Leben bis zuletzt Aus der Arbeit des Ambulanten Hospiz- und Palliativdienstes Infobrief 25 Dezember 2015 Liebe Fördererinnen und Förderer der ambulanten Hospizarbeit in Herne, haben Sie schon einmal eine größere Veranstaltung vorbereitet oder dabei mitgeholfen? Dann wissen Sie, dass man dabei an tausend kleine und große Dinge denken muss. So war es auch bei uns, als die NRW-Fachtagung „Leben bis zuletzt – Menschen mit Demenz begleiten“ am 29.10.2015 im Kulturzentrum anstand. Es hat viel Mühe, viele Gedanken, viel Zeit (und manchmal auch ein bisschen Ärger) gekostet, bis alles stand und die über 400 Gäste begrüßt werden konnten. Nicht alles ist natürlich vergessen, wenn wir inzwischen voller Dankbarkeit auf den gelungenen Tag zurückblicken können. Etwas über die tolle Resonanz der Teilnehmer werden Sie im Inneren des Infobriefes finden. Allen, die geholfen haben, danken wir sehr, sehr herzlich. Vor allem auch unseren Ehrenamtlichen und (das möchten wir gerne einmal erwähnen) dem sehr hilfsbereiten Team des Kulturzentrums. Für die meisten von Ihnen steht jetzt sicherlich die Vorbereitung des Weihnachtsfestes an. Auch wenn diese nicht ganz so aufwendig ausfallen dürfte wie die des Fachtages, ganz ohne Mühe geht es auch dabei nicht. Wir wünschen Ihnen, dass Sie nach den Feiertagen auch so dankbar zurückblicken können wie wir auf die Fachtagung und das gesamte Jahr unserer Arbeit. Hoffentlich können Sie ein paar frohe, gesegnete Tage genießen. Walter Tschirch, Vorsitzender des Fördervereins Karin Leutbecher, Koordinatorin Annegret Müller, Koordinatorin Karola Rehrmann, Koordinatorin 2 Wir sind gar nicht so hilflos wie wir manchmal glauben „Zwischen Ohnmacht und Macht – Umgang mit der eigenen Hilflosigkeit in der hospizlichen Begleitung“ lautete das Thema einer Fortbildung, die uns Ehrenamtlichen in unserer täglichen Arbeit stützen und stärken sollte. Geleitet wurde das Seminar von Dr. Werner Greulich, PastoralPsychologe aus Dortmund. Die Felsübung – anlehnen lassen ohne umzufallen, Kraft und Stärke demonstrieren, sich nicht vom eigenen Standpunkt entfernen – führte uns körperlich vor Augen, wieviel Macht und auch Härte in uns steckt. „Geben Sie mal ein bisschen Wasser dazu!“ lautete die Aufforderung von Dr. Greulich. Und tatsächlich gaben alle ihre unumstößliche Kraft auf, ließen es zu, etwas zu schwanken, ohne selbst umzufallen und den anderen womöglich im Fallen mitzureißen. Der Aha-Effekt bestand vor allem in der hilfreichen Erkenntnis, dass die eigene Kraft und Stärke bei gleichzeitigem respektvollem Einlassen auf den anderen erhalten bleibt, wenn „Fels und Wasser“ in uns in Balance sind. Unsere vermeintliche Hilflosigkeit in der Begleitung reduziert sich damit auf die Fähigkeit, eigene Grenzen zu erkennen, Fragen zuzulassen und Ängste auszuhalten. Unsere Erwartungen waren vielfältig, anhand eigener Erfahrungen wurden die unterschiedlichsten Situationen geschildert, die uns schon einmal mit der eigenen Hilflosigkeit in Begleitungen konfrontiert haben. Was antwortet man auf die Fragen: „Warum gerade ich?“ „Was kommt danach?“ Und wie geht man mit Ängsten um? Dabei geht es nicht nur um die Gefühle der Patienten, Angehörigen und Freunde, sondern auch um die Zweifel der Begleitenden, um unsere Ängste: „Sage/mache ich das Richtige?“ „Wie kann ich überhaupt helfen, wenn ich meinem eigenen Gefühlschaos so hilflos gegenüberstehe?