Online-Interview Reiner Schulz

Über den Fußballplatz zum Vorstand | Print
Page 1 of 4
Artikel publiziert am: 09.07.2015 - 00.29 Uhr
Artikel gedruckt am: 09.07.2015 - 11.52 Uhr
Quelle: http://www.ovb-online.de/muehldorf/ueber-fussballplatz-vorstand-5217419.html
Über den Fußballplatz zum Vorstand
Vor 30 Jahren hat Walter Schatt die Firma Schattdecor gegründet, die ihren
Hauptsitz jetzt in Thansau hat. Das Unternehmen ist stark gewachsen und
mittlerweile weltweit aktiv.
© OVB
An seinem jetzigen Standort in Thansau ist das Unternehmen Schattdecor
gewachsen. Für Vorstandsvorsitzenden Reiner Schulz (kleines Bild) ist die Arbeit im
Team der Schlüssel zum Erfolg. Fotos Schattdecor
Vorstandsvorsitzender Reiner Schulz erinnert sich an eine ereignisreiche
Unternehmensgeschichte.
Die Firma Schattdecor feiert ihren 30. Geburtstag. Erinnern Sie sich, was Sie um
diese Zeit vor 30 Jahren gemacht haben?
http://www.ovb-online.de/muehldorf/ueber-fussballplatz-vorstand-5217419.html?pop...
09.07.2015
Über den Fußballplatz zum Vorstand | Print
Page 2 of 4
Ich saß wahrscheinlich in meinem Büro am Ziegelberg oder war mit dem Auto
unterwegs. Als Vertriebsleiter habe ich bei Schattdecor angefangen, damals hatte
das Unternehmen 13 Beschäftigte und jeder musste sich um alles kümmern.
Bevor Schattdecor gegründet wurde, war Walter Schatt einer der Geschäftsführer
der Firma Süddecor in Laiching. Auch Sie haben für die Firma gearbeitet. Wie ist
diese Zusammenarbeit zustande gekommen?
Zufälle spielen eine große Rolle im Leben - bei mir hieß der Zufall Fußball: Unser
Abteilungsleiter war der Nachbar von Walter Schatt, er hat uns zusammengebracht.
Bei unserem ersten Gespräch haben wir viel über Fußball und einige schöne Dinge
des Lebens gesprochen und gemerkt, dass wir wohl ganz gut zusammen passen.
Einen kurz davor geschlossenen Arbeitsvertrag bei der Volksbank habe ich dann
wieder aufgelöst und mich ab 1980 mit Dekordruck beschäftigt. Wohl die wichtigste
berufliche Entscheidung meines Lebens.
Warum sind Sie gemeinsam von Süddecor weggegangen?
Es ist zu einem Zerwürfnis der Geschäftsführer gekommen. Da war ich gerade
wenige Jahre bei der Firma beschäftigt. Ich habe gemerkt, dass etwas rumort und
mich an Walter Schatt gewandt. Das hat ihn, glaube ich, überrascht, und so war ich
der einzige, der in seine Pläne, eine eigene Firma zu gründen, eingeweiht war.
Die Firma Schattdecor hat zuerst ihren Standort im Stephanskirchener Ortsteil
Zieglberg gefunden. Warum?
Der Standort sollte über 150 Kilometer von Süddecor entfernt liegen und im Süden
Deutschlands. Eine andere Voraussetzung war ein Flughafen sowie eine optimale
Verkehrsanbindung an die Autobahn. Das hatten wir in Stephanskirchen gefunden.
Dennoch haben Sie den Standort in Stephanskirchen relativ schnell wieder
verlassen und sich in Thansau angesiedelt.
Nach zwei Jahren wussten wir, dass sich die Firma entwickeln würde. Wir
brauchten mehr Platz und haben nach Grund gesucht. In Thansau ist innerhalb
kürzester Zeit Ackerland in Gewerbegrund umgewandelt worden, denn wir mussten
schnell bauen, ohne gleich am Anfang zu viel Geld auszugeben. Hier hatten wir 1987
die Möglichkeit, zunächst 28 000 Quadratmeter Land zu kaufen, kurze Zeit später
konnten wir auch noch die restliche Fläche an der Rosenheimer Straße erwerben.
Wie hat sich die Firma dann weiter entwickelt?
Nach Produktionsstart 1985 waren die ersten Jahre aus heutiger Sicht eher
gemächlich verlaufen. Aber nach zehn Jahren konnten wir erstmals die 100
Millionen (damals D-Mark) Umsatzgrenze überschreiten. Zusammen mit unseren
ersten Töchtern in Polen und Italien haben wir uns dann auf dem Weltmarkt
ausgedehnt.
http://www.ovb-online.de/muehldorf/ueber-fussballplatz-vorstand-5217419.html?pop...
09.07.2015
Über den Fußballplatz zum Vorstand | Print
Page 3 of 4
Welche Faktoren sehen Sie, die den großen Erfolg des Unternehmens möglich
gemacht haben?
Walter Schatt hatte zur richtigen Zeit die richtigen Menschen für seine Sache
begeistert. Und wir produzierten eine Qualität, die es am Markt sonst nur in Japan
gab - jedoch viel zu teuer, um den europäischen Markt zu erobern. Diese Chance
hatte Walter Schatt im Gegensatz zu anderen Gesellschaftern der Firma Süddecor
schon in Laichingen erkannt und seine Vision dann mit Schattdecor umgesetzt. So
kommt auch noch hinzu, dass die Konkurrenz die Entwicklung damals einfach
verschlafen hat. Nichtsdestotrotz war natürlich auch wichtig, dass es einige große
Kunden gab, die an das Unternehmen Schattdecor und Walter Schatt geglaubt und
uns mit Aufträgen unterstützt haben.
