Universität Bologna, Kultur-/Wirtschaftswissenschaften, SoSe 2009 Für mein Auslandssemester an der Universität Bologna habe ich mich relativ spontan entschieden und einen Restplatz bekommen. Die Bewerbung verlief daher relativ einfach, da keine anderer diesen Platz haben wollte. Da ich damals erst sehr kurze Zeit italienisch lernte, ging ich zu Antonella Lavagno und sie bescheinigte mir, dass ich sehr an der italienischen Sprache interessiert bin und dass sie davon ausgehe, dass ich, wenn ich einen weiteren Sprachkurs besuche, den Vorlesungen in Italien folgen könne. So besuchte ich bereits im September und Oktober einen Sprachkurs an der Universität Bologna. Dies war sehr schön, da ich mich auf den Sprachkurs konzentrieren konnte und mir die Uni in Ruhe anschauen konnte. Der Sprachkurs fand 10 Stunden pro Woche statt und während dieser Zeit habe ich gut italienisch gelernt und viele nette Leute kennengelernt mit denen ich verschiedene Ausflüge gemacht habe. In Bologna gab es zu dem Zeitpunkt zwei Organisationen, welche Ausflüge und Veranstaltungen für ausländische Studenten organisiert haben. Vor Aegee Bologna muss man allerdings warnen, da viele der Studenten, welche an Ausflügen teilnehmen wollten ihr Geld bezahlt haben und dieses nicht wiederbekommen haben. So sind ca. 200 Studenten mit Aegee nach Süditalien gefahren und haben nach der ersten Nacht dort von dem Chef der Unterkunft mitgeteilt bekommen, dass die Unterkunft noch gar nicht bezahlt sei. Es wurde die Option gegeben, dass jeder noch mehr Geld für die Unterkunft zahlt oder das alle wieder nach Hause fahren. Nach nur einer Nacht und 22 Stunden Busfahrt kamen alle wieder zurück, allerdings hat niemand von ihnen bis jetzt Geld wiederbekommen. Auch für andere Ausflüge, welche nicht stattgefunden haben, wurde kein Geld zurückgezahlt. Hinzu kommen Geschichten wie, dass Aegee Studenten an einem Ort „vergessen“ hat und ähnliches. Ich persönlich habe nur Tagesausflüge mit Aegee gemacht, welche mir gut gefallen haben und bei denen man vor Ort bezahlt hat. Als ich weggegangen bin wurde gerade an einer Klage gegen Aegee und ihren Chef Francesco gearbeitet. Letzterer lädt auch gerne mal Studentinnen zum essen ein, allerdings sollte man hier vorsichtig sein. Von der anderen Organisation „ESN Bologna“ habe ich nichts negatives gehört. Das bolognesische Nachtleben hat einiges zu bieten und so gibt es oft auch Ermäßigungen für Erasmusstudenten. Besonders beliebt war immer die „Serata Erasmus“ im Giardini di Margerita. Informationen zur Hochschule Bologna ist ungefähr so groß wie Bremen, hat aber ca. viermal so viele Studenten (ca. 80.000). Hierbei ist es allerdings so, dass viele auch aus der Region kommen und es die Möglichkeit gibt Prüfungen als „Non-Frequentanti“ zu machen, d.h. die Studenten studieren zu Hause und machen eine extra Prüfung, da sie die Vorlesung nicht besuchen. Neben den vielen italienischen Studenten gibt es viele internationale Studenten und so kommen zu der ältesten Universität in Europa Studenten aus der ganzen Welt. Im Allgemeinen waren die Kurse die ich besucht habe nie überfüllt. So waren in den Kursen zwischen 8 und ca. 40 Studenten. Dies liegt auch daran, dass die Uni eine sehr große Anzahl an Kursen hat, die sie anbietet und so viele Kurse nicht so voll sind. Besonderes gefallen hat mir, dass es möglich war, Kurse aus dem gesamten Angebot der Uni zu wählen. Hierbei ist es egal, in welchem Semester man ist und ob man Bachelor- oder Masterstudent ist. So habe ich z. B. auch 3 Kurse des englischsprachigen Masterstudienganges in Kulturmanagement besucht. Diese Kurse mit ca. 35 Studenten haben mir sehr gut gefallen. Der Studiengang heißt „Gioca“ und bereitet die Studenten auf eine Arbeit im Management einer Kulturinstitution vor. Ich habe dort zwei Kurse besucht die von Gastdozenten aus den USA, Holland und England gegeben wurde. Die Internationalität mit Studenten aus den verschiedensten Teilen der Welt und netten Italienern hat mir gut gefallen. Bezüglich der Prüfungsleistungen habe ich festgestellt, dass dort andere Maßstäbe gelten als in Bremen. So sind die Fragen in Klausuren sehr offen gestellt gewesen und bei Hausarbeiten kommt es nicht so sehr auf die wissenschaftlichen Beweise an wie das bei uns der Fall ist. Auch wenn die Italiener oft sehr bürokratisch sind und kein Sinn hinter manchen Vorgängen zu erkennen ist, wird generell sehr schnell auf E-Mails geantwortet und man versucht den Studenten zu helfen. Bei dem Masterstudiengang gab es auch eine Ansprechpartnerin, welche sich um Organisatorisches gekümmert hat und oft vor den Kursen vorbeikam und gefragt hat, ob alles in Ordnung ist oder ob jemand was braucht. E-Mails