“ Es ist eine Kunst, diese hochemotionalen Fragen konzeptionell geführt zu betrachten, und uns tat es gut, diese ansprechen zu können, vor allem vor dem Hintergrund der übergeordneten Frage: „Wie kann ich mich berühren lassen, ohne umgeworfen zu werden?“ Genau hierzu diente das „Fels und Wasser“– Training des Seminars am Nachmittag. Standhaft sein wie ein Fels für sich, für jemand anderen, für das, was mir wichtig ist, und dennoch weich, durchlässig und offen wie Wasser im Umgang mit meinen Mitmenschen bleiben. Dies galt es, in einfachen Übungen am eigenen Leib zu erfahren. Bleibt mir an dieser Stelle nur noch, unseren Koordinatorinnen für die Auswahl des für uns so wichtigen Themas und die Umdisponierung des Seminarortes zu danken. Bei Dr. Werner Greulich bedanke ich mich im Namen aller Teilnehmenden für die interessante und eingängige Darstellung sowie die daraus resultierende hautnahe Erfahrung auf dem Gebiet der Selbstbehauptung. Bestimmt werden wir uns zukünftig nicht mehr ganz so hilflos ausgeliefert fühlen. Angelika Severin Ehrenamtliche Mitarbeiterin 3 NRW Fachtagung Demenz „Leben bis zuletzt – Menschen mit Demenz begleiten“ Von der Vision bis zur Umsetzung Schon lange begleitete uns im AHPD die Idee, wie schön es wäre, im Rahmen einer Fachtagung Angehörige, Interessierte, Fachleute und Experten zusammen zu bringen. Im Mittelpunkt sollten die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz am Lebensende und ihrer Angehörigen stehen. Nachdem Annegret Müller die Alzheimer Gesellschaft Bochum und das Demenz Service Zentrum Region Ruhr als Kooperationspartner und Mitveranstalter für diese Tagung gewinnen konnte, ging es in eine lange und intensive Planung: Welche inhaltlichen Schwerpunkte wollen wir setzen? Wen wollen wir erreichen? Wen wünschen wir uns als Referenten? Wer kann uns bei der Finanzierung helfen? Wo kann das Ganze stattfinden? Und vor allem wann? Die Tagung wurde immer mehr zum Herzensanliegen für den AHPD. Als bereits im September die 400er Marke geknackt war, haben wir schweren Herzens die Anmeldung geschlossen. Die Räume des AHPD in der Bahnhofstraße wurden immer mehr zum Tagungsbüro und Lager. Der Computer von Annegret Müller ist angesichts der Flut von E-Mails mehr als einmal „heiß“ gelaufen. Taschen wurden angeliefert, Briefe wurden verschickt, Mappen mussten gefaltet und befüllt werden, die Listen mit Anmeldungen, Zu- und Absagen wurden mehrmals überarbeitet, Namensschilder mussten gedruckt werden, u.v.m. Endlich war es soweit Schon zum Einlasstermin am 29.10.2015 um 8.30 Uhr bildeten sich lange Besucherschlangen vor dem Eingang des Herner Kulturzentrums, die unsere Ehrenamtlichen an der Kasse und an der Taschenausgabe sorgfältig, geduldig und so schnell wie es eben möglich war, bedienten. Als alle Teilnehmer durch dieses Nadelöhr durch waren und ih- Der Countdown läuft Spätestens als die Flyer und die Plakate gedruckt waren und die Anmeldung starten konnte, stieg die Spannung für uns alle, egal, ob hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig. 4 Ein etwas dunkleres mit Lichtpunkten durchzogenes Grün lernten wir bei den Themenkarten „Demenz am Lebensende“ kennen, welche an diesem Tag zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Dieses Set aus 6 verschiedenen Karten, die zusammen ein Leporello bilden, richten sich vorrangig an Angehörige, die Menschen mit Demenz ver- und umsorgen. Eine der Karten spricht direkt den Menschen mit der Diagnose Demenz an. Dieses Projekt