchentlich ein Menü für alle gekocht wird. Markus Frenzl hat sich mit ihm über seinen Club und die Bedeutung der offenen Küche unterhalten. Athanassios »Ata« Macias, is an institution in Frankfurt’s club life. Though actually trained as an interior decorator, the 45-year-old has run record and clothing stores, managed a concept store and worked as a DJ and producer. In 1999, he launched the »Robert Johnson« club in Offenbach, which is considered one of the best music clubs worldwide. For several years now he is also operating the café-cum-bar »Plank« in downtown Frankfurt, not far from the main railway station, and »Club Michel«, in which every week a meal is cooked for everyone. Markus Frenzl talked to him about his club and the importance of the open-plan kitchen. 85 DE EN MF Ata, wie kam es zur Idee eines Dinnerclubs? MF Ata, how did the idea of a dinner club come about? AM Die Idee entstand, als wir Freunde unseres Alters wieder zusammenbringen wollten, die nachts nicht mehr ins »Robert Johnson« kamen. Wir haben deshalb eine Bausatzküche auf die Tanzfläche gebaut, Vorhänge aufgehängt, Klapptische aufgestellt und zum Essen gerufen – und, bums, waren alle wieder da! Die lange Tafel, die offene Küche und die Atmosphäre einer Wohnküche waren dabei wichtig. Das hat gut funktioniert – es war aber ein Riesenaufwand, für zwei Nächte immer wieder alles aufund abzubauen. Als Tobias Rehberger mich dann fragte, ob ich nicht mit meinem Büro in ein freies Loft über seinem Atelier ziehen möchte, war für mich klar, dass ich dort eine offene Küche einbauen und einen Dinnerclub eröffnen werde. Innerhalb von einem halben Jahr war der Club jeden Abend voll. AM The idea was born when we wanted to bring back together friends the same age as us who no longer came to »Robert Johnson« in the evenings. So we built a modular kitchen on the dance floor, put up curtains, set up folding tables and said »there’s food going« —and, hey presto, they all came flocking again! The long table, open-plan kitchen and the atmosphere of a kitchen-cum-living-room were important factors. It worked well—but it was a huge amount of work setting everything up for two nights, then dismantling it again. When Tobias Rehberger asked me if I felt like moving with my office into a vacant loft above his studio I knew that I would have an open-plan kitchen fitted and open a dinner club. Within six months the club was full every evening. MF What role does the kitchen play for you? MF Welche Rolle spielt für dich die Küche? AM AM Als ich vor 20 Jahren zum ersten Mal in die Gegend der Frankfurter Elbestraße zog, hatte ich eine Wohnung, bei der man die Tür öffnete und dann When I first moved into a flat in the Elbestrasse in Frankfurt 20 years ago, you opened the door and walked straight into the kitchen. I really felt at home there because the kitchen was the center of the 86 MF AM MF AM MF AM gleich in der Küche stand. Ich hab mich dort sehr wohl gefühlt, weil die Küche das Zentrum der ganzen Wohnung war. Für mich ist das Wohnzimmer zweitrangig – der Mittelpunkt der Wohnung ist die Küche. Wenn ich heute in Frankreich ein Schloss besuche, gucke ich mir als Erstes die Küche an. Auch auf jeder Party ist ja die Küche das Epizentrum – sie ist der Kosmos, um den sich alles dreht. MF Do you also want the kitchen in »Club Michel« to be the cosmos around which everything revolves? Soll auch die Küche im »Club Michel« der Kosmos sein, um den sich alles dreht? AM Absolutely. Guests can cook with us. We wanted a situation with no barriers between us and the guests. In »Plank« we also have a bar, which is arranged more like a large table. That means you don’t really hide behind it but communicate more with other people. Legal regulations don’t make it that easy— we are talking of »sneeze guard« and all that jazz. But hopefully that will be relaxed some time or other. Transparency is important. MF As a concept open-plan kitchens have been around for decades. Are they only just beginning to establish themselves? AM Most modern apartments have an open-plan