. NR. 221 . MITTWOCH, 23. SEPTEMBER 2015 SEITE 12 Lokal Thema Koblenzer Gastronom leitet Besucherzentrum Angebot Integriertes Restaurant soll Wanderer und Touristen anlocken Von unserer Mitarbeiterin Annette Hoppen Noch dürfen nur Monteure auf die besondere Baustelle. 360 Meter misst die längste Hängeseilbrücke DeutschFotos: Werner Dupuis lands, die in atemberaubender Höhe über das Bachtal führt. M Koblenz/Mörsdorf. „Ich bin froh, dass ich nicht zu früh aufgelegt habe. Ich wollte das Gespräch eigentlich schon nach dem ersten Satz beenden“, sagt Ralf Prestenbach. Jetzt also ist er Betreiber des Besucherszentrums samt Restaurant an der Hängebrücke Geierlay, die am 3. Oktober offiziell eröffnet wird. Vor zwei Wochen erhielt der Koblenzer Gastronom (Circus Maximus und Stattstrand) ziemlich unvermittelt einen Anruf des Mörsdorfer Bürgermeisters Marcus Kirchhoff. Der fiel gleich mit der Tür ins Haus: Ob sich Prestenbach vorstellen könne, die Bewirtschaftung des Besucherzentrums zu übernehmen? Nachdem der ursprünglich ins Auge gefasste Pächter kurzfristig abgesprungen war, musste schnell Ersatz her. Doch Prestenbach winkte zunächst ziemlich flott ab. „Ich will nicht noch mehr machen“, bat der 45Jährige Kirchhoff gleich zu Beginn des Gesprächs um Verständnis. Doch Kirchhoff ließ nicht locker. Das Ergebnis: Zur Eröffnung der längsten Hängebrücke Deutschlands samt Rundwanderweg sitzt Prestenbach mit im Boot – und damit auch ein Stückchen von Koblenz. Seit Prestenbach zunächst die Bilder des zum Besucherzentrum umgebauten ehemaligen Raiffeisengebäudes gesehen hat und später auch das Original und Kirchhoff ihm mehr vom Konzept erzählt hat, ist der Gastronom Feuer und Flamme. „Das ganze Projekt ist einfach der Wahnsinn. Und das mitten im Hunsrück. Vor allem aber hat mir auch die Umsetzung des Besucherzentrums einfach sehr gut gefallen, die Gestaltung mit viel Holz und natürlichen Materialien“, schwärmt Prestenbach. Die kalkulierten Besucherzahlen dürften den Geschäftsmann ebenfalls überzeugt haben: Im kommenden Jahr rechnen die Macher der Hängebrücke mit 180 000 Besuchern – ausgehend von Übernachtungszahlen der Tourismus- Im Besucherzentrum gibt es nicht nur Infomaterial zu Hängebrücke und Wanderrundweg, sondern auch ein Restaurant. betriebe in der näheren Umgebung. 80 Gästen bietet das Wanderrestaurant im Besucherzentrum im Inneren Platz. Hinzu kommen 80 Plätze an Außenbestuhlung. Die Speisekarte soll klein, aber fein werden. „Jugendlich und modern“, umschreibt Prestenbach das angedachte Angebot an Speisen. Eine klassische Schlachtplatte wird es sicher nicht geben, erklärt er Ralf Prestenbach ist begeistert vom Hängebrücken-Projekt. Foto: Hoppen schmunzelnd. Wohl aber zum Beispiel eine Wildgulaschsuppe. Oder auch auch einen Salat mit gratiniertem Ziegenkäse. Zumindest in der ersten Zeit wird das Besucherzentrum täglich ab 9.30 Uhr bis in die Abendstunden geöffnet sein. Montag ist Ruhetag. „Dann müssen wir sehen, wie es sich mit dem Besucherstrom verhält, um die Öffnungszeiten dem Bedarf anzupassen“, kündigt Prestenbach an. Zwei neue Leute wird der Gastronom auf jeden Fall extra