ent- ren Sitzplatz gefunden hatten, startete die Tagung mit ca. 15 Minuten Verspätung. Die Begrüßung, die Grußworte, die Musik und der Beitrag von Werner Hansch, Sportreporter und Vertreter der Rudi Assauer Stiftung, führten uns mitten ins Thema hinein. Die Referenten mit den thematischen Schwerpunkten „Menschen mit Demenz sinn-voll und segens-reich begleiten“, „Psychosoziale Beratung der Angehörigen“ und „Autonomie trotz Demenz“ zogen uns alle in ihren Bann. Manche Aspekte konnten durch die Besuche der diversen Informationsstände oder Nachmittagsvorträge noch vertieft werden. Ein konzentrierter und sehr treffender Vortrag von Franz Müntefering belohnte alle, die bis zum Schluss ausgeharrt haben. Grün war die Farbe des Tages Die Farbe Grün dominierte an diesem Herbsttag, vor allem natürlich durch die leuchtend grüne Tasche mit unserem Logo, die hoffentlich noch viel genutzt wird und Mut zum „Leben bis zuletzt“ macht. 5 Werner Hansch Franz Müntefering stand in einer NRW-weiten Arbeitsgruppe, die durch den AHPD angestoßen und gemeinsam mit der ALPHA Ansprechstelle im Land NRW getragen wurde. Die Druck- und Designerkosten übernahm das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes NRW, somit können diese Karten kostenfrei an Interessierte abgegeben werden. Diese sind ab jetzt im AHPD und bei der Alzheimer Gesellschaft Bochum zu erhalten. Und selbst unser eigenes „Give-away“, ein Sattelschoner (Mantel = Pallium) für das Fahrrad, kam in einem satten Grün daher und wird nun hoffentlich in aber auch über Herne hinaus genutzt. Annegret Müller Referenten, Moderatoren und Musikern, allen an den Infoständen, dem Team des Kulturzentrums und der Zille und nicht zuletzt bei unserem Förderverein „Palliativstation im EvK Herne und AHPD e.V.“ und dem Förderverein Lukas-Hospiz e.V.. Danke Nach dieser gelungenen Tagung gibt es so viele, bei denen man sich bedanken möchte. Als Kolleginnen bedanken wir uns zunächst bei Frau Müller, die so hartnäckig an ihrer Vision festgehalten hat und die inhaltliche und organisatorische Umsetzung der Tagung vorangetrieben hat. Aber ohne die vielen Helfer wäre die Umsetzung nicht möglich gewesen. In der Hoffnung keinen zu vergessen, bedanken wir uns bei den ehrenamtlichen Helfern, den Sponsoren, den Hier finden Sie weitere Infos und Eindrücke und die Möglichkeit, die Vorträge zu erhalten: www.ahpd-herne.de/fachtagung Karin Leutbecher Karola Rehrmann Koordinatorinnen 6 Am Rande der Tagung notiert Ida Lamp (Referentin) zu den Ehrenamtlichen: „Ihre Liebe, Ihr Engagement, ist jenseits alles Know Hows das Wichtigste, was Sie geben können.“ Dr. Christoph Gerhardt (Referent) über eine sehr kurz gefasste Patientenverfügung: „Wenn wir alle heute Abend in die Düsseldorfer Altstadt fahren würden, kann es passieren, dass einige von uns dann nicht mehr Herr ihrer Entscheidung sind. Wollen Sie dann keine lebensverlängernden Maßnahmen mehr?“ Martina Kreimann (Moderatorin) als zum angegebenen Zeitpunkt um 5 vor 12 Uhr nach einer Kaffeepause noch viele Teilnehmer nicht im Saal waren: „Vielleicht haben Sie ja auch 5 nach 12 Uhr verstanden, weil ich so nuschele.“ Eine Gruppe von Teilnehmerinnen: „Wir kommen extra aus dem Sauerland und haben nicht eine Minute bereut.“ Franz Müntefering (Referent): „Du kriegst heute mit 80 Jahren eher etwas für die Hüfte als für die Seele und das Gemüt.“ Zwei Teilnehmerinnen aus Dortmund, als Werner Hansch sehr ausführlich über Schalke 04 berichtete: „Wir hätten unseren BVB-Schal mitbringen sollen.