kitchen—you rarely find closed rooms. It all began with the revolutionary »Frankfurt kitchen«, some of which also had a serving hatch to the dining room— that was the first opening step. In large manor houses the kitchen was still hidden away in the basement. But even there the staff all sat around a large table. The kitchen is a place for encounter—it is place where information comes together and is exchanged. That does not happen when you watch television, and even around a dining table the conversation is different. If you cook together the conversations are more intensive, you gabble more. MF Is it different working in an open-plan kitchen of a restaurant? Don’t you feel you’re being watched as a cook? AM If you do then you mess around. If you enjoy cooking then communicating with the guests is fun, too. And guests get a different impression, as well: You see, the people in the kitchen are working—that they are not playing billiards but that it is exhausting what they do. And to those who claim you can’t have an open-plan kitchen because there’s so much shouting in a kitchen I can only say: If there’s so much shouting the boss has a problem, not the staff! Today, an open-plan kitchen is simply standard—it’s like walking into your own living room and not into rooms with serving hatches or where waiters disappear behind closed doors. Genau. Die Gäste können mitkochen. Wir wollten eine Situation, die keine Barriere zu den Gästen schafft. Im »Plank« haben wir auch eine Bar, die eher wie ein großer Tisch angelegt ist. Das bedeutet, dass man sich nicht dahinter verschanzt, sondern mehr mit den Leuten kommuniziert. Vom Gesetzgeber her ist das gar nicht so einfach – Stichwort »Spuckschutz« und der ganze Klimbim. Aber das wird sich hoffentlich irgendwann lockern. Transparenz ist wichtig. Die Idee der offenen Küche ist ja schon jahrzehntealt. Setzt sie sich erst jetzt durch? Die meisten modernen Wohnungen haben eine offene Küche – da gibt es kaum noch geschlossene Räume. Das begann schon mit der revolutionären »Frankfurter Küche«, die zum Teil auch eine Durchreiche zum Esszimmer hatte – das war die erste Stufe der Öffnung. In großen Herrenhäusern war die Küche noch unsichtbar im Keller. Aber auch dort hielt sich das gesamte Personal immer an einem großen Tisch auf. Die Küche ist ein Ort der Begegnung – sie ist der Schmelzpunkt, an dem man sich gegenseitig informiert. Vor dem Fernseher passiert das nicht – selbst am Esstisch ist die Konversation anders. Wenn man zusammen kocht, sind die Gespräche intensiver, man quasselt mehr. Bedeutet eine offene Küche in Restaurants ein anderes Arbeiten? Fühlt man sich als Koch nicht beobachtet? Wenn man sich beobachtet fühlt, dann macht man Blödsinn. Wenn man Spaß am Kochen hat, macht auch die Kommunikation mit den Gästen Spaß. Auch der Eindruck, den der Gast bekommt, ist ein anderer: Man sieht, dass die Leute in der Küche arbeiten – dass sie kein Billard spielen, sondern dass es anstrengend ist. Wer sagt, dass man eine offene Küche nicht realisieren könne, weil in einer Küche geschrien wird, dem kann ich nur sagen: Wenn geschrien wird, entire apartment. The living room is secondary for me, the heart of a home is the kitchen. Today, when I visit a castle in France the first thing I look at is the kitchen. After all, the kitchen is the epicenter of every party—it is the cosmos around which everything revolves. 87 hat der Chef Probleme, nicht das Personal! Eine offene Küche gehört heute einfach dazu – das ist, wie ins eigene Wohnzimmer zu kommen, anstatt in Räume, wo irgendwelche Essensluken aufgehen oder Kellner in Türen verschwinden. Wer heute ein Restaurant mit einer geschlossenen Küche baut, hat echt alles verschlafen. MF Viele möchten auch zu Hause keine klassische, abgeschlossene Einbauküche mehr. AM Das Einzige, um das es den Leuten beim Küchenkauf oft geht, ist die Frage, ob sie schmutzig wird. Mit einer Einbauküche wollen sie alles zumachen – wie bei einem Kleiderschrank. Jeder aus unserer Generation, der moderner denkt, baut sich keine Einbauküche