Dividenden sind die neuen Zinsen

Wirklich?
„Dividenden sind die neuen Zinsen“, heißt es derzeit allerorten.
€uro prüft, was an dieser These dran ist, und analysiert die
wichtigsten Dividendenfonds und -ETFs
VON RALF FERKEN
86 €URO 06|15
Börse & Investments
Dividendenfonds
E
in guter Slogan muss kurz und
knackig sein. Auch für Anleger. „Politische Börsen haben
kurze Beine“, ist einer dieser
Slogans. Oder „Wette nie gegen die Notenbank“. Derzeit macht ein neues Motto die Runde: „Dividenden sind die neuen Zinsen.“ Dem Anschein nach nicht zu
Unrecht. Denn die Anleihezinsen sind
tief gesunken, teils sogar unter null Prozent. Anleger müssen dafür zahlen, Anleiheemittenten Geld leihen zu dürfen.
Populäre Dividendenaktien locken dagegen mit vergleichsweise hohen Ausschüttungen (siehe Übersicht rechts).
Doch sind Dividenden wirklich die
neuen Zinsen? Nun, ganz so einfach ist
es nicht. Wer zum Beispiel von Festgeld
zu Dividendenfonds wechselt, freut sich
womöglich über ungewohnt hohe Kursgewinne. Aber er zuckt vermutlich heftig zusammen, wenn die Kurse deutlich
einbrechen (siehe auch Tabelle Seite 89).
Im Zweifel dient die Ausschüttung da
kaum als wirksamer Puffer.
Langfristig wirksam. Auf lange Sicht
verschaffen die Dividenden Anlegern
durchaus ein gutes Polster, das die Kursschwankungen von Aktien abfedert.
Wer beispielsweise zehn Jahre an Nestlé-Aktien festgehalten hat, bildete allein
über die Dividende ein Polster von 32
Prozent. Das heißt: Sollte Nestlé seine
bisherige Dividendenpolitik beibehalten, dann rutschen Anleger, die heute
Nestlé-Papiere kaufen und bis Mai 2025
halten, erst dann wirklich in die roten
Zahlen, wenn das Papier bis dahin mehr
als 32 Prozent verliert. Das Polster dürfte wahrscheinlich sogar noch größer
werden, denn der Schweizer Nahrungsmittelgigant erhöht seine Ausschüttungen regelmäßig.
Alles in allem steuerten Dividenden
in der Vergangenheit fast 50 Prozent
zum Gesamtertrag von Aktien bei. Das
illustriert der DAX, der Index der 30
­
größten deutschen Aktien. Inklusive
Wiederanlage der Dividenden legte er
seit Anfang 2005 um 171 Prozent zu. Ohne Dividenden beträgt der Zuwachs nur
96 Prozent (siehe Chart rechts).
Auch wenn Dividendenfonds und
-ETFs die Baisse von Januar 2008 bis Februar 2009 nicht schadlos überstanden
haben, bleiben sie für viele Anleger eine
gute Wahl. Können sie so doch die Entscheidung delegieren, welche Werte ins
Portfolio kommen und welche nicht. Zudem müssen Anleger sich bei Fonds und
ETFs nicht um die Erstattung der ausländischen Quellensteuer kümmern, wie
dies bei vielen Auslandsaktien nötig ist.
Diese lästige Aufgabe übernehmen die
Anbieter (siehe Kasten Seite 88).
Das Angebot an Dividendenfonds und
-ETFs ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Um das Portfolio möglichst breit zu streuen, sollten Anleger in
globale Produkte investieren. Sinnvoll ist
dabei zunächst eine Unterteilung in defensive und offensive Produkte; in solche, die eher Fehler vermeiden wollen,
und solche, die eher Chancen suchen.
Deshalb hat €uro untersucht, wie gut
sich Dividendenprodukte in der Baisse
2008/2009 und seit der Hausse ab März
2009 geschlagen haben und wie pas­
sabel ihr Ergebnis über den gesamten
­Zyklus ausgefallen ist. Teils mussten wir
dabei auf Indexdaten zurückgreifen, da
die Produkte von DB Platinum, Lyxor
und SPDR erst nach Januar 2008 aufgelegt wurden. Da diese ETFs die Aktien
aber immer nach den gleichen Kriterien
auswählen, halten wir eine Rückrech➝
nung hier für zulässig.