“ Christel Schulz (Referentin) zum Umgang mit Demenzkranken: „Angehörige schimpfen ungeheuer viel mit den Kranken. Aber sie meinen eigentlich nicht den Kranken. Sie meinen die Krankheit.“ 7 Was ist eigentlich… „Demenz“? Hausarzt zu gehen. Ein hinzugezogener Facharzt stellt mäßig fortschreitende kognitive Beeinträchtigungen im Rahmen einer Demenz fest. Vergesslichkeit, nachlassende Aufnahmefähigkeit, Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit, Orientierungsschwierigkeiten, Veränderungen des räumlichen Denkens, beeinträchtigtes Urteilsvermögen und Sprachprobleme können auf eine Demenz-Erkrankung hindeuten. Bei solchen Anzeichen sollte der Hausarzt der erste Ansprechpartner sein. Die fachliche Beurteilung beruht auf einem Ausschlussverfahren. Sind auftretende Symptome durch spezielle Testungen feststellbar und andere Ursachen dafür ausgeschlossen, dann lautet die Diagnose >Verdacht auf Demenz<. Der Begriff >De-menz< setzt sich aus den beiden lateinischen Wörtern >De< (weg) und >menz< (Geist) zusammen. Hier wird eine verschiedenartige Gruppe von Störungen zusammengefasst, die auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen ist. Schätzungsweise 1,5 Millionen AlzheimerPatienten gibt es derzeit in Deutschland. Experten gehen davon aus, dass sich diese Zahl bis 2050 verdoppeln wird. Was ist eigentlich…“Demenz“? Frau K., 75 Jahre alt, lebt gemeinsam mit Ihrem Ehemann in einer 3 ½ Zimmerwohnung. Sie hat 2 Kinder und 3 Enkelkinder, die in der Nähe wohnen und häufig zu Besuch kommen. Früher kochte und backte sie gerne, verwöhnte die Familie, Freunde und Gäste. Sie pflegte und lebte die Kontakte zur kirchlichen Frauengemeinschaft, machte Krankenbesuche und bot ihre Hilfe an, wo sie nötig war. Ihre Leidenschaft war die Handarbeit, besonders das Sticken. Seit Monaten zieht sie sich immer mehr zurück, sie wirkt unkonzentriert, in Gesprächen verliert sie öfter den Faden, findet die richtigen Worte nicht, an Begebenheiten, die einen Tag zurück liegen, erinnert sie sich nicht. Bei den gemeinsamen wöchentlichen Einkäufen im Supermarkt mit ihrem Mann läuft sie meistens ziellos umher. Die Handarbeit nimmt sie nur noch selten in die Hand, das Sticken will nicht gelingen, ständig verlegt und sucht sie irgendwelche Dinge. Das alles führt zu vermehrten Auseinandersetzungen mit ihrem Mann. An einem Vormittag sitzt sie in sich gekehrt in der Küche. Als Herr K. sie fragt, was es zum Mittagessen gibt, antwortet sie barsch, dass sie in ihrem Leben genug gekocht habe und nun keine Lust mehr habe, sie aber ihrem Mann beim Kochen gerne behilflich ist. Der Ehemann vertraut sich seinen Kindern an, sie haben eine Vorahnung und überreden Frau K. gemeinsam mit ihrem Mann zum Primäre Demenzformen – betreffen direkt das Gehirn ___________________________________ Alzheimer-Demenz (häufigste Demenzform) Krankheitsverlauf: schleichender Beginn, kontinuierlich fortschreitend. Ursache: Bildung von Eiweißablagerungen (Amyloid-Plaques) zwischen den Gehirnzellen in bestimmten Gehirnregionen und fadenförmige Eiweißablagerungen innerhalb der Gehirnzellen führen zum fortschreitenden Absterben der Gehirnzellen. 