Stadt Thun Thuner Tagblatt Freitag, 15. Januar 2016 Alte Esche wird doch nicht gefällt Kommentar SCHADAUPARK Die geplante Baumfällaktion der Stadt im Schaudaupark nimmt eine unerwartete Wendung. Die 150jährige Esche bleibt nun doch stehen und soll für die nächsten drei bis fünf Jahre gepflegt werden. Die ebenso alte Eiche und drei weitere Bäume werden Ende Januar aber gefällt. Noch an der letzten Stadtratssitzung vom 18. Dezember schien das Schicksal der 150-jährigen Esche und der ebenso alten Eiche im Schadaupark besiegelt. Mit 21 zu 13 Stimmen lehnte der Stadtrat ein Postulat der Grünen ab, auf die Fällung der beiden Bäume zu verzichten. Zuvor hatten mehrere Baumexperten das Vorgehen der Stadt kritisiert und die Fällaktion als unnötig erachtet (wir berichteten mehrmals). An der Stadtratssitzung hatte der zuständige Gemeinderat Konrad Hädener (CVP) nochmals betont, dass die Bäume krank seien und gefällt werden müssten. «Wir wollen den Park langfristig erhalten und ihn sicher halten», sagte er damals. Keine absolute Wahrheit Gestern nun gab Hädener auf Anfrage bekannt, dass die Esche nun doch nicht gefällt werde. «Wir haben immer gesagt, dass wir uns des öffentlichen Interesses und der öffentlichen Sorge rund um die Bäume im Schadaupark bewusst sind und diese ernst nehmen», sagte Hädener. Die öffentliche Sicherheit im Park gehe jedoch vor. Hädener räumt aber ein, dass es sich bei solchen heiklen Baumfällungen immer auch um Ermessensentscheide handle und nicht um den Anspruch auf die absolute Wahrheit. «Deshalb haben wir entschieden, die Esche vorläufig nicht zu fällen», so Hädener. Die Lebenserwartung dieses Baumes bleibe aber beschränkt, «auf vermutlich drei bis fünf Jahre». Dies infolge der fortgeschrittenen Schädigung durch Pilzbefall. «Wir nehmen nicht in Anspruch, die Zukunft zuverlässiger voraussagen zu können als andere Fachleute. Deshalb wollen wir diesen Baum vorläufig erhalten und pflegerisch eng begleiten», sagte Hädener. Der eindrückliche Stamm und die vorliegende Stabilitätsanalyse dieses Stammes liessen den Schluss zu, dass weder Roland Drenkelforth stellvertretender Chefredaktor eine Entwurzelung noch ein Stammbruch zu befürchten seien, auch nicht bei einem Sturm. Grund zur Sorge bereite vielmehr das fortschreitende Absterben der Baumkrone. Die Esche reagiere seit einiger Zeit auf Pflegeschnitt nicht mit Neuaustrieb, sondern mit der Bildung von noch mehr Totholz, das fortlaufend entfernt werde. «Das führt uns zur Prognose, dass die Tage des Baumes gezählt sind», so Hädener. Baumkrone wird ausgedünnt Im Rahmen der nun anstehenden Baumpflege werde man einen Pflegeschnitt vornehmen. «Äste, die aufgrund eines Fallrisikos eine Gefährdung für die Parkbesucher darstellen, werden wir entfernen», sagte Hädener. Im Zweifelsfall werde man die Baumkrone schonen und im Sommer bei einem erneuten Eingriff kontrollieren, ob fragwürdige Äste tatsächlich ausgetrieben haben oder abgestorben sind. «Auf unseren Baumfällentscheid werden wir zurückkommen, wenn die Krone der Esche durch Erhaltungsmassnahmen so weit ausgedünnt sein sollte, dass sie ein trostloses Bild vermittelt und sich eine Fällung im Interesse des Parkbildes aufdrängt», hält Hädener fest. Die anderen vier Bäume, also auch die 150-jährige Eiche beim Seepark, werden gegen Ende Januar gefällt. Da einzelne Stellen im Schadaupark für schwerere Fahrzeuge nicht zugänglich sind, müsse auch ein Helikopter eingesetzt werden. Stadtrat Thomas Hiltpold (Grüne), der im Dezember eine öffentliche Führung organisiert und sich an der Sitzung vom 18. Dezember gegen eine Fällung gewehrt hat, zeigte sich zufrieden mit diesem «fast schon salomonischen Entscheid». «Dies dürfte etwas Ruhe und Vertrauen in die ganze Baumangelegenheit bringen», meinte Hiltpold. Roland Drenkelforth Überraschender Rückzieher Z weitmeinung ernst nehmen», schrieb diese Zeitung am 24. Oktober an dieser Stelle. Der anerkannte Baumexperte Walter Wipfli bezeichnete damals ein Fällen der 150-jährigen Esche und der ebenso alten Eiche im Schadaupark als unnötig. Die Stadt wollte die beiden Bäume aus Sicherheitsgründen fällen lassen. Die Kontroverse füllte Onlineforen und Leserbriefspalten und führte zu einer politischen Debatte im Stadtrat. Die Volksvertreter im Parlament hatten jedoch kein Erbarmen mit den Bäumen und lehnten ein Postulat der Grünen zur Rettung der Bäume ab. Umso überraschender ist nun der Rückzieher der Stadt. Die Begründung des zuständigen Gemeinderats Konrad Hädener (CVP) bleibt schwammig. Bei solch heiklen Baumfällaktionen gebe es immer einen Ermessensspielraum und keine absolute Wahrheit, so Hädener. Er bestätigt hingegen, dass der Baum genügend stabil sei und auch bei einem Sturm nicht umfallen