Rendite Dividenden tragen fast die
­Hälfte zum Gesamtertrag des DAX bei
300
%
250
indexiert am 01.01.2005 = 100
DAX mit Dividenden
DAX ohne Dividenden
200
150
100
50
’05
’07
’09
’11
’13
’15
Stichtag: 01.05.2015; Quelle: Bloomberg
Wachstum US-Aktien mit steigenden
­Dividenden bringen mehr Rendite
Rendite pro Jahr in %
2,6
Aktien ohne Dividenden
Aktien mit stabilen Dividenden
7,7
Aktien mit steigenden Dividenden
10,1
Quelle: Ned Davis Research, 02/72 bis 12/14
Populär Die beliebtesten Aktien der
Manager der Top-Dividendenfonds
Unternehmen 1
Branche
Dividendenrendite in %
GlaxoSmithKline
Pharma
Merck & Co.
Pharma
3,0
Microsoft
Technologie
2,5
Nestlé
Konsum
3,2
Novartis
Pharma
2,9
Pfizer
Pharma
3,3
Roche
Pharma
3,3
Royal Dutch Shell
Öl und Gas
5,9
Sanofi
Pharma
3,1
Unilever
Konsum
3,1
5,3
Stichtag: 04.05.2015; 1 Aktien in den globalen Dividendenfonds von BL, DB Platinum, DJE, DWS und Threadneedle;
Quelle: €uro, Morningstar
€URO 06|15 87
Börse & Investments Dividendenfonds
GLOSSAR
Tücken bei Auslandsaktien
Kursgewinne von Aktien und
­gezahlte Dividenden besteuert
der deutsche Fiskus seit Anfang
2009 in Form der Abgeltungsteuer. Bei Auslandsaktien, die
Dividenden zahlen, werden Anleger aber oft im In- und Ausland
besteuert. Um dies völlig zu vermeiden, müssen sie sich oft an
die Steuerbehörden im Ausland
wenden. Das Bundeszentralamt
für Steuern (www.bzst.de) stellt
unter „Ausländische Quellensteuer“ Formulare dafür zur
Verfügung.
Tücken bei Auslandsfonds
Problemlos ist die Besteuerung
bei deutschen und ausländischen Fonds, die Dividenden
ausschütten. Hier wird die Abgeltungsteuer automatisch abgezogen. Wer jedoch Auslandsfonds im Depot hat, bei denen
die Dividenden wieder angelegt
werden (thesaurierend), muss
jedes Jahr deklarieren, wie hoch
die wiederangelegten Erträge
waren. Hier führt die Bank die
Abgeltungsteuer nicht automatisch ab. Der Betrag findet sich
in der jährlichen Steuerinformation der Depotstelle (ausschüttungsgleiche Erträge).
Steuererklärung bei Fonds
Eine Steuerfalle lauert beim
Fondsverkauf: Banken führen
auf sämtliche steuerpflichtigen
Erträge Abgeltungsteuer ab –
auch auf bereits versteuerte Erträge. Zur Vermeidung einer
Doppelbesteuerung ist bei thesaurierenden Auslandsfonds
daher in Anlage KAP (Zeile 7) eine Korrektur erforderlich. Die
Daten hierfür können Anleger
der Steuerbescheinigung ihrer
Bank (Zeile „ausschüttungs­
gleiche Erträge“) entnehmen.
88 €URO 06|15
Als besonders defensiv erwiesen sich
unter den Fonds der BL Equities Dividend, der DJE Dividende & Substanz und
der DWS Top Dividende. So lautet etwa
das Credo von BL-Fondsmanager Guy
Wagner: „Bei der Qualität darf man keine Zugeständnisse machen.“ Wagner
mag deshalb Aktien wie Microsoft, Novartis oder Singapur Telecom, die dauerhaft stabile Gewinne erzielen. Eine weitere Besonderheit des BL Equities Dividend: Wagner reduziert den Aktienanteil von 100 bis auf 70 Prozent, wenn er
mit fallenden Kursen rechnet. Derzeit
liegt seine Aktienquote bei 78 Prozent.