8 Vaskuläre Demenz (zweithäufigste Demenzform) Krankheitsverlauf: beginnt oft plötzlich, stufenweises Fortschreiten. Ursache: Wenn die versorgenden Blutgefäße nicht mehr durchgängig genug sind (umgangssprachlich „Verkalkung“), um die Gehirnzellen mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen, sterben sie ab. Gemischte Demenz (Alzheimer und vaskuläre Demenz treten häufig gemischt auf) Seltenere Demenzformen z.B. Frontotemporale Demenz FTD, die Veränderung der Persönlichkeit und Sozialverhalten stehen anfangs im Vordergrund Sekundäre Demenzformen – Folgen anderer Erkrankungen, einige Beispiele _______________________ • Stoffwechselerkrankungen • Vitaminmangelzustände • Chronische Vergiftungserscheinungen (durch Alkohol oder Medikamente) • Blutansammlung unter der Hirnhaut (Subdurales Hämatom) • Depression („Pseudodemenz“) Diese Grunderkrankungen sind behandelbar und sogar heilbar. Aus diesem Grund sollten bei dem Verdacht auf ein demenzielles Syndrom dringend eine frühzeitige Diagnostik angestrebt werden. 9 Was bedeutet Demenz für den Betroffenen? Bewusstseinszustand wie beim Aufwachen Aussagen: „Man schläft nicht mehr, ist aber auch noch nicht wach“, „Was ist noch Traum und was schon Realität“, „Alles wirkt unsicher und verschwommen“ Heimweh Häufig beschrieben wird, dass der Betroffene nach der schon lange verstorbenen Mutter fragt oder nach Hause will obwohl er zu Hause ist, wenn er sich in einer scheinbar aussichtslosen Situation befindet oder sich hilflos fühlt. Hier erinnert er sich an Personen und Orte, wo es ihm gut ging und er sich sicher fühlte. Das funktioniert selbst dann noch, wenn er nur noch mit und in seinen Gefühlen lebt. Alltag ist eine ständige Herausforderung Gerade am Anfang werden die Defizite und Verluste bewusst wahrgenommen – depressive Beschwerden entstehen. Reizüberflutung Alltagssituationen werden als verwirrend erlebt, zu viele Reize und Informationen strömen auf den Erkrankten ein, nicht zu erfüllende Aufgaben werden zu Herausforderungen. Lebensthemen Die eigene Lebensgeschichte verblasst zunehmend, doch trotz aller Verluste überdauern auch einige Fähigkeiten und gesunde Selbstwertgefühle bleiben erhalten. Das ist sehr wertvoll. Da singt z.B. die alte Dame sofort ein Volkslied mit, da richtet sich die früher fleißige Hausfrau auf ihrem Stuhl auf, wenn sie gelobt wird, weil sie das Kaffeegeschirr immer wieder zusammenstellt und neu an den Plätzen verteilt. Verlust von Selbständigkeit Im Verlauf benötigt der Betroffene zunehmend Hilfe von Anderen. Aus seiner Sicht wird aber etwas mit ihm gemacht, was er nicht versteht. Er kann Fragen danach möglicherweise nicht mehr formulieren. Wut, Panik, Hilflosigkeit und Angst können ausgelöst werden. Jeder Betroffene erlebt seine Erkrankung anders Kommunikationsschwierigkeiten Die Beeinträchtigung der Kommunikation d.h. der Austausch von Gefühlen, Gedanken, Vorstellungen und Wünschen erlebt der Betroffene als sehr belastend, die Möglichkeit, mit der Außenwelt in Kontakt zu bleiben, geht Schritt für Schritt verloren. Lediglich der emotionale Ausdruck hilft noch zu verstehen, was im jeweils anderen vor sich geht. Missverständnisse, fehlende Worte und weitere Misserfolge im Kontakt werden als sehr frustrierend wahrgenommen. Beachte: Menschen mit einer Demenz sind nicht leer, ohne Geist. Sie leben mit und in ihren Gefühlen. Sie haben zwar keine Logik, sie wissen vielleicht nicht, was vor 1 Stunde war, aber sie fühlen alles – Zuwendung und Nähe, Respektlosigkeit und Verachtung. Hier teilen sie sich uns mit – gehen wir auf Augenhöhe mit ihnen. Annegret Müller Koordinatorin 10 Ohne die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnte