7 Holzbau 1

J. Schänzlin
R. Hofmann
Holzbau 1
Verifikation von rheologischen Modellen des Holzes
Kriechen von Holz wird i.d.R. nur bei der Sicherstellung der Gebrauchstauglichkeit der Bauteile
berücksichtigt, obwohl bei Verbundkonstruktionen
oder druckbeanspruchten Bauteilen die Tragfähigkeit des Systems durchaus beeinflusst
wird.
Es wurden bereits verschiedene rheologische
Modelle entwickelt, die das Kriechen unter
Berücksichtigung der maßgebenden Faktoren
wie z.B. absolute Feuchte, Feuchteänderungen,
Lastgeschichte und Lastniveau bestimmen.
Werden mit diesen Modellen Vergleichsberechnungen über lange Zeiträume durchgeführt, zeigt
sich, dass sowohl qualitativ als auch quantitativ
deutliche Unterschiede in den Ergebnissen
auftreten, da z.B. in einigen Modellen die einzelnen
Anteile der Kriechverformung ihre eigene
Kriechgrenze erreichen, während bei anderen
Modellen die gesamte Dehnung begrenzt ist.
Um ein zutreffendes Modell über einen Zeitraum
von 5-7 Jahren hinaus erstellen zu können,
wurden die Verformungen an Dachtragwerken
von nicht beheizten Gebäuden aufgenommen,
die in einem Zeitraum zwischen 1950 und 1980
errichtet worden sind. Die Ergebnisse der
Messungen wurden mit den Berechnungen der
einzelnen bestehenden Modelle verglichen.
Hieraus wurde ein Modell für das Langzeitverhalten
des Holzes im süddeutschen Raum entwickelt.
Ansprechpartner: Dr.-Ing. habil. Jörg Schänzlin
Freiburg - Messung der Verformung des Dachtragwerks
Untersuchte Trägerform
Torsionsmoment aus Kippstabilisierung
Der gabelgelagerte Einfeldträger mit Kippstabilisierung des Obergurts durch einen Horizontalverband ist im Holzbau eine weitverbreitete
Bauweise. Das auftretende Torsionsmoment im
Auflager dieser Träger verursacht in der
Bemessungspraxis jedoch bisweilen Schwierigkeiten. Im Rahmen einer Parameterstudie
wurden numerische Berechnungen durchgeführt, deren Ergebnisse eine Abhängigkeit des
Torsionsmoments im Querschnitt am Auflager
von der einwirkenden Last am Obergurt, sowie
der Trägerlänge, der Breite und der Höhe des
Querschnitts aufwiesen.
Um das räumliche Tragverhalten kippgefährdeter
Biegeträger weiterhin wie ein ebenes Problem
nach dem Ersatzstabverfahren behandeln zu
können, wurde durch die numerische Untersuchung des Torsionsmoments an kippgefährdeten
Trägern variabler Höhe ein Näherungsansatz
formuliert, mit dem eine einfache und zuverlässige Bestimmung des Torsionsmoments unter
Berücksichtigung aussteifender Verbände als
Effekt aus Biegetorsionstheorie II. Ordnung,
ohne eine computergestützte Berechnung der
Schnittgrößen möglich ist.
Danksagung: Dieses IGF-Vorhaben des
Internationalen Vereins für Technische Holzfragen e.V. (iVTH) wurde über die AiF im Rahmen
des Programms zur Förderung der Industriellen
Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund
eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
gefördert.
Ansprechpartner: Dipl.-Ing. Reiner Hofmann
Bsp. aufgeführter gabelgelagerter BSH-Träger
4-Punkt-Biegeversuch zur Bestimmung
der Rotationskapazität
Auswahl
untersuchter Trägerformen
Langzeitverhalten kippgefährdeter Brettschichtholzträger
Mit dem Bestreben, immer schlanker zu bauen,
wird der Nachweis des Kippens für die Dimensionierung schlanker BSH-Träger bedeutender.
