18 Weihnachten mit Nicole von Boletzky Seit über zwei Jahrzehnten agiert die international gefeierte Schweizer Meisterfloristin als Ideengeberin, die die Schönheit im Einfachen und in der Reduktion sucht. Entsprechend wichtig sind für Nicole von Boletzky Fundstücke aus Wald und Feld, die sie mit ihrer Mischlingshündin Emma täglich durchstreift. Herbarella hat die innovative Gestalterin bei einem ihrer Spaziergänge begleitet. Interview Simone Quast, Fotografie Gianni Bombèn Frau von Boletzky, Weihnachten ist das Jahresfest, das noch stark mit Traditionellem verbunden ist. Was bedeutet für Sie Tradition? Mich an das zu erinnern, was meine Augen in Kindertagen glänzen liess … Wie lässt sich Althergebrachtes immer wieder neu interpretieren? Indem man Bewährtes bewahrt und Neues zulässt. Tradition schliesst Innovation ja nicht aus. Es ist ein anspruchsvolles Ausloten, wo die Schnittstellen zwischen überlieferten Werten und neuen Ausdrucksformen liegen. Damit verbunden ist die spannende Frage, inwiefern diese Werte angepasst werden können, ohne ihren Gehalt zu verlieren. Das Wort «Trend» hat im Zusammenhang mit Weihnachten jedoch einen seltsamen Beigeschmack, mir persönlich klingt es zu reisserisch. Ich stelle mit Freude fest, dass das Trenddiktat Jahr für Jahr zurückgeht und kaum mehr rigorose Farb- oder Formvorgaben gemacht werden. Es scheint, als hätten viele begriffen, dass Advent und Weihnachten persönlich geprägt sind und nur sehr subtil mit modischen News verknüpft werden können. Generell stellt man eine Rückbesinnung auf recht einfache, authentische Aussagen fest. Dies entspricht mir und meiner Arbeit sehr. Welche Elemente dürfen für Sie in einem Advents- oder Weihnachtsschmuck auf keinen Fall fehlen? Zapfen. Anderes natürlich auch, aber mit den Rottannenzapfen verbinde ich das Weihnachtsfest auf eine besonders intensive Weise. Ich liebe ihren Duft und ihre Form. Auch gefällt mir der Gedanke, dass Tannenzapfen uns einfach zu Füssen liegen, wir sie gerade mal aufheben 19 Nicole von Boletzky müssen, um damit etwas Schönes zu machen. Natürlich gehört auch etwas Glanz zum Weihnachtsfest. Doch ziehe ich zum Beispiel das Schlagmetall dem industriellen Hyperglanz vor und freue mich darüber, dass bei den Accessoires vermehrt Metall, Filz, Stein oder Wachs an die Stelle von Kitsch-Klimbim treten. Welche natürlichen Materialien eigenen sich aus Ihrer Sicht am besten für winterliche Dekorationen? Grundsätzlich eignet sich alles, was im Auge des Betrachters schön ist. Das können ganz unspektakuläre Dinge sein: Rinden, Hölzer, Zapfen, verzweigte Äste, Flechten oder auch Wurzelteile. Als ungeeignet würde ich Fundstücke einstufen, die einen seltsamen Geruch haben oder von Tierchen besiedelt sind. 20 Im dialog mit der natur Typisch Nicole von Boletzky: Auch in ihren jüngsten Arbeiten lässt die Künstlerin mit wenigen Elementen eine Geschichte anklingen, die vom Betrachter zu Ende erzählt wird. Dass da auch eine ordentliche Portion Humor mit im Spiel ist, zeigt das brummige Engelchen unten rechts, das von Kleidergrösse 34 bestimmt noch nie gehört hat. Sie unterrichten international renommierte FloristikMeisterklassen. Gibt es denn auch für Nicht-Fachleute die Möglichkeit, einen Ihrer Kurse zu besuchen? Seit über 20 Jahren bin ich ausschliesslich in der höheren Fachausbildung gelernter Floristen tätig. Aus aller Welt dürfen wir Kursteilnehmer bei uns auf die anspruchsvolle Meisterprüfung vorbereiten. Wir bieten jedoch auch Spezialthemen wie Schweisskurse, eine Ausbildung in Entwurfslehre oder ähnlich spannende Kurse an. Diese sind zum Beispiel auf unserer Internetseite www.knowhow.ch ausgeschrieben. Hier können wir Interessierte aus allen Sparten aufnehmen und finden diese Durchmischung enorm spannend. • 21
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