SPecial NavigatioN uNd avioNik FlugBeRicHt auS deN alPeN Mit Vario und Gleitschirm variometer sind für gleitschirmflieger wichtige instrumente - nur mit ihnen wissen die Piloten sicher, ob Sie im aufwind fliegen oder nicht. Jörg ewald von Flytec berichtet für uns von seinem letzten testflug mit dem modernen gerät. K urz nach zehn Uhr am 8. August 2015 stehe ich auf einem Wiesenstück oberhalb von Fiesch im Wallis (Schweiz) und bereite mich auf einen Flug vor. Ich will den „Ruhetag“ zwischen Schweizermeisterschaft in Fiesch und dem Weltcup in Disentis nutzen, die Wetterprognosen für heute sind wirklich vielversprechend. Ich starte meine beiden Flytec-Varios, und während diese ihre GPS-Verbindungen aufbauen, ma- 32 FliegerRevue 03/2016 che ich den Rest meiner Ausrüstung bereit: Trinkschlauch und Rucksack verstaue ich im Rückenfach meines Gurtzeugs. Handy, Müsliriegel und Fotoapparat kommen ins „Cockpit“, einer Tasche mit integrierter Klett-Ablage, auf der neben einem SPOT-Tracker auch die beiden Varios befestigt sind. Vorbereitung ist alles Die Varios wissen dank Satelliten mittlerweile, wo wir sind, und ha- ben auch die aktuelle Baro-Höhe automatisch eingestellt. Waren Gleitschirmvarios ursprünglich barometrische Höhemesser, welche zusätzlich die Druckveränderung bei Steigen und Sinken auch akustisch signalisierten, so sind heutige Modelle vollwertige Flugcomputer mit GPS, Flugaufzeichnung, Grafikanzeige mit Kartendarstellung von Lufträumen und vielem mehr. Damit auch bei GPS-Problemen sicher noch eine Aufzeichnung vorhanden ist, fliegen die meisten Wettbewerbsund ambitionierten Streckenpiloten mit zwei Geräten. Das hat auch den Vorteil, dass man mehr Informationen auf einen Blick vor Augen hat, ohne die Steuerleinen loszulassen und von einer Anzeige auf eine andere umzuschalten. In letzter Zeit sieht man auch ab und an ein Handy oder einen Tablet-Computer auf Cockpits. Aber deren Zerbrechlichkeit, die kurze Batterielaufzeit, die Qualität der verbauten Sensoren und vor allem die schlech- NavigatioN uNd avioNik SPecial Foto: Andy Busslinger Das Flytec-Vario auf dem Oberschenkel ersetzt für einen Gleitschirmflieger ein ganzes cockpit. High-Tech für ablesbarkeit und Übersichtlichkeit ist gefragt. te Ablesbarkeit bei direktem Sonnenlicht machen solche Geräte deutlich weniger anwenderfreundlich als ein Vario, das immerhin genau für diesen Einsatzzweck entwickelt wurde. In die Thermik Ich habe zwar noch von der Schweizermeisterschaft her eine Sammlung von Wegpunkten rund um Fiesch auf den Geräten, die ich für eine Route verwenden könnte. Aber da ich hier schon einige weite Flü- ge machen konnte, werde ich heute meinen Weg auch ohne elektronische Hilfe finden. Ein paar Minuten später bin ich in der Luft und das eine meiner beiden Varios singt fröhlich vor sich hin. Höhere Frequenz und höhere Kadenz bedeutet größerer Steigwert. Die erste Thermik trägt mich schon mit bis zu 4 m/s nach oben. 2700 m ASL, off we go! Erste Querung nach Nordost, Richtung Grimselpass. An einem guten Tag wie heute ist das Spiel recht einfach: 1. Geradeaus fliegen bis das Vario mit einem dezenten Ton angibt, dass man gerade weniger sinkt als das Eigensinken des Gleitschirms — dass die Luft um einen herum also tendenziell steigt. 