Standortförderung 2016-2019 – Impulsprogramm Tourismus

Standortförderung 2016-2019 – Impulsprogramm Tourismus
hotelleriesuisse befürwortet die Fortsetzung der bewährten Tourismuspolitik mit den bestehenden Instrumenten Innotour, Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) und der
Landeswerbung. Die Schwerpunktsetzung bei der Neuen Regionalpolitik (NRP) im Bereich
Tourismus zeigt die Wichtigkeit der Branche in den Randregionen und muss konsequent
unterstützt und umgesetzt werden.
Die Beherbergungsbranche befindet sich im Strukturwandel. Veränderte Bedürfnisse und
Reiseverhalten der Touristen, erhöhter Wettbewerb der Destinationen und weitere Faktoren der
Globalisierung führen in der Hotellerie zu einem Anpassungsbedarf bei Strukturen und
Dienstleistungen. Weiter setzen die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die
Schweizer Hotellerie unter Druck. Beispielsweise fällt mit der Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative eine Finanzierungsmöglichkeit weg und gefährdet den natürlichen Strukturwandel.
1. Ausgangslage
Die Schweiz war schon immer ein Anziehungspunkt für Feriengäste aus aller Welt. Die zentrale
Lage, gute Infrastruktur, vielfältige touristische Angebote, Know-how, Zuverlässigkeit und das
positive Landesimage zählen zu den Stärken der Schweiz. Dennoch muss die Beherbergungsbranche mit grossen Herausforderungen zurechtkommen. Sie befindet sich seit vierzig Jahren
in einem Strukturwandel.
Im Jahr 2013 bestätigte der Bundesrat im Bericht zur strukturellen Situation des Schweizer
Tourismus die Wachstumsstrategie für den Tourismusstandort Schweiz aus dem Jahr 2010 und
setzt dabei auf zwei Pfeiler. Erstens sollen die Rahmenbedingungen für den Tourismus
fortlaufend verbessert und bestmöglich ausgestaltet werden. Zweitens soll durch gezielte
Standortförderung die Wettbewerbsfähigkeit der Branche gesteigert werden. In diesem
Zusammenhang wurden vier Stossrichtungen formuliert:
Abbildung 1: Vier Stossrichtungen des Impulsprogramms
Quelle: SECO 2015
Die bewährten Instrumente der Tourismuspolitik setzen am zweiten Pfeiler an. Durch das
Programm von Innotour sowie durch die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH)
können das touristische Angebot und die Beherbergungsbranche gestärkt werden. Schweiz
Tourismus (ST) stimuliert durch gezieltes Marketing die Nachfrage. Die Neue Regionalpolitik
ermöglicht es, die Infrastrukturen und Wertschöpfung in schwächeren Destinationen zu
verbessern.
2. Die Instrumente der Tourismuspolitik
2.1
Innotour
Mit dem Förderkonzept von Innotour werden drei Stossrichtungen auf mehrheitlich nationaler
Ebene unterstützt. Diese sind zentrale Elemente zur Bewältigung des gesunden
Strukturwandels.
1. Innovationsförderung
2. Zusammenarbeit/ Kooperation
3. Wissensaufbau und –diffusion
Überbetriebliche Innovationen und Zusammenarbeit der verschiedenen Tourismusakteure
erhöhen das Potenzial und die Wettbewerbsfähigkeit einer Destination. Sie ermöglichen es
beispielsweise, einzelne Angebote gebündelt anzubieten (Gesamtpaket „Ferien“). Solche neuen
Geschäftsmodelle schaffen Wettbewerbsvorteile und helfen, sich gegenüber anderen
Destinationen im In- und Ausland abzugrenzen. Die Destination wird jedoch nicht nur für die
Gäste attraktiver, auch der Unternehmer profitiert. Seine Kosten in Marketing und Bereitstellung
von Dienstleistungen (zum Beispiel gemeinsames Betreiben von Wellnessanlagen) kann er
reduzieren. So kann auch auf diesem Weg die „Hochkostenproblematik“ reduziert werden.