mehr in die Wohnung. Einbauküchen verstecken die Lebensmittel. Ich finde es schade, wenn alles weggepackt wird. In einer Küche muss man alles sehen! MF Ist die neue Begeisterung fürs Kochen ein gesellschaftliches Phänomen, das Auswirkungen auf den Alltag hat? Viele schaffen sich ja als Statussymbol eine teure Küche an, ohne tatsächlich darin zu kochen. AM In den meisten Küchen in Ferrari-Ausstattung steht nur ein Joghurt von Aldi. Viele kriegen noch nicht mal Eier in die Pfanne gehauen. Der Besitz einer teuren Küche ist eine Prestigefrage – wie der Besitz eines teuren Autos. Andererseits gibt es immer mehr Leute, die sich eine teure Küche kaufen, weil sie Lust aufs Kochen haben. Mir gefällt, dass sich Freunde am Samstagabend zum Kochen treffen, anstatt ins Kino zu gehen: Man schnippelt, erlebt das Essen, das Obst und Gemüse, kriegt noch was beigebracht. Für mich ist Kochen keine Anstrengung, sondern Entspannung. Es ist für mich noch immer eher ein Hobby, das zum Beruf geworden ist. MF Wie sieht deine Küche zu Hause aus? AM Die ist sehr reduziert. Sie hat keinen Herd, sondern nur eine große Arbeitsfläche und mobile Kochfelder, die ich entnehmen und verschieden zusammenstellen kann – wie beim Camping. Ich habe aber einen großen Tisch und kann für viele kochen. Die Küche ist quasi das Wohnzimmer. Den Küchenblock habe ich selbst entworfen, weil ich weiß, dass ich dort noch zehn Jahre wohnen werde. Wenn ich mir irgendwann aber ein schönes Häuschen in der Provence kaufen sollte, kommt auf jeden Fall eine mobile Küche rein. • People that build restaurants with closed kitchens today have not been paying attention. MF Lots of people today reject the idea of the classic closed off fitted kitchen for their homes. AM Often the only thing that concerns people when they buy a kitchen is whether it will get dirty or not. They get a fitted kitchen so they tuck everything away like you do inside a wardrobe. But people of our generation with a more modern outlook don’t install fitted kitchens in their homes any more. Fitted kitchens hide food away. I think it’s a pity if everything is out of sight. You must be able to see everything in a kitchen! MF Is this new enthusiasm for cooking a social phenomenon that has repercussions for our everyday lives? Many people buy an expensive kitchen as a kind of status symbol without actually cooking in it. AM In most of the Ferrari-type kitchens you only find the odd Aldi yoghurt. Many people can’t even manage to fry a couple of eggs. Owning an expensive kitchen is a question of prestige like owning an expensive car. But there are increasing numbers of people who buy an expensive kitchen because they enjoy cooking. I like it when friends get together on Saturday evening to cook together instead of going to see a movie: you chop and cut, experience the food, the fruit, the vegetable, and learn something, too. I find cooking relaxing, not tiring. For me it is still more of a hobby that has become my job. MF What’s your kitchen at home like? AM It is very reduced. There is no oven, just a large working surface and mobile hobs, which I can take apart and reassemble differently—like for camping. But I have a large table and can cook for a lot of people. The kitchen doubles as a living room. I designed the kitchen area myself because I know that I will live there another ten years. But should I buy myself a beautiful little house in the Provence some time or other, I will certainly install a mobile kitchen in it. • www.clubmichel.de 88 Mobil verwurzelt. Mobile with roots. Text: S o p h i a M u c k l e — Photos: J ö r g B r ü g g e m a n n 89 2008 wunderte ich mich in Kreuzberg über Pflanzeimer, die zwischen dem Sperrmüll am Moritzplatz standen. Anscheinend wollte an dieser Stelle jemand gärtnern. Was bitte soll hier Wurzeln schlagen und wer kommt denn auf die Idee, einen Garten ausgerechnet zwischen Verkehrskreisel und Betonwüste anzulegen? In 2008, I was surprised in Kreuzberg by plant pots that had been placed between the garbage near Moritzplatz. Evidently someone