Wanderbericht Winterthur

Wanderbericht
Turnveteranen-Vereinigung Aadorf Ettenhausen
2. Februar 2016
Winterthur „Räuber und Gendarme“
Wanderleiter: Rupert Hermann Teilnehmer: 29
Wetter:
Milder Wintertag, trocken.
Thema:
Der Verein «Kehrseite» zeigt, was in anderen
Führungen kaum beachtet wird: Diebe, Dirnen
und Mörder, Folter, Pranger und Todesstrafe.
400 Jahre Verbrechen und Verbrechensbekämpfung vom mittelalterlichen Giftmord über
Gefängnisausbrüche bis zum Terroristenprozess der 80er Jahre. Der Rundgang führt uns
zu Tatorten, Gefängnissen, Gerichten und geht
dabei den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen
und politischen Hintergründen der Verbrechen auf die Spur.
Hinweis: Wegen Gewaltdarstellungen nicht empfohlen für Kinder unter 12 Jahren.
Ivo Stutz (Elgg), Gymilehrer für Geschichte
führt uns durch die Altstadt
Wir harren der „Schauer“-Geschichten die
da kommen werden angesichts des Themas
Sehr unterhaltsam dem Thema folgend verstand es Ivo Stutz auf kurzweilige Art und Weise, uns
während der 1 ½ -stündigen Führung entlang der Hauptschauplätze der Gerichtsbarkeiten im Winterthur des Mittelalters (14. bis 18. Jahrhundert) zu erläutern wie „in den guten alten Zeiten“ mit
Dieben, Dirnen, Mördern und sonstigen Missetätern verfahren wurde. Nebst relativ harmlosen aber
doch effektvollen Strafen wie Pranger und Körperstrafen war es doch auch gang und gäbe, drakonische Urteile bis hin zur Todesstrafe zu fällen. In den 4 betrachteten Jahrhunderten wurden gut
100 Todesurteile vollstreckt – angesichts der noch tiefen Bevölkerungszahl doch eine nicht unerhebliche Zahl. Interessant dabei ist, dass nur Frauen auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurden.
Männer erhielten „humanere“ Arten der Hinrichtung: je nach Schwere der Untat waren dies Ertränken (in der Eulach), Galgen, oder die „ehrliche Hinrichtung“ auf der Guillotine.
Sehr interessant im Rahmen der Ausführungen des Reiseleiters war es auch, zu erfahren dass
Winterthur vom 14. bis 18. Jahrhundert nur sehr langsam gewachsen ist: von ca. 2000 Einwohner
auf ca. 3000 Einwohner. Mit der zunehmenden Industrialisierung setzte im Lauf des 18. Jahrhunderts dann doch ein vergleichsweise rasantes Wachstum ein: 1850 bereits ca. 14‘000, 1900 schon
41‘000, 1950 67‘000, 2013 108‘000……………..
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Gut dokumentiert mit allerlei Grafiken und Illustrationen erfahren wir eine unterhaltsame
Geschichtslektion
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Auf dem Neumarkt waren seinerzeit drei Gefängnisse. Immer noch als Gebäude vorhanden ist das „untere“ Spital, heute Teil des Alterszentrums
Am Gebäude des Alterszentrums Neumarkt zeichnet sich die Sozialgeschichte der Stadt Winterthur nach. Das Gebäude war über die Jahrhunderte hinweg Spital, Armenhaus, Waisenhaus,
Fremdenasyl, Gefängnis und Altersheim in einem oder nach und nach. Die Geschichte ist auch ein
Blick auf den sozialen Wandel, der aufzeigt, wie in den letzten 800 Jahren mit Menschen am Rand
der Gesellschaft umgegangen wurde.
Die Inschrift „Res sacra miser“ am Neumarkt Alterszentrum bedeutet: Die Sorge für die Armen ist
eine heilige Pflicht. Dieses sozialpolitische Motto setzt am fürsorglichen Pol der Sozialpolitik zwischen Helfen und Strafen an. Der Neumarkt, heute Alterszentrum, war als Ort der versorgten Armut Schauplatz der städtischen Sozialpolitik und vieles gleichzeitig: Armenanstalt, Waisenhaus, Irren- und Krankenhaus, Gefängnis und Zwangsarbeitsanstalt. Die Inschrift Res sacra miser wurde
im Lauf der Jahrhunderte immer wieder aufgefrischt, zuletzt vor 10 Jahren.
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Dies war der Ort der Gerichtsbarkeit und Blutgerichtsbarkeit: Im heutigen Festsaal des Alten Rathauses an der Marktgasse wurde damals zu Gericht gesessen. Die Urteile wurden sogleich auf
dem Balkon dem wartenden Publikum verkündet. Die Vollstreckung der Urteile folgte möglichst
noch gleichentags im Beisein der schaulustigen Bevölkerung.
Auch in Winterthur ziert die Justitia, römische Göttin der Gerechtigkeit und des Rechtswesens den Gerechtigkeitsbrunnen. Er stammt aus dem Jahre 1537 und stand ursprünglich
am Obstmarkt. So hiess damals der Platz bei der Einmündung der Obergasse in die Marktgasse. Seit jeher wird die
Justitia mit einer Waage in der einen und mit einem Schwert
in der anderen Hand dargestellt. Das Attribut der verbundenen Augen kam erst um 1520 dazu. Das christliche Mittelalter
kennt nur die sehende Justitia, so wie sie durch die Winterthurer Ausführung dargestellt ist. Hier wurden die Ehrenstrafen
vollzogen: am Pranger stehen, Körperstrafen.
Quellen der Information in diesem Bericht: Internet, Winterthur Glossar etc.
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