Ausserdem hilft Innotour, den Wissensaustausch zwischen den Tourismusakteuren zu fördern.
So konnte dank dem Förderkonzept im Zeitraum von 2003-2007 eine Aus- und Weiterbildungsoffensive gestartet werden. Mittel- und langfristig steigern solche Programme die Arbeitsplatzattraktivität und –produktivität. Randregionen bleiben damit für Fachkräfte attraktiv, was sowohl
für die lokale Bevölkerung als auch für die lokale Wirtschaft förderlich ist. Dank Innotour kann
die Branche auf Tourismusprognosen und auch auf Parahotellerie Statistiken zurückgreifen.
Veränderungen werden so schnell erkannt und die Branche kann bestmöglich darauf reagieren.
2.2
Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH)
Die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit ist eine öffentlich-rechtliche
Genossenschaft und in zwei Geschäftsfeldern tätig. Sie gewährt zinsgünstige
Darlehen sodass bestehende Bauten erneuert oder Betriebe gekauft werden
können. Weiter bietet sie Beratungsdienstleistungen an. Dazu gehören
Unternehmensbewertungen, Machbarkeitsstudien, Bewertung und Analyse von
Beherbergungsstrukturen einzelner Regionen.
Der seit vierzig Jahren andauernde Strukturwandel verändert die Beherbergungsformen von
kleinen Strukturen hin zu grösseren. So können Skaleneffekte erzielt werden, das heisst vor
allem Kosten gesenkt werden. hotelleriesuisse unterstützt diese Entwicklung.
Eine Evaluation des Bundesrates hat gezeigt, dass sich die Tätigkeit der SGH positiv auf die
Wettbewerbsfähigkeit der Beherbergungsbetriebe auswirkt. In den unterstützten Betrieben hat
sich die Anzahl Betten und Mitarbeitenden um rund ein Viertel erhöht. Zudem waren Banken
aufbauend auf einem SGH-Gutachten williger, Projekte in der Hotelbranche allein zu
finanzieren.
Im Zuge der Zweitwohnungsinitiative wurden Wirkungsanalysen und Überprüfungen der
strategischen Möglichkeiten der SGH durchgeführt. Der erkannte Modernisierungsbedarf wird
nun erfolgen. Folgende Erneuerungen sind vorgesehen:

Flexibilisierung, Erweiterung und Präzisierung der Fördertätigkeit:
Der Beherbergungsbegriff wurde neu definiert. Es werden in Zukunft Hotels und
„strukturierte Beherbergungsbetriebe“ (beispielsweise Mischformen zwischen
Hotellerie und Parahotellerie) unterstützt werden.
2
-

2.3
Der Förderperimeter in Anlehnung an den örtlichen Wirkungsbereich der Neuen
Regionalpolitik (NRP) ausgedehnt.
Erhöhung des Darlehensbetrags pro Investitionsprojekt:
Zukünftig sind Darlehen von 6 Mio. Franken und bis zu 40 Prozent des
Ertragswerts möglich (vorher 2 Mio. Franken und 25-35 Prozent des
Ertragwerts). So kann die Schliessung einer Finanzierungslücke zwischen
Anlagekosten und Ertragswert von herausragenden Projekten besser
gewährleistet werden.
Die Beratungstätigkeit wird präzisiert. Auch Dritte wie Banken oder die öffentliche
Hand können eine Beratung in Anspruch nehmen. Weiter bietet die SGH auch
Beratungen zu Strategie-, Investitions- und Finanzierungsfragen an.
Sicherstellung der Finanzierung:
- Um dem Mangel an Kreditangebot für die Hotellerie auch zukünftig
entgegenzutreten, soll das Zusatzdarlehen aus dem Jahr 2011 verlängert
werden. Besonders in konjunkturell schwierigen Zeiten kann die SGH schnell und
flexibel reagieren, um die gesunden Betriebe zu unterstützen.