wanted to garden here. What was supposed to set roots here and who had the idea of establishing a garden of all places between the roundabout and the concrete jungle? DE EN Seit 2009 ist diese Idee prächtig gediehen und hat das Gelände am Moritzplatz im Berliner Bezirk Kreuzberg zu einer Attraktion gemacht. Auf der 6000 Quadratmeter großen Brachfläche ist der »Prinzessinnengarten« entstanden. Ein Gemüsegarten, der sozialer Treffpunkt, Gartencafé, Veranstaltungs- und Lernort ist. Gegärtnert wird gemeinsam, niemand beackert sein eigenes Beet. Since 2009 the idea has blossomed marvelously and has turned the area near Moritzplatz in Berlin’s Kreuzberg district into a real attraction. Across the 6,000 square meters of wasteland the »Prinzessinnengarten« has developed. A vegetable garden, which is a social meeting point, a garden café, a venue for events and learning. People garden together, no one plants a bed solely of their own. Die Initiatoren Marco Clausen und Robert Shaw, ein Historiker und ein Filmemacher, wollten einen Nachbarschaftsgarten als Begegnungsstätte in der Stadt entwickeln. Zusammen mit Helfern entrümpelten sie das Gelände und gründeten die gemeinnützige GmbH »Nomadisch Grün«. Seitdem verwandeln sie ungenutzte urbane Flächen in kollektive Gärten und Lernorte. In den Prinzessinnengarten geht es also nicht – wie in mancher Gartenkolonie – um die größte Gurke, sondern It was all initiated by Marco Clausen and Robert Shaw, a historian and a film maker, who wanted to create a neighborhood garden as a place where people could meet—in the city. Together with helpers they cleared the grounds and founded the not-for-profit limited liability company »Nomadisch Grün«. Ever since they have been busy transforming unused urban areas into collective gardens and places of learning. In the 90 91 um Handlungsspielräume. Am Säen, Ernten und vom Konservieren bis zum Kompostieren können sich alle Interessierten beteiligen. Für Initiativen und Engagement ist genügend Platz. Was mir 2008 als lustige Spinnerei erschien, hat längst einen Namen: »Urban Gardening«. Die Lust am Gärtnern in der Stadt hat bereits fleißig Ableger produziert, und die Presse bejubelt das kollektive Ackern als bürgerliche Selbstbestimmung. Mindestens so interessant wie die Ursachenforschung ist allerdings die Frage, wie ein solcher Garten angelegt ist. Denn die Prinzessinnengärten sind mobil. Die Kartoffeln, der Sellerie und die Erdbeeren wachsen und gedeihen in Bäckerkisten, Reissäcken und aufgeschnittenen PETFlaschen. Die Behälter sind mit Erde gefüllt und zu Beeten arrangiert. Je armseliger das Gefäß, umso üppiger wuchert es oben heraus. Mobil müssen die Beete sein, weil der Mietvertrag mit der Stadt befristet bleibt. Doch aus der Not haben die Gärtner eine Tugend gemacht. Und diese Tugend sieht neben vielen Vorteilen richtig gut aus. Einerseits ermöglichen die provisorischen Beete den Gemüseanbau auf versiegelten Betonflächen, andererseits ist man nicht auf das Erdreich vor Ort angewiesen und gärtnert statt dessen in Erde mit Bio-Zertifikat. Die Erdbeeren, die aus aufgeschnittenen, umgedrehten Milchtüten senkrecht die Wand hoch wachsen, zeigen: Hier geht es nicht um künstliche Landidylle. Zwar wird in den Gärten ausschließlich nachhaltig und ökologisch verträglich geackert, doch naturnahes Dekor sucht man vergeblich. Stattdessen entstehen intelligente und kostengünstige Lösungen, die beweisen, dass auch auf Asphalt kleine Paradiese gedeihen. »Umnutzung« lautet das Gebot der Stunde, und die praktischen Ideen reichen vom Milchtütenbeet bis zur Sitzbespannung mit alten Fahrradschläuchen. So entsteht eine lebendige Alltagsästhetik, die ausnahmsweise mal nicht von den Parametern Bequemlichkeit, Rentabilität oder Effizienz bestimmt wird. Zu gern hätte ich mal bei einem der Gärtner nachgefragt, wer eigentlich auf diese Idee mit den Hochbeeten aus Bäckerkisten gekommen ist. Wer hat die leeren Reissäcke in ein Basilikumfeld verwandelt? Wieso, zum Kuckuck, wachsen die Berliner Erdbeeren so proper gestapelt in Milchtüten, während meine auf dem Balkon im gediegenen Terrakotta-Kübel faulen? Liegt es daran, dass der nach unten hängende Milchtüten-Ausguss die Staunässe an der Wurzel besser ableitet? Auf meine Fragen antwortet eine Berliner Freundin per SMS direkt aus dem Gartencafé: »… hier keimt der Gemeinschaftsgeist von morgen.