2. Das Zentrum der Thermik finden. 3. Möglichst nahe um das Thermikzentrum herum kreisen und so Höhe gewinnen. 4. Sobald die Steiggeschwindigkeit nachlässt und die Höhe reicht, um die nächste Rippe, die nächste Thermik zu erreichen. Andere Schirme, Drachen, Segelflieger, Geier, Adler, und natürlich die eigene Erfahrung, sind wichtige Faktoren für die Wahl der geflogenen Linie. Am meisten hilft mir aber ein hochpräzises, sensibles Vario, das auch noch kleinste Unterschiede in der Steig- oder Sinkgeschwindigkeit misst und anzeigt. So kann ich schnell, effizient und folglich weit fliegen, die thermisch aktive Zeit optimal nutzen. MittlerweilebinichüberdenGrimselpass bis zum Rhonegletscher ge03/2016 FliegerRevue 33 SPecial NavigatioN uNd avioNik kommen. Der Anblick ist wunderschön,aberderGletscheristseitmeinem letzten Überflug vor zwei Jahren wiederdeutlichsichtbargeschrumpft, und ich frag mich, wie lange wir überhaupt noch über solchen Eisflüssen fliegenwerden.ErstesMalüber3500 m ASL, ich wende und markiere den Wendepunkt im FAI-Dreiecksassistenten.Dersollmirspäterhelfen,den drittenWendepunktsozusetzen,dass der Flug als möglichst grosses FAIDreieck zählt. Die manuelle Markierung ist noch etwas umständlich, unser neuestes Vario-Modell, das ich heute ebenfalls teste, wird das dann automatisch machen. Dem Dreieck auf der Spur Und nun folgt ein traumhafter Abschnitt: Westlich des Grimselpasses kann ich erneut auf 3500 m aufdrehenundvon dortohneeineneinzigen Kreis über 20 km weit fliegen. Statt in Thermiken zu drehen und Zeit zu verlieren, verlangsame ich meinen Flug, wenn mir das Vario Steigen anzeigt,undbeschleunigewieder,wenn ichanfangezusinken.Enorm,wiegut so ein Stück Stoff heutzutage fliegt! NachderQuerungdesLötschentals die nächste Hürde: Die Lufträume um Sion. Dank der Luftraumanzeige auf meinem Vario kann ich diese aber sicher unter- und dann umfliegen. Es geht weiter an Crans Montana vorbei, nie tiefer als 3000 m. Aber auch nie höher als 3950 m, der Höhemesser hilft mir, rechtzeitig aus den zum Teil sehr starken Thermiken auszusteigen und so im Luftraum Echo zu bleiben. Begegnungen am Himmel Vor Les Diablerets taucht ein kleines Motorflugzeug auf und kreuzt meine Flugbahn knapp über mir, etwas nah für meinen Geschmack. Ausweichen istschwierig,daichimVergleichdoch sehr langsam unterwegs bin. Doch plötzlich dreht derPilot abrupt ab, sehen konnte er mich kaum, aber vermutlich hat ihn sein Flarm vor einer möglichen Kollision gewarnt: Mein Vario sendet ein Signal aus, das von anderen Flarm-Geräten als „Christbaumkugel“ um mich herum wahrgenommenwird.SohaltenSegelflieger, HubschrauberundMotorfliegereinen sehr angenehmen Abstand zu mir. Kurz nach drei Uhr bin ich am westlichsten Punkt meiner heutigen Reise, über Martigny, da wo die Rhoneabrupt90Gradnachrechtsdreht. Ich steige so hoch ich darf und queredasbreiteTal.AufdemlangenGleitflug gönne ich mir einen Müsliriegel, trinke,genießedieAussicht,entspanne Arme und Schultern und mache den ersten von zwei nennenswerten Der vom GPS gespeicherte Flugweg inklusive des Höhenprofils. 