Was zeichnet das Unternehmen heute aus?
Wir sind überall auf der Welt mit der gleichen Qualität präsent. "Made by
Schattdecor" hat sich zu einem Qualitätsmerkmal der gesamten Branche entwickelt.
Alle Geschäftspartner und die Mitarbeiter weltweit wissen, dass man sich auf
Schattdecor verlassen kann.
Wie stellen Sie die Qualität sicher?
Unsere Firmen sehen auf der ganzen Welt gleich aus. Es stehen dort die gleichen
Maschinen, es werden die gleichen Rohstoffe verwendet wie in Thansau. Außerdem
bilden wir unsere Mitarbeiter extrem lange aus und überprüfen auch regelmäßig, ob
in den Auslandsniederlassungen noch so gearbeitet wird, wie wir uns das vorstellen.
Als wir zum Beispiel unser Werk in China eröffnet haben, ist eine Delegation von
Produktionsmitarbeitern, Meistern und Produktionsführern drei Monate am
Stammwerk in Thansau gewesen, um die Abläufe zu lernen. Gleichzeitig waren
Mitarbeiter von uns vor Ort, um zu schulen.
Trotz des guten Rufes, den die Firma im Landkreis und weltweit genießt, hat es
am Standort in Thansau 2006 Widerstand gegen die Erweiterung gegeben.
Dabei ging es vor allem um den Turm, unser Verwaltungsgebäude, das eigentlich
kein Turm ist. Man kann uns den Vorwurf machen, dass wir zu spät in die Offensive
gegangen sind und keine aktive Informationspolitik zu unserem Vorhaben betrieben
haben. Mit so einem Widerstand gegen ein Verwaltungsgebäude, das man von der
Straße aus fast gar nicht sehen kann, hatten wir in der Tat nicht gerechnet.
Hat sich die Situation heute beruhigt oder gibt es noch Nachwehen?
Heute gibt es keine Nachwehen mehr. Wir haben schon während der Bauzeit darauf
geachtet, dass die Belästigung nicht über das Unvermeidbare hinaus geht. Dazu
gehörte unter anderem, dass nach 22 Uhr nicht mehr abgeladen und ein Holzzaun
als Schallschutz gebaut wurde. Wobei da auch eine Nachfrage kam, ob wir etwas
hinter dem Zaun zu verbergen hätten...
http://www.ovb-online.de/muehldorf/ueber-fussballplatz-vorstand-5217419.html?pop...
09.07.2015
Über den Fußballplatz zum Vorstand | Print
Page 4 of 4
Wenn Sie heute auf die Firmengeschichte zurückschauen, welche drei Ereignisse
stechen für Sie heraus?
Da ist zum einen die Wahl des Standortes in Thansau, die in jeder Hinsicht die
richtige war. Dort haben wir eine neue Heimat gefunden. Auch unsere erste
Auslandsniederlassung in Polen hat uns sehr geprägt. Wenn das damals schief
gegangen wäre, wäre die Firma heute nicht so groß. Junge Burschen, Drucker und
Elektriker hier vom Standort, hatten plötzlich die Möglichkeit, regelmäßig nach
Polen zu reisen. Das hat sowohl die Menschen als auch die Firma Schattdecor sehr
geprägt. Zuletzt hat uns natürlich auch die Wirtschaftskrise 2008/2009 nicht
verschont. Nach 20 sehr erfolgreichen Jahren ist mit einem Mal der Umsatz um 37
Prozent eingebrochen. In dieser Situation haben wir die Flucht nach vorne
angetreten, denn Kurzarbeit über einen Aushang bekannt zu geben kam für uns
nicht in Frage. Stattdessen haben wir für alle Mitarbeiter
Informationsveranstaltungen angeboten, und sie waren erleichtert, dass einer da
stand und die Situation erklärte. Wir haben damals versprochen, dass wir nicht
umfallen, sondern gemeinsam ohne Entlassungen durch die Krise kommen, und das
haben wir geschafft. Auch der Vorstand hat damals übrigens auf einen Teil seines
Gehalts verzichtet.
Gibt es Dinge, die Sie aus heutiger Sicht anders machen würden?
Wenige. Den chinesischen Markt mit Kantenprodukten erobern zu wollen, ist aus
heutiger Sicht die falsche Entscheidung gewesen. Da waren wir zu teuer. Allerdings
können wir den Bau heute für andere Dinge nutzen, es war also nicht ganz umsonst.
Wo sehen Sie die Firma Schattdecor in 30 Jahren?
Das fragen Sie einen fast 60-Jährigen? Ich hoffe natürlich, dass ich Schattdecor in
30 Jahren noch sehen kann, aber letztendlich entscheiden irgendwann andere, wie
es bei uns weitergeht. Die Produkte, die Schattdecor heute herstellt, haben eine
große Zukunft. Es wird immer einen Markt für schöne, in großen Mengen
hergestellte Möbel geben, und genau dafür produzieren wir. Diese Möbelstücke sind
mit unseren Dekorfolien kaum von Echtholz zu unterscheiden und verschönern so
preiswert die Wohnungen der Menschen.
Interview: Nina Kallmeier und Willi Börsch
Artikel lizenziert durch © ovb-online
Weitere Lizenzierungen exklusiv über http://www.ovb-online.de
http://www.ovb-online.de/muehldorf/ueber-fussballplatz-vorstand-5217419.html?pop...
09.07.2015