Er ist also vorsichtig. Jan Ehrhardt wiederum schaut seit dem Start des DJE Dividende & Substanz im Jahr 2003 immer
auf zwei Aspekte: die Dividende und die
Bilanzqualität. Daher rührt das Wort
„Substanz“ im Fondsnamen. Firmen mit
hohen Schulden meidet Ehrhardt.
DWS-Manager Thomas Schüssler
weiß ebenfalls, dass Anleger in Krisenzeiten eine Begrenzung der Verluste von
ihm erwarten. „Wir verfolgen eine bescheidene Strategie“, sagt Schüssler, der
den DWS Top Dividende seit Oktober
2005 managt. Er gibt Kursgewinne zugunsten von Dividendeneinnahmen auf.
Schüssler investiert zum Beispiel in
Pharmaaktien wie Novartis und Pfizer
oder in Nahrungsmittelhersteller wie
Nestlé. Die „größten Langweiler in einer
Aktiensammlung“ nennt er diese Titel.
Guter Sturm. Offensiver agiert dagegen
Stephen Thornber, der seit Juni 2007 den
Threadneedle Global Income Fund managt. Die Folge: Der Threadneedle Global Equity Income büßte in der Baisse
stärker ein als andere Dividendenfonds,
machte in der Hausse aber auch mehr
Boden gut. „Wir suchen Aktien, die mindestens vier Prozent Dividendenrendite
bieten“, sagt er. Eine hohe Dividende allein reizt ihn jedoch nicht zum Kauf.
Thornber sucht Unternehmen, deren
Ausschüttungen steigen — am liebsten
mit über fünf Prozent pro Jahr. Bekannt
wurde diese Strategie in Deutschland vor
allem durch Stuart Rhodes, der den
M & G Global Dividend managt. Da der
Wir haben die größten
­Langweiler im Portfolio.“
Thomas Schüssler,
DWS-Fondsmanager
M & G-Fonds aber erst im Juli 2008 aufgelegt wurde, konnten wir seine Baisse-Eigenschaften nicht prüfen.
Historisch waren Aktien, deren Dividenden ständig erhöht wurden, sehr ertragreich. Das zeigt eine Untersuchung
von Ned Davis Research für US-Aktien
von 1972 bis 2014 (siehe Grafik Seite 87).
Fairerweise sei hinzugefügt, dass auch
die Manager des BL-, DJE- und des DWSFonds auf steigende Dividenden setzen
— nur weniger stark ausgeprägt.
Gefährliche Klumpen. Unter den regelbasierten Dividendenprodukten ist der
Stoxx Global Dividend 100 ETF von db
X-trackers sehr populär. Auch iShares offeriert seit September 2009 einen solchen ETF. Ins Portfolio kommen insgesamt 100 Aktien, die in Europa, Nordamerika und der Asien-Pazifik-Region
jeweils die höchste Dividendenrendite
aufweisen. Der Vorteil dieser Strategie:
Anleger investieren hier in vergleichsweise viele Nebenwerte. Der Nachteil: Finanzwerte, darunter Banken, Versicherungen und Immobilienwerte, machen
derzeit 44 Prozent des Portfolios aus. Das
ist bedenklich viel. Denn in der Finanzkrise erlitt der Stoxx Global Dividend 100
ETF wegen seiner vielen Finanzwerte
heftige Kursverluste. Auch die globale
Aristokraten-Strategie von SPDR kam damals unter die Räder. Grund: Finanz­
aktien sind zyklisch — sie fallen in der
­Baisse stärker als der gesamte Markt.