der AHPD gar nicht existieren. Sie sind das Herz des Dienstes. Um dem kontinuierlich wachsenden Wunsch nach einer Begleitung nachkommen zu können, freut sich das Team immer über Zuwachs. Doch wer sind wir Ehrenamtlichen? Warum haben wir uns für diese Tätigkeit entschieden? In unserer Serie „Wir Ehrenamtlichen“ können Sie uns kennenlernen. Und vielleicht haben dann auch Sie Lust, Teil unseres Teams zu werden. Wir würden uns freuen. Wir Ehrenamtlichen Elke Engelage, 62 Jahre, Rentnerin Im Jahre 2011 habe ich meine an Lungenkrebs erkrankte Cousine begleitet. Nach ambulanten und stationären Behandlungen kam sie über die Onkologie für 6 Wochen auf die Palliativstation im EvK Herne. Während dieser Zeit lernte ich die Arbeit der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen auf dieser Station kennen und schätzen. Nach dem Tod der Cousine im Juni 2011 kam ich zu dem Entschluss, mich ebenfalls ehrenamtlich zu engagieren. In der Zeit vom 18.10.2012 bis 16.02.2013 besuchte ich dann den Qualifizierungskurs beim AHPD an der Bahnhofstraße in Herne. Nach dem Abschluss habe ich bis heute insgesamt 4 Begleitungen übernommen. Die Arbeit als ehrenamtliche Mitarbeiterin und die Betreuung von Menschen zwischen Leben und Tod erfordert viel Einfühlungsvermögen. Ich bin erfüllt davon, Gutes zu tun. Wenn ich in ein dankbares Gesicht schaue, gibt mir dies die Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein. 11 Scherben der Hoffnung… Auch im Oktober kamen ca. 50 Trauernde zum Gedenkgottesdienst. Beim Betreten der Kapelle wurden sie eingeladen, sich eine Scherbe auszusuchen. Diese Scherbe diente dazu, die Gefühlswelt der trauernden Menschen in den Blick zu nehmen, zu überdenken und ihnen durch Gottes Wort Trost zu geben. Das Psalmwort: „Ich bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß“ (Ps. 31,13) stand dabei im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Der Zuspruch, auch in dieser Situation nicht von Gott verlassen zu sein, und gleichzeitig Mut zu machen, aus den Scherben zu gegebener Zeit etwas Neues entstehen zu lassen, war ein Anliegen des gesamten Gottesdienstes. …unter diesem Titel stand der ökumenische Gottesdienst für und mit Trauernden, der am 25. Oktober in der Krankenhauskapelle des Ev. Krankenhaus Herne stattfand. Schon seit 1993 gibt es die Tradition, Angehörige von verstorbenen Patienten, die auf der Palliativstation lagen oder durch den AHPD begleitet wurden, zu diesem Gedenkgottesdienst einzuladen. Fand er bis 2011 noch einmal jährlich statt, änderte sich dieses im Jahr 2012. Seitdem findet der Gottesdienst zwei Mal im Jahr statt, und dieses Mal wurde mit Hilfe der Herner Zeitungen auch öffentlich dazu eingeladen. Dieser Gottesdienst gibt Trauernden die Möglichkeit, ihre Trauer in einem geschützten Raum auszudrücken. Die Namen der Verstorbenen werden auf Wunsch verlesen und so ihrer gedacht. Beim anschließenden Beisammensein in ruhiger Atmosphäre bei Kaffee, Tee und Kuchen besteht im Anschluss die Möglichkeit, mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Palliativstation und des AHPD ins Gespräch zu kommen. Diese nehmen sich Zeit zum Zuhören und Dasein. Zum nächsten Gottesdienst, der in Zusammenarbeit mit dem Trauernetzwerk am 24. April 2016 in der Matthäuskirche stattfinden wird, laden wir gerne ein. Karola Rehrmann Koordinatorin Seelsorgerin der Palliativstation 12 Filmkritik zu „Dallas Buyers Club“ Dallas 1985: Der