34 FliegerRevue 03/2016 Fehlern heute, der mich ziemlich viel Zeit kostet: Statt via den offensichtlichen Thermik-Auslöser Pierre Avoi direkt nach Verbier zu fliegen, ziele ich weiter links ins erste Seitental. Dort komme ich etwas tief an und muss für eine Weile am Hang „kratzen“ bis es weitergeht. Die Thermik ist zerrissen, unregelmässig und schütteltmichimmerwiederab.Endlich, weit hinten im Val de Bagnes, kann ich die nötige Höhe machen, über den Lac des Dix und weiter von Rippe zu Rippe nach Osten fliegen. Ein gespartes Zug-Ticket Kurz vor sechs Uhr bin ich dann über Grächen, aber die Thermik bringt michnurbis3800m,hiergeht’ssonst viel höher, was im südlichen Wallis auch erlaubt ist. Mein Vario meint, ichmüsstenocheingutesStücknach Süden fliegen für das maximal mögliche FAI-Dreieck, aber darauf mag ich mich nicht einlassen, der Südwind ist mir zu stark geworden. Das weiss ich, weil mein Vario aus dem Versatz beim Kreisen Windrichtung undWindgeschwindigkeitberechnet. Also quere ich das Saastal und fliegetalauswärtsRichtungBrig.FehlerNummerzwei:Ichbiegeetwasfrüh nach Osten ab, kurz vor dem Haupttal erwischt mich dann der Südwind in Form einer großen Leewalze. Die großen Tannen springen mich förmlich an, so schnell sinke ich für eine Weile.IchkommezwarnochumsEck, aber schon sehr tief, mache mich mit dem Gedanken vertraut, das letzte Stück einmal mehr im Zug zurückzulegen. Ich bin unter 1500 m, 500 m über Grund, da verändert sich der Sinkton, der mich jetzt schon eine Weile begleitet, ganz minimal. Vorsichtig drehe ich ein, höre genau auf meinVarioundverschiebejedenKreis näher ans Thermikzentrum. Nach ein paar Umdrehungen steige ich endlich wieder stetig nach oben und kann mich entspannen. Die Töne aus meinem Vario haben mir ermöglicht, im Kopf ein dreidimensionales Bild der sich zwischen den verschiedenen Winden emporschlängelnden Thermik aufzubauen und mich in diesem Bild optimal zu positionieren. Ich steige ein letztes Mal über 3000 m, fliege am Breithorn vorbei Richtung Fiesch. Den Startplatz erreiche ich nicht mehr ganz, aber auf der Kartendarstellung sehe ich meine Flugspur von heute Morgen. Ich kreuze sie – das Dreieck ist hiermit komplett geschlossen, ein paar Minuten später lande ich, nach neun Stunden Flug, mehr als zufrieden am Landeplatz in Fiesch. Nicht schlecht für einen Ruhetag… JöRG EWALD NAVigAtioN UND AVioNiK SPEciAL Der Kinnturm mit dem Sensorpaket M-TADS/ PNVS am Rumpf erweitert neben dem Radar im Rotorturm die Möglichkeiten zur Zielerfassung VertrAgSVerläNgerUNg Für locKHeeD MArtiN Pfeilspitzen für Apachen Seit 30 Jahren steht Boeings AH-64 Apache schon im Dienst, Upgrades wie neue Sensoren halten den Kampfhubschrauber modern. Die letzte große Neuerung für den Kampfhubschrauber sind die Ziel- und Flugsensoren im Kinnturm. B oeings AH-64 Apache ist ein echtes Arbeitspferd für die U.S. Army - seit 30 Jahren sorgt der Kampfhubschrauber mit Bordkanone und Raketen für Bodenunterstützung. Damit der Hubschrauber auch in Zukunft effizient eingesetzt werden kann, müssen seine Zielsysteme und Avionik ständig modernisiert werden. Das Rüstungsunternehmen Lockheed hat Anfang des Jahres einen erweiterten Wartungsauftrag für genau diese Systeme erhalten. system zeichnete sich das M-TADS unter anderem durch die Möglichkeit aus, die Bilder der Infrarot-Kamera auch noch mit den Signalen im Nahbereich zu überlagern. Durch