« • Prinzessinnengarten the idea is not, as in many allotment gardens, to try and grow the largest cucumber, but to generate new scope for people. To sow, to harvest, to conserve and to compost—and everyone can take part in it all. There’s sufficient space for initiatives and commitment. What I felt was fun nonsense back in 2008 has since got its own name: »urban gardening«. The joy of gardening in the city has produced may spin-offs, and the press celebrates the collective tilling as citizens deciding their own lives. What is at least as interesting as studying the reasons behind this is the layout that has been chosen for such a garden. For the Prinzessinnengärten are mobile. The potatoes, celery and strawberries grow and prosper in bakery boxes, in rice bags or PET bottles cut open. The containers are filled with earth and arranged to form beds. The more basic the container, the more opulent the outgrowth above. The beds have to be mobile as the rental agreement with the city is of limited duration. Yet the gardeners have made a virtue of necessity. And that virtue not only has many advantages, it looks pretty good, too. On the one hand, the provisional beds mean vegetables can be planted on ground that has been sealed by concrete. On the other, the gardeners do not depend on the local earth and can instead plant their seeds and seedlings in organic-quality soil. The strawberries that creep up the walls out of milk cartons that have been cut open and turned upside down go to show that this here is not about creating an artificial rural idyll. While the gardens are all sustainable and ecologically sound, there is no sign of back-to-nature decor. The solutions are rather intelligent and cost-effective, proving that small paradises can bloom on the blacktop. The order of the day is »re-dedicate« and the practical ideas range from milk-carton seedbeds to seats spanned with old bike inner tubes. Creating a vibrant everyday aesthetic that is for once not defined by comfort, profitability or efficiency. I would have loved to have asked one of the gardeners who had the idea with the over-ground seedbeds in bakers trays. Who turned the empty bags of rice into a sea of basil? Why on earth do Berlin strawberries grow so well when stacked in milk cartons, while on my balcony they rot away in their upmarket terracotta pot? Do the upended milk-garden spouts simply ensure the roots drain better? A Berlin friend answered by text message straight from the garden café: »… here, the communal spirit of tomorrow is already sprouting.« • 92 1 »Mini-Architekturen als Ausdruck der Sehnsucht nach Einfachheit.« 2 »Mini-architecture expresses a longing for simplicity.« Interview: K r i s t i n a R a d e r s c h a d 93 Seit 2004 betreiben Nanni Grau und Frank Schönert ihr Architekturbüro Hütten & Paläste in Berlin-Mitte. International für Aufsehen sorgten ihre zeitgenössischen Interpretationen der klassischen Datsche oder Garten laube. Aktuell entwerfen Grau und Schönert gleich ein ganzes Hüttendorf inmitten der Großstadt Berlin. Nanni Grau and Frank Schönert have been running their architecture studio Hütten & Paläste in the Mitte district of Berlin since 2004. Their contemporary interpretations of the classic summerhouse have caused an international sensation. At present Grau and Schönert are designing an entire village of hut-like structures in the middle of the metropolis that is Berlin. DE EN KR Sie planen und bauen in sehr kleinem wie in großem Maßstab – vom Mini-Pavillon bis zum Mehrpar teien-Wohnhaus. Was ist das verbindende Element dieser sehr unterschiedlichen Projekte? KR You plan and build structures on a very small as well as on a large scale—from mini-pavilion to buildings housing several apartments. What