Touristische Landeswerbung (Schweiz Tourismus)
Schweiz Tourismus (ST) ist eine öffentlich-rechtliche Trägerschaft, welche im
Auftrag des Bundes die Nachfrage nach dem Tourismusland Schweiz fördert. ST
verfolgt im Wesentlichen eine duale Strategie und bearbeitet den in- und
ausländischen Markt (traditionelle Herkunftsmärkte in Europa und neue Wachstumsmärkte wie beispielsweise China). Neben dem Marketing hat ST einen Koordinations- und
Beratungsauftrag. Somit koordiniert ST themenspezifische Kampagnen (z.B. Grand Tour of
Switzerland) und berät Destinationen bei der Produktgestaltung. ST darf auf dem Markt nicht
wettbewerbsverzerrend sein und nur im Interesse des Schweizer Tourismus vorgehen.
Die touristische Marke „Schweiz“ hat sich, dank ST, als eine der erfolgreichsten auf dem
globalen Tourismusmarkt etabliert. Durch die frühe Bearbeitung der neuen, strategisch
wichtigen Wachstumsländer wie China, Russland, Indien oder Brasilien konnte die Anzahl
Gäste aus diesen Ländern enorm gesteigert werden. Nichtsdestotrotz generieren europäische
und Schweizer Gäste nach wie vor den grössten Anteil Logiernächte, weshalb eine zukünftige
Bearbeitung dieser Märkte ebenfalls wichtig ist.
Warum die duale Strategie so bedeutend ist, zeigte die erneuten starken Aufwertungen des
Schweizer Franken der letzten Jahre. Durch drei Marketingoffensiven 2009/10, 2011/12 und
2012/13 beeinflusste ST 4.1 Millionen zusätzliche Logiernächte (925 Mio. Franken Umsatz). Es
konnten damit die negativen Effekte der Frankenstärke und der Wirtschaftskrise abgefedert
werden. ST ist also ein gutes Instrument um die Folgen eines Frankenschocks besser
bewältigen zu können.
Die Wirkung von ST ist unbestritten. Die Wirkungsmessung des SECO zeigt, dass ST bei 16
Prozent der Übernachtungen die Reiseziel- und Übernachtungsentscheide beeinflusst (in Asien
sind es sogar bis zu 30 Prozent). Dies entspricht 11,1 Millionen Übernachtungen oder einem
jährlichem Umsatz von zwei Milliarden Franken.
Für die Jahre 2016-2019 sollen neben den bewährten Strategien zwei weitere Schwerpunkte
gesetzt werden:
1. „Europa. Next Generation“
Die Touristen Europas sind oft Stammkunden, welche den älteren Generationen angehören. Mit
der Lancierung des Programms „Europa. Next Generation“ sollen neue Stammkunden der
jüngeren Generation angeworben werden, um den saisonalen Ferientourismus (vor allem den
Wintertourismus) zu stärken.
3
2. „Fernmärkte – Vorsprung halten“
Zunehmend ist, besonders aus China, ein Trend von Individualreisenden zu beobachten. Sie
zeichnen sich durch eine höhere Aufenthaltsdauer, saisonunabhängige Ankünfte und auch
Besuchen ausserhalb der touristischen Hotspots aus. Damit bergen die neuen
Wachstumsmärkte mit den Individualreisenden ein zusätzliches Potential neben den
Gruppenreisenden. Eine solche Schwerpunktsetzung ermöglicht es zudem der Schweiz ihren
Marketingvorsprung in diesen Märkten aufrechtzuerhalten.
2.4
Neue Regionalpolitik (NRP)
Die Neue Regionalpolitik soll die Exportstärke, Innovation und Produktivität der Schweiz weiter
stärken und fördern. Im Gegensatz zu Innotour ist die NRP auf die lokale und regionale Ebene
ausgerichtet. So unterstützt Innotour lokale Projekte nur, wenn sie Modellcharakter für die
gesamte Schweiz haben.1
Schwerpunkte der Neuen Regionalpolitik sind der Wissenstransfer, die Qualifizierung der
regionalen Arbeitskräfte, die unternehmerische Vernetzung, die Verlängerung von Wertschöpfungsketten und vor allem die Sicherung wertschöpfungsorientierter Infrastrukturen.