diese Möglichkeit sind künstliche Lichtquellen, Laserpointer und Leuchtspurgeschosse noch besser für Pilot und Richtschütze sicht- und erkennbar. Auch die Stabilisierung des Sensorpaketes wurde verbessert. Ein inertiales Messsystem stabilisiert die Sensoren in jeder Fluglage. Dies erlaubt eine verbesserte Orientierung im Raum und ein genaueres Abschätzen von Entfernungen und damit schließlich mehr Präzision im Einsatz. Alle Bilder: Lockheed Martin Corporation Pfeilspitzen von Lockheed Hinter dem Beinamen „Arrowhead“ (dt.: Pfeilspitze) verbirgt sich das schwenkbare Sensorpaket im Kinnturm des Hubschraubers. Es wird als M-TADS/PNVS bezeichnet, eine Abkürzung für „Modernized Target Acquisition Designation Sight/Pilot Night Vision Sensor“, was sich in modernisierter Zielsuchsensor und Markierer bzw. Nachtsichtsensor für Piloten übersetzt. Als Verbesserung zu seinem Vorgänger- Die empfindlichen Optiken und Lasersensoren werden bei Bedarf auch im Einsatz von Lockheed-Technikern gewartet. Neben dieser Leistung deckt der neue Vertrag auch die Ersatzteil-Lieferung und Logistik ab. Seit 2005 werden nach und nach alle AH-64D/E der U.S. Army mit dem System ausgestattet, Mitte 2013 überschritt das Sensorpaket die Marke von über einer Million Flugbetriebsstunden. Logistik für mehr Leistung Der Auftrag, den Lockheed für die Wartung dieser Systeme erhalten hat, ist ein sogenannter PBL-Auftrag (Performance Based Logistics, dt.: Leistungsorientierte Wartung). Der ein Jahr dauernde Vertrag kann bis 2020 verlängert werden, vorausgesetzt die Wartung des Systems entspricht den Ansprüchen der U.S. Army. Neben der Ersatzteilwirtschaft und Lagerlogistik stehen auch jederzeit Mitarbeiter von Lockheed in engem Kontakt mit den Einheiten. Die daraus gewonnen Erfahrungen fließen so gleich wieder in das Know-How der Logistiker. Ganze 95 Prozent der Ersatzteile für das System stehen jederzeit für die inzwischen mehr als 1350 Systeme zur Verfügung. CHRISTOPH BECKERT 03/2016 Fliegerrevue 35 Flugschule mit Diamant Beim Totalausfall einer Kontrollzentrale müssen deren Aufgaben von benachbarten Stellen übernommen werden. Das Foto zeigt einen controller des Acc Bremen. DeUtScHe FlUgSicHerUNg Wenn Controller mal weg sind Am 21. Dezember letzten Jahres fiel das Kommunikationssystem, also die Funk- und telefonverbindungen des DFS-Kontrollzentrums in langen für etwa zwei Stunden aus. Das führte zu einigen Verspätungen im luftverkehr. Weil die controller alle abflugbereiten luftfahrzeuge erst einmal am Boden stehen ließen und keine Flüge mehr von den benachbarten Kontrollzentralen akzeptierten. D a auch die besten technischen Systeme einmal ausfallen können, haben die Flugsicherungsdienstleister ihre technischen Einrichtungen redundant ausgelegt. So konnten die Lotsen nahezu verzugslos auf Reservesysteme zurückgreifen, sodass die Sicherheit des Luftverkehrs nicht gefährdet wurde. Das Radarsystem und die Flugplanrechner waren von dem Ausfall nicht betroffen. Da jedoch zunächst nicht bekannt war, was zu dem Ausfall des Hauptkommunikationssystems geführt hatte und wie lange die Störung dauern würde, wurden vorsichtshalber Verkehrsflusssteuerungsmaßnahmen ergriffen. Contingency-Maßnahmen bei der Flugsicherung So hat die DFS