links these very different projects? H&P Der gemeinsame Nenner sind die Themen Reduktion und einfaches Bauen. Bei uns geht es immer um ein dialektisches Verhältnis von Groß und Klein. Wir machen viele Sachen, die räumlich sehr kondensiert sind, um dann an einer anderen Stelle Weite zu schaffen. Außerdem geht es bei allen unseren Projekten um die aktive Verbindung von Wohnen und Außenraum. Wir versuchen das Haus als ein offenes System zu begreifen, das in ständigem Austausch mit seiner Umwelt steht. H&P The common denominators are reduction and simple construction. We always focus on forging a dialectical relationship between large and small. We build a lot of things that are spatially very compact, only to then think big elsewhere. Moreover, in all our projects we address the active link between living space and exterior space. We seek to see the house as an open system in a process of constant exchange with its environment. KR KR Wie groß ist das kleinste Haus, das Sie bisher realisiert haben? How big is the smallest house you have realized to date? H&P The smallest living unit we have realized—albeit only as a temporary dwelling—has a footprint of 16 square meters. It is called MiLa, the MiniLaube, a yellow-and-white-striped miniature summerhouse. There are a number of MiLas in various locations in Berlin today. Theoretically the structure could also be produced in series. KR These miniature buildings are getting incredibly positive feedback, even though they are just tiny, relatively simply constructed wooden houses. Why is that? H& P KR Die kleinste Wohneinheit – zumindest für temporäres Wohnen –, die wir realisiert haben, hat eine Grundfläche von 16 Quadratmetern. Das ist MiLa, die MiniLaube, eine gelb-weiß gestreifte Gartenlaube. Mehrere Exemplare der MiLa stehen heute an verschiedenen Orten in Berlin. Die Laube könnte theoretisch auch in Serie produziert werden. Diese Mini-Architekturen bekommen ein unglaublich positives Feedback, obwohl sie eben nur ganz kleine, relativ einfach konstruierte Häuschen aus Holz sind. Warum ist das so? 94 H&P KR H&P Das liegt wahrscheinlich an einer Sehnsucht nach Einfachheit. Unsere Umwelt wird immer komplexer und ist immer schwieriger zu verstehen. Diese ein fache Art, zu bauen, hat dagegen etwas Versteh bares. Unsere Entwürfe vermitteln sich auf den ersten Blick – sie sind so einfach wie prägnant und von jedem entschlüsselbar. Wir möchten, dass man unsere Architektur intuitiv versteht, sowohl was die äußere Form angeht als auch die Benutzung. Die Innenräume sind – durch die Bedingungen der räumlichen Reduktion – zwar oft sehr komplex, dabei aber doch einfach zu verstehen. Dieser Dualismus spielt in allen unseren Arbeiten eine wichtige Rolle. Welche Konsequenzen hat diese Herangehensweise für die Art und Weise, wie man Ihre Architektur nutzt, wie man sich darin aufhält? Die kleinen Häuser haben zum Beispiel keine Flure. Dafür aber Möbel, die Teil der Architektur sind. Wir versuchen, bestimmte Funktionen zusammenzuziehen, um andere groß wirken zu lassen. Ein kleines Haus wirkt nicht klein, wenn bestimmte Dinge komprimiert und andere dafür sehr großzügig gemacht sind. KR »Einfach bauen« – spiegelt sich dieses Prinzip auch in der Materialwahl? H&P »Einfach bauen« bedeutet für uns auch die Verwendung einfacher Materialien. Natürlich liegt Holz nahe, wenn es um eine Gartenlaube geht. Für Wohnhäuser könnten es auch unbehandelter Beton, Trapezbleche oder Stegplatten sein. Uns geht es außerdem nicht darum, dass die Entwürfe wahnsinnig detailliert sind – wir wollen, dass Details eigentlich nicht sichtbar sind, sondern das Ganze zählt. KR Für das »Holzmarkt-Projekt« in Berlin entwerfen Sie aktuell ein ganzes Hüttendorf, mitten in der Großstadt. H&P Dass die Hütte als Typologie Einzug gefunden hat in die Stadt, ist schon bemerkenswert. Wenn man ein Wohnhaus baut, transformiert man die Idee des einfachen Bauens in einen anderen Maßstab. Bei diesem Projekt werden jedoch viele kleine Hütten gestapelt – zu einer Agglomeration von Hütten mitten in der