Der Bundesrat hat das Potential des Tourismus, als Querschnittsbranche erkannt. So geben
Touristen zwei von drei Franken ausserhalb des Gastgewerbes aus. Davon profitieren gerade
in Randregionen andere Branchen. Zum Beispiel werden oft Aufträge an lokale Handwerker
oder Baumeisterbetriebe vergeben. Mit der Förderung des Tourismus werden damit ausserhalb
der Branche Arbeitsplätze erhalten und Neue geschaffen.
3. Finanzierung
Die Standortförderung 2016-2019 sieht die Finanzierung der verschiedenen Instrumente wie
folgt vor:
Abbildung 2: Finanzierung Standortförderung Tourismus
230 Mio. CHF Einlagen für
den von Zeitraum 20162023
SGH Verlängerung
des Zusatzdarlehens
aus dem Jahr 2011
(100 Mio. CHF)
Quelle: Eigene Darstellung, hotelleriesuisse
*Finanzierung von Schweiz Tourismus: ST wird zu 60 Prozent vom Bund finanziert. Wirtschaftsund Tourismuspartner sowie Verbände finanzieren die restlichen 40 Prozent. Der Nationalrat ist
dem Vorschlag vom Bundesrat mit 220.5 Mio. CHF gefolgt. Die WAK-S fordert eine Erhöhung
1
Für einen Vergleich von Innotour und NRP siehe Anhang.
4
auf 230 Mio. CHF. Angesichts des starken Frankens befürwortet hotelleriesuisse eine Erhöhung
wie vom Ständerat vorgeschlagen und findet diese gerechtfertigt.
4. Argumentation für die Standortförderung Tourismus
Die Instrumente der Tourismuspolitik sind mit dem Ziel eingeführt worden, Wachstum im
Tourismus zu generieren. Die Tourismusbranche ist global eine der Wachstumsbranchen deren
Potential aufgrund des steigenden Wohlstands und der neuen technischen Errungenschaften in
der Mobilität als sehr gross eingeschätzt wird. Dadurch verschärft sich jedoch die Konkurrenz
fortlaufend, sodass der Schweizer Tourismus sich an die gegebenen Veränderungen anpassen
und neu erfinden muss. Das Impulsprogramm Tourismus erhöht mittel- und langfristig die
Wettbewerbsfähigkeit sowie die Nachhaltigkeit der Hotellerie und unterstützt somit den
gesunden Strukturwandel.
In den letzten Jahren ist der starke Franken verstärkt in den Fokus gerückt. Die Hotellerie als
standortgebundene Exportindustrie ist davon überdurchschnittlich stark betroffen. Deshalb
muss nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Angebote gesteigert werden, auch Schweiz
Tourismus muss weiterhin über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, um die Nachfrage zu
stimulieren.
Die Standortförderung 2016-2019 mit dem Impulsprogramm Tourismus ist für die Branche
deshalb von zentraler Bedeutung. Dessen Instrumente haben unterschiedliche, ergänzende
Ansätze und Wirkungsbereiche. So erlaubt die Modernisierung der SGH neuen
Beherbergungsformen und zukunftsorientierten Projekten einen besseren Zugang zur
Finanzierung. Gerade nach der Annahme der Zweitwohnungsinitiative ist eine flexiblere Rolle
der SGH wichtig. Mit Innotour werden die Kooperation zwischen den Tourismusakteuren und
der nötige Wissenstransfer für Innovation und Produktivität weiter sichergestellt. Dank Schweiz
Tourismus kann sich die Marke „Schweiz“ auch zukünftig in den traditionellen und neuen
Märkten behaupten und die Nachfrage stimulieren. Mit der Neuen Regionalpolitik können
besonders lokale, schwächere Destinationen profitieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu
steigern.
5.
Anhang
Abbildung 3: Ähnlich und doch unterschiedlich: Anforderungskriterien für NRP- und
Innotourprojekte
Quelle: regiosuisse.ch
(hotelleriesuisse – Wirtschaftspolitik, Juni 2015)
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