am 21. Dezember Glück gehabt, dass in ihrer Kont- 36 Fliegerrevue 03/2016 rollzentrale lediglich das Kommunikationssystem ausgefallen war und die Controller auf die Notsysteme zurückgreifen konnten. Doch dabei stellt sich die Frage, welche Maßnahmen bei einem Totalausfall einer Kontrollzentrale oder auch eines Towers ergriffen werden. Zum Beispiel wenn im Gebäude ein Brand ausbricht oder wenn die Einrichtung wegen einer Bombendrohung geräumt werden muss. Natürlich haben die Flugsicherungsdienstleister da vorgesorgt und sogenannte „Contingency“Pläne entwickelt. „Contingency“ kann mit Ernst- oder Notfall, aber auch mit „unvorhergesehener Fall“ übersetzt werden. Bei einem derartigen, äußerst selten vorkommenden Totalausfall, sind ja nicht nur die Haupt-, sondern auch die Reservesysteme betroffen. Als erste Maßnahmen werden alle abflug- bereiten Luftfahrzeuge am Boden gehalten und von benachbarten Kontrollstellen werden keine Einflüge mehr akzeptiert. Das größte Problem besteht jedoch in der Abwicklung derjenigen Flüge, die sich noch im Zuständigkeitsbereich der jeweiligen Kontrollstelle befinden. Hier ist die Improvisationskraft der Controller gefragt, die flexibel auf diese Situation reagieren und sich auf die Unterstützung ihrer Kollegen in den benachbarten Kontrollzentralen verlassen müssen. Denn genau diese Unterstützung ist bei den „Contingency“-Plänen vorgesehen. Dabei wurde genau festgelegt, welche Kontrollsektoren von den benachbarten Stellen übernommen werden. Das hört sich leichter an als es in Wirklichkeit ist. Denn die Controller der benachbarten Stellen müssen plötzlich in einem Luftraum arbeiten, den sie nicht so genau kennen und von dem sie nicht unbedingt wissen, welche Flüge sich dort gerade aufhalten. Zudem könnten sie durch die Übernahme des anderen Luftraums an ihre Leistungsgrenzen kommen. Verkehrsflusssteuerungsmaßnahmen sind dann die Folge. Vom Ausfall der Kontrollzentrale in Langen war jedoch nicht nur der Flughafen Frankfurt betroffen, sondern auch einige andere. Von Münster-Osnabrück im Norden bis zu Stuttgart im Süden. Es ist also ein relativ großes Gebiet, das von Langen aus kontrolliert wird. Doch das ergibt sich aus dem finanziellen Druck, dem sich die europäischen Flugsicherungsdienstleister ausgesetzt sehen. Dazu kommt der Vorwurf, der europäische Luftraum wäre viel zu sehr zergliedert und weise zu viele Kontrollzentralen auf. Foto: DFS SPEciAL NAVigAtioN UND AVioNiK Die Lösung dieses Problems wurde in der Zentralisierung bzw. in der Zusammenlegung von mehreren Zentralen gesehen. In Deutschland wurden die Kontrollzentralen in Berlin und Düsseldorf aufgelöst und in die drei anderen (Bremen, Frankfurt und München) integriert. Das macht die Angelegenheit bei der Frage der „Contigency“ nicht gerade einfacher. Dazu kommt, dass die DFS auch die Anflugkontrollstellen in die Kontrollzentralen integriert hat – fällt eine Zentrale aus, dann sind davon auch deren Anflugkontrollstellen betroffen. Nun ist die DFS dabei, die Tower einiger Flughäfen (zur Zeit ist dies für Dresden, Erfurt und Saarbrücken geplant) in einem „RemoteTower-Zentrum“ zusammenzulegen und sie von einem Standort aus zu betreiben. Fällt dieses Zentrum dann aus, dann sind gleich drei Flughäfen „lahmgelegt“. Lösungen sind teuer Und die an den Towern zurzeit noch vorgesehenen „Contingency“-Maßnahmen helfen dann auch nicht. Ganz einfach, weil sich dann an diesen drei Flughäfen gar keine Controller mehr befinden. Natürlich ist es möglich, die Flugsicherung ei- Foto: DFS NavigatioN uNd avioNik SPecial auch ohne technische Probleme ist die arbeit in einer Flugkontrollzentrale fordernd. nes Landes etwas „contingency“konformer zu organisieren. Als im September 2014 im Kellergeschoss des Air Route Traffic Control Centers (ARTCC) von Chicago ein Brand in suizidaler Absicht gelegt wurde und dies zu einem Totalausfall der Kontrollzentrale führte, gelang es den Amerikanern recht schnell, ei- nen großen Teil des Verkehrs von und zu den Flughäfen im Großraum Chicago abzuwickeln. Weil nicht nur die benachbarten ARTCCs Teile des Chicagoer Luftraums übernommen haben, sondern weil in den USA die Anflugkontrollstellen nicht in die Kontrollzentralen integriert wurden und diese somit ei- nen Teil des Verkehrsaufkommens mit übernehmen konnten. Zugegeben – diese Art, Flugsicherung zu organisieren, ist teurer als die deutsche Lösung. Aber in die USA wird die Flugsicherung auch vom Steuerzahler bezahlt und nicht von den Luftraumnutzern. WERNER FISCHBACH SoFtwaRe-uPdate FüR Mt viSioNaiR X Hindernisse immer im Blick Selbst unter normalen Sichtbedingungen sind Hindernisse wie Seilbahnen kaum zu erkennen. ganz zu schweigen von schwierigen Sichtbedingungen, wie sie in Bodennähe besonders oft im gebirge auftreten. ein Software-update von Mt greift dieses Problem auf. Einfach aufzurüsten Das Upgrade ist denkbar einfach. Per USB-Stick kann die Software auf das externe Moving-Map-Display MT VisionAir X aufgespielt werden. Dem Piloten stehen dann auf seinem Multi-Funktions-Display auch in der 3D-Ansicht unterschiedliche Symbole für Hindernisse ab 25 Metern Höhe zur Verfügung. Im Vergleich zu ähnlichen Produkten, wie dem Jeppesen-Kartenmaterial von Garmin-Geräten, sind das mehr als zehn mal so viele potentielle Hindernisse. Gemeinsam mit zuschaltbaren Funktionen, wie z.B. der Terrainwarnung, wird mit dem System so die Sicherheit im Cockpit weiter erhöht. C.B. Bild: Moving Terrain AG S eilbahnen, Windräder und Funkmasten sind gefährliche Hindernisse für Flugzeuge und Hubschrauber im Tiefflug. Besonders letztere sehen sich im kommerziellen Einsatz, im Gebirge und unter schlechten Sichtbedingungen, mit diesen gefährlichen Hindernissen konfrontiert. Bei schlechter Sicht unterstützendigitaleKarten,sogennante„Moving Maps“ den Piloten mit der Darstellung seiner Umgebung in zwei- oder dreidimensionaler Perspektive.DieFirmaMovingTerrainAG bietet nun mit einem Upgrade auch die europaweite Darstellung gefährlicherHindernissefürihredigitaleKartentechnologie–mitbesondersleicht zu erkennenden Symbolen. Der Kronplatz bei Brunico in italien: Die Symbole zeigen Position und art des Hindernisses an, für verschiedene arten von liften und Brücken sind im System auch verschiedene Symbole vorhanden. 