Um den Einfluss des Langzeitverhaltens auf
kippgefährdete Biegeträger zu erfassen, wurde
ein numerisches Modell entwickelt, das die
Biegetorsionstheorie II. Ordnung mit Modellen
zur Beschreibung des rheologischen Verhaltens
von Holz koppelt. Mit Hilfe dieses Modells
wurden Parameterstudien durchgeführt, um die
verschiedenen
Einflussfaktoren
auf
die
Tragfähigkeit von kippgefährdeten Biegeträgern
zu erfassen. Die bisherigen Modellrechnungen
weisen eine deutliche Abhängigkeit des
Verhaltens von der Schlankheit des kippgefährdeten Biegeträgers auf. Für Kippschlankheiten l <
0,75 sind die Einflüsse der zeitabhängigen Verformungen unter konstanten Feuchteverhältnissen
und der damit verbundenen Spannungszunahme
so gering, dass sie in der Bemessungspraxis
nicht berücksichtigt werden müssen. Für
Kippschlankheiten l > 0,75 ist in Abhängigkeit des
ständigen Lastanteils an der Gesamtlast eine
Auswirkung auf den Kippbeiwert kcrit zu
verzeichnen. Bei einem 70%-igen Anteil der
ständigen Last an der Gesamtlast zeigten sich
dabei in den bisher durchgeführten Modellrechnungen deutliche Auswirkungen auf die
Kippstabilität, die zu einer Reduzierung des
Kippbeiwerts kcrit um bis 50% führen.
Danksagung: Wir danken dem Deutschen
Institut für Bautechnik (DIBt) für die Förderung
dieses Forschungsprojekts.
Ansprechpartner: Dipl.- Ing. Reiner Hofmann
Institut für Konstruktion und Entwurf
Schwerpunkte:
Stahl-, Holz- und Verbundbau
Prof. Dr.-Ing. Ulrike Kuhlmann
Schnittkräfte und Verformungen infolge Biegedrillknickens
Kippbeiwerte unter Berücksichtigung des Langzeitverhaltens
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J. Postupka
J. Leichtle
R. Hofmann
F. Brühl
Holzbau 2
Sichere Auslegung von Horizontalverbänden
Bedingt durch ihre Schlankheit sind weitgespannte Holzträger biegedrillknickgefährdet, so dass
sie horizontal mit einem Dachverband gestützt
werden. Die dadurch auftretenden Stabilisierungslasten auf den Horizontalverband wurden
mit einem am Institut entstandenen Computerprogramm nach Biegetorsionstheorie II. Ordnung
iterativ für parallelgurtige Binder und Satteldachbinder mit 3 seitlichen Stützungen berechnet. Im Rahmen einer Parameterstudie wurden
Querschnittswerte des Biegeträgers und
Abmessungen des Horizontalverbands variiert,
um Einflussfaktoren auf die Stützungssteifigkeit
und die auftretenden Stabilisierungslasten zu
erfassen.
Durch die sinusförmige Vorkrümmung des
Biegeträgers entstehen in der Mitte des Horizontalverbands im Vergleich zu den Stützungen in
den äußeren Viertelspunkten größere einwirken-
de Stabilisierungskräfte, die von der gleichmäßig
verteilten Lastabschätzung nach DIN EN 1995
abweichen. Zur Auslegung der Horizontalverbandskonstruktionen wurde im Rahmen des
Forschungsvorhabens eine Aufteilung der
Horizontallasten mittels eines Verhältniswerts Kv,
in Abhängigkeit der Trägerschlankheit, der
Trägerhöhe und der Trägerlänge hergeleitet, der
die Horizontalkräfte anteilsmäßig auf 3 Stützungspunkte verteilt.
Danksagung: Wir danken dem Deutschen
Institut für Bautechnik (DIBt) für die Förderung
dieses Forschungsprojekts.
