02/2015 Clostridien in Lebensmitteln Nachweis der Toxin-Gene von Clostridium botulinum Clostridium-Arten kommen natürlicherweise im Erdboden und in Sedimenten von Gewässern vor und spielen hier als Saprophyten eine bedeutende Rolle für den Stoffkreislauf in der Umwelt. Clostridium-Arten sind gram-positive, Sporen bildende, meist Sulfit reduzierende Bakterien, die sich ausschließlich im anaeroben Milieu vermehren können. Einige Clostridium-Arten sind als Krankheitserreger von humanmedizinischer Bedeutung: C. tetani (Tetanus), C. botulinum (Botulismus Lebensmittelvergiftung), C. perfringens (Gasbrand, Gasödem, Lebensmittelvergiftungen) und C. difficile als Erreger der pseudomembranösen Kolitis (Entzündung des Dickdarms). Lebensmittelvergiftungen und Verderb durch Clostridien Lebensmittelvergiftungen können durch C. botulinum und C. perfringens verursacht werden. Die sehr ernste Botulismus–Erkrankung durch C. botulinum kommt sehr selten vor, geht jedoch mit einer hohen Sterblichkeitsrate (10-50%) einher. Das durch C. botulinum produzierte hitzelabile Botulinum-Neurotoxin (BoNT) stellt bislang jedes von Menschen und Pflanzen hergestellte Gift in den Schatten. Es ist extrem toxisch und die giftigste bisher bekannte natürliche Substanz. Therapeutisch wird es in der Neurologie und in der kosmetischen Medizin eingesetzt und ist hier unter dem Handelsnamen Botox® bekannt. Über Lebensmittel in den Organismus aufgenommen, können die lähmend wirkenden Bakteriengifte zur Symptomatik des so genannten Botulismus führen. Diese Toxine zerstören die Schlüsselproteine der Reizleitung in den Nervenzellen. Ohne sofortige Gabe von Anti-Toxinen und intensivmedizinischer Behandlung droht der Tod durch Atemlähmung oder Herzstillstand. Tabelle 1: Gefährliche Clostridium botulinum Toxintypen und Risikolebensmittel Toxintyp Hauptsächlich betroffene Spezies Betroffene Lebensmittel A Mensch, Hühner Selbst hergestellte Konserven mit Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch, Honig B Mensch, Pferde, Rinder verarbeitete Gerichte (insbesondere Schweineprodukte) E Mensch,Fische, Wasservögel Fisch- und Meeresprodukte F Mensch Fleischprodukte Gasproduzierende Clostridium -Arten können in Lebensmitteln zu Verderbserscheinungen und erheblichen Schäden führen. 02/2015 Laboruntersuchungen von Lebensmitteln Die Untersuchungen auf Anwesenheit oder Abwesenheit von Clostridium botulinum ist bei gefährdeten Lebensmitteln von besonderem Interesse. Der direkte Nachweis von Clostridium botulinum ist im Labor sehr aufwändig. Der sichere Toxinnachweis ist nach wie vor nur im Tierversuch möglich. Zur Einschätzung des Risikos einer vermeintlichen Toxinbildung im Lebensmittel durch Clostridium botulinum sind molekularbiologische Verfahren die erste Wahl. Hiermit ist es möglich die Toxingene (bont-A, B, E, F) von Clostridium botulinum nachzuweisen. Nach einer für Clostridien geeigneten anaeroben kulturellen Anreicherung erfolgt die Untersuchung der Toxin-Gene mittels real time PCR. Können diese Toxingene nicht nachgewiesen werden, so sind folglich die Lebensmittel nicht mit Clostridium botulinum, die zur Toxinproduktion befähigt sein könnten, belastet. Werden hingegen die Toxin-Gene nachgewiesen, ist nicht auszuschließen, dass die vorhandenen Clostridium botulinum Bakterien