für das Besucherzentrum einstellen, einen Koch und eine Restaurantfachkraft. Der restliche Bedarf soll über Aushilfskräfte aus der Region abgedeckt werden. Neben dem Restaurant wird Prestenbach auch das Info-Angebot am Besucherzentrum betreiben. Hier gibt es unter anderem Material zur Wanderstrecke. Außerdem ist eine Kamera installiert, die ständig Livebilder von der Brücke zeigt, die etwa einen Kilometer entfernt ist. Der Parkplatz für die Wanderstrecke befindet sich indes am Besucherzentrum, das damit Startpunkt für die Besucher ist. Buntes Programm zur Brückeneröffnung Einweihung Ein ganzes Wochenende wird in Hunsrückdörfern gefeiert Schwindelfrei müssen die Schweizer Brückenbauer sein. Ihr Arbeitsplatz hängt 100 Meter über dem Abgrund. M Mörsdorf/Sosberg. Punkt 12.30 Uhr soll am Samstag, 3. Oktober, das symbolische Band durchgeschnitten werden und die ersten – mutigen – Ehrengäste die 360 Meter lange Geierlaybrücke in luftiger Höhe überqueren. Ein ganzes Wochenende lang soll Deutschlands längste Hängeseilbrücke gefeiert werden. Gemeinsam haben die Gemeinden Mörsdorf und Sosberg ein buntes Programm erstellt. Pendelbusse bringen von 12 Uhr an Wanderer von Kastellaun nach Mörsdorf. Mit dem Auto anreisende Festbesucher müssen die Parkplätze am Besucherzentrum oder am Sportplatz benutzen. Im Ortskern von Mörsdorf gibt es keine Parkmöglichkeiten. Die Brückenköpfe auf beiden Seiten des Tals sind nur zu Fuß zu erreichen. Über drei gut ausgeschilderte, landschaftlich reizvolle Routen, mit unterschiedlichen Längen von 5 bis 10 Kilometer werden die Wanderer zur Hängeseilbrücke geführt. Auf Sosberger Seite befindet sich am Brückenkopf ein Stand, an dem sich die Wanderer laben können. Eröffnet wird am Festsamstag der vom Windenergiebetreiber ge- sponsorte „ABO-Wind-Rundweg“. Die Baustelle eines Windrades kann besichtigt werden. Für Kinder gibt es verschiedene Spielstationen. Gehheimtipps zu den schönsten Aussichtspunkten in der Umgebung verraten die Natur- und Wanderfreunde Mörsdorf. Über den gesamten Ort sind 17 Stationen mit Essen und Trinken, mit urigen Hunsrücker Spezialitäten und Sehenswürdigkeiten verteilt. Neben dem Besucherzentrum wird auch das seit geraumer Zeit geschlossene Mörsdorfer Heimatmuseum wiedereröffnet. Im ehemaligen Ratssaal im Obergeschoss des pittoresken und in den vergangenen Wochen vollständig renovierten Fachwerkhauses werden „Energiegeschichten“ erzählt. Gezeigt wird der Wandel von der ersten Elektrifizierung in Mörsdorf bis ins Hightech-Zeitalter. Im Erdgeschoss im alten Backes öffnet ein kleines, gemütliches Café. Nicht nur Brückentouristen, auch Einheimische können sich dort künftig an den Wochenenden vom Alltag bei Waffeln, Kuchen, Tee und Kaffee erholen. „Ingos Scheune“ ist zu einem Holz- und Werkzeugmuseum umfunktioniert worden. Es werden Köstlichkeiten von den Ziegen des Schorfelder Hofs serviert. Im Zehnthaus neben der Kirche werden Tapas von Biogemüse gereicht. wd Überall, wo es etwas zu messen und zu entscheiden gibt, ist Bauleiter Lucas Kälin präsent, wie hier am Mörsdorfer Brückenkopf.
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