POLITISCHER HINTERGRUNDBERICHT Projektland: Namibia Woman’s Breakfast in Windhoek Südafrikas Ombudsfrau Thulisile Madonsela trifft weibliche Führungspersönlichkeiten Namibia und Südafrika haben nicht nur eine Staatsgrenze gemeinsam. Das Streben nach einem demokratischen Rechtstaat verbindet beide Länder. Beim Women’s Breakfast im Mai 2015 in Windhoek, Namibia, sprach Thulisile Nomkosi Mandonsela, Public Protector in Südafrika, über die Bedeutung weiblicher Führungspersönlichkeiten in Politik und Wirtschaft. An deren unverzichtbarer Rolle für Demokratie und Rechtsstaat ließ sie keinen Zweifel. Veranstaltet wurde das Women’s Breakfast in Zusammenarbeit von Omayambeko Media & Events und Hanns-SeidelStiftung. Es moderierte Daisry Mathias, die Geschäftsführerin der Zivilrechtsorganisation Team Namibia. Mandonsela, die „eiserne Lady Südafrikas“, ist die erste Frau, die das Amt des Public Protectors in ihrem Land bekleidet. Internationale Aufmerksamkeit erlangte die Rechtsanwältin bereits durch ihre Mitarbeit als Expertin für Menschenrechte bei verschiedenen Gleichstellungsprojekten der UN und durch ihre internationalen Menschenrechtsstudien. Weltweit bekannt wurde sie durch ihre unerschrockene und kompromisslose Arbeit als Südafrikas Ombudsfrau. Als Hüterin der Verfassung schreckt sie nicht davor zurück, Fehlentwicklungen und Korruption auch in höchsten Regierungskreisen aufzudecken und anzuprangern. Für ihren Einsatz zum Schutz der Demokratie erhielt sie 2014 den Transparency International Integrity Award. Mit einem Ehrendoktor wurde sie von der Universität in Stellenbosch und der Rhodes University ausgezeichnet. „Frauen müssen mit Integrität und Mut ihre Führungsposition ausfüllen“ Ihren Erfolg führt Mandonsela hauptsächlich auf zwei Attribute zurück, ihre Integrität und ihren Mut. „Frauen in Führungspositionen, die diese Eigenschaften mitbringen, sind Frauen, von denen jeder lernen kann“, erklärte Mandonsela dem Publikum. „Als Frauen müssen wir uns täglich vielen Herausforderungen wie Geschlechterungerechtigkeit oder Sexismus stellen. Doch für diejenigen von uns, die ihre Position mit Integrität und Courage ausüben, gibt es keinen Grund zu scheitern“, führte sie aus. Hanns-Seidel-Stiftung_Politischer Hintergrundbericht_Namibia _Mai 2015 1 Auch in der namibischen Geschichte gibt es Beispiele für weibliche Führungsstärke, wie etwa Dr. Libertina Amathila, Vizepräsidentin von Namibia in der Zeit von 2005 bis 2010. Amathila, geboren 1940, war die erste afrikanische Frau, die ihr Medizinstudium im Ausland erfolgreich absolvierte und später in die Politik ging. Für ihre Verdienste erhielt sie die Medal of Bravery and Long Service, die höchste Auszeichnung der heutigen namibischen Regierungspartei SWAPO. „Zwar lassen sich die Herausforderungen, die Frauen aus dieser Generation bewältigten, nicht mehr mit den heutigen vergleichen. Dennoch sollten wir aus ihren Erfahrungen lernen und sie für unseren Weg nutzen“, betonte Mandonsela. Die Teilnehmerinnen diskutierten eingehend, welche Möglichkeiten der demokratische Verfassungsstaat Frauen in Namibia heute bietet. Ein Beispiel für mehr Geschlechtergleichheit in der namibischen Politik ist Saara Kuugongelwa-Amadhila, die am 21. März 2015 zur ersten Ministerpräsidentin gewählt wurde. 42 Prozent der Sitze im Parlament werden heute von Frauen eingenommen. Mandonsela sieht darin eine sehr positive Entwicklung. Die modernen Verfassungen vieler afrikanischer Länder sowie die Charta der Afrikanischen Union helfen dabei, den Weg für mehr Gleichberechtigung und Demokratie unter den Geschlechtern in Afrika zu ebenen“, bestätigte sie. „Trotzdem, darf man die „stille Diplomatie“, mit der Menschenrechtsverletzungen gegenüber Frauen auch heute noch in vielen Teilen Afrikas toleriert werden, nicht kritiklos hinnehmen. Afrikanische Frauen müssen lautstark um Gleichberechtigung in allen Sphären der Gesellschaft kämpfen – nicht nur auf dem Papier“, betonte sie. „Strebt nach Führungspositionen und füllt sie aus!“, mit diesem Appell verabschiedete sich Thulisile Madonsela von den namibischen Teilnehmerinnen des Women’s Breakfast. Das Women’s Breakfast – Eine neue Plattform für Frauen in Namibia Mit dem Women’s Breakfast haben namibische Karrierefrauen eine Plattform, um gesellschaftspolitische Themen zu diskutieren. Das große mediale Interesse und die hohe Besucherzahl unterstrichen den Stellenwert, den Frauen in der Gesellschaft einnehmen sollten und müssen. Die Relevanz der Veranstaltung spiegelte sich darüber hinaus auch in der Zahl hochrangiger Gästen: Unter den Anwesenden waren die Botschafterin der Republik Südafrika, Myakayaka-Manzini, die Vizeministerin im Bereich Bildung und Innovation, Dr. Becky Ndjoze-Ojo, die stellv. Ministerin für Sport, Jugend und Wehrdienst, Agnes Tjongarero, die stellv. Büroleiterin der Premierministerin, Christine Hoebes, die Ministerin für internationale Beziehungen und Kooperationen, Mareen Hinda, die stellv. Ministerin für Armutsbekämpfung und Sozialhilfe, Rev. Aino Kapewangolo, Vizejustizministerin Lidwina Shapwa und die stellv. Ministerin für Geschlechtergleichstellung und Kinderfürsorge, Lucia Witbooi. Beiträge zur Debatte kamen von Frauen aus verschiedenen Branchen. Unter anderem diskutierten Mia Davids von Omayambeko Media & Events, Nicole Bogott (HSS), Dr. Becky Ndjoze-Ojo, die stellv. Ministerin für Sport, Jugend und Wehrdienst, Gwen Lister, Hanns-Seidel-Stiftung_Politischer Hintergrundbericht_Namibia _Mai 2015 2 Gründerin und Journalistin bei der Tageszeitung The Namibian und Taleni Shimohpileni sprach im Namen der Jugend. Autoren: Nicole Bogott (Büroleiterin der Hanns-Seidel-Stiftung in Namibia, Windhoek), Marlene Barnard (Hanns-Seidel-Stiftung in Südafrika) und Philip Petersen (Praktikant) IMPRESSUM Erstellt: Mai 2015 Herausgeber: Hanns-Seidel-Stiftung e.V., Copyright 2015 Lazarettstr. 33, 80636 München Vorsitzende: Prof. Ursula Männle, Staatsministerin a.D., Hauptgeschäftsführer: Dr. Peter Witterauf Verantwortlich: Dr. Susanne Luther, Leiterin des Instituts für Internationale Zusammenarbeit Tel. +49 (0)89 1258-0 | Fax -359 E-Mail: [email protected], www.hss.de Hanns-Seidel-Stiftung_Politischer Hintergrundbericht_Namibia _Mai 2015 3
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