unter geeigneten Bedingungen auch tatsächlich die gefährlichen Toxine im untersuchten Lebensmittel bilden könnten. Solche Lebensmittel könnten bei Verzehr gesundheitsgefährlich für den Menschen sein. Weiterführende Untersuchungen sind dann empfehlenswert. Säuglingsbotulismus und Honig Eine Sonderform stellt der intestinale Botulismus bei Kleinstkindern dar. Gut untersucht ist hier der Weg über Honig, der häufig von Natur aus mit wenigen Sporen (<100 /kg Honig) von C. botulinum kontaminiert sein kann. Bei Säuglingen ist die Magensäureproduktion nicht ausreichend, so dass Sporen in den Darm gelangen können (eine so genannte Toxi-Infektion), auskeimen, sich vermehren und hier Botulinumtoxin produzieren. Das Gift wird resorbiert und gelangt letztendlich zu den Nervenzellen. Die Säuglinge werden zunächst schwächlich und müssen schnellstens medizinisch behandelt werden. Ansonsten kann die Erkrankung zum Tode führen. Erwachsene sind in der Regel nicht gefährdet. Dank des Immunsystems und der Magensäure haben Clostridien und deren Sporen keine Chance in den Darm zu gelangen. Bauchschmerzen und Durchfall Ebenfalls eine Toxi-Infektion stellen die nahrungsmittelbedingten Erkrankungen durch Clostridium perfringens dar. In unzureichend erhitzten Speisen, meist Fleisch und Fleischerzeugnisse (nicht selten hitzebehandelte Speisen, die heiß abgegeben werden), kann sich C. perfringens rasend schnell vermehren (Verdopplungsraten von 7 Minuten sind möglich). So können sich bereits nach kurzer Zeit mehrere Millionen C. perfringens Bakterien im Lebensmittel befinden. Werden diese Lebensmittel verzehrt, besteht die Gefahr, dass einige C. perfringens die Magenpassage überstehen und sich im menschlichen Darm vermehren und Toxine bilden. Toxine vom C. perfringens Typ A verursachen heftige Bauchschmerzen und Durchfälle. Sie zählen zu den häufigen durch Lebensmittel verursachten Erkrankungen, die in der Regel selbst-limitierend verlaufen. Die Symptome klingen meist nach ein bis zwei Tagen ohne Folgeschäden ab. C. perfringens Toxin Typ C kann jedoch eine nekrotisierende Enteritis („Darmbrand“) mit hoher Sterblichkeitsrate verursachen. Der Zusammenhang mit ungenügend gegartem Schweinefleisch, ist noch weitgehend unklar. Abbildung 1: Intestinaler Botulismus wird durch mit Sporen kontaminierte Lebensmittel wie Honig verursacht (eine so genannte Toxi-Infektion). Die Sporen keimen im Darm von Säuglingen aus und produzieren dort Botulinumtoxin. www.ladr.de Tabelle 2: Richt- und Warnwerte von Clostridien bei Lebensmitteln Lebensmittel Richtwert (KBE/g) Warnwert (KBE/g) Säuglingsnahrung auf Milchpulverbasis** 5,0x101 5,0x102 Brühwurst, Kochwurst, Kochpökelware, Stückware und Aufschnitt** 1,0x102 1,0x103 Naturdärme* 1,0x102 1,0x103 Kochprodukte, Trockensuppen, -eintöpfe, -soßen** 1,0x103 1,0x104 Hitzebehandelte verzehrfertige Speisen (z.B. Frikadelle…)*** 1,0x102 1,0x103 Getreidemahlerzeugnisse** 1,0x102 1,0x103 Getrocknete Teigwaren** 1,0x103 1,0x104 Getrocknete Kräuter und Gewürze* 1,0x103 1,0x104 *=Sulfit reduzierende Clostridien; **=Sporen Sulfit reduzierender Clostridien; ***=Clostridium perfringens (Quelle: DGHM Richt- und Warnwerte, 2014) Abbildung 3: Links: Käselaib nach Spätblähung im Seitenanschnitt mit tiefer Rissbildung. Mitte: Der Gärtest offenbart Stämme