Cowboy Ron Woodroof (Matthew McConaughey) führt ein exzessives Leben: Rodeos, Alkohol, Drogen und Frauen bestimmen seinen Alltag. Als er wegen eines Arbeitsunfalls ins Krankenhaus kommt, erfährt er nach Routineuntersuchungen, dass er HIV-positiv ist und noch 30 Tage zu leben hat. Zunächst kann er diesen Gedanken nicht annehmen. Als Ron jedoch realisiert, was seine Diagnose bedeutet und als er erfährt, dass er sterben wird, beschließt er, um sein Leben zu kämpfen. Da aber die gängigen Behandlungsmethoden in den USA keine Aussicht auf Besserung versprechen, sieht sich Ron über die Landesgrenzen hinaus um und entdeckt in Mexiko Vitaminpräparate, die helfen können, in den USA aber nicht zulässig sind. Mithilfe des Transsexuellen Rayon (Jared Leto) baut Ron in Dallas einen illegalen Handel mit den Mitteln auf und verkauft sie an andere Aidskranke. Ron stellt sich gegen Widerstände, gegen die Gesundheitsbehörde, gegen das System und kämpft für das Recht der Aidskranken und das Leben. Die beiden Schauspieler Matthew McConaughey als Hauptdarsteller und Jared Leto als Nebendarsteller beeindrucken mit ihrer schauspielerisch anspruchsvollen Leistung und wurden beide mit einem Oscar ausgezeichnet. Mich haben die Geschichte des Filmes und die Darstellung der beiden Rollen sehr bewegt. Hilke Harmel Ehrenamtliche Mitarbeiterin 13 Aus dem Palliativnetzwerk ihren „Leitfaden Palliativversorgung und Hospizkultur in Pflegeheimen in Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel“ der Öffentlichkeit vorstellen. Das Heft kann nun in allen Heimen, die daran mitgearbeitet haben, an sämtliche Mitarbeitenden ausgehändigt werden. Sie finden hier viele Anregungen, Informationen und praktische Tipps für den Umgang mit ihren schwerkranken Bewohnern und deren Angehörigen. Dieser Leitfaden hat auch überregional für Aufmerksamkeit gesorgt und wird aktuell aus ganz Deutschland angefordert. Seit vielen Jahren arbeitet der AHPD aktiv im Palliativ-Netzwerk Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel e.V. und seinen Arbeitsgruppen mit. Insbesondere die Arbeitsgruppe Heime lag uns immer am Herzen, da wir häufig zur Begleitung von Bewohnern und Angehörigen in die Heime gebeten werden. Im Jahr 2015 waren zwei Veröffentlichungen in der Presse, auf die ich hier eingehen möchte. Zunächst hat das Palliativ-Netzwerk den Nachdruck der Broschüre „Gemeinsam auf dem Weg“ finanziert. Diese wird vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes NRW herausgegeben. Durch die Unterstützung des Palliativ-Netzwerkes können die Broschüren nun in allen Heimen in ausreichender Zahl an die betroffenen Bewohner und Angehörigen ausgehändigt werden. Sie enthalten hilfreiche Tipps und Informationen und werden durch ein Einlegeblatt mit wichtigen Telefonnummern für Herne, Wanne-Eickel und Castrop-Rauxel ergänzt. Nach 2 ½ Jahren intensiver gemeinsamer Arbeit konnte die AG Heime im September Karin Leutbecher Koordinatorin Vorstandsmitglied Palliativ-Netzwerk Palliativ-Netzwerk Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel e.V. Info-Hotline 0800 / 900 91 91 www.palliativ-netzwerk.de 14 Aus Großmutters Hausapotheke: Gute Gerüche für die Praxis und zum Verschenken Die Riechdose: Träufeln Sie ein paar Tropfen 100-prozentiges ätherisches Öl, wie z.B. Lavendel, Rose, Pfefferminze, Eukalyptus (zu erwerben in Apotheken, Drogeriemärkten, Bioläden) oder einfach Ihr Lieblingsparfum auf ein Wattebäuschchen und