Beim DB Platinum CROCI Global Dividends und beim Lyxor ETF SG Global
Quality Income finden Anleger jedoch
regelbasierte Strategien, die komplett
auf Finanzwerte verzichten — und die in
Strategiecheck Dividendenfonds bieten in der Regel mehr Sicherheit in Abschwüngen, fallen in scharfen Rallys gegenüber
dem Markt zurück. So auch im Börsenzyklus seit 2008. Ausnahme: Regelbasierte Fonds, die viele Finanzwerte halten
Produkt
ISIN
Performance während ... in %
FondsLaufende DividendenHausse Gesamtzyklus Note
Baisse
Kosten
rendite
01.01.08- 01.03.09- 01.01.08 in %
in %
28.02.09 30.04.14
30.04.14
Volumen
in Mio. €
Bemerkung
Globale Fonds – aktiv gemanagt
BL Equities Dividend A A
LU 030 919 149 1
1094,3
1,23
3,8
-28,2
144,1
75,2
2
Qualitätsaktien, kaum Finanzwerte
DJE Dividende & Substanz PA € AT
LU 082 877 134 4
1271,0
1,87
4,6
-30,4
119,6
52,9
3
Qualitätsaktien, 1/4 Finanzwerte
DWS Top Dividende LD A
DE 000 984 811 9 14087,8
1,45
3,7
-37,8
163,5
63,8
3
Qualitätsaktien, wenig Finanzwerte
Threadneedle Global Equity Income AT
GB 00B 1Z2 MZ6 8 2058,9
1,63
4,8
-42,5
190,1
66,9
3
Wachstumsaktien, 1/4 Finanzwerte
DB Platinum CROCI Global Dividends A
LU 081 051 828 1
671,4
1,54
3,5
-34,4 1
259,7 1
135,9 1
–
Value-Aktien, keine Finanzwerte
dbx Stoxx Global Dividend 100 ETF A
LU 029 209 618 6
753,0
0,50
4,7
-56,4
231,3
43,8
2
Hohe Dividenden, 44 % Finanzwerte
Lyxor ETF SG Global Quality Income A
Globale Fonds und ETFs – regelbasiert
LU 083 243 651 2
385,0
0,45
4,3
-29,3 1
161,8 1
85,3 1
–
Qualitätsaktien, keine Finanzwerte
SPDR Global Dividend Aristocrats ETF A IE 00B 9CQ XS7 1
119,5
0,45
4,7
-56,6 1
253,6 1
53,6 1
–
Dividenden 10 Jahre stabil, 1/4 Finanzwerte
DWS TRC Top Dividende A
DE 000 DWS 08P 6
180,6
1,51
3,7
– 2
– 2
–
Wie DWS Top Dividende, bis 80 % Absicherung
LU 025 568 192 5
69,9
2,32
3,8
-3,1 152,4 3
–
50 Qualitätsaktien, bis 90 % Absicherung
69,7
2
Klassischer Index, 21 % Finanzwerte
Globale Fonds – mit Absicherung
smart-invest Dividendum AR B A
– 2
3
160,5 3
Zum Vergleich: MSCI World Index ETF
dbx MSCI World ETF T
LU 027 420 869 2
2147,9
0,45
2,6
-43,1
198,0
Stichtag: 01.05.2015; A ausschüttend; T thesaurierend; AT ausschüttende Tranche, teilweise jedoch Daten der thesaurierenden Tranche, da die ausschüttende Tranche noch nicht so lang existiert;
1
Performance des zugrunde liegenden Index ohne Kostenbelastung; 2 aufgelegt am 31.10.11; 3 Fondsrendite ab 01.08.12, zuvor simulierte Rendite; Quelle: Anbieter, Bloomberg, €uro, Morningstar
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der Baisse überzeugten. Bei der CROCIStrategie suchen Analysten der Deutschen Bank zunächst unterbewertete
Aktien. Daraus wählen sie dann ausschüttungsstarke Aktien aus, die weder
zu stark schwanken noch zu stark verschuldet sind. Auch die Macher des Lyxor-ETF gehen ähnlich zweistufig vor.
Wer das Aktienrisiko noch stärker reduzieren möchte, kann zum DWS TRC
Top Dividende greifen. Dieser Fonds enthält die gleichen Aktien wie der DWS Top
Dividende. Sollte die DWS-interne Risiko­
ampel aber auf Rot springen, betrüge das
Aktienrisiko in der TRC-Variante nur
noch 20 Prozent. Auch Arne Sand will
das Portfolio beim smart-invest Dividendum gegen massive Rückschläge schützen, deshalb sichert er das Portfolio bis
zu 90 Prozent gegen Verluste ab. Jedoch
werden Anleger mit diesen Fonds in
­einer Hausse nicht ganz so schnell Tempo aufnehmen.
So viel wird klar: Kaum eine Dividendenstrategie glänzt in jeder Börsenphase. Anleger dürften zu Produkten tendieren, die Verluste begrenzen. Damit lässt
sich denn auch der Übergang von Zinsen
zu Dividenden besser verkraften.
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