mit hohem Gasbildungsvermögen. Die mit Paraffin versiegelte und anaerob bebrütete Agarsäule im Reagenzglas ist gerissen. Daneben eine Negativkontrolle zum Vergleich. Rechts: Bombierter Getränkekarton einer Saftprobe. Problematische Gasbildner – nicht selten im Käse Clostridium butyricum, C. tyrobutyricum, C. acetobutylicum und C. pasteurianum sind besonders hartnäckige Verderbniserreger. Unter Sauerstoffabschluss, z.B. in Mitten eines reifenden Käses, beginnen sie Eiweiß, Fett und Zucker zu verstoffwechseln. Bereits wenige Clostridien können erhebliche Mengen Gas bilden. Die Käselaibe blähen auf und zerreißen unter Umständen den ganzen Laib. Diese Symtomatik wird als so genannte Spätblähung bezeichnet. Meist ist eine mit Clostridien-Sporen belastete Käsereimilch dafür die Ursache. Hier kann eine Überprüfung auf Verunreinigungen mit saccharolytischen und proteolytischen Clostridien bzw. deren Sporen im Vorfeld helfen, solchen Schäden vorzubeugen. Abbildung 2: Gasbildung von Clostridien in Glasflaschen kann zu gefährlichen Splitterexplosionen führen. Auch in der Fruchtsaftindustrie können Gas bildende Clostridien zu Bombagen der Verpackungen und zu Verderbserscheinungen führen. Säfte die pH-Werte > pH 4,5 aufweisen sind hier insbesondere gefährdet. Toxinbildende Clostridien werden in Fruchtsäften allerdings ausgesprochen selten nachgewiesen. Mögliche Einträge von Sporenbildnern (namensgebend für C. sporogenes) und gegebenenfalls unzureichende Pasteurisationsvorgänge (namensgebend für C. pasteurianum) sollten umgehend rückverfolgt und behoben werden. 02/2015 Untersuchungsdauer Laboranforderung/Parameter Ergebnisangabe (Beginn der Untersuchung bis zur Ergebnisermittlung) Sulfit reduzierende Clostridien, quantitativ <10 KBE / g bzw. Anzahl KBE/g Lebensmittel 3 Tage Sulfit reduzierende Clostridien, qualitativ negativ / xg bzw. positiv / xg Lebensmittel häufig verwendete Einwaagen, 25g oder 10g 5 Tage Sporen Sulfit reduzierende Clostridien, quantitativ <10 KBE /g bzw. Anzahl KBE /g Lebensmittel 3 Tage Sporen Sulfit reduzierende Clostridien, qualitativ negativ / xg bzw. positiv / xg Lebensmittel häufig verwendete Einwaagen, 25g oder 10g 5 Tage Identifizierung von isolierten Clostridien mittels 16S-rRNA-Gensequenzierung Clostridium -Spezies werden mitgeteilt Hinweis: Clostridium botulinum ist molekularbiologisch nicht von C. sporogenes zu unterscheiden, Bestimmung der Toxingene bont (A, B, E, F) ist zu empfehlen um gegebenenfalls C. botulinum auszuschließen Clostridium botulinum negativ / xg bzw. positiv / xg Lebensmittel Toxingene mittels real time PCR häufig verwendete Einwaagen, 25g oder 10g Käseschädliche Clostridien negativ / xg bzw. positiv / xg Lebensmittel häufig verwendete Einwaagen, 20 ml Milch bzw. xg Käse Haben Sie Fragen zu diesem Thema? Ihr LADR-Labor berät Sie gern. Ihre Ansprechpartner: LADR GmbH MVZ Dr. Kramer & Kollegen Lauenburger Straße 67 21502 Geesthacht Biofocus LADR Gesellschaft für biologische Analytik mbH Recklinghausen – Dortmund GbR Berghäuser Straße 295 45659 Recklinghausen Dr. Burkhard Schütze Telefon 04152 803-188 www.ladr-lebensmittel.de [email protected] Dr. Andreas Schütz Telefon 02361 3000-292 www.biofocus.de [email protected] 2 Tage Bei Vorliegen einer Reinkultur 3 Tage 4 - 7 Tage
© Copyright 2024 ExpyDoc