geben Sie es in ein geschlossenes Gefäß. Der Duft hält länger und Sie können bei Bedarf „eine Nase voll“ nehmen. Tipp zum Verschenken für jeden Anlass: Legen Sie beträufelte Wattebäuschchen in selbstbemalte Gläschen, kleine Ziergläser oder hübsche Kästchen zum Verschließen und nehmen Sie so ein Mitbringsel zu Einladungen oder Besuchen mit. Machen Sie damit sich und anderen einfach mal eine Freude. Termine Januar – Juni 2016 Kurs „Leben bis zuletzt“ Wir suchen dringend weitere ehrenamtliche Mitstreiter! Die nächste Qualifizierung beginnt am 08. Januar 2016, in diesem Kurs sind noch Plätze frei, Infos unter www.ahpd-herne.de/aktuelles/ oder Telefon 02323/988 290 AHPD-Treff Jeden 1. Dienstag im Monat, 15.30 – 17.30 Uhr Angebot für Interessierte, pflegende Angehörige, Trauernde, Ehrenamtliche: Austausch, Gespräche, Informationen bei Getränk und Gebäck. Themensprechstunden Demenz: jeden 3. Dienstag im Monat, 16.00 – 17.30 Uhr Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht: jeden 4. Dienstag im Monat, 16.00 – 18.00 Uhr, zusätzliche Termine am Mittwochvormittag sind nach Vereinbarung möglich Trauergottesdienst 24. April 2016, 15.00 Uhr Ökumenischer Gottesdienst des Trauernetzwerks Herne in der Ev. Kirchengemeinde Baukau, Matthäuskirche, Bismarckstr. 98a, 44629 Herne Impressum Redaktionsteam (ehrenamtlich): Wolf Eckert, Hilke Harmel, Margaritta Kosfeld, Inge Reinholdt und Christine Weigelt Redaktionsteam (hauptamtlich): Karin Leutbecher, Annegret Müller, Karola Rehrmann Gestaltung und Lektorat: Susanne Jacoby, Andrea Wocher Bildnachweis: Karin Leutbecher (4, 6, 14), Andrea Wocher (5, 6), Elke Engelage (11), Karola Rehrmann (12), Hilke Harmel (13), Volker Beushausen (16), fotolia.com: sindler1 (3), wollertz (7), iterum (9), Vitaly Krivosheev (11), by-studio (15) 15 „Wir betreuen schwerstkranke und demente Menschen am Lebensende und ihre Angehörigen in ihrem häuslichen Umfeld und im Altenund Behindertenheim.“ Karola Rehrmann, Karin Leutbecher, Annegret Müller, Koordinatorinnen AHPD Aus der Arbeit der Palliativstation entstand 1996 der Ambulante Hospiz- und Palliativdienst (AHPD). Unsere Arbeit wird von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getragen und drei hauptamtliche Koordinatorinnen geleitet. Die individuell gestalteten Besuche der Ehrenamtlichen werden durch das Angebot der Beratung von Schwerkranken und Sterbenden, Angehörigen und Betreuungsteams ergänzt. Darüber hinaus bieten wir Trauerbegleitung und die Vermittlung von Informationen und Ansprechpartnern zu speziellen Fragen an. Als aktives Mitglied im Palliativ-Netzwerk Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel arbeiten wir eng mit den Partnern im Gesundheits- und Sozialwesen zusammen. Spendenkonto Palliativstation im Evangelischen Krankenhaus Herne und Ambulanter Hospiz- und Palliativdienst (AHPD) e.V. Deutsche Bank Herne BIC Code DEUTDEDE430 IBAN DE42 4307 0061 0631 3399 00 Volksbank Herne BIC Code GENODEM1BOC IBAN DE18 4306 0129 0172 5126 00 Stichwort „Ambulanter Hospiz- und Palliativdienst“ Empfänger „Palliativstation im EvK Herne und AHPD e.V.“ Ambulanter Hospiz- und Palliativdienst Bahnhofstraße 137, 44623 Herne Telefon 02323/988 29 0 Fax 02323/988 29 10 E-Mail [email protected] Internet www.ahpd-herne.de Koordinatorinnen: Karin Leutbecher, Annegret Müller, Karola Rehrmann Sprechzeiten: Dienstag 16 – 18 Uhr Mittwoch 10 – 12 Uhr
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