Großstadt, in die eine Bar, ein Restaurant, ein Club und später sogar ein Hotel einziehen sollen. • H&P It probably has to do with a longing for simplicity. Our environment is getting ever more complex and ever more difficult to understand. In contrast, this simple construction method is easily understood. Our designs are obvious at first glance—they are as simple as they are concise and anyone can grasp them. We want people to intuitively understand our architecture, both regarding its exterior form and its use. Although the interiors are often highly complex due to the conditions imposed by the spatial reduction, they are nonetheless easy to comprehend. This dualism plays a key role in all our works. KR How does this approach influence the way people use your buildings, how they behave in them? H&P The small houses have no hallway, for instance. But they have furniture, which is part of the architecture. We try to concentrate certain functions so that others can have a greater effect. A small house does not seem small when some things are condensed and others allowed a great deal of space. KR »Simple construction«—is this principle also reflected in your choice of materials? H&P For us »simple construction« also means using simple materials. Naturally wood is the obvious choice for a summerhouse. For permanent dwellings we might use untreated concrete, corrugated sheet metal or wall sheets. Furthermore, we don’t want our designs to be incredibly detailed—we actually want the details to be hidden, so that the overall impression counts. KR For the »Holzmarkt Project« in Berlin you are currently designing an entire village of huts, in the middle of the city. H&P It is indeed remarkable that the »hut« as a typology is being built in the city. When you build a home, you transpose the idea of simple construction onto a different scale. In this project however we are stacking up numerous small buildings—creating an agglomeration of huts in the middle of the city, in which we also intend to have a bar, a restaurant, a club and later even a hotel. • 1 2 3 4 5 6 7 8 LANDHAUS IHLOW, Oberbarnim-Ihlow (Photo: O l i v e r S c h m i d t ) BLAUES HAUS, Königs Wusterhausen (Photo: H ü t t e n & P a l ä s t e ) SOMMERHAUS VALENTINSWERDER, Berlin (Photo: O l i v e r S c h m i d t ) PFLANZENGARAGE, Münchehofe (Photo: O l i v e r S c h m i d t ) LAUBENREDUKTION, Berlin (Photo: J a n S t a u f ) LANDHAUS IHLOW, Oberbarnim-Ihlow (Photo: O l i v e r S c h m i d t ) GARTENLAUBE MILA, Berlin (Photo: C l a u d i a A n g e l m e i e r ) SOMMERHAUS VALENTINSWERDER, Berlin (Photo: O l i v e r S c h m i d t ) 95 3 4 5 6 7 8 I M P R E S S U M I M P R I N T Naber GmbH Enschedestr. 24 48529 Nordhorn Deutschland Tel. 00 49 (0)59 21 704-0 Fax 00 49 (0)59 21 704-140 E-Mail:[email protected] [email protected] Internet:www.n-by-naber.com www.naber.eu Vertretungsberechtige Geschäftsführer: Ingrid Naber, Hans-Joachim Naber, Lasse Naber Registergericht: Amtsgericht Osnabrück Registernummer: HRB 130146 USt-IdNr: DE 117037037 Inhaltlich Verantwortlicher: Lasse Naber (Anschrift wie oben) Konzeption: Adrian Nießler, Kilian Schindler Texte: Markus Frenzl, Oliver Herwig, Christina Irrgang, Sophia Muckle, Kristina Raderschad, Kathrin Spohr Übersetzung: Dr. Jeremy Gaines, Frankfurt am Main Englisches Korrektorat: Nele Byrne und Frauke Franckenstein Photos: Julian Baumann, Jörg Brüggemann, Markus Burke, Fabian Frinzel, Ramon Haindl, David Heitz, Marc Krause Illustrationen: Jan Buchczik Redaktion: Frauke Franckenstein, Hamburg Schlussredaktion: Heike Buhrmann, Frauke Franckenstein, Hamburg Bildredaktion: Pixelgarten Gestaltung: Pixelgarten, Catrin Altenbrandt, Adrian Nießler, Timo Lenzen, Sebastian Pataki, Frankfurt am Main Druck: E&B engelhardt und bauer, Karlsruhe Schriften: Fugue von Radim Peško, RP Digital Type Foundry Minion Pro von Robert Slimbach Haftungshinweis: Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle übernehmen wir keine Haftung für die Inhalte externer Links. 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