werde. Dazu liege inzwischen auch eine Stabilitätsanalyse vor. Das Schicksal der alten Esche bewegte viele Leute: Letzten Dezember nahmen gegen hundert Leute an einer öffentlichen Führung und Diskussion im Schadaupark teil. Im früheren Hotel Blümlisalp sollen Wohnungen ermöglicht werden GOLDIWIL Das geschlossene, derzeit ungenutzte Hotel Blümlisalp am Ausgang des Dorfzentrums in Goldiwil soll künftig für privaten Wohnraum zur Verfügung stehen. Um dies zu ermöglichen, muss die geltende Sonderbauvorschrift geringfügig geändert werden. Die Pläne liegen seit gestern öffentlich auf. Das Hotel Blümlisalp in Goldiwil (Gemeinde Thun) ist 1979 auf Grundlage einer Überbauungsordnung (ÜO) mit der «Sonderbauvorschrift Hotel Blümlisalp» gebaut worden. Demnach ist für die Nutzung des Gebäudes aus- schliesslich diejenige als Hotel vorgesehen. Die stetig sinkende Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten im 1200-SeelenDorf hat aber «nach mehreren Betriebsunterbrüchen zu einer definitiven Einstellung des Betriebs Das stillgelegte Hotel Blümlisalp soll umgenutzt werden. Markus Hubacher 5 | geführt», wie die Stadt Thun gestern mitteilte. Weil eine Wiedereröffnung des Hotel- und Restaurantbetriebs in dieser Grösse nicht mehr in Betracht gezogen werden könne, strebe der Besitzer der Liegenschaft nun eine «wirtschaftlich tragbare Nutzung» an, heisst es in der Mitteilung weiter. Wohnungen für Private und ein verkleinertes Restaurant Geplant ist laut der Stadt, die Hotelräumlichkeiten «vollständig zu privatem Wohnraum umzunutzen und einen deutlich verkleinerten Restaurantbetrieb zu erhalten». Damit dieses Vorhaben bewilligungsfähig wird, müsse die bestehende Sonderbauvorschrift angepasst werden. Die entsprechende Änderung der geltenden ÜO liegt seit gestern bei der Stadtverwaltung öffentlich auf (vgl. Hinweis am Textende). Wie die Thuner Stadtplanerin Beatrice Aebi gestern auf Anfrage festhielt, kam es im Hotel Blümlisalp in den letzten Jahren «immer wieder zu Pächterwechseln» und daher auch zu den erwähnten Betriebsunterbrüchen. Wie lange «Der Besitzer der Liegenschaft strebt eine wirtschaftlich tragbare Nutzung an.» Aus der Mitteilung der Stadt genau Restaurant und Hotel mittlerweile geschlossen sind, wusste bei der Stadt gestern niemand. Auch der Termin des Neustarts im Restaurant steht in den Sternen: Weil das planungsrechtliche Verfahren im Zusammenhang mit der Änderung der ÜO laut Aebi dieses Jahr andauern wird, ist nicht mit einer Wiedereröffnung vor 2017 zu rechnen. gbs/pd Die Unterlagen zur Änderung der Überbauungsordnung können bis zum 12. Februar während der or dentlichen Bürozeiten im Auflage raum der Stadtverwaltung an der Industriestrasse 2 in Thun eingese hen werden. Sie stehen zudem on line unter www.thun.ch/auflagen zur Verfügung. Patric Spahni 13 000 Fr. gespendet THUN Der Reinerlös aus der 13. Aktion Nez Rouge Berner Oberland wurde anlässlich des Abschlussessens an Vertreter des Zentrums Mittengraben in Interlaken übergeben. Mit 13 000 Franken komme dies einem grossen nachweihnächtlichen Geschenk gleich, teilte die Organisation mit. Nez Rouge Berner Oberland hat in 13 Jahren fast 118 000 Franken an diverse Institutionen im Oberland gespendet. Laut Nez Rouge war die Spendierfreude der Kunden, die über die Festtage nach Hause gebracht wurden, sehr gross. pd Das Fazit dieser Geschichte: Oh ne diese öffentliche Diskussion wäre die Esche nun gefällt worden – ohne zwingenden Grund. Die Geschichte erinnert an die Kastanienbäume beim Waisenhaus, die auch zwanzig Jahre nach der amtlich verfügten Fällung mehrheitlich immer noch stehen. Es ist gut möglich, dass auch die Esche mit guter Pflege noch viele Jahre die Parkbesucher erfreuen wird. Bei der alten Eiche hingegen wird es nicht so weit kommen, sie wird definitiv gefällt. Auch hier wäre wohl eine andere Lösung denkbar gewesen. Gemeinderat Konrad Hädener zieht sich mit seiner Kehrtwende geschickt aus der Affäre. Hätte er die Baumfällaktion trotz aller Einwände von anerkannten Baumexperten durchgezogen, hätte er sich den Vorwurf der Sturheit gefallen lassen müssen – auch wenn ihm der Stadtrat letzten Dezember den Rücken gestärkt hat. Er hätte sich hinter diesem Mehrheitsentscheid verstecken können. Deshalb ist es umso bemerkenswerter, dass er das Ganze nochmals genau überdacht hat und nun über seinen eigenen Schatten springt. Das zeugt von gesundem Menschenverstand. Mail: [email protected] ANZEIGE Kiss me, Kate Dienstag, 19. Januar 2016 19.30 Uhr, KKThun Schadausaal llschaft Kunstg0e1s5e/16 rter T hun 2 von Cole Po Musical-Co medy Abendkasse ab 18.30 Uhr Vorverkauf: 079 737 60 14 | starticket.ch | kunstgesellschaftthun.ch
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