03/2016 FliegerRevue 37 SPecial NavigatioN uNd avioNik Das G1000 in einer Beechcraft King air: Das G950 verfügt über einen ähnlichen aufbau, liefert aber keinen autopiloten mit. auFweRtuNg FüR die aRBeitSPFeRde deR u.S. FoRStBeHÖRde Glascockpits für Feuerwehr-Sherpas als transportflugzeuge und aufklärer sind die Shorts Sd3-60 auch für die u.S. Forstaufsicht im einsatz. Nun werden die arbeitspferde mit modernen garmin-glascockpits auf den neusten Stand gebracht. wesentlich von Garmins AvionikFlaggschiff G1000. Das Glascockpit besteht aus drei 12-Zoll-Flüssigkristall-Displays mit einer integrierten Software-Oberfläche für alle relevanten Flugdaten. Nach Bedarf können die Piloten auf den Bild- und Terraininformationen gespiegelt werden – für die Piloten der Forstbehörde eine wichtige Hilfe. Die Shorts, oder wie ihr militärisches Pendant C-23 auch „Sherpa“ genannten, Transporter werden auch zum Absetzen von Feuerwehrleuten per Fallschirm, Zukunft dank Displays Das Update der Bordinstrumente dient nicht allein dem Zweck, die Lebenszeit der Flugzeuge zu verlängern. In naher Zukunft treten in Nordamerika neue rechtliche Voraussetzungen für den Luftverkehr in Kraft: Transponder und ADS-B-Sender für Luftverkehrsüberwachung und Kollisionswarnungen wären dann ohnehin zur Pflicht geworden. Um bei diesen verpflichtenden Nachbesserungen einen Mehrwert zu erreichen, werden die Transporter mit dem Glascockpit-System von Garmin ausgerüstet. Das ausgewählte G950 IFD (Integrated Flight Deck) unterscheidet sich dabei nur un- 38 FliegerRevue 03/2016 Der Short SD3-60 ist dank avionik-Upgrade wohl noch ein langes leben als Feuerwehr-Transporter im Staatsdienst beschieden. schirmen die für sie im aktuellen Moment wichtigen Daten abrufen. Kommunikation, Navigation, Terrain sowie Wetter und Luftverkehr sind auf Knopfdruck darstellbar. Die Flugplanung kann auf eine Karte mit allen relevanten Wald-, See- sogenannten „Smoke Jumper“ (dt. Rauchspringer), eingesetzt. Das Finden von Absprungzonen auch unter schlechten Sichtbedingungen, wie sie Waldbrände mit sich bringen, ist für die Springer eine Frage von Leben und Tod. Mehr Sicherheit und Zuladung Für mehr Sicherheit im alltäglichen Flugbetrieb wird in den fertig modernisierten Sherpas schließlich noch die SV-Technologie (Synthetic Vision Technology) von Garmin sorgen. Die Software sammelt noch einmal relevante Flugdaten und gibt diese in einer 3D-Umgebung auf einem Display wieder. So hat der Pilot mit einem Blick eine räumliche Vorstellung von Terrain, Hindernissen vor ihm sowie des unmittelbaren Luftverkehrs – und erhält Kollisions- sowie Terrainwarnungen. Für die USFS hat die Aufrüstung noch weiteren Nutzen. Weil der vorhandene Autopilot der Sherpa mit dem Avionik-Paket kompatibel ist, muss er nicht mit modernisiert werden. Noch dazu ist die neue Avionik deutlich leichter – das bedeutet für die Sherpas 113 kg mehr Zuladung. Wie lange die Sherpas noch für die USFS fliegen werden, ist ungewiss, prinzipiell könnten die Flieger für mehr als 20 Jahre im Einsatz bleiben. Dass die Sherpa-Flotte bis dahin über eins der modernsten Avionik-Pakete auf dem Markt verfügt, wird Ihnen gewiss helfen. CHRISTOPH BECKERT Bilder: Garmin/ USFS S eit mehr als 30 Jahren beweisen sich die vielseitigen Transporter mit Kurzstartund Landefähigkeiten jeden Tag aufs Neue. Anfang des Jahres hat Garmin den Zuschlag für die Erneuerung großer Teile der Avionik-Ausrüstung erhalten. Die augenzwinkernd „Shed“ (zu