Fleur Smithwick über ihren Roman Wo du auch bist In Ihrem Debütroman erwacht eine junge Frau aus dem Koma, und plötzlich ist ihr imaginärer Freund aus Kindertagen wieder da. Sam hilft Alice ins Leben zurück, will aber bald mehr – und vor allem nicht mehr gehen. Wussten Sie schon von Beginn an, dass Alices Geschichte eine bedrohliche Wendung nehmen würde? Der Roman entstand aus einer Kurzgeschichte. Als ich begann, die Romanhandlung zu entwickeln, war mir klar, dass Sam nicht nur gut sein konnte – aber ich mochte ihn. Während ich schrieb, wurde sein Charakter allmählich dunkler, aber er behielt immer sein Herz. Er ist keine Figur, die schwarz oder weiß ist. Er sucht genauso seinen Platz in der Welt wie Alice. Alices Familie zerbrach in ihrer Kindheit, deshalb sucht sie seitdem in Freundschaften Halt. Welchen Stellenwert haben Freundschaften? Ich glaube, jeder sucht die Freundschaften, die er braucht. Wenn die Familie nicht genug emotionale Unterstützung bietet, holt man sie sich woanders. Das kann natürlich für einen Freund eine große Verantwortung und Druck bedeuten, und ich denke, das passiert mit Alice. Sie schafft sich Sam, um eine Lücke zu füllen, aber die Beziehung verändert sich, und auf einmal braucht Sam sie. Das führt zu Spannungen. Wie sagt man so schön: Sei vorsichtig, was du dir wünschst, du könntest es bekommen. Zu Sams Missfallen trifft Alice ihre Jugendliebe Jonathan wieder. Was gefällt ihr an Jonathan? Es ist diese Der-ältere-Bruder-des-Freundes-Geschichte. Jonathan ist nicht so leicht zu fassen. Er ist klug, wissbegierig und sehr unabhängig, gleichzeitig ist er auch egoistisch und versteht überhaupt nicht, was Alice für ihn empfindet. Obwohl er sie sehr wütend machen kann, übersieht Alice seine Fehler, weil er sie einfach so sehr anzieht. Ich finde Jonathan großartig. Er ist genau der Typ Mann, den ich als junge Frau toll fand. Hatten Sie selbst einen imaginären Freund? Ich unterhielt mich viele Jahre lang ausgiebig mit einem Stoffaffen. Den ich übrigens noch habe, auch wenn wir heute nicht mehr miteinander reden! Ich fand es viel einfacher, mich ihm anzuvertrauen als anderen Kindern meines Alters, und habe mich oft in eine fremde Welt geträumt, wenn ich einen Rückzugsort brauchte. Meine Tochter aber hatte tatsächlich einen imaginären Freund, als sie klein war. Wie würden Sie sich in drei Worten beschreiben? Entschlossen. Optimistisch. Leidenschaftlich. Welche sind Ihre Lieblingsschriftsteller? Oh, ich habe viele. Von den Klassikern lese ich am liebsten Edith Wharton, Anthony Trollope, Wilkie Collins, Jane Austen, Mary E. Braddon und die Brontë-Schwestern. Meine liebsten zeitgenössischen Autoren sind Maggie O’Farrall, Barbara Trapido, Sarah Waters, Stephen King, Barbara Kingsolver, William Boyd, Zadie Smith, J. K. Rowling (ich mag vor allem ihre Kriminalromane), Chimamanda Ngozi Adichi und Georgette Heyer (zum Abschalten). © Diana Verlag
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