Ansprechpartner: Dipl. -Ing. Reiner Hofmann
Dipl.- Ing. Johannes Leichtle
Durch Horizontalverband seitlich gestützter Biegeträger
Berechnete Stabilisierungslasten auf den Horizontalverband
Duktile Verbindungen im Holzbau
Die Bemessung von Holztragwerken erfolgt
derzeit rein elastisch, d.h. elastisch ermittelte
Spannungen werden mit den Grenzspannungen
verglichen. Gelingt es, das plastische Verhalten
von stiftförmigen Verbindungsmitteln innerhalb
eines Tragwerks zu aktivieren, können dem
Holzbau in der Tragwerksplanung neue Perspektiven eröffnet werden. Unter Einhaltung bestimmter Grundbedingungen (z.B. Sicherung gegen
Spalten, Einhaltung bestimmter Einbindelängen)
weisen solche Verbindungen ein beachtliches
duktiles Verformungsverhalten auf. Damit ergibt
sich prinzipiell die Möglichkeit, durch die
Verwendung
derartiger
Verbindungsmittel
Fließgelenke an den Verbindungspunkten einzelner Bauteile herzustellen.
Da Holz aufgrund seiner Materialeigenschaften
nur unter einer Druckbelastung ein Plastizieren
zulässt, muss das Zusammenwirken des gesam-
ten Anschlusses untersucht werden. Hierfür sind
neben Untersuchungen des Einflusses der
natürlichen Materialstreuung des Werkstoffes
Holz auf die Verbindungsmitteltragfähigkeit
ebenfalls Untersuchungen zu deren Einfluss auf
das Verformungsverhalten einzelner Anschlusskomponenten notwendig.
Anhand von durchgeführten Versuchen konnte
gezeigt werden, dass nicht nur Verbindungsmittel
über ein ausgeprägtes plastisches Verhalten
verfügen, sondern ganze Anschlüsse eine
beachtliche Rotationskapazität besitzen.
Danksagung: Dieses IGF-Vorhaben des iVTH
wurde über die AiF im Rahmen des Programms
zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom BMWi gefördert.
Ansprechpartner: M.Sc. Julius Postupka
Dipl.-Ing. Frank Brühl
4-Punkt-Biegeversuch
4-Punkt-Biegeversuch zur Bestimmung
der Rotationskapazität
Momenten-Rotationsbeziehung
Duktile Verbindungen im Holzbau unter einer Erdbebenbelastung
Das Verhalten einer Holzkonstruktion unter Erdbebenbeanspruchung wird maßgeblich von dem
Trag- und Verformungsverhalten der Anschlüsse
bestimmt.
Unter einer wechselnden Beanspruchung müssen
Verbindungen in der Lage sein, große Verformungen zuzulassen ohne einen nennenswerten Abfall
der Tragfähigkeit zu erfahren.
Hierbei besitzen duktile Anschüsse die Fähigkeit,
die durch ein Erdbeben zugeführte Energie durch
Formänderungsarbeit in den Schwingungszyklen
zu dissipieren.
Um das duktile Verhalten von Verbindungsmitteln
unter einer wechselnden Beanspruchung zu
untersuchen, wurden im Rahmen dieses
Forschungsvorhabens quasi-statisch zyklische
Versuche durchgeführt. Basierend auf den
Versuchen und unter Verwendung des Komponentenmodells wurde eine Stützeneinspannung
entworfen und in einem Rahmentragwerk implementiert.
Mithilfe eines auf der Finiten Elemente Methode
basierenden Computerprogramms wurde für
verschiedene Erdbebenszenarien der Verhaltensbeiwert q ermittelt. Dieser beschreibt die plastischen
Verformungseigenschaften des Tragwerks sowie
die Energiedissipation der Verbindungsmittel.
Für dieses Rahmentragwerk konnten größere
Verhaltensbeiwerte ermittelt werden, als sie
derzeit in den Normen vorgeschlagen werden.
Danksagung: Wir danken dem Deutschen
Institut für Bautechnik (DIBt) für die Förderung
dieses Forschungsprojekts.
Ansprechpartner: M.Sc. Julius Postupka
Dipl.- Ing. Frank Brühl
Institut für Konstruktion und Entwurf
Schwerpunkte:
Stahl-, Holz- und Verbundbau
Prof. Dr.-Ing. Ulrike Kuhlmann
Untersuchter Rahmen
Momenten-Verdrehungsbeziehung
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