dt. Stall oder Bretterbude) genannten Flieger des United States Forest Service (USFS) werden mit modernen Glascockpits ausgerüstet. NavigatioN uNd avioNik SPecial ANZEIGE gloBale luFtRauMüBeRwacHuNg Afrika bekommt Luftverkehrskontrolle per Satellit der schwache luftverkehr in afrika kann in Zukunft auf wachstum hoffen, doch das Netz der luftverkehrskontrollen gilt als lückenhaft. Statt vieler teurer Bodenstationen will Südafrika nun auf Satellitentechnik setzen. Luftverkehrskontrolle dank ADS-B und NEXT Ein Netzwerk von weltraumgestützten ADS-B-Empfängern will das Unternehmen Aireon ab 2017 anbieten. Der Schlüssel dazu ist die nächste Generation der Iridum - Satellitenkonstellation „Next“. Diese besteht aus 66 Satelliten in niedriger Umlaufbahn und wird planmäßig ab 2016 mit den neuen Satelliten ausgestattet. Diese können ADS-B-Verkehrs- und Fluginformationen von Flugzeugen empfangen und als globale Relaisstation wieder an die Flugleitung am Boden senden. Die kostenintensive Überwachung der Fluginformationsregionen mit Radar, die sich aufgrund der Verkehrsdichte in Afrika einfach nicht rechnet, würde so entfallen. Auch wenn noch einige Fragen zu dem Projekt offen sind, die Aussicht auf ein Ende der Ära des Radars zugunsten satellitengestützter Flugverkehrsleitung ist Funktionsweise der NeXT-Flugverkehrskontrolle: Satelliten empfangen die Flugdaten, aireon sammelt die Daten und bereitet sie für die luftverkehrskontrolle am Boden auf. PaNaSoNic Wettervorhersage in vier Dimensionen Bild: Panasonic Weather Solutions wettervorhersagen bringt man nicht unbedingt in verbindung mit der Marke Panasonic. Für das Sammeln von daten für ein neues vorhersagemodell werden jetzt auch linienflugzeuge genutzt. Das globale Wettermodell von Panasonic Weather wird auch mit Hilfe von aktuellen Daten von Verkehrsflugzeugen erstellt. ein interessanter Gedanke. C.B. Bild: Aireon A frika ist ein riesiger Kontinent. Das bietet nicht nur Potenzial für Luftverkehr, sondern erschwert auch eine kosteneffiziente Kontrolle der Lufträume und Flugrouten. Für eine kostengünstige und großflächige Lösung dieses Problems wird ab 2018 für die Fluginformationsregionen (Flight Information Region, FIR) Johannesburg und Cape Town ein neues System installiert. H inter dem Name „Panasonic Global 4D Weather“ verbirgt sich ein neues und sehr modernes System zur Wettervorhersage. Sowohl in allen räumlichen Dimensionen als auch mit Blick auf die Zeit, werden in Panasonics Modell weltweite Wetterdaten ausgewertet — auch die von Flugzeugen. Weltwetter dank Satelliten Mit Panasonics TAMDAR (Tropospheric Airborne Meteorological Data Reporting), einem Sensorund Senderpaket für Wetterdaten in Linienflugzeugen und Wetterballons, werden die Atmosphäreninformationen gesammelt. Per Iridium-Satellitennetzwerk werden die Daten an einen Supercomputer geschickt. Aus diesen und weiteren Daten, aus anderen Quellen wie Wetterstationen, wird so ein globales Vorhersagemodell errechnet. Über Panasonics Flugwettersystem steht dann im Anschluss den einzelnen Verkehrsflugzeugen wieder eine aktuelle Wettervorhersage zur Verfügung — erstellt mit Hilfe der bordeigenen Sensoren. C.B. 03/2016 FliegerRevue 39
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