wurden hier meist am gleichen Tag beantwortet oder einen Tag später. Von einer solchen Zuverlässigkeit kann man in Bremen leider überhaupt nicht sprechen, was ich gerade wieder im Rahmen meiner Anerkennung feststellen muss. Auch mit dem international Office in Bremen gab es einige Schwierigkeiten. So wurde von Bremen gefordert, dass das Abreisedatum auf dem „Certificate of Erasmus Grants“ stehe solle, was von der Uni Bologna jedoch nicht eingetragen werden konnte. Nach einigen hin und her hat es die Uni Bologna schließlich doch gemacht, was jedoch zur Folge hatte, dass Bremen mir den Mobilitätszuschuss erst um Juli auszahlen konnte. Solche Dinge sollten zwischen den Unis besser geklärt werden, denn es ist ärgerlich wenn man immer wieder von einem Büro ins andere läuft. Die „Betreuung“ durch meinen Koordinator in Bologna war, wie bei den meisten, sehr gering bis nicht vorhanden. Als ich das erste Mal in einer seiner seltenen Sprachstunden war, um das Learning Agreement unterschreiben zu lassen, musste er erstmal telefonieren, wo er unterschreiben solle und hat mich nichts zu den Kursen gefragt, welche ich besuchen wollte. Auch die Unterschrift einer anderen Mitarbeiterin, von der ich bis heute nicht weiß wofür sie zuständig ist, erschien mir eher bürokratisch als in irgendeiner weise sinnvoll. Während meiner Studienzeit hätte ich gerne eine Information von meiner Koordinatorin aus Bremen gehabt, doch leider erhielt ich auch nach drei E-Mails keine Antwort. Unterkunft in Bologna Die Kosten für Wohnen und Lebensmittel sind in Bologna sehr hoch. So haben die meisten im Schnitt mehr als 400 Euro für ein WG-Zimmer gezahlt. Angeboten werden auch sog. „Doppia“ bei denen man sich mit einem anderen Studenten das Zimmer teilt. Wen man in eine WG zieht, ist es oft ratsam einen Vertrag zu machen, welcher auch die Zahlung von Nebenkosten beinhaltet. Am Ende ihres Auslandsaufenthaltes hatten einige Schwierigkeiten, weil ihre Vermieter hohe Nachzahlungen von Nebenkosten verlangten. Also am Anfang am besten genau über alle anfallenden Kosten erkundigen. Ich habe während meiner Zeit in Bologna zusammen mit Italienern gewohnt, was ich sehr schön fand, da ich so immer mit ihnen italienisch reden musste. Auf Grund der hohen Anzahl an ausländischen Studenten in Bologna gibt es auch viele „Erasmus-Wg´s“ und man kann sein Semester auch so gestaltet, dass man möglichst wenig italienisch spricht, indem man z. B. englischsprachige Vorlesungen besucht. Mir war es jedoch wichtig so viel italienisch wie möglich zu lernen. Im Sommer bietet sich ein Fahrrad in Bologna an. Diese werden jedoch auch gerne geklaut und für wenig Geld in der „Via Zamboni“ wieder verkauft. Im Vergleich zu den Preisen im Supermarkt ist das essen unterwegs in Bologna relativ günstig. So kostet ein großes Stück leckerer Pizza 1,50 Euro. In Bologna fahren nur Busse, bei welchen die Fahrt mit einem Euro pro Stunde relativ billig ist. Zugfahren in Italien ist mit dem „Regionale“ immer gut und günstig möglich, vorausgesetzt es wird nicht gerade gestreikt. Auch die Busunternehmen streiken regelmäßig. Sogar die Uni war einen Tag wegen Streik geschlossen. Die meisten deutschen Studenten habe sich für ihren Aufenthalt in Bologna ein Konto bei der deutschen Bank eingerichtet, die es in Bologna dreimal gibt und bei der man dann kostenlos abheben kann. Ich persönlich war erstaunt wie unkompliziert die Zahlung des Auslandsbafögs geklappt hat. Hier gab es bei mir und auch bei anderen keine Schwierigkeiten. Zusammenfassung Besonders gefallen hat mir während meines Semesters in Bologna, dass ich so viele nette Leute kennengelernt habe und viel über das Leben anderer Kulturen lernen konnte. Für internationale Kontakte eignet sich Bologna sehr gut, da es pro Semester ca. 1.000 ausländische Studierende an der Uni geben soll. Wenn man nicht gerade sehr zurückgezogen lebt, lernt man eine Vielzahl von ihnen kennen und trifft sie immer wieder in der Stadt oder auf dem Weg zum nächsten Hörsaal, der schon mal am anderen Ende der Stadt liegen kann. Bezüglich des Lehrangebots hat mir besonders gefallen, dass man aus allen Studiengängen und Kursen das wählen konnte, was einem gefällt, dass die Kurse nicht so voll sind und das man sich nicht vorher für die Kurse anmelden muss. Das Leben in Bologna ist zwar recht teuer, allerdings kann man von hier aus auch gut Ausflüge nach Rom, Florenz, Venedig oder Mailand machen, die alle gut zu erreichen sind. Ich habe das Sommersemester gewählt da ich gerne, was von der italienischen Sonne haben wollte und ich glaube auch, dass Bologna eine Stadt ist, die im Sommer ganz anders wirkt als im Winter.
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